Landwirtschaft
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Als ich vor über 35 Jahren meine Wohnung auf dem Peterhof bezogen hatte, gab es am Postamt Peterstal, damals schräg gegenüber dem legendären „Gasthaus zur Grenze“, einen älteren Beamten, der mich im hiesigen Dialekt darauf aufmerksam machte, dass ich eigentlich auf dem „Reppebuckel“ wohne. Eine ähnliche Straßenbenennung im Schriesheimer Tal ließ die Schlussfolgerung zu, es müsse sich wohl um eine Etymologie handeln, die auf Gestüt, auf Rappen hinweist - wer weiß, vielleicht sogar die Pferde des pfälzischen Hofes? Ich hörte diese Benennung zwar immer seltener, aber ich fragte mich dennoch, woher diese alte Bezeichnung kommt und wie es zu dem jetzt üblichen Namen Peterhof bzw. Peterhofweg kam.
Der Bierhelderhof
(2013)
Er ist einer der Lieblingsorte der Heidelberger. Seit alters liegt er auf einer Rodungsinsel nordöstlich über dem ehemaligen Dorf Rohrbach inmitten seiner Wiesen und Felder. Noch ist er rings von Wald umgeben, und von seiner Terrasse aus kann man, unter hohen Platanen und Kastanien sitzend, den schwarzen Angusrindern beim Weiden zusehen, das preiswerte Angebot des Wirtes nutzen und sich mitten in Heidelberger Gemarkung auf dem Lande fühlen.
Die „Rheingränz-Carte“ aus der Zeit um 1838 ist nicht nur ein wichtiges Zeitdokument, es gibt dem heimatkundlich und historisch Interessierten auch wertvolle Hinweise über Besiedlung und Entwicklung der hiesigen Landschaft. Sie zeigt sehr deutlich, dass der Rhein kein formierter, sondern ein infolge seines starken Gefälles wilder, ungebändigter Strom war, der sich in vielfachen Verästelungen nach beiden Seiten in Armen und Kehlen zerteilte und auch eine große Zahl von Inseln, Grienen und Wörthen umfloss. Diese Rheininseln wurden von der Bevölkerung für die damaligen Verhältnisse überaus intensiv genutzt. In einem Bericht von 1773 heißt es: „... ich traf durchaus in allen Rheininseln, wo ich hinkam, Huf- und Rindviecher an, welches den jungen Aufwuchs wie Spargeln zusammenfraß ...“ Dies obwohl die Inseln immer wieder durch auftretendes Hochwasser weggeschwemmt wurden, Flussbögen abgeschnitten, Kiesbänke aufgeworfen und wieder fortgetragen wurden. Manches Dorf, das zu nahe am Rhein stand oder dem sich der Rhein im Laufe der Jahrhunderte zu sehr genähert hatte, wurde weggespült, oder die vom Hochwasser bedrohten Gehöfte mussten abgetragen und an einer anderen, höher gelegenen Stelle im Dorf wieder aufgebaut werden.
Im Jahre 1943 erschien in der Zeitschrift „Raumforschung und Raumordnung"
ein Aufsatz des bekannten Agrarwissenschaftlers A. MÜNZINGER mit dem Titel
„Die württembergische Wirtschaft - Vorbild für den Osten?". Die Antwort auf
diese Frage war ein entschiedenes Nein. Münzinger schloß seine Ausführungen
mit dem Satz: ,,Diese Wirtschaftsstruktur auf andere Länder zu übertragen,
hieße in Wirklichkeit, dem im Osten neu aufzubauenden Bauerntum von
vorneherein das Vorwärtskommen unmöglich machen". Diese Aussage unterschied
sich diametral von der zu Beginn der 30er Jahre weitverbreiteten Meinung,
daß Württemberg in wirtschaftlicher und sozialer Hinsicht die gesündesten
und harmonischsten Strukturen aufweise und deshalb als Vorbild für andere weniger
entwickelte Teile des Deutschen Reiches dienen könne. Es erscheint lohnend,
einmal der Frage nachzugehen, wie es zu diesem Wandel der Bewertung
kommen konnte.
Ein gärtnerisches Kleinod
(2018)
Die im Ottenheimer Gewann „Hundelgrün“ am südwestlichen Dorfende angelegte Streuobstwiese sowie der Lehr- und Versuchsgarten des Schwanauer Obst- und Gartenbauvereins sind nicht nur ein gärtnerisches Kleinod, sondern auch eine einzigartige Einrichtung im gesamten Ried. Denn die inmitten der Ottenheimer Schrebergartenkolonie gelegene Anlage birgt viele kleingärtnerische Schätze. Zum einen stehen auf der im Dezember 1994 angelegten Streuobstwiese rund 50 Obstbäume mit alten, anderenorts bereits längst verschwundenen Apfel- und Birnensorten. Und in dem direkt neben der Streuobstwiese angelegten Lehrgarten wird die reiche Vergangenheit der Gemüselandschaft im Ried wieder lebendig. Gemeinsam mit dem im östlichen Bereich angrenzenden Teil eines ehemaligen Altrheinschluts bildet die Gesamtanlage ein wichtiges Kleinbiotop und somit auch ein Rückzugsgebiet für diverse Tier- und Pflanzenarten.
Der Theologe, Priester und Universitätsprofessor Engelbert Krebs wurde am 4. September 1881 in Freiburg geboren. Er war ein Sohn des Bankiers Eugen Krebs und seiner Frau Jenny, geborene Komp, die seinen Vater während seiner Studienzeit in Aachen kennengelernt hatte. Neben einer großen Zahl Freiburger Verwandter gab es so auch einen niederländischen Familienzweig. In Freiburg ging Engelbert Krebs nicht nur auf das Großherzogliche Gymnasium (heute Berthold-Gymnasium), sondern er studierte hier auch Theologie. Von 1906 bis 1908 war er Kaplan in Oberkirch in der Ortenau. Danach verbrachte er von 1908 bis 1910 eine weitere Studienzeit in Rom im Campo Santo. Mit einer in dieser Zeit angefertigten Arbeit erwarb er in Freiburg zusätzlich den Doktortitel in Theologie, nachdem er bereits 1903 dort zum Dr. phil. promoviert worden war. 1911 erhielt er die venia legendi für Scholastik an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg und übernahm dort 1915 eine a.o. Professur für Dogmatik. 1918 erhielt Krebs den Ruf auf den ersten dogmatischen Lehrstuhl in Freiburg und wurde ordentlicher Professor.
Freiburg im Breisgau wird seit langem als ‚die Stadt des Weines‘ bezeichnet. Dies liegt sicher an der bevorzugten Lage für Weinanbau am Rande des südlichen Oberrheintales bei annähernd mediterranem Klima. Der urkundlich nachgewiesene Weinbau in den Dörfern um die Stadt reicht bis in das 8. Jahrhundert zurück. Dies geht aus Schenkungsurkunden der Reichsabtei Lorsch für Biengen bei Bad Krozingen (770) und für Betzenhausen (776) hervor. Aufzeichnungen des Klosters St. Gallen belegen Weinbau ab 716 in Ebringen und 786 in Merzhausen, Wendlingen, Haslach und Mengen, aber auch im heutigen Stadtteil Wiehre um 790. Den Weinbau in Freiburg, das 1120 das Marktrecht erhielt, belegen erstmals Urkunden des Klosters Tennenbach aus den Jahren 1220 und 1234. Offensichtlich wurde der Wein zunächst innerhalb der Stadtmauer in kleinen Rebgärten angebaut, die von Bürgern jeden Standes gepflegt und zur Weinbereitung für den eigenen Bedarf genutzt wurden. Daneben lassen sich aber schon bald kleinere und größere, eingezäunte oder ummauerte Rebanlagen außerhalb der Stadtmauern nachweisen, wie nicht zuletzt diverse Stadtansichten aus der frühen Neuzeit deutlich machen, z.B. von Gregorius Sickinger (1589, Abb. 1) und Hans Rudolf Manuel genannt Deutsch. (1549, Abb. 2).
Im Bauland kannte man einst folgenden Spruch mit Bezug auf die für den 24, 25. und 26. Juli stehenden Heiligen: Christine, Jagowi, Sankt Anne is Ern! Schneid’t mer kee Korn, so schneid’t mer doch Keern. War das Korn zu diesem Zeitpunkt also witterungsbedingt noch nicht erntereif, so gingen die Bauern dennoch aufs Feld, um den vorzeitig zu schneidenden Grünkern („Keern“) spätestens jetzt einzubringen. Das bedeutete „Keernmachen“ und hatte seine Blütezeit um die Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert, als das Bauland mit großem Personal- und Arbeitsaufwand gewissermaßen im Weltmonopol den Markt mit der schmackhaften „Suppenfrucht“ versorgte. Der glanzvollste Teil der Geschichte des Grünkerns, die im folgenden Beitrag in Erinnerung gerufen werden soll. Gewiss kein neues Thema in dieser Zeitschrift, hat sie doch grundlegende Arbeiten darüber von Heiner Heimberger (1900-1977) veröffentlicht. Die im Zeichen gestiegenen Ernährungsbewusstseins seit Jahren spürbare „Renaissance“ von Dinkel und Grünkern einerseits und die Eröffnung eines Museums in Walldürn-Altheim andererseits geben jedoch Anlass genug für diese kleine Betrachtung, die auch eine vernachlässigte Landschaft etwas ins Blickfeld rücken will.
Nach ihrer Ausrottung gab es seit Mitte des 19. Jahrhunderts im Schwarzwald keine Wölfe, Bären oder Luchse mehr. Seit einigen Jahren sind aber vereinzelt wieder Wolf und Luchs in der Region anzutreffen. Was vor allem die Rückkehr des Wolfes konkret bedeutet und welche Konsequenzen sich daraus ergeben, darüber hat sich Kathleen Mönicke mit Achim Laber,
Feldberg-Ranger am Naturschutzzentrum Südschwarzwald, unterhalten. Da das Thema sehr kontrovers diskutiert wird, vermeidet das Interview bewusst (weitere) Polarisierungen. Stattdessen sollen dem Leser sachliche Informationen an die Hand gegeben werden, so dass er sich selbst eine Meinung bilden kann. Die Fragepassagen sind kursiv, die Antworten in normalem
Schriftgrad abgedruckt.
Eine der bedeutendsten Familien in
Eppingen im 17. und 18. Jahrhundert
waren die Gugenmus. Als Ratsherren,
Kirchenälteste, Kollektoren der geistlichen Güterverwaltung, Stadtschultheißen oder gar als Lehnsmann der
Grafen von Öttingen für das in Eppinger
Besitz befindliche Dorf Mühlbach hatten
sie über mehr als ein Jahrhundert
großen Einfluss auf die städtische Politik. Noch heute erinnern Inschriften an
einigen Gebäuden an sie. Zwar wurden
die Gugenmus in der bisherigen Literatur über Eppingen immer wieder einmal
in unterschiedlichen Zusammenhängen
erwähnt, aber bis heute gibt es noch
keine umfangreichere monographische
Abhandlung über dieses Geschlecht.
Lediglich ein kleiner Aufsatz mit genealogischem Schwerpunkt über sie ist
bisher in der von der Stadt Bretten herausgegebenen Festschrift zum 90.
Geburtstag des Heimatforschers und
Genealogen Otto Bickel1 erschienen,
und zwar deshalb in Bretten, weil man
sich dort heute noch an Johann
Stephan Gugenmus, den dort geborenen Reformer der pfälzischen Landwirtschaft, erinnert.
Das Tägermoos
(2019)
Das Thema Tägermoos, ein Konstanzer Grundstück auf Schweizer Hoheitsgebiet,
hat eine lange Vorgeschichte, die man nicht ganz ausblenden kann und zumindest ab
1831 einbeziehen muss. Der Tägermoos-Vertrag von 1831 zwischen dem Großherzogtum
Baden und dem Kanton Thurgau regelt mehrere Dinge. Er ist zunächst auch ein Grenzvertrag, der bei Konstanz die Grenze zwischen Baden und dem Thurgau festlegt. Im Prinzip wird die Grenze durch vier Worte definiert,
dem ehemaligen äußeren Festungsgraben folgend, und so wurde sie auch markiert. Dieser
Grenzverlauf hatte nur knapp 50 Jahre Bestand, er gilt heute noch so ungefähr vom Seerhein bis zum Anfang des Döbeles. Warum diese Grenzziehung später immer wieder
verändert wurde, soll auch gleich geklärt werden. Mit der Zuführung der Eisenbahnlinien von Romanshorn nach Konstanz und von Winterthur über Etzwilen nach Konstanz
in den 1870er Jahren benötigte der Konstanzer Kopfbahnhof ein Rangiergelände in Richtung Schweiz. Geklärt werden musste auch, wie und von wem das Ufer vor Kreuzlingen
genutzt werden durfte.
Der Garten der Landesherrschaft im Pfaffenbach wird zuerst
als Stadtschreibereigarten bezeichnet, später als Amtsschaffneigarten. Ein Grund für die Änderung ist nicht erkennbar. Die
Stadt- und Amtsschaffnei befand sich in einem Haus gegenüber
dem Palais Rohan. Heute ist dort die Wiegandt’sche Apotheke.
Nach dem Umzug des Justizbeamten und des Domänenverwalters in das sogen. Schloss (heute: „Palais Rohan“) verkaufte der
badische Staat das ehemalige Schaffneihaus im Jahr 1825 an
den Apotheker Joseph Leonhardt Mylius. [1]
Seither diente es
vielen Apothekern als Wohn- und Geschäftshaus.
Es geht im folgenden um den Zusammenhang zwischen der differenzierten
Sozialstruktur der oberschwäbischen Siedlungen mit der Vereinödung, die den Zweck hatte, die Gemengelage der Parzellen durch größtmögliche
Arrondierung der Wirtschaftsflächen zu beseitigen, und die häufig mit dem
,,Ausbau", d .h. der Aussiedlung eines Teils der Anwesen, verbunden wurde.
Diese Innovation, die um die Mitte des 16. Jh. im Gebiet der Fürstabtei Kempten
ihren Ursprung hatte, breitete sich ja von dort in mehreren Schüben bis ins nördliche
Oberschwaben und den östlichen Hegau hinein aus, bis sie nach einem
Höhepunkt der Diffusion um die Wende vom 18. zum 19. Jh. gegen die Mitte des
19. Jh. südlich von Biberach und Saulgau sowie östlich von Meßkirch und
Stockach zum Stehen kam.
1643 erschien in Merians Topographia Sueviae eine Beschreibung des württembergischen Kurorts Bad Boll: „Ein Fleck, bey einer kleinen Meil von Göppingen, vnd in selbigem Ambt gelegen,
so vmbs Jahr 1596 vnd folgende, in die 160. wol erbawte Häuser, mit Schifersteinen bedeckt:
sonderlich aber ein schöne, grosse, vnd weite Kirch, zween Prediger, ein Rath- vnd Badhauß,
Mühl, vnnd etliche Wirtshäuser, gehabt. […] Vnd von diesem Flecken hat das berümbte, vnd bey
einer guten viertel Stund davon, gegen Kirchheim vnder Teck / gelegnes Bad / den Nahmen / daß
man es ins gemein das Bollerbade nennen thut“. Das östlich von Göppingen gelegene Bad Boll war schon bald Anziehungspunkt für zahlreiche Besucher, nachdem dort 1595 Schwefel- und
Thermalquellen in fossilienreichem Gestein gefunden worden waren, deren Eignung als Mineralbrunnen der Herzog Friedrich I. (1557–1608) von Württemberg sofort erkannte und den Ort
zum Heilbad ausbauen ließ. Noch im gleichen Jahr wurde die Quelle gefasst und durch das von
dem Renaissancehofbaumeister Heinrich Schickhardt (1558–1635) errichtete Badehaus für den
Kurbetrieb nutzbar gemacht.
Kaum eine andere Landschaft wird so sehr auch über ihre charakteristischen Bauten
wahrgenommen wie der Schwarzwald. Das Schwarzwaldhaus ist in aller Welt bekannt, die „Mühle im Schwarzwäldertal“ ist zumindest im deutschen Sprachraum
eine jedermann geläufige Vorstellung.
Der vorliegende Aufsatz beschäftigt sich weder mit den Häusern noch mit den
mittlerweile umfassend bearbeiteten Mühlen des Schwarzwaldes, sondern mit einem
anderen, in baulicher und kulturhistorischer Hinsicht ebenso interessanten, aber bislang weitgehend unbeachteten Bautyp – nämlich den Kornspeichern.
Die Schwarzwälder Kornspeicher sind kleine, zumeist hölzerne Gebäude (Abb. 1),
die den großen und mittleren Bauernhöfen als Getreidelager und darüber hinaus als
universelles Vorratslager angegliedert waren. Diese freistehenden Häuschen sind mit
einigem Abstand zum Hofgebäude aufgestellt und dem Haupthaus so zugeordnet,
dass man sie von der im Alltag stark frequentierten Eingangsseite bzw. der Stube
stets im Blick hat. Mit der bewussten Abseitsstellung war sichergestellt, dass im Falle eines Brandes des Hofgebäudes im Speicher gelagerte wichtige Dinge – vor allem
der Vorrat an Saatgetreide – der Vernichtung entgingen. Allein der Aspekt der Kontrollierbarkeit zeigt bereits die einstige besondere Wertigkeit dieser Bauten im Gesamtgefüge eines Bauernhofes.
Agroforstsysteme im engeren Sinne sind Nutzungssysteme, die aus mindestens zwei gleichzeitig
auf der gleichen Fläche vorkommenden Komponenten bestehen. Mindestens eine dieser Komponenten wird von Holzpflanzen gebildet, und mindestens eine dient der Erzeugung von Lebensmitteln oder Futter. So mischen sich langlebige mit kurzlebigen Kulturen (wenn man auch
Grasland als kurzlebig bezeichnen will) sowie kurzfristige und langfristige Nutzungsfrequenzen. Es handelt sich um mehrschichtige Kulturen, in denen die Schichten ökologisch interagieren und ökonomisch eine unterschiedliche Bedeutung haben können. Besonders in historischen
Agroforstsystemen erfüllten dabei Bäume meist mehr als einen Zweck; die unterschiedlichen
Nutzungsformen brachten ganz spezifische Baumgestalten hervor.
Vor 37 Jahren schrieb der Göttinger Wirtschafts- und Sozialhistoriker Wilhelm Abel die folgenden Sätze: „Es zeigt sich, dass auch die Geschichte des Abendlandes auf weite Strecken hin
eine Geschichte der Not, des Hungers und des Elends war. Das ist in unser Geschichtsbewusstsein noch kaum eingedrungen. [...] Zwar darf feudale Willkür nicht übersehen werden, doch
mehr noch, wenn auch vielleicht verflochten mit ihr, zogen die natürlichen Ressourcen der Versorgung mit Nahrungsmitteln Schranken. Freilich gilt dies nur für die ‚Armen‘. Doch sehr viele
waren arm in einem Zeitalter, da schon in guten Jahren nicht selten mehr als die Hälfte der Einkommen für Lebensmittel gebraucht wurde und in Notjahren die Preise der wichtigsten Brotfrucht auf das Doppelte, Dreifache und noch höher stiegen.“
Die Getreidespeicherkapazitäten der bereits in tiberischer Zeit gegründeten, im fruchtbaren
Lössgebiet des Markgräfler Hügellands gelegenen Axialhofvilla Heitersheim erfuhren mit dem
Ausbau zur vierten Bauperiode eine enorme Erweiterung (Abb. 1): Das spätestens in der um
100 n. Chr. datierten, dritten Bauperiode errichtete Speichergebäude C, das eine Grundfläche
von ca. 18 x 10 m besaß, wurde durch den Speicher C 2 ersetzt, der mit seinen Ausmaßen von
24 x 15 m die doppelte Grundfläche des älteren Speichers einnahm (Abb. 2, Nr. 1). In der pars
rustica wurde anstelle des Wohngebäudes F das Gebäude F 2 erbaut, das aus einem 24 x 15 m
großen, massiv fundamentierten Kernbau bestand, dessen westlicher Schmalseite eine ca. 5,5 m
breite ungegliederte Raumzeile vorgelagert war (Abb. 2, Nr. 2). Zwar ist die Funktion von Gebäude F 2 bislang noch nicht abschließend zu beurteilen, doch sprechen Indizien dafür, dass der
Bau als Speicher genutzt wurde: So fällt auf, dass der Kernbau von Gebäude F 2 nicht nur eine
massive Fundamentierung, sondern auch identische Ausmaße wie der periodengleich errichtete
Speicher C 2 aufwies.