Die staatliche Raubaktion 1939 am Vermögen der jüdischen Bevölkerung
- Am 20. Juni 1939 erhielt die 81-jährige Professorenwitwe Anna Samuely eine Mitteilung der Heidelberger Stadtverwaltung, in der sie aufgefordert wurde, unverzüglich alle Gegenstände aus Gold und Silber sowie Brillantschmuck, Uhren, Bestecke, Vasen und Münzen von erkennbarem Wert beim städtischen Leihamt abzuliefern. Ihre Wertsachen würden dort amtlich geschätzt werden. Sie erhalte den Taxpreis abzüglich einer Bearbeitungsgebühr. Frau Samuely wusste, was das bedeutete. Die Aktion hatte im Februar begonnen, ein Großteil ihrer jüdischen Bekannten war schon zur Ablieferung vorgeladen worden. Sie wusste auch, dass mittlerweile die taxierten Beträge nicht mehr ausgezahlt, sondern auf ein Sperrkonto gelegt wurden. Sie hatte erfahren, dass Heidelberger Schmuck- und Uhrenhändler, zu deren Kundschaft sie auch gehört hatte, sich im Rathaus zu Auktionen versammelten, um die abgelieferten Wertsachen günstig zu ersteigern. Frau Samuely wurde Opfer einer dreisten staatlichen Raubaktion.
Verfasserangaben: | Norbert GiovanniniGND |
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DOI: | https://doi.org/10.57962/regionalia-24422 |
Titel des übergeordneten Werkes (Deutsch): | Heidelberg : Jahrbuch zur Geschichte der Stadt |
Untertitel (Deutsch): | die erzwungene Ablieferung von Gold, Silber und anderen Wertgegenständen nach der Pogromnacht |
Dokumentart: | Wissenschaftlicher Artikel |
Sprache: | Deutsch |
Jahr der Erstveröffentlichung: | 2021 |
GND-Schlagwort: | Heidelberg; Reichspogromnacht; Nationalsozialismus; Judenverfolgung; Raub; Enteignung |
Jahrgang: | 26 (2022) |
Erste Seite: | 119 |
Letzte Seite: | 136 |
DDC-Sachgruppen: | 900 Geschichte und Geografie / 940 Geschichte Europas / 943 Geschichte Deutschlands |
Systematik der Landesbibliographie: | Landesgeschichte / Geschichte von 1806 bis 1952 / Drittes Reich |
Zeitschriften: | Heidelberg / 26.2022 |
Lizenz (Deutsch): | Creative Commons - CC BY - Namensnennung 4.0 International |