TY - JOUR U1 - Zeitschriftenartikel, wissenschaftlich - begutachtet (reviewed) A1 - Rietschel, Siegfried T1 - Abschiedsrede JF - Carolinea N2 - Soll ich es kurz machen, indem ich einfach „Danke“ sage? - Ich würde es mir und Ihnen leicht machen, aber es bliebe dann offen, wem dieses „Danke“ gilt und für was es ausgesprochen ist. Nach 41 Jahren Berufstätigkeit in und für Museen fragt man sich schon, was dieses Berufsleben lebenswert gemacht hat. Am Anfang stand die starke Prägung durch das Elternhaus, die Familie, die auch meine beiden Brüder, die unter Ihnen sind, intensiv erlebt haben. Sie hat erste, entscheidende Weichen gestellt und ihr gilt mein tiefster Dank. Dass ich im Senckenbergischen Bürgerhospital zu Frankfurt am Main geboren wurde, war sicher kein Omen. Aber vor 46 Jahren begann ich, mir mein Studium der Geo- und Biowissenschaften durch Führungen, Pforten- und Aufsichtsdienst im Senckenbergmuseum mitzufinanzieren. Den studentischen Schwur, nie in einem Museum (und erst recht nicht im Senckenberg) zu arbeiten, habe ich allerdings bereits 1960 gebrochen. Die 18 Jahre von 1960 bis 1978 unter dem herausragenden Museumsdirektor Wilhelm Schäfer waren Lehrjahre, für die ich noch heute dankbar bin - Lehrjahre in jeder Hinsicht. Sie haben mir vielfach gezeigt, dass ein Museum mehr sein kann, mehr sein muss als ein Ausstellungsgebäude, mehr sein muss als ein - wie es damals hieß - „Tempel der Wissenschaft“, mehr sein muss als eine Schatzkammer kultureller Güter, wobei ich selbstverständlich die zu erforschenden und erforschten Schätze der Natur als Kulturgüter ansehe. Waren sie doch das Erste, was unsere frühen Vorfahren sammelten und befragten! Museum als Bildungseinrichtung, Museum als Forschungsinstitut, Museum als materialbezogenes Dokumentationszentrum von Vergänglichem und Vergangenem aus dem wir für die Zukunft zu lernen haben. Museum dann aber auch als Gemeinschaft von Aufsehern, Handwerkern, Präparatoren, Reinemachefrauen, Technikern, Verwaltungsleuten, Volontären, Wissenschaftlern etc. - finanziert von der Gesellschaft mit der Pflicht, ihre Kulturgüter zu bewahren, zu erforschen und zu pflegen und dieser Gesellschaft möglichst viele Kenntnisse und Erkenntnisse in anschaulicher Weise zurück zu geben. Im Senckenbergmuseum waren diese Ziele getragen von Bürgersinn und Mäzenatentum - nicht von Sponsoren. KW - Rietschel, Siegfried 〈1935-〉 KW - Frankfurt am Main KW - Karlsruhe KW - Natur-Museum und Forschungs-Institut Senckenberg KW - Staatliches Museum für Naturkunde Karlsruhe KW - Museumsdirektor KW - Naturkundemuseum KW - Abschied KW - Rede KW - Biografie Y1 - 2001 UN - https://nbn-resolving.org/urn:nbn:de:bsz:31-opus-195460 U6 - https://doi.org/10.57962/regionalia-19546 DO - https://doi.org/10.57962/regionalia-19546 VL - 59 SP - 11 EP - 13 ER -