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Simon Sulzer (1508–1585)
(2017)
Als Professor Ehmann sich vor gut sechs Jahren zum ersten Mal mit mir über die möglichen Themen für mein Promotionsprojekt unterhielt, rauchte er noch Pfeife. Es glich daher einem antiken Orakel, als seine Stimme wie aus der Wolke zu mir sprach: „Schauen Sie sich mal diesen Simon Sulzer an. Der könnte was für Sie sein.“ Von Simon Sulzer hatte ich bis dahin zugegebenermaßen nicht viel gehört. Die einschlägigen Lexikonartikel wie auch der Titel des heutigen Vortragsabends verraten immerhin, dass Simon Sulzer, geboren 1508, Basler Antistes und Generalsuperintendent in Südbaden war; Basler Antistes seit 1553 und Generalsuperintendent in Südbaden, genauer im Markgräfer Land, seit der badischen Reformation 1556. Wer tiefer gräbt, findet schnell heraus, dass Sulzer seit Anfang 1554 versuchte, den badischen Markgrafen zur Reformation zu bewegen, dass er 1556 möglicherweise an der Beratung der badischen Kirchenordnung beteiligt war, und dass er anschließend die oberländischen Herrschaften der Markgrafschaft Baden-Durlach (also Rötteln, Badenweiler, Hachberg und Sausenberg) mit Pfarrern und Vikaren aus Basel versorgte. Von zuvor 66 katholischen Geistlichen waren 1556 nur neun zur Reformation übergetreten. Von den 57 vakanten Stellen konnte Sulzer mindestens 32 mit Basler Absolventen besetzen.
„Zu Unrecht Vergessene“ heißt eine Buchreihe. Zu ihnen gehört auch Karl Hagner. Er wäre in diesem Jahr 100 Jahre alt geworden. Wäre er nicht 32jährig am Kriegsende gefallen, wäre er vielleicht ein „badischer Dichterpfarrer“ geworden.
Hagner gehörte in den Dreißigerjahren des letzten Jahrhunderts zu den jungen evangelischen Dichtern im Umfeld des Eckart-Kreises und des Furche-Verlags, auf die hoffnungsvolle Erwartungen gerichtet waren. Schon als Student schrieb er einen Roman und veröffentlichte Gedichte. Seine Begabungen wurden jäh abgebrochen durch die Katastrophe des Zweiten Weltkriegs. Diese Skizze soll mithelfen, dass er nicht vergessen bleibt. Als Kindergottesdienstkind habe ich ihn erlebt, als er 1937 als Vikar an die Weinheimer Stadtkirche kam. Ich mochte ihn sehr und freute mich, wenn er Kindergottesdienst hielt. Einmal in der Woche kam er zum Mittagessen zu uns. Hager war Hagner, mit einer randlosen Brille – und sehr zugewandt.
Er stammte aus einer bäuerlichen Familie im Kraichgau, studierte Theologie, wurde Vikar, Soldat, Offizier. Kurz vor Kriegsende, im März 1945 fiel er. Hagner hatte nicht lange vor seinem Tod noch geheiratet. Anfang der Neunzigerjahre entdeckte
ich, dass seine Witwe in Langensteinbach lebt.
Die sogenannte Kunstkammer hat ihre eigene Tradition. Sie mag entstanden sein durch Anregungen, die das griechische und römische Altertum gegeben hat, fiel ihre größte Zeit doch in die Epoche der Renaissance. Die 'Ent-Weihung' von Tempeln oder doch der Einzug fremder Herren in ihre Cella steht am Anfang des Sammelns. Die großen Heiligtümer der antiken Welt seien beispielhaft genannt. Temenoi der Hera und Meter in Olympia bargen römische Kaiserporträts, aber auch spätklassische oder hellenistische Marmorwerke, darunter die hochgerühmte Genregruppe des Hermes, der das Dionysoskind trägt. Kaum eine der Sammlungen des 16. und 17. Jahrhunderts verschloss sich der Aufnahme antiker Kunstwerke, ihrer Aussagekraft als zeitüberdauerndem Dokument. Auf diese Weise entstand auch das Florentinische Studiolo im Palazzo Vecchio, dem Sitz der Stadtverwaltung. War nun der Brettener Georg Wörner ein Sammler von dieser Art oder hat er sich weit blickend und verstehend die eigene Welt erschlossen? Geben Ereignisse aus seinem Leben Auskunft darüber?
Am 12. Juli 1836 verfasste der Bürgermeister von Hilchenbach im Siegerland, Johann Heinrich Reifenrath, seinen bereits zweiten Aufruf zur Errichtung eines Denkmals für Johann Heinrich Jung-Stilling. Dieser begann mit folgenden Worten: Was
der am 2ten April 1817 zu Carlsruhe verewigte Herr Geheime Hofrath und Professor Jung=Stilling, geboren am 12ten September 1740 zu Grund in Nassau Siegen, für seine Mit- und Nachwelt war, ist nicht allein in Deutschland, sondern auf allen fünf Erdtheilen durch seine Schriften bekannt. Ihm, dessen Verdienste und Frömmigkeit, niemand bezweifelt, dürfte gewiß neben Schiller, und Stillings-Freunden Herder Göthe etc. etc. auch ein Monument in seinem Vaterlande werden. Acht Jahre später konnte man im vierten Band der Geschichte des achtzehnten Jahrhunderts und des neunzehnten bis zum Sturz des französischen Kaiserreichs des Heidelberger Historikers Friedrich Christoph Schlosser lesen, dass Jung-Stilling wunderliche[] literarische Produkte hervorgebracht habe, deren sich Herder und Goethe nur deshalb angenommen hätten, weil sie jede Originalität zu begünstigen suchten. Durch Goethe, Herder und Lavater sei Jung-Stilling zu einer Bedeutung unter unserer Nation gebracht worden, die allerdings mehr auf seinen sonderbaren Schicksalen und auf der in ihm personificirten und später im idyllischen und sentimentalen Styl seiner Zeit vorgetragenen Denkart und Lebensweise einer gewissen Classe unseres geringen Volkes, als auf irgend einer ausgezeichneten Geisteseigenschaft beruht[] habe.
Friedrich Adler, Professor für ornamentische Gestaltung in Hamburg (1926-33), galt in seiner Zeit bereits als bedeutender Künstler in vielfältigen Arbeitsgebieten des Kunstgewerbes und der Glaskunst. Wenngleich die Mehrzahl seiner Entwürfe und Kunstwerke profaner Art sind, so stellte er, jüdischen Glaubens, doch auch eine große Anzahl sakraler Kunstwerke her, die im privaten Bereich und in Synagogen ihren Platz fanden. Mehrfach griff er das biblische Thema „die 12 Stämme Israels“ in Glasfenstern auf: in der Synagoge von Hamburg, in der Synagoge der „Werkbund-Ausstellung“ in Köln-Deutz (1914) und für die kleine Markenhof-Synagoge in Burg bei Kirchzarten (s. auch vorstehenden Beitrag!), deren Fenster als einzige erhalten sind. Die breite Palette seines Schaffens zeigen Museumsstücke in Karlsruhe, Berlin, Stuttgart, Philadelphia und Chicago. 1994/ 95 wurde eine Ausstellung mit dem Titel: „Friedrich Adler - zwischen Jugendstil und Art Deco“ von Laupheim aus in vielen Städten Deutschlands und in den USA präsentiert. Sie machte die Vielfalt seiner künstlerischen Gestaltungskraft sichtbar. In seinem Geburtsort, dem oberschwäbischen Groß-Laupheim, sind Werke seiner Kunst in einer ständigen Ausstellung zu betrachten.
Hugo Damian von Schönborn, Erbauer der Residenz von Bruchsal, Fürstbischof von Speyer und Konstanz
(2002)
Es ist schon erstaunlich, was eine Familiensippe an Persönlichkeiten hervorzubringen imstande ist. Die v. Schönborn sind dafür ein besonders prägnantes Beispiel. Mehr als 7 Bischöfe in relativ kurzer Zeit verzeichnet das Lexikon, 4 davon entstammen dem gleichen Elternpaar, sind untereinander Brüder. Man ist allzu gern bereit, Nepotismus und verwandtschaftliche Hilfen zu unterstellen, Prunk- und Bausucht auf Kosten der Bauern zu kritisieren, - das alles ist gewiß auch nicht zu leugnen, - aber wenn man die Leistungen dieser mächtigen kirchlichen Potentaten und Fürstbischöfe betrachtet, ihren Kunstsinn und ihr Gespür für
den Einsatz der richtigen Männer am richtigen Ort, auch ihre wirtschaftlichen Fähigkeiten, ihre oft musische und gute theologische Ausbildung näher untersucht, so kann man nicht umhin, staunend anzuerkennen, daß sich hohe Intelligenz, Durchsetzungsvermögen und Sachverstand in ganz ungewöhnlicher Weise in einer Familie zusammen geballt haben.
Pfarrer Georg Friedrich Schlatter (1799–1875) gehörte in der Mitte des 19. Jahrhunderts zu jenen Geistlichen in Baden, die die demokratische Bewegung unterstützten und in die 48er Revolution involviert waren. Als Alterspräsident eröffnete er am 11. Juni 1849 die erste Sitzung der Konstituierenden Landesversammlung, reiste aber bereits am 19. Juni in seine Pfarrei Mühlbach zurück, enttäuscht von den durch Zank und Uneinigkeit geprägten Diskussionen. Einen Monat später wurde er in Mühlbach verhaftet und später zu zehn Jahren Zuchthaus verurteilt, von denen er gut sechs Jahre absitzen musste. Zugleich verlor er damit seine Stellung als Pfarrer und alle Versorgungsansprüche. In den Jahren nach der Haftentlassung versuchte er sich und seine noch nicht erwachsenen Kinder – seine Frau war während seiner Haft verstorben – durch Gelegenheitsschriften über Wasser zu halten. 1875 starb er in Weinheim. Innerkirchlich geriet er fast vollständig in Vergessenheit. Erst 1999 hat die Landeskirche Schlatter auf Initiative von Konrad Fischer hin gewissermaßen rehabilitiert, stellvertretend für alle Freunde der Demokratiebewegung, die damals von der Kirche härter noch als von staatlicher Seite Repressalien ausgesetzt waren.
Wie konnte ein Bauernsohn,
gar der Sohn eines leibeigenen Bauern, die ständischen Schranken der alten
Reichsverfassung durchstoßen und zum Prälaten und, wenn Reichsunmittelbarkeit
und Reichsstandschaft mit der Prälatur verbunden waren, zum geistlichen
Fürsten aufsteigen? Diese Problemstellung liegt - neben dem personen-,
familien- und landesgeschichtlichen Interesse, das unser Abt Blasius II. nach
Person, Stellung und Wirken beanspruchen darf - auch den heutigen Betrachtungen
zugrunde .
Wer heute Veranstaltungen an einer evangelisch theologischen Fakultät besucht, wird mit großer Wahrscheinlichkeit viele Frauen antreffen. Immer wieder heißt es, das Pfarramt „verweibliche“. Was heute als Alltag an den theologischen Fakultäten und in unseren Kirchengemeinden betrachtet werden kann, war lange Zeit nicht nur außergewöhnlich, sondern gänzlich unmöglich. Bereits seit mehr als 100 Jahren können zwar Frauen in Deutschland Theologie studieren, aber es ist nicht einmal 50 Jahre her, dass Männer und Frauen in unserer badischen Landeskirche gleichberechtigt als Pfarrerinnen und Pfarrer arbeiten können. Und doch nahm vor 100 Jahren, im August 1917, die erste badische Theologin, Elsbeth Oberbeck, ihren Dienst in der Heidelberger Heiliggeistgemeinde auf.
Es gibt zwei konkurrierende Thesen zum Lebenslauf des historischen Faust. Eine alte These, die auf Johannes Manlius zurückgeht und dessen berühmten Lehrer Philipp Melanchthon als Zeugen für die Geburt des umstrittenen Magiers in Cundling (d.h. Knittlingen), mit dem Vornamen Johann, angibt. Die andere, entgegengesetzte These erschien erst 1913 mit der Edition von Kilian Leibs Wettertagebuch durch Karl Schottenloher. Mit einer knappen Aufzeichnung in diesem Werk kam zum ersten Mal ans Licht, dass Faust, mit Vornamen Georg, nun als einer von Helmstadt bei Heidelberg identifiziert wurde. Man möchte also wissen: Stammte Faust nicht aus Knittlingen, sondern aus Helmstadt? Hieß er Johann oder Georg? Was bedeutet dieser Unterschied? Der Streit um die Frage der Herkunft schuf jedenfalls Verwirrung und hat zur Folge, dass man nicht mehr glaubt, es könne eine klare Linie von den historischen Anfängen zur Legende und schließlich zum mythischen Faustbuch von 1587 gezeichnet werden.
An dem Weg, der entlang des Waldes zwischen Kuhbach und Reichenbach verläuft, steht ungefähr auf halber Strecke, dort, wo die Verbindung zum Langenhard hinauf abzweigt, ein markantes Sandsteinkreuz. Es trägt die Inschrift: „Zur Erinnerung an unsere liebe Tochter und Schwester Emma, die hier an dieser Stelle am 25. November 1948 im Alter von 20 Jahren verunglückte. Mein Jesus Barmherzigkeit. Gewidmet von ihren Eltern Mathias Haas und Hermine, geborene Maier.“ Bereits im Jahr 1950 hatten Emmas Eltern das Kreuz von dem Ettenheimer Steinmetzmeister Beck errichten lassen - keine zwei Jahre also nach dem schlimmen Tod ihrer ältesten Tochter. Auf dem Stein findet der Eltern Verwurzelung im christlichen Glauben Ausdruck
in der Bitte um Barmherzigkeit, um Jesu Hilfe in ihrer Not. So steht dieses Sandsteinkreuz nun also seit fast 70 Jahren an der genannten Weggabelung und doch weiß kaum einer unter den vielen Menschen, die täglich an ihm vorbeikommen, von jenem schicksalshaften und schrecklichen Ereignis, das zu seiner Erstellung geführt hatte.
Otto Ehrlich (1909–1971) schloss sein Medizinstudium in Heidelberg im Dezember 1936 mit dem Staatsexamen ab. Bald darauf reichte er seine Dissertation ein und bestand die Doktorprüfung, doch der Erhalt des „Diploms“ war zu diesem Zeitpunkt keine Selbstverständlichkeit mehr. Ehrlich musste vielfältige Anstrengungen unternehmen und bürokratische Hürden überwinden, „um das Doktordiplom zu erhalten, da dies für mich für meine Auswanderung von lebenswichtiger Bedeutung ist“. Seine Bemühungen spiegeln sich in umfangreicher Korrespondenz und führten letztlich zum Ziel. Exemplarisch zeigen die von uns bearbeiteten Dokumente die sich verstärkenden Einschränkungen für jüdische Promovierende, die detaillierte bürokratische Regulierung und die verschiedenen Stellen, die mit dem Anliegen zu befassen waren – diese reichten von der Ebene der Universität mit Dekanat und Rektorat über das Badische Ministerium für Kultus und Unterricht in Karlsruhe bis zum Reichserziehungsministerium. Bürokratische Spielräume auf lokaler Ebene scheint es aufgrund
der direkten Kontrolle durch das Reichsministerium im Einzelfall kaum gegeben zu haben. Dennoch stellt sich die Frage nach der Umsetzung der Vorgaben an der Heidelberger Medizinischen Fakultät. Welchen Einfluss hatten die beteiligten Ministerien und die verschiedenen Ebenen der Universitätsverwaltung? Handelten sie streng nach Vorschrift? Versuchten sie, eigene Handlungsimpulse umzusetzen, entweder
um den Betroffenen zu helfen oder um die Aushändigung des Doktordiploms zu verhindern? Wir gehen den genannten Fragen an zwei Beispielen nach. Zunächst stellen wir kurz die Entwicklung der Gesetzeslage dar, um dann die „Fallgeschichten“ von Otto Ehrlich und Lore Hirsch einordnen zu können.
Mina Becker
(2021)
Wieder einmal mache ich Halt am Fuß des Schutterlindenbergs, in Lahr, wo ich in den 40er und 50er Jahren des vorigen Jahrhunderts meine Schulzeit verbrachte. Der Rosenbrunnen in der Lahrer Altstadt ist das letzte Zeugnis der Anwesenheit von Mina Becker, die von 1912 bis 1956 mit ihrem Geist und ihren Impulsen das Leben in Lahr inspirierte und prägte. Sie war meine Großmutter. Die im Brunnentrog eingemeißelte Jahreszahl 1917 bedeutet mehr als das Jahr der Errichtung des Brunnens, das war 1919. Im September 1917 war Minas Mann Karl im Weltkrieg in Belgien gefallen, und sie veranlasste anstelle des alten, wohl baufälligen Brunnens die Neuerrichtung nach dem Entwurf des Karlsruher Architekturprofessors Gisbert von Teuffel. Dies entsprach einem Versprechen, welches sich die Eheleute für den Fall von Karls Tod im Krieg gegeben hatten. Auch in späteren Jahren war dieser Brunnen ein generationenübergreifendes Symbol. Ein Foto zeigt einen Teil der Familie im Sommer 1942 beim Holen des Taufwassers für die beiden neugeborenen Enkel.
1923: im Ruhrgebiet herrscht Elend. Der Bischof von Münster, Johannes Poggenburg, schreibt im kirchlichen Amtsblatt von Münster vom 21. 2. 1923: „Die Not im besetzten Gebiete erheischt von neuem und besonders dringlich die Unterbringung unterernährter Kinder in ländlichen Familien. Die übermäßige Steigerung der Lebensmittelpreise, die wachsenden Schwierigkeiten der Zufuhr, vor allem der große Mangel an Milch gefährden Gesundheit und Leben vieler Kinder. Die Unterernährung nimmt in erschreckendem Masse zu. In einer Stadt des neu besetzten Gebietes ist ermittelt worden, dass 35% der Schulkinder unterernährt sind ( ... ) [Daher] richte ich an die ländliche Gemeinden die dringende väterliche Mahnung und Bitte, mit erneuter Bereitwilligkeit unterernährte Kinder bei sich aufzunehmen.“ In der gleichen Ausgabe wird gemeldet: „Im Jahre 1922 [sind] einige tausend Kinder aus Stadt und Industrie in den ländlichen Gemeinden des Bistums untergebracht worden.“ Gleichartige Berichte und bischöfliche Aufrufe findet man in diesen Jahren in den Amtsblättern der Bistümer Paderborn und Köln. In 1922 hört Kaplan Josef Merk - ein junger, lungenkranker Priester, der als Hausgeistlicher im Krankenhaus zu St. Blasien arbeitet - zum ersten Mal durch seine Kontakte mit den Kranken von Rhein und Ruhr von dem großen Elend und der Kindernot im Ruhrgebiet und wird nach Horst-Emscher (bei Gelsenkirchen) eingeladen.
Glauben malen
(2018)
Die bis heute grundlegende Arbeit zu Johann Pfunner ist Hermann Ginter zu verdanken, der 1926 in seiner Freiburger Dissertation auf das Leben und Werk des Künstlers ausführlich eingeht und ein Werkverzeichnis aufführt. Es folgte im Jahr 1976 eine an der Universität Freiburg eingereichte Magisterarbeit von Irene Streit. Ansonsten gab es in den 70er- bis 90er-Jahren des letzten Jahrhunderts eine Reihe von Aufsätzen in einschlägigen Zeitschriften wie z.B. in der Vierteljahresschrift „Badische Heimat“ oder dem Jahrbuch „Schau-ins-Land“ des Breisgau-Geschichtsvereins, hauptsächlich von Professor Hermann Brommer und Pfarrer Manfred Hermann verfasst. Insbesondere Brommer hat sich intensiv mit Johann Pfunner
beschäftigt und hätte – wie er selbst sagte – gerne eine zusammenfassende Darstellung über dessen Lebenswerk geschrieben, was ihm jedoch aufgrund seines Alters und Todes nicht mehr vergönnt war. Brommers gesammelte Informationen und Unterlagen bildeten die Basis zu weiteren Nachforschungen über Johann Pfunner. Dennoch sollte es Jahre dauern bis das Gesamtwerk des Künstlers erstmals umfassend ermittelt, fotografiert, beschrieben, chronologisch geordnet und interpretiert werden konnte. Die vorliegende Kurzfassung präsentiert die Ergebnisse in Wort und Bild.
Wenn im folgenden die Instruction für den Obervogten der Pfand, und Gunkellehenbaren
Herrschaften Singen und Mühlhausen, Franz Sales Ummenhofer, erlassen
durch den Grafen Franz Joseph 1. von Enzenberg (1747-1821) am 23.
August 1806, vorgestellt und erläutert wird, so deshalb, weil es sich in vieler
Hinsicht um ein außergewöhnliches Dokument handelt. Es wurde erlassen am
Ende des alten Römischen Reiches Deutscher Nation. Der Verfasser gehört noch
ganz und gar nach seinem gesellschaftlichen Rang und seiner beruflichen Stellung
der zu Ende gehenden feudalen Epoche an, zugleich aber ist er als gläubiger
Katholik ein überzeugter Vertreter der Aufklärung und durchdrungen von freimaurerischen
idealen. Man spürt, wie er mit Unbehagen dem Anbruch einer ungewissen
Zeit entgegensieht, die so vieles ändern und - ihm noch unvorstellbar
- neue staatliche, wirtschaftliche und gesellschaftliche Formen bringen wird.
Am 18. August 1999 war es 1150 Jahre her, daß der erste deutsche Schriftsteller starb, der mit einem Teil seiner Werke heute noch ein Publikum erreicht: Walahfrid Strabo von der Reichenau. Er hat sich für seine deutsche Muttersprache interessiert, wie die sachkundigen Ausführungen zur Herkunft des Wortes „Kirche“ in seiner Liturgiegeschichte zeigen; wie fast alle seiner europäischen Zeitgenossen konnte er sich literarisches Schreiben aber nur in der „Vatersprache“ Latein vorstellen. Walahfrid ist wohl im Jahr 807 im alemannischen Raum geboren und wurde im Kloster Reichenau erzogen. Der gelehrte lateinische Beiname, mit dem man sich zu seiner Epoche - der „Karolingischen Renaissance“ - gern schmückte, hat bei Walahfrid einen bitteren Beigeschmack; denn „Strabo“ (oder „Strabus) heißt „der Schieler“, und das war Walahfrid auch. Seine erste große Stunde kam, als er nach dem Tod des Reichenauer Klosterlehrers Wetti (824) den Auftrag bekam, die aufwühlenden Visionen, die der Verstorbene kurz vor seinem Tod hatte, in lateinischen Versen darzustellen. Walahfrid erledigte die Aufgabe bravourös; seine Visio Wettini vom Jahr 825 ist sein erstes Erfolgsbuch geworden.
Am 13. November 1944 schrieb Psychiater Dr. Julius Deussen von der „Forschungsabteilung Heidelberg“ an Dr. Walter Schmidt, Oberarzt der Landesheilanstalt Eichberg bei Eltville in Hessen: „Ich hoffe, im Laufe dieser Woche, ev. aber erst nächste, nochmals nach dem Eichberg kommen zu können. [...] Aber man kann heute ja nicht disponieren. Ich bringe 3 Kinder mit, mitnehmen kann ich wegen der Transportschwierigkeiten keine. Wir müssen Kinder hier aus der Gegend nehmen. Aber vielleicht ändert sich die Kriegslage bald zum besseren. [...] Wenn ich komme, bitte ich, alle Gehirne mir zum Transport bereitstellen zu lassen. Mit den Besten Grüßen und Heil Hitler [...]". Verfasser dieses Schreibens war der Arzt Dr. phil. Dr. med. habil. Julius Deussen. Die Abteilung, von der hier die Rede ist, war eine sog. Forschungsabteilung an der Psychiatrischen Klinik der Universität Heidelberg. Hier arbeitete Deussen ab Herbst 1943 in zentraler Funktion im Rahmen der „Euthanasie-Forschung“. Wir versuchen im Folgenden Deussens Tätigkeit, seinen beruflichen Aufstieg und Werdegang nach
1945 zu umreißen. Und seine Bemühungen nachzuzeichnen, sich nach dem Krieg von jeder Täterschaft und Schuld zu entlasten.
Kein hammerschwingender Thor
(2016)
An dieser Stelle soll an eine im Geroldsecker Land vor über 44 Jahren aufgestellte, ganz außerordentliche sportliche Höchstleistung durch den Lahrer Walter Schmidt erinnert werden. Sie versetzte seinerzeit die Sportwelt in Staunen, es war eine absolute Leichtathletiksensation. Die Lahrer Historikerin Christel Seidensticker hat es in ihrem Buch „Das gibt es nur in Lahr“ verewigt: Den Weltrekord eines Lahrers in einer olympischen Disziplin, im Hammerwerfen, aufgestellt in Lahr. Und bei den regelmäßigen Stadtführungen wird bei einer Aufzählung von Lahrer Persönlichkeiten und bekannten Bürgersöhnen der Hammerwerfer Walter Schmidt immer wieder genannt.
Vor einigen Monaten rief Gustav Löffler bei mir an. Es war ihm zur Kenntnis gekommen, dass ich mich schon seit etwa 1994/95 mit Gertrud Herrmann beschäftigt habe. Ihr Leben bewegt mich bis heute. Ich habe darum mehrfach über sie geschrieben und für meine Arbeiten Einsicht genommen in einschlägigen Archiven. Eigentlich wäre dazu die Genehmigung von Rechtsnachfolgern nötig gewesen. Ich habe zehn Jahre nach solchen gesucht; auch noch weiterhin, als das sogenannte „Lexikon“ bereits erschienen war. Aber irgendwann habe ich meine Suche, die sich bis nach USA erstreckt hatte, doch aufgegeben. Da erhielt ich 2008 überraschend Kontakt zu Gertrud Herrmanns Neffen, Harald Herrmann. Ihn hatte sie zu ihrem Erben eingesetzt, er war ihr Rechtsnachfolger. Zum Glück war er auch im Nachhinein einverstanden mit meinen Recherchen. Es besteht noch immer loser Kontakt mit ihm. – Und letztes Jahr berichtete mir Gustav Löffler, dass die Familien Löffler und Herrmann familiäre Bindungen haben!