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Wenn in diesem Jahr die art KARLSRUHE nun schon zum 12. Mal ihre Pforten öffnen wird, dann blickt man in der
Fächerstadt auf eine Erfolgsgeschichte zurück, an der viele mitgewirkt haben, welche jedoch ohne die Ideen und Energie
des Kurators und Projektleiters der Kunstmesse Ewald Schrade nicht denkbar gewesen wäre. Die Geschichte der art KARLSRUHE ist eng verbunden mit dem Bau der Neuen Messe Karlsruhe. Politisch war der Bau zwar bereits zur Jahrtausendwende beschlossen worden, doch bis zur Einweihung des Messegeländes in Rheinstetten sollte es noch bis zum Oktober 2003 dauern. Dem damaligen Geschäftsführer Claus Hähnel standen nunmehr vier Messehallen mit insgesamt 52 000 m2 Ausstellungsfläche sowie 10 000 m2 Freifläche zur Verfügung, die durch ein vielfältiges Messe- und Veranstaltungsprogramm mit Leben gefüllt werden sollten.
Am 4. Oktober 2014 verstarb in Freiburg im
Alter von 74 Jahren Prof. Dr. Dieter Mertens,
seit 1991 Ordinarius für mittelalterliche Geschichte an der Albert-Ludwigs-Universität
Freiburg. Zuvor hatte er von 1984 bis 1991
den Lehrstuhl für mittlere und neuere Geschichte mit Schwerpunkt Landesgeschichte
und Historische Hilfswissenschaften an der
Universität Tübingen inne, verbunden mit der
Leitung des Instituts für geschichtliche Landeskunde und Historische Hilfswissenschaften. In dieser seiner Tübinger Zeit übernahm
Mertens 1989 die Leitung der Außenstelle
Tübingen des Alemannischen Instituts, dem
er seit 1979 als Mitglied und seit 1987 als
Mitglied des Beirats angehörte, und wurde
zugleich stellvertretender Vorsitzender des
Instituts, eine Funktion, die er nach seinem
Wechsel an die Universität Freiburg bis 1995
beibehielt.
Zum Karlsruher Stadtgeburtstag 2015 lud das Generallandesarchiv seine Besucherinnen und
Besucher zu einer Reise der besonderen Art ein: Gemeinsam mit der gebildeten Markgräfin
Karoline Luise von Baden konnten sie die Metropolen Europas besuchen, aber auch die badischen
Lande kennen lernen. Wertvolle Exponate aus den eigenen Beständen zusammen mit
hochkarätigen Leihgaben aus Museen machten deutlich: In der Aufklärungszeit wurde Europa
zu einem realen „Erfahrungsraum“. Die junge Residenzstadt Karlsruhe wurde zu einem kleinen,
aber veritablen Punkt auf der intellektuellen Landkarte des Kontinents.
Es brauchte einige Jahrzehnte, und langwierige Planungen waren notwendig, bis sie endlich in Karlsruhe zueinander fanden: badische Residenz und badisches Archiv. Zunächst war es gar nicht sicher, ob sich die Gründung von Markgraf Karl Wilhelm von Baden-Durlach (1679–1738) im Hardtwald tatsächlich als dauerhafter Mittelpunkt der Markgrafschaft durchsetzen
würde. Erst in der Mitte des 18. Jahrhunderts waren die Weichen zugunsten von Karlsruhe und somit gegen Durlach gestellt. Zu dieser Zeit konnte das badische, d. h. das fürstliche Archiv der Markgrafen von Baden bereits auf eine lange Tradition zurückblicken. Man verwahrte seit dem Hochmittelalter seine wichtigsten Dokumente sorgfältig; 1388 finden wir erstmals das markgräfliche Archiv explizit in den Quellen genannt. Gegen Ende des 17. Jahrhunderts waren Urkunden und Akten nach einem Brand aus Durlach nach Basel geflüchtet worden. Das Oberrheingebiet – in jenen Jahrzehnten regelmäßig Aufmarschgebiet gegnerischer Truppen – erschien zu unsicher. Basel als neutrale Stadt der Eidgenossenschaft
bot eine Alternative: Der Markgräfler Hof, das repräsentative badische Stadtpalais, wurde zur stattlichen Nebenresidenz mit Archiv und Kanzlei ausgebaut. Der »juristische Staatsschatz« aus Urkunden und Akten war die Rüstkammer, mit der die Herrschaft gegen fremde Ansprüche verteidigt werden konnte. Ihn galt es zu hüten – wenn nötig sogar im Ausland.
Ein Schatz aus dem Ersten Weltkrieg hat nach
knapp 100 Jahren einen Ehrenplatz in der Villinger
Zehntscheuer gefunden: ein Nageltisch mit
einem Eisernen Kreuz aus dem Brauereigasthaus
Ott, der sich seit Ende der 80er-Jahre im Besitz der
Historischen Narrozunft befindet.
Der Tisch entstand bei einer ungewöhnlichen
Aktion: „Nagelungen waren eine besondere Art
von Wohltätigkeitsveranstaltungen, bei denen in
hölzerne Symbole Nägel eingeschlagen wurden,
die man zuvor gekauft hatte”, erklärt Barbara
Schneider 1998 in ihrem Beitrag über den Ersten
Weltkrieg in der Reihe der Blätter zur Geschichte
der Stadt. Um die Verbundenheit mit der Front zu
zeigen, spendeten die Bürger Geld für Hinterbliebene
oder Soldaten.
Im 1758 eröffneten Schlosstheater feiert der Bühnenvorhang von Innocente Colomba
den strahlenden Gott Apoll auf einer Wolke im Reigen der Musen. Es ist eine
Allegorie auf den kunstsinnigen Herrscher, der den Ludwigsburger Hof in der Mitte
des 18. Jahrhunderts zu einem der glänzendsten in Europa machte und Künstler wie
Niccolò Jommelli oder den Ballett-Compositeur Jean-Jacques Noverre, wie auch berühmte Sänger und Tänzer – insbesondere junge Tänzerinnen, wie die Anekdoten
um des Herzogs blaue Schuhe zu erzählen wissen – unter seiner strahlenden, geldraubenden Schirmherrschaft versammelte. Man könnte das Bild auch anders deuten:
Melpomene, die singende Muse der Tragödie, Terpsichore, die Tanzende, Thalia, die
festliche Muse der Komödie, Euterpe, die Lyrische, Erato, die Amouröse, Polyhymnia
und Kalliope, die Musen der Dichtung und Philosophie, als vielgestaltige Inspiration
des schöpferischen Genies von Niccolò Jommelli, das während seiner Jahre am
württembergischen Hof zur höchsten Vollendung gelangte und ihn zu einem »Solitär
am Musenhof des Herzogs Carl Eugen« machte.
Als um die Wende zum 18. Jahrhundert in Europa der Kunststraßen- oder
Chausseebau einsetzte, entstand ein neues Tätigkeitsfeld des sich herausbildenden modernen Staate1. Dieses neue Politikfeld war Teil des Merkantilismus. Der Chausseebau war aber keine einmalige Investition, sondern der Unterhalt der Chausseen wurde, wie sich sehr schnell herausstellte, zu einer Daueraufgabe des modernen Staates. Zwar blieb der Wasserweg (Küsten- wie Flussschiffahrt) weiterhin die bevorzugte und weitgehend einzige Transportmöglichkeit für Massengüter über größere Entfernungen. Auch der Personentransport mit Kutschen über Land, d. h. außerhalb der Städte, setzte erst allmählich im 17./18. Jahrhundert ein. Die neuen Chausseen dienten zunächst dem Fernhandel
zumeist höherwertiger Güter, aber dann auch dem Transport von lagerfähigen Lebensmitteln wie Wein und Getreide. Der Chausseebau war eine Investition in die Zukunft, deren Nutzen kurzfristig nicht messbar war. Er war Infrastrukturpolitik vor der Industrialisierung und stellte, wie besonders die französische Forschung betont, die politische und wirtschaftliche Einheit eines Landes her.
Die vorliegende Arbeit dokumentiert die verschiedenen
Entwicklungsstadien des Grünen Koboldmooses
(Buxbaumia viridis). Erstmals werden die Brutkörperbildungen des Protonemas beschrieben und im Foto
gezeigt. Im Gegensatz zur typischen Entwicklung der
Moose ist bei dieser Art der Gametophyt stark reduziert und von untergeordneter Bedeutung. Kennzeichnend ist ein langlebiges, reich verzweigtes, stellenweise auch großflächig entwickeltes Protonema, das
in der Regel „typische“ Brutkörper ausbildet, die von
zentraler Bedeutung für die Ausbreitung der Art sind.
Um Salomon de Caus, einen Mann mit vielen Talenten und Interessen, ranken sich zahlreiche Legenden. Einige Aspekte seines Schaffens wurden in den Rang von bedeutender Großartigkeit erhoben, andere fielen unter den Tisch. So entstanden schiefe Bilder, die es zurechtzurücken gilt. Beim aufmerksamen Quellenstudium und Lesen seiner hinterlassenen Schriften schiebt sich ein anderes und keineswegs unbedeutenderes Bild in den Vordergrund: das Bild des frühneuzeitlichen Ingenieurs.
In der Vorbereitungs- und Planungsphase der kürzlich abgeschlossenen Restaurierung des Innenraums der sogenannten
Leut- oder Gutleutkirche in Friesenheim-Oberschopfheim wurde der im Chorbereich vorhandene Wandmalereizyklus
ausführlich restauratorisch untersucht. Die ersten Untersuchungen erfolgten im November 2011 und wurden im Mai
2012 fortgesetzt. Weitere Befunde traten während der Restaurierung Juli bis Oktober 2014 zutage. Die restauratorischen Untersuchungen, das darauf basierende Restaurierungskonzept und die Ausführung der Maßnahmen wurden von Bernhard Wink mit Unterstützung von Regine Dendler vorgenommen. Die komplexen Untersuchungsergebnisse werden im Folgenden zusammenfassend dargestellt: Im ersten Teil beschreibt Bernhard Wink die Erkenntnisse aus Untersuchung und Restaurierung, im zweiten Teil vergleicht Regine Dendler die materiellen Befunde mit den anlässlich der Voruntersuchung erhobenen Archivalien. Eine Zusammenschau beider Teile kann ein annähernd vollständiges Bild der Entstehungsgeschichte der Innenraumgestaltung bzw. der Wandmalereien in der Leutkirche vermitteln, wie es auch grundlegende Voraussetzung für
viele konservatorische Entscheidungen in den nun abgeschlossenen Maßnahmen war.
In der Vorstadt Gochsheims steht ein mächtiges Haus, das die Jahreszahl 1615 trägt und damit das älteste noch erhaltene Wohnhaus der Stadt ist. Es wurde erbaut vom damaligen Scharfrichter Zimmermann und wurde über viele Generationen der nachfolgenden Scharfrichter-Familien bewohnt. Ursprünglich stand das Haus außerhalb der Stadtmauer und zeigt die zwangsweise Ausgrenzung der Scharfrichter wegen deren, von den Bürgern der Stadt als unehrenhaft empfundenen Tätigkeit. Erst als im 17ten Jahrhundert, wegen der beengten Wohnverhältnisse im alten Stadtkern, unerschrockene Bürger auch in der Nähe des Scharfrichterhauses siedelten, wurde dieser Bereich zur Vorstadt, wie er auch heute noch bezeichnet wird.
Mit dem Ausbruch des 30-jährigen Krieges und der Befürchtung, dass diese Häuser schutzlos eventueller Kriegshandlungen ausgesetzt sein könnten, wurde die Vorstadt mit einer zusätzlichen Stadtmauer gesichert.
Der Ausbruch des Ersten Weltkriegs war ein einschneidendes Erlebnis auch für die Schüler der Realschulen und Gymnasien. Das soll im Folgenden anhand einiger Schülerpostkarten gezeigt werden, die vor und nach dem Beginn des Ersten Weltkrieges von Schülern verfertigt und an Freunde und Verwandte anlässlich der bestandenen mittleren Reife bzw. des Abiturs verschickt wurden. Die Einstellungen der Schüler reichen dabei – je nach dem Kriegsverlauf und den damit verbundenen persönlichen Erfahrungen – vom „Hurra-Patriotismus“ bis zu dem fatalen Eindruck, nur gelenktes Schlachtvieh zu sein. Die Erfahrungen der jungen Menschen spiegeln sich in den dargestellten Themen wie auch in der künstlerischen und materiellen Qualität der Karten. Waren die oft bunten Karten der Wilhelminischen Ära im Wesentlichen von rückwärtsgewandten Motiven aus Antike und Mittelalter geprägt, so sind die Botschaften nach Kriegsausbruch auf die Gegenwart des Krieges bezogen, in der Aussage klarer, häufig einfigurig und in der Regel auch einfarbig. Dies gilt sowohl für die Einjährigenkarten wie auch für die Karten zum Abitur.
Verlässt man auf der Karte den Oberrheingraben zwischen Freiburg und Offenburg nach Osten in Richtung des Mittleren
Schwarzwaldes, so findet man auf der Höhe von Kenzingen in einem Seitental den kleinen Ort Kirnhalden, der um 1900 folgendermaßen beschrieben wird: "Kirnhalden gehört zu den angenehmsten, kleineren Kurorten des badischen Schwarzwaldes. Inmitten üppiger Buchen- und Tannenwaldungen empfiehlt es sich durch seine reine, kräftigende Bergluft, ländliche Ruhe, reizende und gegen Winde vollkommen geschützte Lage in einem kleinen romantischen Seitenthale des Bleichthales insbesondere als Sommerfrische und Waldkurort. 8 km von der Bahnstation Kenzingen entfernt." Ähnlich äußert sich auch der Bäder-Almanach: "Kirnhalden im Bad. Schwarzwald, Bad und Luftkurort, 300m ü.d.M., inmitten üppiger Buchen- und Tannenwaldungen gelegen, daher völlig staubfreie Luft. Völlig geschützt gegen raue Winde und schroffen Temperaturwechsel."
Wer einem touristischen Hinweisschild „Historische Altstadt“ folgt, wird selten von geschichtlichem Erkenntnisinteresse bewegt. Man erwartet ein Ensemble aus Stadttoren, Stadtmauern, Brunnen, Türmen und allerlei „alten“ Gebäuden, sieht in solchem Inventar aber weniger Zeichen bestimmter Zeiten, sondern pittoreske Ansichten, die es von allen Seiten zu betrachten und aus günstigem Blickwinkel schließlich per Handkamera einzufangen gilt. So gesehen ist die „historische Altstadt“ weniger historisches als ästhetisches Terrain: Ein „Stadtbild“, das gleich einem Gemälde angeschaut, bewertet und dessen Schönheit nicht zuletzt auch genossen werden will. Was wirkt anziehend an solchen Stadtbildern? Die Überreste erinnern zumeist an das Mittelalter (respektive an die frühe Neuzeit), das als schaurigschöne Epoche nach wie vor besonders gerne fliehend gesucht wird. Kaum eine andere Zeit interessiert und fasziniert mehr als die der Ritter, Knappen, Edelfrauen: Fassungslos schaudert man hier vor der umstandslosen Bereitschaft der Zeitgenossen zu hemmungsloser Gewaltanwendung, ergriffen bewundert man da deren gleichzeitige Fähigkeit zu innigem Glauben, tiefsinniger Mystik und wahrhafter Nächstenliebe.
Die Verfügbarkeit von Bodenschätzen ist Voraussetzung für die Entstehung und den Erhalt von
Zivilisationen. Moderne Industriegesellschaften sind besonders abhängig von einer kontinuierlichen und zuverlässigen Rohstoffversorgung. Alleine in Baden-Württemberg werden jährlich
zwischen 120 und 135 Mio. t an mineralischen Rohstoffen und fossilen Energieträgern benötigt,
rund zwei Drittel der Gesamtrohstoffmenge stammen aus heimischen Lagerstätten. Die reibungslose Belieferung mit Rohstoffen bewirkte in den letzten rund 30 Jahren, dass ihre Bedeutung in
der gesellschaftlichen Wahrnehmung schrittweise abnahm; erst die deutliche Verteuerung vieler
wichtiger Rohstoffe und die wachsende wirtschaftliche Konkurrenz, speziell durch asiatische
Staaten, führten in den letzten Jahren zu einer wieder verstärkten Beschäftigung mit den Themen
Rohstoffversorgung und vorausschauender Rohstoffsicherung.
Aufbauend auf einen Vortrag über die Rohstoffressourcen Baden-Württembergs bei der Tagung „Landesschätze unserer Zukunft“ gibt der vorliegende Beitrag einen Überblick über die
Vielfalt an heimischen Rohstoffen und erläutert anhand besonders interessanter Lagerstättenbeispiele Entstehung und Bedeutung dieser Rohstoffe, vor allem aus den Bereichen Steine und
Erden, Industrieminerale und Metallerze. Es wird eine Übersicht über die lange Geschichte der
Rohstoffaufsuchung und -gewinnung seit keltischer und römischer Zeit bis in die Gegenwart und
über den gegenwärtigen Umfang der heimischen Rohstoffgewinnung sowie der kurzfristig verfügbaren Vorräte gegeben, nicht erschlossene Rohstoffpotenziale werden genannt
Am 22. Oktober 1940 wurden die Badischen Juden ins Lager Gurs nach Südfrankreich deportiert. Unter den Deportierten
befanden sich auch der Durbacher Bäcker Moritz Bodenheimer mit seiner Frau Rosa geb. Bloch, die Tochter Elsa Strauß geb.
Bodenheim.er und deren Tochter Bela. Während Elsa und Bela die unmenschlichen Bedingungen im Lager überstanden, verstarben Moritz und Rosa Bodenheimer am 6. März 1944 bzw. 4. Juni 1943 in Montauclix, Commune de Montrem (Dordogne) an den Strapazen des Lagerlebens.
Nachdem Markgraf August Georg, der letzte seines Stammes, im Jahre 1771 in Rastatt gestorben war, wurde sein katholisches
Ländchen mit dem der evangelischen Vettern in Karlsruhe vereinigt - was freilich nicht allen gefiel. Vor allem die Witwe des
Verstorbenen, Markgräfin Maria Viktoria, versuchte das konfessionelle Erbe zu wahren und zu mehren; und so kaufte sie die
ehemalige Residenz der Jesuiten in Ottersweier und richtete in ihr eine Mädchenschule ein. Zu ihrer Leitung berief sie die „Regulierten Chorfrauen des Heiligen Augustinus von der Kongregation Unserer Lieben Frau", die 1597 in Lothringen gegründet worden waren und sich 1731 in Altbreisach niedergelassen hatten. Am 21. Oktober 1783 wurde das Institut feierlich eröffnet. Es folgten gute, dann aber immer schwierigere Jahre, sodass man schließlich beschloss, die Schule nach Offenburg zu verlegen, wo sie im Jahre 1823 das ehemalige Franziskanerkloster bezog. Hier blühte sie nun förmlich auf, zusammen mit dem ihr angeschlossenen, ,,von den Töchtern des badischen Landes mit Vorliebe besuchten Pensionat".
Inzwischen schaut die ganze Welt auf China – aber nicht zum ersten Mal. Im 17. und vollends
im 18. Jahrhundert trafen erste Berichte aus jenem fernen Reich in Europa ein, und was
sie enthielten, regte die europäischen Herrscher nicht nur zur Bewunderung, sondern sogar
zur Nachahmung an. Auch unter den badischen Markgrafen beider Linien wurde nun Ȉ la
chinoise« gebaut und gemalt, getöpfert und getischlert, ja auch gegessen und getrunken und
musiziert; und dies aus gutem Grund.
Es gibt wohl kaum eine Stadt, die in ihrer Gestalt den absolutistischen Gedanken deutlicher zum Ausdruck bringt als Karlsruhe – die Stadt, die ein Fürst von 1715 an förmlich aus dem Boden stampfen ließ. Ihren Mittelpunkt bildete das Schloss, von dem die Straßen ausgingen wie die Strahlen von der Sonne und wie die der Gnade von dem, der in ihm residierte; sie unterwarfen die Stadt einem geometrischen Raster, das keine Abweichungen duldete; und sie ermöglichten Blicke, denen nichts verborgen blieb.
Tagebücher „dienen der Niederschrift von Alltagsbegebenheiten und Erfahrungen, Empfindungen und Gedanken etc., die mit der Person des Tagebuchführenden in einem […] Zusammenhang stehen.“ Die Aufzeichnungen folgen einem chronologischen Fortgang, auch wenn nicht notwendiger Weise Kalenderdaten angegeben werden. Die einzelnen Eintragungen erfolgen i.d.R. schubweise und lassen sich daher deutlich voneinander unterscheiden. Typisch für Tagebücher ist ihre „offene Form“, d.h. sie sind prinzipiell nicht abgeschlossen oder können jederzeit wieder aufleben. Ein Bezug einer Eintragung zu früheren Eintragungen muss nicht bestehen. Die aktuellen und konkreten Aufzeichnungen werden oft durch Reflexionen über die beschriebenen Ereignisse ergänzt. Tagebücher weisen typischerweise einen unsystematischen oder fragmentarischen Charakter auf. Doch können durch nachträgliche Überarbeitungen im Zuge einer Reinschrift für eine Öffentlichkeit Bearbeitungen erfolgen, die den ursprünglichen Inhalt erheblich verändern können, wenn etwa späteres Wissen in Urteile und die Darstellung von Zusammenhängen einfließt. Im Folgenden sollen zwei Tagebücher vorgestellt werden, die von Frauen verfasst wurden, die beide in einem – wenn auch sehr unterschiedlichen – Bezug zur Evangelischen Landeskirche in Baden standen. Diese Tagebücher drängen gewissermaßen die Frage auf, welche Relevanz die Tagebucheintragungen für das Verständnis der Rolle von Frauen in der Landeskirche haben. Das erste Tagebuch stammt von der Karlsruher Künstlerin Clara Faisst und umfasst die Jahre des Ersten Weltkrieges. Das zweite Tagebuch verfasste Gertrud Hammann in der Zeit ihres Aufenthaltes in Gurs im Jahre 1940. Beide Tagebücher befinden sich in den Beständen des Landeskirchlichen Archivs.