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Mit der Gründung der Stadt Villingen-Schwenningen kehrte die Arbeitslosigkeit in die Region zurück. Diese Erfahrung war für die Betroffenen bitter. Die Wirtschaftskrise hatte globale Ursachen. Die Aufgabe der festen Wechselkurse und damit das
Sinken des Dollarkurses verursachten eine Verteuerung deutscher Waren im Ausland. In unserer Region betraf dies 1975 vor allem die exportorientierte Uhrenindustrie. Die seit 1973 steigenden Erdölpreise führten außerdem weltweit zu einer
Verringerung der Nachfrage, weil die steigenden Energiekosten bezahlt werden mussten. Deutsche Uhren wurden einfach zu teuer. Sie konnten deshalb auch der japanischen Konkurrenz, in Japan wurde mit einem erheblich niedrigeren Lohnniveau produziert als in Deutschland, nicht mehr standhalten.
Im Jahr 1847 wurde das Niedere Tor abgebrochen und das „Bezirksstrafgericht” mit angeschlossenem Gefängnis als das erste größere Bauvorhaben, seit die Stadt 1806 an Baden gefallen war, begonnen. Am 15. Dezember 1846 wurde ein Vertrag zwischen dem badischen Justizministerium und der Stadt Villingen über die Bauplatzabtretung nach Abriss des Niederen Tores geschlossen. Am 25. Juli 1847 fand die feierliche Grundsteinlegung statt. Die Arbeiten gerieten dann ins Stocken. Erst 1857 wurde das neue Gebäude vom Amtsgericht bezogen, nachdem der große Saal zwischenzeitlich von der evangelischen Kirchengemeinde alle 14 Tage zu Gottesdienstzwecken genutzt worden war. Am 1. Oktober wurde wiederum mit einer großen Feier der Einzug des Kreisgerichts begrüßt. Was jedoch fehlte war die Uhr des ehemaligen Torturmes, die für die Bewohner der Gegend die Zeit anzeigte.
Nach mehr als 80 Jahren endlich bekannt: Die Schöpferin der schönen Plastiken im Villinger Stadtpark
(2018)
Am 1. Juli 1934 erhielt die Fayence-Manufaktur Kandern Richard Bampi einen Großauftrag der Stadt Villingen für sieben fast lebensgroße Plastiken. Sie sollten den neu zu schaffenden Kurpark schmücken, der im an das Kneipp-Freibad angrenzenden Gelände im Entstehen war. Im selben Jahr fand Richard Bampi mit Erna Kientz eine aus Freiburg stammende Künstlerin, von deren großem Geschick und Talent er wusste. Einige der Villinger Plastiken tragen die Signatur "EK", von der in Kandern nicht mehr bekannt war, als dass es das Markenzeichen von Erna Kientz-Vogel, Mitarbeiterin in der Werkstatt des Kanderner Keramikers Richard Bampi, war. Denn lange Zeit stand die falsche Schreibweise des Namens der Künstlerin dem Rechercheerfolg im Wege.
Ludwig Engler, Richard Ackermann, Waldemar Flaig, Paul Hirt: Richtig berühmt sind sie außerhalb ihrer Wirkungsstätten nicht geworden, doch der Beitrag dieser Villinger Künstler zur Kunst der Moderne kann sich trotzdem sehen lassen. Seit
dem Oktober 2016 kann man sich davon in einem Ausstellungszyklus im Alten Rathaus in Villingen überzeugen. Das auf fünf Jahre angelegte Projekt ist hauptsächlich der Initiative einer Erbengemeinschaft zu verdanken, die den Städtischen Museen dafür über 400 Bilder zur Verfügung stellt. Die alteingesessene Familie Heinzmann pflegte zu vielen der ausgestellten Künstler intensive persönliche Kontakte. Seit Generationen ist es ihr ein Anliegen, die Bilder auch der Öffentlichkeit zu präsentieren. Die umfangreiche Sammlung ergänzt hervorragend die Bestände des Franziskanermuseums, besonders an Arbeiten von Ludwig Engler und Waldemar Flaig. Mit organisatorischer und finanzieller Unterstützung der Leihgeber hat Villingen-Schwenningen
ein kleines Kunstkabinett bekommen, das die Ausstellungen im Franziskanermuseum hervorragend ergänzt.
In Villingens Wäldern hauste einst ein merkwürdiges Geschöpf: ein wilder Mann, der mit den Tieren lebte und vor den Menschen floh. So jedenfalls berichtet es der Basler Humanist Sebastian Münster in seiner Weltbeschreibung „Cosmographia”, die seit der zweiten Ausgabe von 1545 einen Abschnitt zu Villingen enthielt. Der wilde Mann vom Germanswald ist heute relativ unbekannt und hat es in kein modernes Sagenbuch geschafft, doch für Münster war er erzählenswert genug, um
einen Gutteil der knappen Ortsbeschreibung einzunehmen. Was hat es mit diesem Wesen auf sich?
Als am 6. Juni des 50. Jahrestages der alliierten Landung in Frankreich gedacht wurde, Auftakt zur Befreiung Europas vom Joch der Hitler-Diktatur, war Deutschland, der damalige Unterdrücker Europas, noch einmal mit der schlimmsten Zeit und schwersten Last seiner Geschichte konfrontiert. Doch es bleibt auch daran zu erinnern, dass zu derselben Zeit eine deutsche Widerstandsbewegung ihren letzten verzweifelten Versuch unternahm, die totalitäre Diktatur Hitlers zu stürzen und den Krieg zu beenden. Tragisch gescheitert am 20. Juli 1944, hat dieser mutige Versuch deutscher Selbstbefreiung dann doch dazu
beigetragen, dass der Mehrheit der Deutschen nach 1945 die Teilnahme am Aufbau eines freien geeinten Europa ermöglicht worden ist.
Vor 75 Jahren wurde hier in Villingen im Tannhörnle der polnische Zwangsarbeiter Marian Lewicki an einer Eiche erhängt. Er war von einem Gericht zum Tode verurteilt worden, nachdem er und eine junge deutsche Frau wegen einer Liebesbeziehung denunziert worden waren. Zu einer Stunde des Gedenkens versammelten sich am 5. März 2017 zahlreiche Bürger unserer Stadt um das Sühnekreuz ( Abb. 1). Oberbürgermeister Rupert Kubon gedachte in einer Ansprache des furchtbaren
Ereignisses, Altdekan Pfarrer Kurt Müller sprach abschliessend ein Gebet.
Eugen Bolz 1881–1945
(2018)
Eugen Bolz war ein gläubiger Katholik und überzeugter Parlamentarier. Bereits im Januar 1912 wurde er mit gerade einmal 31 Jahren in den Reichstag gewählt. Ende desselben Jahres schickten ihn die Zentrumswähler als ihren Vertreter auch in den Halbmondsaal, den württembergischen Landtag in Stuttgart. Allerdings konnte er zunächst keine große parlamentarische Aktivität entwickeln, da bereits am 1. August 1914 der Erste Weltkrieg ausbrach.
Widerstand
(2018)
Der Ehrenvorsitzende des Geschichts- und Heimatvereins hat mich gebeten, meine Ansprache aus Anlass der 50. Wiederkehr des 20. Juli 1944 am 19. Juli 1994 im Neuen Schloss in Stuttgart im Rahmen eines Festaktes für die Ausgabe 2018 des Jahresheftes zur Verfügung zu stellen. Ich komme dieser Bitte gerne nach.
Der Anstoß kam Jahrzehnte später, und aus der Ferne: Im Februar 1840 schlug der königlich württembergische Regierungsregistrator Zacharias Huber in Reutlingen seinem früheren Villinger Mitschüler, dem Oberamtspfleger Frueth
in Oberndorf, „eine Zusammenkunft der noch lebenden ehemaligen Benediktiner-Studenten” vor. Dieser gewann den Villinger Münsterchordirigenten Fidelis Dürr dafür, die Vorbereitungen in die Hand zu nehmen. Aufschlussreich für die
Kommunikationswege des 19. Jahrhunderts ist, wie Dürr den Plan bekannt machte: Er setzte Einladungen in die „Karlsruher Zeitung” und den „Schwäbischen Merkur” sowie das „Villinger Wochenblatt”, das zusätzlich von den Villinger Handelsleuten Lukas und Benedikt Ummenhofer und dem Offenburger Amtsrevisor Killy in ihrem Bekanntenkreis verbreitet wurde. Ausdrücklich eingeladen wurde Franz Sales Wocheler, der Dekan von Überlingen, der einzige noch lebende frühere Mönch von St. Georgen und Professor am Klostergymnasium.
Wer im Mittelalter und in der Frühen Neuzeit an einer Universität studieren wollte, hatte die Wahl zwischen drei Fakultäten: Medizin, Jura und Theologie. Zuvor musste jeder Student die philosophische oder Artistenfakultät durchlaufen. Die Bezeichnung rührt her von den sieben „freien Künsten” (lat. artes liberales). Sie bestanden in Antike und Mittelalter aus der Dreiergruppe (trivium) der elementaren Fächer Grammatik (d.h. Latein), Rhetorik und Dialektik und der Vierergruppe (quadrivium) der höheren „philosophischen” Fächer Arithmetik, Geometrie, Musik und Astronomie. Im Humanismus verschoben sich die Inhalte, zu den höheren Fächern gehörten jetzt Logik, Dialektik, Mathematik, Physik, Metaphysik und Ethik. Bemerkenswert ist, dass Philosophie nicht nur das Spezialfach war, das wir heute darunter verstehen, sondern Denkmethoden, Sprach- und Debattierfähigkeit sowie Mathematik und Naturwissenschaften einschloss.
Anfang der 30er Jahre hatte die noch recht junge evangelische Gemeinde in Villingen gut 3.000 Gemeindemitglieder. Pfarrer war seit vielen Jahren Adolf Barner. Seit 1896 war er in der vier Jahre zuvor gegründeten Kirchengemeinde Villingen. Im Jahre 1902 wurde die Pfarrstelle errichtet und somit unabhängig von der Kirchengemeinde Mönchweiler. Er begleitete die Gemeinde durch ruhige Zeiten des Wachstums, sowie durch die Umbrüche zu Zeiten des Weltkrieges und der
anschließenden Neuorganisation in der Weimarer Republik. Adolf Barner war zeitweise auch (Hornberger) Dekan, Landessynodaler und Kirchenrat. 1926 war es von Villingen aus zur Bildung einer ersten Diasporagemeinde gekommen: Bad
Dürrheim mit umliegenden Dörfern im Brigachtal wurde abgetrennt und bekam einen eigenen Pfarrer.
Die erstmals 2017 gefeierte urkundliche Ersterwähnung von Schwenningen, Villingen und
Tannheim (so nicht die alphabetische, sondern
Reihenfolge im Urkundentext) stellte nicht nur
manchen Bürger und manche Bürgerin, sondern
auch das Franziskanermuseum vor eine Herausforderung: Was feiern wir da eigentlich und
warum?
Bei der letzten Renovation des Münsters 1978 – 1982 stellte man sich auch der Aufgabe, eine Neugestaltung aller Kirchenfenster im Hauptschiff zu wagen. Der Kölner Künstler Elmar Hillebrand wurde mit der Arbeit betraut. Sein Thema lautete: die Machttaten Jesu und seiner Jünger. Die Grundfläche aller Fenster bekam eine ann barocker Formensprache orientierte gleichmäßige Gestaltung. In jedem Fenster erzählt ein Medaillon eine biblische Begebenheit zum Thema. Die
Bilderreihe auf den Fenstern schildert nun eine Fülle biblischer Begebenheiten, und sie stellt eine Einladung für die Besucher dar, bei einem meditativen Gang entlang der Fenster, sich zahlreiche biblische Themen bewusst zu machen.
Bei der Auflösung des Lehrinstituts St. Ursula im Jahr 2015 wurden unter anderem auch hochinteressante Fragmente gefunden. Es sind Blätter ehemaliger liturgischer Handschriften, die hauptsächlich zu Brevieren gehörten, und die im
14. Jahrhundert auf Pergament in einer gotischen Textura geschrieben wurden. Wie die späteren Eintragungen der Konventschreiberinnen des Villinger Klarissenklosters zeigen, waren die Fragmente als Einbände von Rechnungsbüchern der Klarissen vorgesehen. Dazu wurden die Handschriften aufgelöst, nachdem sie obsolet geworden waren, um als Einzel – oder auch Doppelblätter für Einbände der Rechnungsbücher benutzt zu werden.
Mit dem Tod Herzog Bertholds V. (1186 – 1218) endeten über zweihundert Jahre Zähringerherrschaft über Villingen, eingeleitet mit der Villinger Markturkunde Kaiser Ottos III. (983 – 1002) vom 29. Mai 999, ausklingend mit der Entwicklung
Villingens zur hochmittelalterlichen Stadt unter ebendiesem Berthold als fundator ville Vilingen. Nicht jedoch die mit den Zähringern verwandten Herzöge von Teck oder die Grafen von Urach setzten sich in Villingen fest, sondern es waren die staufischen Könige und Kaiser, die Villingen – wohl für mehrere Jahrzehnte – zu einer „Königsstadt” machten, Ansprüche ihrer politischen Gegner auszugrenzen versuchten und damit das ehemalige Konkurrenzverhältnis zwischen Staufern und Zähringern im (oberen) Neckarraum zu ihren Gunsten entschieden. Jedenfalls sind staufische Aktivitäten in Villingen für die Zeit um 1220, um 1240 und für die 1240er Jahre bezeugt.
Der Titel dieses Aufsatzes fordert zum Widerspruch auf.1 Man denkt sogleich an Joseph Victor von Scheffel, den Donaueschinger Hofbibliothekar der Jahre 1857 bis 1859, der mit seinen Gedichten „Biedermanns Abendgemütlichkeit“
und „Bummelmeiers Klage“ zum Geburtshelfer des Begriffs Biedermeier wurde. Je länger er in Donaueschingen lebte, umso spöttischer wurden die Töne, die er für die Stadt und ihre Bürger übrig hatte. Er fühlte sich von den Beamten der
fürstlichen Verwaltung eingeengt, bei der ungewohnten Arbeit als Bibliothekar mit Regeln und Kontrollen malträtiert. Im Ort selbst, so urteilte er, nähme die Kleinstädterei „kolossale Dimensionen“ an. Damit meinte er die unsäglich vielen gesellschaftlichen Verpflichtungen, Höflichkeitsbesuche, ständiges Händeschütteln und Grüßen, aber auch Klatsch und Tratsch.
Schülerkarten aus Triberg
(2018)
Den in ganz Deutschland weit verbreiteten Brauch, zum bestandenen Einjährigen und zum Abitur selbst verfertigte Postkarten an Verwandte und Freunde zu versenden, praktizierten auch die Triberger Einjährigen der damaligen Realschule, des heutigen Schwarzwald-Gymnasiums.
Bisher sind von dieser Triberger Realschule vier Einjährigenkarten aus den Jahren 1912, 1913, 1916 und 1917 bekannt geworden. Sie sollen im Folgenden kurz mit motivgleichen Schülerkarten aus der Umgebung vorgestellt werden in der Hoffnung, dass es vielleicht doch noch gelingt, weitere Karten aus dieser Schule – sofern sie angefertigt wurden – ausfindig zu machen.
Bei einem Projekt, das im dicht besiedelten Baden-Württemberg über 500 Hektar
Fläche einbezieht, kommt es natürlich darauf an, kulturelle Besonderheiten zu
beachten, Natur- und Umweltschutz zu berücksichtigen sowie den Dialog mit der
Bürgerschaft in Immendingen und in der gesamten Region zu suchen.
So war es der Daimler AG von Anfang an wichtig, die Planungen für das
Prüf- und Technologiezentrum im Austausch mit den Bürgerinnen und Bürgern,
den Vertretern der Naturschutzverbände und selbstredend mit der Kommune,
den umliegenden Nachbargemeinden, dem Landratsamt Tuttlingen, dem Regionalverband Schwarzwald-Baar-Heuberg und dem Regierungspräsidium Freiburg
zu präzisieren. Somit wurden zu Beginn auch keine fertigen Pläne vorgelegt, an
die dann die Landschaft angepasst werden musste, sondern in einem gemeinsamen Prozess von Unternehmen und Öffentlichkeit wurden die konkreten technischen Anliegen der Daimler AG in eine umfassende Planung umgesetzt.
Diesem Grundsatz folgend konnten die notwendigen Erdbewegungen halbiert
und Herausforderungen wie eine Wildtierpassage gemeistert sowie der Stellenwert von Magerwiesen berücksichtigt werden. In gleicher Weise wurden die
Wünsche der Anwohner nach Lärmschutz und einer möglichst geringen zusätzlichen Verkehrsbelastung in die Planungen einbezogen.
Anfang Oktober 1956, also außerhalb der Musiktage, sprach im Fürstenberg-Gymnasium der Meßkircher Komponist und Musiklehrer Ludwig Fischer-Schwaner mit Tonbeispielen über Musik in der Stunde unserer Zeit, die Strömungen der zeitgenössischen Tonkunst analysierend und die „Bedeutung der
Musik für das Menschsein“ hervorhebend. Auf diese Weise vertiefte er das, was Paul Hindemith 1928 speziell für Donaueschingen, jener „Stätte ernstester und
selbstloser Arbeit“, festgestellt hatte: dass es ihre wichtigste Aufgabe sei, „weiteste Kreise unseres Volkes zur neuen Musik zu erziehen“.