69.2015
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Im 1758 eröffneten Schlosstheater feiert der Bühnenvorhang von Innocente Colomba
den strahlenden Gott Apoll auf einer Wolke im Reigen der Musen. Es ist eine
Allegorie auf den kunstsinnigen Herrscher, der den Ludwigsburger Hof in der Mitte
des 18. Jahrhunderts zu einem der glänzendsten in Europa machte und Künstler wie
Niccolò Jommelli oder den Ballett-Compositeur Jean-Jacques Noverre, wie auch berühmte Sänger und Tänzer – insbesondere junge Tänzerinnen, wie die Anekdoten
um des Herzogs blaue Schuhe zu erzählen wissen – unter seiner strahlenden, geldraubenden Schirmherrschaft versammelte. Man könnte das Bild auch anders deuten:
Melpomene, die singende Muse der Tragödie, Terpsichore, die Tanzende, Thalia, die
festliche Muse der Komödie, Euterpe, die Lyrische, Erato, die Amouröse, Polyhymnia
und Kalliope, die Musen der Dichtung und Philosophie, als vielgestaltige Inspiration
des schöpferischen Genies von Niccolò Jommelli, das während seiner Jahre am
württembergischen Hof zur höchsten Vollendung gelangte und ihn zu einem »Solitär
am Musenhof des Herzogs Carl Eugen« machte.
Louis Bührer hat viel in seinem Leben bewirkt, aber nur wenig Greifbares zu seinem
Leben hinterlassen. Ein persönlicher Nachlass existiert nicht. Erhalten sind lediglich
die amtlichen Nachlassakten von ihm und seiner Frau, Protokolle und amtliche
Schriftstücke aus seiner Tätigkeit als Stadtrat sowie unzählige größere und kleinere
Artikel und Notizen in der Lokalpresse, die mit ihm in direktem oder indirektem
Zusammenhang stehen. Als Silberarbeiter schaltete er keine regelmäßigen Geschäftsanzeigen in der örtlichen Presse, die wenigen Privatanzeigen beschränkten sich hauptsächlich auf die Vermietung von Wohnungen in seinem Haus. Bleibt Louis Bührer
als Mensch weitgehend im Hintergrund, so tritt er umso deutlicher als vielseitig
engagierter Bürger von Ludwigsburg vor unsere Augen.
Wilhelm Ludwig Bührer wurde am 22. Dezember 1803 als zehntes von zwölf
Kindern des Nagelschmieds und Zunft-Obermeisters Christian Friedrich Bührer sr.
in Ludwigsburg geboren. Er besuchte zur selben Zeit wie Eduard Mörike die örtliche
Lateinschule, wurde 1817 konfirmiert und erlernte danach in Esslingen den Beruf
eines Silberarbeiters. Die Neigung zu künstlerischen Berufen lag in der Familie. Sein
älterer, am 1. Dezember 1800 geborener Bruder Christian Friedrich jr. wurde Kupferschmied und gründete 1829 in Ludwigsburg eine Werkstätte für Kupferwaren, die später
in der Firma Hünersdorff aufging. Wilhelm Ludwig Bührer arbeitete nach seiner
Ausbildung als Silberarbeiter in Tuttlingen, München und Paris, wo er vermutlich
auch seinen Rufnamen Ludwig in Louis änderte. Am 22. Juli 1829 heiratete er die
am 20. November 1805 in Paris geborene Léonide Antoinette Mortieau und ließ sich
danach beruflich in Brüssel nieder. Die Ehe blieb kinderlos.
Zwangsehe statt Liebesheirat
(2015)
Am 19. Dezember 1975 schrieb Oberregierungsrat Oskar Behr, der langjährige Leiter
des Kommunalamts im Landratsamt Ludwigsburg, auf das Deckblatt einer dicken
Akte: »Mit der Wahl von Bürgermeister Fetzer am 7. Dezember 1975 in Eberdingen
ist im Landkreis Ludwigsburg die Gemeindereform abgeschlossen.« Und vermutlich
mit einem tiefen Seufzer der Erleichterung fügte er noch dazu: »Der ganze Vorgang
kann nun – endlich – zur Ablage in die Registratur.«
Im Gebiet des heutigen Landkreises Ludwigsburg wurde durch die Gemeindereform die Zahl der selbständigen Kommunen von 78 auf 39 halbiert. Die Eingemeindungen und Gemeindezusammenschlüsse erfolgten in der Regel auf freiwilliger Basis,
d.h. nach entsprechendem Beschluss durch die Gemeinderäte der betroffenen Kommunen. Lediglich in zwei Fällen hat der Landtag den Vollzug der Gemeindereform
gesetzlich bestimmt: Dies betraf zum einen den Zusammenschluss von Korntal und
Münchingen zur neuen Stadt Korntal-Münchingen und zum anderen den Zusammenschluss von Eberdingen, Hochdorf an der Enz und Nussdorf zur neuen Gemeinde Eberdingen.
Die Gemeindereform löste seinerzeit heftige Emotionen querbeet durch Orte und
Parteien aus. Diese Emotionen sind auch heute noch nachvollziehbar. Schließlich
ging es nicht nur um den Austausch von Ortsschildern, sondern zur Entscheidung
stand nichts weniger als die Frage, ob die Gemeinde ihre Aufgaben auch in Zukunft
eigenständig und aus eigener Kraft erfüllen soll und erfüllen kann oder ob dies nur
in Zusammenarbeit und in der Konsequenz im Zusammenschluss mit einer anderen
Gemeinde gelingen konnte.