Filtern
Erscheinungsjahr
Dokumenttyp
Sprache
- Deutsch (25)
Gehört zur Bibliographie
- nein (25) (entfernen)
Schlagworte
- Eppingen (3)
- Kraichgau (3)
- Heimatverein Kraichgau (2)
- Huxhold, Erwin 〈1914-2005〉 (2)
- Nachruf (2)
- Bender, Hans 〈1919-2015〉 (1)
- Bender, Harald 〈1951-2012〉 (1)
- Bildteppich (1)
- Bretten (1)
- Degenfeld-Schonburg, Franz von 〈1962-2006〉 (1)
- Dick, Reiner 〈1957-〉 (1)
- Dürer, Albrecht 〈1471-1528〉 (1)
- Ebert, Doris 〈1928-2021〉 (1)
- Eppingen-Richen (1)
- Ertz, Michael 〈1921-2002〉 (1)
- Fachwerkbau (1)
- Gaststätte (1)
- Gehrig, Franz 〈1915-2012〉 (1)
- Gemmingen, Otto H. von 〈1755-1836〉 (1)
- Geschichte (1)
- Gugenmus, Familie : 1500-1806 : Eppingen (1)
- Heidelberg-Handschuhsheim (1)
- Heilbronn (1)
- Heiligenverehrung (1)
- Herberge (1)
- Herrmann, Paul 〈1913-2015〉 (1)
- Holzschnitt (1)
- Huxhold, Barbara 〈1940-2002〉 (1)
- Landkreis Heilbronn (1)
- Landwirtschaft (1)
- Mannheim (1)
- Michelfeld 〈Angelbachtal〉 (1)
- Odilia, Heilige 〈660-720〉 (1)
- Schumacher, Emil 〈1938-〉 (1)
- Segelflugsport (1)
- Stadtrecht (1)
- Theater (1)
- Tourismus (1)
- Uriel, Mainz, Erzbischof 〈1468-1514〉 (1)
- Wehrkirche (1)
- Wieser, Eugen 〈1906-19XX〉 (1)
- Zaiß, Günter 〈1937-2005〉 (1)
Fliegerei im Kraichgau
(2020)
Seit es schriftliche Überlieferungen gibt, wissen wir, dass das Fliegen schon immer ein Traum der Menschen war. In der griechischen Sagenwelt versuchten Dädalus und Ikarus sich wie Vögel in die Luft zu erheben, um von Kreta, wo sie von König Minos gefangen gehalten wurden, in ihre griechische Heimat zu gelangen. Weil in seinem Übermut Ikarus immer höher flog, schmolz durch die größere Sonneneinstrahlung das Wachs, mit dem Dädalus bei Ikarus die Federn an den Armen befestigt hatte, so dass er ins Meer stürzte und ertrank. Wie in der griechischen Sage scheiterte auch der Flugversuch des Schneiders von Ulm, der ebenfalls, einem Vogel gleich, die Donau überqueren wollte und dabei angeblich im Fluss ertrank. Einem Bericht des SWR vom 25. Juni 2020 zufolge überlebte er allerdings, wurde jedoch zum Gespött der Bürger, wodurch er schweren wirtschaftlichen Schaden nahm.
Eppingen gehört nachweislich zu den ältesten Stauferstädten Baden-Württembergs. Die früheste
urkundliche Erwähnung als civitas ist allerdings nicht im Original erhalten, sondern
nur in einer 1234 angefertigten Abschrift einer Urkunde Kaiser Friedrichs II., in der Eppingen
zusammen mit Sinsheim, Durlach, Ettlingen und Waibstadt bereits für das Jahr 1219 als
civitas erwähnt wird. Die vergleichende Analyse der darin geschilderten Vorgänge ergibt, dass
diese fünf Stauferstädte nicht erst durch Friedrich II., sondern bereits 1192 durch dessen Vater
Heinrich VI. Stadtrechte erhielten.
Seit der Gründung des Arbeitskreises Genealogie im Heimatverein Kraichgau in Weingarten im Jahre 1991 hatte Emil Schumacher dessen Leitung inne, ehe er sie nach 22 Jahren gesundheitshalber im Jahr 2013 abgab. Für die vierteljährlich einmal in Rohrbach / Sinsheim stattfindende Arbeitssitzung legte er zusammen mit den Teilnehmern die Themen fest, besorgte die Referenten und leitete die Sitzungen. Wenn die Zahl der Teilnehmer über all diese Jahre hinweg sich in der Regel zwischen 20 und 25 bewegte, ist dies ein Zeichen dafür, dass er seine Arbeit zu ihrer großen Zufriedenheit erledigte.
Seit nahezu 40 Jahren ist Reiner Dick im behördlichen Umwelt- und Naturschutz tätig. Nach dem Abitur schlug er die Verwaltungslaufbahn im gehobenen Dienst bei der Bundeswehr in Bruchsal ein. Dort wirkte er mit bei der ökologischen Umgestaltung und Aufwertung des Standortübungsplatzes mit heute noch sichtbaren und wirkungsvollen Maßnahmen. Seit
über 25 Jahren arbeitet er als Umweltbeauftragter bei der großen Kreisstadt Stutensee.
Eine der bedeutendsten Familien in
Eppingen im 17. und 18. Jahrhundert
waren die Gugenmus. Als Ratsherren,
Kirchenälteste, Kollektoren der geistlichen Güterverwaltung, Stadtschultheißen oder gar als Lehnsmann der
Grafen von Öttingen für das in Eppinger
Besitz befindliche Dorf Mühlbach hatten
sie über mehr als ein Jahrhundert
großen Einfluss auf die städtische Politik. Noch heute erinnern Inschriften an
einigen Gebäuden an sie. Zwar wurden
die Gugenmus in der bisherigen Literatur über Eppingen immer wieder einmal
in unterschiedlichen Zusammenhängen
erwähnt, aber bis heute gibt es noch
keine umfangreichere monographische
Abhandlung über dieses Geschlecht.
Lediglich ein kleiner Aufsatz mit genealogischem Schwerpunkt über sie ist
bisher in der von der Stadt Bretten herausgegebenen Festschrift zum 90.
Geburtstag des Heimatforschers und
Genealogen Otto Bickel1 erschienen,
und zwar deshalb in Bretten, weil man
sich dort heute noch an Johann
Stephan Gugenmus, den dort geborenen Reformer der pfälzischen Landwirtschaft, erinnert.
Das für den Heimatverein Kraichgau in diesem Jahr einschneidendste Ereignis war der Tod von Altlandrat Dr. Paul Herrmann, der am 19. Oktober im Alter von fast 102 Jahren verstorben ist. Die Gründung des Heimatvereins Kraichgau ist eng mit seinem Namen verbunden. Nachdem er schon Jahre vorher seine Aufgeschlossenheit für die Heimatpflege gezeigt hatte, berief er 1965 einen heimatgeschichtlichen Arbeitskreis, der 1968 und 1970 die beiden ersten Folgen der Schriftenreihe „Kraichgau" im Auftrag des Landkreises Sinsheim herausgab. Mit dem aus Mühlhausen stammenden Dichter Hans Bender verstarb Ende Mai 2015 kurz vor Vollendung seines 96. Lebensjahres ein zweites Ehrenmitglied unseres Vereins. Auch wenn er in den letzten Jahrzehnten seines Lebens in Köln lebte, blieb Hans Bender seiner Heimat immer eng verbunden.
Das Zentrum der Verehrung der hl. Ottilie im Kraichgau ist zweifellos der Ottilienberg bei Eppingen. Er ist der einzige Berg Badens, der diesen Namen trägt'. Er wurde spätestens im 15. Jahrhundert nach der Kapellenheiligen, der hl. Ottilie, zu
der um 1400 immer häufiger gewallfahrtet wurde, genannt. Es handelt sich bei dieser Wallfahrt um eine sog. Wallfahrtsfiliale des Klosters St. Odile bei Obernai im Elsass oder, wie Willy A. Schulze es nennt2 , um eine Sekundärwallfahrt, die immer
dort entstanden ist, wenn der Weg zur Originalwallfahrtsstätte zu weit entfernt war und die Gläubigen nicht die Zeit und das Geld hatten, das Original aufzusuchen.
Zwei „Fachwerkhochkaräter" stehen sich in der unteren Altstadtstraße an der
Einmündung der Kirchgasse gegenüber: das Baumann'sche Haus, das schönste
Fachwerkhaus des Kraichgaus, mit reich verziertem Renaissancefachwerk im
fränkischen Stil aus dem Jahr 1582 und das sog. ,,Bäckerhaus", das älteste bisher
bekannte Fachwerkhaus im Kraichgau. Die dendrochronologische Untersuchung
verschiedener Holzproben im Labor der Universität Hohenheim hat ergeben, dass
letzteres 1412 errichtet wurde. Damit hat sie die bisherige Datierung der Hausforscher,
die auf Grund der Stilmerkmale von einer Bauzeit in der ersten Hälfte des
15. Jahrhunderts ausgegangen sind, bestätigt.
Nachruf auf Franz Gehrig
(2013)
Nur sechs Tage vor der Vollendung seines 97. Geburtstages starb der frühere
katholische Pfarrer von Eppingen-Elsenz, Franz Gehrig, am 12. April 2012 in
Königheim. Geboren in Mannheim, verbrachte er seine Jugendzeit in Gissigheim
bei Lauda, legte in Tauberbischofsheim 1934 das Abitur ab und studierte anschließend
katholische Theologie in Freiburg i. Br. und in Würzburg. 1939 weihte
ihn der damalige Freiburger Erzbischof Conrad Gröber zum Priester. 1941 wurde
er zum Kriegsdienst eingezogen und kam als Sanitätsoffizier zum Einsatz. In den
Kämpfen um Dünkirchen wurde er schwer verwundet. Sein zersplitterter Ellbogen
blieb zeitlebens steif. Als Vikar und Pfarrer wirkte er nach dem Krieg in Erlach,
Forst, Glottertal, Oberbühlertal, Sinzheim und Forst, ehe er 1953 nach Elsenz
versetzt wurde, wo er bis zur Versetzung in den Ruhestand 1981 als Ortspfarrer
wirkte.
Harald Bender
(2013)
Am 10. November 2012 verstarb Harald Bender, erst 61 Jahre alt, nach langer Krankheit. Langjährige Mitglieder des Heimatvereins Kraichgau können sich noch gut an ihn erinnern, wie er bis 1992 auf den Mitgliederversammlungen prägnant und immer mit Blick auf die Zukunft des Vereins seinen jährlichen Kassenbericht vortrug. Stets darauf achtend, das Vereinsvermögen möglichst Gewinn bringend anzulegen, war er für Vorstands- und Beiratsmitglieder ein ständiger Mahner,
sich nicht mit zu vielen Projekten finanziell zu übernehmen. Dann übernahm er auf ausdrücklichen Wunsch von Alt-Landrat Dr. Herrmann in dessen Nachfolge den Vorsitz der Kraichgaustiftung und ermöglichte in dieser Funktion die Herausgabe nicht nur von 10 Jahrbüchern sondern auch einer Reihe von Sonderveröffentlichungen, deren Druck uns ohne Zuschüsse der Stiftung unmöglich gewesen wäre.
Eine der ältesten Gastwirtschaften im
Kraichgau ist zweifellos das Gasthaus
„Zum Löwen“ in Richen. In einer Urkunde
aus dem Jahre 1456 verlieh Pfalzgraf Otto
I. von Pfalz-Mosbach dem Wirt Jörg Maurer
seine Herberge in Richen „mit Hofrait,
Scheuer, Stallung und Zubehör zu einem
rechten Erbe“ gegen einen jährlichen Erbzins von 5 römischen Gulden, der ihm und
seinen Erben am St. Martinstag zu entrichten sei. Mit seiner Einsetzung als Wirt
musste sich Jörg Maurer verpflichten, dass
er und seine Erben „beides, Häuser mit
Scheuer, Stallung, Hofraite mit allen Begriffen zu ewigen Zeiten in gutem Wesen und
Bau halten und jederzeit gerüstet sein sollten mit Wein, Hafer, Kost und jeglichem
Gesinde und anderem, dass die Gäste versehen werden und bestehen mögen“. Ferner war es ihm und seinen Erben untersagt,
das Anwesen aufzuteilen oder Teile zu veräußern. Als Gegenleistung gewährte Pfalzgraf Otto I. „als besondere Gnade“, Jörg
Maurer, seine Erben und Nachkommen als
Inhaber der Herberge von der Bede und
dem Frondienst zu befreien und mit Bau- und Brennholz aus den dem Dorf Richen
gehörenden Wäldern zu versorgen. Für
den Fall, dass einmal Jörg Maurer oder
seine Erben die vertraglichen Verpflichtungen nicht mehr erfüllen können, behielt sich
Pfalzgraf Otto I. das Recht vor, seine Heberge in Richen neu zu verleihen.
Am 20. Juli 2005 verstarb Günter Zaiß allzu
früh im Alter von 67 Jahren an einer schweren Krankheit. Als aktiver Turner, Trainer
und Sportfunktionär, als Sport- und Werklehrer, als freier Mitarbeiter der regionalen
Presse und als Heimatfreund hat er unübersehbare Spuren weit über seine Heimatstadt Eppingen hinaus hinterlassen.
Der Kraichgau zählt nicht zu den klassischen Kirchenburgen- und Wehrkirchenlandschaften.
Als Hauptverbreitungsgebiete gelten allgemein Siebenbürgen, Kärnten,
Oberösterreich, die Thierache (Nordfrankreich), die Pyrenäen, das Rhonetal
und in Deutschland das Rheintal oder Franken. Wer heute durch den Kraichgau
fährt, stellt schnell fest, dass die meisten Kirchen in den letzten drei Jahrhunderten
gebaut wurden oder durch Erweiterung und Umbau ihr ursprüngliches Aussehen
stark verändert haben. Im badischen Teil des Kraichgaus wurden im 19. Jahrhundert
viele evangelische Kirchen in historisierendem Stil von dem badischen Baumeister
Friedrich Weinbrenner und seinen Schülern errichtet. In den katholischen
Gemeinden finden wir vielfach barocke Kirchen des 18. Jahrhunderts oder ebenfalls
Kirchen im historisierenden Stil um 1900. Bei diesen Neubauten auf dem Platz
der Vorgängerkirche oder bei Umbauten und Erweiterungen der alten Kirchen in
den letzten Jahrhunderten ist fast alles, was den heutigen Betrachtern an die einstige
Wehrhaftigkeit erinnern könnte, mehr oder weniger beseitigt worden. Nur im
südwestlichen Kraichgau, im Enzkreis, hat sich eine größere Anzahl an Kirchenburgen
und Wehrkirchen erhalten. Die besterhaltenen und daher bekanntesten unter
ihnen sind die evangelischen Kirchen in Lienzingen und in Dürrn. Über sie gibt
es auch zahlreiche Veröffentlichungen.
Am 13. Dezember 2008 wurde Altlandrat Dr. Paul Herrmann 95 Jahre alt. Da unsere Schriftenreihe
„Kraichgau - Beiträge zur Landschafts- und Heimatforschung" in zweijährigem
Turnus erscheint, können wir ihm erst in dieser Ausgabe, der Folge 21/2009, offiziell unsere
Glückwünsche aussprechen.
Anlässlich seines 75. Geburtstages widmete der Heimatverein Kraichgau ihm zur Ehre den
Band 11/ 1989. Dekan i. R. Michael Ertz verfasste damals eine ausführliche Würdigung. Anlässlich
seines 85. Geburtstages versuchte ich in Kraichgau - Folge 16/1999 seine Verdienste
um den Heimatverein Kraichgau darzustellen. Zu seinem 95. Geburtstag verzichten wir auf
eine weitere Würdigung. Es wäre im Wesentlichen nur eine Wiederholung dessen, was 1989
und 1999 bereits geschrieben wurde. Wir widmen ihm stattdessen diesen Aufsatz über die
Geschichte des Heimatvereins Kraichgau, dessen Gründung auf seine Initiative zurückgeht,
damit er sehen kann, wie sich „das zarte Pflänzlein", das er 1972 als Landrat setzte, bis heute
entwickelt hat.
,,Meine ländliche Welt der Kindheit war unbestreitbar
ein Paradies. Noch waren die Menschen
nicht infiziert von einer Ideologie, die
alle schlechten Eigenschaften nach außen kehrte.
Viele Parteien nebeneinander waren erlaubt;
daran ließen selbst die Schlägereien, die ihre
Fanatiker unter sich austrugen, keinen Zweifel.
Man tolerierte einander. Die Juden, die den
Tabak und Hopfen von den Landwirten kauften,
saßen am runden Tisch unter den Stammgästen.
Zigeuner kamen zwei-, dreimal im Jahr,
stellten ihre Wagen auf dem Dreschplatz ab
und gingen von Haus zu Haus, um wahrzusagen
oder die Schirme zu flicken. Trotz niedriger
Löhne und einem bescheidenen Konsumangebot
äußerte sich Freude am Leben. Die
Vereine feierten Fest um Fest. Die Feiertage der
Kirche wurden mit inbrünstiger Frömmigkeit
und ihren schönen Bräuchen begangen."
,,Heilbronner Land"
(2009)
Vor wenigen Jahren beschlossen Landkreis Heilbronn und Stadt Heilbronn, einen
gemeinsamen Touristikverband zu gründen. Dahinter steht die Überlegung, durch
diesen Zusammenschluss zweier politischer Einheiten eine wirkungsvollere Tourismuswerbung
betreiben zu können als vorher auf der Basis landschaftsbezogener
Werbung.
Die Gründung löste vor allem im westlichen Landkreis lebhafte Diskussionen aus.
Nicht wenige artikulierten ihre Empörung in Leserbriefen in der regionalen Presse.
Der Heimatverein Kraichgau hat sich bisher in diese Debatte nicht eingemischt,
obwohl er einige kritische Anmerkungen zu machen gehabt hätte. Er hielt sich
zurück, um die Stimmung nicht weiter aufzuheizen. Der vorliegende Band des
Kraichgau-Jahrbuchs ist die geeignete Plattform, die Bedenken darzustellen.
Doris Ebert war von 1986 bis 1994 Mitglied
des Beirats im Heimatverein
Kraichgau. Von 1994 bis heute bekleidete
sie das Amt eines der drei stellvertretenden
Vorsitzenden und war in dieser
Funktion insbesondere für den nordöstlichen
Teil des Kraichgaus zuständig.
Seit 1991 leistete sie als Mitglied des Redaktionsstabs
bei der Herausgabe des
alle zwei Jahre erscheinenden Kraichgau-
Jahrbuchs, der Sonderveröffentlichungen
und der Kleinen Reihe eine
umfangreiche Arbeit. Seit 2001 leitet sie
den Redaktionsstab mit großer Umsicht.
Der Teppich von Michelfeld
(2007)
Die von C. A. Koch's Nachfolger gemeinsam mit der Deutschen Buchgemeinschaft
1968 herausgegebene Sammlung sämtlicher Holzschnitte Albrecht Dürers
enthält als Nr. 343 und 344 zwei Blätter mit dem Titel „Der Teppich von Michelfeld".
Aus dem dreieinhalb Zeilen umfassenden Text über dem ersten der beiden
Holzschnitte geht hervor, dass Dürer an „Mitfasten" (= 6. März) des Jahres 1524
das Schloss „Michelfeldt am Rheyn" besuchte und einen Teppich mit diesen „Figuren"
und „Reymen" ,,gefunden" und, weil er von ihm so beeindruckt gewesen sei,
,,abgemalet und abgemacht" habe.
Mit diesem „Michelfeldt am Rheyn" ist kein anderer Ort als das Michelfeld im
Kraichgau, heute Teilort von Angelbachtal, gemeint. Wie aber kommt der weit über
das damalige Deutsche Reich hinaus bekannte, in Nürnberg lebende Künstler Albrecht
Dürer in dieses kleine, der Reichsritterfamilie von Gemmingen gehörende
Dorf? Der badische Archivar Mone ist der Auffassung, dass Dürer „mehr als einmal
in Michelfeld, wo ein Bad- und Gesundbrunnen war, und im Kraichgau gewesen
ist". Dies würde der o. g. Text auf dem Holzschnitt beweisen, in dem nicht nur der
Ort „Michelfeld", sondern auch das genaue Datum des Besuchs, nämlich „zu mit/asten
Im Tausent Fünffhundert und Vierundzwaintzig ]ar" genannt werden.
Uriel von Gemmingen
(2007)
Die Freiherren von Gemmingen sind eine der wenigen Adelsfamilien im Kraichgau,
die sich seit dem hohen Mittelalter bis heute erhalten haben. Ihr Geschlecht
war zahlenmäßig von Anfang an eines der stärksten, hatte umfangreichen Grundbesitz
weit über den Kraichgau hinaus und hat sich daher auch früh in viele Seitenlinien
aufgespaltet. Dass eine so große Familie auch immer wieder bedeutende
Persönlichkeiten hervorbringt, ist nicht verwunderlich. Eine besonders große Zahl
gebildeter und einflussreicher Familienmitglieder hatten die Gemminger im 15.
und 16. Jahrhundert aufzuweisen. Unter ihnen ragen Hans der Reiche, der als
Doktor beider Rechte zeitweise Hofrichter am kurpfälzischen Hof in Heidelberg
und sogar Vizedom, d.h. Stellvertreter des Kurfürsten, war und dessen Enkel
Dietrich, Wolf und Philipp eine zentrale Rolle in der Reformation im Kraichgau
spielten}, und Hans der Kecke, der Begründer der Michelfelder Linie, hervor.
Gelegentlich wird dieser im Gegensatz zu Hans dem Reichen, dem Begründer der
Guttenberger Linie, auch Hans der Arme oder auch Keckhans genannt.
Am 10. Oktober 2006 erlag Franz Reichsgraf
von Degenfeld-Schonburg im Alter von
44 Jahren seinem schweren Leiden. Mit ihm
verlor der Heimatverein Kraichgau ein
langjähriges Beiratsmitglied.
Franz Reichsgraf von Degenfeld-Schonburg
übte nach seiner Rückkehr in den Kraichgau
über 10 Jahre lang das Amt eines Beirates aus
und war in dieser Funktion zuständig für die
Zusammenarbeit mit den Archiven unserer
Region sowie für die Verbindungen und
Kontaktpflege mit dem Adel im Kraichgau.
Er arbeitete mit im Arbeitskreis „Burgen
und Schlösser im Kraichgau". Unvergessen
ist seine Mitwirkung an der Konzeption und
dem Aufbau der Wanderausstellung „Auf
Berggipfeln und in den Ebenen - Burgen
und Schlösser im Kraichgau", an der Artikelserie
„Burgen und Schlösser im Kraichgau"
in der Eppinger Zeitung im Herbst
2000 und an dem Begleitheft zur Ausstellung,
dessen zwei Auflagen er betreute. In ebenso guter Erinnerung wird er uns
bleiben als kompetentes Mitglied des Arbeitskreises, der die gemeinsam vom Evangelischen
Dekanat Eppingen-Bad Rappenau und dem Heimatverein Kraichgau
durchgeführte Wanderausstellung „Reformation und Humanismus im Kraichgau"
zusammen mit einem Ausstellungsbegleitheft erarbeitete. Mehrere Aufsätze und
zahlreiche Rezensionen in den Kraichgau-Jahrbüchern entstammen seiner Feder.