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1. "Bunte Bilder von Baden"
Die Frage nach dem, was badisch ist, ist ein durchgehendes Motiv der Ausstellung. Schon im Eingangsbereich wird der Besucher eingeladen, die "eigene Vorstellung" von Baden "beim Gang durch die Ausstellung mitzunehmen".
2. Mit einer Frage durch die ganze badischen Geschichte
Eine Antwort auf die Frage nach Baden und der badischen Identität ist schon beantwortet, bevor der Besucher die Ausstellung überhaupt betritt. Die Antwort steckt in der Verkleidung des Eingangsbereichs durch die 18 Meter hohe Kuckucksuhr von Stefan Strumbel. Wir denken die Antwort könnte lauten: Wir können alles. Auch uns selber auf den Arm
nehmen. So schrieb denn auch der Direktor des Landesmuseums, Strumbels Kunst "passe wunderbar in den Kontext des 900-jährigen Jubiläums von Baden" (BLM aktuell).
Baden mit Augenzwinkern
(2013)
Ausgehend von der Analyse Thomas Küsters »Warum Baden weiterlebt« während der Vortagsreihe des Landesvereins und der Landesvereinigung im Gartensaal des Karlsruher Schlosses, wird nach dem 60. Jahr Baden-Württembergs versucht, eine differenzierte Außen- und Innenperspektive Badens im Jahre 2012 zu entwickeln. Es zeigt sich, dass die Deutungen Badens fortan weitgehend vom Marketing bestimmt werden. Aus der Analyse Küsters werden zwei mögliche badenbezogene Handlungsoptionen für den Landesverein abgeleitet. Eine dritte Option ergibt sich aus der Sensibilisierung der Bevölkerung für den Erhalt des »unvergleichlichen Landschaftsbildes«, wie Prinz Bernhard und Graf Douglas vorschlagen. Schließlich wird eine Politik »badischer Optionen« auf ihre Voraussetzungen überprüft .
Die vom Stadtmuseum Karlsruhe 1999 veröffentlichte Publikation "Zwischen Autor und Leser. Karlsruher Verlage von der Stadtgründung bis heute" nahm zwar Bezug auf den G. Braun Verlag, seine medizinische Fachliteratur (S. 38) und auf den bedeutenden Schulbuchverlag (S. 27), verzichtete aber auf eine Darstellung der bedeutenden Zeitschrift en-Produktion von 1949 bis 2002 mit den Zeitschrift en BADEN (1949–1960), Welt am Oberrhein (1961–1971), "Baden-Württemberg" (1971–1991) und "In Baden-Württemberg" (1991–2002). Zur Einschätzung der Zeitschrift en schrieb deren Redakteur Georg Richter im Rückblick 1984: Die Periodika präsentierten "spiegelbildartig die landschaftlichen, historischen, kulturgeschichtlichen und schöpferischen Merkmale des Südwestens mit grenzüberschreitenden Beiträgen, wobei auch wirtschaftliche und ökologische Probleme und Gegebenheiten zur Darstellung gelangten." In der Ausstellung "Fortschritt und Tradition – 200 Jahre Verlag G. Braun in Karlsruhe" (2013) werden die Kulturzeitschriften des Verlags ebenfalls nicht gewürdigt. Gezeigt werden lediglich vier Exemplare der Zeitschrift "Welt am Oberrhein". Die Herausgabe von Kulturzeitschrift en über Jahrzehnte hinweg ist eine besondere verlegerische Leistung Eberhard Knittels. Die Kulturzeitschrift en im G. Braun Verlag in der Zeit von 1949–2002 können auch als Zeugnis der deutschen Mentalitätsgeschichte in der Nachkriegszeit gelesen werden.
Versuch eines Ausblicks
(2013)
Nach Ansicht des Autors muss der Landesverein Badische Heimat über die bisher gepflegte "Erinnerungskultur" hinaus sich in Zukunft neue Handlungsfelder für die von ihm vertretenen "Regionen am Rhein" erschließen. Ein Engagement für die im Entstehen begriff eine "Trinationale Metropolregion Oberrhein" wird als "angemessener Ort" der "badischen Regionen am Rhein" im europäischen Haus der Zukunft interpretiert. Die badische Heimat erweitert sich so am Oberrhein zur europäischen Heimat, auch für Badener. Statt Zentralitätsverluste zu beklagen, sollten die "Regionen am Rhein" die Chance einer neuen Zentralität am Oberrhein wahrnehmen. Seit 1996 beschäftigt sich die Badische Heimat mit der Oberrheinoption. 2011 hat sich eine Arbeitsgruppe "grenzüberschreitende
Zusammenarbeit" beim Landesverein formiert.
Anlässlich des Sonderheft es »Freiburg« wird an die historische Bedeutung Freiburgs als "Stadt der Badischen Heimat" erinnert. Ort, Personen und Heimatpolitik in der Zeit von der Gründung der Badischen Heimat bis zur Wiedergründung des Vereins werden als "freiburgbezogen" beurteilt. Der Stadt Freiburg und den in ihr für den Verein agierenden Personen wird ein prägender Einfluss auf den Landesverein zugeschrieben. Freiburg ist doppelter Gründungsort der Badischen Heimat und mit den Haus der Badischen Heimat in der Hansjakobstraße bis heute Sitz der Geschäftsleitung. Die europäische Perspektive Badens, die Rolf Böhme 1999 im Jubiläumsheft für Freiburg und die Region entwickelt hat, wird als erneuter Impuls Freiburgs für den Landesverein interpretiert. Auch in der Zukunft ist der Landesverein auf einen Ort angewiesen, von dem aus er agieren kann.
Baden - Tag für Tag
(2015)
Das 2006 erschienene „Badische Kalendarium", welches von Heinrich Hauß und meinem
Vorgänger Adolf Schmid herausgegeben wurde, war bereits eine wichtige „badische
Fundgrube" und ein großer Erfolg. Ich bin dem Chefredakteur der Badischen Heimat,
Heinrich Hauß, außerordentlich dankbar, dass er meiner Anregung zu einer umfassenden
Neubearbeitung gefolgt ist.
Das nun vorliegende Buch ist wahrhaft ein 11 großer Wurf" geworden. Die hier vorliegende
chronologische Zusammenstellung der badischen Geschichte und bedeutender Persönlichkeiten
ist in dieser Form einmalig. Man findet hier viele Informationen, die es im Internet
entweder gar nicht gibt oder nur sehr schwer zu finden sind. Das Buch erlaubt, auf ganz
einfache Weise nachzuschlagen, was sich an einem bestimmten Tag ereignet hat, oder nachzuschauen,
welche Gedenktage es in einem bestimmten Jahr zu feiern gilt.
Das Buch ist in vier Teile aufgeteilt: Im Kalendarium kann man zur schnellen Orientierung
feststellen, was sich an einem bestimmten Tag ereignet hat. Im zweiten Abschnitt des Kalendariums
finden sich - ebenfalls nach Tagen geordnet- Kurzbiographien bedeutender
Persönlichkeiten und ausführliche Erläuterungen zu bestimmten Ereignissen. Der dritte Teil,
die Chronologie, erlaubt es, gezielt nach Jubiläen Ausschau zu halten. Das Personenregister
erschließt das ganze Buch - es werden hier nicht nur Geburts- und Sterbedaten aufgeführt,
sondern auch andere Termine, an denen diese Person beteiligt war.
»Die Ausstellung präsentiert, was Expertinnen und Experten aus Planung, Politik und Bürgerschaft im Rahmen des Leitbildprozesses bislang entwickelt haben. Zu sehen ist kein fertiger Leitbild-Plan, keine Blaupause für die Zukunft – gezeigt werden verschiedene Entwicklungsoptionen für Karlsruhe«. »Das räumliche Leitbild ist eine der bedeutendsten
städtebaulichen Projekte derer sich Karlsruhe in den letzten Jahrzehnten angenommen hat.« Es handelt sich dabei um eine »Vorstellung der gewünschten Entwicklung der Stadt für die nächsten Jahrzehnte«, Grundlage für einen Diskussionsprozess zwischen Bevölkerung, Planern und Politikern. Es geht darum, die Vorstellungen »im Raum zu testen« und zu sehen, ob sie dann sich als »tragbar« erweisen.
I. Von Weinbrenner erzählen. Nie zuvor wurde das umfangreiche Schaffen des Stadtplaners und
Architekten in dieser Vollständigkeit dokumentiert, Ausstellung in der Städtischen Galerie,
27. Juni 2015 – 4. Oktober 2015.
II. Stadt und Schloss vor 1945. Historische Fotografien aus Arthur Valdenaires Denkmalinventar,
Ausstellung in der Badischen Landesbibliothek, 13. Mai – 27. August
1. Stadtmuseum: Die Geschichte der Stadt soll anlässlich des Stadtjubiläums »gegen den Strich gebürstet« werden (Flyer). Die Ausstellung setzt sich damit bewusst von einer konventionellen, allzu positiven, hochlobenden Sicht ab. Diese Sicht entspricht einem Trend, alles möglichst mit Augenzwinkern, mit Ironie zu sehen. 2. Pfinzgaumuseum: Die Ausstellung im Pfinzgaumuseum ist mit 15 Stationen kompakter und überschaubarer als die Ausstellung im Karlsruher Stadtmuseum. Die Zeitspanne umfasst Stationen wie 1196 (Tatort Durlach, ein spektakulärer Kriminalfall) und 1689 (Zerstörung der Stadt) und reicht bis 2015 (»Durlach«-Schriftzug am Turmberg a la Hollywood).
Was bleibt? Wir halten es für sinnvoll, am Ende des Stadtjubiläums die verschiedenen Ausstellungen, die im Zusammenhang mit dem Stadtgeburtstag gezeigt wurden, in unserer Publikation zu dokumentieren. Im Zusammenhang mit aufwändig
produzierten Katalogen entsprechen sie der vielfach geforderten Nachhaltigkeit. Auch zeigen die Ausstellungen, welches Bild, welche Bilder im wörtlichen Sinne die Stadt Karlsruhe von sich entwirft oder entwerfen lässt. Zwei der genannten
Ausstellungen sind Landessausstellungen, die anderen Ausstellungen gehen auf das Engagement staatlicher Institutionen zurück. Die mäßigen Besucherzahlen der beiden Landesaustellungen (Karl Wilhelm 35 000, Karoline Luise 33 000) signalisieren ein geringes Interesse an Geschichte.
»Stadt ist kein in seiner Totalität beschreibbarer Umstand« und »es gibt keinen privilegierten Blick auf die Stadt«. Von diesen beiden Maximen der gegenwärtigen Stadtsoziologie ist auszugehen, wenn man sich mit dem Phänomen Stadt publizistisch beschäftigt. In der Praxis heißt das, dass es gegenwärtig nur Lesarten von einer Stadt geben kann. Die Lesart ihrerseits aber ist
Teil des City-Brandings als einer von der Kommune bevorzugten Art der Sicht, das »Eigene« zur Geltung zu bringen.
Franz Xaver Winterhalter
(2016)
Franz Xaver Winterhalter aus Menzenschwand ist der einzige badische Maler seiner Zeit, der internationalen Ruf erreichte. Seit dem Tode Winterhalters im Jahre 1873 wurden seine Werke in Deutschland nicht mehr im Kontext gezeigt. Die Ausstellung in Freiburg, in dem der
13-jährige Winterhalter in den Herderschen Anstalten 1818 eine Lehre begann, versucht in internationaler Kooperation, seine »herausragendsten Werke seines Oeuvre« zu präsentieren und eine »Neubewertung« vorzunehmen.
Beheimatung
(2016)
Individualisierung und Enträumlichung werden als die beiden grundlegenden gesellschaftlichen und kulturellen Veränderungen interpretiert, die notwendigerweise zu dem subjektiven Heimatbegriff »Beheimatung« führen, der von Beate Mitzscherlich in ihrer Publikation 1997 entwickelt und von Renate Zöller 2015 wieder aufgenommen wurde. Der »tätigkeitsorientierte« Begriff der Beheimatung zieht nach Jahrzehnten die Konsequenzen aus der Individualisierungstheorie
für eine neue und zeitgerechte Deutung von Heimat. Der traditionelle Heimatbegriff (Status) wird durch einen psychologischen (Prozess) ersetzt. Neben der Individualisierung ist die Ablösung der Heimat von einem »festen Ort« die wichtigste Veränderung des Heimatbegriffs in den letzten Jahrzehnten. Es ist an der Zeit, dass sich Heimatvereine mit den Konsequenzen dieser Entwicklungen für ihre Struktur und ihre Zielsetzungen beschäftigen. Im Übrigen sind Integrationsangebote, die in der Zukunft den Flüchtlingen gemacht werden sollen, ohne subjektive Aneignung und Gestaltung überhaupt nicht denkbar.
Sechs Leitthemen gliedern und strukturieren die museale Präsentation und die Begleitpublikation. Die Sektionen – Raum, Körper, Wissen, Ordnung,
Glaube, Zeit – gelten den Ausstellungsmachern als »allgemeingültig und überzeitlich angelegt« und sind gleichzeitig geeignet als »Charakteristika« jene Zeit abzubilden. Mit ca. 300 Objekten will die Ausstellung »eine strahlende, widersprüchliche, ordnende, zerstörende,
entdeckungsfreudige, sinnliche, grausame, kriegerische und ebenso visionären Epoche« zeigen (Vorwort).
Das Warenhaus der Geschwister Knopf in Karlsruhe war »Teil einer riesigen Warenhauskette«, die lange Jahre mit den ganz Großen der Branche wie Tietz, Wertheim. Karstadt und Schocken konkurrieren
konnte. Im Zentrum der Schau steht »die erfolgreiche und leidvolle Geschichte« der Warenhaus-Dynastie Knopf. 1881 eröffnete Max Knopf (1857–1934) im einstigen Palais des jüdischen Bankiers Salomon Haber1
(1764–1831), heute Kaiserstraße 147, ein »Leinen, Wäsche- und Weißwarengeschäft « unter dem Namen »Geschwister Knopf«. Seit 1906 wurde das vierblättrige Kleeblatt als Firmen-Signet verwendet.
Bemerkungen zu bürgerlichen Vereinen des 19. Jahrhunderts und möglichen Formen im 21. Jahrhundert
(2016)
In den nächsten Jahren ist damit zu rechnen, dass die noch bildungsbürgerlich geprägten Mitglieder der Heimatvereine aus Altersgründen ihre Mitgliedschaft aufgeben. Ist den Vereine
tatsächlich daran gelegen, Mitglieder der Generationen der Jahre 1960 bis 1970 für ihre Arbeit zu interessieren, müssen sie bei ihrer Werbung die Mentalität, Lebensweise und Bedürfnisse dieser Generationen berücksichtigen. Ebenso ist zu fragen, in welcher Form Menschen dieser
Generationen sich gegebenenfalls engagieren. An die Stelle betreuter Mitglieder werden dann zivilgesellschaftlich agierenden Mitglieder treten.
Im Zusammenhang mit dem Problem der Mitgliederstruktur und der Werbung zukünftiger prospektiver Mitglieder wird der Vorschlag des »Wechsels der Perspektive« gemacht. Heimatvereine sind danach gefordert, sich nicht mehr allein von innen her zu bestimmen, sondern sich auf Mentalitäten. und Anforderungsprofile von Mitgliedern bei der Gestaltung des Vereins
einzulassen. Der »Wechsel der Perspektive« ist ein neues Phänomen in der Vereinsgeschichte. Die Frage nach der Leistungsfähigkeit der noch bürgerlich strukturierten Vereine führt zu der Frage, ob eine andere Klientel in Zukunft nicht auch zu einer anderen Form der
Organisation von zivilgesellschaftlichem Handeln führen muss.
Die Ausstellung ist in mehrfacher Weise bemerkenswert. Einmal handelt es sich um einen »Zugang eigener Art« zu »Prinz Max und seiner Welt«. Prinz Max (1867–1929) wird zentriert um prominente Persönlichkeiten, mit denen er in intensivem Austausch stand. »Wir lassen ihn
sich spiegeln in der Welt, die ihn umgab, um beides – den Prinzen und seine Welt – besser zu verstehen.« (S. 12). Prinz Max spiegelt sich
nicht nur in seinen Partnern und Brieffreunden, sondern zieht auch Projektionen auf sich. »Prinz Max zog viele Projektionen auf sich, seine Gesprächspartner reichten von ganz rechts bis in die linke Mitte«. »Die Welt sah viele Gesichter an ihm«. Das »originelle Konzept« (Bernhard Prinz von Baden) ist eine Möglichkeit, sich »der vielschichtigen und der schwer greifbaren Persönlichkeit« des Prinzen (S. 11) zu nähern.