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Zu meinem Bericht im Geroldsecker Land 53/2011 kann ich noch einige ergänzende Angaben machen, zumal ich weiterhin Nachforschungen in derselben Sache durchführe. Außerdem werden hier noch einige wichtige neue Bilder gezeigt. Zur Identität der zeitweiligen Hausbesitzerin Katharina Berger ergibt sich jetzt auch eine andere Möglichkeit. Auf Grund neu aufgefundener Kirchenbücher von Tennenbach könnte es sich auch um die
Haushälterin des Tennenbacher Pfarrers Fries in der maßgeblichen Zeit gehandelt haben (Belege für 1825 und 1833). Am 7.5.1825 wird sie als „ledige Tochter des verstorbenen Michael Berger, Hofbauers im Amt Waldkirch in Diensten des Pfarrers“ bezeichnet. Da der begriff „Amt Waldkirch“ ein großes Gebiet umfasst und der Name Berger nicht selten vorkommt, ist es schwierig, Weiteres zu ihrer Person zu ermitteln. Also muss man es einstweilen dabei belassen.
Das Ettenheimer Rathaus, ein eindrucksvolles barockes Gebäude aus der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts, nimmt unterhalb der oben auf dem Berg thronenden Kirche des hl. Bartholomäus ebenfalls einen zentralen Platz in Ettenheim ein. In den 250 Jahren seines Bestehens hat es zahlreiche bauliche Änderungen erfahren. Um es den Erfordernissen der jeweiligen Zeit anzupassen, wurde das Rathaus seit seiner Fertigstellung im Jahre 1757 in nahezu regelmäßigen Abständen renoviert, umgebaut und auch erweitert. Die hier abgebildete Gesamtsicht von Ettenheim enthält auch die älteste Darstellung des Rathauses. Das Bild wurde von einem unbekannten Künstler gemalt, und zwar nach 1814, nachdem die badische Herrschaft den Wein- und Fruchtspeicher rechts im Bild gebaut hatte. Dieser wurde später zu einem Gefängnis umgebaut und dient heute als Vereinshaus und beherbergt seit 2006 auch ein kleines Museum. Leider steht die Ansicht nur noch in dieser Reproduktion zur Verfügung, da das Original im letzten Krieg verbrannte. Es ist zugleich, falls man die eine oder andere wenig genaue Skizze aus dem 17. Jahrhundert außer Acht lässt, die älteste Ansicht der Stadt überhaupt. In dieser Zeichnung tritt uns das Städtchen, denkt man sich den späteren Fruchtspeicher weg, in seiner Ausgestaltung am Ende des 18. Jahrhunderts entgegen, wie es der damalige Landesfürst Kardinal Louis Rene Edouard de Rohan-Guemene einige Jahre zuvor erlebt haben mag, als er 1790, um den Auswirkungen der Französischen Revolution zu entkommen, von Saverne aus in sein rechtsrheinisches Territorium nach Ettenheim flüchtete. Ettenheim wurde fürstbischöfliche Residenz und die Pfarrkirche St. Bartholomäus die letzte Bischofskirche der alten Diözese Straßburg. In dieser Kirche fand Kardinal Rohan nach seinem Ableben am 16. Februar 1803 eine höchst bescheidene Ruhestätte, die seinem früheren Ruhm und Ansehen in keiner Weise gerecht wurde.
Im Chor der Wittelbacher Kirche „St. Peter und Paul“ im Schuttertal wurde 1974 ein Freskenzyklus aus der Zeit der Gotik um 1400 freigelegt. Der Bilderbogen schildert das jüngste Gericht und Szenen aus der Passionsgeschichte. Das am besten erhaltene Bild zeigt die Geißelung Jesu. Drei Männer schlagen auf den Heiland ein, zwei der Peiniger sind an ihren gelben spitzen Hüten als Juden zu erkennen, einem hat der Künstler eine Hakennase in herabsetzender Weise ins Gesicht gemalt. In der Zeit, als die Fresken auf die Wände der Wittelbacher Kirche aufgetragen wurde, war die Stellung der Juden auf einem Tiefpunkt angekommen. Insbesondere die Kreuzzüge des 12. Jahrhunderts hatten eine religiöse Intoleranz befördert, die alle Nichtchristen als Ketzer und Ungläubige verdammte. Der Zwang, den „gehörnten Hut“ zu tragen, wurde den Juden von dem 1267 tagenden Wiener Konzil auferlegt. Mit solchen Kennzeichnungen sollte die „fleischliche Vermischung“ von Christen und Juden verhindert werden, mit der Zeit wurde die Separierung jedoch auf alle gesellschaftliche Sphären ausgeweitet und die Juden immer mehr an den Rand der Gesellschaft gedrängt. Verantwortlich für diese Marginalisierung war die fatale Rolle als „Christusmörder“ im Heilsplan Gottes, die die christliche Theologie des Mittelalters ihnen zuwies. Die Künstler sahen es als ihre Aufgabe an, der leseunkundigen Bevölkerung diese antijudaistische Theologie so anschaulich wie möglich zu vermitteln. So steht die Wittelbacher Geißelung beispielhaft für die Dämonisierung der Juden als „Gottesmörder“, denen man alles Schlechte zutraute und die man mit dem Teufel im Bunde sah. Diese Entmenschlichung führte letztlich dazu, „im Juden Freiwild zu sehen.“ (Michael Toch).
Alltag unter der Lupe
(2012)
Seit rund zehn Jahren trifft sich in Lahr regelmäßig ein Kreis von Geschichtsinteressierten und Heimatfreunden, um zwanglos über Stadtgeschichte und auch allgemeine historische Themen zu reden. Das Treffen findet jeden ersten Dienstagabend im Monat statt und wird von der Regionalgruppe Geroldsecker Land des Historischen Vereins für Mittelbaden organisiert. Vor einigen Jahren entdeckte der Kreis im Lahrer Stadtarchiv eine Quelle, deren Reichtum bis heute nicht ausgeschöpft wurde: die kompletten Gemeinderatsprotokolle der Stadt Lahr aus den Jahren 1701 bis 1704 (Lahr I 46). In mühevoller Kleinarbeit erstellte Annelore Hey eine Grobtranskription der über 700 eng beschrieben Seiten, so dass sich verschiedene Mitglieder daran machen konnten, einzelne Details des Buches genauer zu beleuchten. Zur Zeit arbeitet Annelore Hey an einer wissenschaftlichen Transkription, die es ermöglichen wird, das Werk auch zu veröffentlichen.
Nachdem drei Monate vorher schon ein schöner Bauplatz für 12.000.- Mark in der Ortsmitte angekauft worden war, habe der Dinglinger Gemeinderat einen der Bedeutung und Ausdehnung des Ortes entsprechenden Rathausneubau nebst Feuerwehrrequisitengebäude mit einem Kostenaufwand von 75.000.- Mark einstimmig genehmigt. Im Laufe des folgenden Jahres solle das Rathaus errichtet werden und nach dem am 8. Dezember vorgelegten Plan des Lahrer Architekten Hermann Müller nach Meinung des Dinglinger Bürgermeisters Vogel „eine Zierde unserer Gemeinde werden“. Das war am 31. Dezember 1900 in der Lahrer Zeitung zu lesen.
Reichsfreiherr vom Stein brachte 1808 mit der „Preußischen Städteordnung“ den preußischen Kommunen die bürgerliche Selbstregierung. Die Städte und Kommunen hatten jetzt eine Doppelfunktion zu erfüllen. Sie wurden Selbstverwaltungskörperschaften und dienten zugleich dem Staat als Verwaltungsbehörden. Die Badener Gemeinden mussten sich wegen dieser Freiheiten noch in Geduld üben. Erst mit der freiwillig vom Großherzog am 22.4.1818 verliehenen Verfassung begann die gewollte Teilnahme des Volkes am Staatsleben. Aus dem Karlsruher Landtag kommt auch fortan die Initiative zur Schaffung von Selbstverwaltungsorganen draußen im Lande. In der neuen Verfassung ist festgelegt, dass die bei der Gründung des Großherzogtums Baden bestehenden Gemeinden, welche sich in den einzelnen Territorien nach der geschichtlichen Entwicklung gebildet haben, als Körper örtlicher Selbstverwaltung und zur Erledigung lokaler Staatsaufgaben beibehalten werden.
Zaubermeister und Schüler
(2012)
Die Topographie unseres Dorfes hat feste Bezugspunkte: Die Kirche (die jeder gefälligst im Ort zu lassen hat); das Rathaus; das Geviert des Franziskanerklosters; die Wirtshäuser; die Festhalle; das Vogtshaus; den Bahnhof: wir blicken auf die Konstellation einer dörflichen Welt. Diese Bauwerke als unverwechselbare Wahrzeichen haben auf Grund ihrer Gestalt, ihrer Geschichte oder ihres Bezuges zu unserer Tradition alles Recht, in die ewige Bestenliste unserer Ortsarchitektur aufgenommen zu werden. Aber da auf der Erde nichts von Bestand ist, waren diese Trutzburgen dörflichen Selbstbewusstseins dem jeweiligen Zeitgeist unterworfen: Die Dorfkirche bekam einen Turm; das Rathaus musste eine Fensterachse an den Strassenverkehr abgeben; aus dem Franziskanerkloster tönt kein Mönchsgesang mehr, sondern munteres Vereinsleben; Wirtshäuser wie das „Rössle“ oder die „Linde“ machten dicht oder verschwanden ganz von der Fläche; die zugige Halle, mythischer Ort unvergessener Fastnachtsbälle, musste einem Bürgerhaus weichen; beim „Bahnhöfle“ steigt schon lange keiner mehr in den Schienenbus nach Lahr, und aus der Tür des Vogtshauses tritt kein strenger Vogt auf die Strasse, sondern jemand mit Kopfweh, der in der dort seit Jahrzehnten untergebrachten Apotheke gerade ein Aspirin gekauft hat (möge es ihm mittlerweile besser gehen).
Historische Bauwerke sind immer auch steinerne Zeugen, in denen der Besucher lokale, verschiedentlich auch globale Geschichte hautnah erlebt. Burgen, Schlösser, Kirchen, Stadtmauern, Herrenhäuser und andere mehr oder weniger große Prachtbauten, die Liste der interessantesten Gebäulichkeiten ließe sich endlos fortführen. Wenn deren Steine auch noch reden könnten, kämen wir aus dem Zuhören wohl nicht mehr heraus. Die Ereignisse der Vergangenheit würden so anschaulicher, bildhafter und vorstellbarer werden. Ganz besonders interessant dürften vermutlich die Geschichten sein, die die Mauern von Rathäusern zu erzählen wüssten. Von Bürgermeistern und Ratsherren oder von Beamten und Bediensteten, die in ihnen gearbeitet haben. Aber auch von all den Sitzungen, Versammlungen und Unterredungen, die in den Räumlichkeiten stattfanden. Nicht zu vergessen die getroffenen Beschlüsse, Absprachen und Vereinbarungen, die sowohl öffentlich wie auch unter Ausschluss der Öffentlichkeit erfolgten.
Stolz und majestätisch blickt das Lahrer Amtsgericht in städtebaulich dominanter Position in die Gerichtsstraße und über die Stadt. Das im ausgehenden 19. Jahrhundert im Auftrag des Großherzogtums Baden geplante und 1902 fertig gestellte repräsentative Gebäude in der Turmstraße zählt zu den schönsten und auffälligsten Bauwerken in Lahr. Nicht umsonst wird der imposante Monumentalbau gerne auch als Lahrer Justizpalast bezeichnet. Das Amtsgericht ist auf Grund seiner Dimension und Ausstrahlung das historische Zentrum des aus Finanzamt, Polizeirevier und der im ehemaligen Gefängnis untergebrachten Offenburger Kriminalaußenstelle bestehenden städtebaulichen Lahrer Behördenensembles.
Hermann Müller
(2012)
Der „Schlüssel“ in der Geroldsecker Vorstadt oder das Rathaus in Dinglingen sind nur zwei von vielen eindrucksvollen Gebäude die Hermann Müller geplant und die bis heute das Bild von Lahr mitprägen. In seinem vermutlich etwas mehr als zwei Jahrzehnte andauernden Wirken hat er mit seinen zahlreichen Geschäftshäusern und Villen, die er als Baumeister und Architekt konzipiert hat, den Raumcharakter der Stadt Lahr und auch einiger Umlandgemeinden wesentlich mitgestaltet. Die nach seinen Plänen entstandenen und der Nachwelt hinterlassenen Bauten zeigen bis zum heutigen Tage eine enorme planerische Vielfältigkeit und ideenreiche Kreativität. Aber trotz der Vielzahl der von ihm entworfenen Bauten ist Leben und Werk dieses Baumeisters, der nur 62 Jahre alt wurde, bis heute unerforscht geblieben. Im Gegensatz zu anderen Lahrer Architekten ist der Name Hermann Müller heute in der Öffentlichkeit kaum mehr präsent. Dabei spielte dieser Lahrer Architekt am Ende des 19. und zu Beginn des 20. Jahrhunderts sowohl in der Stadt Lahr wie auch in diversen Umlandgemeinden auf dem baulichen Sektor durchaus eine gewichtige Rolle.
Der Buntsandstein
(2012)
Der Buntsandstein ist geologisch gesehen die untere lithostratigraphische Gruppe der Germanischen Trias. Im südwestdeutschen Schichtstufenland tritt er an der Ostflanke des Schwarzwaldes auf und überlagert weite Bereiche unserer Region. Entstehungsgemäß findet man in den Vogesen ähnliche Verhältnisse, vom Schwarzwald durch den Rheintalgraben getrennt. Altersmäßig haben wir es beim Buntsandstein mit Ablagerungen zu tun, die nach den neusten geochronologischen Korrelierungen in der Zeit vor 252,6 Millionen Jahren bis 246,6 Millionen Jahren vor der Jetztzeit, also innerhalb eines Zeitraums von rund 6 Millionen Jahren, entstanden sind. Neuerdings wird der Buntsandstein auf lithologischer Basis untergliedert. Für die hiesige Region wird hier aber die bewährte Gliederung des Geologen Heinrich von Eck beibehalten, der diese 1883 nach den örtlichen Verhältnissen in der Umgebung von Lahr aufgestellt hat und die für diesen Bereich nach wie vor Gültigkeit besitzt. Danach wird der Buntsandstein in Unteren, Mittleren und Oberen Buntsandstein unterteilt, wobei die einzelnen Abteilungen jeweils durch Konglomerathorizonte voneinander abgetrennt werden. Die Bezeichnung „Buntsandstein“ ist eigentlich etwas irreführend, da in der Regel rote und rötlichbraune Farbtöne bei ihm dominieren, während andere, beispielsweise gelbliche und grünliche Färbungen eher selten sind. Die rötliche Tönung rührt von dünnen Hämatitüberzügen her, die jedes einzelne Sandkorn wie ein feines Häutchen umgeben, und die ein Anzeichen dafür ist, dass dieses Sediment in einem trockenen Wüstenklima entstanden ist. Ähnliche Verhältnisse zeigen sich heute beispielsweise in der Sahara. Welcher Autofahrer kennt nicht
den feinen rötlichen Staub, der unter gewissen meteorologischen Bedingungen von Süden über die Alpen herüberweht und vorsichtig von Lack und Scheiben entfernt werden muss!
Die bisher ältesten Nachrichten über ein Schul- bzw. Unterrichtswesen liefern uns die Ruster Kirchenbücher. Darin findet sich der Schulmeister und Messner Johann Jacob Michall, der zwischen 1651 und 1658 mehrere Kinder taufen lässt. Er ist wohl auch jener Lehrer, den die Kirchenvisitation des Jahres 1666 nennt. Leider erwähnen diese Quellen weder ein Schulhaus noch einen anderen Ort, an dem der Unterricht abgehalten wurde. Das älteste bekannte Schulhaus im Ort ist das Gebäude gegenüber der Kirche an der Ecke Hindenburg - und Kirchstraße, das im Jahre 1770 erbaut wurde. Darin waren auch die Lehrerwohnungen untergebracht. Über die damalige Schulsituation erfahren wir aus einem Amtsprotokoll des Jahres 1786: „Nachdem der hiesige Schullehrerdienst seit geraumer Zeit vacant gewesen und man für höchst nöthig befunden, solchen Dienst wieder zu besetzen“, wurde Joseph Siengrün von Kirchhofen aus dem Österreichischen zum Schulmeister bestellt. Als Besoldung wurden ihm 300 Gulden zugesagt, „über die Art aber, und wie weit solche in Natural-Posten oder barem Geld gereicht werden soll, noch berathschlaget werden wird.“ Ferner war der Lehrer von Belastungen wie Fron- und Atzgeldern sowie Fastnachtshühnern „nebst übrigen herrschaftlichen Beschwerden“ befreit. Er befand sich dabei in guter Gesellschaft der „hiesigen gemein Diener, als nämlich: ... der gerichtsschreiber, der gerichts Bot, die Zween Bannwarthen, die drei Hirten, die Hebammen und die Zween Ortsbarbiere.“ Diese Aufzählung zeigt uns auch die soziale Stellung des Lehrers zum damaligen Zeitpunkt, der trotz der Besoldung und weitgehenden Abgabenbefreiung auf Nebentätigkeiten angewiesen war, wie Organisten- und Messnerdienst, Chorleitertätigkeit, das Singen und Musizieren bei Hochzeiten, Taufen und Beerdigungen etc.
Die Kanadier gehörten zu den alliierten Streitkräften, die sich nach dem Zweiten Weltkrieg und der Befreiung Westeuropas 1949 zur NATO zusammenschlossen, um Westeuropa zu verteidigen. In Europa war die kanadische Armee ab 1951 in Hannover stationiert und dann, ab Mitte der 50 Jahre, in der britischen Zone in Norddeutschland. Die kanadische Luftwaffe hatten ihre Stützpunkte in Baden-Söllingen und Zweibrücken in Süddeutschland und an vielen kleinen Flugplätzen in Nordfrankreich mit Hauptquartier in Metz. 1966 zogen sich die Vertreter Frankreichs auf Veranlassung von Präsident Charles de Gaulles aus den militärischen Organen der NATO zurück, gleichzeitig befahl de Gaulle den ausländischen alliierten Streitkräften, Frankreich sofort zu verlassen. Auf ihrer Suche nach einem neuen Stützpunkt kamen im Januar 1967 einige kanadische Offiziere auch nach Lahr - sehr zur Überraschung des damaligen Oberbürgermeisters Dr. Philipp Brucker. Dieser begrüßte die Offiziere sehr freundlich und lud die Herren zum Schutterlindenberger Wein und zum Mittagessen auf die Dammenmühle ein. Und die Herren entschieden sich für Lahr. Den Militärangehörigen wurde allerdings nur mitgeteilt, dass sie nach Süddeutschland umziehen würden. Die Stadt Lahr wurde nicht genannt, um einen Ansturm auf die Wohnungen zu vermeiden.
Ordnung in der Stadt
(2012)
In früheren Zeiten hatten Dekrete der Obrigkeit noch in überschaubarer Zahl ausgereicht: Zwischen 1475 und 1690 waren in der Markgrafschaft Baden nur insgesamt 254 Erlasse herausgegeben worden. Nach 1690 setzte schon eine erste verstärkte landesherrliche Gesetzgebung ein, aber erst ab 1709 lässt sich - zunächst mit dem Amtsantritt des Markgrafen Karl III. Wilhelm (1679-1738) - eine deutliche Steigerung feststellen, und im Laufe des 18. Jahrhunderts kamen dann pro Jahr etwa 25 dazu, sodass es bis 1803 schon 2.153 Gesetze gab.
Bürgerschaft und Obrigkeit
(2012)
Im Mittelalter war der landesherrliche Verwaltungsapparat nicht ausgebaut, sodass in den Städten Lokalverwaltungen entstanden, die überwiegend von Laien aus der Bürgerschaft getragen wurden; trotzdem darf man keine weitgehende Freiheit vom landesherrlichen Zugriff annehmen. Bis zum Beginn des 18. Jahrhunderts, also zu der Zeit, aus der unsere Stadtratsprotokolle stammen, weitete sich der „intermittierende“ Charakter der herrschaftlichen Einflussnahme allmählich in Richtung einer „kontinuierlichen“ aus. Noch fehlte es dabei allerdings an der fachmännischen Umgestaltung der Verwaltung. Nassau erließ erst 1759 eine Ratsordnung, die den Rat von Lahr der Aufsicht eines Oberschultheißen unterstellte. Die dann vor allem Mitte des 18. Jahrhunderts zunehmende Professionalisierung der Verwaltung - und damit einhergehend die Minderung der traditionellen bürgerlichen Einflussnahme durch den Entzug von Kompetenzen - rief bei der Lahrer Bürgerschaft Protest hervor und trug auch zur Entstehung des Lahrer Prozesses im Jahre 1772 bei. In Lahr hatte es seit dem Erlass des Freiheitsbriefes von 1377 schon immer eine Diskrepanz zwischen der gefühlten und der tatsächlich in den Artikeln garantierten und demgemäß von der Herrschaft zugestandenen Freiheiten gegeben. Lahr konnte auch nicht einen leisen Eingriff oder nur einen Schein in seine Rechte und Freiheiten verwinden. So gab es auch immer wieder Auseinandersetzungen über die Auslegung des Artikels IV des Lahrer Freiheitsbriefes von 1377, der die alljährliche Wahl des Stadtrates regelte.
In unmittelbarer Nähe zur Stadthalle befindet sich im Gebäude Neckarstaden 32 seit 1984 die Katholische Hochschulgemeinde (KHG) in Heidelberg. Es ist nach der von den Nationalsozialisten ermordeten und 1998 heilig gesprochenen Karmeliterin Edith Stein (1891-1942), eine zum katholischen Glauben konvertierte Jüdin, benannt. Sie hatte 1930 in der damaligen Katholischen Studentengemeinde Heidelberg einen Vortrag über „Intellekt und die Intellektuellen“ gehalten.
Die Stadthalle
(2013)
Nennt man, beispielsweise einem Taxichauffeur, das Ziel Stadthalle, so stößt man nicht selten auf Unkenntnis. Die Stadthalle, einst Ausdruck bürgerlichen Selbstbewusstseins in einer aufstrebenden Stadt an der Wende zum 20. Jahrhundert, und noch immer ein Zentrum kulturellen Lebens, sei es als glanzvoller Rahmen für Tanzstundenabschlussbälle und Abiturfeiern, sei es als Konzerthaus, sollte nicht bekannt sein? Obschon sich harmonisch in das Stadtbild einfügend, wird die Stadthalle durchaus als ein markanter Baukörper wahrgenommen. Kein Grund zur Marginalisierung also. Des Rätsels Lösung: Seit den 8oer Jahren lautet die offizielle Bezeichnung Kongresshaus-Stadthalle Heidelberg. Der Namensbestandteil Stadthalle, der in kapitalen Lettern über dem die Westfront akzentuierenden Haupteingang prangt, wird von der zugehörigen Tiefgarage sowie der benachbarten Bushaltestelle gar unterschlagen. Dies bedeutet eine Akzentverschiebung im Nutzungskonzept der Stadthalle zugunsten des Kongresswesens.
Im Jahre 1550 habe ich das Licht der Welt erblickt. Mein Vater Friedrich II. (1482-1556), der den Gläsernen Saal bau auf dem Schloss erbauen ließ, taufte mich auf den Namen „Wolfsbrunnen“ und schenkte mir zur Taufe einen schönen Brunnen, der mich seit meiner Kindheit mit seinem Plätschern bis zum Jahre 2008 begleitete. Etwas weiter oben im Tal ließ er einen Lustgarten zum Spazierengehen und ungestörten Aufenthalt mit einem Teich anlegen. Auch zwei Teiche im Tal, die die Harmonie um mich herum vervollständigten, bekam ich geschenkt.
Ein Kochbuch als Dokument außergewöhnlicher Gastfreundschaft: die 300 handgeschriebenen Seiten waren der kulinarische Kanon, nach dem von 1825-1925 auf dem Stift für die Gäste gekocht wurde. Aber nicht nur die großbürgerliche Esskultur lockte Besucher von überall her an, es waren auch die romantische Lage, der Komfort und die Aussicht, müßige Tage mit gebildeten Gesprächspartnern zu verbringen. Das alte Benediktinerkloster war um die Jahrhundertwende an Privatleute verkauft worden; 1810 kam Carl Maria von Weber zu Besuch - ein Aufenthalt, gemacht für seelige Menschen“-, man sang zur Gitarre Wunderhorn-Lieder und spielte Haydn-Klaviertrios. Unter den Neuerscheinungen in der Bibliothek ein „Gespensterbuch“:
darin fand der Komponist die Story für den Freischütz; ob das wildromantische Mausbachtal hinter dem Stift Vorbild war für die Wolfsschluchtszene, ist unsicher.
1926 wurde das Institut für Zeitungswesen an der Heidelberger Universität gegründet und hatte seinen Sitz bis 1935 im Haus Buhl in der Hauptstraße 234. Das Gebäude entstand 1722 nach Plänen von Johann Jakob Rischer für den Hofgerichtsrat und Mathematikprofessor Friedrich Gerhard von Lünenschloß. Der heutige Name geht auf den letzten privaten Besitzer zurück, Heinrich Buhl, der das Anwesen 1889 erwarb. Buhl stammte aus der Deidesheimer Winzer- und Politikerfamilie und war seit 1878 Juraprofessor und zeitweilig auch Dekan und Prorektor in Heidelberg. Nach seinem Tod
1907 gelangte sein Haus in den Besitz der Universität und sollte laut Buhls testamentarischer Verfügung als Erholungsheim oder für wohltätige Zwecke genutzt werden. Es dauerte allerdings fast drei Jahrzehnte, bis das Haus Buhl für annähernd „wohltätige Zwecke“ Verwendung fand. Nach dem Ersten Weltkrieg stand es zunächst dem Institut für Sozial- und Staatswissenschaften sowie dem neu gegründeten Institut für Zeitungswesen zur Verfügung. Erst 1938 wurde es ein Wohnheim für ausländische Gäste der Universität und schließlich nach dem Zweiten Weltkrieg ein Studenten- und
Gesellschaftshaus. Heute ist das Haus Buhl der Sitz des Marsilius-Kollegs und dient als Gästehaus und Veranstaltungsort.