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Der Pfarrer der Johannisgemeinde Weinheim, Karl Achtnich (1890 bis 1969), stand, wie viele Gemeindepfarrer, während des Zweiten Weltkriegs mit vielen ehemaligen Konfirmanden und Jugendkreismitgliedern, die als Soldaten im Krieg waren, in brieflicher Verbindung. Die Gemeindejugend, die „Sonnenjugend“, die „Sonnenmädchen“ (so genannt, weil die Gemeindejugend sich im Gemeindehaus „Zur Sonne“ traf) pflegten den Soldaten zu Weihnachten Päckchen ihrer Gemeinde zu schicken. Aus heutiger Sicht ist manches von dem Geschriebenen unbegreiflich. Nicht nur die Sicherheit, auf dem richtigen Weg zu sein, nicht nur das klare Feindbild, nicht nur das selbstverständliche Gott-mit-uns; was Vaterlandspflicht und Soldatenethos damals bedeutet haben, verstehen wir heute nicht mehr. Gerade deshalb sind die Dokumente wichtig, weil sie helfen, die geistigen Gefangenschaften jener Zeit zu ahnen und wach zu sein für Verführbarkeit und unbewusste Gefangenschaften auch heute. Zugleich sind sie bewegende Zeugnisse persönlicher Frömmigkeit.
Bruchsaler Jahrestage 2011
(2011)
Zwei Jahrestage dienten zwischen Januar und September 2011 als Anlass einer kleinen Sonderpräsentation des Städtischen Museums Bruchsal im Fürstensaal des Barockschlosses: Vor 310 Jahren, im Januar 1711, starb der Speyerer Bischof und Trierer Kurfürst Johann VIII. Hugo Freiherr von Orsbeck. Ihm folgte im Monat darauf Heinrich Hartard von Rollingen auf den Thron. Beide Bischöfe sind im Fürstensaal der Bruchsaler Residenz mit lebensgroßen Staatsporträts vertreten. Außerdem wurde an den vor 250 Jahren geborenen Johann Nepomuk Stephan Diemer erinnert, der im späten 18. Jahrhundert als
»Leib=Medicus« des Fürstbischofs August von Limburg-Stirum fungierte.
Enziane im Kraichgau
(2011)
Im Hochsommer steht auf Waldschlägen und -wegen, aber auch auf Halbtrockenrasen,
eine recht unscheinbare Pflanze mit zahlreichen _kleinen inkarnatfarbigen
Stielteller-Blüten (Abb. 1). Wer ein Auge und Gespür für Ahnlichkeiten im Blütenbau
unserer Pflanzenwelt hat, erkennt die Zugehörigkeit zur Familie der Enziane,
obwohl sie ganz anders heißt, nämlich Echtes Tausendgüldenkraut (Centaurium
erythraea). Wie kommt eine Pflanze zu solchen (insgesamt vier) Namen?
Der landessprachliche (sog. Trivial-) Name verrät zunächst mit „echt" und „tausend
Gülden" eine Wertschätzung, die kaum noch zu übertreffen ist. ,,Echt" meint
hier eine Art, die in der Heilkunde verwendet wird. Der zweiteilige wissenschaftliche
Name ist schwieriger und oft nur historisch erklärbar.
Ein wenig abseits der Eisenbahnstrecke Freiburg-Basel, mit dem Bus und (neuerdings) der Bahn von Müllheim aus erreichbar, liegt die einst bedeutende Stadt Neuenburg am Rhein, im Lauf der Geschichte immer wieder geschüttelt von Kriegswirren, Hochwasser und jüngsten Bombardements. Durch den zähen Überlebenswillen der Bevölkerung ist sie immer wieder auch neu erstanden. Ein Rundgang durch die Stadt macht ihre Geschichte an zahlreichen Brunnen bekannt.
Unlängst errichteten die Bürger von Freiburg-Ebnet auf dem Platz der Weggabelung zwischen der alten Villingerstraße St. Peter-St. Märgen beziehungsweise der Strecke in Richtung Himmelreich und Höllental (B31 alt) die seit 1811 zerstörte Annakapelle neu. Der Platz für die kleine Kapelle ist mit Bedacht gewählt. An dieser Stelle soll 1356 ein Abt des
Augustinerklosters St. Märgen von gedungenen Mördern des Johann Schnewlin aus politischen Motiven erschlagen worden sein. Stand der reiche Bürgermeister Freiburgs mit deren rivalisierenden Benediktinern von St. Peter in Verbindung?
Am 10. Februar 2011 konnte das Natur- und Landschaftsschutzgebiet (NSG/LSG) „Hochholz-Kapellenbruch“ 20 Jahre nach der ersten Ausweisung als Schutzgebiet mit einer neuen Verordnung versehen und um
121 ha NSG-Fläche erweitert werden. Zwanzig Jahre
beharrliche Naturschutzarbeit hatten zu einer beeindruckenden naturschutzfachlichen Aufwertung dieses Teils
der Kinzig-Murg-Rinne zwischen Malsch (bei Heidelberg) und Wiesloch geführt: wo 1991 noch überwiegend
Ackerfächen auf anmoorigen Böden bestellt wurden,
fnden sich heute ausgedehnte Wiesen und Hochstaudenfuren. Weiter ist das Gebiet charakterisiert durch ein
Grabensystem mit gut entwickelten Schilf- und Röhrichtsäumen sowie Schwarzerlen-Eschen-Auwälder und Eichen-Hainbuchen-Sternmierenwälder. Detaillierte vegetationskundliche Kartierungen (Rösch 2009) legten es
nahe, nun auch den zentralen, bisher als LSG geführten
Bereich des Gebietes als Naturschutzgebiet auszuweisen. Die Unterschutzstellung würdigt das Erreichte,
richtet die land- und forstwirtschaftliche Nutzung auf
das naturschutzfachliche Ziel aus, reduziert Störungen
durch Freizeit-Aktivitäten und hilft, den zur Pfege dauerhaft erforderlichen Einsatz von Naturschutzmitteln zu
sichern. Die Wiederbesiedlung mit gebietstypischen
Vogelarten, die teilweise nur noch als Wintergäste zu
beobachten waren, ist angelaufen und wird weiter beobachtet werden.
In der südöstlichen Ecke des Alten Friedhofs von Ludwigsburg befindet sich das vom
ehemaligen Sanitätsverein gestiftete Denkmal für jene deutschen Soldaten, zeitgenössisch als »Krieger« bezeichnet, die den Sieg im Deutsch-Französischen Krieg von
1870/71 mit ihrem Leben bezahlten und in der württembergischen Garnisonsstadt
bestattet wurden. Man erreicht das Denkmal in wenigen Schritten, wenn man sich,
vom Eingang in der Schorndorfer Straße kommend, nach rechts wendet. Dabei passiert man die neugotische Friedhofskapelle mit dem Mahnmal für die Toten des Zweiten Weltkriegs, die Gräber deutscher Gefallener des Ersten Weltkriegs und das dazugehörige Denkmal. Zwanzig Schritte südlich des Kriegerdenkmals befindet sich ein
Denkmal zur Erinnerung an die in Ludwigsburg verstorbenen französischen Soldaten
der Jahre 1870 und 1871. Ebenfalls in der Nähe des Denkmals, an der Nordseite der
alten Friedhofskapelle, ist eine 1876 von der Stadt gestiftete Erinnerungstafel für sieben in Frankreich gefallene Ludwigsburger zu sehen.
So wie in Ludwigsburg gibt es wohl in fast jeder deutschen Stadt Straßennamen
oder Denkmäler, die an den deutschen Sieg von 1870/71 erinnern. Dennoch ist der
Deutsch-Französische Krieg von 1870/71 heute, wie die beiden anderen deutschen
Einigungskriege der Jahre 1864 und 1866, im allgemeinen Bewusstsein kaum noch
präsent. Dass uns dieser Krieg heute sehr weit entfernt vorkommt, liegt sicher an der
Fülle an Ereignissen, die ihm folgten und die von noch größerer Bedeutung für
Deutschland und die Welt waren: Der Erste Weltkrieg und der Zweite Weltkrieg haben
den Krieg von 1870/71 weitgehend vergessen machen lassen, wie sich auch am Beispiel der Denkmalgruppe auf dem Alten Friedhof von Ludwigsburg anschaulich zeigen lässt. Neben den beiden Gedenkstätten zu den Weltkriegen wirkt das Denkmal
für die deutschen Toten von 1870/71 trotz seiner Größe an den Rand gedrängt und
in seiner historistischen Stilmischung aus antikisierenden Formen und vaterländischer Symbolik aus der Zeit gefallen. Das französische Denkmal ist sogar hinter Bäumen halb versteckt und nur zu finden, wenn man es gezielt sucht.
Im Frühjahr 1421 musste die Pfarrgemeinde im oberschwäbischen Neuburg, Dekanat Munderkingen, für geraume Zeit ohne Seelsorger auskommen, da ihr bisheriger Pfarrer nicht mehr zur Verfügung stand. Ob dieser an einen anderen Ort gezogen oder gestorben war, ist heute unbekannt. Nachdem die Pfarrei also vakant zu werden drohte, stand fest, dass umgehend ein neuer Geistlicher nach Neuburg kommten musste. Bis Mitte Mai waren offenbar bereits Verhandlungen geführt worden, denn am 16. des Monats erschien der Kleriker Wilhelm Gabler vor dem Konstanzer Bischof mit einem Schreiben, in welchem ihn Herzog Friedrich von Österreich auf die Neuburger Pfarrkirche präsentierte. Das bischöfliche Generalvikariat nahm die Präsentationsurkunde entgegen und ordnete an, dass der Kandidat der Neuburger Gemeinde ordnungsgemäß bekannt gegeben werden solle, damit eventuelle Einsprüche gegen seine Kandidatur vorgebracht werden könnten. Am 18. Juni, dem Ende der Einredefrist, erschienen sowohl Wilhelm Gabler als auch der Vertreter des Priesters Eberhard von Hörnlingen vor dem Konstanzer Generalvikar. Eberhard konnte nämlich ebenfalls eine Präsentation auf die Neuburger Pfarrkirche vorweisen, die von Anna von Braunschweig, der Gemahlin Herzog Friedrichs von Österreich, ausgestellt worden war. Nachdem nun zwei Kleriker Anwartschaften auf dieselbe Pfründe besaßen, musste an der Konstanzer Kurie geprüft werden, wer von beiden der rechtmäßige Kandidat war und welcher von ihnen die Pfründe erhalten sollte.
Der aufmerksame Wanderer kann im Rheinauewald Überreste
von Bunkern entdecken, die meistens völlig unter Gestrüpp und
Ranken versteckt und kaum noch zu erkennen sind. Es sind die
letzten Zeugen des Westwalls, eines Verteidigungssystems, das in
den Jahren von 1936 bis 1940 erbaut, zum größten Teil nach
1945 gesprengt wurde, aus über 11000 Bunkern sowie weiteren
Anlagen wie Stollen, Panzergräben, Panzerhöckern und Flakstellungen bestand und sich von Kleve bis vor die Tore Basels 630 km
lang erstreckte. Schon 1936, vor der Besetzung der durch den
Versailler Vertrag entmilitarisierten Rheinlande, erkundeten
deutsche Offiziere in Zivil unter strengster Geheimhaltung den
künftigen Verlauf der im Westen geplanten Befestigungsanlagen.
Und nur fünf Tage nach dem Einmarsch deutscher Truppen in
diese Zone erhielt die „Inspektion der Westbefestigungen vom
Oberkommando des Heeres (OKH)" den Befehl, mit dem Bau von
Sperrbefestigungen an den Saarübergängen im Saarland und dem
Bau von Befestigungen am Oberrhein zu beginnen.
Das kann doch nicht wahr sein. Endlich lichtet sich die Nebelwand und gibt den Moment frei auf die Gruppe von Graureihern. Aber ehe ich mit meiner Kamera genau fokussieren kann, heben sie mit schwingenden Flügelschlägen ab. Deshalb harre ich nun weit vor Anbruch des Tages in meinem Tarnzelt in der Kälte aus? Das erhoffte fotografische Ergebnis hat sich wieder einmal nicht eingestellt. Und dennoch war der Aufwand nicht umsonst. Der Altrheinarm taucht nun ein in ein grandioses Farbenspiel und setzt die weit ins Wasser ragenden Äste der Silberweiden mystisch in Szene. Mit jeder Minute ändert sich jetzt
die Szenerie und vergessen sind auf einmal auch die Mühen und klammen Finger.
2011 sind es genau 90 Jahre her, dass auf evangelischer Seite die Erforschung der badischen Kirchengeschichte durch regelmäßige Publikationen begann, nämlich mit Johannes Bauers Dokumentensammlung über die badische Union von 1821, publiziert zum Unions-Jubiläum 1921 in der nur kurzlebigen Reihe „Veröffentlichungen der evangelischen kirchenhistorischen Kommission in Baden“. Ab 1928 gab es dann mit den „Veröffentlichungen des Vereins für Kirchengeschichte in der Evangelischen Landeskirche in Baden“ eine Reihe, die es bis zur Einstellung 2009 auf stattliche 64
Bände gebracht hat, die ein einmaliges und unerlässliches Fundament für die kirchenhistorische Erforschung der Badischen Landeskirche darstellen. Seit 2007 steht nun auch das „Jahrbuch für Badische Kirchen- und Religionsgeschichte“ der lokal- und regionalgeschichtlichen Aufarbeitung unserer Landeskirche zur Verfügung. Obwohl das Erzbistum Freiburg sogar ein paar Jahre jünger ist als die Badische Landeskirche – die Gründung der Erzdiözese aufgrund der Bulle „Provida solersque“
erfolgte zwar ebenfalls 1821, doch „funktionierte“ das Bistum erst mit der Einsetzung des Bischof 1827 – wurde bereits viel früher als auf evangelischer Seite, nämlich schon 1864 ein „Kirchengeschichtlicher Verein für das Erzbistum Freiburg“ gegründet, der seit 1865 das „Freiburger Diözesan-Archiv“ herausgibt, eine der ältesten kirchenhistorischen Zeitschriften Deutschlands.
Die erste Hälfte des 19. Jahrhunderts, insbesondere die Zeit nach dem Wiener Kongress 1815, wird gern und oft als »gute alte Zeit« bezeichnet. Mit ihr verbinden sich
die Bilder kleinbürgerlicher Idyllen der Biedermeierzeit, wie sie uns beispielhaft von
den Gemälden Carl Spitzwegs oder Ludwig Richters bekannt und vertraut sind. Aber
war die Zeit wirklich gut?
Es war eine Zeit des Umbruchs und des Aufbruchs. Auf der einen Seite wehte seit
dem Tod König Friedrichs I. ein liberalerer Geist durch das Land Württemberg. Das
Bürgertum erstarkte, entdeckte sich selbst, traf sich in Vereinen. Neue Handwerksbetriebe wurden gegründet, zögerlich begann das Zeitalter der Industrialisierung. Auf
der anderen Seite hatten die gerade überstandenen napoleonischen Kriege die Bevölkerung durch Truppendurchzüge, Einquartierungen, Kriegsdienste, Requirierungen
und zusätzliche Steuerlasten ausgeblutet. Die langsam spürbare Erholung wurde
1816 von katastrophalen Missernten und einer in dieser Höhe noch nie gekannten
Teuerung jäh unterbrochen. Erwerbslosigkeit und Bettel, tiefste Armut, Hungersnöte
sowie Verwahrlosung waren die Folge und lasteten auf dem gerade zehn Jahre jungen
Königreich Württemberg.
In dieser Situation übernahm König Wilhelm I. Ende Oktober 1816 die Regierung
des Landes. Angesichts der bedrückenden Verhältnisse entwickelte die junge Königin
Katharina Ende 1816 einen Plan zur Bekämpfung der allgemeinen Not durch Gründung
eines Wohltätigkeitsvereins mit einer Zentralleitung in Stuttgart und der Aufgabe,
die öffentliche Staatsfürsorge und die freiwillige Privatfürsorge auf dem Gebiet der
Wohlfahrtspflege anzuregen, zu fördern und zu koordinieren.
Für das Bistum Würzburg enthielten die so genannten „libri collationum“ Informationen über die verschiedenen Pfarrpfründen, Kaplaneibenefizien und Messstiftungen sowie deren Inhaber und Kollatoren im 16. Jahrhundert. Diese Quellen sind jedoch nicht erhalten, da sie mit großen Teilen der übrigen Bestände des Bistumsarchivs beim Bombenangriff auf die Stadt am 16. März 1945 verbrannten. Über den Aufbau und Inhalt der Verleihungsbücher geben heute im Wesentlichen — neben wenigen weiteren Studien — zwei Werke Auskunft, deren Autoren die Handschriften noch vor ihrem Verlust für ihre Arbeiten heranziehen konnten und Einzelheiten daraus überlieferten. Der frühere Würzburger Bistumsarchivar Franz Josef Bendel beschrieb in seinen Veröffentlichungen drei „libri collationum“: Einen ältesten Band (I) von ca. 1543, einen jüngeren (II) von ca. 1556 und einen weiteren (III) von ca. 1594. In größerem Umfang sind lediglich aus dem ältesten der drei „libri“ Daten erhalten, aus dem mittleren gibt es nur einen überlieferten Abschnitt, aus dem jüngeren dagegen gar keine Passagen, die sich sicher auf ihn zurückführen ließen.
Fünf Monate, nachdem Herzog Friedrich I. von Württemberg (* 19. 8. 1557)
am 29. Januar 1608 gestorben war, erstellten die württembergischen Räte, insbesondere Melchior Jäger von Gärtringen (1544 –1611), [2]
ein Gutachten über
dessen Konkubinen und Kupplerinnen, die damals in Haft saßen. [3]
Mit den
sogenannten Ehebrecherinnen gingen die Räte erstaunlich milde um; sie wiesen auf deren Jugend hin und rieten, »die Strafe in Gottes Hand fallen zu lassen«. Bezüglich der sechs verhafteten Kupplerinnen meinten sie, zwei von
ihnen seien weniger belastet, nämlich die Schulmeisterin in Freudenstadt und
die Ketterlin im Harnischhaus. [4]
Strenge Strafen empfahlen sie dagegen bei der
Möringerin in Urach, der Lichtkämmerin in Tübingen, der Hausschneiderin
zu Heidenheim und der Anna Maria im Harnischhaus. Ihre Haushalte sollten
aufgelöst, sie selbst »aus den Augen geräumt« werden. Über Magdalene
Möringer habe ich bereits ausführlich berichtet. [5]
Anna Maria im Harnischhaus, Ehefrau des Trabanten Hans Jacob Stählin, [6]
und die Ketterlin [7]
finden
sich später nicht mehr in den Akten. Über die drei anderen Kupplerinnen hingegen erfährt man verhältnismäßig viel, da sie, ebenso wie Magdalene Möringer, beim Reichskammergericht (RKG) in Speyer gegen Herzog Johann Friedrich (1582–1628), den Sohn und Nachfolger Herzog Friedrichs, geklagt haben.
Im 12. und 13. Jahrhundert wollten viele Frauen
ihrem Glauben besonderen Ausdruck geben, und
versuchten in religiösen Gemeinschaften ihrem
Ideal Gott und dem Nächsten zu dienen, näher zu
kommen. Es handelte sich um laikale Gemeinschaften, die von sich aus als eine religiöse
Bewegung ohne feste Regeln entstanden. Durch
Initiative Jacob von Vitrys, Augustinerchorherr
und später Bischof von Akkon, wurde von Papst
Honorius III. im Jahr 1216 die mündliche Anerkennung dieser neuen Gemeinschaften erwirkt.
Die frühesten Beginensammlungen entstanden in
Flandern-Brabant und verbreiteten sich in Frank -
reich, Deutschland, besonders am Niederrhein und
in Bayern, und fast in ganz Europa. Die neuen
Gemeinschaften hatten vielfach ein Spital oder
Leprosorium in Obhut. Sonst lebten sie teils vom
Bettel, teils von Handarbeiten, aber auch im Lauf
der Zeit vom Ertrag ihres sich vergrößernden
Besitzes.
Der jüdische Friedhof am Schlettstadter Giessen, der Mackenheimer Judengarten, der 1682 von den Ettenheimer Juden im
Schmieheimer Gewann Steinhalden angelegte Begräbnisplatz und der jüdische Friedhof auf dem Kuppenheimer Mergelberg
gehören zu den weit außerhalb ihrer Wohnorte gelegenen Nekropolen der beiderseits des Oberrheins ansässigen Juden. Die um der ungestörten Totenruhe willen gesuchte Abgeschiedenheit dieser nach und nach erweiterten und zum Teil bis heute von
mehreren jüdischen Gemeinden gemeinsam benutzten Begräbnisplätze folgt einer rituellen Vorschrift, die der Schreiber der
zweitausend Jahre alten Tempelrolle vom Toten Meer wie folgt formuliert hat: „Du sollst nicht handeln wie die anderen Völker: überall begraben sie ihre Toten, und sie begraben sie sogar in den Häusern. Du aber sollst entfernte Stätten in eurem Lande aussuchen, an denen ihr die Toten begrabt; zwischen vier Städten soll ein Platz ausgesucht werden, wo die Toten begraben werden.“
Befreiung von den Dogmen
(2011)
">Stille und Frieden hatte er gesucht; jetzt war er die Stille und der Friede und
wußte es nur nicht mehr. Das Nichtsein hat er gepriesen; jetzt war er das Nichtsein und
wußte es nur nicht mehr. All-Einheit hatte er gelehrt, Einheit mit dem All der Tierlein,
der Blumen und der Steinbröckchen; jetzt war er die Einheit mit allem und wußte es
nicht. Und war die Einheit ganz, weil er es gar nicht wußte. Ein Wissen war untergegangen, war heimgegangen. Eine Sonne war untergegangen, klar bewusst untergegangen,
gern untergegangen, um niemals wieder aufzugehen, niemals wieder. Eine Sonne war
heimgegangen. <"
Eine Sonne ist heimgegangen! Freunde Fritz Mauthners, wer unter Ihnen, müde
und verdrossen geworden von der Wanderung durch den Wüstensand jener Art Philosophie, die das Geheimnis des Lebendigen geheimnislos zu machen sich unterfing,
sich dann an die eisig-klare Quelle der Sprachkritik gesetzt und sich den blendenden
Blütenstaub hat wegspülen lassen, um wieder jung und frisch zu werden, der versteht,
wieviel Wehmut uns heute erfaßt, wenn wir am Sarge unseres Meisters die verlesenen
Schlußworte aus seinem innigsten Werk, dem Gautama Buddha, hören. Eine Sonne war
untergegangen!
Viele Fragen tun sich auf, sobald man auf diese Überschrift stößt: „Lieder badischer Liedermacher im 20. Jahrhundert“
– Welche Art von Liedern fällt unter diese Rubrik? – Wer ist Badener? Wer nicht? – Was ist ein Liedermacher? – Wer alles gehört zum 20. Jahrhundert? Welche Art Lied? – Da es sich ja hier um eine Tagung zu Gesangbuch und Kirchenlied handelt, erübrigt sich wohl meine erste Frage. Kirchenlieder sind gemeint. Gemeindelieder sind gemeint. Lieder sind gemeint, die in einem Gesangbuch stehen oder stehen könnten. Wer ist Badener? – Ob ein Mensch in Baden geboren ist oder seine Wirkungsstätte hat, ob er in Baden seinen Ruhestand verbracht hat oder gestorben ist – hier möchte ich gern großzügig sein. Ich selbst bin in Westfalen geboren und aufgewachsen, trotzdem fühle ich mich seit langem in der Kurpfalz zu Hause und bin also auch – irgendwie – Badener. Was ist ein Liedermacher? – Wer fällt Ihnen da ein? Zunächst doch wohl eher die
Sänger von Protestsongs, die mit der Gitarre auf der Kleinkunstbühne ihre Lieder vortragen. Reinhard Mey, Wolf Biermann, Hans Dieter Hüsch, Hannes Wader, Konstantin Wecker u.s.w. Obwohl „Über den Wolken“ von Reinhard Mey bei Trauungen
von Flugbegleitern sicher gut passen würde, wüsste ich nicht, dass ein Lied dieser Sänger schon im Gesangbuch gelandet wäre. Natürlich gibt es auch kirchliche Protestsongs und kirchliche Wanderbarden mit Gitarre. Bei meinen Ausführungen möchte ich mich aber beschränken auf Menschen, deren Dichtungen oder deren Weisen Eingang ins Gesangbuch gefunden haben.
Wer die Entwicklung der Hochschule Offenburg von der Staatlichen Ingenieurschule zur Hochschule für Angewandte Wissenschaften verstehen möchte, muss seinen Blick laut Breyer-Mayländer auf die Entwicklungen in Wirtschaft und Gesellschaft richten, die seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs bis in die Gegenwart die Entwicklung des Bildungswesens und des Wissenschaftsbetriebs in Deutschland und Baden-Württemberg beeinflusst haben.
Als 1985 der Turm der Konstanzer Stephanskirche renoviert wurde, entdeckte man
in 65 Metern Höhe, in der Kugel unter dem Kreuz eine Bleikassette. Dort hatte sie seit der
letzten Renovierung 1836 rund 150 Jahre gelegen. Sie enthielt zwei Reliquienbehälter aus
dem 17. und 18. Jahrhundert, Vereins- und Stiftungsstatute, Verordnungen und Gemeinderatsprotokolle, außerdem Bilder und Münzen aus den Jahren 1830 bis 1836. Das allein
wäre nichts Besonderes gewesen, in Turmkugeln werden traditionell solche Dokumente
eingeschlossen. In die Konstanzer Bleikassette war aber noch etwas hineingeschmuggelt worden - »hineingeschmuggelt«, weil es von der strengen politischen Zensur der
1830er Jahre mit Sicherheit beschlagnahmt worden wäre: In einer versiegelten Leinentasche fand man ein Bild zum Hambacher Fest von 1832 und zwei Exemplare einer sich
auf dieses Ereignis beziehenden Broschüre, die auch eine Konstanzer Grußadresse an
die Teilnehmer enthielt.
Noch eine Dorfbeschreibung
(2011)
»Das Kind kann nicht schreiben«. Ein Schreckensruf durchläuft das Klassenzimmer im Katholischen Institut der Ursulinen in Freiburg. Die Neue hat bei der Ankündigung eines Diktats nicht reagiert. Neun Jahre alt und,wie sich nun herausstellt, zum ersten Mal auf einer Schulbank. Starr. »Mein Vater hatte nicht daran gedacht, und meine Mutter war anscheinend der Ansicht, dass ihre Kinder von ganz allein lernen würden« , analysiert die Betroffene über achtzig Jahre später.
Vor 80 Jahren übertrug man Georg Kraft zum
1. Juli 1930 offiziell die Leitung der archäologischen Denkmalpflege für Südbaden. Diesen Beschluss, der sich in den Akten des
Denkmalpflegereferats in Freiburg findet,
fasste der Ausschuss für Ur- und Frühgeschichte Badens am 30. Juni 1930. Als 1922
das Ministerium die staatliche Denkmalpflege
auf dem Gebiet der Ur- und Frühgeschichte
neu organisierte und den Ausschuss für Ur- und Frühgeschichte schuf, übernahm Geheimrat Prof. Dr. Wilhelm Deecke (1862–1934),
von Haus aus Geologe, dessen Geschäftsführung. Er fungierte als wissenschaftlicher Berater des Ministeriums, unterbreitete Vorschläge
bezüglich des Ausgrabungsprogramms und
für die Bestellung der ehrenamtlich tätigen
Pfleger. Rückblickend betrachtet hat Deecke
die Anfänge für eine funktionierende Denkmalpflege gelegt, die Georg Kraft 1926 aufgegriffen und in eigener Regie weiterentwickelt hat.
Die Zähringer und Villingen
(2011)
Am Wochenende vom 25. bis 27. Juni 2010
feierte man in Villingen ein großes Stadtfest, das
u.a. als Zähringerfest die Repräsentanten von zwölf
sog. Zähringerstädten versammelte und in der symbolischen Übergabe des Wappens mit dem Zäh -
ringer adler einen seiner zahlreichen Höhepunkte
hatte. Villingen war vom 10. Jahrhundert an mit
den Zähringern verbunden, seine Stadtwerdung
war um die Wende vom 12. zum 13. Jahrhundert
abgeschlossen, so dass dem Ort zu Recht das (wie
auch immer zu interpretierende) Attribut einer
„Zähringerstadt“ zuerkannt werden kann.
Wer sich aus südlicher Richtung auf der Badischen Weinstraße (L 125) oder auf Wanderwegen dem Wein- und Erholungsort Ballrechten-Dottingen nähert, der erblickt spätestens nach Verlassen des Weindorfes Britzingen zwei markante Erhebungen am Schwarzwaldrand. Der linke Bergkegel ist der Fohrenberg und rechts davon steht der Castellberg. Diese beiden Erhebungen sind nicht vulkanischen Ursprungs, sondern durch Verkippung hängen gebliebene Schollen am Rande der östlichen Rheingrabenabsenkung.
Im Januar 2004 gewährte mir das Ehepaar Cäcilia und Walter Müller (Merdingen) Einsicht in
eine verhältnismäßig gut erhaltene, auf den ersten Blick allerdings eher unscheinbare Archivalie, die sich gemäß Auskunft der aktuellen Eigentümer von alters her in Familienbesitz befunden hat und sich aufgrund zahlreicher handschriftlicher Einträge, die von verschiedenen
Händen herrührten, zwanglos in die Geschichte der erstmals vor rund einem halben Jahrhundert durch Hermann Brommer erforschten Merdinger Familie(n) Selinger einordnen lässt. Wie
eine vor Ort vorgenommene Autopsie des kleinformatigen Notizbuchs - denn um ein solches
handelt es sich im vorliegenden Fall - alsbald ergab, stammen die frühesten Einträge, also quasi
der ,Grundstock' der Notizen, von einem nicht mit letzter Sicherheit identifizierbaren Herrn
Seefinger, der als Voyageur (Handelsreisender) im Auftrag einer in der französischen Stadt
Reims (Dep. Marne) ansässigen Firma unterwegs war und die im Verlauf einer ausgedehnten
Reise aufgenommenen Bestellungen, die, soweit erkennbar, Spirituosen umfasste, sukzessive
in sein als Livre de Commission betiteltes Auftragsbuch aufnahm ( oder - etwa von einem der französischen Sprache kundigen Bediensteten - aufnehmen ließ).
Zu Beginn der Siebzigerjahre des vorigen Jahrhunderts, im Zuge einer massiven Migrationsbewegung aus Italien in die Schweiz, gründete die italienische Gewerkschaft CGIL (‚Confederazione Generale Italiana del Lavoro‘) in Basel und Zürich eine Schule für italienische Migrantinnen und Migranten. Nach einer ausgedehnten Phase des Wachstums auf dem Bildungs- und
Ausbildungssektor wurde dieses Institut im Jahr 1984 in eine Stiftung schweizerischen Rechts
umgewandelt, die in der Folgezeit nicht nur Kooperationsvereinbarungen mit dem ‚Schweizerischen Gewerkschaftsbund‘ (SGB), sondern auch mit der spanischen Gewerkschaft ‚Comisiones
Obreras‘ (CCOO) (1994) sowie mit der portugiesischen ‚Confederação Geral dos Trabalhadores
Portugueses‘ (CGTP) (1996) einging. Als gemeinnützige Non-Profit-Organisation verfolgt die
heute unter der Kurzbezeichnung ECAP firmierende Einrichtung inzwischen das erklärte
Hauptziel, die Bildung jüngerer wie auch älterer Erwachsener (insbesondere der Migrantinnen
und Migranten) sowie der wenig qualifizierten Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer in der
Schweiz zu unterstützen, um die private und berufliche Integration zugewanderter Personen tatkräftig zu fördern und so einen aktiven Beitrag für den Erwerb wie auch für die Festigung der
kognitiven Mittel und Kenntnisse zu leisten, die für ein autonomes und verantwortungsvolles
Leben in unserer sich rasch wandelnden modernen Gesellschaft unverzichtbar sind.
Im langjährig foristisch-waldökologisch untersuchten
Schonwaldgebiet Hohes Reisach bei Kirchheim unter Teck im Vorland der Mittleren Schwäbischen Alb
(Baden-Württemberg) treten seit mindestens Ende der
1990er Jahre „Magic Circles“-artige Phänomene auf.
Es handelt sich um meist kreisrunde oder sichelförmige
Lineamente in Bärlauchbeständen, die auf dem selektiven Absterben des in der Umgebung gut wüchsigen
Bärlauchs (Allium ursinum L.) basieren. Es handelt sich
offenbar um ein neuartiges Phänomen.
Lage, Verteilung, Form, Entwicklung, Größe und
standörtliche Grundlagen dieser kreisförmigen Bärlauchblößen werden beschrieben. Ursache ist ein (hexen-) ringartig wachsender Ständerpilz (Basidiomycet),
ein Basidienpilz, dessen Fruchtkörper ein „Schattendasein“ führen: Helicobasidium longisporum. Im Hohen
Reisach-Wald parasitiert er die Zwiebeln von Allium ursinum selektiv und verursacht eine violette Wurzel- und
vor allem Zwiebelfäule. Die als pfanzensystematischer
Typus zuerst von der tropischen Insel Java beschriebene Pilzart tritt wohl als Folge der Klimaerwärmung in
Mitteleuropa und im Untersuchungsgebiet seit ca. ein
bis zwei Jahrzehnten auf, im Hohen Reisach derzeit
massiv. Als Zwischenwirt dienen ihm Birnengitterrostpilze von den benachbarten Streuobstwiesen. Es handelt sich um ein Lebewesen, das in drei verschiedenen
Formen auftritt und das sowohl seinesgleichen, Pilze,
wie außerdem höhere Pfanzen, hier den Bärlauch, parasitiert.
Das Vorkommen des Rotmilans ist fast ausschließlich auf Europa beschränkt,
dabei brüten etwa 60% der globalen Brutpopulation in Deutschland (BAUER 2005,
MEBS 2006). Der Rotmilan kommt bevorzugt in reich gegliederten Landschaften
vor, in denen sich bewaldete und freie Flächen abwechseln. Er jagt hauptsächlich
im Flug über freien Flächen, macht aber auch zu Fuß Jagd auf Regenwürmer oder
Insekten. Rotmilane sind reviertreu und behalten eingegangene Paarbeziehungen
oftmals über viele Jahre bei (WALZ 1995). Im Normalfall beginnen Rotmilane im
Alter von zwei bis drei Jahren mit der Brut, wobei häufig über lange Zeit hinweg
der gleiche Horst zur Brut verwendet wird (BAUER et al. 2005).
Im Gegensatz zu den neuen Bundesländern, in denen landwirtschaftliche
Flächen zu großen Produktionseinheiten zusammengefasst wurden, blieb auf der
Baar trotz der Flurbereinigung von 1972 das Mosaik kleiner Flächen erhalten. Die
Größe der landwirtschaftlich genutzten Parzellen auf der Baar wird dementsprechend als gering bezeichnet. Auf der Baar gibt es bis heute viele Nebenerwerbslandwirte, die allerdings immer größer werdende Höfe bewirtschaften (MURSCHEL
ET AL. 2003). Im Untersuchungsgebiet, das in einem europäischen Vogelschutzgebiet
liegt (Gebietskennzeichnung VSN-03 Baar), brüten Rotmilane in hoher Dichte
mit bis zu 21 Paaren pro 100 Quadratkilometer (WALZ 2001).
In zahlreichen Berichten aus dem 19. Jahrhundert wird der schlechte Zustand der Wälder moniert und es werden Maßnahmen zur Verbesserung des Waldzustandes vorgeschlagen. Solche
historischen Aussagen führten in den 1990er Jahren zur sogenannten „Holznotdebatte“. Beteiligt waren Vertreter der klassischen Forstgeschichte, die diese Quellen als Belege für eine übernutzungsbedingte Degradation der Wälder im 19. Jahrhundert interpretierten. Historiker warfen
ihnen eine Fehlinterpretation der zeitgenössischen Aussagen vor. Es sei zu berücksichtigen,
dass diese Quellen die Sicht der Obrigkeit wiedergeben würden, und diese sei in erster Linie an
der Durchsetzung von Nutzungsbeschränkungen und der Disziplinierung der Untertanen interessiert gewesen. Die Holznotdebatte belebte die forstgeschichtliche Forschung und es konnte
schließlich eine differenzierte Sicht bezüglich der Knappheit der Ressource Holz gewonnen
werden.
Fritz Haller und USM
(2011)
Der französische Ethnologe und Anthropologe Marc Auge hat
1992 den Begriff des „Nicht-Ortes" geprägt. [1] Darunter versteht
man bis heute vor allem mono-funktional genutzte Flächen im
urbanen und suburbanen Raum wie Einkaufszentren, Autobahnraststätten, Bahnhöfe und Flughäfen, aber auch Industriegebiete
darf man dazu zählen. Das Fehlen von Geschichte, Relation und
Identität kennzeichnet den Unterschied zum traditionellen Ort.
Diese Charakterisierung trifft auf alle Gewerbegebiete der an Industrie reichen Städte am Oberrhein zu. Hochwertige Industriearchitektur ist selten. Gerade in Bühl, eine Stadt mit rund 29 500
Einwohnern, deren 1061 steuerpflichtige Betriebe 16953 sozialversicherungspflichtige Arbeitsplätze bieten, ist diese Feststellung von Bedeutung. 3,25 Prozent der Gemarkungsfläche (insgesamt 73,19 Quadratkilometer) sind Gewerbe- und Industriefläche.[2] Die zahlreichen Bauten der Unternehmen sind bis auf sehr
wenige Ausnahmen architektonisch völlig anspruchslos, die
großen städtischen Industriegebiete haben keine Aufenthaltsqualität.
Seit langem schon ist bekannt, dass die Fürstlich Fürstenbergische Jagdstatistik für
das gesamte Gebiet der ehemaligen Herrschaft Fürstenberg wertvolle Informationen über Wildbestand, Fang- und Abschusszahlen, Art der Jagdausübung und vieles
Andere jagdlich Wissenswerte enthält. Es war das Verdienst von KURT STEPHANI,
1938 wichtige Auszüge dieses umfangreichen Wissens der Öffentlichkeit zugänglich gemacht zu haben. Leider fehlen in der Arbeit genaue Fundstellennachweise für
die meisten benutzten Quellen aus dem F. F. Archiv. Die Grenzen seiner Untersuchung
zeigt der Verfasser bereits im Vorwort auf: Leider sind die im fürstlichen
Archiv aufgefundenen jagdlichen Aufzeichnungen vor den 1850er Jahren recht
lückenhaft und unzusammenhängend, was zum Teil wenigstens wohl daher kommt,
dass in den 1880er Jahren zahlreiche Rechnungsbelege älterer Jahrgänge, welche
im Archiv vorhanden waren, eingestampft worden sind. Dabei mögen wohl auch
viele aufschlussreiche Aktenstücke über jagdliche Dinge verlorengegangen sein. In
seinen umfangreichen Abschusstableaus (STEPHANI 1938 Anl. 15) der Jahre von 1858 bis 1937 und den ausführlichen, teilweise durchaus emotional betonten
Interpretationen geht STEPHANI auch gründlich auf das Auerwild ein, das seit alters
her der „Hohen Jagd“ zugeordnet wurde und sich zu Hofe allgemein und bei den
Fürstenbergern im Besonderen großer Beliebtheit erfreute.
Offenburg hat in einem großen Stadtentwicklungsprozess die Konversion der ehemals militärisch genutzten Flächen und Gebäude erfolgreich bewältigt und die gebotene Jahrhundertchance bestens genutzt. Wo einst Kasernen ihren Zweck erfüllten, wohnen, arbeiten und begegnen sich die Menschen, gestalten und genießen Kultur und schaffen eine neue Qualität städtischen Lebens.
Der Baumfalke
(2011)
Die seit 1995 bis 2010 im Schwarzwald-Baar-Kreis bekannt gewordenen 70 Bruten
und weitere Reviere des Baumfalken werden aufgelistet. Von
2002 bis 2010 wurden uns im Jahr zwischen fünf und zehn Revieren bekannt
(maximal neun Bruten).
Die Lage der Brutplätze im Kreis in ausgewählten Jahren wird dargestellt. Östlich des Schwarzwaldes rechnen wir mit einer Siedlungsdichte zwischen
1,5 und 2,2 Paaren pro 100 km2.
Zwei Drittel aller Bruten flogen zwischen dem 14. und 23. August aus. Das
früheste Ausfliegedatum ist der 8. August, das späteste der 10. September. Danach
beginnt die Eiablage bei uns erst ab etwa 10. Juni.
Über die ausführlichen Beobachtungen an einem seit 1995 besetzten Brutplatz bei
Königsfeld wird berichtet. Bei allen erfolgreichen Bruten wurden hier im Mittel
2,85 Junge flügge, während der Durchschnitt im ganzen Kreisgebiet nur bei 2,18
liegt. Der hohe Bruterfolg an diesem Ort weist auf eine gute Revierqualität hin.
Hajo Rheinstädter
(2011)
Er machte keine Umwege. Seine Erwartungen, erst recht gegen sich selbst, waren
klar und gut begründet. Beruf und Ehrenamt waren geprägt durch das intensive
Interesse an Architektur und deren Erhaltung. Nach dem Studium in Mainz und
Karlsruhe blieb Hajo Rheinstädter zunächst im Wissenschaftsbetrieb, sammelte
dann Erfahrung in der Selbständigkeit und ging 1970 zu großen Aufgaben in den
Staatsdienst: Wiederaufbau des Bruchsaler Schlosses, Wiederherstellung des
Schloßgartens. Eine Vorstellung dieser Arbeit gab Kurt Lupp 2005 mit Schloß
Bruchsal - Bau, Zerstörung und Wiederaufbau. - Diese beiden Architekten bei der
unbehinderten Inspektion eines alten Klosters zu erleben, vermittelte unauslöschliche
Eindrücke, aber auch das Begreifen der Hingabe an das gewaltige Projekt
Bruchsal.
Elisabeth Silbereisen
(2011)
Angesprochen werden Band VII (Oktober 1531 - März 1532), hg. und bearb. von
Berndt Hamm, Reinhold Friedrich und Wolfgang Simon in Zusammenarbeit mit
Matthieu Arnold (= Studies in Medieval and Reformation Tradition, Val. 136).
Leiden/ Boston: Brill, 2008. ISBN 978-90-04-17132-9.- und Band VIII (April 1532 -
August 1532), hg. und bearb. von Wolfgang Simon, Berndt Hamm und Reinhold
Friedrich (Stud.i.Med.& RefTrad., 153); Leiden/Boston: Brill, 2011. - 562 bzw. 457
S., Personenindex, Bibelstellen-, Schriften-, Orts- und Sachregister. Die Edition der
Schriften folgt französisch, deutsch, lateinisch, gelegentlich auch in zeitgenössischem
Deutsch.
Bernd Röcker
(2011)
,,Hier ist noch kaum entdecktes vergilisches Land"
schrieb der Dichter Otto Rombach, 1904 geboren in
Heilbronn. Das hat sich geändert. Ein Mann hat
daran viel geändert: Bernd Röcker, 1942 geboren in
Merchingen/Osterburken, Studium Deutsch, Geschichte
und Politik in Würzburg und Heidelberg.
1969 kam er in den Kraichgau. Nach Eppingen -
einmal bedeutende Amtsstadt, eine Altstadt voller
Fachwerkhäuser, lebendige Geschichte, die den
jungen Lehrer faszinierte.
Unteres Elsenztal
(2011)
Der neue Garten im Kloster Lobenfeld erinnert an Gärten, die es innerhalb des
Immunitätsbezirks einmal gegeben hat. Die Renovation von 17941 weist das
benutzte Areal ebenfalls als Gärten aus: Gemüse- und Obstgärten für die Bewohner
des ehemaligen Klosterbereichs. Die Nutzung ist geblieben.
Daß die Gemeinde Lobbach im Rahmen der Sanierung des ehemals selbständigen
„Ortsteils" Kloster einen Teil (heute Flurstück 185/4) der No 7 von 1794 von der
Pfälzer Katholischen Kirchenschaffnei Heidelberg erwerben konnte, rundete das
Gesamtprojekt ab.
Erinnert wird an die markantesten gärtnerischen Anlagen, die des Klosters und an
den Bürgergarten der Schaffner des 18./19. Jahrhunderts. Auch jüngere Gärten, die
hier meist Vorgänger hatten, finden ihre Würdigung.
Ein anderer Weg in die Klostergeschichte.
Manfred Sauer
(2011)
„Das Leben hat keinen Sinn außer dem, den wir ihm geben" zitiert
Manfred Sauer Thornton Wilder in der Broschüre über seine Stiftung
- und um Goethe nicht auszulassen: ,,Niemand weiß, wie weit
seine Kräfte gehen, bis er sie versucht hat". Er weiß es.
Im Sommer 1963, kurz vor dem Abitur, hatte sein Vater ihn zur
Verbesserung der Sprachkenntnisse nach London geschickt. Am
zweiten Morgen wich der junge Mann beim Sprung in die Themse
einem Pudel aus und es geschah das, was er den „Knacks" nennt.
Halswirbelbruch. Großes Glück im Unglück: Eine Krankenschwester
übernahm unverzüglich die Wiederbelebung, ein Arzt sorgte für den
Transport nach Stoke Mandeville. Viele Ärzte dort waren Juden, aus Deutschland
geflohen. Dr. Ludwig Guttmann gehörte zu ihnen. ,, Dennoch erlebte ich keine
Ressentiments" berichtete Manfred Sauer am 3. Juli 1999 in der Orthopädischen
Klinik Heidelberg bei seinem Vortrag zum 100. Geburtstag Sir Ludwig
Guttmanns. ,,Die von ihm entwickelte und in Stake seit 1944 bewährte Behandlungsmethode
war ... noch einmalig. Aus aller Welt kamen Ärzte, Schwestern und
Physiotherapeuten ... nach Stake". Der straffe Stundenplan ließ den Patienten keine
Möglichkeit auszuweichen. Sie wurden gefordert. Guttmann schätzte (Gruppen-)
Sport. Das Versprechen Guttmanns an Sauers verzweifelten Vater wird heute mit
Stolz wiederholt: ,,Ich mache Ihren Sohn zum Steuerzahler."
PRO DOMO - PRO LIBRIS
(2011)
„Den Kraichgau kennen lernen" war vor Jahren die überzeugende Erfindung des
jetzigen Ehrenvorsitzenden Bernd Röcker: Exkursionen! - Mit Sachkundigen
schauen, diskutieren - Bewahren von Fakten und Erinnerung - Auseinandersetzung
mit Entwicklungen. Die Nachhaltigkeit verlangt dann oft nach Schriftlichkeit,
nach Aufsätzen oder Büchern. So haben eine Exkursion nach Baiertal und
Jörg Zobels, des neuen Vorsitzenden, Einführung in die ungewöhnliche Ausmalung
der neubarocken St.-Gallus-Kirche zu einem Aufsatz in diesem Band geführt.
,,Ich zeichne, also bin ich" - beschreibt das ihren Impetus, frei nach Descartes'
Cogito ergo sum? Drei Monate nach dem Schlaganfall im Frühjahr 2004 - halbseitig
gelähmt, sprachlos, unfähig zu sprechen - arbeitete sie wieder wenn es nur ging.
Im Rollstuhl. Mit der Linken und mit Bleistift. Die Rohrfeder, die sie mit genialer
Selbstverständlichkeit benutzt hatte, widerstand der linken Hand. Die war nicht
geübt und auch zu schwach, mit Wendungen von Hand und Arm die Strichstärke
der Feder zu variieren, gar nicht zu denken an die Erreichbarkeit der Tinte.
Ein ganz anderer Stil nun: zart, schwebend, diffus manchmal. Geblieben: die
Ausstrahlung.
Mit dem Ende des Ersten Weltkriegs ergaben sich auch für die
Gewerbeschule Offenburg einschneidende Veränderungen.
Neben der Aufarbeitung der menschlichen und materiellen Schäden eröffnete sich Chance eines demokratischen Aufbruchs. Der
neue Staat führte eine Vielzahl an Reformen durch, die tief in das
Gefüge der Schule eingriffen. Ein Gesetz vom 24. März 1924
reihte die Gewerbe- und Handelsschulen in die Gruppe der Fachschulen ein, beließ es aber für die gewerblichen Fortbildungsschulen beim Alten. Diese Trennung der Gewerbeschulen von den
Fortbildungsschulen war auch die Folge einer höheren Qualifikation der Lehrer der Gewerbeschulen, die seit 1922 an der TH Karlsruhe zum Dipl.-Ing., Abteilung „Gewerbelehrfach", ausgebildet
wurden. Beide Maßnahmen führten zu einer deutlichen Aufwertung der Gewerbeschulen.
Von der Idee zur Realisierung
Die Idee für einen Geschichts- und Naturlehrpfad in Villingen-Schwenningen kam ursprünglich
von Schwenninger Bürgern, die für ihren Stadtbezirk ein solches Projekt wünschten. Der Heimatverein Schwenningen nahm sich zusammen mit dem
Schwäbischen Albverein und dem Schwarz waldverein dieses Vorschlags an und plante mit dem
damaligen Leiter des städtischen Forstamtes, Eberhard Härle, solch einen Pfad. Der Sturm Lothar verhinderte die baldige Umsetzung des Planes. Auf
Initiative von Dr. Tobias Kühn, dem Nachfolger von
Herrn Härle, wurde der Plan 2005 wieder aufgegriffen.
Die älteste und bedeutendste soziale Stiftung
Villingens ist das Heilig-Geist-Spital.
Wann seine Gründung erfolgte, ist nicht genau
bekannt. Eine Gründungs- oder Stiftungsurkunde
liegt nicht vor. Stifterin war Gräfin Agnes von
Fürstenberg vermutlich zwischen den Jahren 1284
und 1286.
Der ältestete, völlig gesicherte Beleg für ein
Heilig-Geist-Spital in Villingen datiert vom
15. April 1286. Der Erzbischof Renaldus von
Messina und dreizehn weitere, namentlich genannte Bischöfe stellten an diesem Tag in Rom einen
Ablassbrief aus, in dem sie zur Mithilfe bei der
Vollendung des Heilig-Geist-Spitals in Villingen
aufriefen.
Die Neueröffnung des Abt-Gaisser-Hauses am
11. Dezember 2010 beendet endlich den 30-jährigen „Dornröschenschlaf“ dieses für Villingen stadthistorisch sehr wertvollen Gebäudes, das als
Kulturdenkmal von besonderer Bedeutung im
Sinne des § 12 Denkmalschutzgesetz (eingetragen
im Denkmalbuch am 16.11.1978) eingestuft ist.
Was esse mer'n heit?
(2011)
,, Was esse mer'n heit?" lautete die obligatorische Frage der Kinder beim Nach-Hausekommen. Je nach Wochentag antwortete die Mutter: ,,I hab en Pfonnekuche gedenkt." Mit dieser Antwort war der Tag für die Kinder gerettet. Eine Mehlspeise mit süßer Beilage war stets willkommen. Der Speiseplan der Woche war genau geregelt. Montags kamen die Reste vom Sonntag auf den Tisch. Das Fleisch war größtenteils am Sonntag schon verzehrt worden, für den Montag blieb meist genügend Soße übrig. Falls wider Erwarten doch ein Rest Fleisch geblieben war, hatte zuerst der Hausherr ein Recht, das Fleisch zu verspeisen. Schließlich musste er schwer arbeiten, um seine Familie zu ernähren. Für die Frau und die Kinder war das eine Selbstverständlichkeit, zumal auch Nudl un Soß bei Alt und Jung gut ankamen. Der Dienstag war ein Mehlspeisentag. Da kamen Pfonnekuche, Grießknepf oder Kartaiserklöß auf den Tisch. Apfelbrei bildete meist die Beilage zu diesen Gerichten. ,,Du keedsch aa mool widder Dompfnudl mache. Waaisch, so mit Vonillsoß." Dompfnudl wurden am Ende der Woche serviert, der restliche Hefeteig wurde zu Sonntagskuchen verarbeitet.
Die von den Nationalsozialisten eingeleitete Ausrottung der Sinti und Roma hat einen langen
Vorlauf in Europa und Deutschland. Sie konnte sich auf Vorurteile, auf Misstrauen und
Abneigung bis hin zu offener Feindschaft stützen, die sich seit dem Mittelalter in der
Bevölkerung entwickelt hatten und fest verwurzelt waren.
In Freiburg - wie überall in Deutschland - verlief die „Aussonderung aus der Volksgemeinschaft" nach 1933 fast reibungslos. Offene Proteste oder Widerstand gab es nicht. Im
Gegenteil! Obwohl viele Sinti wie auch die Juden als deutsche Staatsbürger integriert waren
und sogar im Ersten Weltkrieg die ihnen doch immer wieder abgesprochene patriotische
Gesinnung gezeigt hatten, konnten sich die Nazis stillschweigender Zustimmung weiter
Bevölkerungskreise zu ihrem Vorgehen sicher sein. ,,Das Feindbild ,Zigeuner' war", wie es
Reimar Gilsenbach formuliert, ,,altüberliefert, es war in der Masse der Deutschen stärker verinnerlicht als das Feindbild ,Jude' ... "[1]
Behördliche Erlasse gegen die Sinti und Roma gibt es seit dem Mittelalter und schon ein
erster Höhepunkt dabei ist mit dem Namen Freiburg verbunden. Zu den vielen
Beratungsthemen, die 1498 auf der Tagesordnung des von Kaiser Maximilian I. nach Freiburg
einberufenen Reichstages standen, gehörte auch die Frage, wie zu verfahren sei mit denen, "so
sich zcigeiner nennen und wider und für in die land ziehen etc." [2] Angeblich besaß man "glauplich
anzeig, dass sie eifarer, usspeer und verkuntschafter der cristen lant", also Spione der Türken,
die das Heilige Römische Reich bedrohten, seien. Alle Reichsstände wurden angewiesen, bis
Ostern 1499 die Sinti und Roma aus "den landen teutscher nacion" zu vertreiben. Wer sie danach
noch oder wieder im Reich antreffe, dürfe ungestraft gegen sie vorgehen.
Im Jahre 1834 meldete ein Anonymus in der liberalen „Allgemeinen Kirchenzeitung“ aus Baden I. Kirchenverfassung betreffend. Die evangelisch-protestantische Kirche im Großherzogthume Baden hat durch die Union vom Jahre 1821 unstreitig mehrere bedeutende Vorzüge in ihrer Organisation erhalten. Das Luthertum hat […] in der Kirchenverfassung mehr Monarchisches, Dogmatisches, Stabiles, die reformirte Kirche, besonders nach Zwingli, ist als mehr republikanisch,
dem Praktischen und Fortschreiten durch subjective Vervollkommnung geneigter zu charakterisiren. Die badische Unionsurkunde hat aus den beiderlei Eigenthümlichkeiten, mit Vermeidung der hierodespotischen Tendenz des Calvinismus, vieles Gute vereinigt, und besonders der Kirche, als einer vom Staate beschützten und daher inspicirten, aber sich doch selbst nach ihren inneren Zwecken regulirenden Gesellschaft, ihre statuarische Autonomie durch repräsentative liberale, aber auch gegen Uebertreibungen bewahrte Institutionen gesichert. Eine kurze Analyse dieses Textes aus der Feder eines zweifellos freisinnigen Korrespondenten mag in das Thema einführen. Das Luthertum – so der Anonymus – vertrat ein monarchisches, man kann wohl interpretieren: tendenziell hierarchisches Prinzip, das freilich Stabilität verbürgte. Das Reformiertentum war zweifach vertreten, zunächst durch die historisch-städtisch, d. h. kommunalistische Prägung der Zürcher Reformation Zwinglis (der Korrespondent sprach von Republik!), in der er das liberale Prinzip glücklich wieder fand: nämlich praktisches Fortschreiten in subjektiver Vervollkommnung; also ein Moment der Dynamik. Schlecht kam freilich der Calvinismus weg. Mit der Apostrophierung als „Priesterherrschaft“ (Hierodespotie) war er erledigt.
In der Nacht auf den 1. Juli 1897 traf den gesamten Amtsbezirk Eppingen mit
einem verheerenden Hagelunwetter die seit Menschengedenken schlimmste
Naturkatastrophe. Begleitet von orkanartigen Sturmböen zog von Westen her kurz
nach Mitternacht eine riesenhafte Gewitterfront herauf, die sich in Hunderten von
Blitzen, wolkenbruchartigem Regen und zerstörendem Hagelschlag mit vernichtender
Gewalt austobte.
Das Unwetter hatte bereits bei Karlsruhe und im Raum Bruchsal gewütet, bevor
es das Eppinger Umland verwüstete und weiter nach Osten zog. Auch im
Heilbronner Kraichgau und in über neunzig Gemeinden des württembergischen
Unterlandes hinterließ es seine zerstörerischen Spuren.
Johann Peter Hebel
(2011)
Hebel wurde von seinem Zeitgenossen Goethe über
Hermann Hesse bis zu Elias Canetti hoch geschätzt.
Neben seinen „Alemannischen Gedichten“ in
Mundart zählen seine „Kalendergeschichten“ zu seinen bekanntesten Veröffentlichungen. „Man muß sich
vergegenwärtigen, daß Kalender zur Zeit Hebels fast
der einzige Lesestoff waren, der in alle Häuser kam.
Kalender enthielten außer den obligaten Zeit- und
Datumstafeln auch Informationen zur bäuerlichen
Ökonomie, zum Hauswesen, zu gesundheitlichen
Fragen, manchmal auch zu politischen Entwicklungen. Schon diese Mischung machte sie populär,
mehr aber noch die Ergänzung durch spannende und
vergnügliche Geschichten. Darin sah Hebel eine
Chance, die Menschen zu vernünftigem moralischen
Handeln zu bewegen, …
Eines der markantesten Gebäude in der Kaiserstuhlgemeinde Achkarren, einem Stadtteil von Vogtsburg i. K., ist das Hotel - Restaurant - Winzerstube »Die Achkarrer Krone« in der Schlossbergstraße, gegenüber dem Kaiserstühler Weinbaumuseum. Ihr diesjähriges Jubiläum geht auf die 1561 erstmals erwähnte Achkarrer Gemeindestube zurück, deren gastronomische Tradition das heutige Familienunternehmen fortführt.
Die Entwicklung des heutzutage so bemerkenswert vielfältigen Freiburger Musiklebens erlebte ab der Mitte des 19. Jahrhunderts einen bedeutenden Aufschwung. Zu jener Zeit, als es in
Freiburg weder Konzertagenturen noch ein ständiges Symphonieorchester gab, war man auf
die organisatorische Tätigkeit der Musikvereine angewiesen, welche sowohl durch eigene
Aufführungen wie auch durch Einladung auswärtiger Künstler das hiesige Konzertleben
bestritten. So war es etwa dem Engagement der „Liedertafel" und später des „Philharmonischen
Vereins" zu verdanken, dass Persönlichkeiten wie Felix Mendelssohn Bartholdy oder Franz
Liszt, und später einige seiner bedeutendsten Schüler, in der Breisgaustadt konzertierten und
somit deren Musikleben wesentlich bereicherten. Der am 22. Oktober 1811 im ungarischen Raiding (heute Burgenland/Österreich) geborene
Franz Liszt gilt bis heute als der Inbegriff des Klaviervirtuosen schlechthin. Nachdem er bereits
als „Wunderkind" durch sein Klavierspiel Aufsehen erregt hatte, inspirierte ihn die Begegnung
mit dem Violinvirtuosen Niccolo Paganini im Jahr 1831 dazu, dessen Kunstfertigkeit durch
eine umwälzende Weiterentwicklung der Spieltechnik auf das Klavier zu übertragen.
Angehörige der Familie Senft von Sulburg bestimmten das Geschehen in der
Reichsstadt Schwäbisch Hall in verschiedenen Funktionen als Sulmeister,
Münzmeister, Schultheißen, Richter und Pfleger der Stadtkirche St. Michael
vom 14. bis ins 16. Jahrhundert mit. Frühe Namensträger mit unklaren Verwandtschaftsverhältnissen sind: Burkhard Sulmeister (zuerst 1216, Magister
salsuginis 1228, Salzmagister 1236); Walter Sulmeister (»der Alte«, 1249 Ratsherr, ein großer Wohltäter des Spitals); Heinrich Sulmeister (1263 Ratsherr);
Burkhard Sulmeister (1278 ein Guttäter des Spitals, 1304 Ritter des Johanniterordens); Otto Sulmeister (1310 ein Guttäter und Stifter). Walter Sulmeister
(1317 Stättmeister, 1346 Senator) hat das Kleinod des Wappens geändert und
den Namen Senft oder Senfft eingeführt. [1]
Die direkte Stammfolge beginnt mit
Walter († 1400), dem sein Sohn Konrad († 1434) und drei Enkel, die eigene
Linien begründeten, folgten. [2]
Gilg († 1514), ein Sohn von Konrad, dem
Begründer der älteren Linie, hat von 1492 bis 1494 ein Haus in der Oberen
Herrengasse erbaut, an dem sich noch heute das Familienwappen befindet
(Abb. 1). [3]
Am 19.1.2011 wurde das vielen Offenburger Familien an das Herz gewachsene Landschulheim Käfersberg in neuem Glanz eröffnet. Zur Generalsanierung des Landschulheimes wurden die Lehrer, Schüler und die Eltern aufgefordert ihren Beitrag durch Spendensammlungen zur Sanierung zu leisten. Durch die Zusage der Stiftung, jeden gesammelten Euro bis zur Höhe von 50 000 € zu verdoppeln wurde ein außergewöhnliches Engagement bei Schülern, Lehrern und Eltern ausgelöst.
Dem am 9. Februar 1601 in Chur vom Domkapitel neu gewählten Churer Bischof Johann V. Flugi von Aspermont (1601-1627) stand nicht nur ein schwieriges, in persönlicher Hinsicht wiederholt leidgeprüftes Episkopat bevor, sondern der Beginn des 17. Jahrhunderts war auch eine der turbulentesten Epochen in der über 1550-jährigen Geschichte des Bistums Chur. Der Freistaat der Gemeinen Drei Bünde, welcher zum Kernterritorium des kirchlichen Sprengels zählte, lag damals im Spannungsfeld der europäischen Großmächte. Der verhängnisvolle Zankapfel „Freier Durchpass“ für französisch-venezianische oder spanisch-mailändische Truppen über die Alpen markiert den Ausgangspunkt zu einem bald offen ausbrechenden Parteienkampf in Bünden, der sich zu einem konfessionspolitischen Flächenbrand ausweiten sollte. Er stellt den Beginn der so genannten „Bündner Wirren“ dar und belastete beinahe die gesamte Regierungszeit Johanns V. Wegen der auf willkürlich zusammengerufenen Strafgerichten gefällten Schandurteile, die mitunter direkt gegen Leib und Leben des ersten tridentinischen Churer Reformbischofs gerichtet waren, musste Johann V. bis 1610 größtenteils von seinen österreichischen Bistumsteilen Vorarlberg (Stadt Feldkirch) oder Vinschgau (Schloss Fürstenburg) aus die kirchlichen Geschicke leiten. Am 4. Mai 1610 erhielt er von der Stadt Chur die Zusicherung des freien Geleits für seine Rückkehr in die Bischofsstadt, wo er — auf dem Ritt von Feldkirch her über die Luzisteig nur knapp einen Attentat entkommen — im November 1610 eintraf. In diese Zeit der Wirren fällt im Februar/März 1611 — also genau vor 400 Jahren — der Anfang der seither beinahe lückenlosen Führung der Churer „libri ordinandorum“, der Weihebücher, auch „protocolli ordinandorum“ genannt, in welchen man neben den herkömmlichen Einträgen der Kandidaten mit Zulassung zu den niederen und höheren Weihen ab dem Episkopat Johanns VI. Flugi von Aspermont (1636-1661), einem Neffen des oben Genannten, auch Einträge zu vollzogenen Kirchweihen und Investituren findet.
Die Hauptwerke des hanau-lichtenbergischen Pfarrers und Dichters Quirin Moscherosch sind inzwischen zwar erfasst und beschrieben worden, [1] doch ist noch immer mit kleineren bisher
unbekannten oder wenig bekannten Texten und Versen aus seiner Feder zu rechnen. [2]
Hinweise auf drei solche Texte sind uns aus verschiedenen Quellen bekannt geworden.
Zum ersten hat Fritz Roth[3] schon 1970 ein lateinisches Gedicht verzeichnet, das Quirin Moscherosch auf den Tod von Dorothea Diana von Salm, Wild- und Rheingräfin, verfasst hat.
Das Abt-Gaisser-Haus ist am Tag seiner feierlichen Eröffnung ein Gebäude, bei welchem es
selbst mir als Architekt aus heutiger Sicht schwerfällt, es mit den üblichen technischen, wirtschaftlichen und funktionalen Aspekten zu beschreiben.
Sie erleben hier ein Gebäude, das Emotionen
weckt und das voll von Geschichten und wertvollen Details auf eine lange Vergangenheit zurück -
blicken kann. Eine Vergangenheit, die seit ca. 1200
n. Chr. untrennbar mit der Villinger Stadtgeschichte verwoben ist – denn bereits beim Bau
der Villinger Stadtmauer wurde der „Grundstein“
für das Abt-Gaisser-Haus gelegt
Die Frage nach einer Willensfreiheit des Menschen hat ihren systematischen Ort in der Verhältnisbestimmung dessen, was man geistig-körperlich, seelisch-physisch, Denken und Natur oder selbst Bewusstsein und Materie nennen könnte. Heute wird diese Frage vor allem in der „Philosophie des Geistes“ (philosophy of mind) diskutiert. Als solche hat diese Frage bereits eine lange Tradition, die schon auf die griechischen Vorsokratiker zurückgeht. In diesem Beitrag, der dem Thema der Willensfreiheit aus philosophischer Sicht gewidmet ist, das z.Z. heftig und kontrovers diskutiert wird, werde ich in fünf Schritten vorgehen: 1. möchte ich die beiden grundlegenden Modelle kurz skizzieren, die für die Wirkungsgeschichte unserer westlichen Kultur von Bedeutung sind, die Vorstellungen Platons und Aristoteles’; 2. werde ich auf die schicksalsbedeutsame Neuerung René Descartes’ eingehen, in dessen Folge sich die Frage der Willensfreiheit heute als ein besonderes Problem stellt, das sich 3. in den naturwissenschaftlichen Anfragen vor allem seit dem 19. Jhdt. noch einmal verschärft hat, um dann 4. die aktuellen Positionen der beiden Hauptlager zu erörtern und zu diskutieren. 5. Schließlich werde ich eine Bilanz und einen kritischen Ausblick versuchen.
Aus der Entfernung betrachtet - egal ob von der Vorbergzone des Schwarzwaldes oder vom Rhein - war Ottenheim das heute Ortsteil der Gemeinde Schwanau ist, einem Reisenden stets als ein Dorf mit dem charakteristischen über 60 Meter hohem Kirchturm in Erinnerung. Denn der nadelspitze Turmhelm bestimmte als ein markanter Blickpunkt viele Jahrhunderte lang die unverwechselbare Silhouette des Dorfes im Lahrer Ried. Der Zweite Weltkrieg hat dieses Bild Ottenheims stark verändert.
Zu den legendären Gestalten des »Wilden Westens« gehört der Revolverheld William
Bonney (1859–1881), den man allgemein »Billy the Kid« nannte. Er verdankt seine
Berühmtheit einer bürgerkriegsähnlichen Auseinandersetzung in der kleinen Stadt
Lincoln im US-Bundesstaat New Mexico im Sommer 1878. Drei Jahre nach diesem
bewaffneten Konflikt wurde Billy the Kid von Sheriff Pat Garrett erschossen. Im
Nachhinein verklärten ihn Schriftsteller, Musiker und Filmleute zu einem »Robin
Hood des 19. Jahrhunderts« und schufen so den Mythos, der den Westernhelden bis
heute umgibt. Inzwischen sind Hunderte von Büchern über Billy the Kid erschienen,
und auch der Bürgerkrieg im Lincoln County (»Lincoln County War«) konnte durch
neuere Forschungen genauer rekonstruiert werden. Auslöser dieses gewalttätigen
Konflikts war der Nachlass des auf der Domäne Monrepos geborenen Emil Fritz.
Aber es gibt noch weit mehr Bezüge zum Königreich Württemberg, die mitten hinein
führen in die unmittelbare Umgebung der königlichen Familie.
Emil August Emanuel Schütt
(2011)
Da bereits 1910 in dieser Zeitschrift (siehe E. Devrient S. 89-92) Familienforschung als Teil der Heimatpflege angesehen wurde, soll im Folgenden aus einer solchen Forschung heraus eine breitere Öffentlichkeit an eine badische Persönlichkeit erinnert werden, der es bereits im 19. Jahrhundert gelungen ist, neben ihrem erlernten und studierten Beruf eines höheren Forstbeamten in höfischen Diensten auf einem nicht erlernten Wissenschaftsgebiet, der Ornithologie, durch feldorientierte Naturbeobachtungen Erfolg und Anerkennung zu erringen.
Es zeigt sich immer wieder, dass der Schwarzwald dort, wo er am tiefsten vermutet wird, manchmal am stärksten leuchtet, so in Bernau, nicht nur wenn die Sonne ihr Leuchten über das Hochtal der Alb ausbreitet, sondern auch wenn Künstler und Kunstfreunde zusammenkommen, jeweils am zweiten Wochenende im August, um der Verleihung des
Hans-Thoma-Landespreises beizuwohnen und gleichzeitig den großen Sohn der Gemeinde, den Maler Hans Thoma, im Rahmen des zu seinen Ehren ins Leben gerufenen alemannischen Heimatfestes, des Hans-Thoma-Tages, zu ehren.
Der aktuelle Leitspruch des Museums im Ritterhaus hätte auch gut zur Gründung der Offenburger Sammlungen im Jahr 1894 und die Eröffnung des »Museums für Natur- und Völkerkunde« im Jahr 1900 gepasst. Denn die Sammelleidenschaft des Gründungsvaters, Kreissekretär Carl Frowin Meyer (1827-1919), war groß und Sammelgebiete umfangreich.
Der Weißstorch (Ciconia ciconia) ist bei uns wieder regelmäßiger Brutvogel. Zudem
rasten im Frühjahr und im Spätsommer oft größere Trupps auf den Wiesen der
Riedbaar für längere Zeit. Der Schwarzstorch (Ciconia nigra) hingegen, der sehr
heimlich lebt und dessen Brutgebiete ausgedehnte Feuchtwälder sind, ist auf der Baar
selten zu beobachten. Schwarzstörche rasten allerdings während beider Zugzeiten
regelmäßig hier. Vielfach sind es Einzeltiere oder kleinere Trupps von 2 bis 5 Vögeln.
Die Rastdauer ist kurz und beträgt in der Regel nur 1 bis 3 Tage. Die bevorzugten
Rastgebiete liegen im Bereich der Riedbaar. Es sind vor allem die Wiesen entlang der
Donau zwischen Pfohren und Gutmadingen.
Im Band 41 der Schriften des Vereins für Geschichte und Naturgeschichte der Baar erschien ein Beitrag mit dem gleichen Titel
(GEHRING 1998). Es wird darin über eine einsetzende Bestandserholung des
Weißstorchs weltweit und auch auf der Baar berichtet. Der positive Trend hat sich
seitdem fortgesetzt. In den Informationen zum VI. Internationalen Weißstorchzensus 2004/2005 steht:
„Auf dieser Basis kann die Weltpopulation des Weißstorchs auf etwa 230.000
Paare geschätzt werden. Somit nahm die Zahl der Storchenpaare in den letzten zehn
Jahren um 39% zu. Die Bestandsentwicklung der nach Westen ziehenden Population unterscheidet sich erheblich von der nach Osten ziehenden Population. Die
Westpopulation stieg seit 1994/95 mit etwa 89% dramatisch an. Dagegen wuchs
die Ostpopulation nur um 28% in 10 Jahren.” (THOMSEN 2006)
Der Brutbestand in Deutschland liegt derzeit bei etwa 4.500 Brutpaaren. In Baden-Württemberg waren es 2008 knapp unter 400 (NABU 2008).
Die Ramsar-Konvention ist ein inzwischen von 158 Staaten unterzeichnetes Übereinkommen zum Schutz von Feuchtgebieten internationaler Bedeutung. Unter Ramsar-Gebieten versteht man weltweit besonders schützenswerte Feuchtgebiete wie zum Beispiel Küstenlandschaften, Sümpfe, Flüsse, Seen und Auen, die naturgemäß ein reiches Vogelleben aufweisen.
Luftkrieg am Bodensee
(2011)
In Heiligenberg-Wintersulgen, im Flurstück Kiebloch, nahe Betenbrunn, erinnert
ein Bildstock an den Absturz eines amerikanischen Bombers am 18. März 1944 an diesem Ort. Eine Tafel auf dem daneben stehenden Granitstein nennt die Umstände des
Absturzes. Demnach hatte das Flugzeug an der Bombardierung Friedrichshafens teilgenommen und war dabei von der Flak abgeschossen worden. Sechs Besatzungsmitglieder
verloren ihr Leben.
Villingen-Schwenningen hat am 16. November 2001 ein gemeinsames Wappen angenommen.
In diesem Heft möchte ich die Entwicklung der alten Stadtteil-Wappen sowie das Zustandekommen des neuen Wappens erläutern.
Die Wappen der Stadtteile haben nach wie vor individuelle Gültigkeit, jedoch nur in Bezug auf ihren (Stadt-)Teil innerhalb der Gesamtstadt.
Baden-Baden
(2011)
Wappenheft Karlsruhe
(2011)
Wenn einer der Fürsten in Babylon gehört hätte, dass die Juden im Exil sich rühmten, ihnen sei von Gott Freiheit geschenkt worden, würde er urteilen, es sei purer Wahnsinn, so etwas zu predigen. Mit diesem Satz begann Melanchthon den letzten Abschnitt in der Letztausgabe (1559) seines dogmatischen Hauptwerks, den „Loci praecipui theologici“ mit der Überschrift: „Über die christliche Freiheit“. Er fuhr fort: Ebenso, denke ich, werden auch wir heute von den Politikern verlacht, wenn wir
angesichts der trostlosen Ruinen der politischen Reiche, in denen die Knechtschaft überall wächst; wo wir sehen, dass viele Tausende frommer Menschen von den Türken fast vor unseren Augen deportiert werden; wo gleichzeitig ungerechtes Wüten gegen die Frommen geübt wird: wenn wir also angesichts alles dessen von Freiheit sprechen und unsere Freiheit rühmend verkündigen. Melanchthon unterstrich also zunächst einmal pointiert den widersinnigen Charakter der Bezeugung der christlichen Freiheit. Genauer gesagt: Hier wurde von anderen Voraussetzungen aus argumentiert als den vertrauten, vernünftigen. Dass es sich dabei nicht wesenhaft um den Rückzug aus den diesseitigen Realitäten handelte, wird uns noch beschäftigen müssen. Jetzt ist lediglich festzuhalten, dass die Christen, die christliche Gemeinde, nach der Überzeugung Melanchthons stets und ständig bedrängt, belastet und bedrückt sind, weil sie auf der Seite Jesu Christi stehen – des
gekreuzigten und auferstandenen lebendigen Sohnes Gottes. Von dieser Wirklichkeit müsse man ausgehen, urteilte Melanchthon, wenn man angemessen von der christlichen Freiheit handeln wolle.
Offenburg hat in den vergangenen Jahrzehnten eine Fülle von architektonisch hochwertigen Neubauten und Quartiersentwicklungen hervorgebracht, die der Stadt neue Impulse gegeben haben und die teilweise überregionale Ausstrahlung besitzen. Dies hängt zum einen mit der Stadtgeschichte und dem Engagement einzelner Persönlichkeiten zusammen, zum anderen aber auch mit der wirtschaftlichen Lage und Entwicklung der 1996 zum Oberzentrum aufgestuften Stadt.
Helmut Lutz
(2011)
Der Titel dieses Aufsatzes bedarf einer Erklärung. Vor 10 Jahren hat die »Badische Heimat« im Heft 1/2001 in dem Beitrag »Helmut Lutz: Bildhauer, Maler und Choreograph - ein überzeugter Europäer« schon einmal über die Arbeit des Breisacher Künstlers berichtet. Damals stand seine Sternenweg-Initiative im Mittelpunkt: seine Pilgerfahrt nach Santiago de Compostela, die Verwandlung der Festung in Neuf-Brisach in den klingenden Europastern »Etoile sonore« und seine West-Ost-Aktion, die das Klangschiff »Im Augenblick« auf den Balkan und den »Sternenweg« bis nach Athen, Jerusalem und Istanbul führte.
Die kirchenbauliche Tätigkeit des Künstlers wurde damals nur dort in die Darstellung einbezogen, wo der eine Teil seiner außergewöhnlich produktiven Arbeit den anderen beeinflusste oder befruchtete.
Vor etwas mehr als 1000 Jahren, am 17. März 1009, bestätigte Kaiser Heinrich II.
Bischof Walter von Speyer den Markt in dem Dorf, das gemeinhin »Marcpach«
genannt wurde und im Murrgau lag. Der Markt wurde von den Marktherren, den Bischöfen von Speyer, nicht ohne Grund gefördert, da sie so durch Zölle und Abgaben
ihre Einkünfte steigern konnten. Durch einen Markt wurde das einstige Dorf aus der
Reihe der umliegenden Dörfer herausgehoben, die meistens älter und sicher größer
waren. Marbach konnte sich nun neben das Dorf Murr, das damals den kirchlichen
Mittelpunkt bildete, auch neben Steinheim, das führend in der Hardt-Genossenschaft war, und neben Großingersheim, das als alter Grafensitz die Gerichtsstätte des
Murrgaus hatte, stellen. Der Ort erhielt die Möglichkeit, große Bedeutung als wirtschaftlicher Mittelpunkt zu erlangen. Doch dies trat, aus welchen Gründen auch
immer, nicht nachhaltig ein.
Rund drei Jahrhunderte erfahren wir dann nichts mehr von einem Marbacher
Markt. Inzwischen wurde dort, wo sich noch heute die Altstadt befindet, Ende des
12. Jahrhunderts durch die Markgrafen von Baden eine Siedlung angelegt, die bald
Stadtrechte erhielt. Nach einigen Wechseln kam Marbach 1302 an Württemberg. Den
Mittelpunkt der Stadt bildete der 1304 genannte Markt im Bereich des heutigen Rathauses. Hier dürfte an Markttagen ein reges Leben geherrscht haben. Ob Marbach
Anfang des 14. Jahrhunderts bereits ein Rathaus besaß, erscheint fraglich.
Am 28. September 2011 jährte sich der Geburtstag des Volkshelden der 1848er
Revolution, Friedrich Hecker, zum 200. Mal. Dass dies kein „vergessenes" Datum
ist, bewiesen viele Veranstaltungen in Südwestdeutschland, die Hecker in z. T. sehr
origineller Weise würdigten.
Hecker vertrat als badischer Parlamentarier in der Zeit zwischen 1842 und 1848
Positionen, die für seine Zeit kühn, ja unerhört waren, die aber heute, nachdem sie
ins bundesdeutsche Grundgesetz mit eingeflossen sind, breitesten politischen
Konsens darstellen. Hecker scheiterte zwar 1848 mit seinem Versuch, in Baden
notfalls gewaltsam eine Republik zu errichten - seine Ideen und Visionen von
Freiheit, Demokratie und republikanischer Staatsverfassung hatten sich aber in den
Köpfen eingenistet und trugen, wenn auch mit großer zeitlicher Verzögerung,
Früchte.
Die Hecker-Forschung
(2011)
Die folgende Auflistung von Büchern zeigt den Zuwachs an wissenschaftlichen
Erkenntnissen über Friedrich Hecker, wobei seit den 1990er Jahrfen eine starke
Zunahme an Publikationen zu verzeichnen ist.
Bis Ende des 19. Jahrhunderts dominierten die persönlichen Erinnerungen von
Zeitzeugen der 1848er Ereignisse. Dann, zwischen 1923 und 1931, zwei
grundlegende Werke über Hecker und die Revolution von 1848/49 (von Heinrich
Scharp und Veit Valentin). 50 Jahre lang erscheinen danach keine wissenschaftlich
relevanten Veröffentlichungen mehr über Friedrich Hecker, bis Ende der 1970er
Jahre die Entwicklung einsetzte, die uns bis heute eine relativ breite Palette
substanzreicher Literatur über den badischen Volkshelden von 1848 gebracht hat.
Zu Anbeginn des Deutsch-französischen Krieges von 1870/71 unternahm eine von Graf Zeppelin geführte Patrouille einen legendär gewordenen Erkundungsritt weit hinein in Feindesland. Die Teilnehmer dieses Fernspähtrupps nannte man Zeppelinreiter. Zu ihnen gehörte der aus Großbritannien stammende 27-jährige Leutnant William Herbert Winsloe. Von seinem Schicksal soll berichtet werden.
Venustempel
(2011)
2010 wurde im Kunsthandel ein druckgraphisches Werk angeboten, das den Titel »Venustempel« trägt. Auf den Bildtext wird wie folgt eingegangen: »Temple en l'Honneur de la Deesse Venus« sowie bez. »Decoration en relief qui a ete executee a Rome en 1747 a l'occasion de la ceremonie de l'hommage que le Royaume de Naples rend au St. Siege«, wohl Darstellung der architektonischen Rekonstruktion eines Venustempels in Rom nach dem antiken Vorbild in Tivoli, nach einem Gemälde
von Claude Lorrain (1600-1682).
Für den Hohenheimer Forstwissenschaftler Wilhelm Heinrich
von Gwinner (1801-1866) gehörte es zur Praxis, mit seinen Studenten auf Exkursion zu gehen. Dabei fertigten die „Forstkandidaten" Protokolle an, die publiziert wurden, wie die einer Exkursion in den nördlichen und mittleren Schwarzwald im Jahr 1832,
bei der sie auch die Flößerei beobachteten. [1] 1838 ging eine „neuere forstliche Reise" nach Oberschwaben, in den Bregenzer Wald
und Konstanz, wo die Gruppe am 24. Juni das Dampfboot „Helvetia" nach Schaffhausen bestieg und sich von einem mitreisenden Holzhändler berichten ließ:[2]
Villa Alwind
(2011)
Eine der schönsten und größten Villen am Lindauer Bodenseeufer ist Alwind. Fährt
man auf dem Schiff zwischen Lindau und Wasserburg dem baumreichen Uferendang,
so zieht überraschend eine barock anmutende Gartenanlage den Blick auf sich, deren
Terrassen zu einem hochgelegenen imposanten Gebäude aufsteigen. Es ist Schloss oder
Villa Alwind.
Die Villa verdient nicht nur als kunsthistorisch interessantes Objekt und Denkmal eine eingehende Betrachtung, sondern auch ihrer wechselvollen Geschichte und der
Besitzer wegen, die hier gelebt, gebaut und umgebaut haben. Je nach
Bedürfnissen und Interessen wurde
das Anwesen verschiedenartig genutzt und entsprechend verändert
und geprägt. Die vorliegende Betrachtung beginnt nicht beim heutigen Zustand, sondern führt zunächst zu den Anfängen zurück.
Heiße, mitunter trockene Sommer, kalte Winter und eine große Frosthäufigkeit –
die Vegetation auf der Baar ist vielen klimatischen Extremen ausgesetzt und dokumentiert in der Funktion als Bio-Indikator gleichzeitig Klimaveränderungen auf
regionaler Ebene. In ihrer Phänologie werden die wiederkehrenden Wachstumsphasen der Pflanzen im jahreszeitlichen Verlauf beschrieben und Trends prognostiziert. Ändern sich die klimatischen Rahmenbedingungen, passt sich die Vegetation
in ihrer jahreszeitlichen Entwicklung an. Inwieweit zeigen sich diese Veränderungen in den phänologischen Jahreszeiten der letzten Jahrzehnte auf der Baar vor dem
Hintergrund der globalen Klimaänderungen, die auch in der Region zu beobachten
sind.
"Die Trinationale Metropolregion ist einmalig, weil sie kein großes Zentrum besitzt".
Am Donnerstag, den 9. Dezember 2010, wurde im Burda-Turm in Offenburg die Gründungsurkunde unterzeichnet. Mit der Urkunde gaben sich die Partner aus Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz, Elsass und der Nordschweiz ein Arbeitsprogramm.
Das Karl-Friedrich-Denkmal wurde von der Königlich Bayrischen Erzgießerei in München gegossen. Der Einweihungstermin wurde auf den 22.11.1844, dem Geburtstag Großherzog Karl Friedrichs, festgesetzt. Am 16.11.1844 gelangte das Monument auf Fuhrwerken an der badischen Landesgrenze an und wurde von den Pforzheimer Bürgern empfangen.
»Wer sich auf die Suche nach dem »wirklichen« Hecker macht, muss zunächst einmal zwischen dessen eigener Biographie und dem Kult, der um seine Person, vor allem aber um seinen Namen betrieben wurde, fein säuberlich unterscheiden, um am Ende vielleicht wieder festzustellen, dass sich beide Seiten mitunter nicht trennen lassen, weil der Kult unweigerlich auf die Biographie zurückwirkte.
Johannes Grützke (*30.9.1937)
Dreiteiliges Majolika-Relief
»Morgen brechen wir auf« ( 1997 /98)
(2011)
Hecker kam am 11. April 1848 nach Konstanz. Konstanz und der Seekreis waren eine Hochburg der Liberalen und Demokraten. Am 8. April 1848 ließ Karl Mathy Joseph Fickler, den Herausgeber der »Seeblätter«, verhaften. Nach
der Verhaftung Ficklers waren Friedrich Hecker und Gustav Struve nach Konstanz gereist. Hecker verfasste im Gasthaus »Zum Badischen Hof« (Hussenstraße 13) einen Aufruf an das Volk. Er endete mit den Worten: »Sieg oder Tod für die deutsche Republik! Konstanz im April 1848. Der provisorische Volksausschuss«.
Anlässlich des 200. Todestages von Karl Friedrich arbeitete Heinrich Hauß die Literatur der 80er und 90er Jahre in thematischen Gruppen auf. Hauß kam zu dem Schluss, dass "[w]as aber über Karl Friedrich hinausweist, das schufen die Beamten, deren Tradition er selbst ins Werk gesetzt hatte. Und so gehören nach Gothein die Beamten neben der Dynastie und der landständischen Verfassung zu den drei Grundsäulen des badischen Staates."
Thema der Ausstellung und des Katalogs ist »Europa unter der Herrschaft Napoleons mit einigen der Folgen, die sich daraus ergaben«. »Über die Bedeutung des napoleonischen Erbes für das heutige Europa besteht also kein Zweifel. Deshalb und weil bislang keine Ausstellung den gesamteuropäischen Rahmen den napoleonischen Herrschaft zum Thema hatte,
hat sich die Bundeskunsthalle vorgenommen, transnational zu argumentieren«. »Das napoleonische Erbe« in Europa ist »Ergebnis komplexer Wechselwirkungen, grenzüberschreitender Dynamiken und vielschichtiger Erinnerungskonstruktionen.«
Das Schulwesen in Ettenheim hat eine lange Tradition. Bezüglich
seiner Geschichte von den frühen Anfängen bis zum Ausgang des
18. Jahrhunderts ist unser Kenntnisstand jedoch recht dürftig.
Ursächlich ist die Vernichtung sämtlicher Urkunden und Akten
bei der Zerstörung der Stadt 1637 im Dreißigjährigen Krieg. Dabei
wurde das wertvolle mittelalterliche Stadtarchiv vollständig ein
Raub der Flammen.
Mit diesem Handicap hat die gesamte Ettenheimer Geschichtsforschung zu kämpfen.
Nur dem (aus archivalischer Sicht) glücklichen Umstand, dass
die Stadt rechtsrheinischer Amtssitz des Straßburger Bischofs und
der Abt des Klosters Ettenheimmünster Zehntherr in Ettenheim
war, ist es zu verdanken, dass dadurch wichtige Urkunden in Abschriften in den entsprechenden Archiven erhalten blieben.
Maler Wilhelm Hasemann (1850-1913) ließ sich im Schwarzwalddorf Gutach nieder. Die Landschaft und ihre Bewohner bestimmten sein weiteres künstlerisches Schaffen, und Wilhelm Hasemann verlieh beidem Gestalt und Wirkung. Seine Übersiedlung nach Gutach lockte weitere Künstler an, die eine äußerst produktive Gemeinschaft bildeten, die »Gutacher Künstlerkolonie«. Zu Recht wird dieser Vereinigung mehrerer seit den 1880er Jahren in Gutach tätigen und ansässigen Maler die Popularisierung der Gutacher Tracht zugeschrieben, die bereits um die Wende zum 20. Jahrhundert zur prototypischen Kleidungsform des Schwarzwaldes aufgestiegen war und heute als Werbeikone eines ganzen Bundeslandes gilt.
Ob am Sonntag, dem 14. Mai 1848 die Besucher des badischen Residenztheaters in emotionale
Wallung gerieten, lässt sich nicht mehr ermitteln. Es gibt dazu aus der Karlsruher Presse keine
Berichte. Allerdings ist dies stark zu vermuten, denn man führte „Dorf und Stadt“ auf, jenes
Theaterstück, das in der Saison 1847/48 in
allen Staaten des Deutschen Bundes sensationellen Zuspruch erfuhr und bis dato nicht erlebte Besucherscharen ins Theater lockte. Geschrieben hatte es die heute völlig unbekannte
Charlotte Birch-Pfeiffer (1800–1868), damals
Starautorin des deutschen Theaters. Während
ihr Rührstück die Verbrüderung zweier gegensätzlicher Lebenswelten zelebriert, waren
an fast gleicher Stelle nur zwei Monate zuvor
politische Welten aufeinandergestoßen, und
dies macht den besonderen Reiz des Karlsruher „Theaterfrühlings“ aus. Am 1. März 1848
nämlich erhoben Tausende Anhänger der freiheitlich-demokratischen Bewegung um den
charismatischen Advokaten Friedrich Hecker
vor dem Badischen Landtag im Karlsruher
Ständehaus die Forderungen der vorangegangenen Mannheimer Versammlung: Abschaffung von Adelsprivilegien und Befreiung der
Bauern. Der sogenannte Karlsruher „Petitionensturm“ bildete in Baden den Auftakt zur
„Märzbewegung“, und die Massenpräsenz von
nahezu 20.000 Demonstranten signalisierte
das Mobilisierungspotential der jungen Demokratiebewegung.
Sibilla von Bondorf lebte am Ende des 15. Jahrhunderts in den Klarissenklöstern in Freiburg
im Breisgau und auf dem Wörth in Straßburg, wo sie etwa 1524 verstarb. Sie stammte vermutlich aus der Familie von Bondorf, die an verschiedenen Orten im Südwesten Deutschlands
beheimatet war. In den Unterlagen, die es über diese Familie gibt, wird eine Sibilla jedoch nicht
genannt. Es ist natürlich möglich, dass sie den Namen Sibilla als Nonne angenommen hat. Die
meisten Bilder hat Sibilla für Heiligenlegenden gemalt, die im Freiburger Klarissenkloster oder
in Straßburg in alemannisch geschrieben wurden. Es sind dies die Legenden des hl. Franziskus
von Assisi nach Bonaventura, der hl. Klara von Assisi nach Thomas von Celano und die der hl.
Elisabeth, Landgräfin von Thüringen nach Dietrich von Apolda. Weitere Bilder finden sich in
der Klarissenregel aus dem Bickenkloster in Villingen, dem ursprünglichen Beginenkonvent,
und in „Gesangbüchern" anderer Freiburger Klöster. Die Bücher sind zum Teil von dem
,,besten" Buchbinder der Zeit, Rolet Stos aus Freiburg im Uechtland, gebunden. Die Bilder,
Miniaturen, sind auf Pergament gemalt, die dann in die jeweiligen Texte eingebunden sind. Die
Größe der Bilder in den Legendenbüchern ist einheitlich 7 cm x 10 cm. Ein Bild hat Sibilla
selbst mit ihrem Namen signiert: hec pictura est a sorore sibilla de bondorff orate
deum per ea. Dieses Bild ist von der Schwester Sibilla von Bondorf - betet zu Gott für sie. Ihre
übrigen Bilder „signierte" sie sehr oft mit dem Bild einer knienden Nonne - wie Graffiti-Sprayer mit ihrem take. Ihr Stil ist allerdings so einmalig, dass ihre Bilder sehr leicht erkennbar sind. Sie zeichnen sich gegenüber zeitgenössischen Bildern, anderen Miniaturen oder
Altarbilder durch ihre Farbigkeit und Heiterkeit aus. Die Details sind sehr fein ausgemalt, wie
etwa die Augen, die im Original nur 1 mm Durchmesser haben, sind mit Iris und Pupille ausgeführt. Der Kunsthistoriker und Museumsmann des vorigen Jahrhunderts, Ludwig Justi,
schrieb über die Miniaturen der Elisabeth-Legende: [. . .} darin eingeheftet viele kostbare farbige Bilder auf Pergament - es waren starke Eindrücke meiner Kindheit, wenn mich mein Vater
dies wundersame Buch betrachten ließ.
Die Kunsthallen und Museen des Landes haben es vorgemacht: Fördervereine werden angesichts knapper Budgets immer wichtiger bei der Verwirklichung von Planzielen öffentlicher Einrichtungen. Nach dem Staatlichen Museum für Naturkunde Karlsruhe hat seit 2011 auch das Naturschutzzentrum Karlsruhe-Rappenwört einen eigenen Förderverein: den 'Freundeskreis Naturschutzzentrum Karlsruhe-Rappenwört'
Zwischen 1995 und 2010 untersuchte der pensionierte Realschullehrer und
Schulamtsdirektor Fritz Franz aus Freudenstadt die Nachkommen eines 1488
im Lagerbuch des Klosters Alpirsbach zum ersten Mal erwähnten Hanns
Frantz aus Unterehlenbogen. [2]
Fritz Franz nahm an, dass alle Franz aus Unterehlenbogen, welche auch in verschiedenen Lagerbüchern des 16. Jahrhunderts
erwähnt werden, von diesem Hanns Frantz abstammen. Da die Kirchenbücher (KB) der Pfarrei Alpirsbach, zu der Unterehlenbogen damals (wie auch
heute noch) gehörte, erst 1607 durchgängig einsetzen, kann diese Annahme
weder bestätigt noch widerlegt werden. Dagegen hat Fritz Franz zweifelsfrei
festgestellt, dass die über die Jahrhunderte hinweg in Rötenbach (KB Alpirsbach), Marschalkenzimmern, Lombach, Vierundzwanzig Höfe (KB Dornhan)
und Wittendorf wohnhaften Franz von den Unterehlenbogener Franz abstammen. Einzelne Personen verließen ihre engere Heimat und begründeten
andernorts neue »Franz-Linien«. Zu ihnen gehört Friedrich Franz, der 1893 in
ein katholisches Gebiet im Großherzogtum Baden zog und dabei nicht nur
eine Landes-, sondern auch eine Konfessionsgrenze überschritt.
Emil Durain, 1825 in Dorf Kehl geboren, war eine der prägendsten und bekanntesten Kehler Persönlichkeiten seiner Zeit und
blieb vielen -weit über Kehl hinaus - nicht nur wegen der tragischen und folgenschweren Umstände seines Freitodes im Jahr
1892 lange in lebhafter Erinnerung. Durain wird oft in anderen,
historischen Arbeiten erwähnt, es existiert über ihn ein reicher
Fundus an Informationen, bisher jedoch keine zusammenfassende, freimaurerische Biografie. So sollen in dieser Arbeit Leben
und Schicksal des Kaufmannes, Politikers und Freimaurers Emil
Durain aufgezeigt werden.
Noch heute spricht man von einer großen An -
zahl von Bier- und Weinstuben in Villingen, darunter von solchen, die einst weithin einen renommierten Namen hatten. So war vor dem Riettor das
Gasthaus „Engel“, das schon vor dem 30jährigen
Krieg erstmals erwähnt wurde, aber auch in der
Zeit der großen Unruhen und Belagerungen. 1890
kaufte der kath. Gesellenverein dies Anwesen und
führte es bis 1917. Der „Engel“ war beliebt für
Vereinsveranstaltungen und Theateraufführungen
wegen seines Saalanbaues (spätere „Jahnturn halle“).
Nach dem 1. Weltkrieg zog dort das Maschinen -
unternehmen „Hollerith“ ein (heute Dresdner
Bank / Wohn- und Geschäftshaus).