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„Zu Unrecht Vergessene“ heißt eine Buchreihe. Zu ihnen gehört auch Karl Hagner. Er wäre in diesem Jahr 100 Jahre alt geworden. Wäre er nicht 32jährig am Kriegsende gefallen, wäre er vielleicht ein „badischer Dichterpfarrer“ geworden.
Hagner gehörte in den Dreißigerjahren des letzten Jahrhunderts zu den jungen evangelischen Dichtern im Umfeld des Eckart-Kreises und des Furche-Verlags, auf die hoffnungsvolle Erwartungen gerichtet waren. Schon als Student schrieb er einen Roman und veröffentlichte Gedichte. Seine Begabungen wurden jäh abgebrochen durch die Katastrophe des Zweiten Weltkriegs. Diese Skizze soll mithelfen, dass er nicht vergessen bleibt. Als Kindergottesdienstkind habe ich ihn erlebt, als er 1937 als Vikar an die Weinheimer Stadtkirche kam. Ich mochte ihn sehr und freute mich, wenn er Kindergottesdienst hielt. Einmal in der Woche kam er zum Mittagessen zu uns. Hager war Hagner, mit einer randlosen Brille – und sehr zugewandt.
Er stammte aus einer bäuerlichen Familie im Kraichgau, studierte Theologie, wurde Vikar, Soldat, Offizier. Kurz vor Kriegsende, im März 1945 fiel er. Hagner hatte nicht lange vor seinem Tod noch geheiratet. Anfang der Neunzigerjahre entdeckte
ich, dass seine Witwe in Langensteinbach lebt.
25 Jahre „Krone“
(2013)
Ist es nicht typisch für diese schnelllebige Zeit:
Da wird man schon mit 25 Jahren zum Denkmal
erklärt. Früher trug man dafür mindestens einige
hundert Jahre seine Haut zu Markte …
Apropos Haut: Das trifft ja genau auf mich zu:
Schließlich hat meine „Außenhaut“, wenn ich mich
recht erinnere, mehr als 400 Jahre allen Unbillen
standgehalten. Gut, mit einigen kleineren Blessuren vielleicht, aber schließlich zeugen bei
Menschen die Falten auch von einem gelebten
Leben. Verfolgen wir doch gemeinsam meine
Geschichte.
15 000 Besucher aus dem Freiburger Umfeld feierten mit den tradtionsbewußten Lehener Bürgern das 500. Jubiläum des Aufstandes von Jos Fritz gegen die weltlichen und kirchlichen Obrigkeiten. Mittelalterliches Leben auf dem Dorf war angesagt und kein Besucher wurde enttäuscht. Der Kappler Holzschitzkünstler Thomas Rees hatte aus einer vom Blitz getroffenen Eiche rund um den Stamm die religiösen, wirtschaftlichen und politischen Probleme der Umbruchzeit vom Übergang zur Renaissance herausgearbeitet. Die sechs Meter hohe Säule wurde zur Eröffnung des Festes im Beisein der heutigen Obrigkeit der Öffentlichkeit übergeben. Eine meisterhaft e und nachhaltige Darstellung der Bundschuhereignisse.
Auch 2013 konnten wieder neue Naturschutzgebiete
im Regierungsbezirk Karlsruhe ausgewiesen werden:
Das NSG „Streuobstwiesen Kleingemünd“ ist geprägt
durch einen teilweise sehr alten, 16 Hektar großen
Obstbaumbestand mit einem reichen Angebot an
Baumhöhlen und mulmigen Stammabschnitten sowie
das Fehlen intensiver Nutzungen. Sie zeichnen sich
durch das Vorkommen einer vom Aussterben bedrohten
Insektenart – des Körnerbocks Megopis scabricornis
– und weiterer in Baden-Württemberg gefährdeter
Tierarten aus, darunter der Wendehals (Jynx torquilla),
der Kleine Abendsegler (Nyctalus leisleri), das Große
Mausohr (Myotis myotis), die Breitflügel-Fledermaus
(Eptesicus serotinus) sowie die Sumpfschrecke (Stethophyma
grossum). Damit erfüllt das Gebiet die naturschutzfachlichen
Kriterien eines landesweit bedeutsamen
Naturschutzgebietes. Über die aktuellen
Artvorkommen hinaus hat das Gebiet überregionale
Bedeutung als Trittsteinbiotop für wandernde Arten
und für Arten, deren Verbreitungsareal sich aktuell auf
Grund des Klimawandels verschiebt. Seine Gefährdung
liegt im Wegfall oder der Intensivierung der Mahd
und der Zunahme privater Nutzungen.
Das NSG „Sauersbosch, Pfrimmersbach- und Märzenbachtal“
blickt auf eine bewegte Kulturgeschichte
zurück und ist eng mit der Gründung der Zisterzienserinnen-
Abtei des Klosters Lichtental im Jahr 1245
verbunden. Drei Bachtäler prägen das Gebiet, die
überregional bedeutende Lebensräume, Pflanzen- und
Tierarten aufweisen. Herausragend sind die großflächigen
Grünlandbiotope in sehr gutem Zustand. Diese
sind ausgebildet als Borstgrasrasen, Pfeifengras-Wiesen
und Magerwiesen bzw. -weiden mittlerer Standorte
sowie die verschiedenen Offenlandbiotope feuchter bis
nasser Standorte, insbesondere Nasswiesen, Kleinseggenriede
basenarmer Standorte und Waldsimsen-
Sümpfe. Als Besonderheit kommt die Stein-Zwenke
(Brachypodium sylvestre) als dealpine Art im Gebiet
häufig vor. 25 Brutvogel-, sieben Fledermaus-, 71 Wildbienen-,
23 Heuschrecken- und 31 Tagfalter- und Widderchen-
Arten zeichnen das Gebiet aus. Faunistisch
bedeutend sind insbesondere die Fledermäuse mit der
Bechstein-Fledermaus (Myotis bechsteinii), die Tagfalter
mit dem letzten Vorkommen des Goldenen Scheckenfalters
(Euphydryas aurinia) im Regierungsbezirk
Karlsruhe und die Baumsaft-Schwebfliege Brachyopa
bimaculosa, die weltweit erstmals aus dem Gebiet
beschrieben wurde. Das Gebiet hat eine sehr große
Bedeutung für die Bewahrung der Artenvielfalt und
Lebensräume in sehr hoher Qualität und ist ein Musterbeispiel
für die Schönheit und Eigenart einer durch
Wiesen geprägten Kulturlandschaft.
Blumenstraße 1
(2013)
Im Haus Blumenstraße 1 habe ich meine Studienzeit verbracht, in einem riesigen Zimmer, ganz oben, mit zwei großen Fenstern zur Straße, einem winzigen Tapetenfenster zum Gaisberg, zwischen kuriosen Antiquitäten und einem mächtigen, grünen Kachelofen. Kaltwasser zum Kochen und Waschen gab es im Flur. Für 80 Mark im Monat. Die Unterkunft hatte ich Rainer Elfferding zu verdanken, einem dem libertären Flügel des 1970 verbotenen SDS zuzurechnenden Altgenossen aus der Basisgruppe Jura, mit dessen Bruder ich in Landau Abitur gemacht hatte.
In den Jahren 1952-1955 wurde die seit mehr als fünf Jahrzehnten geplante und baulich vorbereitete Verlegung des Hauptbahnhofs von 1840 an seine heutige Position durch einen Neubau abgeschlossen. Der Architekt des Gebäudes war Helmuth Conradi (1903-1973). Unterstützt wurde er in Heidelberg von Heinz Dutschmann, dem damaligen Bundesbahn-Rat der Bundesbahn-Direktion Karlsruhe. Der Bahnhof besteht aus drei Gebäudeteilen, welche in verschiedenen Winkeln zueinander liegen. Diese sind das Gebäude mit der ehemaligen Gepäckabfertigung, der Gastronomie und der Sperrenhalle, bestehend aus einem Baukörper, welcher parallel zu den Schienen liegt, der Schalterhalle, die in einem Winkel von ca. 45° aus diesem Baukörper herausgestellt ist und mit einem Kopfbau nach Norden hin abgeschlossen wird, sowie der überdachten und verglasten Brückenkonstruktion über den Bahngleisen. Der zu den Schienen parallele Baukörper, in der Folge Dienstgebäude genannt, liegt dabei in Südwest-Nordost-Richtung, die Schalterhalle in Süd-Nord-Richtung und die Brückenkonstruktion im rechten Winkel zum Dienstgebäude, also in Südost-Nordwest-Richtung.
Am 26. Februar 2013 jährte sich der Geburtstag von Eugen Falk-Breitenbach, den seine Freunde und Verehrer auch gerne ,,'s Hansjaköble von Huuse" nannten, zum 110. Mal. In Offenburg kam er als Sohn eines Lokführers auf die Welt. Als er acht Jahre alt war, wurde der Vater nach Hausach versetzt. Die Vorfahren der Falks stammen aus Haslach; einer von ihnen ist der von Hansjakob geschilderte „Jägermurer", der so genannt wurde, weil er im Sommer Maurer und im Winter Jäger war. Früh zeigte
sich, dass der junge Eugen künstlerisch begabt war. ,,Ich sah jeden Maler für einen Heiligen an, und es wurde in
mir der Wunsch wach, auch einmal ein Maler zu werden," sagte er einmal im Rückblick.
„Zwei gemütliche Alte aus Schwenningen,
Württemberg“, so bezeichnete der Berliner Foto -
graf Hans Retzlaff seine Aufnahme von 19341. Das
Foto hängt heute im Heimat- und Uhrenmuseum
in Schwenningen in der Trachtenabteilung im 1.
Obergeschoss (Abb. 1) und war bereits mehrfach
Thema im „Heimatblättle“, wo man die Identität
der abgebildeten „Hippen“ diskutierte.
Die Neuenheimer Bevölkerung wuchs in den letzten Jahrzehnten des 19. Jahrhunderts stürmisch, vor allem, weil Heidelberg nach Neuenheim expandierte. Dies beschleunigte sich durch den Bau der zweiten Neckarbrücke 1877 und führte bereits 1891 zur Eingemeindung. Anders als in Handschuhsheim verschwand das dörfliche Erscheinungsbild fast vollständig zu Gunsten von städtischer Architektur des Historismus und Jugendstils. Die Kirchenbauten beider Konfessionen waren ein wichtiger Teil dieser Entwicklung. Für die evangelische Gemeinde, der die alte Johanneskirche zu klein geworden war, wurde 1902 eine neue, neogotische Kirche gebaut. Sie war das erste Werk von Hermann Behagel in Heidelberg, von dem auch die evangelischen Kirchen in der Weststadt, Wieblingen, Schlierbach und Handschuhsheim stammen. Seit 1894 planten auch die Katholiken, die kirchlich noch zu Handschuhsheim gehörten, einen Kirchenbau. Architekt der 1905 geweihten St. Raphaelskirche war der Leiter des Erzbischöflichen
Bauamts Heidelberg Ludwig Maier. Auch er ist Schöpfer einer ganzen Reihe von Heidelberger Kirchen: Neben St. Raphael sind St. Peter in Peterstal, St. Bonifatius in der Weststadt, St. Laurentius in Schlierbach und St. Petri in Kirchheim sein Werk.
Valerieweg
(2013)
Seit September 1997 kann der Valerieweg im Stadtteil Schlierbach, der 1974 offiziell eingezogen worden war, wieder begangen werden. Das alphabetische Straßenverzeichnis im früheren Adressbuch der Stadt hatte diesen Spazierweg in der Weise beschrieben, dass er von der Schlierbacher Landstraße aufwärts zum Schloss-Wolfsbrunnenweg führt und dass er nach der mehrfach hier weilenden Erzherzogin Valerie von Österreich benannt worden war.
Vom 20. Juni bis zum 19. Juli 2013 zeigte die Sparkasse Kraichgau in ihren Brettener
Kundenräumen die Ausstellung ,,' ... war gar kunstlich gemachet', Spuren der
Kunst um 1500". Bemerkenswert aus der Sicht der Heimatforschung im Kraichgau
war die Tatsache, dass die kunsthistorischen Aussagen dieser Schau sich fast durchgängig
auf konkrete Beispiele aus der Region bezogen und damit in gelungener
Weise eine Brücke zwischen Kunst- und Regionalgeschichte schlugen. So gingen
einzelne Aufsätze des umfangreichen und vielfach bebilderten Ausstellungskatalogs
unter anderem auf kunst- und baugeschichtliche Aspekte des Heidelberger
Schlosses, des Firstständerhauses in Zeutern, des Brettener Simmelturms sowie verschiedener
Kraichgauer Klöster und Pfarrkirchen ein.
Wilhelm Bauer
(2013)
Wilhelm Bauer kam am 17. November 1924 um 11 Uhr als sechstes Kind von Georg Karl Bauer und dessen zweiter Frau Anna, geb. Schäfer, in Sinsheim am Kirchplatz 8 - dem ehemaligen katholischen Pfarrhaus - auf die Welt. Sein Vater starb überraschend, als Wilhelm drei Jahre alt war. Sein Tod bedeutete auch das Ende der Familie. Wilhelm kam in eine Pflegefamilie und wuchs in sehr einfachen und ärmlichen Verhältnissen auf. Erst später zog er mit seiner Mutter in die Ziegelgasse, wo er mit Unterbrechungen bis zu seiner Hochzeit lebte. Nach Beendigung der Volksschule 1938 begann er eine Lehre als Buchbinder, die er auch abschloss.
Am 16. April 1880 stieg am Bahnhof in Gutach ein junger Mann aus dem Zug, ein Kunstmaler, wie sich herausstellen sollte. Schon die Fahrt auf der 1873 zwischen Hausach und St. Georgen eröffneten Schwarzwaldbahn begeisterte ihn. In Gutach fand er bei Löwenwirt Aberle freundliche Aufnahme und gastliche Unterkunft .
Das Grundstück Bergheimer Straße 107, auf dem das in den 30er Jahren errichtete Wohnhaus der GGH (Gesellschaft für Grund- und Hausbesitz) steht, hat eine Vorgeschichte, die eng mit der industriellen Entwicklung Bergheims verbunden ist. Es soll demnächst abgerissen werden und einem neuen, repräsentativen Bau für die Geschäftsstelle der GGH Platz machen.
Martin Waldseemüller bezeichnete sich zeitlebens, zuletzt noch in seiner „Carta ltineraria"
von 1520, als Friburgense (Freiburger), also nach der Stadt, wo er seine Jugend verbracht und
sein Studium absolviert hatte. Geboren wurde er aber wahrscheinlich in Wolfenweiler, 10 km
südlich der Breisgaumetropole, wo sein Vater Konrad Waltze(n)müller mehrere Liegenschaften, u.a. fünf Fischweiher, besaß. Radolfzell am Bodensee, das von Peter P. Albert als Geburtsort Waldseemüllers genannt und noch in mehreren Enzyklopädien auf geführt wurde,
kommt nach den Untersuchungen von Franz Götz als Geburtsort nicht infrage. Konrad Waltzemüller hatte dort lediglich im Auftrag seiner Frau Margarethe deren Erbschaft aus dem
Nachlass des Radolfzeller Kirchherrn Jörg Stock eingezogen. Konrad Waltzemüller betrieb in
Freiburg im Haus „zum Hechtkopf" in der Löwengasse eine Metzgerei mit Viehhandel und war zum Spitalpfleger am Heiliggeistspital bestellt. Konrad Waltzemüller erwarb erst
1490 das volle Bürgerrecht der Stadt Freiburg, das an eine zehnjährige Ortsansässigkeit gebunden war. Er galt, wohl durch seinen freundschaftlichen Umgang mit den jüdischen Viehhändlern, als Judenküng und kam als Führer einer Opposition aus den Reihen der Zünfte gegen die etablierte Oligarchie des Freiburger Rats aus Adel und reichen Kaufleuten vor dem 3.
Juli 1492 unter ungeklärten Umständen ums Leben.
Die Anfänge der alten Pfarrkirche St. Johann in Neckarbischofsheim, die im
Volksmund „Totenkirche" genannt wird, gehen in die Zeit der Wende vom 10.
zum 11. Jahrhundert zurück. Das verraten die beiden Rundbogenfenster im Chor
der Kirche, die zwar schon im 14. Jahrhundert zugemauert wurden, aber von
außen noch gut sichtbar sind. Die kleine frühromanische Kirche im Dorf Biscovesheim,
die Johannes dem Täufer geweiht war, war der Mittelpunkt eines kleinen
kirchlichen Zentrums, das von einem Presbyter geleitet wurde. Da die damaligen
Presbyter weitgehend bischöfliche Funktionen ausübten, wurden sie im Volksmund
„Bischöfe" genannt. Diesem Umstand verdankt (Neckar)Bischofsheim
seinen Namen.
1923: im Ruhrgebiet herrscht Elend. Der Bischof von Münster, Johannes Poggenburg, schreibt im kirchlichen Amtsblatt von Münster vom 21. 2. 1923: „Die Not im besetzten Gebiete erheischt von neuem und besonders dringlich die Unterbringung unterernährter Kinder in ländlichen Familien. Die übermäßige Steigerung der Lebensmittelpreise, die wachsenden Schwierigkeiten der Zufuhr, vor allem der große Mangel an Milch gefährden Gesundheit und Leben vieler Kinder. Die Unterernährung nimmt in erschreckendem Masse zu. In einer Stadt des neu besetzten Gebietes ist ermittelt worden, dass 35% der Schulkinder unterernährt sind ( ... ) [Daher] richte ich an die ländliche Gemeinden die dringende väterliche Mahnung und Bitte, mit erneuter Bereitwilligkeit unterernährte Kinder bei sich aufzunehmen.“ In der gleichen Ausgabe wird gemeldet: „Im Jahre 1922 [sind] einige tausend Kinder aus Stadt und Industrie in den ländlichen Gemeinden des Bistums untergebracht worden.“ Gleichartige Berichte und bischöfliche Aufrufe findet man in diesen Jahren in den Amtsblättern der Bistümer Paderborn und Köln. In 1922 hört Kaplan Josef Merk - ein junger, lungenkranker Priester, der als Hausgeistlicher im Krankenhaus zu St. Blasien arbeitet - zum ersten Mal durch seine Kontakte mit den Kranken von Rhein und Ruhr von dem großen Elend und der Kindernot im Ruhrgebiet und wird nach Horst-Emscher (bei Gelsenkirchen) eingeladen.
Am Brunnen vor dem Tore
(2013)
Als Franz Schubert das Lied vom Lindenbaum am Brunnen vor dem Tore Anfang
des 19. Jahrhunderts durch seine Vertonung in den Rang eines deutschen Volksliedes
erhob, waren Brunnen aus dem dörflichen und städtischen Alltagsleben noch lange
nicht wegzudenken: der einfache Dorfbrunnen, aus dessen Rohr das Wasser in einen
einfachen Steintrog floss, daneben die Viehtränke oder der repräsentative städtische
Marktbrunnen, als Demonstration herrschaftlicher Macht, mit dem Landesherrn in
seiner Mitte, mal gewappnet auf einer Säule, wie in Bietigheim zu Renaissance-Zeiten,
oder elegant auf einem Postament, wie in Ludwigsburg zu Zeiten des Barock.
Aber gleichgültig wie der Brunnen aussah, er versorgte Menschen und Tiere nicht
nur mit dem zum Leben notwendigen Wasser, sondern auch mit Arbeit. Der Beruf
eines herrschaftlichen oder städtischen Brunnenmachers war angesehen und verantwortungsvoll. Ihm zur Seite stand der Brunnenknecht, der für den Betrieb und die
Reinigung der Brunnen zuständig war. Die Reparatur- und Wartungsarbeiten schließlich beschäftigten Handwerker fast aller Zünfte.
Der am 30. August 1838 in Böblingen geborene Schreiner Karl Friedrich Bock gründete im Jahr 1863 in Steinheim an der Murr eine Schreinerei in Verbindung mit einer
Holzdreherei. Zunächst wurde nur in kleinem lokalem Ausmaß produziert, was sich
mit dem Firmenbeitritt seines Sohnes Friedrich Bock, der am 23. Mai 1863 in Steinheim an der Murr geboren wurde, im Jahr 1884 grundlegend ändern sollte. Von da
an trug das Geschäft den Namen »Karl Bock & Sohn, Sesselfabrik«. Ab diesem Zeitpunkt nahm durch den fachtüchtigen Schreiner Friedrich Bock der Arbeitsumfang
besonders in der Schreinerei erheblich zu. Die Holzdreherei trat dabei in den Hintergrund. Schon zu damaliger Zeit sollen nur handwerklich einwandfreie Modelle
produziert worden sein, welche einen guten Ruf genossen haben.
Um sich gegen die große Konkurrenz in dieser Branche im Raum Steinheim-Marbach behaupten zu können, kam am 1. Januar 1891 für ein Jahr der Fabrikant
Schachenmeyer hinzu; das Unternehmen firmierte nun als »Bock & Schachenmeyer,
Sesselfabrik«. Kurz nach dem Austritt des Anteilseigners Schachenmeyer trat an dessen
Stelle der Gerber Friedrich Fischer in die Firma ein, so dass ab 1. Februar 1892 der
neue Firmenname »Bock & Fischer, Sesselfabrik« lautete. Die weitere günstige Geschäftsentwicklung trug dazu bei, dass die in Steinheim zur Verfügung stehenden
Räumlichkeiten nicht mehr ausreichten.
Die ungarländische Peregrinationsforschung hat in den letzten Jahrzehnten immer mehr an Bedeutung gewonnen, weil sie einen wichtigen Ermöglichungsgrund des
Wissenstransfers im Ungarn der Frühen Neuzeit darstellt. [1] Besonders wertvoll ist die
von László Szögi seit 1994 herausgegebene, in Budapest erscheinende Reihe Magyarországi diákok egyetemjárasa az újkorban, die sich zum Ziel gesetzt hat, die ungarländische
Studentenperegrination in die verschiedenen Länder Europas auf der Grundlage der
Schul- und Universitätsmatrikeln sowie anderer einschlägiger Dokumente herauszugeben. Wie die Peregrinationsforschung aber auch feststellen konnte, genügen die Matrikeln allein nicht, um festzustellen, wer wo studiert hat, denn oft wurde – aus verschiedenen Gründen – eine Immatrikulation unterlassen. So durften sich beispielsweise an
der Hohen Schule in Bern nur Bürger von Bern immatrikulieren, obwohl auch Nicht-Bürger studieren konnten. [2]
Man ist also auf weitere externe Quellen angewiesen, die
Informationen über Studienaufenthalte geben: Disputationen, Dissertationen, Briefe,
Vorlesungsnotizen, Tagebücher, Stammbücher u.s.w.
Im Großherzogtum Baden wurde im 19. Jh. in der im mittleren Schwarzwald gelegenen Stadt Oppenau (Abb. 1) eine Krugfabrik zur Herstellung von Geschirrkeramik, Mineralwasserflaschen sowie technischer Keramik aus Steinzeug gegründet. Die Existenz dieser Krugfabrik im Zeitraum zwischen 1824 und 1878/80, und ihre Geschichte sind mittlerweile weitestgehend in Vergessenheit geraten. Erst durch die Einsichtnahme in Akten in den Archiven Freiburg, Oppenau und Karlsruhe sowie die Auswertung von Beschreibungen der Krugfabrik in zeitgenössischen schriftlichen Quellen konnten punktuell Einblicke in die Historie dieses Unternehmens gewonnen werden. Seinerzeit war dieses Unternehmen das einzige seiner Art im Großherzogtum Baden. Auch die Produktpalette der Krugfabrik ist weitestgehend nicht mehr bekannt. Einstmals vorhandene Warenverzeichnisse mit Darstellungen von keramischen Produkten haben sich nicht überliefert. Daher geben die Werkstattabfälle der Fabrik und die mit einer Oppenauer Marke versehenen Gefäße erste gesicherte Hinweise auf das in Oppenau hergestellte keramische Sortiment. Der künftigen Forschung wird es vorbehalten sein,
durch weitere Fakten die Geschichte der Oppenauer Steinkrugfabrik zu ergänzen und weitere Erzeugnisse der Fabrik ausfindig zu machen.
Bauen, gebaut, abgerissen
(2013)
In den Jahren 2014 bis 2018 gedenkt Konstanz in großem Rahmen des Konstanzer Konzils von 1414–1418 – zahlreiche Ausstellungen und Aktivitäten stehen bevor. So wurde denn auch im Jahr 2009 mit der Sanierung und dem Umbau des Konstanzer Kaufhauses begonnen, in dem jene entscheidende Papstwahl stattfand, und das auch zur 600-Jahr Feier Ausstellungen und Veranstaltungen beherbergen soll. Zu diesen Maßnahmen gehörte der Bau eines nördlich an das Kaufhaus anschließenden Kellers, in dem neue sanitäre Anlagen, Lager- und Technikräume untergebracht werden. Die in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts entstandene Platzanlage blieb dabei erhalten, so dass sich oberirdisch für den Betrachter nichts geändert hat.
Johann Remler, der in der neuesten Literatur auch fälschlich als Remmler geschrieben wird, war ein Heidelberger Architekt und Bauunternehmer, der in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts das Stadtbild bis in unsere Tage prägend gestaltet hat. In Heidelberg am 1. August 1847 geboren und ebenda am 3. November 1907 verstorben, war er der Sohn des Gerbermeisters Franz Remler und seiner Ehefrau Elisabeth, geborene Klar. Er besuchte die Gewerbeschule in der Kettengasse 16 in Heidelberg und war anschließend in einer großen Ludwigshafener Firma tätig, bis er 1872 sein
eigenes Baugeschäft, die Firma Heusch in der Hauptstraße 86 (heute Hauptstraße 88) erwarb. Remler war bestrebt, zweckmäßige Gestaltung, solide Ausführung und architektonische Schönheit zu vereinigen. Sein Charakter wird mit Geschäftstüchtigkeit, Zuverlässigkeit und Gewissenhaftigkeit umschrieben , das zu einem „Vertrauen und Ansehen in weiten Kreisen“ führte und Staatsaufträge und Aufträge von privater Hand zur Folge hatte. Das Reichspostamt (Sofienstraße, 1884), das Kurfürst-Friedrich-Gymnasium (Neckarstaden, 1894), das Haus der Burschenschaft Frankonia (Neue Schlossstraße, 1892/93) errichtete er, und ebenso wirkte er am Heidelberger Rathaus und einer Kaserne mit. In Neuenheim legte er die Moltkestraße
an und errichtete Villen in der Weber- und der Werderstraße, sowie am Schloss Wolfsbrunnenweg. Private Bürgerhäuser wurden in der Altstadt realisiert. Die Stadt ehrt ihren Bürger seit 1929 mit der Remlerstraße im Stadtteil Neuenheim.
Die Getreidespeicherkapazitäten der bereits in tiberischer Zeit gegründeten, im fruchtbaren
Lössgebiet des Markgräfler Hügellands gelegenen Axialhofvilla Heitersheim erfuhren mit dem
Ausbau zur vierten Bauperiode eine enorme Erweiterung (Abb. 1): Das spätestens in der um
100 n. Chr. datierten, dritten Bauperiode errichtete Speichergebäude C, das eine Grundfläche
von ca. 18 x 10 m besaß, wurde durch den Speicher C 2 ersetzt, der mit seinen Ausmaßen von
24 x 15 m die doppelte Grundfläche des älteren Speichers einnahm (Abb. 2, Nr. 1). In der pars
rustica wurde anstelle des Wohngebäudes F das Gebäude F 2 erbaut, das aus einem 24 x 15 m
großen, massiv fundamentierten Kernbau bestand, dessen westlicher Schmalseite eine ca. 5,5 m
breite ungegliederte Raumzeile vorgelagert war (Abb. 2, Nr. 2). Zwar ist die Funktion von Gebäude F 2 bislang noch nicht abschließend zu beurteilen, doch sprechen Indizien dafür, dass der
Bau als Speicher genutzt wurde: So fällt auf, dass der Kernbau von Gebäude F 2 nicht nur eine
massive Fundamentierung, sondern auch identische Ausmaße wie der periodengleich errichtete
Speicher C 2 aufwies.
In der 2. Hälfte des 18. Jahrhunderts wurden die
aus der Aufklärung stammenden Ideen von der
absoluten Souveränität des Staates rigoros verschärft.
Aus dieser Staatsform entwickelte sich der
Josephinismus, dessen Hauptvertreter Joseph II.
(1741–1790) war (Abb. 1).
Das von den Habsburgern praktizierte sogenannte
Staatskirchentum griff in die Unabhängigkeit der Kirche ein. In dieser aus dem
Absolutismus stammenden Regierungsform übte
der Monarch die Staatsgewalt allein aus. Den
Untertanen war jede Art politischer Aktivität verboten.
Die Vorstellung von der absoluten
Souveränität des Staates wurde schon unter Maria
Theresia verschärft, und danach unter ihrem
Sohn Joseph II. zur vollen Geltung gebracht.
Auf dem "Alten Friedhof" in Ludwigsburg befindet sich ein auffälliges Grabmal. Ein
2,4 Meter hoher Granitblock trägt das Bronzerelief eines gut aussehenden bärtigen
Mannes. Darunter steht, kaum mehr zu lesen: »Anton Schott. 25. Juni 1846 – 13. Januar 1913. Dem Meister des Gesanges, dem edlen Menschen errichtet von dankbaren
Freunden.« Wer war dieser Anton Schott?
Anton Albert Schott – königlich württembergischer Artilleriehauptmann und
Heldentenor – ist am 24. oder 25. Juni 1846 auf der Domäne Staufeneck bei Salach
im damaligen Oberamt Göppingen geboren. Er starb am 6. Januar 1913 in Stuttgart
und wurde dort eingeäschert. Bei der Trauerfeier spielte die Kapelle des Infanterieregiments 121 den Walchschen Trauermarsch und die Kapelle des Feldartillerieregiments Nr. 29 den Schottschen Bardenchor »Stumm schläft der Sänger«. Die Trauerrede hielt Georg Feldweg, damals evangelischer Pfarrer in Jesingen, später in
Großbottwar. Seine Majestät der König hat den Hinterbliebenen des verstorbenen
Kammersängers und Hauptmanns der Landwehr a. D. Anton Schott »Allerhöchst
seine Teilnahme« aussprechen lassen.
Anton Schotts Ehefrau Laura geb. von Schroeder starb zwei Tage nach ihm, am
8. Januar 1913, auf Schloss Abenberg südlich Nürnberg. Ihr Leichnam wurde nach
Ludwigsburg übergeführt und zusammen mit der Asche ihres Gatten am 13. Januar 1913
auf dem »Alten Friedhof« beigesetzt. Wieder spielte die Kapelle des Infanterieregiments 121 und wieder hielt die Trauerrede Pfarrer Feldweg. Er war mit der Schwester
von Antons Frau verheiratet, mit Ida geb. von Schroeder. Ihre Aufzeichnungen sind
eine wichtige Quelle für das Leben des Artillerieoffiziers und Heldentenors.
Das Haus, das Ruhe ist
(2013)
Im Verlauf der Jahrhunderte wurde im Kloster St. Blasien, fern der Aktualität, die gefälschte „Gründungsurkunde“ (Nr.*6), in St. Blasien selbst „Stift(s)- oder Stiftung(s)brief“ genannt, als ehrwürdigstes Zeugnis der eigenen Vergangenheit wertgehalten, immer wieder in Kopialbücher abgeschrieben, gelegentlich in Rechtsfragen und natürlich in der klösterlichen Geschichtsschreibung herangezogen, übrigens oft auch zusammen mit der ebenfalls gefälschten Baseler Konradsurkunde (Nr. *9), zu der man keinen Gegensatz sah, weil man die Verlautbarungen des Reichhofsgerichts - im Gegensatz zur Urkundenkritik neuerer Zeit - nicht dahingehend verstand, dass es sie zur Fälschung erklärt habe. Nachdem der Prozess des Klosters St. Blasien gegen das Bistum Basel 1141 seinen Abschluss gefunden hatte (Nr. 179), wurde die „Gründungsurkunde“ schon zwei Jahre später im letzten Eintrag der Annalen von St. Blasien von 1143 zu ihrem „180 jährigen Jubiläum“, also zum Ausstellungsjahr 963, zitiert. Auch im so genannten „Liber constructionis“, der wichtigsten - wenn auch nur in einer Redaktion nach Mitte des 15. Jahrhunderts erhaltenen - Quelle für die Frühzeit des Klosters und insbesondere seinen legendären Gründer Reginbert, ist die Urkunde indirekt genannt und dies an einer Stelle, auf die eine sehr auffällige, bisher nicht lesbar zu machende Tilgung mehrerer Zeilen folgt. Vielleicht hatte sie, wie Marquard Herrgott vermutete, ihren Grund darin, die Umdatierung von 983 auf 963, also von Kaiser Otto II. auf Otto I. zu verdecken. Ob die „Gründungsurkunde“ im „Rotulus Sanblasianus“ des 14./15. Jahrhunderts ebenfalls erwähnt war und zu welchem Jahr, ist bislang nicht feststellbar, da diese Pergamentrolle gerade am Anfang abgeschabt und kaum lesbar ist - ob man sie mit modernen Methoden lesbar machen könnte, wäre die Frage - jedenfalls sind die bisherigen Editionen unzulänglich. Die Verfälschung von 983 auf 963 war sehr früh erfolgt, bereits im Verlauf des Prozesses mit Basel, denn sie findet sich in St. Blasiens „Handakten“ dazu. Es ist sogar wahrscheinlich, dass die Urkunde in dieser Form schon dem Hofgericht vorgelegt wurde. Unbestritten galt der „Stiftsbrief“ das ganze Mittelalter hindurch bis in die Neuzeit hinein als Urkunde Kaiser Ottos I.
Am Anfang stand die „Kohlenkatastrophe“. Unter dieser Überschrift meldete die Heidelberger „Volkszeitung“ im Oktober 1919: „Die Beleuchtung der Schaufenster muß unterbleiben. Hotels und Gastwirtschaften dürfen morgens vor Tag nicht öffnen, abends muß eine frühere Feierabendstunde festgesetzt werden. Auch die Läden dürfen erst bei Tag geöffnet werden. Schulen und Universität erhalten kein Licht. Der Unterricht muß in die Zeit von 8 bis 1 oder 2 Uhr gelegt werden. Die Krankenanstalten müssen selbstverständlich Licht haben .... Die Industrie muß die Arbeitszeit so legen, daß man bereits ohne Licht auskommt. Wir treten in den Winter ohne jeglichen Bestand an Kohlen. Die Katastrophe steht bevor.“ Die wenigsten der mit diesen Schreckensmeldungen konfrontierten Heidelberger Zeitungsleser dürften hierüber wirklich überrascht gewesen sein. Nicht nur der kriegsbedingte Arbeitskräftemangel hatte die deutsche Kohlenförderung verringert. Auch die Tatsache, dass deutsches Militär Kohlengruben in Nordfrankreich und Belgien bei seinem Rückzug im Jahr 1918 geflutet und damit unbrauchbar gemacht hatte, trug zur Kohlenkatastrophe bei. Die Stadtverwaltung setzte ihre Hoffnung auf eine kommunale Verteilerstelle, die „Ortskohlenstelle“, geleitet von dem als tatkräftig bekannten Emil Maier (1876-1932). Durch den Direkteinkauf beim Produzenten sollte der Zwischenhandel ausgeschaltet und so der Bedarf der Verwaltung und bedürftiger Heidelberger an Kohlen und Brennholz zu günstigeren Preisen gedeckt werden.
Fast 100 Jahre liegt die Zeit zurück, als Karlsruhe noch badische Residenz war. Dennoch profitiert die moderne Großstadt Karlsruhe natürlich nach wie vor von der ehemaligen Funktion als Residenzstadt, sie verdankt diesem Umstand nicht nur ihre Existenz und ihren charakteristischen Fächergrundriss, sondern auch zahlreiche stadtbildprägende Bauten und Institutionen, wie in einem knappen
Überblick über gut 200 Jahre Residenzstadt Karlsruhe belegt wird.
In den badischen Markgrafschaften verlief die Reformation sehr zögerlich und in stetem Auf und Ab. In den oberrheinischen Territorien trafen lutherische, calvinistische und gegenreformatorische Ideen aufeinander und konnten sich je nach regierendem Markgraf unterschiedlich stark behaupten. Erst mit dem Westfälischen Frieden 1648 war die Konfessionalisierung abgeschlossen: Baden-Durlach mit den Gebieten der unteren und der oberen Markgrafschaft war hinfort
evangelisch, die Markgrafschaft Baden-Baden katholisch.
In den Jahren 1896/97, Heinrich Hansjakob war ungefähr sechzig Jahre alt, entstanden die drei Erzählungen „Der Fürst vom
Teufelstein", ,,Theodor der Seifensieder und „Afra", die im Spätjahr 1897 in dem Sammelband „Waldleute" im Verlag Adolf Bonz, Stuttgart, mit Illustrationen des Gutacher Schwarzwaldmalers Prof. Wilhelm Hasemann erschienen. Wie Manfred Hildebrand in der Einleitung zu der Neuauflage im Verlag der Stadt Haslach 1984 schreibt, sind die beschriebenen Personen keineswegs der dichterischen Phantasie Hansjakobs entsprungen, sondern lebten alle um die Mitte und gegen Ende des 19. Jahrhunderts im oberen Kinzigtal, über deren Bewohner er, Hansjakob, bisher so gut wie nichts geschrieben hatte.
Trotz des steigenden Bedürfnisses nach unberührter
und geschützter Natur in unserer Gesellschaft wird
die Unterschutzstellung eines Gebiets meist von vielen Konflikten mit der betroffenen Bevölkerung begleitet und dadurch erschwert. Daher ist ein erfolgreiches Akzeptanzmanagement unumgänglich, damit
die Betroffenen die Schutzmaßnahmen als sinnvoll
und positiv erachten. Der folgende Artikel stellt eine
mögliche Vorgehensweise bei der Ausweisung neuer
Naturschutzgebiete vor, welche im Wesentlichen auf
Kommunikation und Beteiligungsmöglichkeiten basiert
und besonderen Wert auf einen echten Dialog zwischen allen Beteiligten legt. Ein Kontakt auf Augenhöhe ermöglicht es, die Interessen der Betroffenen zu
berücksichtigen; durch Einzelgespräche und die Arbeit
in Kleingruppen kann eine gestärkte Vertrauensbasis
erzeugt werden. Öffentliche Gebietsbegehungen mit
einem Fachmann stellen einen geeigneten Rahmen
dar, um auf zwischenmenschlicher Basis Konflikte
auszuräumen, auf Emotionen einzugehen und somit
die Akzeptanz für Naturschutzmaßnahmen zu steigern. Der Erfolg dieser Verfahrensweise kann durch
mehrere Beispiele aus dem Regierungsbezirk Karlsruhe belegt werden.
Die Stadtbücherei
(2013)
Immer schon habe ich gern und viel gelesen. Manchmal, bereits als Kind und erst recht als Jugendliche, wenn ich der Ansicht war, ich hätte nun genug in der Gärtnerei meiner Eltern mitgearbeitet, war ich auf dem großen Gelände einfach unauffindbar. Welch' eine Befreiung dann der Beginn des Romanistik- und Germanistikstudiums in Heidelberg. Ich fand eine Bleibe in der Altstadt, zwischen dem Germanistischen Seminar, das sich damals im „Deutschen Haus“ am Marsilius-Platz befand, und der Universitätsbibliothek. Besonders gern saß ich im Grimm-Saal des Seminars; die „altdeutsch“ gestimmten hohen Wandgemälde bzw. Fresken mochte ich, auch wenn mir die kräftige Portion Kitsch durchaus bewusst war. Bei der tiefgreifenden späteren Renovierung des Raumes hätte man gleichwohl einen Teil der Bilder zur Dokumentation des vergangenen Zeitgeistes erhalten sollen. Inzwischen lebe ich schon lange im Stadtteil Rohrbach und komme auf meinen Wegen zum Stadtzentrum regelmäßig an der Stadtbücherei vorbei - vielmehr: Ich plane meine Stadtgänge so, dass ich eine Leserunde fast immer einlegen kann.
Vor 37 Jahren schrieb der Göttinger Wirtschafts- und Sozialhistoriker Wilhelm Abel die folgenden Sätze: „Es zeigt sich, dass auch die Geschichte des Abendlandes auf weite Strecken hin
eine Geschichte der Not, des Hungers und des Elends war. Das ist in unser Geschichtsbewusstsein noch kaum eingedrungen. [...] Zwar darf feudale Willkür nicht übersehen werden, doch
mehr noch, wenn auch vielleicht verflochten mit ihr, zogen die natürlichen Ressourcen der Versorgung mit Nahrungsmitteln Schranken. Freilich gilt dies nur für die ‚Armen‘. Doch sehr viele
waren arm in einem Zeitalter, da schon in guten Jahren nicht selten mehr als die Hälfte der Einkommen für Lebensmittel gebraucht wurde und in Notjahren die Preise der wichtigsten Brotfrucht auf das Doppelte, Dreifache und noch höher stiegen.“
Wer sich mit dem „Bundschuh" befasste, galt lange Zeit als gut beraten, sich den Arbeiten von
Albert Rosenkranz und Günther Franz anzuvertrauen.[1] Albert Rosenkranz hatte 1927 die vorhandenen Quellen zu den Bundschuh-Verschwörungen von 1493, 1502, 1513 sowie 1517
veröffentlicht und zugleich eine eingehende Schilderung jener vier „Erhebungen des südwestdeutschen Bauernstandes" gegeben. Sechs Jahre später ordnete Günther Franz den Bundschuh
- sich inhaltlich auf das „grundlegende" Werk von Rosenkranz stützend - in den Gang der
bäuerlichen Erhebungen vor dem Bauernkrieg von 1525 ein.
Die wissenschaftliche Tagung in Bruchsal 2002 (Anlass war die 500-jährige Wiederkehr des
Bundschuhs zu Untergrombach) machte erstmals Abstriche am gültigen Bild des Bundschuhs.
Rolf Köhn urteilte über die Arbeit von Rosenkranz: ,,Während seine Quellenausgabe bis heute
maßgeblich blieb, genügt seine Darstellung nicht mehr den Anforderungen der Geschichtswissenschaft."[2] Claudia Ulbrich leitete ihren Beitrag über den Untergrombacher Bundschuh sogar
mit dem Satz ein: "[ ... ] die Quellen lassen eine Rekonstruktion dessen, was sich 1502 in Untergrombach abgespielt hat, nicht zu."[3] Ich selbst habe eine Darstellung des Lehener Bundschuhs
von 1513 gegeben und dabei einige ältere Aussagen infrage gestellt.[4] Im Folgenden
greife ich die Ansätze von 2002 erneut auf und unterziehe den Lehener Bundschuh einer
nochmaligen kritischen Betrachtung. Ich glaube, dass ich die ältere Interpretation in zentralen
Punkten und mit größerer Bestimmtheit als 2002 revidieren kann.
„Goethe war, glaube ich, ein ziemlich wichtiger deutscher Dichter. Er lebt schon lange nicht
mehr. Es gibt viele schöne Gedichte von ihm, die, soviel ich weiß, manchmal sehr kunstvoll gereimt sind. Sie wirken zwar altertümlich, und man versteht sie auch nicht immer gleich auf Anhieb, trotzdem werden manche dieser Texte vor allem von älteren Leuten heute noch auswendig
aufgesagt, zum Beispiel auf Hochzeiten, bei Geburtstagsfeiern oder bei anderen festlichen Anlässen.“
Die grellbunte Palette solcher und ähnlicher Antworten von Schülerinnen und Schülern
selbst auf Oberstufenniveau auf die Frage, wer Johann Wolfgang von Goethe (1749–1832) gewesen sei, ließe sich beliebig erweitern. Dabei ist das eigentlich Erstaunliche an derlei Spontanentgegnungen seitens der ‚Generation Facebook‘ weniger deren offensichtliche Unbekümmertheit, sondern vielmehr der Umstand, dass der Dichterfürst vergangener Tage inzwischen
überhaupt noch als Bestandteil des thematischen Spektrums des Deutschunterrichtes wahrgenommen wird und sein literarisches Werk in den Schulzimmern nach wie vor sogar weitgehend
widerspruchslos auf eine gewisse Akzeptanz stößt.
Die neuere Forschung zu den süddeutschen Mundarten zeigt also, dass der jeweilige Ortsdialekt
nicht das einzige sprachliche Register ist, das deren Sprechern zur Verfügung steht. Zwischen
Grundmundart und dem „richtigen“ Schriftdeutsch nutzen die Franken, Alemannen und Schwaben
in Nord-Baden-Württemberg eine Vielzahl von sprachlichen Stufen, unter denen sie je nach
Gesprächspartner, -ort und -situation variieren können. Die Kommunikationsreichweite hat sich
in den letzten Jahrzehnten stark vergrößert – man spricht nicht mehr nur mit den Leuten aus
dem Heimatort, sondern findet sich immer öfter unter Ausnutzung der eigenen sprachlichen Variantenvielfalt
auch mit „Auswärtigen“ Dialektsprechern im Dialog oder mit solchen, die lediglich
einen leicht von der Standardsprache abweichenden Akzent besitzen.
Die bisher vorhandenen kleinräumigen Unterschiede innerhalb der Mundartgebiete und zwischen
den einzelnen Dialektregionen in Nord-Baden-Württemberg mögen dadurch verschwimmen.
Ein immer wieder befürchtetes Aussterben des Dialekts ist dennoch nicht zu erwarten.
„Kleinräumige sprachliche Gebrauchsmuster“ werden zwar immer mehr in den Hintergrund gedrängt
und zugunsten solcher Formen aufgegeben, „die eine regionale oder überregionale Verbreitung
aufweisen“.26 Innerhalb dieser größeren geografischen Räume bleiben sicherlich auch
in näherer Zukunft dialektale Merkmale im Bereich der Lautung, der Grammatik und des Wortschatzes
erhalten.
Die Menhardt-Steinhauer-Tradition in Lahr begründete Johann Georg Menhardt, der 1707 aus dem Hessischen nach Lahr gekommen war. Sein Enkel Johannes Menhardt, späterer bedeutender Baumeister, wurde am 9. April 1744 als viertes Kind des Maurers und Steinhauers Johannes Menhardt und dessen Ehefrau Anna Barbara Joos in Lahr geboren. Er hatte fünf Geschwister. Höchstwahrscheinlich in Straßburg erlernte Johannes Menhardt den Beruf des Vaters und heiratete 1769 die Lahrer Metzgerstoch ter Margaretha Elisabetha Dorner. Aus dieser Ehe gingen fünf Kinder hervor: Johannes (geb. 1769), Johann Georg (1771-1790), Maria Magdalena (1773 -1803), Margaretha Elisabetha (1776-1831) und Sophia (1780-1842).
Der Hugo-Häring-Preis, der seit 1969 vom Landesverband Baden-Württemberg des Bundes Deutscher Architekten (BDA) an
Architekten und Bauherren gleichermaßen verliehen wird, ist der wichtigste Architekturpreis in diesem Bundesland. Seinen
Namen verdankt er dem schwäbischen Architekten und Architekturtheoretiker Hugo Häring (1882-1958), dem bedeutendsten Vertreter des Neuen Bauens, der im heutigen Baden-Württemberg geboren wurde. In gewisser Weise ist der 1959 von der
Stadt Stuttgart ausschließlich für das Stadtgebiet ausgelobte Paul-Bonatz-Preis ein Vorläufer. Er wurde 1974 letztmalig ausgelobt. Nachdem Versuche, einen Staatspreis für Architektur in Baden-Württemberg zu etablieren, gescheitert waren, übernahm der BDA die Initiative.
Ein halbes Jahr vor seinem Tod führte Adolf Schleicher noch eine große Pilgerschar von Villingen aus zur Wallfahrtskirche auf den Dreifaltigkeitsberg. Jetzt hat er selbst seine letzte große Pilgerfahrt angetreten. Er starb im Alter von 75 Jahren. Um ihn trauern neben seiner Frau Helga und den Angehörigen der Familie auch die Mitglieder des Geschichts- und Heimatvereins Villingen.
Was Pfarrer Kurt Müller und der Geschichts- und Heimatverein Villingen (GHV) 1994 anregten, ist zu einer echten und lebendigen Tradition
geworden: Die Fußwallfahrt auf den Dreifaltigkeitsberg bei Spaichingen, die jeweils am Montag
nach dem Dreifaltigkeitssonntag stattfindet.
Die Villinger pilgern bereits seit 1764, als eine
schwere Viehseuche im Land herrschte, zum
Heiligtum auf dem 983 Meter hohen Spaichinger Hausberg. In den letzen Jahrzehnten wohl hauptsächlich per Auto, Bus oder Fahrrad. Nur Einzelne
machten sich zu Fuß auf den über 30 Kilometer
langen Gewaltmarsch, den die Vorfahren vor 248 Jahren zum ersten Mal auf sich nahmen, um aus
Dankbarkeit für die Hilfe während der Viehseuche
ein Votivbild zu stiften. Sie legten das Gelübde ab,
jedes Jahr hierher zu kommen.
Es war ein Ereignis ersten Ranges, das in die
ganze Region ausstrahlte: Die Einweihung des
Franziskaner-Konzerthauses am 17. September
1982, also vor 30 Jahren. Als „Meilenstein in der
Geschichte der Doppelstadt“ wurde es gepriesen
und mit einem Reigen von mehr als einem
Dutzend hochkarätiger Konzerte bis in den
Dezember hinein gefeiert. Dass der „Franziskaner“
von seiner Strahlkraft als Kulturzentrum nichts verloren
hat, hat er in den drei Jahrzehnten eindrucksvoll
bewiesen.
Noch ist es nicht soweit, dass die wertvollen
Historienbilder von Albert Säger in der Zehntscheuer der Narrozunft zu bewundern sind, aber
die Vorfreude darauf ist schon groß. Das zeigte
sich als der Geschichts- und Heimatverein Villingen (GHV) dem Leiter des Franziskanermuseums,
Michael Hütt, eine Spende von 3000 Euro für die
Restaurierung eines der Bilder übergab.
St. Paul's Chapel
(2013)
Als im Frühjahr 1967 die kanadische Luftwaffe von Nordfrankreich nach Lahr versetzt worden ist, waren in Lahr noch die französischen Soldaten stationiert. Die Kanadier mussten also in Lahr sehr improvisieren bis zum offiziellen Abzug der Franzosen im Herbst. Ab dem 17. November 1967 konnten sie ihre eigene Wochenzeitung „Arrowhead Tribune“ in Lahr drucken. In dieser Zeitung liest man, dass die protestantischen Gottesdienste in der Dinglinger Kirche und in der Stiftskirche, zu der bis zum Abzug enge Beziehungen bestanden, stattfanden.
Prekäre Erinnerungsorte
(2013)
In jüngerer Zeit sind Straßennamen in der Region wieder verstärkt ins Gerede
gekommen. 2010 diskutierte St.Gallen die Umbenennung der Jahnstraße, die auf den
so genannten Turnvater, Nationalist und Antisemit Friedrich Ludwig Jahn verwies. [1]
Zwei Jahre zuvor war bereits die dortige Paul Kruger-Straße umbenannt worden, weil
ihr Andenken an den auch als »Ohm« Kruger bekannten Apartheidpolitiker nicht mehr
statthaft schien. [2] Im März 2012 beschloss der Konstanzer Gemeinderat auf Vorschlag
der Straßenbenennungskommission die Umbenennung der Von-Emmich-Straße, die
auf den einstigen Konstanzer Standortkommandeur und späteren Weltkriegsgeneral
Otto von Emmich verweist. [3] In Radolfzell wurde im gleichen Jahr eine Umbenennung
der Lettow-Vorbeck-Straße diskutiert, und auch der Denkmalwert der an die Kriegsflieger Max Immelmann und Oswald Boelcke erinnernden Straßen wurde auf den Prüfstein gelegt. [4]
Seit 1987 ist die Freiburg Wirtschaft Touristik und Messe (FWTM) für die Wirtschaftsförderung und Standortentwicklung in Freiburg verantwortlich. In dieser Zeit haben sich Stadt und Region ausgesprochen positiv entwickelt. Der Grundstein für den breiten, integrativen Wirtschaftsförderungsansatz vereint die Aufgabengebiete Wirtschaft s- und Tourismusförderung, Technologieförderung und Clusterentwicklung, Messe- und Kongresswesen, den Betrieb von Veranstaltungshäusern und die Durchführung von Großveranstaltungen. So entstehen Synergien und themen- und bereichsübergreifende Innovationen, die Voraussetzung sind für eine ganzheitliche und nachhaltige Standortentwicklung sowie für ein Standortmarketing aus einem Guss für die Stadt Freiburg.
Erlebnis Oberrhein
(2013)
Im Herzen Europas, wo der Rhein Frankreich, Deutschland und die Schweiz verbindet, liegt der Oberrhein. Die Region ist mit über 21 000 qkm fast so groß wie die Toskana. Wie diese lockt sie seit Jahrhunderten Touristen an, die Kunst, Kultur und gutes Essen lieben. Der Oberrhein ist eine kompakte, landschaftlich und kulturell enorm vielfältige Region mit zahlreichen Städten und Dörfern auf beiden Seiten des Rheintals. Die wirtschaftlich prosperierende Region mit rund 6 Mio. Einwohnern bietet von allem viel und ist leicht erreichbar. Länger als zehn Minuten ist man von einem Highlight zum anderen nie unterwegs. Mit ihren Märkten, Weinbergen und Feinschmeckerlokalen ist die Region ein El Dorado für Feinschmecker; mit gotischen Kathedralen, mittelalterlichen Burgen, unzähligen Museen ein MUST für Kunstkenner; mit ihrer einmaligen Landschaft ein Paradies für Outdoor-Fans.
Im Ortsbild Kirchheims erscheint die evangelische Petruskirche klein und unscheinbar, so als werde sie von der neoromanischen katholischen Schwesterkirche St. Peter an den Rand gedrängt. Dennoch nimmt sie unter Heidelbergs Kirchenbauten, unter den evangelischen allzumal, eine besondere Stellung ein. Dies soll im Folgenden gezeigt werden.
Baden-Württemberg
(2013)
In Baden-Württemberg sind die Badische Landesbibliothek in Karlsruhe und die
Württembergische Landesbibliothek in Stuttgart mit dem Pflichtexemplarrecht
ausgestattet. Wie schon für gedruckte Pflichtexemplare gibt es auch für elektronische Pflichtexemplare zwei Rechtsgrundlagen:
Zum einen gilt für die Abgabe amtlicher Veröffentlichungen der Erlass der
Landesregierung vom 9.10.2006, ergänzt durch den Mustererlass der KMK vom
5.7.2007. Zum anderen regelt eine Änderung des Pflichtexemplargesetzes, gültig
ab dem 1.1.2007, die Abgabe digitaler Publikationen aus öffentlichen Netzen.
Innerhalb eines Haushaltsstrukturgesetzes wurde mit Artikel 5 das baden-württembergische Pflichtexemplarrecht auf Netzpublikationen wie folgt ausgeweitet:
„Für digitale Publikationen gelten die Vorschriften dieses Gesetzes entsprechend.
Digitale Publikationen sind Medienwerke in unkörperlicher Form, die in öffentliche Netzen dargestellt werden.“
Basilica in Rustim
(2013)
Die Ortenau bildet das natürliche Vorland für das Zentrum Straßburg. Dessen Bischof hat bei der Christianisierung dieser Region, Ende des 6. spätestens aber Anfang des 7. Jahrhunderts , eine führende Rolle gespielt; sie war in der Folgezeit geschlossen ein Teil des Bistums Straßburg bis zum Jahre 1802. Um die Gläubigen mit Seelsorge und Gottesdienst versorgen zu können, bildeten sich früh an den Orten Pfarreien. Der Anstoß ging meist von der am Ort ansässigen Herrenschicht , dem Ortsadel aus. Diese Ortsherren bauten eine Kirche und stellten einen Hof, den Pfarrhof, zum Unterhalt des Geistlichen zur Verfügung. Man spricht von Eigenkirchen, weil sie zunächst als Eigentum ihrer Erbauer auf deren Grund und Boden errichtet wurden. Sie erlangten erst allmählich öffentlichen Charakter und Pfarrrechte , d. h. Tauf- und Beerdigungsrecht. Nun stand auch zum Unterhalt von Pfarrer, Kirche und für die kirchlichen Bedürfnisse der Zehntbetrag bereit. Sorgte nun der Ortsherr für die Kirche und den Unterhalt des Geistlichen, so war er berechtigt , den Zehnten zu beziehen. Das Zehntrecht wurde vererbt, verpachtet, verpfändet, verkauft und kam so oft in fremde Hände. Das brachte dann meist sehr komplizierte rechtliche Verhältnisse mit sich.
Matthäus Greuter arbeitete zunächst in seiner Heimatstadt Straßburg, danach in Lyon und Avignon und schließlich in Rom als Kupferstecher und Verleger. Greuters Kupferstiche wurden von seinen Zeitgenossen sehr geschätzt, Kardinäle, Päpste und Fürsten zählten zu seinen Auftraggebern. Zahlreiche Kunsthistoriker bezeichneten ihn als einen der besten Kupferstecher seiner Zeit und beklagten stets, dass er dennoch wenig bekannt und sein Werk kaum erforscht sei. Diese Situation hat sich insbesondere dank der Beiträge von Robert Zijlma, Maria Barbara Guerrieri Borsoi und Peter J. Bell erheblich verbessert. Dennoch ist der Name Greuter bis heute verhältnismäßig wenig bekannt und zahlreiche Stiche seines umfangreichen und vielseitigen Werkes sind unpubliziert.
Verlag und Herausgeber der Reihe The New Hollstein German entschieden sich daher für eine umfassende Bearbeitung des Werkes dieses Künstlers, die in den nächsten Jahren erscheinen wird.
Tagebücher weisen eine jahrhundertealte Tradition in der europäischen Kultur auf. Eine ihrer Wurzeln liegt in der Gattung der Chroniken, die zu den ältesten literarischen Formen zählen. Wie diese bestehen Tagebücher aus einer Vielzahl von Einträgen, die nummerisch sortiert sind und zeitlich aufeinander folgen. Tagebücher ermöglichen so dem Lesenden, eine zeitliche Entwicklung nachzuvollziehen und sind damit Teil eines spezifischen linearen Zeit- und Geschichtsverständnisses. Doch dies allein macht ein Tagebuch noch nicht zum Tagebuch. Vielmehr besitzen Tagebücher eine weitere Dimension. Sie dienen der Selbstreflexion und sind damit aufs Engste mit der allmählichen Herausbildung eines modernen Verständnisses menschlicher Individualität verbunden, die sich in den europäischen Kulturen seit dem Spätmittelalter vollzog. Dabei entwickelten sich im Laufe der Jahrhunderte und abhängig vom jeweiligen gesellschaftlichen und kulturellen Umfeld des bzw. der Schreibenden sehr unterschiedliche Formen des Tagebuchs. Neben Formen, die noch stark der Gattung Chronik verhaftet blieben wie manche Kriegstagebücher des Ersten Weltkrieges, die als Vorwegnahme späterer Regimentsgeschichten geschrieben wurden, fanden während der Aufklärung entstandene Tagebücher der gesellschaftlichen Eliten ihren Bezugspunkt in einem beständigen Nachdenken über Moral und moralisch richtiges Handeln. Eine besondere religiöse Bedeutung besaßen Tagebücher für viele pietistisch geprägte Protestanten, für die das Verfassen eines Tagebuches ein wichtiger Bestandteil ihres religiösen Lebens war und eine Möglichkeit bot, sich täglich religiös Rechenschaft abzulegen.
Über die Grundlinien der Entwicklung der deutschen Tagespresse zwischen
1933 und 1945 besteht seit langem Klarheit: Das breit entfaltete, pluralistische Zeitungswesen der Weimarer Republik wurde von den Nationalsozialisten in mehreren Wellen drastisch beschnitten und inhaltlich in ein enges Korsett gezwängt. Gegen Ende des Zweiten Weltkriegs existierte nur noch ein Bruchteil der Blätter, die es 1932 gegeben hatte – und fast alle davon waren in der Hand der NSDAP. Von „Zeitungen“ war dabei eigentlich kaum noch zu reden. Es handelte
sich nur noch um eine Art Flugblätter mit Durchhaltepropaganda.
Der Herrengarten
(2013)
Keine Straße, keine Gasse erinnert an ihn, kein Geschäft, kein Kino, keine Gaststätte am fraglichen Abschnitt der mittleren Hauptstraße (etwa: Zum alten Herrengarten) . Dabei prägte der kurfürstliche Herrengarten in der Vorstadt seit dem Mittelalter auch noch das Heidelberger Stadtbild, als gegen 1620 das unvollendet gebliebne Wunder des Hortus palatinus als Schloss-Garten dem felsigen Berg abgerungen und Pflanzen aus dem Herrengarten kübelweise hinaufgeschafft worden waren.
Das untere Elsenztal
(2013)
Der Heimatverein Kraichgau hat 2001 und 2002 als Sonderveröffentlichungen 28 und 29 wissenschaftliche Untersuchungen zum ehemaligen Kloster Lobenfeld, resp. zu den Wandbildern, vorgelegt, die ohne die Förderung der Klaus-Tschira-Stiftung Heidelberg niemals möglich gewesen wären. Dem Interesse des Prinzen Max von Baden an Lobenfeld und seinen Erwartungen an die Denkmalpflege (Prof. Dr. Joseph Sauer in Freiburg) ist zu verdanken, dass Lobenfeld nicht schon
vor hundert Jahren endgültig vergessen worden ist. Joseph Sauers Lesung der Bilder ist Bestandteil der neuen Untersuchungen. Die „Freilegung" der Bilder, der a-secco-Malereien (!), mit Drahtbürsten hat den Bildern allerdings so zugesetzt, dass die Deutung nicht nur damals erhebliche Schwierigkeiten bereitete. So beschert auch die glückliche Aufmerksamkeit zweier Theologen, die sich - sehr lange Zeit ohne Kenntnis ihrer beider Engagement für Lobenfeld - den bisher weniger beachteten Gestalten in den Obergaden des Chores der Klosterkirche gewidmet haben, Überraschungen einer besonderen Art. Beide Untersuchungen liegen gedruckt vor. Die akribisch belegten Deutungen der Figuren weichen zum Teil erheblich voneinander ab. Die Ausgangslage - Unschärfe, manchmal auch Fehlstellen in Zeichnung und Spruchbändern - ist extrem schwierig. Aber ebenso eine Herausforderung?
Welche Umbrüche, verehrter, lieber Herr Dr. Herrmann, umspannt Ihr Leben!
Sie sind vor dem Ersten Weltkrieg geboren. Als Sie fünf Jahre alt wurden, standen
die „Erbfeinde" von jenseits des Rheins als Besatzung im Rheinland. Eine Annäherung
hier und da hinterließ kaum mehr als Worte: Trottoir, Perron, Billet, retour. ...
Den „Integrationen" nach 1933 (Heim ins Reich! Ein Volk- Ein Reich- Ein Führer)
folgte der nächste Krieg, und das Integrationsvermögen der Bevölkerung wurde
hart geprüft: Der Luftkrieg zwang Städter aufs Land. Nicht immer geliebt, die
ländlichen Räume waren oft eng. Wie alles wurde auch Wohnraum bewirtschaftet,
und die amtlichen Zuweisungen wurden nicht diskutiert. Nach Kriegsende kamen
Vertriebene und Flüchtlinge. Der Heimatverein Kraichgau hat 1995 und 1996 zwei
Sonderbände zum Kriegsende vorgelegt mit Dokumenten aus den Militärarchiven
und den Berichten von Zeitzeugen. Die Situation im Landkreis Sinsheim 1951 haben
Sie selbst dargestellt, die Bedrängnis, Versorgungsnöte, zu viele Menschen auf
engstem Raum. Natürlich gab es auch Abwanderungen - aus beruflichen Gründen,
sicher auch für die Familienzusammenführung, aus Heimweh, als man daran
denken konnte. Der größere Teil der Zwangsintegrierten aber blieb. Die Nachkommen
sind Sinsheimer, Eppinger, Kraichgauer, Badener - und viele setzen sich
längst für diese „ihre Heimat" ein.
Am 5. Dezember 2012 ist hier in Spöck des 150. Todestages Aloys Henhöfers gedacht worden. Und heute, am Sonntag und zweiten Advent vor 150 Jahren, ist der Pfarrer und Theologe der Erweckung von seiner Gemeinde zu Grabe getragen worden. Wer war dieser Aloys Henhöfer? Evangelischer Pfarrer und vormals katholischer Priester, wissen die einen. Ein gläubiger Mensch, ein Erweckter oder „Pietist“, wie es damals hieß, wissen die andern. Und wieder andere wissen von dem volksnahen Mann zu erzählen, der Groß und Klein, Hoch und Einfach ins Gewissen reden konnte. In der Tat ist Henhöfer ein Mann gewesen, von dem man Beeindruckendes erzählen konnte, wahre Geschichten und auch Legenden, jedenfalls Geschichten, in denen man nicht nur erfuhr, wie sich seine Lebensgeschichte zugetragen hat, sondern auch, wie
ein Mensch seine persönliche Geschichte in die Führungen Gottes einzeichnen konnte. Wer war Aloys Henhöfer? Die Überschrift dieses Vortrages will es schon zum Ausdruck bringen: Mutiger Bekenner und Prediger des lauteren Evangeliums. Mutig also war er und hat gelernt, seinen Glauben auf das Bekenntnis des Augsburger Reichstags von 1530 zu beziehen und zur Geltung zu bringen. Ein begnadeter Prediger war er, der Scharen von Auswärtigen zu seinen Gottesdiensten zog. Und schließlich war er ein Lehrer des Evangeliums, sicherlich in dem ihn prägenden Verständnis aus der ihm widerfahrenen Erweckung. Zum väterlichen Lehrer wurde er an seinen Vikaren, die die Frömmigkeit der Erweckung zu einer Bewegung innerhalb der Landeskirche werden ließ, die bis heute spürbar ist in der Diakonie bzw. Inneren Mission, dem AB-Verein oder auch einfach in der Prägung der Gemeinden in der Hardt, im mittelbadischen Ried oder auch im Kraichgau.
Kirchlicherseits war die „Neue Ära“ (1860-1871) von zwei Dynamiken gekennzeichnet: 1) dem Willen des Staates, das Staatskirchentum abzubauen – dem entsprach das Kirchengesetz vom 9. Oktober 1860; 2) dem Willen der Kirche, den neu gewonnenen Spielraum mittels der badischen Kirchenverfassung (KV) vom 5. September 1861 zu nutzen und zu gestalten. Die Rechte der Gemeinde wurden gestärkt, eine engere Verbindung zum gesamtdeutschen Protestantismus gesucht; das landesherrliche Kirchenregiment blieb gleichwohl erhalten. Gemischte Angelegenheiten (res mixtae) blieben die Vermögensverhältnisse der Kirchen und die Schule. Gerade die Schulfrage hatte sich in den 50er-Jahren in Auseinandersetzungen mit der Erzdiözese Freiburg als außerordentlich konfliktträchtig erwiesen. Schon um diesen Konfliktherd (aus liberaler Sicht und Staatsraison) einzudämmen zielte die staatliche Kirchenpolitik der „Neuen Ära“ auf eine relative Entflechtung von Staat und Kirche, die in der Schulpolitik auf die Emanzipation der staatlichen Schule (als Simultanschule) von der Konfessionsschule hinauslief. Die Frage aber der politischen und pädagogischen Verantwortung des Schulwesens durch den Staat musste auch den Katechismusunterricht betreffen, der sich ja primär im RU und nicht im KU vollzog. Der Katechismus wurde zum Politikum.
Der evangelische Theologe Richard Rothe ist am 28. Januar 1799 in Posen geboren worden und am 20. August 1867 hier in Heidelberg verstorben. Rothe hat in Heidelberg und Berlin studiert und wirkte seit 1823 als Gesandtschaftsprediger an der
preußischen Botschaft in Rom, was ihn in bleibende Verbindung zum preußischen Botschafter Karl Josias Bunsen (1791-1860) brachte. Nach kurzer Lehrtätigkeit in Heidelberg 1827 folgte er einem Ruf an das von dem erweckten Theologen Heinrich Heubner (1780-1853) geleitete Wittenberger Predigerseminar, wo Rothe seine prägende – zu seinem späteren Liberalismus durchaus spannungsvolle – mystisch-wundergläubige Frömmigkeit entwickelte. Am 27. April 1837 wurde er nach Heidelberg berufen, zum ordentlichen Professor und zum Direktor des hiesigen Predigerseminars. 1849-1854 wirkte er in Bonn, um nach seiner Rückberufung (1853) nach Heidelberg von 1854 bis zu seinem Tode 1867 als Universitätsprofessor und Universitätsprediger zu fungieren. 1861 ist er zum außerordentlichen Mitglied des Oberkirchenrats ernannt worden, das auch in der Generalsynode der Landeskirche eine erhebliche Rolle spielte; seit 1863 war er Mitglied der Ersten Kammer, also des Oberhauses des badischen Parlaments. Somit stand Rothe seit 1861 auf dem Gipfel seines Einflusses, zugleich aber im Schatten der Trauer um seine Frau Luisa, geb. von Brück, einer chronisch kränkelnden und depressiven Frau, die er 1823 geheiratet hatte. Friedrich Nippold (1838-1918), ein beinahe schon postumer Verehrer und dann Biograph Rothes, berichtet, Rothe habe seine Frau „mit einer geradezu unvergleichlichen Hingabe gepflegt“. Die Ehe blieb kinderlos. Rothe wohnte in der heutigen Friedrich Ebert-Anlage, woran noch heute eine Tafel am Haus erinnert.
Thesaurus Librorum
(2013)
Die Begegnung mit der europäischen Buchkultur in repräsentativen Ausstellungen ist eine Möglichkeit, die eigenen Wurzeln in der Geschichte zu erkennen. Angehörige anderer Kulturkreise, die solche Angebote annehmen, sehen darin eine Möglichkeit, die Identität der Europäer zu verstehen, wie sie in Bild und Sprache gewachsen ist. Begegnungen dieser Art werden deshalb von nationalen und europäischen Einrichtungen angeregt, von öffentlichen und privaten Sponsoren gefördert und in einem respektablen Maß von interessierten Mitbürgern begeistert aufgenommen. Initiatoren, Ideengeber und Veranstalter machen ihre Erfolgsbilanz dabei nachhaltig öffentlich, wie das Beispiel der Dokumentation der Ausstellung „Pracht auf Pergament - Schätze der Buchmalerei von 780 bis 1180“ beweist. Ein sehr sorgfältig gestalteter, reich bebilderter Katalog sorgt für eine zusätzliche Breitenwirkung, nutzt Vorbilder und dient der Wissenschaft als Fundus, um weitere Projekte dieser Art in jeweils aktualisierter Präsentationsmethode (Audioguides, Digitalisate, 3D- Technik) voranzubringen. Fragestellungen zur Bildungsgeschichte aus Mittelalter und früher Neuzeit können an realen Objekten illuminierter Handschriften, aber auch unter dem Blickwinkel des frühen Buchdrucks neben dem wissenschaftlichen Nachwuchs auch eine breite Öffentlichkeit ansprechen. Unabhängig von einer aktuellen Ausstellung bietet sich für Interessenten ein Besuch der zentral gelegenen Bibliothèque du Grand Séminaire de Strasbourg (Priesterseminar) als schönes Beispiel der Pflege hochwertigen und zeitlosen Kulturguts an.
Der Beitrag untersucht die zentralen programmatischen Stellungnahmen der badischen Revolutionäre aus den Jahren 1848/49 unter der Fragestellung, welche staatspolitischen Ziele sie verfolgten und welche Bedeutung nationale und regionale Perspektiven in diesem Kontext hatten. Der Schwerpunkt liegt dabei im Mai und Juni 1849, als es den badischen Revolutionären zunehmend schwerer fiel,
Konzepte für eine Republikanisierung Deutschlands zu entwerfen, und folglich ein badisches Sonderbewusstsein stärker zur Geltung kam.
Das Heidelberger Rathaus birgt eines der wenigen Beispiele großformatiger profaner Glasmalereien mit figürlichen Darstellungen aus der Zeit Anfang des 20. Jahrhunderts in der Stadt. Zwischen 1905 und 1908 wurden in den 1886 bis 1890 historistisch ausgestatteten Sitzungssaal des nördlichen Rathausanbaus des Architekten Hermann Lender sechs großformatige, 4,60 m hohe Rundbogenfenster eingebaut: drei Fenster in der nördlichen Längswand des heutigen „Alten Sitzungssaals“ und gegenüberliegend drei weitere Fenster. Die Vorgänge um deren Planung und Herstellung sind durch Briefe,
Aktennotizen und Verträge im Stadtarchiv Heidelberg gut dokumentiert. Eine Magisterarbeit von Bärbel Roth an der Universität Heidelberg von 1992 beschäftigt sich ausführlich mit diesen Glasmalereien.
Seit über 800 Jahren existiert in Freiburg ein Steinmetzbetrieb, der zunächst für den Bau des Münsters verantwortlich war und der bis heute für dessen Instandhaltung zuständig ist: die Münsterbauhütte. Sie zählt zu den traditionsreichsten mittelalterlichen Bauhütten und blieb – im Gegensatz zu den anderen bekannten Hütten wie Köln, Ulm und Basel – ohne Unterbrechung durchgehend bestehen. Nach dem Bau des Freiburger Münsters von circa 1200 bis circa 1536 war es die Hauptaufgabe der Bauhütte, die steinerne Substanz und den filigranen Bauschmuck zu erhalten und zu ergänzen. Über die vielen Jahrhunderte hinweg änderte sich mehrfach die Trägerschaft der Münsterbauhütte. Zu Beginn wurde die Hütte von der Stadt Freiburg verwaltet bis schließlich 1890 der eigens dafür gegründete Freiburger Münsterbauverein deren Leitung übernahm.
Die Zwingerhalle
(2013)
1872-74 wurde die Zwingerhalle (heute Zwingerstraße 3-5) auf dem ehemaligen Grund des Deutschen Ritterordens erbaut, der seit dem 13. Jahrhundert in Heidelberg ansässig war. Von der historischen Bedeutung des Areals Zwingerstraße / Kettengasse zeugt noch heute das am östlichen Giebel der Zwingerhalle angebrachte und aus rotem Sandstein gearbeitete Wappen des Pfalzgrafen Franz Ludwig (1664-1732). Dieser hatte mehrere
Bischofsämter teils auch gleichzeitig inne, so war er Fürstbischof von Breslau, Kurfürst und Erzbischof von Trier und Mainz, Bischof von Worms, aber er war auch Großmeister des Deutschen Ordens.
Der hundertfünfzigste Todestag der Konstanzer Künstlerin Marie Ellenrieder (1791-1863) jährt sich in diesem Jahr. Zur
Ortenau hatte sie mannigfache Beziehungen: In verschiedenen Kirchen der Ortenau - in Ichenheim, Diersburg sowie in Ortenberg - finden wir Altarbilder dieser Künstlerin und im Museum im Ritterhaus in Offenburg wird eine wertvolle Sammlung ihrer Zeichnungen aufbewahrt. Außerdem pflegte sie eine lebenslange, freundschaftliche Beziehung zu dem Freiherrn Carl
Christoph von Röder (1789-1871) aus Diersburg, was zu einem umfangreichen Schriftverkehr geführt hat, der uns im Rosgartenmuseum in Konstanz überliefert ist.
Bevor man detaillierter über den aristokratischen Wohnsitz von Batilly-en-Gâtinais, „Les Pierrières“ spricht, sollte man auf die Definition von Wohnsitzen der gallischen Aristokratie eingehen. Herkömmlicherweise werden diese Anwesen als Landsitze der Oberschicht in der gallischen Gesellschaft bezeichnet, die Caesar im „Gallischen Krieg“ equites nannte.
Diese unterscheiden sich von der Mehrheit der ländlichen Wohnsitze aus der Eisenzeit – wir
kennen heute mehrere Hundert – durch die reichhaltigen Befunde und die Größe der architektonischen Strukturen. So wurden auf der Ausgrabung „La Croix du Buis“ in Arnac-la-Poste
(Haute-Vienne)3 mehr als 800 Amphoren gefunden. Das Hauptgebäude war in mediterraner
Technik gebaut, in Lehmfachwerk und mit ziegelgedecktem Dach. In Natteries bei Puy-Saint-Bonne, nicht weit von Cholet (Maine-et-Loire), oder in Grands Champs in Coulon (Deux-Sèvres) ist die Größe der Umfassungsgräben mit einer Breite von 7 und 8 m, bei einer Tiefe
von mehr als 3 m, beachtlich. Erwähnenswert ist auch das Beispiel von Camp de Saint Symphorien in Paule (Côtes d’Armor). Der bescheidene Bauernhof aus dem 5. Jahrhundert v. Chr.
entwickelte sich zu einer regelrechten Festung im 3. Jahrhundert und zuletzt, zu Beginn des
1. Jahrhunderts v. Chr., zu einer befestigten Siedlung mit nahezu 30 ha Grundfläche.
Der Europäische Hof
(2013)
Ein Hotel ersten Ranges ist ohne Zweifel seit seiner Gründung im Jahre 1865 „Der Europäische Hof“, das Hotel Europa in Heidelberg. Wenn es ein Hotel in der Stadt gibt, das annähernd als so geschichtsträchtig betrachtet werden kann wie die Stadt selber, obwohl es doch noch so jung im Vergleich da steht, dann ist es das Haus in der Friedrich-Ebert-AnIage.
Der Universitätsplatz
(2013)
Am Ort selbst sind es zwei Gedenktafeln, die Hinweise zur Geschichte dieses Platzes liefern. Die eine - 1983 im Boden verankert - erinnert an Martin Luther und „seinen Aufenthalt im Kloster der Augustiner und an seine Heidelberger Disputation am 26. April 1518“. Auf der anderen - eingeweiht im Jahr 2011 - findet sich das Lessing-Zitat „Was einmal gedruckt ist, gehört der ganzen Welt. Niemand hat das Recht, es zu vertilgen“. Gedacht wird damit an die auf dem Universitätsplatz durch den Nationalsozialistischen Deutschen Studentenbund im Mai 1933 organisierte und ausgeführte Bücherverbrennung.
Religionsverantwortung
(2013)
Mit dem Stichwort Religionsverantwortung übersetze ich denjenigen Begriff und Sachverhalt, den Philipp Melanchthon zum Ausgangpunkt einer reformatorischen Verhältnisbestimmung von Religion und Obrigkeit gewählt hat. Dabei stellt sich
zunächst ein grammatisches Problem: Geht es bei der Religionsverantwortung um die Verantwortung, die der Religion selber zukommt, die sie zu übernehmen und wahrzunehmen hätte? Und wenn ja, dann aber wofür? Für das Heil? Für Sitte und Moral? Für Werte und Normen? Für die Welt? Für die gesellschaftlichen, politischen, wirtschaftliche, kulturellen Verhältnisse, in welchen wir leben? Oder ist unter Religionsverantwortung eher diejenige Verantwortung zu verstehen, welche – aber von wem? – für Bestand, Entfaltung und Ausübung von Religion überhaupt erst zu übernehmen ist? Und wenn aber wiederum dies letztere sollte gemeint sein: Wer hat dann diese Verantwortung zu übernehmen? Ist es die Gemeinschaft der
Religiösen, also das, was im Staatskirchenrecht die Religionsgesellschaft heißt? Sie ganz allein und sie ganz für sich, ohne jeden Anspruch auf öffentlich-rechtliche Unterstützung und Wirksamkeit – das französische, das laizistische Modell, Religion und Kirche als Vereins- oder Privatangelegenheit? Oder liegt diese Verantwortung bei den Gläubigen selber, bei jedem Einzelnen unter ihnen, so dass der Fromme selber, sie oder er, jeweils für die Religion, für ihren Bestand und ihre Ausübung in Pflicht zu nehmen ist – Herzensreligion, Herzenskirche, das privatistisch-pietistische Modell?
Offenburger Horaz
(2013)
Übersetzen ist ein schwieriges und oft mühsames Geschäft, zumal, wenn es sich um lateinische Dichtung handelt. Bevor
Friedrich Nietzsche Philosoph wurde, war er Altphilologe, und er hat vom „Feierlichen Leichtsinn" des Dichters Horaz gesprochen, der nicht so leicht zu treffen ist in einer deutschen Übersetzung. Das gilt auch für das berühmte Carmen 1,9 von
dem es, übrigens in vielen Sprachen, Übersetzungen gibt. Die Schwierigkeiten solcher Übertragungen sind bekannt. Aber
manchmal hat man auch Glück!
Bei dem Landgut handelt es sich um die kurpfälzische Domäne Kirschgartshausen, unweit nördlich von Mannheim-Sandhofen am Rhein gelegen. Adlige, kirchliche und stadtbürgerliche Eigengüter sind im Südwesten Deutschlands bei der Auflösung der alten Fronhofsverfassung der Karolingerzeit nur in wenigen Residuen erhalten geblieben. Denn die südwestdeutsche Grundherrschaft war
als einer der fünf regionalen Haupttypen der Agrarverfassungen in „den Altsiedellandschaften im Westen und Süden Deutschlands“ vom „Zins- und Rentensystem“ dominiert. Und wie die im Vergleich zur norddeutschen Gutsherrschaft verhältnismäßig wenigen Forschungen zur südwestdeutschen Domänenwirtschaft der letzten Jahre zeigen, entsprach die organisatorische, soziale und wirtschaftliche Struktur jener Güter auch der regionalen Agrarverfassung – freilich nur im Allgemeinen.
Immer noch sind Pfarrhäuser im romantischen Unterbewusstsein der Bevölkerung efeuumrankte, von großen alten Linden- oder Eichenbäumen bewachte repräsentative Anwesen. Da und dort werden Pfarrhäuser auch als ein Ort von christlicher Tugend und politischer Moral angesehen. Diese in der Bevölkerung noch immer weit verbreitete idealisierende Vorstellung vom Pfarrhaus als Gesellschaftsideal hat ihren Ursprung auch darin, dass es über viele Jahrhunderte hinweg nicht nur das Wohnhaus des Pfarrers, sondern vor allem auf den Dörfern auch eine wichtige Gemeinschaftseinrichtung war. Vielfach war es gar die einzige Kultur tragende Institution in der Gemeinde und gehörte deshalb über viele Jahrhunderte zum elementaren dörflichen oder städtischen Erscheinungsbild. Zumal das Pfarrhaus regelmäßig mit dem kirchlichen Areal räumlich verbunden war und somit sehr häufig eine bauliche Einheit bildet. Bereits Ludwig der Fromme bestimmte 818, dass zu jeder Kirche ein Hof, Pfarrhaus und Garten gehörte. Das Pfarrhaus, zumindest auf dem Lande, war deshalb in starkem Maß auf Selbstversorgung eingestellt und hatte je nach Lage eine kleinere oder größere Landwirtschaft. Deshalb hatten die Pfarrer nicht nur ein geistliches Amt zu versehen, sondern mussten zugleich im praktischen Leben auch mit Ackerbau und Viehzucht vertraut sein. Im Laufe dieser zwischenzeitlich fast 1.200-jährigen Geschichte wurde das Pfarrhaus überall zu einem öffentlichen und gastlichen Haus. Denn die Menschen suchten beim Pfarrer nicht nur in geistlichen Dingen Rat, sondern wandten sich auch in praktischen Fragen an ihn. Und so wurden das Pfarrhaus im Laufe der Jahre auch ein Ort, an der Kirche außerhalb des Gottesdienstes erreichbar war und wo sich Persönliches und Dienstliches der Menschen miteinander verbandt.
Unter den Gefängnissen in Baden-Württemberg nimmt die ehemalige Festung Hohenasperg seit Jahrhunderten eine Sonderstellung ein. Seit die Anlage als Gefängnis
genutzt wurde, galt sie geradezu als Symbol für verschärfte Haftstrafen, als »höchster
Berg Württembergs«, auf den man leicht hinaufkam, aber nur schwer wieder herunter. Das Interesse an ihrer Geschichte verdankte die Festung auch den »merkwürdigen« Gefangenen, die dort während verschiedener Epochen inhaftiert waren. Die
»Staatsgefangenen« in der Regierungszeit des Herzogs Karl Eugen von Württemberg,
unter ihnen die Opernsängerin Marianne Pirker (1717–1782) und der Dichter Christian Friedrich Daniel Schubart (1739–1791), erregten wegen ihrer herausgehobenen
sozialen Stellung Aufmerksamkeit. Ihre Haftstrafen dienten außerdem als Beleg für
die »Tyrannenherrschaft« des Herzogs, dessen schillernde Persönlichkeit mit derjenigen der beiden prominenten Gefangenen zu korrespondieren scheint. Um die Mitte
des 19. Jahrhunderts wurden im Umfeld der Revolution von 1848 wiederum zahlreiche »Staatsgefangene«, darunter führende Protagonisten der revolutionären Bewegung, auf die Festung gebracht.
Der Beitrag will zeigen, dass ein strebsamer Mensch aus sog. kleinen Verhältnissen auch ohne Hochschulausbildung Großes leisten kann. Der gebürtige Carl Peter Pflästerer stieg so allmählich in seiner Wahlheimat Karlsruhe bis an die Spitze der Stadtplanung auf und diente sieben Oberbürgermeistern und unter drei verschiednen Regierungssystemen. Im Dritten Reich beauftragten ihn die 'Machthaber’, Karlsruhe als Gauhauptstadt mit repräsentativen Aufmarschstrassen und Monumentalbauten nach dem Vorbild eines Albert Speer in Berlin auszubauen. Dies brachte ihm das Aushängeschild eines Nazi-Architekten ein, obwohl seine Pläne nur auf dem Papier ihren Niederschlag fanden. Der Beitrag will daher auch die andere Seite seines Wirkens zeigen, auch Privates und dass er als Baumeister trotz seiner Brüche in einer Umbruchzeit das Bild der Stadt Karlsruhe maßgeblich mitgeprägt hat.
2012 waren es gerade 156 Jahre her, da im Neandertal bei Düsseldorf der erste Beweis eines fossilen Menschen weltweit gefunden wurde. Der nach dem Fundort benannte Neandertaler lebte nach damaligen Erkenntnissen zwischen 15 000 und 27 000 Jahren. Hinsichtlich des Alters bekam dieser erste Fund bald Konkurrenz, da immer mehr Neandertaler und fossile Menschen weltweit gefunden wurden. So auch 1907 der im badischen Mauer bei Heidelberg entdeckte Unterkieferknochen eines Menschen, der auf ein Alter von 650 000 Jahren geschätzt wurde und den man ebenfalls nach seinem Fundort homo heidelbergensis nannte. Auch wandelte sich das Bild dieser Urmenschen vom tumben Sammler und Jäger in einen der sprechen konnte, nachdem man ein Zungenbein gefunden hatte, und dem sogar eine gewisse Kunstfähigkeit zugesprochen wurde wie Tübinger Forscher um Prof. Conard berichten. Geradezu sensationell waren 2010 die Genforschungsergebnisse um den Leipziger Prof. Pääbo, dass der Neandertaler sich mit dem gleichzeitig lebenden Homo sapiens vermischt haben soll, und somit nicht untergegangen ist, sodass wir heutigen Menschen einen gewissen Prozentsatz an Neandertaler Genen in uns tragen.
Die Schweiz bietet auf kleinem Raum eine beachtliche Anzahl verschiedener sogenannter
Hauslandschaften mit jeweils eigenständiger Geschichte und verschiedenen Bauformen. Natürliche Voraussetzungen und kulturelle Eigenheiten prägten diese Hauslandschaften. Sie lassen
sich großräumig in das Schweizer Mittelland, die Voralpen und Alpennordseite, die alpinen
Südtäler, die Westschweiz sowie den Jurabogen gliedern. Die Hausforschung zeigt, dass im
ländlichen Hausbau bis in die frühe Neuzeit vorwiegend in Holz gebaut worden ist. Darauf
folgte in den meisten ländlichen Regionen der Schweiz eine Verlagerung zum Steinbau. Wenigsten drei Phasen der Agrarmodernisierungen haben die Landwirtschaft in der Schweiz nachhaltig verändert und damit auch die dazugehörenden Bauten.
Der französische Kaiser Napoleon Bonaparte soll des öfteren von sich gesagt haben: Ich bin einer von jenen Leuten, die alles durch sich selbst, nichts durch ihre Ahnen sind. Nun hat der badische Staatspräsident Anton Geiß im Ganzen betrachtet wenig mit dem Kaiser der Franzosen gemein, doch ist er gewiss einer von jenen Leuten, die Napoleon hier anspricht, denn auch seine Karriere führte ihn aus einfachen Verhältnissen an die Spitze eines Staates: von einem Hirtenjungen, Schreinergesellen und Arbeiter stieg er Ende des 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts zum Stadtrat von Mannheim auf, zum Landtagsabgeordneten, Vorsitzenden der SPD in Baden, zum langjährigen Vizepräsidenten der Zweiten Kammer der badischen Landstände, zum Ministerpräsidenten der provisorischen
badischen Regierung in der Revolution 1918/1919 und schließlich zum ersten badischen Staatspräsidenten.
Heimat mit Obertönen
(2013)
Heimat wird gewöhnlich als etwas kleinkariert Rückwärtsgewandtes behandelt, eigentlich aber ist sie Schlüsselbegriff für Gegenwartsbezug und Daseinsgefühl. Heimat verschenkt ungefragt an jeden ein Stück kollektiver Identität, doch individuelle Personalität verschafft sich jeder erst selbst durch das Verhältnis, das er aufbaut zur Heimat – sein Weltverhältnis.
Edmund Husserl (1859–1938)
(2013)
Der Beitrag von Hans-Helmuth Gander zu Edmund Husserl skizziert die Lebensstationen des berühmten Philosophen. Sein weitreichender und bis heute nicht absehbarer Einfluss auf die zeitgenössische Philosophie und der Bruch in der Wirkungsgeschichte – verursacht durch den Nationalsozialismus – bewirken, dass den Husserl-Archiven in Freiburg, Köln und Leuven (Belgien) die wichtige Funktion zukommt, die Geschichte und Weiterentwicklung des phänomenologischen Denkens zu dokumentieren. Husserls Lebens- und Wirkungsgeschichte ist vielfach verflochten mit der Stadt Freiburg. In diesem Jahr wurden für Edmund Husserl und seine Frau Malvine zum Gedenken zwei Stolpersteine vor der Universität in Freiburg und an seinem letzten Wohnort an der Lorettostrasse verlegt.
Nachruf auf einen Steinadler
(2013)
Im Herbst 2011 hielt sich südwestlich von Bad-Dürrheim im Bereich Ankenbuck
über einen längeren Zeitraum ein Steinadler auf. Am 26.9. beobachtete ich den
Adler erstmals auf einem Betonhochspannungsmast. Er wurde von Rabenkrähen, Mäusebussarden und Rotmilanen heftig attakiert. Viele vogelkundlich
Interresierte haben den standorttreuen, attraktiven Greifvogel in den folgenden
Wochen beobachtet. Selbst der Südkurier berichtete über diese außergewöhnliche
Beobachtung. Am 26. November wurde er letztmals durch B. SCHERER und
H. SCHONHARDT beobachtet. M. RÜTTIGER vermisste den Adler am darauffolgenden Tag. Er fand ihn am 29. November tot auf und schrieb in einer E-Mail:
"Der Adler wurde von mir am 29.11.2011 ca. 500 m von seinem üblichen
Aufenthaltsort am Rande eines 2,3 ha großen, isoliert im Weideland gelegenen Waldstückes in Bauchlage und ausgestreckt gefunden. Die Auffindesituation war unauffällig, der Tierkörper nicht steif. In direkter Nähe lagen
verstreut einige wenige kleinere Federn, die auf mich wie postmortale Frassversuche von Krähen o. ä. wirkten. Der Fundort liegt am Nordrand des ca.
20 m hohen Wäldchens und daher im November ganztägig im Schatten."
1978 waren auf der Baar erstmals schwere Baumaschinen für die Natur im Einsatz.
PROF. REICHELT erreichte, dass im Zusammenhang mit dem Flurbereinigungsverfahren „Donaueschinger Ried“ als Ausgleichsmaßnahme für den Verlust natürlicher
Flächen früher vorhandene Flachwassersenken wieder hergestellt und neue Teiche
angelegt wurden (REICHELT 2000 UND 2001). In der Folgezeit haben sich vor allem
die privaten Naturschutzverbände BUND (Bund für Umwelt- und Naturschutz
Deutschland) und NABU (Naturschutzbund Deutschland) für die Schaffung weiterer Feuchtlebensräume in der Riedbaar eingesetzt, ein kleiner Ausgleich für die in
den 1960er und 70er Jahren zahlreich entwässerten und zugeschütteten Feuchtgebiete. Eine Vielzahl von Tieren und Pflanzen profitiert davon.
Hier soll ein Ausschnitt des Istzustands eines künstlich geschaffenen Feuchtbiotops dargestellt werden, wobei für uns die ansprechende Dokumentation der
faszinierenden Naturvielfalt im Vordergrund steht. Das Feuchtbiotop* wurde 1997
von der NABU-Gruppe Schwarzwald-Baar angelegt und 2007 erweitert.
Auf einer Fläche von 2,4 ha entstanden zwei Teiche, die etwa ein Fünftel der
Gesamtfläche einnehmen. Diese sind in einen extensiv genutzten Feuchtwiesenkomplex eingebettet. Neben den Teichen sind auch die angrenzenden Feuchtwiesen
und eingerichteten Brachflächen von großer Bedeutung für den Naturschutz.
Diese Veröffentlichung ist dem Gedenken an Dr. Manfred von Schickfus gewidmet, der bis zum Beginn seiner Erkrankung am Kirchhoff-Institut für Physik der Universität Heidelberg arbeitete. Ende Januar vergangenen Jahres nahm er Kontakt zu mir auf, angeregt durch meinen Vortrag über den Denkmalstreit um das Heidelberger Schloss im Königssaal am 25. Januar 2012. Er berichtete, dass sein Urgroßvater, Adolf von Oechelhäuser, Notizen hinterlassen habe und fügte einen von ihm transkribierten Auszug bei, der sich auf den Denkmalstreit um das Heidelberger Schloss bezieht. Wir sprachen darüber, die Notizen zu veröffentlichen. Zur geplanten Sichtung des gesamten Dokuments mit ihm zusammen kam es indessen nicht mehr: Dr. von Schickfus verstarb am 8. Dezember desselben Jahres, an seinem 72. Geburtstag. Seine Witwe Antje von Schickfus war so freundlich, den Abdruck des Auszugs zu genehmigen.
Die erste protestantische Generalsynode im Großherzogtum Baden fand 15 Jahre nach dessen Etablierung statt. Sie tagte vom 2. bis zum 26. Juli 1821 in Karlsruhe unter der Präsidentschaft des Staatsministers Carl Christian Freiherr von Berckheim, der in Lörrach ein Schüler des jungen Theologen Johann Peter Hebel gewesen war. Großherzog Ludwig (I.) hatte sie einberufen lassen mit dem erklärten Ziel, die beiden – im neuen Großherzogtum vorfindlichen – sogenannten protestantischen Religionsparteien – die „lutherische“ und die „reformierte“: jene mit ihren Schwerpunkten vor allem im markgräflichen Alt-Baden(-Durlach), in den Ritterschaften des Kraichgaus und in der Grafschaft Wertheim; diese mit ihrem Schwerpunkt in der Kurpfalz – zu vereinigen zu einer „Union“: zu einer „Vereinigten evangelisch-protestantischen Kirche im Großherzogtum Baden“. Deshalb sprechen wir von der „Unionssynode 1821“. Diese Generalsynode hatte sich viel vorgenommen – und sie hat viel erreicht; sehr viel – in gut drei Wochen. Was sie vor allem erreicht hat, war eben die „Union“ als solche: die wirkliche Vereinigung der beiden evangelischen Kirchen im Land, und das nicht zuletzt in einer Frage, über die alle Menschen zu allen Zeiten gerne streiten: übers Geld!
Es ist der stillste Ort, unscheinbar, übersehbar, wie damals, 1701, als in dem oft kalten und schattigen Tal hinter dem Klingentor den Heidelberger Juden ein aufgelassenes Grundstück als Friedhof überlassen wurde. Ein Platz, der wie die kurfürstliche Regierung befand, „von der Stadt aus wenig und von der Kaserne aus gar nicht gesehen werden kann, an keiner Straße gelegen und sonst niemand hinderlich oder verdrießlich ist.“ (Löwenstein, 1895, S. 135) 1988 habe ich - aus Anlass einer Stadtführung zum Gedenken an die Pogromnacht 1938 - diesen alten jüdischen Friedhof am Klingenteich erstmals wahrgenommen. Der Frankfurter Kantor und Lehrer Benno Szklanowski führte uns leise und kundig zu den damals schon beträchtlich verwitterten Gräbern, deren hebräische Inschriften er übersetzt, zum Teil rekonstruiert und nach ihren biblischen Quellen dokumentiert hatte. Viele Führungen im Rahmen des Geschichtsvereins folgten, zu jeder Jahreszeit, für immer staunende Besucher, die das hinter einer Mauer versteckte, auch vom Graimbergweg herab nur schwer erkennbare Gelände nie zuvor betreten hatten.
Der Verein "Rhin Vivant"
(2013)
Die grenzübergreifende Zusammenarbeit in der Oberrheinregion wird auf den verschiedensten Arbeitsebenen seit Jahren durch den Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) über das Interreg-Programm (aktuell Interreg IVa Oberrhein) unterstützt. So zum Beispiel auch im Bereich des Naturschutzes. Das Motto lautet: Der Oberrhein wächst zusammen mit jedem Projekt. Der in Strasbourg ansässige Verein "Rhin Vivant – Lebendiger Rhein" (www.rhinvivant-lebendigerrhein.eu) engagiert sich seit 2005 für den Naturschutz und entwickelt Konzepte und Projekte für einen nachhaltigen Tourismus in den Rheinauen und im Ramsargebiet unter Erhalt der Naturgüter des Ökosystems. Das Land Baden-Württemberg, vertreten durch die Naturschutzverwaltung des Regierungspräsidiums Freiburg, begleitet, unterstützt und fördert diese Entwicklung. Karlheinz Harter
Neben der inneren und äußeren Friedenssicherung war die Versorgung der Bürger mit den Grundgegebenheiten des täglichen Lebens die Hauptaufgabe der mittelalterlichen und der neuzeitlichen Kommunen. Wasser spielte dabei eine besondere Rolle. Man konnte es aus tief gegrabenen Brunnen gewinnen, aus Flüßen oder Bächen schöpfen, seit dem Spätmittelalter auch durch komplizierte Hebewerke in die Städte leiten. Mit welchem System auch immer eine mittelalterliche Stadt sich mit dem notwendigen Wasser versorgte, die Stadt war ein genossenschaftlicher Personenverband und auf die
aktive und verantwortliche Beteiligung der Bürger am Gemeinwesen angewiesen. In entsprechender Weise waren alle kommunalen Aufgaben geregelt, wobei dem Stadtregiment eine organisatorische und planerische Leitung zukam. Dieses ist in Heidelberg deutlich zu erkennen.
Die Originalzeichnung (in Schwarz-Weiß) fertigte
Jakob Kallenberg, gesicherte Tätigkeit in Bern
von 1535 bis 1565. Kallenberg war ein Holzschnittmeister, Maler und Illustrator aus Bern.
Seine Initialen (IK) vermerkte er in den Darstellungen meist auf einem Stein (siehe Villinger
Fahnenträger hinter dem rechten Fuß).
Den Vordergrund des jahrhundertealten Holzschnitts dominiert in stehender Haltung eine martialische
Gestalt. Mit der Hand ihres nach oben
gereckten rechten Armes hält sie den Schaft einer
Fahnenstange. Hinter ihrem Rücken entfaltet sich,
von der Stange wegführend, ausschnitthaft über die
ganze Bildbreite, das geblähte Tuch eines Symbols:
eine Fahne.
Deren Sinngehalt wird aus heraldischer Sicht im
Folgenden nachzugehen sein.
Das Bild des Fürsten
(2013)
Der Beitrag versucht einerseits, sich dem tatsächlichen Aussehen des sogenannten "Türkenlouis" und dem Bild, das er der Öffentlichkeit von sich selbst vermitteln wollte, anzunähern. Andererseits soll gezeigt werden, wie die Öffentlichkeit den Markgrafen wahrnahm, und welcher Eindruck von ihm über Kupferstiche und Medaillen verbreitet wurde. Als gegen Ende seines Lebens die politische und militärische Bedeutung des Markgrafen zusehends abnahm, versuchte er, durch eine forcierte Selbstdarstellung nach außen über Staatsporträts und durch den Bau seines Schlosses in der befestigten Residenz und Modellstadt Rastatt seinen Ruf als Reichsfürst, Feld- und Landesherr aufrechtzuerhalten.
Das Feldt. Diarium oder auch Milit. Diarium beginnt am 18. Mai mit dem Eintreffen des Oberbefehlshabers, Markgraf Ludwig Wilhelm von Baden (1655–1707), bei der Armee. Es endet mit seiner Abreise am 27. November. Vom 22. September bis zum Ende der Belagerung von Landau am 26. November führte der älteste Sohn Kaiser Leopolds I. (1640–1705, seit 1658 Kaiser) und Römische König Joseph (1678–1711) den Oberbefehl. Ab dem 22. Juni bildeten die dem Markgrafen unterstehenden Truppen den rechten Flügel einer alliierten Armee, zu der als linker Flügel nun ein Armeeteil unter dem Generalkapitän der englischen und niederländischen Truppen, John Churchill 1st Duke of Marlborough (1650–1722) gehörte. Das Feldzugsjournal notiert aber weiterhin im wesentlichen nur die Ereignisse im unmittelbaren Kommandobereich Ludwig Wilhelms.
Konversionen der Villa Krehl
(2013)
Konversion ist das Wort des Jahres 2013 in Heidelberg. Es wurde sogar ein besonderer Konversionsausschuss gegründet, der sich ausschließlich mit der Konversion der US-Liegenschaften befasst und die Arbeit der übrigen Ausschüsse des Gemeinderats entlasten soll. Aber Konversionen gab es schon immer in einer Gemeinde, die sich lebendig weiter entwickelt. Das wird am Beispiel der Villa Krehl in der Bergstraße deutlich. Wohl kein Gebäude in Heidelberg hat in seiner Geschichte derart intensive Veränderungen in seinen Funktionen erlebt wie diese prächtige Privatvilla, die 1910-12, also vor 100 Jahren, von dem bekannten Architekten Friedrich Ostendorf für den Heidelberger Mediziner Ludolf von Krehl und seine aus Russland stammende Ehefrau Elisabeth Frohne, geb. König, errichtet wurde.
Wenn die Vertreter der Freiburg Mediävistik zwischen 1930 und etwa 1960
aufgezählt werden, treten regelmäßig die Namen Hermann Heimpel, Theodor
Mayer und Gerd Tellenbach prominent hervor, während ein vierter Name vielfach eher beiläufig erwähnt wird, weil er und seine Tätigkeit am Historischen Seminar der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg von der bisherigen Forschung ganz im Schatten seines unmittelbaren Vorgängers Mayer bzw. seines Nachfolgers Tellenbach gesehen wurden: Hans-Walter Klewitz, seit Ende Januar 1940 zunächst außerplanmäßiger Professor, ab Herbst 1942 und bis zu seinem Tod am 15. März 1943 Ordinarius für mittelalterliche Geschichte.
Bibliographie Franz Gehrig
(2013)
Heimatverein Kraichgau
(2013)
Das Jahr 2011 brachte der Kraichgaubibliothek nicht nur eine Feier zum 25-jährigen Bestehen sondern auch einen
einschneidenden „Personalwechsel". Herr Walter Schmid, der 17 Jahre lang an den Offnungstagen nicht nur die Aufsicht führte, sondern auch als kompetenter Ansprechpartner zur Verfügung stand, gab das Amt gesundheitsbedingt auf. Wie er bei einer kleinen Feier zu seinem Abschied im Kraichtaler Rathaus sagte, konnte er dies beruhigt tun, da er mit Frau Frieda
Jarosch eine ebenso kompetente Nachfolgerin gefunden hatte. Frau Jarosch ist seit vielen Jahren als lebhafte und fachkundige Führerin durch die Gochsheimer Museen bekannt und ist auch bestens mit der Kraichgaubibliothek vertraut, da sie seit 2006 bei der Revision des Buchbestands und der Einarbeitung der neu angeschafften Bücher hilft. Und schon jetzt ist sie nicht mehr wegzudenken!
Unter Herzog Christoph wurden seit 1550 die bestehenden Stadtschulen des Amtes
in Marbach und Großbottwar als Lateinschulen verbessert. Sogenannte »Teutsche
Schulen« bestanden im Amt Marbach vor 1559 in Affalterbach, Beilstein, Kleinaspach, Marbach, Murr und Oberstenfeld. Den Unterricht hielt der Mesner. Ein besonderer Lehrer war nur in Marbach und Oberstenfeld angestellt. Die Einrichtung
Deutscher Schulen wurde durch die Kirchenordnung 1559 zur Pflicht, wobei die
Mesner das Schulmeisteramt übernehmen sollten. Die Schüler waren in drei Gruppen
zu unterteilen, von denen die erste Buchstabieren, die zweite das Zusammenfügen
der Silben und die dritte zusammenhängendes Lesen und Schreiben lernte.
Über die Anfänge der Schule in Rielingshausen ist wenig bekannt. Wahrscheinlich
wurde ein geregelter Schulbetrieb erst nach Verabschiedung der eben genannten
Kirchenordnung aufgenommen. In den ersten Jahrzehnten war es vielerorts üblich,
dass die Schulmeister aus dem Kreis der Dorfeinwohner durch Schultheiß, Gericht
und Rat im Beisein und mit Vorwissen des Pfarrers gewählt wurden. Die Bestätigung
erfolgte durch den herzoglichen Kirchenrat in Stuttgart.
Freiburg ist eine der am schnellsten und stärksten wachsenden Großstädte in Deutschland. Die Bevölkerungsprognosen belegen, dass die bisherigen Annahmen der Statistiker überholt sind, sondern die Einwohnerzahlen voraussichtlich noch bis 2030 wachsen werden. Einen Spitzenplatz belegt Freiburg deshalb auch auf dem Wohnungsmarkt: Mietwohnungen sind rar und teuer, und die Nachfrage wächst. Das Stadtplanungsamt rechnet mit mindestens 6000 zusätzlichen Wohnungen, die bis 2030 über die Festsetzungen des Flächennutzungsplans von 2007 hinaus benötigt werden. Wie lässt sich diese Entwicklung politisch und administrativ steuern? Das Bürgermeisteramt hat ein "Kommunales Handlungsprogramm Wohnen" erarbeitet. Es schlägt als wichtigste Option die Erschließung eines neuen Stadtteils auf der grünen Wiese vor: "Dietenbach" im nördlichen Rieselfeld soll nach dem Rieselfeld und Vauban die dritte große Stadterweiterung innerhalb einer Generation werden.