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Der Frauenzimmerbau in der Nordwestecke des Heidelberger Schlosshofes ist eines der weniger beachteten Gebäude und hat alles von seiner ursprünglichen repräsentativen Architektur verloren. Einst unter Kurfürst Ludwig V. durch seinen bedeutenden Architekten Lorenz Lechler um 1520 als dreigeschossiger Palast erbaut, war er ein ebenbürtiges Pendant zu dem heute noch stehenden älteren Ruprechtsbau. Der Friedrichsbau und der Englische Bau mit samt dem Nordwall, sowie der Stückgarten sind später errichtet, sodass unser Palast von der Heidelberger Altstadt aus gut zu sehen war. Leider wurde der Bau im Französischen Erbfolgekrieg und durch den Brand von 1764 ruiniert, die beiden oberen Geschosse danach abgetragen und mit dem heute noch bestehenden Notdach in der Zeit des Kurfürsten Carl Theodor versehen.
Das Feldt. Diarium oder auch Milit. Diarium beginnt am 18. Mai mit dem Eintreffen des Oberbefehlshabers, Markgraf Ludwig Wilhelm von Baden (1655–1707), bei der Armee. Es endet mit seiner Abreise am 27. November. Vom 22. September bis zum Ende der Belagerung von Landau am 26. November führte der älteste Sohn Kaiser Leopolds I. (1640–1705, seit 1658 Kaiser) und Römische König Joseph (1678–1711) den Oberbefehl. Ab dem 22. Juni bildeten die dem Markgrafen unterstehenden Truppen den rechten Flügel einer alliierten Armee, zu der als linker Flügel nun ein Armeeteil unter dem Generalkapitän der englischen und niederländischen Truppen, John Churchill 1st Duke of Marlborough (1650–1722) gehörte. Das Feldzugsjournal notiert aber weiterhin im wesentlichen nur die Ereignisse im unmittelbaren Kommandobereich Ludwig Wilhelms.
Der „Familiennachlass Schmitthenner“ ist der überarbeitete und erweiterte Bestand „Abt. 150.028. Nachlässe von Schmitthenner, Adolf (1854-1907) und Schmitthenner, Karl Ludwig Wilhelm (1858-1932)“, der im Jahrbuch für badische Kirchen- und Religionsgeschichte vorgestellt wurde. Der neue Bestand mit ca. 5 laufenden Metern und 670 Verzeichnungseinheiten hat eine Laufzeit von ca. 1738-2011. Neben den schriftlichen Archivalien gehören zum Nachlass auch Bilder, Fotos und Alben, welche dem Bestand entnommen und der Bilder- und Fotosammlung des Landeskirchlichen Archives (Abt. 08.154.) zugeführt wurden. Die Bücher des Nachlasses wurden geschlossen in den Bestand der
Landeskirchlichen Bibliothek aufgenommen. Elf Ölgemälde wurden in die Grafik- und Gemäldesammlung des Landeskirchlichen Archives (Abt. 08.153.) überführt. Zum Familiennachlass Schmitthenner gehören ferner ein Familienbecher (VZE Nr. 667) und weitere Gegenstände, die als Realien unter VZE Nr. 665 erschlossen sind, z. B.: Lederetui, Brille, Brosche, Druckklischees, Haare von allen den lieben Meinigen (VZE Nr. 107), Wandteller, eine Medaille und ein Abdruck des Petschafts mit dem Schmitthenner-Wappen.
Der Europäische Hof
(2013)
Ein Hotel ersten Ranges ist ohne Zweifel seit seiner Gründung im Jahre 1865 „Der Europäische Hof“, das Hotel Europa in Heidelberg. Wenn es ein Hotel in der Stadt gibt, das annähernd als so geschichtsträchtig betrachtet werden kann wie die Stadt selber, obwohl es doch noch so jung im Vergleich da steht, dann ist es das Haus in der Friedrich-Ebert-AnIage.
Vor 25 Jahren, genau am 3. September 1988, startete der damalige Südwestfunk sein erstes Regionalprogramm: Live ging es auf dem Freiburger Rathausplatz auf Sendung und lief fortan unter dem Programm-Namen Radio Breisgau. Radio Breisgau wurde zunächst im Rahmen von SWF 1 gesendet, später wurde es in SWR 4 Baden-Württemberg eingebettet, nachdem der Südwestfunk und der Süddeutsche Rundfunk zum Südwestrundfunk fusioniert hatten. Etwa zehn Jahre nach der Gründung von Radio Breisgau wurde im SWR Studio Freiburg auch eine regionale Fernsehredaktion ins Leben gerufen, die Beiträge für die Sendungen im SWR-Fernsehen produzierte und schließlich wurde in den letzten zwei Jahren die regionale Berichterstattung aus Südbaden auch noch auf das Internet ausgeweitet. Radio Breisgau war die Keimzelle dieses regionalen trimedialen Engagements, das sich jetzt 25 Jahre nach Gründung des öffentlich-rechtlichen Regionalradios im Hörfunk unter dem Namen SWR 4 Radio
Südbaden fortsetzt.
Der Chor der Peterskirche
(2013)
Drei Stufen führen zum Chor, gleich rechts gelangt man über weitere Stufen zur schmalen Tür der Sakristei. Die Bauhistorikerin spricht von einem zweijochigen Chor mit einem 5/8-Abschluss. Dieser Teil der Peterskirche steht bis zum Kranzgesims am Außenbau in den Umfassungsmauern des kurz vor 1496 vollendeten spätgotischen Neubau. Der Terrazzo-Boden des 19. Jahrhunderts weist ein schwarz-weißes Muster auf. Die Wände sind seit der Innenrenovierung des Jahres 2005 in einem hellen Muschelkalkton gestrichen, die architektonischen Gliederungen in lichter Terrafarbe gefasst. Durch sieben Fenster fällt Tageslicht herein.
Der Bierhelderhof
(2013)
Er ist einer der Lieblingsorte der Heidelberger. Seit alters liegt er auf einer Rodungsinsel nordöstlich über dem ehemaligen Dorf Rohrbach inmitten seiner Wiesen und Felder. Noch ist er rings von Wald umgeben, und von seiner Terrasse aus kann man, unter hohen Platanen und Kastanien sitzend, den schwarzen Angusrindern beim Weiden zusehen, das preiswerte Angebot des Wirtes nutzen und sich mitten in Heidelberger Gemarkung auf dem Lande fühlen.
Es ist der stillste Ort, unscheinbar, übersehbar, wie damals, 1701, als in dem oft kalten und schattigen Tal hinter dem Klingentor den Heidelberger Juden ein aufgelassenes Grundstück als Friedhof überlassen wurde. Ein Platz, der wie die kurfürstliche Regierung befand, „von der Stadt aus wenig und von der Kaserne aus gar nicht gesehen werden kann, an keiner Straße gelegen und sonst niemand hinderlich oder verdrießlich ist.“ (Löwenstein, 1895, S. 135) 1988 habe ich - aus Anlass einer Stadtführung zum Gedenken an die Pogromnacht 1938 - diesen alten jüdischen Friedhof am Klingenteich erstmals wahrgenommen. Der Frankfurter Kantor und Lehrer Benno Szklanowski führte uns leise und kundig zu den damals schon beträchtlich verwitterten Gräbern, deren hebräische Inschriften er übersetzt, zum Teil rekonstruiert und nach ihren biblischen Quellen dokumentiert hatte. Viele Führungen im Rahmen des Geschichtsvereins folgten, zu jeder Jahreszeit, für immer staunende Besucher, die das hinter einer Mauer versteckte, auch vom Graimbergweg herab nur schwer erkennbare Gelände nie zuvor betreten hatten.
Der Beginn des 18. Jahrhunderts war eine stürmische Zeit. Von 1701 - 1714 tobte in Europa der Spanische Erbfolgekrieg, von dessen Auswirkungen auch unsere engere Heimat nicht verschont blieb. Am 31. August 1704 strömten die Reste des französischen Heeres, das in der Schlacht von Höchstädt am 13. August durch die Truppen des Prinzen Eugen und des Herzogs von Marlborough eine bittere Niederlage erlitten hatten, durch das Kinzigtal und brannten die fürstenbergische Stadt Haslach, warum auch immer, bis auf die Grundmauern nieder. Und ein Jahr später baute ein Schwarzwälder Bauer an der alten Schönberger Straße, kurz unterhalb der Passhöhe, ein stolzes Schwarzwälder Bauernhaus. Der Name des Erbauers ist uns nicht bekannt, seine Initialen JHW und die Jahreszahl 1705 sind, umgeben von einem Herz, im Eckständer des Hauses eingeschnitzt. Wir können nur erahnen, wie viel Mut, wie viel Zuversicht und natürlich welche wirtschaftlichen Anstrengungen notwendig waren, um in Sichtweite der Burgruine Hohengeroldseck - die altehrwürdige Burg war 1689, rund 430 Jahre nach ihrer Erbauung, von französischen Truppen zerstört worden - das große „Wohn-/Stall-/Scheunenhaus" zu errichten.
Nachdem die deutsche Zeitgeschichtsschreibung sich lange vor allem an den beiden deutschen Diktaturen abgearbeitet hatte, stößt seit einigen Jahren auch die ‚alte Bundesrepublik‘ auf ein wachsendes historiographisches Interesse. Die bis in die jüngste
Vergangenheit angebotenen Deutungen der westdeutschen Geschichte als Erfolgs-, Ankunfts- oder Wundererzählungen beschränken sich jedoch meist auf die Phänomene des Wandels, indem sie beispielsweise die wirtschaftliche Entwicklung oder die Institutionengeschichte in den Blick nehmen. Der Aufbau einer Staats- und Gesellschaftsordnung ist aber nicht nur eine Frage verfassungsrechtlicher Grundlegung und institutioneller Erneuerung, sondern umfasst auch den Bereich des politischen Bewusstseins. Die kulturell-ideelle Prägung bleibt in der bisher eingenommenen Perspektive jedoch oft unhinterfragt. Hierbei geht es auch um die Frage, wer dem sich konstituierenden Gemeinwesen ‚Bundesrepublik‘ eine intellektuell begründete Richtung gab.
Zwei „Fachwerkhochkaräter" stehen sich in der unteren Altstadtstraße an der
Einmündung der Kirchgasse gegenüber: das Baumann'sche Haus, das schönste
Fachwerkhaus des Kraichgaus, mit reich verziertem Renaissancefachwerk im
fränkischen Stil aus dem Jahr 1582 und das sog. ,,Bäckerhaus", das älteste bisher
bekannte Fachwerkhaus im Kraichgau. Die dendrochronologische Untersuchung
verschiedener Holzproben im Labor der Universität Hohenheim hat ergeben, dass
letzteres 1412 errichtet wurde. Damit hat sie die bisherige Datierung der Hausforscher,
die auf Grund der Stilmerkmale von einer Bauzeit in der ersten Hälfte des
15. Jahrhunderts ausgegangen sind, bestätigt.
Warum haben die Katholiken die Hitler-Diktatur nicht verhindert? Hatten sie keine Möglichkeit dazu? Oder wollten sie sich gar nicht ernsthaft gegen die Nazis wehren? Wer (oder was) hat sie gehindert, der NSDAP den Weg zur totalen Machtergreifung zu versperren? Es gibt neue Quellen, neue Gesichtspunkte, neue Einschätzungen hierzu.
Das versteckte Gebäude
(2013)
Durch einen weitläufigen Park nähere ich mich dem Gebäude. Dessen Größe ist schlecht einschätzbar, da es zum Teil von Büschen und Bäumen verdeckt ist. Ich umrunde es: es ist ein rechteckiger Bau und im Verhältnis zur horizontalen Ausweitung relativ flach. Trotz hoher Verglasungen auf allen vier Seiten, die den Blick ins Innere ermöglichen, lässt sich die Nutzung schwer einschätzen. Ist es ein Bürogebäude? Oder eine sogenannte „gläserne“ Fabrikhalle?
Das untere Elsenztal
(2013)
Am 2. April des Jahres 1936 besuchte gegen 12 Uhr eine Gruppe Couleur tragender flämischer Studenten das Gasthaus „Zum Roten Ochsen“. Ein am Nebentisch sitzender Student stand auf und richtete eine längere Ansprache an die ausländischen Gäste, die er offenbar für deutsche Studenten hielt. Er freue sich, dass es auch im Dritten Reich noch Personen gäbe, die Couleur trügen, und machte keinen Hehl aus seiner kritischen Haltung gegenüber den „Segnungen des sogenannten Dritten Reichs“. Die ausländische Gruppe befand sich jedoch in Begleitung eines Studenten des Nationalsozialistischen Deutschen Studentenbundes (NSDStB), der zunächst wohl vergeblich versuchte, sie von der Rede abzulenken. Schließlich führte er den Redner hinaus und verlangte seinen Namen, der recht bereitwillig mit „Ebberegg“ angegeben wurde. Den Hinweis, dass sein Verhalten in dieser Form untragbar gewesen sei, kommentierte Student „Ebberegg“ lapidar mit den Worten „dann hätten wir uns also blamiert“. Wenig später schrieb der Kommilitone des NSDStB an den Hochschulgruppenführer Kreuzer, er habe „bis heute keine Schritte unternommen, um die Angelegenheit auf waffenstudentische Art auszutragen“ und bitte um die Einleitung eines Disziplinarverfahrens gegen „Ebberegg“, da dieser auf ihn „auch persönlich einen sehr schlechten Eindruck macht und auf jeden Fall eine sehr bedenkliche politische Einstellung hat“.
Am nördlichen Ufer des Neckars, bei der Einmündung des Haarlassweges in die Ziegelhäuser Landstraße - etwa 250 m westlich der „Haarlass“-Gebäudegruppe - steht ein glatt behauener Quader aus rotem Sandstein, der auf fünf unregelmäßigen Steinbrocken desselben Materials schräg lagert; er misst 112 x 84 x 22 cm. Das dahinter aufragende felsige Areal wurde von Karl Christ im späten 19. Jahrhundert als „Neuenheimer Schweiz“ bezeichnet.
Das Rohrbacher Schlösschen
(2013)
Etwas versteckt im Park der Rohrbacher Thoraxklinik liegt ein bau- und kulturgeschichtliches Kleinod: das „Rohrbacher Schlösschen“. Es dient der Klinik heute als Kongress- und Repräsentationsgebäude und ist deshalb der Öffentlichkeit weitgehend entzogen. Aber vom öffentlich zugänglichen Park ist wenigstens ein Blick auf das schöne Gebäude möglich. Seine abwechslungsreiche Geschichte ist ihm dabei nicht anzusehen. Diese umfasst 243 Jahre und neun Stationen.
Neben der Synagoge gibt es noch ein weiteres sakrales Bauwerk, das zum zentralen Bestandteil des rituellen Lebens einer jüdischen Gemeinschaft zählt: Das rituelle Bad. Während die Synagogen in den sogenannten Judendörfern das Straßenbild prägten, wurden die Ritualbäder als unterirdische Bauwerke von der nichtjüdischen Bevölkerung kaum wahrgenommen. Ein solches rituelles Bad, hebräisch Mikwe (Wasseransammlung) genannt, befand sich auch in der Kippenheimer Synagoge. Georg Jakob Schneider, der Architekt der Synagoge, hatte 1859 eine Mustersammlung mit Planzeichnungen von Bauwerken verschiedener Nutzung veröffentlicht. Eine darin vorgestellte „Synagoge für eine wohlhabende Gemeinde“ weist eine Mikwe im Keller der Eingangstreppe auf. Im begleitenden Text heißt es: „In diesem ist ersichtlich unter der Vorhalle ein überwölbter Raum, bestimmt für das Frauenbad.“ Da der Entwurf große Ähnlichkeiten mit der Kippenheimer Synagoge aufweist, kann davon ausgegangen werden, dass die Mikwe dort unter der Vorhalle der Synagoge untergebracht war. Auch die schriftliche Überlieferung deutet darauf hin.
Inmitten der Altstadt befindet sich zu Füßen des Heidelberger Schlosses das Palais Graimberg. Sein Name ist seit mehr als 100 Jahren mit der Familiengeschichte verbunden. Charles de Graimberg erwarb es 1839, 29 Jahre nach seiner ersten Ankunft in Heidelberg - nachdem er das revolutionäre Frankreich verlassen und die Schönheiten des verfallenden Heidelberger Schlosses gezeichnet hatte. Die ursprüngliche Bausubstanz stammt aus dem Jahr 1743. 1818 wurden dieses Gebäude und das Nachbargebäude sowie ein Gartengrundstück von der reformierten Kirche erworben und diente bis zum Verkauf an Graimberg als reformierte Schule. Er ließ umfangreiche bauliche Veränderungen vornehmen, da er nicht nur darin wohnen, sondern vor allem seine Altertumssammlung präsentieren und Besuchern zugänglich machen wollte. Durch seine Enkelin Maria von Graimberg erhielt das Gebäude eine ganz neue Bedeutung. 1911 wurde es Sitz der ersten katholischen sozialen Frauenschule Deutschlands. Bei der Eröffnung am 26. April 1911 gab es zunächst lediglich drei Schülerinnen und eine Lehrerin. Doch im laufe ihrer 39-jährigen Tätigkeit bildete Maria von Graimberg mehr als 1000 Frauen zu professionellen Sozialarbeiterinnen aus. Sie lebte zusammen mit ihren Internatsschülerinnen, ihrer Schwester Camilla und ihrer Mutter. Ab Herbst 1911 kam Theodora Aberle hinzu, zunächst als Schülerin, nach Abschluss der Ausbildung als Schulsekretärin und nach einem Studium der Volkswirtschaftslehre als Dozentin. Wie eng und freundschaftlich diese Verbindung gewesen ist, zeigt sich u.a. darin, dass Maria von Graimberg in ihrem Testament Theodora Aberle ein lebenslanges Wohnrecht am Kornmarkt 5 einräumte.
Das Neckarwehr Wieblingen
(2013)
Das Neckarwehr oberhalb von Wieblingen wird heute wohl in erster Linie als günstig gelegene Brücke für Radfahrer und Fußgänger wahrgenommen, denn anders als bei der Staustufe und Schleuse am Karlstor erschließt sich der Zweck des Bauwerks nicht auf den ersten Blick. Das zwischen 1921 und 1924 errichtete Wehr ist Teil der Staustufe Wieblingen und eine der ältesten Anlagen des sogenannten Neckarkanals. Die gesamte Staustufe besteht aus dem Wehr, dem rund 5,2 Kilometer langen Seitenkanal am rechten Neckarufer, der Schleuse beim Schwabenheimer Hof und zwei Wasserkraftanlagen, dem Hauptkraftwerk bei der Schleuse sowie einem kleineren Ergänzungskraftwerk beim Wehr am linken Ufer. Charakteristisch für die Anlage sind die sieben Wehrpfeiler aus Beton mit den aufgesetzten gemauerten Windenhäusern, in denen sich die Antriebe der Walzenwehre befinden, sowie der 250 Meter lange Steg, eine Fachwerkkonstruktion aus Schmiedeeisen. Entworfen wurde das Wehr von dem Architekten Adolf Abel (1882-1968}.
April 1838: Am südwestlichen Ausläufer des Heiligenberges (heute: Neuenheimer Landstr. 80 / Ecke Bergstraße) stoßen Arbeiter beim Ausschachten eines Fundaments für ein Wohnhaus auf Mauerreste und Kleinfunde aus der Römerzeit. Friedrich Creuzer (1771-1858), seit 1805 Professor für Philologie und Alte Geschichte an der Heidelberger Universität, besichtigt sogleich die Fundstelle. Am 23. April 1838 meldet ihm Ludwig Eisinger, Student und Mitglied des Philologischen Seminars, man habe ein „Bruchstück“ gefunden, „das ihm mithrisch zu sein scheine“. Creuzer ist wie elektrisiert - schließlich ist er ein ausgewiesener Kenner der orientalischen Kulte und seit 1833 für die badische Regierung als Konservator der Landesaltertümer tätig. Er beauftragt den akademischen Garten-Inspektor Johann Metzger (1789-1852), der als Landschaftsarchitekt und Gartengestalter den Heidelberger Schlossgarten und die botanischen Gärten verwaltet, mit der Ausgrabung („mit möglichster Schonung“) und Aufbewahrung der Funde. Zu Tage gefördert werden ein auf der Bildseite liegendes Relief aus vier Buntsandsteinplatten (2,26 m x 2,40 m) und ein Sockelstein - „eines der größesten und bilderreichsten Denkmäler“ des Mithras-Kultes, wie Creuzer begeistert und völlig zu Recht feststellt. Das angesichts der Fund umstände erstaunlich gut erhaltene Relief wird von der Großherzoglichen Regierung angekauft und zunächst im Handschriftensaal der Universitätsbibliothek (heute: Augustinergasse 15) aufgestellt. Noch im gleichen Jahr veröffentlicht Creuzer eine wissenschaftliche Abhandlung über das Neuenheimer Mithräum. Metzger steuert einen Grund- und Aufriss der Fundstelle bei, der Maler Johann David Vol(c)k eine recht genaue Zeichnung des Bildes. So kann jener Apriltag 1838 mit Fug und Recht als Geburtsstunde der wissenschaftlichen Archäologie in Heidelberg gelten.
An herausragender Stelle im alten Ziegelhäuser Ortskern steht ein ansehnliches Haus im barocken Baustil. Wenn man sich zwischen den beiden alten Kirchen aufhält, sieht man es von der einen Seite, vom „Kucheblech“ aus von der anderen. Die älteren Ziegelhäuser erinnern sich, dass es vor ein paar Jahrzehnten noch das evangelische Schwesternheim und den Kindergarten beherbergt hat und den Namen Luisenheim trug. Bis in die siebziger Jahre hatte es die Adresse Oberer Neckarweg 2, seitdem Brahmsstraße 2. Als eines von sehr wenigen Bürgerhäusern in Ziegelhausen ist es mit profilierten Fenstergewänden, aus rotem Buntsandstein, ausgestattet. Über dem Eingang ist eine Nische aus hellem Sandstein angebracht, in der sicher einmal eine Figur stand. Da mag man sich nach der Geschichte des Hauses fragen.
Fährt man von Lahr aus über den Burgbühl nach Heiligenzell, fällt kurz vor dem Ortseingang, im Gewann Gänsbühl, rechts der Straße ein Steinkreuz zwischen zwei Lebensbäumen auf. Das Kreuz ist aus rotem Sandstein gehauen. Der am Kreuz angebrachte Christus ist aus Porzellan gefertigt. Das Kreuz misst 2,50 m in der Höhe und 1,50 m in der Breite. Es steht auf einem fünfteiligen, 1,80 m hohen Sockel mit neugotischem Bogenschmuck. Auf der Frontseite finden wir die Inschrift: „Zur Ehre Gottes errichtet im Jahre 1887“. Die Rückseite enthält die Inschrift: „Stiftung der Familie Ottilie, Amalie, Wilh. und Anna Kopp“. Ob es einen bestimmten Anlass für die Stiftung gab, wurde nicht überliefert, jedoch sind zu drei der Stifter einige Überlieferungen vorhanden, nämlich zu Ottilie und zu Wilh., einer Abkürzung von Wilhelm, und zu Amalie.
In den 80er Jahren des 18. Jahrhunderts besuchte neben Anderen auch der als Sachkenner für Handschriften und alte Drucke ausgewiesene Augsburger Notar, Historiker und Schriftsteller Georg Wilhelm Zapf (1747–1810)2 das Kloster und seine Bibliothek, um dort die Bestände nach historischen Texten für eine von ihm geplante mehrbändige Sammlung von Geschichtsquellen zu durchmustern. Seine zusammenfassende sachkundige Beurteilung der Büchersammlung: und prangt mit den schönsten, kostbarsten und grösten Werken in der Geschichte, Littteratur [!], und allen wissenschaftlichen Fächern, weist auf ihre Bedeutung
als Ort der Wissenschaft im letzten Viertel des 18. Jahrhunderts hin. Worin lag diese zeitgenössische Einschätzung begründet?
„Wir treffen uns am Bismarckplatz an den Arkaden“. Was heute bei den meisten Heidelbergern ein Stirnrunzeln hervorrufen würde, war bis 1960 durchaus ein gängiger Spruch, um sich am Bismarckplatz (heute sprechen die jungen Menschen vom „Bisi“) zu verabreden. Diese Arkaden - entstanden im Jahre 1925 - nahmen die gesamte Südfront des Platzes ein und wurden von der Villa Busch (einem Privathaus an der Ostseite) und dem Hotel Reichspost (am Beginn der Rohrbacher Straße) flankiert. Mit der Sensibilität bezüglich städtebaulicher Entwicklungen in heutiger Zeit kann
man die nun folgende Entwicklung jedoch nicht betrachten. Man muss sich vielmehr die außergewöhnliche Situation Heidelbergs in den ersten Nachkriegsjahrzehnten vor Augen halten: in nahezu allen Großstädten Deutschlands waren bedingt durch großflächige Kriegszerstörungen schnelle und vor allem moderne Lösungen für den Wiederaufbau der Innenstädte gefragt. Mannheim ist hierfür ein passendes Beispiel. In Heidelberg war die Lage gänzlich anders: nahezu überall fand man die unzerstörte Bausubstanz und allerdings auch die Infrastruktur der Vorkriegszeit vor. Gerade letzteres hatte den Stadtvätern ja schon seit Beginn des 20. Jahrhunderts Sorgen bereitet (Verlegung des Hauptbahnhofs). Mit der endlich erfolgten Stilllegung des alten Bahngeländes erschien es geradezu unerlässlich, vor der Altstadt einen neuzeitlichen „CityBereich“ zu schaffen. Eine besondere Bedeutung kam jetzt der Frage nach einem Warenhaus mit einem deutlich größeren Angebot, als es bislang in der Stadt vorhanden war, zu.
1926 wurde das Institut für Zeitungswesen an der Heidelberger Universität gegründet und hatte seinen Sitz bis 1935 im Haus Buhl in der Hauptstraße 234. Das Gebäude entstand 1722 nach Plänen von Johann Jakob Rischer für den Hofgerichtsrat und Mathematikprofessor Friedrich Gerhard von Lünenschloß. Der heutige Name geht auf den letzten privaten Besitzer zurück, Heinrich Buhl, der das Anwesen 1889 erwarb. Buhl stammte aus der Deidesheimer Winzer- und Politikerfamilie und war seit 1878 Juraprofessor und zeitweilig auch Dekan und Prorektor in Heidelberg. Nach seinem Tod
1907 gelangte sein Haus in den Besitz der Universität und sollte laut Buhls testamentarischer Verfügung als Erholungsheim oder für wohltätige Zwecke genutzt werden. Es dauerte allerdings fast drei Jahrzehnte, bis das Haus Buhl für annähernd „wohltätige Zwecke“ Verwendung fand. Nach dem Ersten Weltkrieg stand es zunächst dem Institut für Sozial- und Staatswissenschaften sowie dem neu gegründeten Institut für Zeitungswesen zur Verfügung. Erst 1938 wurde es ein Wohnheim für ausländische Gäste der Universität und schließlich nach dem Zweiten Weltkrieg ein Studenten- und
Gesellschaftshaus. Heute ist das Haus Buhl der Sitz des Marsilius-Kollegs und dient als Gästehaus und Veranstaltungsort.
Das Heidelberger Thermalbad
(2013)
Eingeweiht wurde das Heidelberger Thermalbad - zumindest inoffiziell - am 29. Juli 1939 von den Fliesenlegern: Vor ihnen schimmerte bläulich eine 1.500 m² große Wasserfläche - das vollständig gekachelte Becken des neuen Heidelberger Freiluftbades, das unter größtem Zeitdruck gerade noch rechtzeitig zur Eröffnung am 31. Juli fertig geworden war und als „neues modernes, schönes Frischwasser-Sportschwimmbad im Freien für bis zu 10.000 Badegäste“ längst breit beworben wurde. Das Wasser war recht frisch, es hatte nur 16 Grad, und das Salz brannte in den Augen. Für einen Abend
gehört das Bad ihnen allein - noch bevor die Hakenkreuzfahnen gehisst und die Stühle für die Ehrengäste aufgestellt waren.
Das Haus, das Ruhe ist
(2013)
Mittlerweile hat es sich zu einem weit über die Region hinaus bekannten Anziehungspunkt in dem an historischen Stätten gewiss nicht armen Heidelberg entwickelt: das Friedrich-Ebert-Haus rund um die Geburtswohnung des ersten Reichspräsidenten in der Pfaffengasse 18. Das Haus, ein Altstadtgeviert mit Innenhof, wird von der Stiftung Reichspräsident-Friedrich-Ebert-Gedenkstätte getragen, die am 19. Dezember 1986 durch Beschluss des Deutschen Bundestages, gegen die Stimmen der Grünen, errichtet wurde. Der bundesunmittelbaren Stiftung obliegt nach dem Gründungsgesetz die
Aufgabe, „das Andenken an den ersten deutschen Reichspräsidenten Friedrich Ebert zu wahren und einen Beitrag zum Verständnis der deutschen Geschichte seiner Zeit zu leisten“. Die Initiative zu einer nationalen Gedenkstätte ging von der Stadt Heidelberg und der Friedrich-Ebert-Stiftung (Bonn) aus, die 1983 eine - Anfang 1986 erweiterte - Projektgruppe ins Leben riefen. Das Vorhaben stieß bei der politischen Linken auf Kritik, gipfelnd in dem Verdikt eines GAL-Vertreters, dass Ebert „für die Demokratie eine Flasche“ gewesen sei. Ungeachtet solcher verbaler Fehltritte öffnete das Friedrich-Ebert-Haus am 11. Februar 1989, dem 70. Jahrestag der Wahl Eberts zum Reichspräsidenten, mit der Ausstellung „Friedrich Ebert - Sein Leben, sein Werk, seine Zeit“ die Tore.
Die Explosion, die sich am 21. September 1921 in Oppau ereignete, zählt zu den „schlimmsten Katastrophen der Industriegeschichte“ und wurde seinerzeit als „das größte Unglück“ in der Geschichte der chemischen Industrie bezeichnet. Trotz immenser weltweiter Aufmerksamkeit, die diesem dramatischen Ereignis entgegengebracht wurde, vermittelt die Forschungsliteratur den Eindruck, dass die Ursachen nie zuverlässig ergründet worden sind. So stellte noch 1990 der Historiker Joachim Radkau fest: „Die Ursachen der Explosion waren nur hypothetisch zu klären; ihre Erforschung blieb weitgehend eine Angelegenheit enger Experten-Kreise, und auch diese erklärten sich außerstande, einen Schuldigen auszumachen; die Öffentlichkeit scheint dies auch nicht einmal von ihnen erwartet zu haben“. Gleiches gilt auch für das Ausmaß der Schäden. Obwohl zeitgenössische Tageszeitungen unmittelbar von „schweren“ Gebäudeschäden und „ungeheuren Verwüstungen“ sprachen, wurden vorwiegend nur zur Gemeinde Oppau5, nicht aber etwa zu Mannheim konkrete Angaben veröffentlicht.
In unmittelbarer Nähe zur Stadthalle befindet sich im Gebäude Neckarstaden 32 seit 1984 die Katholische Hochschulgemeinde (KHG) in Heidelberg. Es ist nach der von den Nationalsozialisten ermordeten und 1998 heilig gesprochenen Karmeliterin Edith Stein (1891-1942), eine zum katholischen Glauben konvertierte Jüdin, benannt. Sie hatte 1930 in der damaligen Katholischen Studentengemeinde Heidelberg einen Vortrag über „Intellekt und die Intellektuellen“ gehalten.
Das Collegium Academicum
(2013)
Ist es nur die faustische Unruhe der Deutschen, dass sie in einem Reformenthusiasmus an Schulen wie an Hochschulen ständig neue Wege suchen, oder zwingt die permanente Veränderungen der Gesellschaft zu neuen Antworten auf alte Fragen, so z. B. zur Bildung junger Menschen an unseren Universitäten? Im Folgenden soll auf einen Versuch nach dem II. Weltkrieg hingewiesen werden, eingebettet in die Universitätsgeschichte, dargestellt an einer Institution der 1945 wieder eröffneten Universität Heidelberg.
Das Chronicon Ebersheimense
(2013)
Die Überlieferung der Chronik des Klosters Ebersheim nördlich von
Schlettstadt ist insofern problematisch, als alle mittelalterlichen Handschriften dieses Werks bei der Belagerung Straßburgs im Jahre 1870 gemeinsam mit der Bibliothek zerstört wurden. Auch davor wurde der Text nie komplett abgedruckt. Auf der Basis dieser fragmentarischen Überlieferung fertigte Ludwig Weiland im Auftrag der MGH im Jahre 1871 seine Edition an. Erst in den darauf folgenden Jahren kamen weitere Abschriften und Kollationen in Paris, Straßburg und Karlsruhe zu Tage, die es ermöglichten, den Großteil des Textes zu rekonstruieren6. Dennoch fehlt bis heute eine kritische Zusammenführung aller bekannten Bestandteile der Chronik, wodurch eine Analyse des gesamten
Textes erschwert wird. Eine solche bleibt immer noch ein Desiderat der Forschung.
Das Bild des Fürsten
(2013)
Der Beitrag versucht einerseits, sich dem tatsächlichen Aussehen des sogenannten "Türkenlouis" und dem Bild, das er der Öffentlichkeit von sich selbst vermitteln wollte, anzunähern. Andererseits soll gezeigt werden, wie die Öffentlichkeit den Markgrafen wahrnahm, und welcher Eindruck von ihm über Kupferstiche und Medaillen verbreitet wurde. Als gegen Ende seines Lebens die politische und militärische Bedeutung des Markgrafen zusehends abnahm, versuchte er, durch eine forcierte Selbstdarstellung nach außen über Staatsporträts und durch den Bau seines Schlosses in der befestigten Residenz und Modellstadt Rastatt seinen Ruf als Reichsfürst, Feld- und Landesherr aufrechtzuerhalten.
Das Besigheimer Lied
(2013)
Eine tragische Liebesgeschichte erschüttert Mitte des 19. Jahrhunderts die kleine
Oberamtsstadt Besigheim. Am 18. Februar 1847 morgens um 6 ½ Uhr wird Caroline
Gottliebe Wölfing, die ledige Tochter des Stadtrats und Bäckermeisters Wölfing,
erschossen auf dem Kirchhof aufgefunden. Ob »selbst oder von fremder Hand« gemordet, vermochte der Schreiber, der den Todesfall unter der Nummer 24 in seinem
Leichenschaubuch notiert, nicht sagen. Gewissheit hat er jedoch über das Alter der
Toten: Gerade mal 18 Jahre, drei Monate und vier Tage ist Caroline geworden.
Eine Stunde später, um 7 ½ Uhr, die nächste grausige Entdeckung: Buchhalter Dietrich
findet seinen Untermieter, den ledigen Bauführer Friedrich Kübler aus Heilbronn, erschossen in seinem Zimmer. Dieses Mal ist die Todesursache klar: Selbstmord. Auch er
war zum Zeitpunkt seines Todes ein junger Mensch: 28 Jahre, acht Monate und 24 Tage.
Beide Leichen werden am 20. Februar 1847 auf dem Kirchhof außerhalb der Stadtmauern beerdigt. Die von Caroline morgens um 9 ½ Uhr, die Leiche Friedrichs
»abends um drei Uhr«. Der Bestattung war eine Obduktion vorausgegangen.
Bei beiden wurde ein Schuss in die Herzgegend festgestellt. »Die Wölfing« sei beim
Auffinden schon »blutleer«, also länger tot gewesen, ansonsten gesund. »Der Kübler«
hingegen hätte einige Abnormitäten aufzuweisen, wie eine geschwollene Leber und
weißliche Ablagerungen im Gehirn, die nach Meinung des obduzierenden Arztes
seinen »abnormen« Charakter und letztlich die Tat erklärten.
Die ungarländische Peregrinationsforschung hat in den letzten Jahrzehnten immer mehr an Bedeutung gewonnen, weil sie einen wichtigen Ermöglichungsgrund des
Wissenstransfers im Ungarn der Frühen Neuzeit darstellt. [1] Besonders wertvoll ist die
von László Szögi seit 1994 herausgegebene, in Budapest erscheinende Reihe Magyarországi diákok egyetemjárasa az újkorban, die sich zum Ziel gesetzt hat, die ungarländische
Studentenperegrination in die verschiedenen Länder Europas auf der Grundlage der
Schul- und Universitätsmatrikeln sowie anderer einschlägiger Dokumente herauszugeben. Wie die Peregrinationsforschung aber auch feststellen konnte, genügen die Matrikeln allein nicht, um festzustellen, wer wo studiert hat, denn oft wurde – aus verschiedenen Gründen – eine Immatrikulation unterlassen. So durften sich beispielsweise an
der Hohen Schule in Bern nur Bürger von Bern immatrikulieren, obwohl auch Nicht-Bürger studieren konnten. [2]
Man ist also auf weitere externe Quellen angewiesen, die
Informationen über Studienaufenthalte geben: Disputationen, Dissertationen, Briefe,
Vorlesungsnotizen, Tagebücher, Stammbücher u.s.w.
Der heute noch stehende Kirchturm und der Chor der Evangelischen Kirche in Schmieheim wurden in den Jahren 1766/67 errichtet. Architekt war der Tiroler Barockbaumeister Joseph Michael Schnöller (1707-1767), was in Vergessenheit geriet. Zuvor hatte Schnöller (auch Schneller geschrieben) die Kirche in Grussenheim /Elsaß, den Kirchturm von Ebersheim /Elsaß und die Evang. Kirche in Meißenheim erbaut. Gleichzeitig mit Schmieheim beschäftigte er sich auch mit dem barocken Neubau der Abteikirche in Schuttern , seinem bedeutendsten Werk.
Carolinea. – 71 (2013)
(2013)
In der 2. Hälfte des 18. Jahrhunderts wurden die
aus der Aufklärung stammenden Ideen von der
absoluten Souveränität des Staates rigoros verschärft.
Aus dieser Staatsform entwickelte sich der
Josephinismus, dessen Hauptvertreter Joseph II.
(1741–1790) war (Abb. 1).
Das von den Habsburgern praktizierte sogenannte
Staatskirchentum griff in die Unabhängigkeit der Kirche ein. In dieser aus dem
Absolutismus stammenden Regierungsform übte
der Monarch die Staatsgewalt allein aus. Den
Untertanen war jede Art politischer Aktivität verboten.
Die Vorstellung von der absoluten
Souveränität des Staates wurde schon unter Maria
Theresia verschärft, und danach unter ihrem
Sohn Joseph II. zur vollen Geltung gebracht.
In den vierziger Jahren des 19. Jahrhunderts, vor allem in der zweiten Hälfte des Jahrzehnts, verstärkten sich die Spannungen in Theologie, Kirche und Gesellschaft. Überall war Unruhe zu spüren. Kirche und Gesellschaft befanden sich in einem fast fiebrig zu nennenden Zustand. Wie die geistlich-theologische und kirchenpolitische Großwetterlage beschaffen war, fand in den Diözesansynoden, heute würden wir sagen: in den Bezirkssynoden des Jahres 1846 ihren Niederschlag. Auf fast allen Synoden wurde das Verlangen nach Veränderung und Ausbau der Kirchenverfassung laut. Das Motto lautete: Mehr Beteiligung der Gemeinde, der Diözesansynoden und der Generalsynode in Leitung und Gestaltung der Kirche! Vor allem die Diözesen in den ehemals kurpfälzisch-reformierten Landesteilen taten sich mit deutlichen Forderungen hervor.
Ein weiteres wichtiges Thema war die Zuordnung von Schrift und Bekenntnis. Zwölf der siebenundzwanzig Synoden beschäftigten sich damit, und die, die sich damit befassten, lehnten allesamt eine stärkere Verpflichtung auf die Bekenntnisse mehr oder weniger entschieden ab. Dem Evangelischen Oberkirchenrat wurde dabei vorgeworfen, dass er in den Verlautbarungen und Erlassen der letzten Zeit die Bekenntnisbindung zu sehr betont habe.
Der Beitrag will zeigen, dass ein strebsamer Mensch aus sog. kleinen Verhältnissen auch ohne Hochschulausbildung Großes leisten kann. Der gebürtige Carl Peter Pflästerer stieg so allmählich in seiner Wahlheimat Karlsruhe bis an die Spitze der Stadtplanung auf und diente sieben Oberbürgermeistern und unter drei verschiednen Regierungssystemen. Im Dritten Reich beauftragten ihn die 'Machthaber’, Karlsruhe als Gauhauptstadt mit repräsentativen Aufmarschstrassen und Monumentalbauten nach dem Vorbild eines Albert Speer in Berlin auszubauen. Dies brachte ihm das Aushängeschild eines Nazi-Architekten ein, obwohl seine Pläne nur auf dem Papier ihren Niederschlag fanden. Der Beitrag will daher auch die andere Seite seines Wirkens zeigen, auch Privates und dass er als Baumeister trotz seiner Brüche in einer Umbruchzeit das Bild der Stadt Karlsruhe maßgeblich mitgeprägt hat.
Campanile
(2013)
Der oberste großherzoglich-badische Baudirektor Heinrich Hübsch hatte 1836
eine Pfarrkirche mit einer Zweiturmfassade für Untergrombach entworfen. Der
Plan entsprach in vielen Details seiner kurz zuvor geplanten Bulacher Pfarrkirche,
die allgemein als das Meisterstück seiner Anfangsjahre gilt. Aus Kostengründen änderte
er kurz vor seinem Tode den Untergrombacher Plan in eine Einturmfassade.
Nun entsprach Plan und Bauwerk fast einer frühchristlichen Basilika, deren besonderes
Kennzeichen dieser freistehende Kirch- oder Glockenturm ist. Aber zwei
Abstriche hat er gegenüber der ca. 1.700 älteren frühchristlichen Bauweise gemacht.
Er plante keinen umfassten Eingangsbereich (Atrium) ein und setzte zusätzlich
zwischen Hauptschiff und Apsis einen Chor. Das Hauptschiff mit den
Obergaden (Fenster im oberen Bereich) und den beiden niedrigen Seitenschiffen,
alles hier in 7 Joche aufgeteilt, erfüllte er.
Betritt man, von der S-Bahn-Station Wieblingen/Pfaffengrund her kommend , den Stadtteil Pfaffengrund, so fällt einem am Kurpfalzring linkerhand ein eigentümliches, in seinen Proportionen harmonisch wirkendes Gebäude mit einer Natursteinfassade ins Auge, das, umgeben von Lagerhallen und Produktionsstätten, fast fremdartig wirkt und in seiner architektonischen Gestaltung aus den gesichtslosen Zweckbauten des Gewerbegebietes herausragt. Das etwas versteckt hinter Bäumen liegende Bürogebäude, das von einem gepflegten Gartenstück umgeben wird und nahezu freisteht,
beherbergt heute die Hauptverwaltung der Firma Gaster Wellpappe, einem überregional tätigen Unternehmen mit Niederlassungen in mehreren deutschen Städten.
Am 9. August 1715 wurde Zacharias Xaver
Kegel als Sohn von Meinrad Kegel und seiner Frau
Maria Anna geb. Mayer aus Freiburg geboren. Wie
auch sein Vater studierte Kegel in Freiburg kirchliches und weltliches Recht. Von 1742 bis 1750
hatte er das Amt des Stadtschreibers und Syndikus
inne. Ab 1750 war er mehrfach Bürgermeister bzw.
Altbürgermeister. Kegel war von 1757 bis zu seinem
Tod am 28. Oktober 1778 Amtsbürgermeister
von Villingen. Es war eine politische Umbruchphase.
Die habsburgischen Verfassungs- und Verwaltungsreformen fanden auf drei Ebenen statt. Neben
den Wiener Zentralbehörden wurden auch die
Stellen der einzelnen Länder und die lokalen
Gewalten erfasst. 1756 erhielten die städtischen
Ämter neue Instruktionen vom Präsidenten der
Regierung und Kammer, Anton Thadäus Freiherr
von Sumeraw, so auch Zacharias Xaver Kegel als
Amtsbürgermeister.
15 000 Besucher aus dem Freiburger Umfeld feierten mit den tradtionsbewußten Lehener Bürgern das 500. Jubiläum des Aufstandes von Jos Fritz gegen die weltlichen und kirchlichen Obrigkeiten. Mittelalterliches Leben auf dem Dorf war angesagt und kein Besucher wurde enttäuscht. Der Kappler Holzschitzkünstler Thomas Rees hatte aus einer vom Blitz getroffenen Eiche rund um den Stamm die religiösen, wirtschaftlichen und politischen Probleme der Umbruchzeit vom Übergang zur Renaissance herausgearbeitet. Die sechs Meter hohe Säule wurde zur Eröffnung des Festes im Beisein der heutigen Obrigkeit der Öffentlichkeit übergeben. Eine meisterhaft e und nachhaltige Darstellung der Bundschuhereignisse.
Blumenstraße 1
(2013)
Im Haus Blumenstraße 1 habe ich meine Studienzeit verbracht, in einem riesigen Zimmer, ganz oben, mit zwei großen Fenstern zur Straße, einem winzigen Tapetenfenster zum Gaisberg, zwischen kuriosen Antiquitäten und einem mächtigen, grünen Kachelofen. Kaltwasser zum Kochen und Waschen gab es im Flur. Für 80 Mark im Monat. Die Unterkunft hatte ich Rainer Elfferding zu verdanken, einem dem libertären Flügel des 1970 verbotenen SDS zuzurechnenden Altgenossen aus der Basisgruppe Jura, mit dessen Bruder ich in Landau Abitur gemacht hatte.
Bibliographie Franz Gehrig
(2013)
Der Nachlass des Prälaten Hans Bornhäuser fand, nachdem bereits 2008 kleinere Teile eines „Nachlasses Bornhäuser“ durch den verstorbenen Prälat i.R. Gerd Schmoll übergeben worden waren, im Februar 2013 mit der Übernahme des Hauptnachlasses von der Witwe Ilse Bornhäuser in Freiburg seinen Weg in das Landeskirchliche Archiv Karlsruhe.
Der Bestand beinhaltet 283 Verzeichnungseinheiten mit einem Umfang von insgesamt 1,9lfden. Metern und
einer Laufzeit von 1900 bis 1987. Er umfasst Dokumente aus dem beruflichen wie aus dem persönlichen Leben.
Hans Bornhäuser entstammte einer religiös geprägten Familie: Am 21. Februar 1908 wurde er als erstes Kind des Pfarrers
Wilhelm Bornhäuser und dessen Frau Helene geb. Gonser in Uiffingen bei Boxberg geboren. 1910 wurde der Vater an die Stiftsanstalten in Freiburg versetzt, wo Hans Bornhäuser seine Kindheit und Jugend verbrachte. 1926 nahm er das
Studium der Theologie, Philosophie und Geschichte an der Universität Marburg auf, wo sein Onkel Karl Bornhäuser als Theologieprofessor wirkte. Während seiner Studienzeit verbrachte Hans Bornhäuser einige Semester an der Theologischen Schule in Bethel und an der Universität Erlangen.
Die St. Wendelinskapelle auf dem Ramsberg im Linzgau ist ein beliebter Wallfahrtsort. [1] Es ist dem starken Erdbeben von 1911 zu verdanken, dass die bis dahin von
Putz und Tünche überdeckten Wandbilder bei den anschließenden Ausbesserungsarbeiten zum Vorschein kamen und erstmals durch den Konservator der kirchlichen Denkmäler in Baden, Joseph Sauer, bekannt gemacht worden sind. [2]
Wie die Inschrift an der
Chorbogenrückwand dokumentiert, [3]
erfolgte die Freilegung und Restauration der Fresken durch die Kunstwerkstätte Gebr. Mezger in Überlingen. Dabei wurde der noch erhaltene Bildbestand nicht nur konserviert, sondern »weitgehend lasierend überfasst und
teilweise sogar deckend ergänzt« [4]
, so dass der Zustand der Wandbilder nicht vollständig
der ursprünglichen Ausmalung entspricht und damit der heutige Bildeindruck teilweise
auf einer Rekonstruktion der Fresken durch die Gebrüder Mezger beruht. [5]
Wie viele
andere mittelalterliche Wandmalereien fanden sie in der kunsthistorischen Forschung
nur geringe Beachtung.[6] Erst Bruno Kadauke [7]
und Jürgen Michler [8]
haben sie in ihre Anfang der 90er Jahre erschienene Dokumentationen gotischer Wandmalerei im südlichen
Baden-Württemberg aufgenommen. Anlässlich der Restaurierung der St. Wendelinskapelle in den Jahren 1999/2000 wurde der Erhaltungszustand der Wandmalereien durch
den Reichenauer Restaurator Robert Lung gründlich untersucht und dokumentiert.[9] Es
handelt sich um teilweise nur schwach erkennbare Bildszenen, Heiligenbilder und ikonographische Motive, mit denen der tonnenüberwölbte quadratische Chor ursprünglich
vollständig ausgestaltet war.
Es werden 200 weitere Ichneumoniden-Arten aus Baden nachgewiesen. Die Gesamtartenzahl erhöht sich
dadurch auf 1813, was etwa 52,4 % des aus Deutschland bekannten Artenbestandes entspricht (vgl. Tab. 1).
Neu für Deutschland sind sechs Arten: Adelognathus
pilosus Thomson, 1888 (Adelognathinae), Cratocryptus
subpetiolatus (Gravenhorst, 1829) (Cryptinae, Hemigasterini), Dicaelotus pudibundus Wesmael, 1845
(Ichneumoninae, Phaeogenini), Phytodietus femoralis
Holmgren, 1860 (Tryphoninae, Phytodietini), Isadelphus minutus Horstmann, 2009 sowie Isadelphus tuberculatus Horstmann, 2009 (Cryptinae, Phygadeuontini) aus Württemberg. Einige Fehler in unseren früheren
Arbeiten werden korrigiert, Ergänzungen werden eingefügt, und die Nomenklatur wird auf den aktuellen
Stand gebracht.
„Wo isch au d’Katz?“ fragen die Kunden seit
Wochen verdutzt, bevor sie sich ihren geplanten
Einkäufen im Fachgeschäft Hauck beim Oberen
Tor zuwenden. Komische Frage, wenn man eigentlich
einen Pulli oder einen Schlafanzug kaufen will.
Nun ja, der Kater Ramses war eben der Liebling
aller Kunden und fristete ein fröhliches Dasein zwischen
Hemden, Schürzen und Unterwäsche. Nun
ist er leider im gesegneten Katzen-Alter von 13
Jahren gestorben. Doch das Textil-Fachgeschäft
Hauck, Obere Straße 35, in dem der Kater Ramses
zum Inventar gehörte, das „lebt“ nun bereits seit
fast 80 Jahren und ist auch so lange im
Familienbesitz.
Beethovenstraße 39
(2013)
Die Beethovenstraße in Handschuhsheim verläuft von der Blumenthalstraße bis zum Kapellenweg. An ihrem Anfang, in der Nähe der feinen Blumenthalstraße, stehen einige stattliche Villen aus der Zeit vor dem Ersten Weltkrieg. Im weiteren Verlauf der Straße baute die „Siedlungsgesellschaft Badische Pfalz“ zwischen 1920 und 1924 zahlreiche Reihen- und Doppelhäuser. In diese zogen sowohl kleine Beamte als auch einige Hochschullehrer - jedoch nur Mitglieder des „unoffiziellen“ Lehrkörpers, die nicht verbeamtet waren, sondern in ungesicherten Beschäftigungsverhältnissen standen. In das gerade fertig gestellte Haus Nr. 39 zog vor 90 Jahren der frisch habilitierte Statistiker Emil Julius Gumbel (1891-1966). In der Nachbarschaft mieteten sich weitere Privatdozenten ein, die alle in den 1890ern geboren, 1923/24 also um die 30 waren und bei denen ebenfalls ihre lange Ausbildung, hohe Qualifikation und Spezialisierung im Widerspruch zu ihrem geringen Gehalt und ungesicherten Status standen. Zu ihnen gehörten Gumbels einziger Freund im Heidelberger Lehrkörper, der Orientalist Albrecht Götze (Nr. 44), oder der Musikhistoriker Hermann Halbig (Nr. 45), wie Gumbel ein Nonkonformist, der Jurist Ernst v. Hippel ( Nr. 51), aber auch der Anatom August Hirt (Nr. 57). Hirt - ab 1933 Mitglied der SS - stieg im Dritten Reich zum ordentlichen Professor der Anatomie auf und war maßgeblich an abscheulichen Menschenversuchen in Auschwitz beteiligt.
Am 18. Oktober 1908 kam in Kuhbach die Italienerin Olga Merazzi zur Welt. Den Geburtsort verdankt sie dem Bau der neuen Kirche. Ihr Vater Vincenzo Merazzi (1874-1926 ), Maurermeister und bewährter Polier des Bauunternehmers Leopold Grab (1871-1929) in Oberrotweil, führte in der damals selbständigen katholischen Gemeinde am Ausgang des Schuttertals einen Auftrag in der Größenordnung von mehr als 35.000 Goldmark aus. Er war in der Lage, die Pläne selbständig umzusetzen, seine Maurer anzuleiten und die Arbeiten der verschiedenen Gewerke zu koordinieren. Im September 1907 bezog er mit seiner Familie eine Wohnung in der alten Schmiede in der Nähe des Bauplatzes. Mutter Emilia verpflegte hier nicht nur ihre fünfköpfige Familie, sondern auch die Mitarbeiter ihres Mannes, die meisten ebenfalls Italiener.
Die Schweiz bietet auf kleinem Raum eine beachtliche Anzahl verschiedener sogenannter
Hauslandschaften mit jeweils eigenständiger Geschichte und verschiedenen Bauformen. Natürliche Voraussetzungen und kulturelle Eigenheiten prägten diese Hauslandschaften. Sie lassen
sich großräumig in das Schweizer Mittelland, die Voralpen und Alpennordseite, die alpinen
Südtäler, die Westschweiz sowie den Jurabogen gliedern. Die Hausforschung zeigt, dass im
ländlichen Hausbau bis in die frühe Neuzeit vorwiegend in Holz gebaut worden ist. Darauf
folgte in den meisten ländlichen Regionen der Schweiz eine Verlagerung zum Steinbau. Wenigsten drei Phasen der Agrarmodernisierungen haben die Landwirtschaft in der Schweiz nachhaltig verändert und damit auch die dazugehörenden Bauten.
Bauen, gebaut, abgerissen
(2013)
In den Jahren 2014 bis 2018 gedenkt Konstanz in großem Rahmen des Konstanzer Konzils von 1414–1418 – zahlreiche Ausstellungen und Aktivitäten stehen bevor. So wurde denn auch im Jahr 2009 mit der Sanierung und dem Umbau des Konstanzer Kaufhauses begonnen, in dem jene entscheidende Papstwahl stattfand, und das auch zur 600-Jahr Feier Ausstellungen und Veranstaltungen beherbergen soll. Zu diesen Maßnahmen gehörte der Bau eines nördlich an das Kaufhaus anschließenden Kellers, in dem neue sanitäre Anlagen, Lager- und Technikräume untergebracht werden. Die in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts entstandene Platzanlage blieb dabei erhalten, so dass sich oberirdisch für den Betrachter nichts geändert hat.
Basilica in Rustim
(2013)
Die Ortenau bildet das natürliche Vorland für das Zentrum Straßburg. Dessen Bischof hat bei der Christianisierung dieser Region, Ende des 6. spätestens aber Anfang des 7. Jahrhunderts , eine führende Rolle gespielt; sie war in der Folgezeit geschlossen ein Teil des Bistums Straßburg bis zum Jahre 1802. Um die Gläubigen mit Seelsorge und Gottesdienst versorgen zu können, bildeten sich früh an den Orten Pfarreien. Der Anstoß ging meist von der am Ort ansässigen Herrenschicht , dem Ortsadel aus. Diese Ortsherren bauten eine Kirche und stellten einen Hof, den Pfarrhof, zum Unterhalt des Geistlichen zur Verfügung. Man spricht von Eigenkirchen, weil sie zunächst als Eigentum ihrer Erbauer auf deren Grund und Boden errichtet wurden. Sie erlangten erst allmählich öffentlichen Charakter und Pfarrrechte , d. h. Tauf- und Beerdigungsrecht. Nun stand auch zum Unterhalt von Pfarrer, Kirche und für die kirchlichen Bedürfnisse der Zehntbetrag bereit. Sorgte nun der Ortsherr für die Kirche und den Unterhalt des Geistlichen, so war er berechtigt , den Zehnten zu beziehen. Das Zehntrecht wurde vererbt, verpachtet, verpfändet, verkauft und kam so oft in fremde Hände. Das brachte dann meist sehr komplizierte rechtliche Verhältnisse mit sich.
Der Hurrapatriotismus des Kaiserreichs und die fast einhellige Kriegsbegeisterung, anfängliche Siegesmeldungen von der Front, bald aber Nachrichten von Verwundeten und Gefallenen versetzten die Pfarrer in den Heimatgemeinden vom August 1914 an unter einen besonderen Erwartungsdruck ihrer Gemeindeglieder. Die Kriegsbegeisterung im Volk musste aufgenommen werden; bei den meisten Predigern geschah es aus Überzeugung. Andererseits galt es zu ermutigen und zu trösten, eine Deutung des Geschehens und Weisung zu bieten. Die Predigten waren somit meistens weniger Text- als Thema- oder Mottopredigten. Die älteren Pfarrer an der „Heimatfront“ wurden, trotz immer wieder neuer Mobilmachungsaktionen, entweder als unabkömmlich eingestuft oder neben ihrem eigentlichen Gemeindedienst als Garnison- oder Lazarettpfarrer eingesetzt. Ihre Kriegspredigten und Kriegsandachten ließen sie oft drucken, damit sie auch ihren Gemeindegliedern im Felde zugesandt werden konnten oder um mit dem Erlös des Druckschriftenverkaufs Hilfsmaßnahmen zu unterstützen.
Badens Rolle im Südweststaat
(2013)
Welche Rolle spielte der badische Landesteil in Baden-Württemberg seit dem Jahr 1952? War er tatsächlich "stets Provinz" wie Leo Wohlebs Ehefrau Maria argwöhnte oder war er gar vornehmlich Profiteur der Südweststaatsgründung? Der Beitrag erhellt diese Frage anhand von drei Messgrößen: den Infrastrukturmaßnahmen im badischen Landesteil unter wechselnden Administrationen, den Hilfen für die badischen Notstandsgebiete nach dem Zweiten Weltkrieg und den Motiven für die Änderung der Regierungsbezirksgrenzen in den siebziger Jahren des letzten Jahrhunderts.
Der Beitrag gilt den Grundlagen, die Baden im Lauf des 19. Jahrhundert zu einem wirklichen Musterland im Deutschen Reich werden ließen und öffnet Perspektiven, die auch in unsere Gegenwart hinein reichen: mit den Umrissen des starken Staates, mit einem modernen Beamtenrecht und einer loyalen wie auch aufgeklärten Beamtenschaft , mit einem Rechtssystem, das sich das volle 19. Jahrhundert hindurch bewährte und schließlich mit einer Verfassung aus liberalem Geist, auf deren Grundlage das Land, wenn nicht zur Schule, so doch zu einer Vorschule der Demokratie in Deutschland werden konnte.
Badener und Badenser
(2013)
Der Badener gerate "in Wallungen", "wenn er sich als Badenser titulieren lassen muss", heißt es in einem Kommentar des "Badischen Tagblatts" vom 21. April 2012, und ähnliche Äußerungen findet man öfter. So sagte kürzlich im SWR-Fernsehen der Freiburger Filmemacher Pepe Danquart, der auch in Berlin und Hamburg lebt: "Man wird ja ständig als Badenser beschimpft . […] Das kommt von den Schwaben." Öfter zitiert wird der Karlsruher
Abgeordnete Franz Gurk, der vor Jahren im Stuttgarter Landtag einem Heilbronner Abgeordneten damit gedroht habe, ihn künftig als Heilbronnser zu bezeichnen. Andere Einwohner Badens sind in dieser Beziehung gelassener, empfinden aber den Ausdruck Badenser aber doch als unzutreffendes,
als falsches Wort.
Baden-Württemberg
(2013)
In Baden-Württemberg sind die Badische Landesbibliothek in Karlsruhe und die
Württembergische Landesbibliothek in Stuttgart mit dem Pflichtexemplarrecht
ausgestattet. Wie schon für gedruckte Pflichtexemplare gibt es auch für elektronische Pflichtexemplare zwei Rechtsgrundlagen:
Zum einen gilt für die Abgabe amtlicher Veröffentlichungen der Erlass der
Landesregierung vom 9.10.2006, ergänzt durch den Mustererlass der KMK vom
5.7.2007. Zum anderen regelt eine Änderung des Pflichtexemplargesetzes, gültig
ab dem 1.1.2007, die Abgabe digitaler Publikationen aus öffentlichen Netzen.
Innerhalb eines Haushaltsstrukturgesetzes wurde mit Artikel 5 das baden-württembergische Pflichtexemplarrecht auf Netzpublikationen wie folgt ausgeweitet:
„Für digitale Publikationen gelten die Vorschriften dieses Gesetzes entsprechend.
Digitale Publikationen sind Medienwerke in unkörperlicher Form, die in öffentliche Netzen dargestellt werden.“
In diesem Beitrag soll der Blick auf eine entscheidende Phase der enger werdenden, von zunehmendem persönlichen Vertrauen zwischen den Beteiligten getragenen politischen Zusammenarbeit zwischen Charles de Gaulle und Konrad Adenauer gelenkt werden. Sie hatte ihren entscheidenden Durchbruch Anfang 1962 in einer Stadt des deutschen Südwestens, in Baden-Baden, erlebt. Die enge und für die weitere Entwicklung der politischen Integration entscheidende Kooperation, die zunächst vor allem von Charles de Gaulle als eine „Union“ beider Staaten angedacht worden war, konnte sich innerhalb weniger Monate auf der Grundlage sehr vertrauensvoller und offener persönlicher Beziehungen zwischen de Gaulle und Adenauer entwickeln. Sie wurde von beiden als Ausdruck ihrer Freundschaft empfunden.
Baden mit Augenzwinkern
(2013)
Ausgehend von der Analyse Thomas Küsters »Warum Baden weiterlebt« während der Vortagsreihe des Landesvereins und der Landesvereinigung im Gartensaal des Karlsruher Schlosses, wird nach dem 60. Jahr Baden-Württembergs versucht, eine differenzierte Außen- und Innenperspektive Badens im Jahre 2012 zu entwickeln. Es zeigt sich, dass die Deutungen Badens fortan weitgehend vom Marketing bestimmt werden. Aus der Analyse Küsters werden zwei mögliche badenbezogene Handlungsoptionen für den Landesverein abgeleitet. Eine dritte Option ergibt sich aus der Sensibilisierung der Bevölkerung für den Erhalt des »unvergleichlichen Landschaftsbildes«, wie Prinz Bernhard und Graf Douglas vorschlagen. Schließlich wird eine Politik »badischer Optionen« auf ihre Voraussetzungen überprüft .
Diese Veröffentlichung ist dem Gedenken an Dr. Manfred von Schickfus gewidmet, der bis zum Beginn seiner Erkrankung am Kirchhoff-Institut für Physik der Universität Heidelberg arbeitete. Ende Januar vergangenen Jahres nahm er Kontakt zu mir auf, angeregt durch meinen Vortrag über den Denkmalstreit um das Heidelberger Schloss im Königssaal am 25. Januar 2012. Er berichtete, dass sein Urgroßvater, Adolf von Oechelhäuser, Notizen hinterlassen habe und fügte einen von ihm transkribierten Auszug bei, der sich auf den Denkmalstreit um das Heidelberger Schloss bezieht. Wir sprachen darüber, die Notizen zu veröffentlichen. Zur geplanten Sichtung des gesamten Dokuments mit ihm zusammen kam es indessen nicht mehr: Dr. von Schickfus verstarb am 8. Dezember desselben Jahres, an seinem 72. Geburtstag. Seine Witwe Antje von Schickfus war so freundlich, den Abdruck des Auszugs zu genehmigen.
Auf dem "Alten Friedhof" in Ludwigsburg befindet sich ein auffälliges Grabmal. Ein
2,4 Meter hoher Granitblock trägt das Bronzerelief eines gut aussehenden bärtigen
Mannes. Darunter steht, kaum mehr zu lesen: »Anton Schott. 25. Juni 1846 – 13. Januar 1913. Dem Meister des Gesanges, dem edlen Menschen errichtet von dankbaren
Freunden.« Wer war dieser Anton Schott?
Anton Albert Schott – königlich württembergischer Artilleriehauptmann und
Heldentenor – ist am 24. oder 25. Juni 1846 auf der Domäne Staufeneck bei Salach
im damaligen Oberamt Göppingen geboren. Er starb am 6. Januar 1913 in Stuttgart
und wurde dort eingeäschert. Bei der Trauerfeier spielte die Kapelle des Infanterieregiments 121 den Walchschen Trauermarsch und die Kapelle des Feldartillerieregiments Nr. 29 den Schottschen Bardenchor »Stumm schläft der Sänger«. Die Trauerrede hielt Georg Feldweg, damals evangelischer Pfarrer in Jesingen, später in
Großbottwar. Seine Majestät der König hat den Hinterbliebenen des verstorbenen
Kammersängers und Hauptmanns der Landwehr a. D. Anton Schott »Allerhöchst
seine Teilnahme« aussprechen lassen.
Anton Schotts Ehefrau Laura geb. von Schroeder starb zwei Tage nach ihm, am
8. Januar 1913, auf Schloss Abenberg südlich Nürnberg. Ihr Leichnam wurde nach
Ludwigsburg übergeführt und zusammen mit der Asche ihres Gatten am 13. Januar 1913
auf dem »Alten Friedhof« beigesetzt. Wieder spielte die Kapelle des Infanterieregiments 121 und wieder hielt die Trauerrede Pfarrer Feldweg. Er war mit der Schwester
von Antons Frau verheiratet, mit Ida geb. von Schroeder. Ihre Aufzeichnungen sind
eine wichtige Quelle für das Leben des Artillerieoffiziers und Heldentenors.
„Das Publikum, das an diesem Tage dem Großen Universitätssaal zuströmte - das Konzert war seit Tagen ausverkauft-, sah an der Eingangstür einen Zettel angeheftet mit der Aufschrift: ,Kreiten-Konzert fällt aus'“ (Kreiten, in Lambart, S. 76). Was war geschehen? Karlrobert Kreiten (geb. 1916), Sohn der Sängerin Emmy Kreiten-Barido und des Musikpädagogen Theo Kreiten, blickte 1943 auf eine beachtliche Karriere zurück, auch im NS-Staat. Mit elf Jahren debütierte er in der Tonhalle Düsseldorf, wenig später war das Konzert im Rundfunk zu hören. 1933 gewann er den Wiener Klavierwettbewerb und den Berliner Mendelssohn-Staatspreis. 1937 beendete er seine künstlerische Ausbildung. Meisterkurse führten in die USA. Wilhelm Furtwängler vermittelte Auftritte mit den Berliner Philharmonikern. Aber auch Dirigenten wie Hermann Abendroth und Hans Weisbach, ständiger Gastdirigent des Nationalsozialistischen Reichs-Symphonieorchesters, setzten sich für den jungen Pianisten ein. Die Familie - die Mutter hatte französische und spanische Wurzeln, Vater und Sohn waren niederländische Staatsbürger - verhielt sich dem Regime gegenüber reserviert. Doch gab es einflussreiche Bekannte, so Hugo Balzer, Generalmusikdirektor in Düsseldorf und Funktionär der NS-Kulturgemeinde. Familienintern machte man Witze, und nach außen hin hielt man sich an die Spielregeln.
Am 16. August 1942 erhielten Adolf und Pauline Besag aus der Freiburger Erbprinzenstr. 8 ein
Einschreiben aus Karlsruhe von der Bezirksstelle Baden-Pfalz der Reichsvereinigung der Juden
in Deutschland (RJD): Auf behördliche Weisung eröffnen wir Ihnen, dass Sie zur Teilnahme
an einem am Samstag, den 22. August 1942 von Karlsruhe abgehenden Abwanderungstransport
bestimmt sind. Wir bitten Sie, die nachstehenden Anweisungen genau durchzulesen
und zu befolgen und in Ruhe die Vorbereitungen für Ihre Abreise zu treffen. Sie werden nach
Möglichkeit im Laufe der nächsten Tage von einem unserer Mitarbeiter aufgesucht, der Ihnen
mit Rat und Tat zur Seite stehen wird. Anträge auf Befreiung von der Teilnahme am Abwanderungstransport
sind zwecklos. Wir bitten daher, hierwegen weder schriftlich noch mündlich an
uns heranzutreten. Auch die Einreichung ärztlicher Atteste muss unterbleiben. Dass Anträge
an Behörden ohne Einholung einer Auskunft bei uns unzulässig sind, ist unseren Mitgliedern
bekanntgegeben worden. Sie müssen sich in Ihrer Wohnung am 21. Augustabreise bereithalten [...].
Apfelkiste und Wellblech
(2013)
Das Geroldsecker Land ist reich an ehrwürdigen Baudenkmälern, von deren Baumeistern wir nicht immer eine gesicherte Nachricht besitzen. Von den mittelalterlichen Architekten wissen wir, dass sie ihre Arbeit an den Kirchen unserer Heimat in Demut vor Gott verrichtet haben; diesen Bauleuten war der Gedanke fremd, sich mit ihrem opus ein Denkmal setzen zu wollen. Fremd war ihnen auch der Gedanke, hinter einer blendenden Fassade schlechte Arbeit zu verrichten - Gott sieht in jeden Winkel! Auch die Architekten der Barockzeit, deren Berufsauffassung schon an den modernen Architekten erinnert, waren tiefgläubige Menschen; wenn sie für die Ausschmückung einer Barockkirche zu den gewagten Tricks eines Theaterdekorateurs greifen mussten - omnia ad majorem Dei gloria! Als Generalunternehmer hatten sie stets den drohenden Ruin vor Augen, und viele Baumeister sind völlig verarmt im Elend gestorben. In der vorhergehenden Ausgabe des „Geroldsecker Landes“ (Nr. 54, S. 151 ff. ) ist bereits über jene dörfliche, liebenswerte Fest-Architektur geschrieben worden, durch deren Ausführung niemand in den Bankrott getrieben wurde, eben weil sie als Gemeinschaftsarbeit von vielen anonymen Helfern mit persönlichem Einsatz und wenig Geld, aber mit viel Phantasie und Liebe errichtet wurde (und vielleicht auch manchmal mit demutsvoller Einsicht in die eigenen Fähigkeiten). An dieser Stelle soll nun von einer weiteren Architektur des dörflichen Lebenswelt berichtet werden, die ebenfalls von kurzen Lebensdauer war, aber immer wieder zu allen Jahreszeiten wunderbarerweise aus ihren Ruinen auferstand, und so geschieht es bis heute: die Bauwerke der Kinder.
Am Brunnen vor dem Tore
(2013)
Als Franz Schubert das Lied vom Lindenbaum am Brunnen vor dem Tore Anfang
des 19. Jahrhunderts durch seine Vertonung in den Rang eines deutschen Volksliedes
erhob, waren Brunnen aus dem dörflichen und städtischen Alltagsleben noch lange
nicht wegzudenken: der einfache Dorfbrunnen, aus dessen Rohr das Wasser in einen
einfachen Steintrog floss, daneben die Viehtränke oder der repräsentative städtische
Marktbrunnen, als Demonstration herrschaftlicher Macht, mit dem Landesherrn in
seiner Mitte, mal gewappnet auf einer Säule, wie in Bietigheim zu Renaissance-Zeiten,
oder elegant auf einem Postament, wie in Ludwigsburg zu Zeiten des Barock.
Aber gleichgültig wie der Brunnen aussah, er versorgte Menschen und Tiere nicht
nur mit dem zum Leben notwendigen Wasser, sondern auch mit Arbeit. Der Beruf
eines herrschaftlichen oder städtischen Brunnenmachers war angesehen und verantwortungsvoll. Ihm zur Seite stand der Brunnenknecht, der für den Betrieb und die
Reinigung der Brunnen zuständig war. Die Reparatur- und Wartungsarbeiten schließlich beschäftigten Handwerker fast aller Zünfte.
Im Jahr 2012 feierte die Herrschaft Baden ihr 900-jähriges Jubiläum. Dieses Ereignis nahm der Historische Verein Zell a. H.
zum Anlass, in einer Ausstellung an den Übergang von einer Reichsstadt im Heiligen Römischen Reich deutscher Nation zu
einer badischen Landstadt zu erinnern. Gezeigt wurde sie vom 7.9. bis 4.11.2012 im Foyer des Storchenturm-Museums. Akten
im Stadtarchiv (StA) lieferten zahlreiche Informationen, auf die im Folgenden Bezug genommen wird. Im Ratssaal des Zeller
Rathauses grüßt das Portrait von Großherzog Karl Friedrich, in dessen Amtszeit sich der Wandel vollzog.
150 Jahre nach Henhöfers Tod stellt sich die Frage, welches war denn seine Wirkung und inwiefern ist er als einer der Lehrer unserer Kirche – ein Doktor, wie er von den Heidelberger Theologen genannt wurde – noch aktuell. Wir tun dies nicht ohne die gebotene Zurückhaltung, wohl wissend, dass uns nur ein begrenztes und vorläufiges Urteil zusteht. Meine innere Nähe zu ihm gestehe ich gerne. Henhöfer gehört für mich zu den theologischen Vätern und Lehrern, von denen unsere Landeskirche nicht allzu viele aufzuweisen hat. Aber ich möchte ihm kein Denkmal errichten und ihn auch nicht verklären. Denkmäler sind doch gleichsam Versteinerungen und verklärende Heiligenbilder, sie entsprechen nicht dem reformatorischen Verständnis jener Lehrer und Zeugen der Wahrheit, zu denen wir Henhöfer rechnen dürfen. Ein lebendiges, ehrendes und ehrliches Gedenken wird die Grenzen achten, die ihm und uns gesetzt waren und sind, einem jeden in seiner Zeit und Welt. Das Wort des Paulus vom Maß des Glaubens (Röm 12,3), das von Melanchthon so oft zitiert wurde, gilt und darum überschreibe ich meinen dritten Abschnitt Henhöfer in seinen Grenzen. Nach dieser Klärung und Eingrenzung möchte ich ihn zum Schluss unter uns neu ins Gespräch bringen, das ist sozusagen das Vermächtnis. Eine Thesenreihe soll diesen Versuch einer Aktualisierung zusammenfassen und zur Diskussion stellen.
Am 5. Dezember 2012 ist hier in Spöck des 150. Todestages Aloys Henhöfers gedacht worden. Und heute, am Sonntag und zweiten Advent vor 150 Jahren, ist der Pfarrer und Theologe der Erweckung von seiner Gemeinde zu Grabe getragen worden. Wer war dieser Aloys Henhöfer? Evangelischer Pfarrer und vormals katholischer Priester, wissen die einen. Ein gläubiger Mensch, ein Erweckter oder „Pietist“, wie es damals hieß, wissen die andern. Und wieder andere wissen von dem volksnahen Mann zu erzählen, der Groß und Klein, Hoch und Einfach ins Gewissen reden konnte. In der Tat ist Henhöfer ein Mann gewesen, von dem man Beeindruckendes erzählen konnte, wahre Geschichten und auch Legenden, jedenfalls Geschichten, in denen man nicht nur erfuhr, wie sich seine Lebensgeschichte zugetragen hat, sondern auch, wie
ein Mensch seine persönliche Geschichte in die Führungen Gottes einzeichnen konnte. Wer war Aloys Henhöfer? Die Überschrift dieses Vortrages will es schon zum Ausdruck bringen: Mutiger Bekenner und Prediger des lauteren Evangeliums. Mutig also war er und hat gelernt, seinen Glauben auf das Bekenntnis des Augsburger Reichstags von 1530 zu beziehen und zur Geltung zu bringen. Ein begnadeter Prediger war er, der Scharen von Auswärtigen zu seinen Gottesdiensten zog. Und schließlich war er ein Lehrer des Evangeliums, sicherlich in dem ihn prägenden Verständnis aus der ihm widerfahrenen Erweckung. Zum väterlichen Lehrer wurde er an seinen Vikaren, die die Frömmigkeit der Erweckung zu einer Bewegung innerhalb der Landeskirche werden ließ, die bis heute spürbar ist in der Diakonie bzw. Inneren Mission, dem AB-Verein oder auch einfach in der Prägung der Gemeinden in der Hardt, im mittelbadischen Ried oder auch im Kraichgau.
Alexander Moser
(2013)
Vor etwas über hundert Jahren hat der in Moskau lebende Chemiker Alexander
Moser ein Modell für eine kleine elektrische Anlage aus zwölf farbigen Glühbirnchen und zwölf Schaltern angefertigt, von der ein Modell im Moskauer Skrjabin-Museum erhalten ist. Möglicherweise wurde dieser Apparat zur Ausführung der
Lichtstimme von Alexander Skrjabins Prométhée, le poème du feu bei einer
privaten Voraufführung in Skrjabins Wohnung im Winter 1910/1911 benutzt.
Dazu erklang eine Klavierversion, die vom Komponisten selbst gespielt wurde. Es
war die einzige Lichtversion, die der Komponist selbst miterlebte, denn er nahm an
der ersten öffentlichen Aufführung mit Lichteffekten am 14. April 1915 in New
York nicht teil und starb kurz danach am 27. April 1915.
Die Biographen Skrjabins erwähnen Moser als Fotografen wichtiger Künstlerporträts, als Freund des Komponisten und als Konstrukteur des Lichtklaviers,
ohne aber Details aus dem Leben des in Moskau geborenen Sohnes von aus dem
Schwarzwald stammenden Eltern zu nennen. Erstmals werden im folgenden
wesentliche Daten aus dem Leben des Alexander Moser zusammengetragen, die
Bedeutung Mosers für den Komponisten Alexander Skrjabin und die Skrjabin-Forschung erläutert, sowie der familien- und unternehmensgeschichtliche Hintergrund der aus Unterkirnach stammenden Vorfahren Alexander Mosers erhellt.
Trotz des steigenden Bedürfnisses nach unberührter
und geschützter Natur in unserer Gesellschaft wird
die Unterschutzstellung eines Gebiets meist von vielen Konflikten mit der betroffenen Bevölkerung begleitet und dadurch erschwert. Daher ist ein erfolgreiches Akzeptanzmanagement unumgänglich, damit
die Betroffenen die Schutzmaßnahmen als sinnvoll
und positiv erachten. Der folgende Artikel stellt eine
mögliche Vorgehensweise bei der Ausweisung neuer
Naturschutzgebiete vor, welche im Wesentlichen auf
Kommunikation und Beteiligungsmöglichkeiten basiert
und besonderen Wert auf einen echten Dialog zwischen allen Beteiligten legt. Ein Kontakt auf Augenhöhe ermöglicht es, die Interessen der Betroffenen zu
berücksichtigen; durch Einzelgespräche und die Arbeit
in Kleingruppen kann eine gestärkte Vertrauensbasis
erzeugt werden. Öffentliche Gebietsbegehungen mit
einem Fachmann stellen einen geeigneten Rahmen
dar, um auf zwischenmenschlicher Basis Konflikte
auszuräumen, auf Emotionen einzugehen und somit
die Akzeptanz für Naturschutzmaßnahmen zu steigern. Der Erfolg dieser Verfahrensweise kann durch
mehrere Beispiele aus dem Regierungsbezirk Karlsruhe belegt werden.
Die Badische Landesbibliothek Karlsruhe (BLB) und die Württembergische Landesbibliothek Stuttgart (WLB) nehmen gemeinsam das Pflichtexemplarrecht für das Land Baden-Württemberg wahr. Zur Erinnerung: Seit der Änderung des Pflichtexemplargesetzes im Jahr 2007 sind auch digitale Publikationen der in Baden-Württemberg ansässigen Verlage an die beiden Landesbibliotheken abzugeben und von diesen entsprechend ihrer regionalen Zuständigkeit zu sammeln und zu archivieren. Die Plattform dafür
stellt das Baden-Württembergische Online Archiv BOA 18 dar, das vom Bibliotheksservice-
Zentrum Konstanz (BSZ) technisch betrieben und von BLB und WLB gemeinsam mit
dem Landesarchiv inhaltlich betreut wird.
Ein halbes Jahr vor seinem Tod führte Adolf Schleicher noch eine große Pilgerschar von Villingen aus zur Wallfahrtskirche auf den Dreifaltigkeitsberg. Jetzt hat er selbst seine letzte große Pilgerfahrt angetreten. Er starb im Alter von 75 Jahren. Um ihn trauern neben seiner Frau Helga und den Angehörigen der Familie auch die Mitglieder des Geschichts- und Heimatvereins Villingen.
Adlige, Begine, Bettlerin
(2013)
Die Verehrung der Heiligen verweist den gläubigen Menschen auf Alternativen zum alltäglichen Leben und macht deren Lebensform als Weg zum Heil konkret, also wahrnehmbar. Ein solches Leitbild verkörperte Elisabeth von Thüringen seit ihrem frühen Tod 1231. Schon wenige Monate, nachdem die junge Landgräfin in der Nacht vom 16. zum 17. November 1231 gestorben war, bemühte sich ihr Beichtvater Konrad von Marburg darum, die singuläre Stellung seiner ihm anvertrauten Beichttochter durch ein offizielles Heiligsprechungsverfahren zum Ausdruck zu bringen. Er entwarf einen kurzen Lebensabriss Elisabeths und schickte ihn an die Kurie, zusammen mit Aufzeichnungen von Wunderberichten, die nach Zeugenverhören notiert wurden. Dieses Beweismaterial wurde in mehreren Schritten noch ergänzt, zumal man an der Kurie einem vorbildhaften Lebenswandel mehr Aufmerksamkeit schenkte als Wundern. Deshalb erhielten die Aussagen von vier Dienerinnen Elisabeths, die sie zum Teil seit ihrer Kindheit begleitet hatten, einen besonderen Stellenwert. „Unter Eid“ berichteten sie ausführlich über Begebenheiten aus dem Leben ihrer Herrin. Alle späteren Lebensbeschreibungen Elisabeths beziehen sich auf diese Befragung der Dienerinnen im Rahmen des Kanonisationsverfahrens.
Abgesetzt wegen blodigkeit
(2013)
Nach jahrelanger Auseinandersetzung um Erbfolge und Landesteilung hatten drei der Söhne des Markgrafen Christoph I. (1453–1527) von Baden im Jahr 1515 erreicht, dass ihr Vater und regierender Landesherr für vier Jahre befristet die Regierungsgeschäfte niederlegte und zweien seiner Söhne temporär einen Großteil der Herrschaftsrechte übertrug. Im darauffolgenden Jahr (1516) enthob
Kaiser Maximilian I. den alten Reichsfürsten wegen blodigkeit sins libs und ander ungefelle an siner vernunft und schicklichkeit jedoch gänzlich seiner herrscherlichen Rechte und seiner Macht. Markgraf Christoph I. wurde – so ist es bis heute in der Geschichtsschreibung fest verankert – wegen Geisteskrankheit faktisch abgesetzt.
900 Jahre Ebnet
(2013)
Die Ersterwähnung von Ebnet im Rotulus Sanpetrinus zu ca. 1113 gibt Gelegenheit, Einblick in die Herrschaftsgeschichte des Raumes in der frühen Zähringerzeit zu gewinnen. Der Ort kann indes auf eine weitaus ältere Vergangenheit zurückblicken, die sich in dem Patrozinium der Ebneter Kirche St. Hilarius und St. Remigius spiegelt, spielten diese beiden Heiligen doch im Fränkischen Reich der Merowingerzeit (6./7. Jh.) eine Rolle. Ebnet war damals wie auch später verkehrsgeographisch wichtig durch seine Lage am Übergang von der Rheinebene zum Schwarzwald. Nach der Ortsherrschaft der Herzöge von Zähringen und der Grafen von Freiburg hatten hier im späteren Mittelalter die Snewlin von Landeck das Sagen und verfügten offenbar über ein festes Haus, das 1493 einem Anhänger des elsässischen Bundschuh zeitweise Asyl gewährte.
60 Jahre Baden-Württemberg
(2013)
Die Geschichte des Landes Baden-Württemberg begann offiziell am 25. April 1952
um 12.30 Uhr. Die Geschichte begann allerdings nicht in feierlicher, friedlicher
Sitzung der am 9. März 1952 gewählten Verfassunggebenden Versammlung. Sie begann vielmehr, man muss es so sagen, mit einem Eklat. Ausgelöst hat diesen Eklat
kein anderer als einer der wichtigsten Wegbereiter unseres Bundeslandes: Reinhold
Maier.
Am meisten ist damals ein Pressefoto in Erinnerung geblieben. Das Bild zeigt den
soeben gewählten Ministerpräsidenten Reinhold Maier, der, am Rednerpult stehend,
seine goldene Taschenuhr, ein Familienerbstück wie man vermuten darf, empor hält
und den Abgeordneten mitteilt, dass in diesem Augenblick »die Länder Baden, Württemberg-Baden und Württemberg-Hohenzollern zu einem Bundesland vereinigt
sind«. Beim Blick auf die Taschenuhr sagte Reinhold Maier in feierlichem Ton:
»Meine Frauen und Männer, Gott schütze das neue Bundesland«.
Das Sitzungsprotokoll weist aus, dass an dieser Stelle laute Pfuirufe im Saal ertönten.
Sie kamen aus den Reihen der CDU. Die Stenografen waren wegen des Tumultes nicht
in der Lage, die Pfuirufe zu identifizieren. Aber jeder im Saal wusste: Die Volksvertretung des neuen Bundeslandes, die nun eine Verfassung ausarbeiten sollte, war tief
in zwei Lager gespalten, in ein Regierungslager und ein Oppositionslager, bestehend
aus der größten Fraktion, der CDU-Fraktion, und einigen wenigen KPD-Vertretern.
Die Regierungskoalition, die Reinhold Maier soeben mit 64 Stimmen zum Regierungschef gewählt hatte, bestand aus Sozialdemokraten, DVP/FDP-Abgeordneten und der
Fraktion des »Bundes der Heimatvertriebenen und Entrechteten – Deutsche Gemeinschaft«.
Zu Beginn des Jahres 1963 fanden sich mehrere Untergrombacher zur Gründung eines Heimatvereins zusammen. Die eigentliche Gründungssitzung war am 01.11.1963 im Gasthaus Lamm. Bei der Gründungsversammlung mit den ersten
Wahlen stimmte man auch über einen Satzungsentwurf ab. Dieser wurde 1964 vom Amtsgericht genehmigt, somit war nun der Heimatverein ein gemeinnütziger Verein.
25 Jahre „Krone“
(2013)
Ist es nicht typisch für diese schnelllebige Zeit:
Da wird man schon mit 25 Jahren zum Denkmal
erklärt. Früher trug man dafür mindestens einige
hundert Jahre seine Haut zu Markte …
Apropos Haut: Das trifft ja genau auf mich zu:
Schließlich hat meine „Außenhaut“, wenn ich mich
recht erinnere, mehr als 400 Jahre allen Unbillen
standgehalten. Gut, mit einigen kleineren Blessuren vielleicht, aber schließlich zeugen bei
Menschen die Falten auch von einem gelebten
Leben. Verfolgen wir doch gemeinsam meine
Geschichte.
Vor 195 Jahren, anno 1817, gründete Schlossermeister Ignaz Görlacher eine kleine Werkstatt an
der Bickenstraße in Villingen, die im Laufe der
kommenden fast 200 Jahre über Generationen hinweg
bis heute in Villingen Erfolgsgeschichte schreiben
sollte.
Nach seinem frühen Tod übernahm der zweitjüngste
Sohn Fridolin die väterliche Werkstatt. Das
Vorhaben des jungen Meisters, durch Vergrößerung eine breitere Existenzgrundlage zu schaffen,
fand jedoch bei Mutter und Geschwistern wenig
Anklang. Er zog die Konsequenzen und erwarb das
Anwesen des ehemaligen Metzgers Held an der
Oberen Straße. Er richtete dort eine neue Werkstatt
mit Wohnung ein und schuf damit den neuen
Ausgangspunkt der handwerklichen Familientradition.
Das alte Rathaus von Niederschopfheim stand auf demselben Platz wie das heutige Rathaus, jedoch in Nord-Süd Richtung. Es
war ein eineinhalb geschossiges Fachwerkhaus mit Lehmriegel und muss in einem sehr desolaten Zustand gewesen sein. Es
gibt davon nur einen Lageplan, einen Schnitt durch das Haus und vom Erdgeschoss einen Grundriss. Ansichtspläne oder
Fotos gibt es leider nicht. Das Haus war ca. 17 Meter lang und 11 Meter breit, hatte einen großen Kniestock und ein sehr steiles Dach.
Das Stolpersteinprojekt des Kölner Künstlers Gunter Demnig hat inzwischen über die Grenzen Deutschlands hinaus Verbreitung gefunden. Freiburg war die erste süddeutsche Stadt, in der auf Betreiben der Initiatorin Marlis Meckel diese – vom Rat der Stadt einstimmig beschlossene – ungewöhnliche Form des Gedenkens realisiert wurde. In den mehr als zehn Jahren des Bestehens der Freiburger Stolperstein-Initiative sind 350 Stolpersteine meist vor den ehemaligen Wohnungen der Opfer des NS-Terrors in der Stadt verlegt worden. Angesichts der Monstrosität der NS-Verbrechen werden auch in Zukunft mit der Unterstützung der Bevölkerung und der Medien weitere Verlegungen für die Angehörigen der betreff enden Opfergruppen (neben jüdischen Verfolgten und Ermordeten u. a. auch politische Widerständler, Zeugen Jehovas, Euthanasieopfer Deserteure, Homosexuelle) stattfinden.
Der französische Kaiser Napoleon Bonaparte soll des öfteren von sich gesagt haben: Ich bin einer von jenen Leuten, die alles durch sich selbst, nichts durch ihre Ahnen sind. Nun hat der badische Staatspräsident Anton Geiß im Ganzen betrachtet wenig mit dem Kaiser der Franzosen gemein, doch ist er gewiss einer von jenen Leuten, die Napoleon hier anspricht, denn auch seine Karriere führte ihn aus einfachen Verhältnissen an die Spitze eines Staates: von einem Hirtenjungen, Schreinergesellen und Arbeiter stieg er Ende des 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts zum Stadtrat von Mannheim auf, zum Landtagsabgeordneten, Vorsitzenden der SPD in Baden, zum langjährigen Vizepräsidenten der Zweiten Kammer der badischen Landstände, zum Ministerpräsidenten der provisorischen
badischen Regierung in der Revolution 1918/1919 und schließlich zum ersten badischen Staatspräsidenten.
Vor 37 Jahren schrieb der Göttinger Wirtschafts- und Sozialhistoriker Wilhelm Abel die folgenden Sätze: „Es zeigt sich, dass auch die Geschichte des Abendlandes auf weite Strecken hin
eine Geschichte der Not, des Hungers und des Elends war. Das ist in unser Geschichtsbewusstsein noch kaum eingedrungen. [...] Zwar darf feudale Willkür nicht übersehen werden, doch
mehr noch, wenn auch vielleicht verflochten mit ihr, zogen die natürlichen Ressourcen der Versorgung mit Nahrungsmitteln Schranken. Freilich gilt dies nur für die ‚Armen‘. Doch sehr viele
waren arm in einem Zeitalter, da schon in guten Jahren nicht selten mehr als die Hälfte der Einkommen für Lebensmittel gebraucht wurde und in Notjahren die Preise der wichtigsten Brotfrucht auf das Doppelte, Dreifache und noch höher stiegen.“
,,Haman war ein böser Mann, hat verkackte Hosen an!" Eva Mendelsson, geb. Cohn, spricht 2013 diesen Vers aus einem Gedicht ihrer Mutter Sylvia mit Leidenschaft, aber auch voller Trauer. Der Spruch hat sie seit den Kindertagen in Offenburg (sie ist 1931 geboren) durchs Leben begleitet. Denn kurze Zeit nach ihrer Geburt war wieder ein Haman, war Adolf Hitler an die Macht gekommen, und auch er plante, die Juden auszulöschen. Sie konnten sich aber diesmal nicht, wie es in der Esthergeschichte des Alten Testaments geschildert wird, erfolgreich gegen ihn zur Wehr setzen. Sechs Millionen Juden hat Hitler, haben er und seine willigen Gefolgsleute auf dem Gewissen. Auch Evas Mutter Sylvia Cohn und ihre älteste Schwester Esther (geb. 1926, ermordet 1944 in Auschwitz) waren unter seinen Opfern.
Sprachen sind „die Systeme von Einheiten und Regeln, die den Mitgliedern von Sprachgemeinschaften als Mittel der Verständigung dienen", so wird Sprache in Wikipedia definiert. Also dient Sprache der Verständigung innerhalb einer sozialen
Gruppe. Häufig sind Sprachgrenzen auch Landes- oder Staatsgrenzen. In diesem Sinne grenzt Sprache ein und auch aus. Es
gibt Zugehörige und Nichtzugehörige. Aber auch Sprache passt sich sozialen und politischen Veränderungen an. Sprecher innerhalb einer sozialen Gruppe passen sich vor allem dann an und übernehmen diese Sprache, wenn sie sich gegenüber anderen sozialen Gruppen abgrenzen und den inneren Zusammenhalt verstärken wollen. Ein typisches Beispiel ist die Jugendsprache oder der Gassenjargon. Sie oder er dient dazu, sich bewusst von der Sprache der Erwachsenen oder Eltern abzugrenzen und damit sich nur unter sich verständigen zu können.
Am 25. November 1898 wurde er in Offenburg geboren und als Kurt Dreifuß mit israelitischem Bekenntnis ins Standesregister
eingetragen. Seine Eltern Qosef und Rosa, geb. Halle) hatten hier in der Kornstraße 4 ein Einrichtungsgeschäft gegründet. Von Beruf war Josef Dreifuß Tapezier, und er betrieb, so die Meldekarte, eine Möbelhandlung. Am 8.5.1866 war er in Schmieheim zur Welt gekommen. Im Ersten Weltkrieg ist er am 17.7.1915 gefallen, im Alter von 49 Jahren. Rosa Dreifuß, geb. 6.2.1873, stammte aus Hockenheim. Sie starb ein Jahr nach ihrem Gatten, am 28.7.1916, war zu diesem Zeitpunkt also 43 Jahre alt. Da waren die Kinder noch klein: der älteste war Kurt, dann kamen Paul (2.8.1902), Ilse (31.1.1908), Egon (4.5.1910) und Friedrich (8.10.1912).
„Neben seiner Bibel", brauche jeder echte Deutsche im Hause „nur noch ein Buch Scheffels", urteilte ein Biograph kurz nach
dem Tod des Autors. Als Joseph Victor von Scheffel am 9. April 1886 in seinem Elternhaus in der Karlsruher Stephanienstraße verstarb, war die Trauer groß. Hunderte Beileidstelegramme aus ganz Deutschland trafen ein, alle deutschsprachigen Zeitungen berichteten von dem Tod des beliebten Dichters, der in den siebziger und achtziger Jahren des neunzehnten Jahrhunderts zu den populärsten und meist verkauften deutschsprachigen Schriftstellern zählte, zu vergleichen nur mit den Klassikern Goethe und Schiller. Die Beerdigung drei Tage später wurde zu einer beeindruckenden Trauerbekundung für den badischen Dichter, Tausende begleiteten den Sarg zu seiner letzten Ruhestätte, einem Ehrengrab im „Campo Santo"; in dem Teil des neuen Karlsruher Friedhofes also, der von Josef Durm geplant wurde, dem Architekten, der Scheffels Villa auf der Mettnau am Ufer des Bodensees erbaut hat.
Der Krieg mit dem Schwäbischen Städtebund und speziell die Schlacht von Döffingen
vom 23. August 1388, auf die noch intensiver zurückzukommen ist, hat seit
über 150 Jahren die Historiker beschäftigt. Eigene Kapitel boten schon die
Geschichtswerke von Ludwig Häuser 1845 über die Kurpfalz und Christoph
Stälins dritter Band der Württembergischen Geschichte von 1856. Spätere Arbeiten
versuchten die Geschehnisse zu deuten bzw. gaben als Regestenwerke eine etwas
sicherere Grundlage. In den letzten 25 Jahren kamen wichtige neue Publikationen
hinzu: Martin Hanselmann behandelte die Schlacht intensiv im Heimatbuch
Grafenau 1988 und Hermann Ehmer thematisierte die Forschungslage anlässlich
seiner umfassenden Publikation über den „Gleißenden Wolf v. Wunnenstein"
1991. Weiterhin sind beispielsweise die Arbeiten von Fuchs, Harms, Schneider
bzw. Schubert zu nennen.
"Versuch zu überleben"
(2013)
Als am Karfreitag, den 1. April 1945, die Amerikaner in Heidelberg einmarschierten, saßen zwei junge Frauen, Blanca und Maria, am Straßenrand und weinten. Ihnen war bewusst, dass sie Krieg und Verfolgung zwar überlebt hatten, aber ihr Zuhause und ihre Familien vernichtet waren. Sie wurden von einem Feldprediger der US-Armee angesprochen. Er hatte erkannt, dass die beiden Frauen die ersten jüdischen Überlebenden waren, die er in Deutschland antraf. Er forderte sie auf, ins amerikanische Hauptquartier im Heidelberger Rathaus zu kommen. Als die beiden Frauen ihn am nächsten Tag im Rathaus aufsuchen wollten, war er schon weitergezogen, hatte jedoch Kontakt zu einem Offizierskollegen hergestellt, der nun bei der Wohnungssuche behilflich war. Blanca hatte das letzte Kriegsjahr mit gefälschten Papieren als polnische Fremdarbeiterin Bronislava Panasiak in einer regimetreuen Heidelberger Familie, die von ihrer jüdischen Identität nichts wissen durfte, überlebt. Wie war Blanca in diese Familie gekommen und wo hatte sie vorher gelebt? 1913 wurde sie als Blanca Nebenzahl in Gorlice, Polen, geboren und ist mit drei jüngeren Brüdern aufgewachsen. Trotz antisemitischer Ausschreitungen an der Universität Krakau begann sie dort nach dem Abitur ein Jurastudium. Sie gab dieses jedoch auf, um den Unterhalt für sich und ihren späteren Mann Wolf Rosenkranz zu verdienen, der an der Universität Warschau auf sein medizinisches Staatsdiplom hinarbeitete.
Unter Herzog Christoph wurden seit 1550 die bestehenden Stadtschulen des Amtes
in Marbach und Großbottwar als Lateinschulen verbessert. Sogenannte »Teutsche
Schulen« bestanden im Amt Marbach vor 1559 in Affalterbach, Beilstein, Kleinaspach, Marbach, Murr und Oberstenfeld. Den Unterricht hielt der Mesner. Ein besonderer Lehrer war nur in Marbach und Oberstenfeld angestellt. Die Einrichtung
Deutscher Schulen wurde durch die Kirchenordnung 1559 zur Pflicht, wobei die
Mesner das Schulmeisteramt übernehmen sollten. Die Schüler waren in drei Gruppen
zu unterteilen, von denen die erste Buchstabieren, die zweite das Zusammenfügen
der Silben und die dritte zusammenhängendes Lesen und Schreiben lernte.
Über die Anfänge der Schule in Rielingshausen ist wenig bekannt. Wahrscheinlich
wurde ein geregelter Schulbetrieb erst nach Verabschiedung der eben genannten
Kirchenordnung aufgenommen. In den ersten Jahrzehnten war es vielerorts üblich,
dass die Schulmeister aus dem Kreis der Dorfeinwohner durch Schultheiß, Gericht
und Rat im Beisein und mit Vorwissen des Pfarrers gewählt wurden. Die Bestätigung
erfolgte durch den herzoglichen Kirchenrat in Stuttgart.
"Umschulung"
(2013)
Dieser Text ist in einer französischen Original-Version 2010 unter dem Titel "Umschulung. Témoignages d’instituteurs alsaciens déplacés en pays de Bade (1940–1945)" erschienen. Der Verfasser widmet diese deutsche, gekürzte Version seinen deutschen Freunden und bedankt sich bei seinem Kollegen und Freund Herrn Anton Burkard aus Merzhausen für seine Hilfe bei der Übertragung dieser Fassung ins Deutsche.
Während der deutschen Besatzung Frankreichs wurden elsässische Lehrerinnen und Lehrer in Deutschland einer sogenannten Umschlung unterzogen. Sie müssen nun nach dem deutschen Lehrplan unterrichten, der ihnen in mehrmonatigen Lehrgängen "beigebracht" wird. Deutsch ist nun Schulsprache und bis 1941 wird auch noch in Sütterlinschrift geschrieben. Es finden auch Lehrgänge für nationalsozialistisches Geschichtsdenken statt. Die mehrmonatigen Aufenthalte bei der Besatzungsmacht sind für viele der jungen Lehrerinnen und Lehrer eine schwere psychische Belastung. Zeitzeugenberichte sind die Grundlage dieses Beitrags.
"Nicht mehr wie ein Mensch"
(2013)
Im Chorraum der Universitätskirche in Freiburg, die im Zweiten Weltkrieg ihre barocke Ausstattung verlor, steht seit nunmehr 25 Jahren ein übergroßer Kruzifixus, den der Schwarzwälder Bildhauer Franz Gutmann (geb. 1928) geschaffen hat: ein nach wie vor anstößiges, ja erschreckendes Werk. Dieser Kruzifixus, der insofern keiner ist, als ihm die Arme fehlen, weist gerade dadurch auf ältere Vorbilder hin; und das gewaltige Haupt erinnert mit seiner
Dornenkrone wohl kaum zufällig an Beispiele aus der spätmittelalterlichen Kunst am Oberrhein, namentlich an Nicolaus Gerhaert und an Matthias Grünewald (wobei diese Dornenkrone das Gesicht des Gottessohnes ebenso verbirgt wie sich Gott einst im Dornbusch verbarg). So stellt dieses ganz und gar moderne Werk gleichwohl viele Assoziationen her – auch an die Gottesmutter, der diese Kirche geweiht ist, und an die heiliggesprochene Edith Stein, Schwester Teresia Benedicta "a Cruce", nach der sich die hier beheimatete Hochschulgemeinde aus gutem Grund nennt.
"IN SCIENTIA SALUS"
(2013)
Im Jahre 1877 nahm der Billroth-Schüler Vinzenz Czerny (1842-1916) den Ruf auf den Lehrstuhl für Chirurgie in Heidelberg an. Aufgrund seines überragenden Könnens erwarb er sich großes Ansehen als kühner Operateur, der sich „gerne an der Grenze des Erreichbaren bewegt" hat, und als charismatischer Lehrer. In dieser Zeit begegneten ihm viele Patienten mit schwersten, oft inoperablen Krebsleiden. Nach Besuchen des Morosovschen Krebsspitals in Moskau und des Krebsforschungsinstituts in Buffalo, plante er die Gründung einer ähnlichen Einrichtung in Heidelberg.