Literaturgeschichtliche Landeskunde?
- Zu den methodischen Prämissen der Anfänge einer geschichtlichen Landeskunde gehörte es, eine „innige Zusammenarbeit aller geschichtlich gerichteten Fächer" herbeizuführen. Archäologie und Kunstgeschichte, Kirchen- und Wirtschaftsgeschichte, Rechtsgeschichte und historische Sprachwissenschaft waren aufgerufen, der Idee einer „geschichtlichen Landeskunde als gemeinsamer Plattform" als interdisziplinärem erkenntnisorganisierendem Prinzip allen Eigengesetzlichkeiten zum Trotz zum Erfolg zu verhelfen. Der hat sich denn auch seither in reichem Maße eingestellt, und gerade die einschlägigen Disziplinen der Germanistik, (historische) Dialektgeographie und Ortsnamenforschung, haben in den letzten Jahrzehnten - wesentlich mitbestimmt durch die Arbeiten des Jubilars - für den alemannischen Bereich die landeskundliche Forschung durch Erschließung neuen Materials und Verfeinerung der Methoden tatkräftig gefördert. Mochte man es für einen Zufall oder allenfalls für ein Symptom des damaligen problem- oder geistesgeschichtlich orientierten Zustandes der Literaturgeschichte halten, daß bei der Aufzählung der angesprochenen „geschichtlich gerichteten Fächer" in Hermann Aubins frühem programmatischem Aufsatz die Literaturgeschichte fehlte, so gibt es doch zu Bedenken Anlaß, daß sich dies in den nachfolgenden Arbeiten (mit Ausnahme der kritischen Erwähnung von Josef Nadlers Werk) kaum geändert hat und daß man noch ein Vierteljahrhundert später in der Neubestimmung von „Sinn und Aufgaben geschichtlicher Landeskunde" durch Karl Lechner den Beitrag der Literaturgeschichte oder auch nur das Verlangen nach ihrer Teilhabe vergeblich sucht. Unter all den Räumen und ,geschichtlichen Landschaften', die die verschiedenen Disziplinen bis dahin entwickelt hatten, von der ökonomischen Landschaft bis hin zur Sakrallandschaft, von den Hauslandschaften zu den Mundartlandschaften, vermißt man literaturwissenschaftlich bestimmte Landschaften, wenn man von der ,Volksliedlandschaft' absieht. Bleibt sie also ohne fundamentum in re, die als Wort nicht so ungeläufige Literaturlandschaft? Ist sie die Substantialisierung eines bloßen Begriffes?
Verfasserangaben: | Volker SchuppGND |
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DOI: | https://doi.org/10.57962/regionalia-19218 |
Titel des übergeordneten Werkes (Deutsch): | Alemannisches Jahrbuch |
Dokumentart: | Wissenschaftlicher Artikel |
Sprache: | Deutsch |
Jahr der Erstveröffentlichung: | 1976 |
GND-Schlagwort: | Landesgeschichte 〈Fach〉; Landeskunde; Literaturgeschichte; Alemannisches Sprachgebiet |
Jahrgang: | 1973/1975 |
Erste Seite: | 272 |
Letzte Seite: | 298 |
DDC-Sachgruppen: | 800 Literatur / 830 Deutsche Literatur / 830 Literaturen germanischer Sprachen; Deutsche Literatur |
900 Geschichte und Geografie / 910 Geografie, Reisen / 914.3 Landeskunde Deutschlands | |
Zeitschriften: | Alemannisches Jahrbuch / 1973/1975 |
Lizenz (Deutsch): | Creative Commons - CC BY-NC - Namensnennung - Nicht kommerziell 4.0 International |