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Karl Reinfried kann als bedeutender Heimatforscher der Geschichte der Ortenau bezeichnet werden. Dies kommt durch seine annähernd 200 Publikationen zu den entsprechenden Themen zum Ausdruck. Nach seinem Tode griff beispielsweise Ernst Huber in seinem in der »Ortenau« veröffentlichten Beitrag auf die Forschungen von Reinfried zurück. Dies wird ebenfalls im folgenden Abschnitt dargestellt. Schließlich stehen die historischen Impulse Reinfrieds in Form seiner Publikationen in der »Ortenau« zur Erörterung an. In einer abschließenden Beurteilung soll analysiert werden, weshalb die heimatgeschichtlichen Publikationen Reinfrieds in der »Ortenau« auch heute noch von Bedeutung sind.
Am 28. Januar 2020 wird in Deutschland der erste Erkrankte aus dem bayerischen Landkreis Starnberg gemeldet: Die neuartige Infektionskrankheit, die ihn befallen hat, bezeichnet die World Health Organization (WHO) am 11. Februar als Covid-19; das dazugehörige Virus erhält den Namen Sars-CoV-2. Im März sterben erstmals Deutsche daran, drei Wochen später gibt es in Italien und Spanien jeweils bereits fast 3500 Tote. Am 22. März einigen sich Bundesregierung und Länderchefs deshalb auf weitreichende Ausgangs-, Reise- und Kontaktbeschränkungen - den sogenannten Lockdown. Gegen diese staatlichen Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie finden bald darauf in zahlreichen deutschen Städten Protestkundgebungen statt, am 25. April erstmals auch in der Ortenau.
Die Ortenau. – 100 (2020)
(2020)
Das Heiligste als Profanstes
(2019)
Während des 19. Jahrhunderts ereilte viele Kirchen das gleiche Schicksal: Sie wurden zu klein für die plötzlich stark wachsenden Gemeinden. Da der Turm meist die ihm gestellten Aufgaben – Repräsentation, Aussicht, Aufnahme des Glockenstuhls oder liturgische Symbolik – zur Zufriedenheit erfüllte, blieb dieser häufig erhalten. Das Langhaus aber sollte dem Abriss zum Opfer fallen müssen, ein neues Kirchenschiff statt seiner errichtet werden. Und hierbei ergab sich häufig ein nicht zu unterschätzendes Problem: Der Platz inmitten der Ortschaft reichte oft nicht aus, um das neue Kirchenhaus einfach an
Stelle des Alten zu erbauen.
Es ist der 31.3.1516: Die Landvogtei Ortenau ist zu gleichen Teilen an den Bischof von Straßburg und Graf Wilhelm von Fürstenberg verpfändet. Melchior von Schauenburg ist bischöflich-straßburgischer Amtmann in Oberkirch. Nach dem historischen Gerichtsprotokoll sind die Vertreter der Fronpflichtigen aus Griesheim, Sand und Schweighausen an diesem Tag nach Oberkirch geladen. Die Griesheimer hatten sich beim Bischof und beim Graf von Fürstenberg über die Anweisung des Schauenburgers beschwert, wonach sie beim Bau einer neuen Landstraße zwischen Sand und Urloffen mit zu fronen hätten. Die Trassenführung ist durch das westlich von Urloffen gelegene Eichwaldgebiet Mechich geplant. Die Griesheimer haben bisher die Arbeiten mit stoltze, hochmutige, tratzige und verdriessige wort boykottiert und bringen vor, dass die Fronverfügung des Amtmanns ungerecht sei. Griesheim sei schließlich an der neuen Straße nicht Anlieger. Es würden andere Gemeinden und Höfe viel näher an der geplanten Strecke liegen. Von dort solle man Fronpflichtige beiziehen.
Die Ortenau. – 99 (2019)
(2019)
„Um mich herum haben alle geweint, aber ich nicht, ich habe mich nur gefreut!“
Noch heute
lacht Agnes Hauser vor Freude, wenn sie von ihrer Abreise in die Schweiz erzählt. 1954 verließ sie ihr Elternhaus in Südbaden, um als Hausangestellte in Basel ihr Glück zu machen, wie
es zeitgenössisch hieß. Der sprichwörtliche Rat „Mädchen, geh in die Schweiz und mach dein
Glück!“ fand um 1900 Eingang in die Alltagssprache.
Er bezieht sich auf (süd-)deutsche Frauen
wie Agnes Hauser, die in die Schweiz gingen, um dort als ‚Dienstmädchen‘ zu arbeiten. Allein
die Tatsache, dass sich die Migration deutscher Frauen in schweizerische Haushalte in einer Redewendung verdichtet hat, lässt darauf schließen, dass es nicht nur einzelne Frauen waren, die an
dieser Migrationsbewegung teilnahmen. In der Tat stammte vom Beginn des 20. Jahrhunderts bis
weit in die 1960er Jahre hinein ein Großteil der Hausangestellten in der Schweiz ursprünglich aus
Deutschland oder Österreich. 1930 kamen etwa 29 Prozent der insgesamt 110.600 Hausangestellten aus dem Ausland, 1960 waren von den 81.600 Hausangestellten sogar 36 Prozent Ausländerinnen. Der Anteil der Deutschen und Österreicherinnen an den ausländischen Hausangestellten
betrug 1930 über 80 Prozent. 1960 hatte sich ihr Anteil zwar verringert, lag jedoch immer noch
bei 56 Prozent.
Abgesehen von den Kriegsjahren kamen im Untersuchungszeitraum jährlich
etwa 30.000 Deutsche und Österreicherinnen als ‚Dienstmädchen‘ in die Schweiz.
Wolf und Wappen
(2018)
Der Wolf kehrt, wie man hört, zurück – nachdem er schon einmal dagewesen ist und seine Spuren hinterlassen hat; auch in
der Ortenau, und an sichtbarer Stelle. So zeigt etwa das Wappen von Rammersweier einen schreitenden, rotgezungten schwarzen Wolf (was wohl weniger auf den angeblichen, durch mündliche Überlieferung begründeten Übernamen der Einwohner als vielmehr auf ein wirkliches Vorkommen des Tieres zurückgeht, woran in der benachbarten Gemarkung Zell-Weierbach noch der Gewannname „Wolfsgrube“ erinnert). Das Wappen von Oberwolfach zeigt, wie nicht anders zu erwarten, einen angreifenden roten Wolf; aber das der Stadt Wolfach selber keinen, sondern eine sogenannte Wolfsangel, nämlich einen „facettierten“, d. h. geschliffenen Doppelhaken, über dessen Bedeutung die Meinungen weit auseinandergehen. Aber vielleicht gelingt es, das diesbezügliche Dunkel ein wenig zu erhellen.
Die Ortenau. – 98 (2018)
(2018)
Der Theologe, Priester und Universitätsprofessor Engelbert Krebs wurde am 4. September 1881 in Freiburg geboren. Er war ein Sohn des Bankiers Eugen Krebs und seiner Frau Jenny, geborene Komp, die seinen Vater während seiner Studienzeit in Aachen kennengelernt hatte. Neben einer großen Zahl Freiburger Verwandter gab es so auch einen niederländischen Familienzweig. In Freiburg ging Engelbert Krebs nicht nur auf das Großherzogliche Gymnasium (heute Berthold-Gymnasium), sondern er studierte hier auch Theologie. Von 1906 bis 1908 war er Kaplan in Oberkirch in der Ortenau. Danach verbrachte er von 1908 bis 1910 eine weitere Studienzeit in Rom im Campo Santo. Mit einer in dieser Zeit angefertigten Arbeit erwarb er in Freiburg zusätzlich den Doktortitel in Theologie, nachdem er bereits 1903 dort zum Dr. phil. promoviert worden war. 1911 erhielt er die venia legendi für Scholastik an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg und übernahm dort 1915 eine a.o. Professur für Dogmatik. 1918 erhielt Krebs den Ruf auf den ersten dogmatischen Lehrstuhl in Freiburg und wurde ordentlicher Professor.