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Im Chor der Wittelbacher Kirche „St. Peter und Paul“ im Schuttertal wurde 1974 ein Freskenzyklus aus der Zeit der Gotik um 1400 freigelegt. Der Bilderbogen schildert das jüngste Gericht und Szenen aus der Passionsgeschichte. Das am besten erhaltene Bild zeigt die Geißelung Jesu. Drei Männer schlagen auf den Heiland ein, zwei der Peiniger sind an ihren gelben spitzen Hüten als Juden zu erkennen, einem hat der Künstler eine Hakennase in herabsetzender Weise ins Gesicht gemalt. In der Zeit, als die Fresken auf die Wände der Wittelbacher Kirche aufgetragen wurde, war die Stellung der Juden auf einem Tiefpunkt angekommen. Insbesondere die Kreuzzüge des 12. Jahrhunderts hatten eine religiöse Intoleranz befördert, die alle Nichtchristen als Ketzer und Ungläubige verdammte. Der Zwang, den „gehörnten Hut“ zu tragen, wurde den Juden von dem 1267 tagenden Wiener Konzil auferlegt. Mit solchen Kennzeichnungen sollte die „fleischliche Vermischung“ von Christen und Juden verhindert werden, mit der Zeit wurde die Separierung jedoch auf alle gesellschaftliche Sphären ausgeweitet und die Juden immer mehr an den Rand der Gesellschaft gedrängt. Verantwortlich für diese Marginalisierung war die fatale Rolle als „Christusmörder“ im Heilsplan Gottes, die die christliche Theologie des Mittelalters ihnen zuwies. Die Künstler sahen es als ihre Aufgabe an, der leseunkundigen Bevölkerung diese antijudaistische Theologie so anschaulich wie möglich zu vermitteln. So steht die Wittelbacher Geißelung beispielhaft für die Dämonisierung der Juden als „Gottesmörder“, denen man alles Schlechte zutraute und die man mit dem Teufel im Bunde sah. Diese Entmenschlichung führte letztlich dazu, „im Juden Freiwild zu sehen.“ (Michael Toch).
Der Buntsandstein
(2012)
Der Buntsandstein ist geologisch gesehen die untere lithostratigraphische Gruppe der Germanischen Trias. Im südwestdeutschen Schichtstufenland tritt er an der Ostflanke des Schwarzwaldes auf und überlagert weite Bereiche unserer Region. Entstehungsgemäß findet man in den Vogesen ähnliche Verhältnisse, vom Schwarzwald durch den Rheintalgraben getrennt. Altersmäßig haben wir es beim Buntsandstein mit Ablagerungen zu tun, die nach den neusten geochronologischen Korrelierungen in der Zeit vor 252,6 Millionen Jahren bis 246,6 Millionen Jahren vor der Jetztzeit, also innerhalb eines Zeitraums von rund 6 Millionen Jahren, entstanden sind. Neuerdings wird der Buntsandstein auf lithologischer Basis untergliedert. Für die hiesige Region wird hier aber die bewährte Gliederung des Geologen Heinrich von Eck beibehalten, der diese 1883 nach den örtlichen Verhältnissen in der Umgebung von Lahr aufgestellt hat und die für diesen Bereich nach wie vor Gültigkeit besitzt. Danach wird der Buntsandstein in Unteren, Mittleren und Oberen Buntsandstein unterteilt, wobei die einzelnen Abteilungen jeweils durch Konglomerathorizonte voneinander abgetrennt werden. Die Bezeichnung „Buntsandstein“ ist eigentlich etwas irreführend, da in der Regel rote und rötlichbraune Farbtöne bei ihm dominieren, während andere, beispielsweise gelbliche und grünliche Färbungen eher selten sind. Die rötliche Tönung rührt von dünnen Hämatitüberzügen her, die jedes einzelne Sandkorn wie ein feines Häutchen umgeben, und die ein Anzeichen dafür ist, dass dieses Sediment in einem trockenen Wüstenklima entstanden ist. Ähnliche Verhältnisse zeigen sich heute beispielsweise in der Sahara. Welcher Autofahrer kennt nicht
den feinen rötlichen Staub, der unter gewissen meteorologischen Bedingungen von Süden über die Alpen herüberweht und vorsichtig von Lack und Scheiben entfernt werden muss!
Der Artikel möchte [...] zwei Probleme diskutieren:
- Die Verfahren der geoökologischen bzw. naturräumlichen Gliederung, die in
der Basler Region eingesetzt wurden.
- Die Praktikabilität von geoökologischen Raumgliederungsansätzen und ihre
Inhalts- und Maßstabsprobleme.
Der Artikel verfolgt also ein methodisches Ziel. Es geht nicht darum, ein neues
Verfahren der geoökologischen Raumgliederung der Basler Region vorzustellen,
sondern die Problemperspektiven neuerer geoökologischer Raumgliederungsverfahren
zu diskutieren. Der Basler Raum ist wegen seiner großen ökologischen
Vielfalt dazu besonders geeignet.
Die Rheinebene zwischen Kinzig und Oos ist von einer breiten Bruchzone
durchzogen. Daraus erklärt sich die späte und spärliche Besiedelung der Ortenau.
Es sind die Reste des alten sogenannten Kinzig-Murg-Flusses; südlich
der Kinzig gehört noch der Unterlauf ihres Nebenflusses, der Schutter mit
der Unditz, dazu. [...]Noch heute
halten zahlreiche Geländenamen diesen Zustand der Bruchlandschaft fest:
Bruch, im Bruch, Bruchwald, Bruchfeld, Bruchmatte, über- und Niederbruch,
Aarbruch, Ristenbruch, Warmers-, Lechlerbruch, Gäns-, Stöckenbrüchel;
Muhr ( = Moor), Mührle, Mührig, Muhrmatte, -feld etc. [...].
Georg Jakob Schneider
(2013)
Die Synagoge war als Gebets-, Lern- und Versammlungshaus das Zentrum des rituellen Lebens der sogenannten "Judendörfer". Alle Synagogen in Südbaden, die zwischen 1852 und 1870 eingeweiht wurden, sind nach Plänen von Georg Jakob Schneider (1809-1883) erbaut worden. Das Leben und Werk Schneiders ist nur wenig erforscht. Dies ist erstaunlich, immerhin wirkte er an der Erbauung des Ortenberger Schlosses bei Offenburg mit und entwarf das bekannte Freiburger „Colombi-Schlösschen“. Möglicherweise hängt die Nichtbeachtung Schneiders mit der langanhaltenden Missachtung der Kunstgeschichte an dem von ihm praktizierten Historismus zusammen, vielleicht auch mit dem geringen Interesse, die der Baugattung Synagogenbau lange entgegengebracht worden ist, auf die Schneider sich spezialisiert hatte.
Die Erforschung der alten Flußnamen hat in den letzten Jahren derartige
Fortschritte gemacht, daß es an der Zeit ist, den nicht unmittelbar an der
Flußnamenforschung Beteiligten, aber an der Landeskunde Interessierten
Ergebnisse vorzulegen, auch wenn es sich oft um nicht unbestrittene und in
der Diskussion befindliche Ergebnisse handelt. Entscheidende Impulse zur
Erforschung der Gewässernamen besonders in Deutschland gingen nach dem
2. Weltkrieg von dem Tübinger Indogermanisten Hans Krahe aus. Seine Entdeckung
der „alteuropäischen Hydronymie" stellt die Forschung auf eine
neue Grundlage. Ganz grob können die Gewässernamen einer Landschaft
nach zeitlichen Schichten unterschieden werden: einer aus dem Deutschen
erklärbaren Schicht folgt eine germanische und darunter wieder eine vorgermanische.
Ludwig V. und seine Brüder
(2015)
Mit der Revolution von 1525 beginnt die Geschichte der deutschen Demokratie. Bei dem Historiker Peter Blickle, der die Bauernkriegsforschung auf neue Füße stellte, heißt es: „Die vorwaltende mittelalterliche Vorstellung, Herrschaft sei eine angeborene und gottgewollte Fähigkeit des Adels wurde substituiert […] durch die Überlegung, Herrschaft werde durch einen willentlichen Akt des politischen Zusammenschlusses konstituiert.“ Trotz seiner vernichtenden Niederlage hat sich der Aufstand des Gemeinen Mannes, den auch die Zeitgenossen schon verkürzend „Bauernkrieg“ nannten, tief in das deutsche Gedächtnis eingebrannt. Generationen von allgemein und regional Forschenden haben nicht nur Quellen gesichtet und narrative Zusammenhänge geprägt, sondern auch verschiedenartige Deutungen erarbeitet. Von Interesse könnte die Feststellung sein, dass zwei der bedeutendsten Bauernkriegshistoriker in Heidelberg waren: Günther Franz lehrte hier von 1935 bis 1937 Mittlere und Neuere Geschichte; obwohl er
sich nach 1945 von der NS-Ideologie nie lossagte, ist seine Forschungsleistung unbestritten. Max Steinmetz begann sein Studium 1932/33 in Heidelberg als NS-Student und schloss es 1940 in Freiburg mit einer Dissertation über Ludwig V. ab. Erst in sowjetischer Kriegsgefangenschaft wurde er zum Marxisten und später zum führenden DDR-Historiker des Bauernkriegs. Aber dieses forschungsgeschichtliche Panorama kann hier nicht eröffnet werden. Die Ereignisse des Jahres 1525 für Heidelberg darstellen zu wollen, erschiene ein müßiges Unterfangen. Heidelberg war 1525 keine ‚Zitadelle des Aufruhrs‘ wie 1968, sondern eine Zitadelle der Repression. Auf dem Schloss sammelten sich einige aus ihren Residenzen vertriebene Landesherren, und von hier aus startete der vernichtende Feldzug gegen die Bauernheere im Kraichgau, in Franken und in der Pfalz. In der Residenzstadt selbst blieb es äußerlich ruhig.
Vineta am Oberrhein
(2017)
Für die größten Naturkatastrophen in der zwischen Schwarzwald und Vogesen liegenden Tiefebene war abgesehen von einzelnen starken Erdbeben stets der Rhein verantwortlich. Er war der prägende Gestalter dieser Landschaft, bevor Tulla ihn in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts in ein festes Bett zwang. Wenn er auch meist friedlich dahin mäanderte, so konnte er sich bei Hochwasser mit brachialer Gewalt über die mehrere Kilometer breiten Flussauen hinaus ausdehnen und der Niederterrasse hie und da nicht nur fruchtbaren Ackerboden entreißen sondern auch auf dem Hochufer liegende Ortschaften oder Teile davon hinwegspülen. Und war das Hochwasser wieder zurückgegangen, blieb meist ein neues Labyrinth an Gießen und Inseln zurück, während der Hauptstrom mit seinem Talweg als tiefster Stelle in einem immer neuen Bett dahinfloss. Man kann es sich heute kaum mehr vorstellen, dass der Rhein Jahrhunderte lang auf der Ostseite des Breisacher Burgbergs geflossen ist. Der schon für die Römer bedeutsame Ort wird noch im zehnten Jahrhundert ein „oppidum Alsatiae“ genannt und befand sich auch lange Zeit in einer Insellage. Erst bei einem schweren Hochwasser im Jahre 1295 verlagerte sich der Rhein westwärts, sodass sich die Stadt seither vollständig an seinem rechten Flussufer befindet. Viel stärker noch als für Breisach bedeutete der Rhein für das weniger geschützt liegende Neuenburg Wohl, aber auch Wehe. Die vor allem durch den Rheinhandel aufgeblühte Zähringergründung Neuenburg wurde vom sogenannten Magdalenen-Hochwasser im Jahre 1480 zur Hälfte weggerissen.
Vor 750 Jahren stand Kappel am Rhein für einen kurzen Augenblick im Mittelpunkt des politischen Geschehens am Oberrhein: Am 23. Juli 1266 schlossen hier die Geroldsecker mit ihren Helfern auf der einen Seite und die Straßburger Bürgerschaft mit ihren Verbündeten auf der anderen Seite im Beisein des Straßburger Bischofs Heinrich IV. einen Friedensvertrag. Dieser Friedensschluss beendete formal den von Heinrichs Vorgänger auf dem Bischofsstuhl, Walther von Geroldseck, und seiner Familie verlustreich gegen die Stadt Straßburg geführten sogenannten „Waltherianischen Krieg“. Die Bürgerschaft von Straßburg ging aus diesem Krieg gestärkt hervor: Die Stadt konnte sich endgültig aus der bischöflichen Macht lösen, und es begann Straßburgs goldenes Zeitalter als freie Reichsstadt. Der Bischof verlor nicht nur die Oberhand über Straßburg sondern musste auch auf alle den untergehenden Staufern entrissenen Hausgüter und Reichslehen wieder verzichten. Für die Geroldsecker war dieser verlorene Krieg faktisch das Ende ihrer Bestrebungen, vereint mit der bischöflichen Macht zu einer regionalen Vormachtstellung am Oberrhein zu gelangen. Wie kam es zu dieser
Auseinandersetzung?
Weg von der Insel
(2018)
300 Millionen weniger Vögel in Deutschland und Europa seit den 1980er Jahren: Diese Meldung hat es in den letzten Monaten bis in die Leitmedien geschafft. Dabei wird vor allem der Rückgang der Vögel der Agrarlandschaft hervorgehoben. Zwischen 1990 und 2013 verschwanden in Deutschland 35 Prozent aller Feldlerchen, 80 Prozent aller Kiebitze und 84 Prozent aller Rebhühner. Auch in der südlichen Ortenau blieb der Rückgang der Artenvielfalt nicht unbemerkt. So konnte die Fachschaft für Ornithologie Südlicher Oberrhein der Entwicklung der Vogelarten im Gebiet nur eine negative Bilanz bescheinigen. Im Zeitraum zwischen 1959 bis 2009 wurde das Aussterben von 20 Vogelarten festgestellt. Etwa genauso viele Bestände von Brutvögeln gingen in diesem Zeitraum stark zurück oder waren stark gefährdet. Inzwischen sind also nicht nur die Spezialisten unter den Vögeln, sondern auch die Allerweltsvögel bedroht. Der NABU Südbaden konstatiert bei der „Stunde der Gartenvögel“ für den Ortenaukreis zwischen 2001 und 2016 gleich für mehrere Vogelarten einen Rückgang. Bei der Mehlschwalbe beläuft er sich auf fast die Hälfte, beim Distelfink auf zirka 40 Prozent. Der Rückgang einzelner Vogelarten ist allerdings nur die Spitze des Eisbergs.