Filtern
Erscheinungsjahr
- 2013 (369) (entfernen)
Dokumenttyp
Sprache
- Deutsch (369)
Gehört zur Bibliographie
- nein (369) (entfernen)
Schlagworte
- Heidelberg (46)
- Geschichte (28)
- Freiburg im Breisgau (24)
- Biografie (19)
- Baden (16)
- Baudenkmal (14)
- Kirchenbau (13)
- Zeitschrift (13)
- Villingen im Schwarzwald (11)
- Karlsruhe (9)
Die Website des Heidelberger Geschichtsvereins www.haidelberg.de wurde 1999 vom Verfasser im Auftrage des Vorstandes mit Hilfe von Dr. Reinhard Mayer ins Leben gerufen. Der Autor hatte bislang keine Erfahrung mit Computertechnologie oder Webdesign, blieb auch darin bis heute Dilettant. Dankenswerterweise erhält er seit einigen Jahren technische Unterstützung durch Willi Morlock. Er wird ihm auch bei der Neugestaltung der Website hilfreich zur Seite stehen. Für den Inhalt zeichnet der Autor allein verantwortlich.
Am 25. November 1898 wurde er in Offenburg geboren und als Kurt Dreifuß mit israelitischem Bekenntnis ins Standesregister
eingetragen. Seine Eltern Qosef und Rosa, geb. Halle) hatten hier in der Kornstraße 4 ein Einrichtungsgeschäft gegründet. Von Beruf war Josef Dreifuß Tapezier, und er betrieb, so die Meldekarte, eine Möbelhandlung. Am 8.5.1866 war er in Schmieheim zur Welt gekommen. Im Ersten Weltkrieg ist er am 17.7.1915 gefallen, im Alter von 49 Jahren. Rosa Dreifuß, geb. 6.2.1873, stammte aus Hockenheim. Sie starb ein Jahr nach ihrem Gatten, am 28.7.1916, war zu diesem Zeitpunkt also 43 Jahre alt. Da waren die Kinder noch klein: der älteste war Kurt, dann kamen Paul (2.8.1902), Ilse (31.1.1908), Egon (4.5.1910) und Friedrich (8.10.1912).
,,Haman war ein böser Mann, hat verkackte Hosen an!" Eva Mendelsson, geb. Cohn, spricht 2013 diesen Vers aus einem Gedicht ihrer Mutter Sylvia mit Leidenschaft, aber auch voller Trauer. Der Spruch hat sie seit den Kindertagen in Offenburg (sie ist 1931 geboren) durchs Leben begleitet. Denn kurze Zeit nach ihrer Geburt war wieder ein Haman, war Adolf Hitler an die Macht gekommen, und auch er plante, die Juden auszulöschen. Sie konnten sich aber diesmal nicht, wie es in der Esthergeschichte des Alten Testaments geschildert wird, erfolgreich gegen ihn zur Wehr setzen. Sechs Millionen Juden hat Hitler, haben er und seine willigen Gefolgsleute auf dem Gewissen. Auch Evas Mutter Sylvia Cohn und ihre älteste Schwester Esther (geb. 1926, ermordet 1944 in Auschwitz) waren unter seinen Opfern.
Wie im Jahr 1951 der Kinderarzt Ernst Mora (1874-1951), so wurde nur drei Jahre später auch sein Kollege Johann Duken (1889-1954) auf dem Handschuhsheimer Friedhof beerdigt, beide nach Bericht der Rhein-Neckar-Zeitung unter lebhafter Anteilnahme der Bevölkerung. Beide hatten die Heidelberger Kinderklinik geleitet, beide zuletzt in der Mozartstraße gelebt. Doch Ansprachen von Vertretern der Universität wurden nur an Moros Grab gehalten. Das lag in einem wesentlichen Unterschied begründet: Moro, der erste Heidelberger Ordinarius für Kinderheilkunde, hatte sich im Dritten
Reich zurückgezogen. Duken dagegen war als überzeugter Nationalsozialist auf den vakanten Lehrstuhl berufen worden. Aufgrund seiner Verstrickungen durfte er nach dem Krieg nicht in sein Amt zurückkehren.
Die beiden villae von Habsheim-Landsererweg und Rixheim-ZAC Le Petit Prince (Gewerbegebiet) wurden in jüngerer Zeit ausgegraben. Bis heute sind sie die einzigen bekannten Axialhofvillen im Elsass.
Die Gemeinden Habsheim und Rixheim liegen am Ostrand des Sundgaus auf der Schotterebene der Ill, an der Grenze zweier sehr unterschiedlicher Landschaftsräume: im Westen die
lössbedeckten Ausläufer des östlichen Unteren Sundgaus und im Osten die Rote Hardt mit
Kiesböden. Die Hügel des unteren Sundgaus dienten wahrscheinlich zur Gewinnung von Kalkstein (oligozäne Molasse) unterschiedlicher und oft mittelmäßiger Qualität, der als Baumaterial
und Werkstein Verwendung fand. Auch Gipsvorkommen wurden ausgebeutet und zum Bau
verwendet. Die zwei villae liegen auf Kolluvien aus Seitentälern. Die hellbraunen verlehmten
Schichten sind oft sehr ausgedehnt und erschweren somit die Interpretation der Bodenspuren.
Die beiden villae wurden am Verlauf der römischen Straßenverbindung von Argentorate
(Straßburg) nach Augusta Raurica (Augst) errichtet. Unweit der 160 m westlich dieser
Hauptstraße liegenden villa von Habsheim kreuzen Nebenstraßen (Verbindung Eschentzwiller-Ottmarsheim und evtl. auch Habsheim-Kembs) die römische Hauptstraße. Der Fundplatz von
Rixheim zeigt ein ähnliches Bild: Die villa liegt ebenfalls am Kreuzungspunkt zweier antiker
Straßen, nämlich der Hauptstraße von Augst nach Straßburg und einer Abzweigung in östlicher
Richtung, die zur pars rustica führte. Hier bleibt allerdings eine Unsicherheit: der Platz der pars
urbana in diesem System und die Möglichkeit eines durch die Umfassung oder entlang der pars
urbana führenden Weges.
„Der steile, unbequeme Pfad an der Brücke, von seinen Schlangenwindungen seinen Namen tragend, ist absolut nicht zu empfehlen.“ Ließe man sich heute von diesen Zeilen eines Fremdenbuches von 1834 leiten, bliebe einem der besondere Reiz dieses Weges verborgen. Er schafft eine Verbindung vom Neuenheimer Neckarufer zu den Höhen des südlichen Michelsbergs. Diese Region ist kein unbeschriebenes Blatt. Vis-a-vis des ursprünglichen Heidelbergs erlauben ein Gefüge aus Hanglage, stimmiger Sonnenexposition, fruchtbaren Böden und bekannt gefälligem Klima von Alters her den
Anbau von Reben. Der Schlangenweg liegt zwischen den Gewannen „Rothebühl“ und „Nadel“, an deren großen Wingertbestand mittlerweile überwiegend Gärten und Bauplätze getreten sind.
Die Melanchthonkirche bekam ihre heutige Form 1907/08 durch eine Renovierung, die fast eine neue Kirche schuf. „Renoviert“ wurde eine Kirche aus dem 18. Jahrhundert, aber schon 1286 wird in einer Urkunde die Rohrbacher Kirche mit dem Namen St. Benedikt als Filialkirche von St. Peter in Kirchheim erwähnt (Schannat, S. 34). Dieses Verhältnis wurde nach dem 30-jährigen Krieg umgedreht: Rohrbach wurde 1653 Pfarrsitz und St. Peter wurde bis 1769 der Rohrbacher Kirche unterstellt. Nach der Reformation kam die Kirche 1556 in den alleinigen Besitz der Protestanten. Nur wenige Jahre, von 1698 bis 1705 wirkte sich das Simultaneum, wie überall in der Kurpfalz, auch auf die Rohrbacher Gemeinde aus. So mussten die Reformierten ihre Kirche mit den Katholiken und Lutheranern teilen (Trautwein 1908, S. 13). Den Namen Melanchthonkirche erhielt sie vermutlich erst 1927, als Rohrbach Heidelberg eingemeindet wurde, bis dahin war es schlicht die evangelische Kirche von Rohrbach.
Joseph Gottlieb Koelreuter (1733 – 1806), ein bedeutender Karlsruher Botaniker des 18. Jahrhunderts
(2013)
Vor 250 Jahren begann Joseph Gottlieb Koelreuter
seine Tätigkeit als Direktor des Botanischen Gartens in
Karlsruhe, führte hier seine in Sankt Petersburg begonnenen, zukunftsweisenden Versuche zur Vererbung bei
Pflanzen und Untersuchungen zu ihrer Sexualität fort.
Die Lebensgeschichte und Bedeutung dieses ersten
botanischen Wissenschaftlers am markgräfsichen Hof
werden in Erinnerung gerufen.
April 1838: Am südwestlichen Ausläufer des Heiligenberges (heute: Neuenheimer Landstr. 80 / Ecke Bergstraße) stoßen Arbeiter beim Ausschachten eines Fundaments für ein Wohnhaus auf Mauerreste und Kleinfunde aus der Römerzeit. Friedrich Creuzer (1771-1858), seit 1805 Professor für Philologie und Alte Geschichte an der Heidelberger Universität, besichtigt sogleich die Fundstelle. Am 23. April 1838 meldet ihm Ludwig Eisinger, Student und Mitglied des Philologischen Seminars, man habe ein „Bruchstück“ gefunden, „das ihm mithrisch zu sein scheine“. Creuzer ist wie elektrisiert - schließlich ist er ein ausgewiesener Kenner der orientalischen Kulte und seit 1833 für die badische Regierung als Konservator der Landesaltertümer tätig. Er beauftragt den akademischen Garten-Inspektor Johann Metzger (1789-1852), der als Landschaftsarchitekt und Gartengestalter den Heidelberger Schlossgarten und die botanischen Gärten verwaltet, mit der Ausgrabung („mit möglichster Schonung“) und Aufbewahrung der Funde. Zu Tage gefördert werden ein auf der Bildseite liegendes Relief aus vier Buntsandsteinplatten (2,26 m x 2,40 m) und ein Sockelstein - „eines der größesten und bilderreichsten Denkmäler“ des Mithras-Kultes, wie Creuzer begeistert und völlig zu Recht feststellt. Das angesichts der Fund umstände erstaunlich gut erhaltene Relief wird von der Großherzoglichen Regierung angekauft und zunächst im Handschriftensaal der Universitätsbibliothek (heute: Augustinergasse 15) aufgestellt. Noch im gleichen Jahr veröffentlicht Creuzer eine wissenschaftliche Abhandlung über das Neuenheimer Mithräum. Metzger steuert einen Grund- und Aufriss der Fundstelle bei, der Maler Johann David Vol(c)k eine recht genaue Zeichnung des Bildes. So kann jener Apriltag 1838 mit Fug und Recht als Geburtsstunde der wissenschaftlichen Archäologie in Heidelberg gelten.
Es werden 200 weitere Ichneumoniden-Arten aus Baden nachgewiesen. Die Gesamtartenzahl erhöht sich
dadurch auf 1813, was etwa 52,4 % des aus Deutschland bekannten Artenbestandes entspricht (vgl. Tab. 1).
Neu für Deutschland sind sechs Arten: Adelognathus
pilosus Thomson, 1888 (Adelognathinae), Cratocryptus
subpetiolatus (Gravenhorst, 1829) (Cryptinae, Hemigasterini), Dicaelotus pudibundus Wesmael, 1845
(Ichneumoninae, Phaeogenini), Phytodietus femoralis
Holmgren, 1860 (Tryphoninae, Phytodietini), Isadelphus minutus Horstmann, 2009 sowie Isadelphus tuberculatus Horstmann, 2009 (Cryptinae, Phygadeuontini) aus Württemberg. Einige Fehler in unseren früheren
Arbeiten werden korrigiert, Ergänzungen werden eingefügt, und die Nomenklatur wird auf den aktuellen
Stand gebracht.
Abgesetzt wegen blodigkeit
(2013)
Nach jahrelanger Auseinandersetzung um Erbfolge und Landesteilung hatten drei der Söhne des Markgrafen Christoph I. (1453–1527) von Baden im Jahr 1515 erreicht, dass ihr Vater und regierender Landesherr für vier Jahre befristet die Regierungsgeschäfte niederlegte und zweien seiner Söhne temporär einen Großteil der Herrschaftsrechte übertrug. Im darauffolgenden Jahr (1516) enthob
Kaiser Maximilian I. den alten Reichsfürsten wegen blodigkeit sins libs und ander ungefelle an siner vernunft und schicklichkeit jedoch gänzlich seiner herrscherlichen Rechte und seiner Macht. Markgraf Christoph I. wurde – so ist es bis heute in der Geschichtsschreibung fest verankert – wegen Geisteskrankheit faktisch abgesetzt.
Health Region Freiburg
(2013)
Hochwertige Angebote und Leistungen rund um Gesundheit und Wohlbefinden haben Zukunft . Der wachsende Markt für Gesundheits- und Medizintourismus bietet insbesondere für Freiburg und die Region ein erhebliches Potenzial, das unter Einbindung qualifizierter Akteure und mit einer neuen Qualität in der Zusammenarbeit systematisch erschlossen und entwickelt werden soll. Die neue Clusterinitiative zielt deshalb auf die Schaffung eines leistungsfähigen Netzwerks ab, das sich durch die Weiterentwicklung vorhandener Stärken zweier komplementärer Wirtschaftsbereiche auszeichnet und neben führenden Kliniken und Krankenhäusern auch Unternehmen und Dienstleister aus dem medizinischen und nicht-medizinischen Bereich miteinander vereint und voranbringt. Unter der Marke "Health Region Freiburg" werden branchenübergreifende Aktivitäten und Maßnahmen im In- und Ausland gemeinsam gebündelt und durchgeführt.
Nachdem die deutsche Zeitgeschichtsschreibung sich lange vor allem an den beiden deutschen Diktaturen abgearbeitet hatte, stößt seit einigen Jahren auch die ‚alte Bundesrepublik‘ auf ein wachsendes historiographisches Interesse. Die bis in die jüngste
Vergangenheit angebotenen Deutungen der westdeutschen Geschichte als Erfolgs-, Ankunfts- oder Wundererzählungen beschränken sich jedoch meist auf die Phänomene des Wandels, indem sie beispielsweise die wirtschaftliche Entwicklung oder die Institutionengeschichte in den Blick nehmen. Der Aufbau einer Staats- und Gesellschaftsordnung ist aber nicht nur eine Frage verfassungsrechtlicher Grundlegung und institutioneller Erneuerung, sondern umfasst auch den Bereich des politischen Bewusstseins. Die kulturell-ideelle Prägung bleibt in der bisher eingenommenen Perspektive jedoch oft unhinterfragt. Hierbei geht es auch um die Frage, wer dem sich konstituierenden Gemeinwesen ‚Bundesrepublik‘ eine intellektuell begründete Richtung gab.
Die „Stuben stecz gehaiczt"
(2013)
Wenn die „Stuben stecz gehaiczt" sind, bedeutet dies bis zum heutigen Tag Sicherheit
und auch Geborgenheit während der kalten Jahreszeit. Die Weiterentwicklung
und Optimierung von Wärmequellen für den häuslichen Bereich war und ist ein
technischer Aufgabenbereich von höchstem Stellenwert. Über Jahrtausende
behalfen sich die Menschen mit der Anlage offener Feuerstellen, zunächst unter
Felsdächern, in Höhlen und in Zelten, seit dem 6. vorchristlichen Jahrtausend dann
innerhalb fester Häuser in Holz- und noch später in Steinbauweise. Die Feuerstellen
wurden universell zum Heizen, Kochen und für handwerkliche Zwecke
genutzt. Mit der Seßhaftwerdung traten erstmals auch Öfen in Erscheinung.
Zunächst dienten sie jedoch nur zur Produktion und Konservierung von Nahrungsmitteln.
Schließlich folgten Anlagen zur Gewinnung und Veredlung von
Rohstoffen oder zur Herstellung von Gebrauchs- und Baukeramik.
„Wir treffen uns am Bismarckplatz an den Arkaden“. Was heute bei den meisten Heidelbergern ein Stirnrunzeln hervorrufen würde, war bis 1960 durchaus ein gängiger Spruch, um sich am Bismarckplatz (heute sprechen die jungen Menschen vom „Bisi“) zu verabreden. Diese Arkaden - entstanden im Jahre 1925 - nahmen die gesamte Südfront des Platzes ein und wurden von der Villa Busch (einem Privathaus an der Ostseite) und dem Hotel Reichspost (am Beginn der Rohrbacher Straße) flankiert. Mit der Sensibilität bezüglich städtebaulicher Entwicklungen in heutiger Zeit kann
man die nun folgende Entwicklung jedoch nicht betrachten. Man muss sich vielmehr die außergewöhnliche Situation Heidelbergs in den ersten Nachkriegsjahrzehnten vor Augen halten: in nahezu allen Großstädten Deutschlands waren bedingt durch großflächige Kriegszerstörungen schnelle und vor allem moderne Lösungen für den Wiederaufbau der Innenstädte gefragt. Mannheim ist hierfür ein passendes Beispiel. In Heidelberg war die Lage gänzlich anders: nahezu überall fand man die unzerstörte Bausubstanz und allerdings auch die Infrastruktur der Vorkriegszeit vor. Gerade letzteres hatte den Stadtvätern ja schon seit Beginn des 20. Jahrhunderts Sorgen bereitet (Verlegung des Hauptbahnhofs). Mit der endlich erfolgten Stilllegung des alten Bahngeländes erschien es geradezu unerlässlich, vor der Altstadt einen neuzeitlichen „CityBereich“ zu schaffen. Eine besondere Bedeutung kam jetzt der Frage nach einem Warenhaus mit einem deutlich größeren Angebot, als es bislang in der Stadt vorhanden war, zu.
Am nördlichen Ufer des Neckars, bei der Einmündung des Haarlassweges in die Ziegelhäuser Landstraße - etwa 250 m westlich der „Haarlass“-Gebäudegruppe - steht ein glatt behauener Quader aus rotem Sandstein, der auf fünf unregelmäßigen Steinbrocken desselben Materials schräg lagert; er misst 112 x 84 x 22 cm. Das dahinter aufragende felsige Areal wurde von Karl Christ im späten 19. Jahrhundert als „Neuenheimer Schweiz“ bezeichnet.
Drickelschopfe
(2013)
Welche Orte und Gebäude den Lauf der Geschichte unbeschadet überstehen, verdankt sich manchmal bewusstem Engagement, manchmal aber auch dem Zufall. So auch im Heidelberger Stadtteil Ziegelhausen-Peterstal: Er verfügt über „klassische“ Sehenswürdigkeiten wie die Klosteranlage von Stift Neuburg, das alte Schulzenhaus in der Kleingemünder Straße oder die ehemaligen Dorfkirchen. Ortstypisch sind jedoch auch einige unscheinbare Zweckbauten: die Drickelschopfe. Wände aus hölzernen Lattenrosten sorgten bei diesen Schuppen für genügend Durchzug, um auch bei schlechtem
Wetter größere Mengen Wäsche trocknen zu können. In unterschiedlicher Form und Größe gehörten sie einst zum Wäschereigewerbe, das über Generationen viele Ziegelhäuser und Peterstaler Familien in Lohn und Brot hielt.
Das Besigheimer Lied
(2013)
Eine tragische Liebesgeschichte erschüttert Mitte des 19. Jahrhunderts die kleine
Oberamtsstadt Besigheim. Am 18. Februar 1847 morgens um 6 ½ Uhr wird Caroline
Gottliebe Wölfing, die ledige Tochter des Stadtrats und Bäckermeisters Wölfing,
erschossen auf dem Kirchhof aufgefunden. Ob »selbst oder von fremder Hand« gemordet, vermochte der Schreiber, der den Todesfall unter der Nummer 24 in seinem
Leichenschaubuch notiert, nicht sagen. Gewissheit hat er jedoch über das Alter der
Toten: Gerade mal 18 Jahre, drei Monate und vier Tage ist Caroline geworden.
Eine Stunde später, um 7 ½ Uhr, die nächste grausige Entdeckung: Buchhalter Dietrich
findet seinen Untermieter, den ledigen Bauführer Friedrich Kübler aus Heilbronn, erschossen in seinem Zimmer. Dieses Mal ist die Todesursache klar: Selbstmord. Auch er
war zum Zeitpunkt seines Todes ein junger Mensch: 28 Jahre, acht Monate und 24 Tage.
Beide Leichen werden am 20. Februar 1847 auf dem Kirchhof außerhalb der Stadtmauern beerdigt. Die von Caroline morgens um 9 ½ Uhr, die Leiche Friedrichs
»abends um drei Uhr«. Der Bestattung war eine Obduktion vorausgegangen.
Bei beiden wurde ein Schuss in die Herzgegend festgestellt. »Die Wölfing« sei beim
Auffinden schon »blutleer«, also länger tot gewesen, ansonsten gesund. »Der Kübler«
hingegen hätte einige Abnormitäten aufzuweisen, wie eine geschwollene Leber und
weißliche Ablagerungen im Gehirn, die nach Meinung des obduzierenden Arztes
seinen »abnormen« Charakter und letztlich die Tat erklärten.
In den vierziger Jahren des 19. Jahrhunderts, vor allem in der zweiten Hälfte des Jahrzehnts, verstärkten sich die Spannungen in Theologie, Kirche und Gesellschaft. Überall war Unruhe zu spüren. Kirche und Gesellschaft befanden sich in einem fast fiebrig zu nennenden Zustand. Wie die geistlich-theologische und kirchenpolitische Großwetterlage beschaffen war, fand in den Diözesansynoden, heute würden wir sagen: in den Bezirkssynoden des Jahres 1846 ihren Niederschlag. Auf fast allen Synoden wurde das Verlangen nach Veränderung und Ausbau der Kirchenverfassung laut. Das Motto lautete: Mehr Beteiligung der Gemeinde, der Diözesansynoden und der Generalsynode in Leitung und Gestaltung der Kirche! Vor allem die Diözesen in den ehemals kurpfälzisch-reformierten Landesteilen taten sich mit deutlichen Forderungen hervor.
Ein weiteres wichtiges Thema war die Zuordnung von Schrift und Bekenntnis. Zwölf der siebenundzwanzig Synoden beschäftigten sich damit, und die, die sich damit befassten, lehnten allesamt eine stärkere Verpflichtung auf die Bekenntnisse mehr oder weniger entschieden ab. Dem Evangelischen Oberkirchenrat wurde dabei vorgeworfen, dass er in den Verlautbarungen und Erlassen der letzten Zeit die Bekenntnisbindung zu sehr betont habe.
Die "Wieblinger Kapelle"
(2013)
„Alte Scheunen sind verschwunden, auch die Mühle mahlt nicht mehr. Doch im Schlosspark steht noch immer die Kapelle, altersschwer“. So singen die Wieblinger in der zweiten Strophe ihres Ortsliedes: Die Kapelle als das älteste Gebäude des Stadt teils ist ein Symbol für das Bleibende inmitten des starken Strukturwandels des Ortes im 20. Jahrhundert. Für den, der Wieblingen auf der Mannheimer Straße durchquert, ist die „Thaddenkapelle“ nicht zu sehen; denn sie steht etwas abgelegen im Park der Elisabeth-von-Thadden-Schule, wodurch sie auch ihren heute üblichen Namen bekommen hat.
Wer jedoch am Neckar entlang geht oder durch den uralten Weg namens Hastig, dem fällt das alte schöne Gebäude sofort ins Auge. Nicht gleich erkennbar ist aber die Tatsache, dass diese „Kapelle“ ein Teil der spätmittelalterlichen, dann evangelischen Pfarrkirche ist, deren Langhaus 1907, nach dem Bau der Kreuzkirche, abgetragen wurde , so dass heute nur noch Chorraum, Sakristei und Turm vorhanden sind. Nicht erkennbar ist auch, dass es sich hierbei um die (mindestens) dritte Kirche an dieser Stelle handelt und dass die Wieblinger über 1100 Jahre lang an derselben Stelle zum Gottesdienst zusammenkamen.
Im Jahr 2012 feierte die Herrschaft Baden ihr 900-jähriges Jubiläum. Dieses Ereignis nahm der Historische Verein Zell a. H.
zum Anlass, in einer Ausstellung an den Übergang von einer Reichsstadt im Heiligen Römischen Reich deutscher Nation zu
einer badischen Landstadt zu erinnern. Gezeigt wurde sie vom 7.9. bis 4.11.2012 im Foyer des Storchenturm-Museums. Akten
im Stadtarchiv (StA) lieferten zahlreiche Informationen, auf die im Folgenden Bezug genommen wird. Im Ratssaal des Zeller
Rathauses grüßt das Portrait von Großherzog Karl Friedrich, in dessen Amtszeit sich der Wandel vollzog.
Zecken sind die wichtigsten Überträger human- und
veterinärmedizinisch relevanter Krankheitserreger in
Europa. Es gibt seit einiger Zeit Indizien dafür, dass
die Verbreitung und die Populationsdichte einiger medizinisch
und ökonomisch wichtiger Zeckenspezies in
Mitteleuropa zunehmen. Die Gründe dieses Wandels
werden kontrovers diskutiert. Sie beruhen offenbar auf
Faktoren wie dem Klimawandel und der geänderten
Landschaftsnutzung sowie auf menschlichen Verhaltensänderungen.
Von Studien aus Nordamerika ist
jedoch bekannt, dass die Populationen der Wirbeltier-
Wirte** eine große Rolle in der Dynamik der Zecken
und der zeckenübertragenen Krankheiten spielen, d.h.,
dass das Pathogen-Zecke-Wirt-System als Einheit
betrachtet werden muss. Auch in Europa scheint es
dementsprechend nicht möglich zu sein, ohne Informationen,
insbesondere über Nagetiere, Veränderungen
in der Häufigkeit und der Ausbreitung von Zecken und
zeckenübertragenen Krankheiten des Menschen darzustellen.
Gleiches gilt für die Entwicklung und die Einführung
effektiver Präventions- und Kontrollstrategien.
Obwohl in den letzen Jahrzehnten sehr viel über Zecken
in Europa publiziert wurde, gibt es bislang keine
gut konzipierte Langzeitstudie, in der die Beziehung
zwischen der Populationsdynamik der Wirbeltier-Wirte
von Zecken, den Zecken selbst und den von ihnen
übertragenen Pathogenen zufriedenstellend dokumentiert
wird. In diesem Beitrag wird aufgezeigt, welche
grundlegenden Informationen zum Verständnis der
Ökologie der in Mitteleuropa vorkommenden Zecken,
ihrer Wirte und der von ihnen übertragenen Pathogene
fehlen.
Konzentrierte Sachlichkeit
(2013)
Der Künstler Otto Tillkes (1884–1949) ist heute weithin vergessen. Viele seiner
Arbeiten sind – vor allem bedingt durch die beiden Weltkriege des 20. Jahrhunderts –
verloren gegangen oder verbrannt. Das verbliebene Oeuvre ist im Privatbesitz und im
Kunsthandel verstreut. Soweit bekannt, hat bisher nur ein Museum [2] eine Sammlung seiner Werke begonnen. Einzelausstellungen seiner Arbeiten gab es bisher ebenso wenig
wie Monografien über ihn. Auch über seine Biographie sind bisher nur – teilweise in
falscher Reihenfolge wiedergegebene – Bruchstücke bekannt. [3]
Doch das Werk dieses Künstlers zeigt Qualitäten, wegen derer sich eine nähere
Beschäftigung lohnt. Der stets gegenständlich malende Otto Tillkes vermochte es, eine
konzentrierte Lebendigkeit in der Wirkung zu erzielen, die sich bei wiederholter Betrachtung noch zu steigern scheint.
Insbesondere in Lindau, wo Tillkes von 1923 bis 1930 lebte und wo er auch noch
bis Mitte der dreißiger Jahre gelegentlich ausstellte, war er ein viel beschäftigter Maler
und Zeichner. Hier schuf er viele seiner Werke, insbesondere Porträts, aber auch Landschaften,
Stillleben, Akte und weitere Arbeiten. Otto Tillkes, der ein Mitglied der 1925 am
Bodensee etablierten Künstlervereinigung »Der Kreis« war, hat später die Lebensspanne
in Lindau als seine produktivste bezeichnet.4 Auch deswegen lohnt es sich, auf Spurensuche
zu gehen und diesen Künstler gerade in seinem Wirkungskreis in Lindau wieder
zu entdecken.
In Freiburg hatten sich etliche Hochmögende schwer daran getan, dem Andenken an den Reichskanzler gerecht zu werden. Das verdankte sich der Nachkriegszeit mit den Problemen des Kalten Krieges und der totalen Differenzen in der West-Ost-Politik. 1979 sollte der 100. Geburtstag möglichst still vorübergehen. »Die unterlassene Ehrung des Reichskanzlers Josef Wirth. Blüten eines provinziellen Antikommunismus. Ein dokumentarisches Lesebuch. Hrsg. von Gernot Erler und Karl-Otto Sattler 1980« – dieses Buch rüttelte auf. Längst ist diese Haltung überwunden, und Dr. Joseph Wirth hat den ihm gebührenden Rang erhalten. Die Joseph- Wirth-Stiftung e. V. ist beim Kulturbürgermeister der Stadt Freiburg in guten Händen und
arbeitet erfolgreich in der Friedens- und Verständigungspolitik.
Heidelbergs Zukunft liegt im Westen - so konnte man um die Mitte des 19. Jahrhunderts sagen. Aus der Enge der Altstadt entflohen Gewerbebetriebe, die im Bereich Bergheim/Weststadt Platz zur Entfaltung fanden. Im Heidelberger Westen wurde der Bahnhof gebaut, die Fuchs-Waggon-Fabrik und die Zementfabrik entstanden, Tabakfirmen errichteten große neue Produktionsstätten. Vor allem das Gebiet westlich der heutigen Römerstraße, das noch größtenteils aus Ackerland und Weingärten bestand, war für die Expansion geeignet. Allerdings war noch 1884 unklar, wie man das Areal eigentlich nennen sollte. Im Kaufvertrag der Heidelberger Aktienbrauerei war die Rede vom „neuen Bauviertel vor dem ehemaligen Mannheimer Thore“. Einige Bierbrauer, deren Betriebe den Konkurrenzkampf und Konzentrationsprozess des ausgehenden Jahrhunderts überlebt hatten, bauten hier neue Brauereien. Schroedlbräu, Zieglerbräu und das Goldene Fässchen zog es in den Westen. Doch die erste Brauerei, die den Schritt aus der Altstadt gewagt hatte, war die der Gebrüder Kleinlein, die seit Mitte des 18. Jahrhunderts im „Güldenen Schaf“, heute Hauptstraße 115, existierte. Der Betrieb wurde seit 1863 von den Bierbrauern und Halbgeschwistern Friedrich Volkert und Karl Friedrich Kleinlein geführt, die als „Brauerei Gebrüder Kleinlein“ firmierten.
In der kleinen Stadt Zabern, französisch Saverne, im Elsaß mit ihren rund 9000 Einwohnern lagen vor dem ersten Weltkrieg zwei
Bataillone des Infanterieregiments Nr. 99 der reichsdeutsch-preußischen Armee. Zahlreiche Zaberner Einwohner lebten von dem
hier stationierten Militär; dementsprechend deutschfreundlich war auch die öffentliche Meinung am Ort. Zabern war der einzige
Wahlkreis des Reichslandes Elsaß-Lothringen, von dem ein Vertreter einer reichsdeutschen Partei in den Berliner Reichstag entsandt
wurde. Im übrigen wählte das Volk in den ehemals französischen Gebieten, die vom neu gegründeten Deutschen Kaiserreich 1871
annektiert wurden, durchweg eigene Parteien, die der Unzufriedenheit mit der staatsrechtlichen Situation des Landes Ausdruck gaben.
Wirtschaftlich ging es der Region nicht schlecht, sie nahm an der Konjunktur der "Gründerzeit" teil. Viele Bauten aus der damaligen
Zeit zeigen das heute noch, besonders in Straßburg.
Mit ungefähr 770 Einwohnern zählt Schutterzell zu den beiden kleinen Ortsteilen der Gemeinde Neuried. Das Dorf weist auf den ersten Blick keine spektakulären Sehenswürdigkeiten auf. Und doch beherbergt es eine Kostbarkeit: eine außergewöhnliche Kirche. Die Michaelskirche im Ortskern von Schutterzell ist eine der letzten - möglicherweise sogar die letzte - seit langem bestehende Simultankirche in Baden. In einer Simultankirche wird der gleiche Gottesdienstraum von beiden christlichen Konfessionen genutzt. Es gibt in Baden noch eine weitere Simultankirche in Mosbach und in jüngerer Zeit entstanden beispielsweise in Freiburg-Rieselfeld ökumenisch genutzte Gemeindezentren, die jedoch getrennte Gottesdiensträume für die beiden Konfessionen enthalten.
Als die Brüder Max und Ferdinand Liebhold 1903 in der Bergheimer Straße 76 eine Zigarrenfabrik erbauen ließen, war Bergheim ein von Fabriken, Gewerbebetrieben und Kliniken geprägter Vorort. „Heidelbergs einziges Gewerbegebiet lag in Bergheim“, schreibt H. M. Mumm in „Heidelberg als Industriestandort um 1900“. Im Jahr 2013 hat sich das gesamte Umfeld in Bergheim geändert: Die meisten Fabriken wurden aufgegeben oder zogen ins Umfeld Heidelbergs, in einige Kliniken zogen Universitäts-Einrichtungen, Gewerbebrachen wurden in attraktive Wohnsiedlungen umgewandelt. Und die ehemalige Tabakfabrik beherbergt seit 1987 zwei Weiterbildungseinrichtungen - die Volkshochschule und die Akademie für Ältere. Das vhs-Haus steht heute im Zentrum des urbansten Stadtteils Heidelbergs.
In relativ vielen Publikationen wird beschrieben, dass der Gutacher oder Gutachtäler Haustyp durch die Württembergische Bauordnung aus dem Jahre 1568 entstanden sei. Leider wird in keiner dieser Veröffentlichungen aber auf den genauen Wortlaut dieser Verordnung eingegangen, was bei vielen Lesern eine Verunsicherung auslöst. In dem vorliegenden Beitrag werden der Grundriss und die konstruktiven Einzelheiten dieses Haustyps vorgestellt. Mit Hilfe des Originalwortlauts der Bauordnung und einigen mehr als 100 Jahre alten Fotografien und Bauzeichnungen wird nachgewiesen, dass es den Gutacher oder Gutachtäler Haustyp auch schon vor Inkraft treten der Bauordnung im Jahre 1568 gab, d. h., die angeführte Bauordnung war nicht ursächlich für diesen Haustyp.
Die Liste bedeutender, überregional bekannter Baumeister, Architekten und Ingenieure, die in
Emmendingen heute noch Spuren hinterlassen haben, ist kurz. Mitte der 1980er-Jahre kam
vielleicht ein weiterer hinzu: Hans Niesenberger von Graz, der Werkmeister, der von 1471 bis
1491 mit Freiburg vertraglich verbunden war und in dieser Zeit die Arbeiten am Hochchor des
Münsters geleitet hat. Er soll auch der Baumeister des Chores, wenn nicht gar der ganzen heutigen
evangelischen Stadtkirche Emmendingens sein (Abb. 1). So behauptete jedenfalls Wilhelm
Schneebeli es in der Festschrift zum Abschluss ihrer Renovierung von 1988: ,,Es erstaunt
nicht wenig, dass ein so berühmter Architekt wie Hans Niesenberger [ .. . ] 1492 mit der Planung
und Oberleitung des Kirchbaus in Emmendingen betraut wurde und dass er diese Aufgabe
im hohen Alter von über 80 Jahren angenommen und ausgeführt hat."
Nicht zuletzt aufgrund dieser Aussage beging die Gemeinde 1993 eine Woche lang das 500-
jährige Chorjubiläum. Aber ebenfalls Anfang der l 990er-J ahre erklärte die Kunsthistorikerin
Karin Groll in einem nicht veröffentlichten Text, die Annahme der „Entstehung [des Chores
1492/93 sei] eine unhaltbare These".
Groove im Gewölbe
(2013)
„Durch eine enge Wendeltreppe, die umwunden ist von einem Maschennetz hellgelber Stahldrähte, die ihrerseits wie vom Schnürboden einer Bühne in das eigentliche ,Scenarium' führen, tastet man sich mit behutsamen Schritten hinunter in einen tiefen Keller. Und was man dort entdeckt, ist nichts anderes als eine fröhliche Stätte einer originellen Freizeitunterhaltung, wie sie die Studenten von Bologna bis Utrecht, von Paris bis Oslo, aber auch in vielen deutschen Städten mit akademischem Klima schon seit Jahren ihr eigen nennen.“
Das Ius patronatus in Händen evangelischer Reichsritter, auf welches sie nach dem Augsburger Religionsfrieden ihre Kirchenherrschaft gründeten, ist eine altbekannte Erscheinung. Bemerkenswert in diesem Zusammenhang ist aber die Tatsache, dass gelegentlich vom Ius episcopale oder den Iura episcopalia gesprochen wird. Damit stellt sich die Frage nach dem Inhalt dieses Begriffs. Wird er als Synonym für Patronat gebraucht? Drückt sich darin der Stolz auf die erlangte Kirchenhoheit aus? Oder ist er tatsächlich als Rechtsterminus zu verstehen? Am Beispiel eines Mikrokosmos, der Ganerbschaft Schüpf, wird eine Antwort auf diese Fragen versucht.
Der Turm wird 100
(2013)
Weithin sichtbar zeugt ein Turm im Heidelberger Stadtteil Rohrbach von der industriellen Vergangenheit des Quartiers. Er diente hier von 1902 bis 1956 der dort existierenden Heinrich Fuchs Waggonfabrik zur Wasserversorgung. Mit der Frage nach dem „Warum steht er da?“ stellt sich auch die Frage „Seit wann steht er da?“ Die Fachliteratur datierte den Wasserturm bisher auf das Jahr 1920, begründet mit dem Gründungsjahr der Werksfeuerwehr der Heinrich Fuchs Waggonfabrik und in der Existenz eines ebenfalls von der Dampfkessel- u. Gasometer-Fabrik Braunschweig 1922 gebauten Zwillingsbruders bei der Firma Bopp & Reuther in Mannheim-Waldhof. Genauere Recherche im Stadtarchiv Heidelberg deutete jedoch auf einen früheren Zeitpunkt. Eine Bestandsaufnahme zur Vorbereitung des Verkaufs der gesamten Fuchs Waggonfabrik aus dem Jahr 1956 führt alle Bauwerke auf und registriert für den Wasserturm das Baujahr 1913. Einen weiteren Hinweis auf ein genaueres Datum fand sich erst in der Bauakte mit der Baugenehmigung vom 1. April 1913. Leider ist diese Akte, wie so viele vor dem Ersten Weltkrieg, unvollständig. Aus dem Stadtteil Rohrbach kommt für Akten vor April 1927 erschwerend hinzu, dass sie erst mit der Eingemeindung nach Heidelberg zentral erfasst wurden. Nachdem zur Bauausführung und zur Bauabnahme keine Unterlagen zu finden waren, gab zuerst allein ein Schreiben vom Bezirksbaukontrolleur 1. Eirich den Hinweis, dass der Turm vor dem 6. November 1913 fertiggestellt wurde.
Inmitten der Altstadt befindet sich zu Füßen des Heidelberger Schlosses das Palais Graimberg. Sein Name ist seit mehr als 100 Jahren mit der Familiengeschichte verbunden. Charles de Graimberg erwarb es 1839, 29 Jahre nach seiner ersten Ankunft in Heidelberg - nachdem er das revolutionäre Frankreich verlassen und die Schönheiten des verfallenden Heidelberger Schlosses gezeichnet hatte. Die ursprüngliche Bausubstanz stammt aus dem Jahr 1743. 1818 wurden dieses Gebäude und das Nachbargebäude sowie ein Gartengrundstück von der reformierten Kirche erworben und diente bis zum Verkauf an Graimberg als reformierte Schule. Er ließ umfangreiche bauliche Veränderungen vornehmen, da er nicht nur darin wohnen, sondern vor allem seine Altertumssammlung präsentieren und Besuchern zugänglich machen wollte. Durch seine Enkelin Maria von Graimberg erhielt das Gebäude eine ganz neue Bedeutung. 1911 wurde es Sitz der ersten katholischen sozialen Frauenschule Deutschlands. Bei der Eröffnung am 26. April 1911 gab es zunächst lediglich drei Schülerinnen und eine Lehrerin. Doch im laufe ihrer 39-jährigen Tätigkeit bildete Maria von Graimberg mehr als 1000 Frauen zu professionellen Sozialarbeiterinnen aus. Sie lebte zusammen mit ihren Internatsschülerinnen, ihrer Schwester Camilla und ihrer Mutter. Ab Herbst 1911 kam Theodora Aberle hinzu, zunächst als Schülerin, nach Abschluss der Ausbildung als Schulsekretärin und nach einem Studium der Volkswirtschaftslehre als Dozentin. Wie eng und freundschaftlich diese Verbindung gewesen ist, zeigt sich u.a. darin, dass Maria von Graimberg in ihrem Testament Theodora Aberle ein lebenslanges Wohnrecht am Kornmarkt 5 einräumte.
Die „Sonne" galt nach Franz Disch (Chronik der Stadt Wolfach, 1920) lange Zeit als das bedeutendste und wahrscheinlich älteste Wirtshaus der Stadt Wolfach. Sie lag gegenüber dem Rathaus am Markt und war verbunden mit der Ladstatt (dem Einstellmonopol für den Lastenfernverkehr), dem Weinumschlag und mit einer Gastherberge. Die „Stube" (Trink- und Ratsstube) auf dem Rathaus war vielleicht als Einrichtung älter, sie war aber keine „offene Gastherberge".
Das Collegium Academicum
(2013)
Ist es nur die faustische Unruhe der Deutschen, dass sie in einem Reformenthusiasmus an Schulen wie an Hochschulen ständig neue Wege suchen, oder zwingt die permanente Veränderungen der Gesellschaft zu neuen Antworten auf alte Fragen, so z. B. zur Bildung junger Menschen an unseren Universitäten? Im Folgenden soll auf einen Versuch nach dem II. Weltkrieg hingewiesen werden, eingebettet in die Universitätsgeschichte, dargestellt an einer Institution der 1945 wieder eröffneten Universität Heidelberg.
Am 6. Oktober konnte Dekan i. R. Kurt Müller
seinen 75sten Geburtstag feiern. Im Münsterzentrum hat er im Rückblick auf 27 Jahre Tätigkeit
als Münsterpfarrer den Gästen eine Bildmeditation
gehalten über die 4 Silberreliefs, mit denen Klaus
Ringwald den damals neuen Münsteraltar geschmückt hat, der am 2. Mai 1982 von Erzbischof
Oskar Saier konsekriert wurde.
Nachruf auf Klaus Ringwald
(2013)
Verehrte Trauergemeinde,
wir haben Prof. Klaus Ringwald zu seinem Grab
begleitet. Es war sein Wunsch, dass ich – als ehemaliger
Villinger Münsterpfarrer – in der Eucharistiefeier einige ihn ehrende Gedanken formuliere.
Persönlich bin ich Klaus Ringwald erst 1980 im
Zusammenhang mit der Münsterrenovation begegnet.
Eines seiner frühen Werke aber war mir seit
1973 – dem Beginn meiner Tätigkeit in Villingen
– bekannt. Viele Male habe ich in der Friedhofskapelle mit meinen Ministranten eine
Verbeugung gemacht vor dem Kreuz, von dem mir
gesagt worden war, es sei eines der ersten Werke
eines Klaus Ringwald aus Schonach.
"a peste libera nos."
(2013)
Die meisten Menschen empfinden Glockengeläut als Wohlklang, die wenigen, die dies als Lärm bezeichnen, können diese Kirchenmusik nicht zum Verstummen bringen. Aber die, welche Glockengeläut als schmerzhaften Lärm empfinden, sind jene, die zum Thema dieses Beitrags hinführen: Die Dämonen. Einer aus der gefürchteten Dämonenschar war jener, der die Pest brachte, und dieser floh, wenn Glocken ihre Stimme erhoben. Wie Glocken diese Aufgabe erfüllten, soll hier dargestellt werden.
Dem Nachruf auf Franz-Xaver Lender (1830-1913) im „Necrologium Friburgense“ ist es anzumerken, dass der Verfasser nur sehr ungern und mit ziemlichem Unbehagen die Beteiligung Lenders an der Badischen Revolution 1848 erwähnt. Ein Revolutionär, der von der Schule flog, sich der Hecker-Truppe anschloss und in die Schweiz fliehen musste, und ein späterer Dekan, Doktor der Theologie, Geistlicher Rat, Päpstlicher Hausprälat - das schien nicht zusammenzupassen. Lenders Kritiker und Gegner in Politik und Kirche benutzten gerne diesen vermeintlich schwarzen Punkt in seiner Biografie, um ihn in ihrem Sinne zu instrumentalisieren. Nach der Priesterweihe 1853 war Lender vom 7. September 1853 bis 10. Mai 1854 Vikar bei seinem Onkel, dem Pfarrer von Gengenbach. 1854 übernahm Lender die Verwaltung der Pfarrei Breisach und mit Beschluss vom 5. Mai 1854 wurde der junge Vikar nach Offenburg in die Pfarrei Hl. Kreuz versetzt.
Badener und Badenser
(2013)
Der Badener gerate "in Wallungen", "wenn er sich als Badenser titulieren lassen muss", heißt es in einem Kommentar des "Badischen Tagblatts" vom 21. April 2012, und ähnliche Äußerungen findet man öfter. So sagte kürzlich im SWR-Fernsehen der Freiburger Filmemacher Pepe Danquart, der auch in Berlin und Hamburg lebt: "Man wird ja ständig als Badenser beschimpft . […] Das kommt von den Schwaben." Öfter zitiert wird der Karlsruher
Abgeordnete Franz Gurk, der vor Jahren im Stuttgarter Landtag einem Heilbronner Abgeordneten damit gedroht habe, ihn künftig als Heilbronnser zu bezeichnen. Andere Einwohner Badens sind in dieser Beziehung gelassener, empfinden aber den Ausdruck Badenser aber doch als unzutreffendes,
als falsches Wort.
Napoleons Russlanddebakel zählt zu den packendsten Episoden der modernen Geschichte1. Der Berg an Literatur, den Memorialisten, Herausgeber und Historiker während zweier Jahrhunderte darüber aufgeworfen haben, ist kaum überschaubar. Sollten jenseits davon noch gehaltvolle Quellen zu finden sein, die dem Spürsinn der Forscher bislang entgangen sind? Die Wahrscheinlichkeit spricht dagegen, aber sie trügt. Eine ganze Ader solchen Materials zieht sich durch nachlass- und pflegschaftsgerichtliches Schriftgut, das die administrative Abwicklung der Katastrophe abbildet. Der Autor wurde darauf vor einiger Zeit im Zuge von Erschließungsarbeiten im Stadtarchiv Mannheim und im Generallandesarchiv Karlsruhe aufmerksam.
Mittlerweile hat es sich zu einem weit über die Region hinaus bekannten Anziehungspunkt in dem an historischen Stätten gewiss nicht armen Heidelberg entwickelt: das Friedrich-Ebert-Haus rund um die Geburtswohnung des ersten Reichspräsidenten in der Pfaffengasse 18. Das Haus, ein Altstadtgeviert mit Innenhof, wird von der Stiftung Reichspräsident-Friedrich-Ebert-Gedenkstätte getragen, die am 19. Dezember 1986 durch Beschluss des Deutschen Bundestages, gegen die Stimmen der Grünen, errichtet wurde. Der bundesunmittelbaren Stiftung obliegt nach dem Gründungsgesetz die
Aufgabe, „das Andenken an den ersten deutschen Reichspräsidenten Friedrich Ebert zu wahren und einen Beitrag zum Verständnis der deutschen Geschichte seiner Zeit zu leisten“. Die Initiative zu einer nationalen Gedenkstätte ging von der Stadt Heidelberg und der Friedrich-Ebert-Stiftung (Bonn) aus, die 1983 eine - Anfang 1986 erweiterte - Projektgruppe ins Leben riefen. Das Vorhaben stieß bei der politischen Linken auf Kritik, gipfelnd in dem Verdikt eines GAL-Vertreters, dass Ebert „für die Demokratie eine Flasche“ gewesen sei. Ungeachtet solcher verbaler Fehltritte öffnete das Friedrich-Ebert-Haus am 11. Februar 1989, dem 70. Jahrestag der Wahl Eberts zum Reichspräsidenten, mit der Ausstellung „Friedrich Ebert - Sein Leben, sein Werk, seine Zeit“ die Tore.
Der Nachlass des Prälaten Hans Bornhäuser fand, nachdem bereits 2008 kleinere Teile eines „Nachlasses Bornhäuser“ durch den verstorbenen Prälat i.R. Gerd Schmoll übergeben worden waren, im Februar 2013 mit der Übernahme des Hauptnachlasses von der Witwe Ilse Bornhäuser in Freiburg seinen Weg in das Landeskirchliche Archiv Karlsruhe.
Der Bestand beinhaltet 283 Verzeichnungseinheiten mit einem Umfang von insgesamt 1,9lfden. Metern und
einer Laufzeit von 1900 bis 1987. Er umfasst Dokumente aus dem beruflichen wie aus dem persönlichen Leben.
Hans Bornhäuser entstammte einer religiös geprägten Familie: Am 21. Februar 1908 wurde er als erstes Kind des Pfarrers
Wilhelm Bornhäuser und dessen Frau Helene geb. Gonser in Uiffingen bei Boxberg geboren. 1910 wurde der Vater an die Stiftsanstalten in Freiburg versetzt, wo Hans Bornhäuser seine Kindheit und Jugend verbrachte. 1926 nahm er das
Studium der Theologie, Philosophie und Geschichte an der Universität Marburg auf, wo sein Onkel Karl Bornhäuser als Theologieprofessor wirkte. Während seiner Studienzeit verbrachte Hans Bornhäuser einige Semester an der Theologischen Schule in Bethel und an der Universität Erlangen.
"Versuch zu überleben"
(2013)
Als am Karfreitag, den 1. April 1945, die Amerikaner in Heidelberg einmarschierten, saßen zwei junge Frauen, Blanca und Maria, am Straßenrand und weinten. Ihnen war bewusst, dass sie Krieg und Verfolgung zwar überlebt hatten, aber ihr Zuhause und ihre Familien vernichtet waren. Sie wurden von einem Feldprediger der US-Armee angesprochen. Er hatte erkannt, dass die beiden Frauen die ersten jüdischen Überlebenden waren, die er in Deutschland antraf. Er forderte sie auf, ins amerikanische Hauptquartier im Heidelberger Rathaus zu kommen. Als die beiden Frauen ihn am nächsten Tag im Rathaus aufsuchen wollten, war er schon weitergezogen, hatte jedoch Kontakt zu einem Offizierskollegen hergestellt, der nun bei der Wohnungssuche behilflich war. Blanca hatte das letzte Kriegsjahr mit gefälschten Papieren als polnische Fremdarbeiterin Bronislava Panasiak in einer regimetreuen Heidelberger Familie, die von ihrer jüdischen Identität nichts wissen durfte, überlebt. Wie war Blanca in diese Familie gekommen und wo hatte sie vorher gelebt? 1913 wurde sie als Blanca Nebenzahl in Gorlice, Polen, geboren und ist mit drei jüngeren Brüdern aufgewachsen. Trotz antisemitischer Ausschreitungen an der Universität Krakau begann sie dort nach dem Abitur ein Jurastudium. Sie gab dieses jedoch auf, um den Unterhalt für sich und ihren späteren Mann Wolf Rosenkranz zu verdienen, der an der Universität Warschau auf sein medizinisches Staatsdiplom hinarbeitete.
Am 21. Juni 1849 besiegten preußische Truppen bei Waghäusel das badische Revolutionsheer. Am Abend waren Flüchtende in großer Zahl sowie Wagen mit Toten und Verwundeten Richtung Heidelberg unterwegs. Von hier aus unbemerkt bewegte sich an demselben Tag ein kleines preußisches Detachement von Schriesheim aus auf den Bergen Richtung Heidelberg. In Wilhelmsfeld und anderen Odenwalddörfern wurde Alarm geschlagen und eine Abteilung der Volkswehr zum Schutz Heidelbergs mobilisiert. Die Paulskirche hatte im März 1849 eine Verfassung beschlossen. Erstmals waren darin zwar politische Grundrechte formuliert, sie sah aber ein preußisches Erbkaisertum vor. Friedrich Wilhelm IV. lehnte ab. Damit war die Verfassung gescheitert. Die revolutionäre Linke hatte diese Politik stets bekämpft. Jetzt allerdings ergriff sie die Verfassung als ihr Panier und spitzte die Kampagnen auf deren Verteidigung zu. Im Mai meuterte das badische Heer und Baden wurde für wenige Wochen zur Republik. Auch die Pfalz schloss sich dem Kampf für die Verfassung an. Die anfängliche Hoffnung, der revolutionäre Funke würde nach Hessen und Württemberg überspringen, wich Mitte Juni der Sorge um die eigene Sicherheit. Die Schanzen im Norden der Stadt dürften in diesen Tagen angelegt worden sein. Das Bundesheer unter der Führung Preußens warf die Pfalz in kurzer Zeit nieder. Am 20. Juni setzten 25.000 Soldaten bei Germersheim über den Rhein.
Das historische Museum in Straßburg bewahrt das Gießerei-Verzeichnis der in Straßburg von 1717 bis 1892 durch die Firma
Edel gegossenen und verkauften Glocken. In dem Register befinden sich einige lose Blätter, auf welchen Johann Peter Edel
eine Liste der zwischen 1670 und 1715 verkauften Glocken aufgestellt hat; es bleibt jedoch offen, ob es sich um die Gesamtproduktion dieser Jahre handelt. Unter den 417 verzeichneten Glocken (hauptsächlich für das Elsass, auch einige für Lothringen) waren mindestens 120 für den deutschen Raum (Baden, Pfalz, Saarland, Schwaben) bestimmt. Ein Teil Badens gehörte damals zum Bistum Straßburg.
"Es ist ein längst gefühltes Bedürfnis, in der Gemeinde Sulzfeld ein neues Rathaus zu erbauen... "
(2013)
Nachricht über ein Rathaus in Sulzfeld findet sich in der Dorfordnung von 1529,
im Wallenstein'schen Vertrag von 1581 und in der Vogtgerichtsordnung aus dem
Jahr 1759.
Kurz nach dem Jahr 1871 - Deutschland war gerade Nationalstaat geworden -
wurde in Sulzfeld ein neues Rathaus errichtet. Mit der Gründung des Kaiserreiches
war ein lang ersehnter Wunsch der Deutschen in Erfüllung gegangen. Dieses
wichtige historische Ereignis spiegelt sich auch an den Schmucksteinen des Gebäudes
wider. So wurde am Giebel der Nordseite neben dem badischen Wappen
auch das Reichswappen angebracht.
Die Bauzeit des Sulzfelder Rathauses fällt in die Epoche des Historismus. Kennzeichnend
für diese Epoche ist der Rückgriff auf historische Baustile: Romantik,
Gotik und Renaissance. Die alten Bauformen wurden aber nicht nur stilrein
angewandt, es konnten auch mehrere Stilepochen an einem Gebäude Verwendung
finden. So geschehen in Sulzfeld: Das Rathausgebäude zeigte Formen der
Renaissance, der Altan Elemente der Gotik.
Die Konstanzer Gruppe der Zeugen Jehovas, damals Ernste Bibelforscher genannt,
bildete sich 1921 mit etwa 15 Personen. In den unruhigen Zeiten der Weimarer Republik
hatten die Zeugen Jehovas zeitweise großen Zuspruch. Bei Werbeveranstaltungen in Konstanz ab 1920 waren die Säle des Konzilsgebäudes gut gefüllt. Eine Veranstaltung hieß:
Die Welt ist am Ende – Millionen jetzt Lebender werden nie sterben! Eine andere hieß: Die Zeit ist
herbeigekommen! [1] Reisende Bibelforscher betreuten die ersten Anhänger in der Region. Ihr
Auftreten war fromm erscheinend, würdevoll und ernst. Ihren Bartschnitt ahmten sie Christus nach.
Sie trugen einen schwarzen Rock, versehen mit einer Anstecknadel, die Kreuz und Krone darstellte. Die
einheimischen Anhänger missionierten wiederum sonntags mit dem Fahrrad bis in den
Hegau und in den Linzgau hinein, und sie hielten Kontakt zu Schweizer Zeugen Jehovas.
Die Versammlungen der 20er Jahre wurden von einem Erntewerkvorsteher und gewählten Ältesten geleitet. Ab 1932 sprach man von Dienstleitern und Brüdern, ab 1936 von
Gruppendienern, die nicht mehr gewählt, sondern ernannt wurden. Außer öffentlichen
Vorträgen wurden regelmäßige wöchentliche Zusammenkünfte abgehalten, sei es Gruppen-Wachtturm-Studium oder Lobpreisungs- und Gebetsversammlungen.
"Umschulung"
(2013)
Dieser Text ist in einer französischen Original-Version 2010 unter dem Titel "Umschulung. Témoignages d’instituteurs alsaciens déplacés en pays de Bade (1940–1945)" erschienen. Der Verfasser widmet diese deutsche, gekürzte Version seinen deutschen Freunden und bedankt sich bei seinem Kollegen und Freund Herrn Anton Burkard aus Merzhausen für seine Hilfe bei der Übertragung dieser Fassung ins Deutsche.
Während der deutschen Besatzung Frankreichs wurden elsässische Lehrerinnen und Lehrer in Deutschland einer sogenannten Umschlung unterzogen. Sie müssen nun nach dem deutschen Lehrplan unterrichten, der ihnen in mehrmonatigen Lehrgängen "beigebracht" wird. Deutsch ist nun Schulsprache und bis 1941 wird auch noch in Sütterlinschrift geschrieben. Es finden auch Lehrgänge für nationalsozialistisches Geschichtsdenken statt. Die mehrmonatigen Aufenthalte bei der Besatzungsmacht sind für viele der jungen Lehrerinnen und Lehrer eine schwere psychische Belastung. Zeitzeugenberichte sind die Grundlage dieses Beitrags.
Am Anfang der dreißiger Jahre des vorigen Jahrhunderts gab es in Heidelberg drei Synagogen: in Rohrbach (seit 1845), in der Großen Mantelgasse (seit 1878) und in der Plöck (seit 1932). Sowohl in der Goßen Mantelgasse wie am Rohrbacher Rathausplatz erinnern Gedenksteine an diese, bald nach dem Novemberpogrom 1938 abgebrochenen, Gebäude. Keinerlei Hinweis oder Gedenken gibt es für die Synagoge in der Plöck. Es ist auch schwierig, sich dort einen Gedenkort vorzustellen, denn auf dem Gelände, wo die Synagoge sich befand, steht der massive Gebäudekomplex des Kaufhofs.
Es ist Anfang Juni 1949. Auf einer Straße in Sasbachwalden beugt sich in einem offenen Zweisitzer ein Mann, seinem Tonfall nach Amerikaner, über eine Karte, sucht den Weg zum Schloss Ortenau. Er hat Glück. Der Passant, den er fragt, das ist
Ewald Sparre, und der kennt das Schloss - er ist der Ich-Erzähler in „Schloß Ortenau", dem 1955 erschienenen Roman von
Otto Flake.
60 Jahre Baden-Württemberg
(2013)
Die Geschichte des Landes Baden-Württemberg begann offiziell am 25. April 1952
um 12.30 Uhr. Die Geschichte begann allerdings nicht in feierlicher, friedlicher
Sitzung der am 9. März 1952 gewählten Verfassunggebenden Versammlung. Sie begann vielmehr, man muss es so sagen, mit einem Eklat. Ausgelöst hat diesen Eklat
kein anderer als einer der wichtigsten Wegbereiter unseres Bundeslandes: Reinhold
Maier.
Am meisten ist damals ein Pressefoto in Erinnerung geblieben. Das Bild zeigt den
soeben gewählten Ministerpräsidenten Reinhold Maier, der, am Rednerpult stehend,
seine goldene Taschenuhr, ein Familienerbstück wie man vermuten darf, empor hält
und den Abgeordneten mitteilt, dass in diesem Augenblick »die Länder Baden, Württemberg-Baden und Württemberg-Hohenzollern zu einem Bundesland vereinigt
sind«. Beim Blick auf die Taschenuhr sagte Reinhold Maier in feierlichem Ton:
»Meine Frauen und Männer, Gott schütze das neue Bundesland«.
Das Sitzungsprotokoll weist aus, dass an dieser Stelle laute Pfuirufe im Saal ertönten.
Sie kamen aus den Reihen der CDU. Die Stenografen waren wegen des Tumultes nicht
in der Lage, die Pfuirufe zu identifizieren. Aber jeder im Saal wusste: Die Volksvertretung des neuen Bundeslandes, die nun eine Verfassung ausarbeiten sollte, war tief
in zwei Lager gespalten, in ein Regierungslager und ein Oppositionslager, bestehend
aus der größten Fraktion, der CDU-Fraktion, und einigen wenigen KPD-Vertretern.
Die Regierungskoalition, die Reinhold Maier soeben mit 64 Stimmen zum Regierungschef gewählt hatte, bestand aus Sozialdemokraten, DVP/FDP-Abgeordneten und der
Fraktion des »Bundes der Heimatvertriebenen und Entrechteten – Deutsche Gemeinschaft«.
Das Aussterben von Haustierrassen bedeutet nicht
nur einen Verlust an „Agrobiodiversität“ oder an genetischer Vielfalt, sondern auch den Verlust eines Teils
unserer Kulturgeschichte. Zeigen lässt sich das am
Beispiel der Haubenhühner, speziell an den vom Aussterben bedrohten Rassen der Kronenkammhühner:
den Augsburgern, Sizilianern, Caumont und Dandarawi. Ihr auffälligstes Merkmal, der Kronenkamm, findet sich als „Marker“ in zahlreichen kulturhistorischen
Dokumenten, sowohl in Buchillustrationen als auch
in der darstellenden Kunst. An Hand von Werken, die
bis in das 13. Jahrhundert zurückreichen, können die
Ausbreitungsgeschichte und die Verbreitungswege der
Haushuhnrassen von deren asiatischer Heimat über
Vorderasien und Nordafrika, weiter über Sizilien und/
oder Spanien nach Mitteleuropa verfolgt werden, wo
diese Rassen zum Ende des 19. Jahrhunderts in die
heute gültigen nationalen Standards gefasst wurden.
Im vergangenen Jahr hatte Walter Caroli mit Beispielen zur Politik im Lahr des frühen 18. Jahrhunderts erstmals das Lahrer Gemeinderatsprotokoll der Jahre 1701 bis 1704 vorgestellt. In diesem Jahr sollen das Wirtschafts- und Finanzleben näher betrachtet werden, um einen weiteren Eindruck von der Vielfältigkeit und Faszination dieser Quelle zu vermitteln. Eine kleine Einleitung sei den Beispielen vorangeschickt.
Die St. Wendelinskapelle auf dem Ramsberg im Linzgau ist ein beliebter Wallfahrtsort. [1] Es ist dem starken Erdbeben von 1911 zu verdanken, dass die bis dahin von
Putz und Tünche überdeckten Wandbilder bei den anschließenden Ausbesserungsarbeiten zum Vorschein kamen und erstmals durch den Konservator der kirchlichen Denkmäler in Baden, Joseph Sauer, bekannt gemacht worden sind. [2]
Wie die Inschrift an der
Chorbogenrückwand dokumentiert, [3]
erfolgte die Freilegung und Restauration der Fresken durch die Kunstwerkstätte Gebr. Mezger in Überlingen. Dabei wurde der noch erhaltene Bildbestand nicht nur konserviert, sondern »weitgehend lasierend überfasst und
teilweise sogar deckend ergänzt« [4]
, so dass der Zustand der Wandbilder nicht vollständig
der ursprünglichen Ausmalung entspricht und damit der heutige Bildeindruck teilweise
auf einer Rekonstruktion der Fresken durch die Gebrüder Mezger beruht. [5]
Wie viele
andere mittelalterliche Wandmalereien fanden sie in der kunsthistorischen Forschung
nur geringe Beachtung.[6] Erst Bruno Kadauke [7]
und Jürgen Michler [8]
haben sie in ihre Anfang der 90er Jahre erschienene Dokumentationen gotischer Wandmalerei im südlichen
Baden-Württemberg aufgenommen. Anlässlich der Restaurierung der St. Wendelinskapelle in den Jahren 1999/2000 wurde der Erhaltungszustand der Wandmalereien durch
den Reichenauer Restaurator Robert Lung gründlich untersucht und dokumentiert.[9] Es
handelt sich um teilweise nur schwach erkennbare Bildszenen, Heiligenbilder und ikonographische Motive, mit denen der tonnenüberwölbte quadratische Chor ursprünglich
vollständig ausgestaltet war.
Als Kind nahm mich eine Mutter 1953 ins Buchhorn-Kino in Friedrichshafen mit. Dort wurde an einem Sonntag ein Film über die Krönung Elisabeths II. gezeigt. Meine Leidenschaft für den Film war entbrannt. Die Kinos signalisierten durch ihre Namen eine andere Welt in dieser kleinbürgerlichen Stadt: Scala, Rex, Capitol. Aber da war noch ein besonderes: das Cinéma. Da Friedrichshafen nach Ende des Zweiten Weltkriegs in der französischen Besatzungszone lag, war es Garnisonsstadt mit einigen Tausend Soldaten und eigener Infrastruktur: Supermärkte, Wohnblocks - und ein Kino: das
Cinema. Für uns Jugendliche gab es schon seit den 6oer Jahren die wunderbare Einrichtung „Jugendfilm“, besondere Filme donnerstags im Rex. Und wir schlichen uns ins Cinéma und sahen mit großem Erstaunen Filme der Nouvelle Vague (Jean-Luc Godard, Franc;ois Truffaut und die anderen). Als ich im Wintersemester 1967 zum Studium nach Heidelberg kam, war das GloriaKino noch kein „Cinéma d'art et d'essai", sondern dort spielte man Itala-Western ab. Das Gloriette war noch nicht wieder zum Kino geworden. Anfang der 70er veränderte das Gloria seine Programmstruktur. Der Pächter, Hans Fritsche aus Leutershausen, hatte erkannt, dass mit anspruchsvollen Filmen in einer Studentenstadt Geld zu verdienen ist. Die Sponti-Bewegung entstand, und mit ihr die Zeitschrift „Carlo Sponti“, gegründet 1973 bei den Germanisten-Spontis aus dem Arbeitskreis Sozialistischer Hochschulgruppen und dem Collegium Academicum (CA) heraus.
Im Literaturband der Ortenau 2013 darf ein berühmter und prächtiger Vergil aus der Historischen Bibliothek der Stadt Offenburg nicht fehlen. Seit 1000 Jahren wird der große römische Dichter in der Klosterlandschaft der Ortenau mit ihren bedeutenden Benediktinerklöstern abgeschrieben, mit bunten Initialen ausgemalt, studiert und somit der Nachwelt überliefert und, später nach den Handschriften gedruckt, der Nachwelt bewahrt. Und auch in der heutigen Schullandschaft des Ortenaukreises mit ihren zahlreichen lateinsprachigen Gymnasien wird Vergil in der Oberstufe als Sternchenthema der Leistungskurse immer noch gelesen, übersetzt, interpretiert und im Abitur geprüft. Die nahen Universitäten bieten immer wieder Vorlesungen zur augusteischen Literatur und namentlich zu Vergil an. Aus den Klosterbibliotheken des ehemaligen Franziskanerklosters in der Langen Straße, heute Klostergymnasium „Unserer Lieben Frau", und des alten Kapuzinerklosters in der Gymnasiumstraße, heute Grimmelshausen-Gymnasium, sind eine Reihe wertvoller Vergilausgaben zu uns gekommen, die
jetzt wohlgehütet und wohlklimatisiert Bestandteile der Historischen Bibliothek der Offenburger Stadtbücherei sind.
Das Stolpersteinprojekt des Kölner Künstlers Gunter Demnig hat inzwischen über die Grenzen Deutschlands hinaus Verbreitung gefunden. Freiburg war die erste süddeutsche Stadt, in der auf Betreiben der Initiatorin Marlis Meckel diese – vom Rat der Stadt einstimmig beschlossene – ungewöhnliche Form des Gedenkens realisiert wurde. In den mehr als zehn Jahren des Bestehens der Freiburger Stolperstein-Initiative sind 350 Stolpersteine meist vor den ehemaligen Wohnungen der Opfer des NS-Terrors in der Stadt verlegt worden. Angesichts der Monstrosität der NS-Verbrechen werden auch in Zukunft mit der Unterstützung der Bevölkerung und der Medien weitere Verlegungen für die Angehörigen der betreff enden Opfergruppen (neben jüdischen Verfolgten und Ermordeten u. a. auch politische Widerständler, Zeugen Jehovas, Euthanasieopfer Deserteure, Homosexuelle) stattfinden.
Freiburg gilt als eine sportbegeisterte Stadt. Auch wenn dem Sport-Club Freiburg in der Außenwirkung eine überragende Rolle zukommt, definiert sich der Sport in Freiburg in seiner Vielfalt weit darüber hinaus: Eine breite Leichtathletikszene, Tausende leidenschaftliche Fahrradfahrer auf Renn- und Mountainbikestrecken, eine hervorragende Bäderstruktur für die Schwimmer und tolle Wintersportmöglichkeiten. Viel geleistet wird auch von den Ehrenamtlichen in 168 Vereinen, die das Rückgrat des Sports bilden. Die Identifikation mit der Region spielt dabei gleichfalls eine bedeutende Rolle: Sport bringt die Menschen hinaus vor die Tore der Stadt. Schließlich sind es nämlich auch die landschaftlichen Reize des Schwarzwaldes und
der Rheinebene, die zu Bewegung und Sport einladen.
Das versteckte Gebäude
(2013)
Durch einen weitläufigen Park nähere ich mich dem Gebäude. Dessen Größe ist schlecht einschätzbar, da es zum Teil von Büschen und Bäumen verdeckt ist. Ich umrunde es: es ist ein rechteckiger Bau und im Verhältnis zur horizontalen Ausweitung relativ flach. Trotz hoher Verglasungen auf allen vier Seiten, die den Blick ins Innere ermöglichen, lässt sich die Nutzung schwer einschätzen. Ist es ein Bürogebäude? Oder eine sogenannte „gläserne“ Fabrikhalle?
Der Bierhelderhof
(2013)
Er ist einer der Lieblingsorte der Heidelberger. Seit alters liegt er auf einer Rodungsinsel nordöstlich über dem ehemaligen Dorf Rohrbach inmitten seiner Wiesen und Felder. Noch ist er rings von Wald umgeben, und von seiner Terrasse aus kann man, unter hohen Platanen und Kastanien sitzend, den schwarzen Angusrindern beim Weiden zusehen, das preiswerte Angebot des Wirtes nutzen und sich mitten in Heidelberger Gemarkung auf dem Lande fühlen.
Betritt man, von der S-Bahn-Station Wieblingen/Pfaffengrund her kommend , den Stadtteil Pfaffengrund, so fällt einem am Kurpfalzring linkerhand ein eigentümliches, in seinen Proportionen harmonisch wirkendes Gebäude mit einer Natursteinfassade ins Auge, das, umgeben von Lagerhallen und Produktionsstätten, fast fremdartig wirkt und in seiner architektonischen Gestaltung aus den gesichtslosen Zweckbauten des Gewerbegebietes herausragt. Das etwas versteckt hinter Bäumen liegende Bürogebäude, das von einem gepflegten Gartenstück umgeben wird und nahezu freisteht,
beherbergt heute die Hauptverwaltung der Firma Gaster Wellpappe, einem überregional tätigen Unternehmen mit Niederlassungen in mehreren deutschen Städten.
Eine der prächtigsten und bekanntesten Handschriften der St. Galler Stiftsbibliothek ist das sogenannte Wolfcoz-Evangelistar (St. Gallen, Stiftsbibliothek 367), dessen künstlerischer „Wert den berühmtesten Werken der Schule ebenbürtig“ ist. Schlägt man den Codex auf, so beeindrucken die großen Initialen in Gold und Silber, die mit sicherer Hand und in gereifter Ornamentik umgesetzt werden. Auch die Schrift wird mit Edelmetallen verziert und fügt sich wegen ihres präzisen und breiten Duktus’ nahtlos in das prunkvolle Gesamtbild ein. Klar und raumgreifend erscheint dem Betrachter das Layout, was auf den Buchtyp und seine Funktion zurückzuführen ist. Das Evangelistar enthält Textabschnitte
– Perikopen – aus den Evangelien, die nach den Festen des Kirchenjahres geordnet sind und in der Messe verlesen werden. Die Handschrift steht also in der Öffentlichkeit, soll repräsentativ wirken und beim Vorlesen gut zu erkennen sein. In der Regel kam dem Diakon diese Aufgabe zu, „an Festtagen las vielfach der Bischof selbst“ die Perikope aus dem Evangelium vor. Der feste
Platz in der Liturgie sicherte diesem Buchtyp und so auch dem ‚Wolfcoz-Evangelistar‘ den „kostbarsten Ornat“.
Es wird über ein Vorkommen der Moosart Philonotis
marchica auf den Isteiner Schwellen berichtet. Der
Standort bei Istein ist natürlich und das Vorkommen
des Mooses an dieser Stelle vermutlich urwüchsig.
Die Untersuchungen zur Ökologie und Vergesellschaftung des Mooses zeigen, dass es sich bei diesem
Vorkommen um einen Dauer-Pionierstandort handelt,
der durch die regelmäßig wiederkehrenden Hochwasserereignisse geprägt wird. Philonotis marchica ist mit
Arten vergesellschaftet, die zu den Wassermoosgesellschaften des Verbandes Cinclidotion fontinaloidis
Philippi 1956 gehören. Andere Arten weisen aber auch
auf die Pfasterritzengesellschaft des Bryo-Saginetum
procumbentis Diem., Siss. & Westh. 1940 n. inv. Oberd.
hin, die wohl ursprünglich von oben genannten Stellen
stammt. Am Schluss wird auf die Gefährdung dieses
primären Standortes aufmerksam gemacht.
Wenn wir unser Verhältnis zu Juden und
Jüdischer Geschichte betrachten, wird sofort an das
3. Reich und die Ermordung der Juden gedacht.
Dieser Blick bleibt notwendig. Aber daneben ist
auch ein anderer Blickwinkel nötig. Geschichte
nimmt immer nur einen Verlauf, aber es bestehen
verschiedene Möglichkeiten und wir sollten versuchen,
diese verschiedenen Möglichkeiten wahrzunehmen.
Das 3. Reich war nicht die einzige
Möglichkeit der Geschichte.
Die Sichtweise der jüdischen und nichtjüdischen
Bevölkerung Villingens zum Ende des 19. Jahrhunderts war eine andere. Die Bevölkerung lebte
nicht mit Blick auf die Katastrophe, sondern mit
Blick auf die vielfältigen Möglichkeiten des Lebens
und des Zusammenlebens.
Das alte Rathaus von Niederschopfheim stand auf demselben Platz wie das heutige Rathaus, jedoch in Nord-Süd Richtung. Es
war ein eineinhalb geschossiges Fachwerkhaus mit Lehmriegel und muss in einem sehr desolaten Zustand gewesen sein. Es
gibt davon nur einen Lageplan, einen Schnitt durch das Haus und vom Erdgeschoss einen Grundriss. Ansichtspläne oder
Fotos gibt es leider nicht. Das Haus war ca. 17 Meter lang und 11 Meter breit, hatte einen großen Kniestock und ein sehr steiles Dach.
Im Zusammenhang mit ihrem Sohn, dem Dichter und Lebensreformer Emil Gött, wurde Maria Ursula Gött, geb. Schneller, in der regionalen Literaturgeschichte immer wieder erwähnt, am Rande zwar, aber mit dem Hinweis, dass sie im Leben ihres Sohnes eine bedeutende Rolle gespielt habe, und mit der Andeutung, dass ihre Biographie ein Geheimnis berge. Gemeint war die Frage nach dem leiblichen Vater ihrer Kinder Emil und Ida, die Josef Gött bei der Eheschließung 1866 adoptiert hat. In diesem Beitrag »Maria Ursula Gött, geb. Schneller, die Mutter des Dichters Emil Gött, Biographie einer unehelichen Mutter 1843 – 1927« wird der Versuch unternommen, mittels intensiver Quellensuche eine Antwort zu finden. Die Personalakten des in Freiburg fast vergessenen Bürgermeisters von Theobald lieferte ein Indiz, seine Nachlass-Akte den Weg zu einem seiner legitimen Nachfahren, der die Neuigkeit gelassen aufnahm und ein Bild des Genannten beisteuerte.
Am 18. Oktober 1908 kam in Kuhbach die Italienerin Olga Merazzi zur Welt. Den Geburtsort verdankt sie dem Bau der neuen Kirche. Ihr Vater Vincenzo Merazzi (1874-1926 ), Maurermeister und bewährter Polier des Bauunternehmers Leopold Grab (1871-1929) in Oberrotweil, führte in der damals selbständigen katholischen Gemeinde am Ausgang des Schuttertals einen Auftrag in der Größenordnung von mehr als 35.000 Goldmark aus. Er war in der Lage, die Pläne selbständig umzusetzen, seine Maurer anzuleiten und die Arbeiten der verschiedenen Gewerke zu koordinieren. Im September 1907 bezog er mit seiner Familie eine Wohnung in der alten Schmiede in der Nähe des Bauplatzes. Mutter Emilia verpflegte hier nicht nur ihre fünfköpfige Familie, sondern auch die Mitarbeiter ihres Mannes, die meisten ebenfalls Italiener.
Die Aussage der „Laden ist geöffnet“ bedeutet heute „das Geschäft ist geöffnet“. Man nennt ein Geschäft auch einen Laden, man spricht von Bäckerladen, Kramladen, Ladenöffnungszeiten usw. Seinen Ursprung hat diese Bezeichnung im Fensterladen, einem Gebäudedetail, dessen Bedeutung sich verschoben bzw. erweitert hat. Wie es zu diesem Wandel kam, lässt sich an einem Häuschen an der Heiliggeistkirche heute noch nachweisen und verstehbar machen. Im Mittelalter waren Märkte, Marktplätze der zentrale Verkaufsort. Dort boten Handwerker und Händler auf Tischen, an Ständen und unter Schirmen ihre Waren an. Innerhalb der Stadtmauern war so wenig umbauter Raum vorhanden, dass in den Häusern selbst meist nur gewohnt und gearbeitet wurde. Allenfalls verkaufte man zum Fenster hinaus. Dann entwickelten sich an den Häusern um die Märkte herum Vorbauten bzw.
Arkadengänge, die einen wettergeschützten Verkauf erlaubten, wie es Michael Hesse in seinem „Handbuch der neuzeitlichen Architektur“ kürzlich beschrieben hat. Diese Entwicklung ist in Heidelberg nicht bekannt.
Zu Glaube und Wissen der Alamannen sind im Begleitband zur Stuttgarter Landesausstellung von 1997 einige Besonderheiten beschrieben, welche zwar archäologisch beobachtet und in das 6. und frühe 7. Jahrhundert datiert, bislang aber nicht
ausreichend erklärt worden sind:
1.) Runen und Funde nordischen Charakters erscheinen in Mitteleuropa
für nur wenige Generationen;
2.) Goldblattkreuze tauchen fast gleichzeitig als spezifische Zeichen frühen
Christentums in der Alamannia und bei den Langobarden in Italien auf.
Die Übereinstimmung der Befunde in Süddeutschland in Zeit und Raum lässt eine
gemeinsame Ursache vermuten, obwohl auf den ersten Blick kein Zusammenhang
zwischen ihnen zu erkennen ist.
In der Stuttgarter Ausstellung wurden auch alamannische Totenbäume aus
dieser Zeit gezeigt. In dem Begleitband dazu wurde nirgends das Problem der
Schlange mit Köpfen an beiden Enden angesprochen, welche darauf die Ruhe der
Toten bewacht hat. Im Folgenden soll versucht werden, für alle drei Fragen einen
gemeinsamen Hintergrund aufzuzeigen.
Unter der Nummer 2945 bewahrt das Hessische Staatsarchiv den »Aufriß eines
gotischen Kirchturms 16./17. Jahrhundert«, der seit seiner Veröffentlichung durch Friedhelm Wilhelm Fischer 1966 [1]
als »Wiesbadener Riss« bekannt geworden ist. Dieser Riss
ist eine Federzeichnung auf Papier, 195 cm hoch und 56 cm breit, nach oben schmaler
werdend; die Spitze ist abgerissen. Die Papierbahn ist aus sechs Blättern gleicher Herkunft zusammen geklebt. Fischer identifizierte das Papier aufgrund des Wasserzeichens
als »während des letzten Drittels des 15. Jahrhunderts häufig verwandtes Papier wohl
lombardischer Herkunft« [2].
.
Wenige Monate bevor Schwester Eva Maria die
Leitung des Klosters St. Ursula in Villingen an die
neue Superiorin Schwester Roswitha abgeben hat (siehe
auch den Bericht „Im Kloster ist auch Gegenwart
Geschichte“ in diesem Heft) verfasste sie zusammen
mit Heinrich Schidelko einen Bericht, in dem sie ihre
Lebenserinnerungen aufzeichnete. Anmerkung der
Redaktion: Wir sind dankbar, diesen Bericht im vorliegenden
Jahresheft „Villingen im Wandel der Zeit“
veröffentlichen zu dürfen.
Da ich nun ein fortgeschrittenes Lebensalter
erreicht habe, möchte ich aus meinem Leben und
dem des Klosters St. Ursula erzählen. Meine
Lebenserinnerungen sind im Jahr 2011 von Herrn
Schidelko bei mehreren Treffen im Kloster aufgezeichnet
und von mir anschließend gegengelesen
worden. Sie geben meine persönlichen Erinnerungen und mein Wissen über die Geschichte des
Klosters wieder.
Warum Baden "weiterlebt"
(2013)
Der Begriff der regionalen Identität begegnet uns heute nahezu täglich. Vor allem die staatliche Kulturpolitik, das regionale Marketing und die Heimatvereine operieren häufig mit diesem Begriff , um die Bindung der Bevölkerung an ihre Lebenswelt und damit die menschliche Dimension eines räumlichen Gebildes zum Ausdruck zu bringen. Mit einem auf die Region bezogenen Identitätsgewinn scheint die Erwartung verbunden zu sein, die Zustimmung zugunsten einer gemeinsamen Sache fördern und die Ausgangslage der jeweiligen Region im Standortwettbewerb verbessern zu können. Die Zielrichtung ist dabei fast immer dieselbe: Das Engagement der Bürger für und die Bindung an ihre Region sollen gestärkt, die Gestaltungsspielräume der regionalen Kräfte in Verwaltung, Wirtschaft und Kultur sollen erweitert werden, damit sie im Rahmen europäischer und nationaler Strukturpolitik handlungsfähig bleiben oder werden. Aber was bedeutet regionale Identität eigentlich, wie entsteht sie und wie setzt sie sich fort? Und warum interessiert sich die vergleichende Landesgeschichte für dieses Thema? Zunächst sollen einige Erklärungsmöglichkeiten vorgestellt und diese dann auf das Beispiel Baden angewendet werden. Schließlich gilt es, einen Blick auf den Zustand der bekanntlich besonders ausgeprägten badischen Identität zu werfen.
Am 16. August 1942 erhielten Adolf und Pauline Besag aus der Freiburger Erbprinzenstr. 8 ein
Einschreiben aus Karlsruhe von der Bezirksstelle Baden-Pfalz der Reichsvereinigung der Juden
in Deutschland (RJD): Auf behördliche Weisung eröffnen wir Ihnen, dass Sie zur Teilnahme
an einem am Samstag, den 22. August 1942 von Karlsruhe abgehenden Abwanderungstransport
bestimmt sind. Wir bitten Sie, die nachstehenden Anweisungen genau durchzulesen
und zu befolgen und in Ruhe die Vorbereitungen für Ihre Abreise zu treffen. Sie werden nach
Möglichkeit im Laufe der nächsten Tage von einem unserer Mitarbeiter aufgesucht, der Ihnen
mit Rat und Tat zur Seite stehen wird. Anträge auf Befreiung von der Teilnahme am Abwanderungstransport
sind zwecklos. Wir bitten daher, hierwegen weder schriftlich noch mündlich an
uns heranzutreten. Auch die Einreichung ärztlicher Atteste muss unterbleiben. Dass Anträge
an Behörden ohne Einholung einer Auskunft bei uns unzulässig sind, ist unseren Mitgliedern
bekanntgegeben worden. Sie müssen sich in Ihrer Wohnung am 21. Augustabreise bereithalten [...].
Zwischen der Durchsetzung der Reformation unter Ottheinrich 1556 und der Veröffentlichung des Heidelberger Katechismus 1563 liegt für die Kurpfalz ein etwa siebenjähriges Ringen um die konfessionelle Identität des neuen evangelischen Kirchwesens. Das Land wandelt sich in dieser Zeit von einer Schaubühne der großen innerreformatorischen Lehrstreitigkeiten zu einem eigenständigen Akteur im konfessionspolitischen Kräftespiel der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts. Besonders
fassbar wird diese Wandlung anhand einer Momentaufnahme aus dem Sommer 1560. Zeitzeugenberichte verschaffen zuerst einen Eindruck von den Protagonisten und Frontstellungen dieser Zeit. Das entstandene Bild soll dann zweitens in den Kontext
der politischen und der kirchlichen Entwicklungen in der Kurpfalz seit 1556 eingebunden werden. Drittens wird nach der Bedeutung der Momentaufnahme für den Weg zum Heidelberger Katechismus zu Fragen sein.
Der Chor der Peterskirche
(2013)
Drei Stufen führen zum Chor, gleich rechts gelangt man über weitere Stufen zur schmalen Tür der Sakristei. Die Bauhistorikerin spricht von einem zweijochigen Chor mit einem 5/8-Abschluss. Dieser Teil der Peterskirche steht bis zum Kranzgesims am Außenbau in den Umfassungsmauern des kurz vor 1496 vollendeten spätgotischen Neubau. Der Terrazzo-Boden des 19. Jahrhunderts weist ein schwarz-weißes Muster auf. Die Wände sind seit der Innenrenovierung des Jahres 2005 in einem hellen Muschelkalkton gestrichen, die architektonischen Gliederungen in lichter Terrafarbe gefasst. Durch sieben Fenster fällt Tageslicht herein.
Der Beginn des 18. Jahrhunderts war eine stürmische Zeit. Von 1701 - 1714 tobte in Europa der Spanische Erbfolgekrieg, von dessen Auswirkungen auch unsere engere Heimat nicht verschont blieb. Am 31. August 1704 strömten die Reste des französischen Heeres, das in der Schlacht von Höchstädt am 13. August durch die Truppen des Prinzen Eugen und des Herzogs von Marlborough eine bittere Niederlage erlitten hatten, durch das Kinzigtal und brannten die fürstenbergische Stadt Haslach, warum auch immer, bis auf die Grundmauern nieder. Und ein Jahr später baute ein Schwarzwälder Bauer an der alten Schönberger Straße, kurz unterhalb der Passhöhe, ein stolzes Schwarzwälder Bauernhaus. Der Name des Erbauers ist uns nicht bekannt, seine Initialen JHW und die Jahreszahl 1705 sind, umgeben von einem Herz, im Eckständer des Hauses eingeschnitzt. Wir können nur erahnen, wie viel Mut, wie viel Zuversicht und natürlich welche wirtschaftlichen Anstrengungen notwendig waren, um in Sichtweite der Burgruine Hohengeroldseck - die altehrwürdige Burg war 1689, rund 430 Jahre nach ihrer Erbauung, von französischen Truppen zerstört worden - das große „Wohn-/Stall-/Scheunenhaus" zu errichten.
Die Wiederentdeckung einer bisher wenig beachteten Urkunde aus dem Jahre 1325 beweist, dass die Stadt Kleingartach von den Herren von Weinsberg oder auf deren Betreiben mit königlicher Billigung vor 1295/99 gegründet wurde. Bisher ist man davon ausgegangen, dass die ehemalige Stadt im Oberen Leintal durch die Markgrafen von Baden gegründet wurde, die allerdings im Jahr 1332 erstmals nachweisbar im Besitz der Stadt sind. Zudem stoßen wir in dieser Urkunde von 1325 erstmals auf den Namen des Nachbardorfes Niederhofen, was bisher von der heimatgeschichtlichen Forschung nicht berücksichtigt wurde. Seit dem 1. Dezember 1971 ist die ehemalige Stadt Kleingartach nach Eppingen eingemeindet. Die kleine, ländliche Ortschaft ist von ihrer Siedlungsform her betrachtet eine typische spätmittelalterliche Stadtsiedlung, was auch nach der Eingemeindung im Zuge der Gemeindereform Gültigkeit hat. Kleingartach, das man im allgemeinen Sprachgebrauch gerne als „Dorf" bezeichnet, um die ländlichen Züge des Ortes zu beschreiben, ist dennoch ein württembergisches „Städtle" geblieben. Von der Luft aus ist der quadratische Stadtkern noch heute zu erkennen, was Kleingartach von vielen Gemeinden des Zabergäus und Leintals unterscheidet. Reste der Stadtbefestigung sind letzte bauliche Zeugnisse der frühen Stadtgeschichte und verdeutlichen die Privilegien einer mittelalterlichen Stadt, sich durch
Mauern und Türme vom Umland abgrenzen zu dürfen.
Man sollte annehmen, dass die Quellen zur Geschichte der Welfen vollständig publiziert und wissenschaftlich untersucht sind. Das gilt gerade auch für die in Weingarten, dem ältesten nachweisbaren Welfensitz und welfischen Hauskloster, aufgezeichneten Quellen. Sie wurden zusammengestellt vor allem in einer Handschrift aus der Zeit um 1200, die heute als Hs. D 11 in der Hochschul- und Landesbibliothek Fulda (= Hs. D 11) verwahrt wird, allgemein bekannt durch die Darstellung des Welfenstammbaums und durch die Abbildung Kaiser Friedrichs I. Barbarossa mit seinen Söhnen. Kaum beachtet und zum größten Teil seit 300 Jahren unpubliziert ist aber ein Werk, das an die Welfen-Texte der genannten Handschrift anschließt: »De Romanis imper[ator] ibus«, die »Weingartner Kaiserchronik«. Sie ist außerdem in einer zweiten, ebenfalls aus
Weingarten stammenden Handschrift aus derselben Zeit überliefert, heute Hs. B 3 der Hochschul- und Landesbibliothek Fulda (= Hs. B 3). Die »Weingartner Kaiserchronik« aus dem Ende des 12. Jahrhunderts stellt sich dar als eine chronologisch angeordnete Liste der »römischen« Kaiser von Julius Cäsar bis zu Heinrich VI. († 1197). Als Grundlage hatte die Weltchronik des Honorius Augustodunensis »De imagine mundi« gedient. Bereits dort waren in die Kaiserliste einige herausragende Ereignisse oder Personen eingefügt worden. Die »Weingartner Kaiserchronik« erweiterte dieses Konzept durch die Aufnahme der Ahnen des Welfenhauses.
Kleiner Mann ganz groß
(2013)
Klein war seine Statur, groß sein Wissen: Julius Euting (1839-1913), mit einer auffällig geringen Körpergröße von nur 1,54 m versehen, gehörte zu den größten Universalgelehrten seiner Zeit. Als Entdecker und Erforscher zahlreicher vorislamischer Denkmäler und Inschriften ist der bereits zu Lebzeiten aufgrund seiner linguistischen Begabungen als „Sechzehnsprachenmännle“ titulierte Orientalist allerdings nur noch eingeweihten Fachkreisen ein Begriff. In Lahr, wo er sich einst zu Besuchen bei seinem Bruder aufhielt, ja selbst in Straßburg, wo er seit 1871 die meiste Zeit seines Lebens als Bibliothekar und Direktor der Universitäts- und Landesbibliothek sowie als Honorarprofessor der Kaiser-Wilhelm-Universität verbrachte, kennt man den gebürtigen Schwaben inzwischen gar nicht mehr. In der wilhelminischen Ära jedoch sprach man nicht nur im Elsass und in Baden sondern überall in Deutschland von diesem seltsamen Kauz, dem Inschriften und Altertümer aller Art ebenso wie Kakteen sammelnden Verfasser eines in über 16 Auflagen erschienenen „Führers durch die Stadt Straßburg“, der dem „brodelnd dunklen Türkentrank“ in seiner komplizierten Zubereitung als arabischer Mokka zugeneigt war und sich auf ausgedehnten Wanderungen für die Schönheit der Natur und den kulturellen und historischen Reichtum der Landschaft zwischen Schwarzwald und Vogesen begeistern konnte.
Die beiden landesgeschichtlichen Institute in Freiburg und die Katholische Akademie der Erzdiözese veranstalteten im Jahr 1993 Gedenkfeiern zum 900-jährigen Bestehen der Abtei St. Peter auf dem Schwarzwald. Die bei dieser Gelegenheit gehaltenen Vorträge wurden veröffentlicht. Das Jubiläum bezog sich auf die Gründung des Klosters durch Herzog Bertold II. im Jahr 1093 in unmittelbarer
Nähe seines Herrschaftssitzes, der Burg Zähringen bei Freiburg im
Breisgau. 220 Jahre früher feierte dagegen die Abtei selbst bereits im August und Oktober 1773 ihr 700-jähriges Bestehen. Der damalige Abt Philipp Jakob Steyrer verfasste aus diesem Anlass eine Chronik St. Peters, die er mit einer Genealogie seiner Stifter und einem Bericht über die Gründung im Jahr 1073 durch
Herzog Bertold I. in dem nahe seines Herrschaftssitzes auf der Limburg gelegenen Weilheim unter Teck eröffnete. Scheint hier eine in St. Peter gepflegte alte Klostertradition auf, wie Sönke Lorenz meinte? Diese Frage wurde bei den Jubiläumsfeiern im Jahr 1993 nicht thematisiert. Ihr soll im folgenden anhand der Quellen nachgegangen werden.
Tradition und Modernität
(2013)
Vierzig Jahre also ist es her, dass das traditionsreiche
mathematisch-naturwissenschaftliche Gymnasium Villingen in einen neu errichteten Bau auf
dem Hoptbühl umzog, während das bisher benutzte
innerstädtische Gebäude am Romäusring von
dem neu gegründeten neusprachlichen Gymnasium mit mathematisch-naturwissenschaftlichen
Zweig übernommen wurde.
Aus historischer Sicht ließe sich freilich der
Bogen für die Feier eines Jubiläums viel weiter
spannen; etwa bis zur Höheren Lateinschule der
Franziskaner im 15. Jahrhundert, dem 1650 errichteten
Gymnasium der Franziskaner oder dem
Benediktiner-Gymnasium im 17. und 18. Jahrhundert, das mit der Aufhebung des Klosters 1806
seine Arbeit einstellen musste. Aus der geistlichen
Aufsicht ging die Schulausbildung in die staatliche
über.
Kennzeichnend für die Markgrafen von Baden erscheint während des gesamten
Mittelalters eine prekäre Zwischenposition am unteren Rand des Fürstenranges.
Diese Problematik bestimmte maßgeblich die Herrschaft sbildung und die Handlungsspielräume
der im Grenzbereich zwischen fürstlichem und nichtfürstlichem
Hochadel angesiedelten Familie. Überblickt man ihre Geschichte von der Formierung
des Geschlechts im 12. Jahrhundert über die Phase der Erbteilungen des
14. Jahrhunderts bis ins 15. Jahrhundert einschließlich der Herrschaft Markgraf
Christophs I., so erreichten die Badener gegen Ende des Beobachtungszeitraums
– im engen Anschluss an das Königtum – zwar schließlich einen Höhepunkt ihrer
Macht, doch blieb ihre fürstliche Rangstellung letztlich stets prekär. Es ergibt
sich somit ein ausgesprochen dynamisches Bild des Auf und Ab einer Familie im
beständigen Kampf um die Wahrung ihrer fürstlichen Rangstellung.
Die Pfarrkirche St. Michael in Friesenheim-Oberweier feiert im Jahr 2013 ihr 135-jähriges Bestehen. Sie hatte zumindest zwei belegbare Vorgängerkirchen, auf die wir zunächst einen Blick werfen wollen. Was von der Vorgängerkirche übrig geblieben ist, sind die unteren drei Geschosse des Turms. Das Baujahr ist über dem Turmportal mit 1514 eingemeißelt. Das dabei befindliche Steinmetz-Zeichen und die Form des Türengewänds ist, bis auf das größere Ausmaß des Ober- weierer Portals, identisch mit dem rechten Seitenportal der Stiftskirche in Lahr. Pfarrer Friedrich Schleicher (*24.10.1893 Freiburg ✝1982 Oberweier, Pfarrer in Oberweier 1928-1969), der nicht nur Pfarrer, sondern auch ein begeisterter und begnadeter Heimatforscher war, hat sich um die Erforschung der gesamten Oberweierer Heimatgeschichte sehr verdient gemacht. Er hat in unterschiedlichen Archiven viele Akten studiert und Grundlagenforschung betrieben, von denen man in Oberweier bis heute profitiert. Nicht zuletzt wurde auf seine Veranlassung der Förderkreis der Oberweierer Heimatgeschichte gegründet, der heute das Museum in Oberweier betreut. Pfarrer Schleicher geht davon aus, dass der Kirchenbau von 1514 vom damaligen Patronatsherrn Egenolf Friedrich Freiherr Roeder von Diersburg (*1484, ✝1550), der auch Stättemeister von Straßburg war, ausging. Der Patronatsherr war für den Bau und den Unterhalt des Chores und des Altars zuständig.
Fährt man von Lahr aus über den Burgbühl nach Heiligenzell, fällt kurz vor dem Ortseingang, im Gewann Gänsbühl, rechts der Straße ein Steinkreuz zwischen zwei Lebensbäumen auf. Das Kreuz ist aus rotem Sandstein gehauen. Der am Kreuz angebrachte Christus ist aus Porzellan gefertigt. Das Kreuz misst 2,50 m in der Höhe und 1,50 m in der Breite. Es steht auf einem fünfteiligen, 1,80 m hohen Sockel mit neugotischem Bogenschmuck. Auf der Frontseite finden wir die Inschrift: „Zur Ehre Gottes errichtet im Jahre 1887“. Die Rückseite enthält die Inschrift: „Stiftung der Familie Ottilie, Amalie, Wilh. und Anna Kopp“. Ob es einen bestimmten Anlass für die Stiftung gab, wurde nicht überliefert, jedoch sind zu drei der Stifter einige Überlieferungen vorhanden, nämlich zu Ottilie und zu Wilh., einer Abkürzung von Wilhelm, und zu Amalie.
Das Neckarwehr Wieblingen
(2013)
Das Neckarwehr oberhalb von Wieblingen wird heute wohl in erster Linie als günstig gelegene Brücke für Radfahrer und Fußgänger wahrgenommen, denn anders als bei der Staustufe und Schleuse am Karlstor erschließt sich der Zweck des Bauwerks nicht auf den ersten Blick. Das zwischen 1921 und 1924 errichtete Wehr ist Teil der Staustufe Wieblingen und eine der ältesten Anlagen des sogenannten Neckarkanals. Die gesamte Staustufe besteht aus dem Wehr, dem rund 5,2 Kilometer langen Seitenkanal am rechten Neckarufer, der Schleuse beim Schwabenheimer Hof und zwei Wasserkraftanlagen, dem Hauptkraftwerk bei der Schleuse sowie einem kleineren Ergänzungskraftwerk beim Wehr am linken Ufer. Charakteristisch für die Anlage sind die sieben Wehrpfeiler aus Beton mit den aufgesetzten gemauerten Windenhäusern, in denen sich die Antriebe der Walzenwehre befinden, sowie der 250 Meter lange Steg, eine Fachwerkkonstruktion aus Schmiedeeisen. Entworfen wurde das Wehr von dem Architekten Adolf Abel (1882-1968}.
1868 kamen die Heidelberger Kaufleute Johann Martin Werner, Wilhelm Bröckelmann, Louis Werner, der Lehrer Abraham Röckh, der Verleger Karl Winter und Pfarrer Wilhelm Frommel zusammen zur Gründung „eines Evangelischen Vereins zur Fürsorge für sonntägliche Erbauung auf dem Grunde der heiligen Schrift und der reformatorischen Bekenntnisse“ (Festschrift S. 26). Vorangegangen war ein langer Streit innerhalb der Heidelberger evangelischen Kirche: Die Mehrheit vertrat die „liberale“ Richtung, d.h. Jesus wurde vorwiegend als edler Mensch gesehen. Dagegen wandte sich
die Gruppe der sog. „Positiven“, der die Geltung der HI. Schrift und der Bekenntnisse wichtig war. Eine ausführliche Darstellung jener kirchlichen Verhältnisse, die letztlich zur Gründung der Kapelle geführt haben, ist 1926 erschienen (Nieden).
Die Aldinger Biblia latina
(2013)
Die Aldinger Kirchengeschichte ist noch zu schreiben. Neben den veralteten Angaben der Oberamtsbeschreibung Ludwigsburg bietet der Blick in die politische Ortsgeschichte wertvolle Hinweise. Zur spezifischen Geschichte der Aldinger Kirche
St. Margareta jedoch gibt es bisher ausschließlich bau- und kunsthistorische Veröffentlichungen. Nähere Angaben zur Kirchengeschichte bzw. weitergehend zur
Aldinger Kulturgeschichte liegen nicht vor bzw. sind mir nicht bekannt.
Im Zuge der wissenschaftlichen Katalogisierung der biblischen Handschriften in
Folio (Großformat) der Württembergischen Landesbibliothek Stuttgart im Rahmen
des Handschriftenkatalogisierungsprogramms der Deutschen Forschungsgemeinschaft ist nun eine Handschrift aufgetaucht, die Aldingen direkt betrifft und die für
die Kirchengeschichte Aldingens von größtem Interesse sein dürfte. Dieser Codex,
eine lateinische Bibelhandschrift (Cod. bibl. 2o9), beinhaltet die Schriften des Alten
und Neues Testaments inklusive der Apokryphen nach der Vulgata samt den Vorreden
des Hieronymus – also alles in allem eine von zahlreichen überlieferten mittelalterlichen Handschriften mit der lateinischen Vulgata-Textfassung. Daran schließt
sich das »Summarium biblicum«, also die Inhaltsübersicht über die biblischen
Bücher, des Alexander de Villa Dei (Alexander Gallus, *1170) an, die aber hier fälschlicherweise Albertus Magnus (um 1200–1280) zugeschrieben wird (fol. 456 r: »Explicit
glosarium Magistri Alberchti Ratisbonensis Episcopi«).
Actum Donnerstags, den 20. Januar Anno 1701, so eröffnet Stadtschreiber Rudolf Wagenseil seine Protokolle des Ehrsamen Rates der Stadt Lahr, die bis zum 30. Dezember 1704 reichen. Lahr besitzt damit eine lebendige Quelle seiner Stadtgeschichte für die ersten Jahre des 18. Jahrhunderts. Annelore Hey hat die teilweise schwer lesbaren 727 Seiten für den Historischen Arbeitskreis Lahr transscribiert. Dankenswerterweise kann ich für die Daten und wörtlichen Zitate dieses Aufsatzes auf Frau Heys Arbeit zurückgreifen.
Vor 1806 gab es im südwestdeutschen Raum nur Karten die nach subjektiven Gesichtspunkten, in einer Perspektive erfasst, mit wenig gemessenen Längen aufgearbeitet und auf einer Kartenebene dargestellt worden sind. Folgekarten wurden
immer detaillierter, genauer und zum Teil auch farbiger. Zu dieser Zeit hatten militärische Karten Vorrang, zweitrangig war eine Landesvermessung oder ein Liegenschaftskataster im kommunalen Bereich zur exakten Festlegung von öffentlichen
und privaten Grundstücken. So waren im 18. Jahrhundert Streckenfehler bis +/-1 km auf Karten möglich. Mit der Umsetzung des Reichsdeputionshauptschlusses 1806, bei dem viele Länder, so auch Baden, ihre Fläche erweiterten, begann die genaue Landvermessung. Genau ist relativ, denn es war eine Entwicklung vermessungstechnischer Geräte und eine wissenschaftliche Weiterentwicklung von der ebenen Trigonometrie zur dreidimensionalen Berechnung. Diese Entwicklungsphase dauerte über hundert Jahre. Da jedes Land seine eigene Messung, Berechnung und Festlegung durchführte, kam es auch vor, daß 1936 bei dem Zentralsystem im Dritten Reich ganze Länderunterlagen nicht mehr verwendbar waren, so in Baden.
Zu Beginn des Jahres 1963 fanden sich mehrere Untergrombacher zur Gründung eines Heimatvereins zusammen. Die eigentliche Gründungssitzung war am 01.11.1963 im Gasthaus Lamm. Bei der Gründungsversammlung mit den ersten
Wahlen stimmte man auch über einen Satzungsentwurf ab. Dieser wurde 1964 vom Amtsgericht genehmigt, somit war nun der Heimatverein ein gemeinnütziger Verein.
Campanile
(2013)
Der oberste großherzoglich-badische Baudirektor Heinrich Hübsch hatte 1836
eine Pfarrkirche mit einer Zweiturmfassade für Untergrombach entworfen. Der
Plan entsprach in vielen Details seiner kurz zuvor geplanten Bulacher Pfarrkirche,
die allgemein als das Meisterstück seiner Anfangsjahre gilt. Aus Kostengründen änderte
er kurz vor seinem Tode den Untergrombacher Plan in eine Einturmfassade.
Nun entsprach Plan und Bauwerk fast einer frühchristlichen Basilika, deren besonderes
Kennzeichen dieser freistehende Kirch- oder Glockenturm ist. Aber zwei
Abstriche hat er gegenüber der ca. 1.700 älteren frühchristlichen Bauweise gemacht.
Er plante keinen umfassten Eingangsbereich (Atrium) ein und setzte zusätzlich
zwischen Hauptschiff und Apsis einen Chor. Das Hauptschiff mit den
Obergaden (Fenster im oberen Bereich) und den beiden niedrigen Seitenschiffen,
alles hier in 7 Joche aufgeteilt, erfüllte er.
Mit Worten hoher Anerkennung würdigt ein Chronist des 18. Jahrhunderts die Persönlichkeit Johannes Egons, der in den Jahren 1626 bis 1643 Prior des Reichenauer Klosters gewesen ist: „Er war zweifellos ein überaus würdiger Prior, dem das Leben nach der Ordensregel und die Verehrung Gottes, der Gottesmutter und der Heiligen in einzigartiger Weise am Herzen lag, dazu ein nach dem Zeugnis der Gelehrten ungewöhnlich gründlicher Historiker, wie sich an seiner Abhandlung über die bedeutenden Männer der Reichenau und an verschiedenen anderen Schriften erkennen läßt. In seiner gewinnenden und freundlichen Art im Umgang mit Leuten jeglichen Standes war er bewundernswert. Da er in hohem Maß die Gunst des erlauchten Fürsten und Bischofs genoß, erlangte er zum Wohl unseres Reichenauer Konvents die Freiheit, wie ein erfahrener Verwalter eigene Güter hinzuzukaufen.“ Obwohl der Reichenauer Mönch und Historiker Januarius Stahel diese kurze Würdigung erst etwa hundert Jahre nach dem Tod des Priors Johannes Egon niederschrieb, spürt man doch, wie die Erscheinung und das Wirken eines bedeutenden und integren Mannes noch nichts von ihrem Glanz verloren hatten. Frömmigkeit, wissenschaftliches Talent, die Ausstrahlung einer souveränen und gewinnenden Persönlichkeit, diplomatisches Geschick und erfolgreiche Tätigkeit als Verwalter: Es sind viele Facetten, die hier zur Sprache kommen.
Das Rohrbacher Schlösschen
(2013)
Etwas versteckt im Park der Rohrbacher Thoraxklinik liegt ein bau- und kulturgeschichtliches Kleinod: das „Rohrbacher Schlösschen“. Es dient der Klinik heute als Kongress- und Repräsentationsgebäude und ist deshalb der Öffentlichkeit weitgehend entzogen. Aber vom öffentlich zugänglichen Park ist wenigstens ein Blick auf das schöne Gebäude möglich. Seine abwechslungsreiche Geschichte ist ihm dabei nicht anzusehen. Diese umfasst 243 Jahre und neun Stationen.
Kleine Landgemeinden hoben in der Vergangenheit nur sehr selten einzelne Persönlichkeiten durch Ehrungen hervor, zu eng war man im Leben miteinander verbunden und kannte gemeinhin persönliche Stärken wie auch die vielfältigen menschlichen Schwächen. Das trifft auch auf Liggeringen zu, eine bis weit ins 20. Jahrhundert rein agrarisch geprägte Gemeinde - am Bodensee gelegen zwischen Radolfzell und Bodman auf dem höchsten Punkt der bis Konstanz reichenden Landzunge namens Bodanrück. Es war daher kein gewöhnlicher Anlass, als am 19. Januar 2013 - dem 100. Todestag des einzigen Ehrenbürgers - des langjährigen „Pastor rusticus“ Georg Braun (1835-1913) gedacht wurde. Zum einen zelebrierte der emeritierte Weihbischof Paul Wehrle, seit Dezember 2012 neuer „Pfarrherr“ in Liggeringen, zusammen mit dem Leiter der Seelsorgeeinheit St. Radolt, Pfarrer Michael Hauser, sowie dem Subsidiar Pfarrer Karl Hermanns einen festlichen Gedenkgottesdienst in der von Georg Braun 1905 erweiterten und grundlegend umgestalteten Kirche St. Georg. Zum anderen erinnerte anschließend die politische Gemeinde mit einem Vortrag des stellvertretenden Ortsvorstehers Jürgen Klöckler an den ehemaligen Seelsorger, zu dessen ehrendem Gedenken in den frühen 1970er-Jahren auch eine parallel zu Pfarrhaus und Pfarrgarten verlaufende Straße benannt worden war („Pfarrer-Braun-Straße“). Der Zeitpunkt der Straßenbenennung ist Ausweis dafür, dass Georg Braun rund 60 Jahre nach seinem Tod im kollektiven Gedächtnis der Gemeinde präsent war.
Aus der ursprünglichen Absicht, Eisweiher für die Bierbrauer anzulegen, entwickelte der Freiburger Verschönerungsverein die Idee eines größeren Sees, der auch im Sommer zum Bootlefahren nutzbar wäre. Die zutreffende Vorstellung, ein solchermaßen angezogenes Publikum wäre auch einer Verköstigung gegenüber nicht abgeneigt, führte über Behelfsbuden zur Errichtung eines festen Gasthauses, das im September 1883 öffnete. Statt der aufgegebenen Eisentnahme vergnügte man sich im Winter fortan mit Schlittschuhlaufen. Das von der Bevölkerung immer stärker angenommene Freizeitziel Waldsee erfuhr in den folgenden Jahren mehrere Vergrößerungen der Wasserfläche und die Erweiterung des Restaurants, beide umgeben von einer neu geschaffenen Parklandschaft . Mit dem Jahr 1886 waren die wesentlichen Arbeiten abgeschlossen.
Auf Grund der Gemeindereform besteht die Gemeinde Friesenheim seit dem 1. Januar 1975 neben dem Kernort Friesenheim auch aus den Ortschaften Heiligenzell, Oberschopfheim, Oberweier und Schuttern. In den fünf Ortschaften gibt es in jedem Ort eine katholische Kirchengemeinde mit Kirche und Pfarrhaus. Der Kernort Friesenheim hat dazu noch eine Evangelische Kirchengemeinde, ebenfalls mit Kirche und Pfarrhaus. Mit Blick auf die zurückgehende Zahl der Gläubigen und der Priester im aktiven Dienst wurden im Erzbistum Freiburg alle 1.075 Pfarrgemeinden zu Seelsorgeeinheiten zusammengefasst. Im Erzbistum Freiburg soll es in Zukunft nur noch 225 Seelsorgeeinheiten geben. Die katholische Seelsorgeeinheit Friesenheim wurde am 31.8.2003 mit ca. 7.000 Katholiken ins Leben gerufen. Zu ihr gehören die Kirchengemeinden St. Laurentius Friesenheim, Herz Jesu Heiligenzell, St. Leodegar Oberschopfheim, St. Michael Oberweier und Mariä Himmelfahrt Schuttern.