9.2010
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Seit vielen Jahrhunderten führte ein Feldweg von der Stadt Eppingen über die
Ölmühle zur 1334 zum ersten Mal erwähnten Raußmühle. Zeitzeugen, die diesen
Weg vor einem halben Jahrhundert noch
gegangen sind, erzählen schwärmerisch
von der Schönheit dieser Strecke. Links des
alten Mühlkanals führte ein Weg mit seinen
vielen Schlaglöchern, in denen sich Goldbauchunken tummelten, vorbei an artenreichen Feuchtwiesen über die zwei alten
Mühlen hinaus nach Mühlbach, Sulzfeld
und zum sagenumwobenen Brunnenhäusle
(beim heutigen Modellflugplatz). Der Kanal
war von zahlreichen knorrigen alten Weidenbäumen gesäumt, die im Dämmerlicht
wie gespenstische Figuren aussahen.
Unsere Vorfahren sahen darin Dämonen- und Hexengestalten, die sie mieden oder
denen sie Opfer brachten. Dazwischen
leuchteten weiße und rosa Wildrosen, deren
Früchte im Winter den Vögeln als Nahrung
dienten. Viele Eppinger Bauern sind diesen
Weg immer wieder gegangen oder mit den
Pferdegespannen gefahren, um ihr Korn in
den zwei abgelegenen Mühlen mahlen zu
lassen.
Am 30. Juni 2004 wurde der stationäre
Betrieb im Eppinger Krankenhaus eingestellt. 109 Jahre lang erfüllte das Eppinger
Krankenhaus die wichtige Funktion einer
wohnortnahen Gesundheitsversorgung für
viele Bürger aus Eppingen und der nahen
Umgebung. Der Verlust dieser zentralen
Gesundheitseinrichtung stellt einen Einschnitt in der jüngeren Stadtgeschichte von
Eppingen dar. Deshalb soll im folgenden
Aufsatz die Geschichte des Eppinger Krankenhauses dargestellt und festgehalten
werden.
Von S'Franke
(2010)
Fast 103 Jahre alt geworden wäre vor drei
Jahren Frau Bertha Frank, einst Landesprodukte-Handel Brettener Str.19 in Eppingen. Sie verstarb 2006 an ihrem Alterssitz
in den Vereinigten Staaten. Ihr Mann Arthur
im Außendienst, war sie Mutter und Verkäuferin in einem und sehr beliebt. Erzählt
ein Mädchen vom Geschenk eines Matzenbrotes beim Einkaufen von Mehl oder
Hühnerfutter (Muskator), kommt heute
noch der Protest der Buben: "unn mir
häwwe Gutsele kriegt". Indessen der Bub
(heute ist er 95), der damals die Enten freitags durchs "Knorre" Gässle hinab in die
nahe Elsenz trieb, bekam auch ein Matzenbrot und manchmal sogar ein "Fuffzigerle", was zu jener Zeit für ein Kind sehr
viel Geld bedeutete.
Schon vor mehr als 400 000 Jahren waren
Menschen in der Lage, „gefundenes Feuer“
(meist durch Blitzschlag entstanden) zu
bewahren und kontrolliert zu nutzen. Das
heilige Feuer war ursprünglich Eigentum
der Götter, und die Erkenntnis, dass das
dem Menschen so gefährliche und feindliche Feuer auch einen erhaltenden, wärmenden und leuchtenden Charakter hatte,
wenn man es beherrschte, ging einher mit
einer Schuldvorstellung, die sich im griechischen Mythos vom frevelhaften Raub des
Prometheus niederschlug. Das Feuer wurde zu einem religiösen
Ursymbol der Menschheit, das noch immer
von zentraler Bedeutung in den verschiedenen Kulten erscheint. Grablichter und
Ampeln sollen Dämonen und Geister vertreiben, und im „ewigen Licht“ der katholischen und orthodoxen Kirche wie auch in
der Synagoge brennt es als Symbol der
Gegenwart Gottes. Die Naturvölker kennen
Feuerkulte, Indianer Nordamerikas beten
es an, bei den Hereros Afrikas hüten es die
Häuptlingstöchter.
Selma Rosenfeld (1892-1984)
(2010)
Bisher war es wenigen Eppingern vergönnt,
im Ausland im akademischen Bereich
erfolgreich zu sein und sich einen bleibenden Namen zu schaffen. Die am 16.8.1892
in Eppingen geborene Selma Rosenfeld ist
bisher eine der wenigen Ausnahmen. Sie
war die Tochter von Louis und Regine
Rosenfeld, geborene Freudenthaler, und
verbrachte sowohl ihre Kinder- als auch
ihre Jugendzeit im Kraichgau. Die Familie
des Vaters stammte aus Hoffenheim und
lässt sich dort bis ins frühe 18. Jahrhundert
nachweisen. Im Rahmen des badischen
neunten Konstitutionsediktes vom 13.
Januar 1809 wählten ihre Vorfahren den
Namen Rosenfeld. Die Familie ihrer Mutter stammte aus Richen und lässt sich dort
ebenfalls bis ins 18. Jahrhundert zurückverfolgen. Die Eltern heirateten am 5. Februar
1889 in Hoffenheim und zogen kurz nach
der Geburt ihres zweiten Kindes Adolf 1891
ins Haus der mütterlichen Großeltern nach
Eppingen. Selmas Großvater, Kaufmann
Freudenthaler, hatte bereits am 8. Februar
1876 den Ratskeller erworben. Selma
hatte zwei weitere Geschwister: Mina
(geboren 1889 in Hoffenheim) und Julius
(geboren 1900 in Eppingen). Im April 1899
begann sie mit der Volksschule.
Im Alter von 80 Jahren verstarb am 9. April
2009 unser Ehrenmitglied Manfred Pfefferle. Er war über viele Jahre bei den Heimatfreunden Eppingen aktiv, er war ein außergewöhnliches Mitglied.
Manfred Pfefferle wurde am 6. Mai 1928 als
Sohn eines Arbeiters in Eppingen geboren.
Er machte eine Ausbildung zum Waldarbeiter und war bis zu seiner Pensionierung bei
der Stadt Eppingen im Stadtwald und später
auf dem Friedhof beschäftigt.
Der Projektor steht seit fast drei Jahrzehnten still, als der Technische Ausschuss des
Eppinger Gemeinderats in den Rössle-Lichtspielen die Regie übernimmt und
diese ein letztes Mal in Szene setzt. Am 25.
November 2008 beschließt das Gremium
einstimmig, das Kino abzureißen. Das
Dach ist undicht, das Gebäude marode.
Der rückwärtige Teil der Gaststätte Rössle
in der Rappenauer Straße ist nicht mehr zu
halten. Damit startet der endgültige
Abspann der Eppinger Kinogeschichte in
der Altstadt, die fast 90 Jahre zuvor begonnen hat.
Im Februar 1912 rüstet sich das Ministerium des Innern in Karlsruhe für die bewegten Bilder. An die Bezirksämter richtet es
sein Schreiben Nummer 187: „Wie uns mitgeteilt wird, finden neuerdings die Kinematrographen auch in kleineren Stadt- und
Landgemeinden ausgedehntere Verbreitung.” Ziel des Briefs ist, die lokalen Behörden auf den Umgang mit der neuen, aufstrebenden Form der Unterhaltung vorzubereiten. Die Bürgermeisterämter müssen
beispielsweise verlangen, dass die Kinochefs jedes neue Programm vorlegen -
„soweit erforderlich unter Inhaltsangabe der
einzelnen Stücke”. Werke, „die schon nach
ihrer Bezeichnung und Inhaltsangabe zu
Bedenken Anlass geben”, sind zu verbieten. Zurückgenommen werden darf das
Verbot nur, wenn der Streifen in einer nicht
öffentlichen Vorführung die Bedenken zerstreut.
Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister
Holaschke, liebe Festgäste,
es ist für mich eine große Freude und Ehre,
dass ich zum offiziellen Auftakt der 30.
Baden-Württembergischen Heimattage
hier in Eppingen eine Festrede zur
Geschichte unserer Stadt halten darf.
Ich möchte mich an dieser Stelle bei den
Verantwortlichen für dieses Vertrauen
bedanken.
Beginnen möchte ich aber nicht mit
Geschichte, sondern mit zwei kurzen
Geschichten:
Da ging ein badischer Vater mit seinem
Sohn an einem Sonntag Nachmittag im
Wald spazieren. Sie liefen an der württembergischen Grenze entlang.
Die Lebensgeschichte von Johann Jacob
Lumpert zeichnet das Bild eines wohlhabenden Bürgers der Stadt Eppingen, der
zugleich im Dienst der kurpfälzischen
Regierung stand.
Seine Jugend (geboren um 1620-1625) fiel
in die schreckliche Zeit des 30-jährigen
Krieges. Die Kurpfalz, zu der Eppingen
gehörte, wurde von kaiserlichen und bayerischen Truppen erobert, dann wogte der
Krieg hin und her. Auch nach dem Friedensschluss von 1648 waren noch französische Besatzungstruppen im Land, in
Eppingen als Verbündete.
Von meinem hundert Jahre alten handgeschriebenen Stammbaum konnte ich ableiten, dass ich in der sechsten Urenkelgeneration von einem Levi abstamme, der, um
1710 geboren, in Eppingen, einer Kleinstadt in Südwestdeutschland
lebte. Das Vorwort zu dieser Stammtafel
beginnt mit einer stilistisch gedrechselten
Feststellung:
"Weitsichtige Familien führen Buch über
ihre Generationen, ein Brauch, der schon
im Buch der Bücher, der Bibel, vorkommt,
wo detaillierte Beschreibungen von einzelnen Personen und ihren Nachfahren zu finden sind. Unter den Israeliten war es yichus, eine Ehre, wenn über eine Familie
gut gesprochen wird. In diesem Sinne verdient die Familie Frank von Eppingen diese
Anerkennung wegen ihres beispielhaften
Bürgersinns und ihrer Humanität."
Die direkte Abstammungslinie der Franks
wird in der Stammtafel mit dem Geburtsjahr
jeder Person wie folgt aufgeführt: Levi (um
1710), Isaak (um 1735), Levi (1765) und
lsaak (1793). Von der Zeit ab wurden die
Namen weltlich, und die Kette setzt sich fort
mit Namen wie Wolf, Julius, Arthur und
schließlich mir, Werner Ludwig, jetzt als
Werner Louis Frank bekannt.
Am 20. Juli 2005 verstarb Günter Zaiß allzu
früh im Alter von 67 Jahren an einer schweren Krankheit. Als aktiver Turner, Trainer
und Sportfunktionär, als Sport- und Werklehrer, als freier Mitarbeiter der regionalen
Presse und als Heimatfreund hat er unübersehbare Spuren weit über seine Heimatstadt Eppingen hinaus hinterlassen.
Im Jahre 1804 wurde die Stelle des Stabsphysikus (Amtsarzt) im neu gegründeten
Stabsamts Eppingen mit dem „Doktor der
Heilkunde“ Ignaz Bauer besetzt. Dieser fertigte 1807 eine hoch interessante „Physikalisch- topografische Beschreibung des
Stabsphysikats Eppingen“ an, in der wir
Hinweise über das damalige Gesundheitswesen in Eppingen finden. Ignaz Bauer
schreibt: „Verwahrungshäuser für Kranke
und andere Personen haben wir leider
keine, indem die vormals städtischen Häuser vor einigen Jahren verkauft worden,
und in dem Fall epidemischer Krankheiten
und schnell um sich greifender Seuchen
würde man genötigt sein, einige vor der
Stadt sich befindende Wohnungen der Bürger, die geräumig sind, zu benutzen...".
Es war an einem nasskalten Abend im
März 1994. Um 20.00 Uhr war die Vorstandssitzung beim Heimatverein angesagt, aber der Mann mit dem Schlüssel für
das Rathaus, in dem unser Sitzungszimmer
ist, war wieder einmal zu spät. Wir, der frühere Ortsvorsteher Heinrich Benz und ich,
gingen auf und ab, warteten und froren. Als
es vom Kirchturm acht schlug, zog Heinrich
Benz seine Uhr hervor und sagte: “Also,
das gab es zu meiner Zeit als Ortsvorsteher
nicht, die Uhr geht ja über eine Minute
nach! Es ist doch kein Problem, die Uhr zu
richten. Im Vorzimmer des Ortsvorstehers
hängt die Kontrolluhr, die man nur richten
muss, und schon stimmt die Kirchturmuhr
wieder. “Ja früher”, sprach er weiter, “da
musste man noch zu der alten Uhr im
Kirchturm hochklettern, um sie zu richten.
Wenn sie nach ging, musste man mit einer
Kurbel die Zeiger richtig stellen, wenn sie
vorging, musste man das Pendel anhalten
und warten bis die Zeit wieder stimmte. Das
war nicht so einfach”. Ganz nebenbei sagte
er noch: “Ich glaube, die alte Uhr steht
heute noch da oben.” Sein letzter Satz
machte mich neugierig. Sollte da oben
wirklich noch eine alte Kirchturmuhr stehen? Das wäre doch etwas für unser Heimatmuseum.
Was der am 4. Juni 1929 in Eppingen geborene Werner Frank ursprünglich als Arbeit
eines Familienforschers begann, wurde
zum einzigartigen Vermächtnis eines
Eppinger Landjudenkindes: Sein 928 Seiten starkes Buch "Legacy ("Vermächtnis") –
Sage einer deutsch-jüdischen Familie über
Zeit und Umstände hinweg" in englischer
Sprache enthält Geschichte und Schicksal
von Juden in Deutschland zwischen 1710
und 2002 am Beispiel der Familie Frank
aus Eppingen. Von dem Buch gibt es noch
keine komplette deutsche Übersetzung,
aber es steht in mehreren Eppinger Privathaushalten sowie im Stadtarchiv, der Stadtbücherei und der Bibliothek des Eppinger
Gymnasiums.
Erinnerungen an Emil Thoma
(2010)
Seit meiner frühen Kindheit kannte ich
Stadtpfarrer Emil Thoma persönlich. Aufgrund dieser persönlichen Beziehung ist es
durchaus berechtigt, diesen Beitrag
„Erinnerungen an Emil Thoma” zu überschreiben.
Meine Mutter starb, als ich drei Jahre und
mein Bruder Hugo viereinhalb Jahre alt
waren. Die Schwester meiner Mutter, Tante
Mathilde Meny, verpflichtete sich an deren
Sterbebett, für uns Kinder zu sorgen - ein
Versprechen, das sie sehr ernst nahm. Mein
Vater, der als Bahnbeamter in Sinsheim
arbeitete, verheiratete sich bald wieder
nach dem Tod unserer Mutter. Deshalb verbrachten mein Bruder Hugo und ich auch
unsere Schulzeit noch in Sinsheim. Nach
dem Abschluss der Volksschule zog ich
1938 zu Tante Mathilde nach Eppingen, von
wo aus ich die Handelsschule in Heilbronn
besuchte.
Das Thema Hundesteuer erhitzt immer wieder die Gemüter. Dass dies schon seit 200
Jahren so ist, zeigt ein Blick in die Vergangenheit.
Begonnen hatte es 1796 in England -
einem Land, das in Sachen Hund tonangebend war. Der Finanzminister von König
Georg III. kam damals auf die Idee, Hunde,
die keinem bestimmten Zweck dienten, mit
einer Luxusabgabe zu belegen. Sämtliche
bellenden Vierbeiner, die nicht in die Kategorie Wach-, Hüte-, Treib-, Jagd- oder sonstige 'Arbeitshunde' fielen, stufte man als
Luxus, als unnütz ein, und für diese hatte
der Besitzer tief in die Tasche zu greifen.
Eppingen 1933-1939
(2010)
„Den Frieden zu erringen, der Nation
Selbstbestimmungsrecht zu sichern, die
Verfassung zu sichern und zu behüten, die
allen deutschen Männern und Frauen die
politische Gleichberechtigung verbürgt,
dem deutschen Volk Arbeit und Brot zu
schaffen, ein ganzes Wirtschaftsleben so zu
gestalten, dass die Freiheit nicht Bettelfreiheit, sondern Kulturfreiheit werde” dies
waren die Ziele, die nach dem 1. Weltkrieg
der 1925 leider zu früh verstorbene Reichspräsident Friedrich Ebert1 anstrebte, der
SPD Mann aus Heidelberg, der das
Deutschlandlied am 11. August 1922 als
Nationalhymne eingeführt hatte. Indes, es
sollte anders kommen. Die schreckliche
Inflationszeit war noch nicht vorbei.
Eine Gesamtaufnahme aller Bereiche der
Naturwelt, besonders die der "nichts bringenden", fehlt bisher für das Eppinger
Gäu. Die folgende Datensammlung stellt
einen ersten Zwischenbericht dar. Meine
eigenen ständigen Beobachtungen in den
letzten acht Jahren und die Berichte Alteingesessener dienen als vergleichendes
Material zu den Naturumständen vergangener Zeiten und den heutigen Befunden um
Eppingen herum. Die Berichte der sich Erinnernden erweisen sich als glaubwürdig,
wenn ich sie mit jenen über ähnliche Vorgänge in anderen Gebieten Deutschlands
und der Welt, über die ich gelesen habe,
vergleiche. Leider ist die Tendenz bezüglich
der Erhaltung der Natur meistens negativ.
Die Kraichgaubahn
(2010)
Der Krieg 1870/71 gegen Frankreich hatte
gezeigt, wie notwendig ein schneller Aufmarsch des Militärs mit Hilfe der Eisenbahn
für strategische Zwecke war. Der völlige
Mangel an eisenbahnorganisatorischen
Vorkehrungen auf französischer Seite gewann entscheidende Bedeutung für den
deutschen Sieg über die Armee Napoleons
III. “Die Eisenbahnen sind zu einem Kriegsmittel, zu einem Kriegswerkzeug geworden, ohne das diese großen Armeen der
Gegenwart weder aufgestellt, noch zusammengebracht, noch vorwärtsgeführt,
noch erhalten werden könnten”, umschrieb
Graf von Schlieffen den Wert der Eisenbahn unter militärischen Gesichtspunkten.
Da nach dem Sieg über Frankreich
1870/71 ein Revanchekrieg befürchtet
wurde, begannen politische und militärische Kreise über einen Folgekrieg mit dem
westlichen Nachbarn nachzudenken. Im
Rahmen dieser Überlegungen wurden
auch Planungen für den Ausbau der Eisenbahnverbindungen zur französischen Grenze hin aufgestellt.