2010
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Ladenburger Jahrbuch. – 2010
(2010)
Sieht man von dem Gasthof >Zum goldenen Anker< am Neckar ab, in dem die Neckarschiffer, vor allem die sogenannten Treidler verkehrten, gab es in Ladenburg bis zum Ende des 19. Jahrhunderts nur in der Hauptstraße zwischen Schriesheimer und Neckartor Gasthäuser. Soweit es sich nicht um einfache Schänken, sondern um >Schildherbergen< handelte, welche die Konzession hatten, warmes Essen und auch Übernachtungen anzubieten, waren sie alle in der Hand von Bauernfamilien und anderer wohlhabender Leute, die oft selber im Gemeinderat saßen oder Familienmitglieder dort hatten. 1876, nach dem weitgehenden Abriss der Mauer und dem Auffüllen des Stadtgrabens, wurde nördlich der Stadt ein Baugebiet erschlossen, die
heute noch so genannte >Neue Anlage<. Einer der Bauherrn war der Maurermeister Josef Würzburger (1844-1894), der 1884/85 die sogenannte
>Alte Volksschule< über dem Kaiserkeller gebaut hatte. Er errichtete ein größeres Gebäude in der Absicht, dort ein Gasthaus zu betreiben, was ihm aber der Gemeinderat nicht genehmigte. Nach längerem Streit schrieb er schließlich folgenden Brief an den jungen, frisch gekrönten Kaiser Wilhelm II., der buchstabengetreu wiedergegeben ist.
Das Lackert'sche Hausbuch
(2010)
Das Hausbuch befindet sich im Besitz von Frau Gudrun Laible, geb. Lackert, aus Helmstadt-Bargen und wurde von ihr für den Zweck der auszugsweisen Veröffentlichung zur Verfügung gestellt. Ihr gilt der Dank der Autoren. Aus dem Buch wurden die ersten dreißig Seiten umgeschrieben, auf welchen sich Berichte zum Neckareisgang (S. 13-21) und zu den Glocken der alten Evangelischen Stadtkirche (S. 26) befinden. Darüber hinaus bietet das Buch Einblicke in die Wirtschaftsweise der beiden Besitzer, des Schulmeisters Johann Martin Lackert und seines Sohnes, des Mehlhändlers Georg Michael Lackert, sowie in Preise und Dienstleistungen des 18. und frühen 19. Jahrhunderts in Ladenburg. Auch familiäre Ereignisse sind in dem Hausbuch festgehalten. In Form eines fast unkommentierten, modifizierten Fließtextes wurde der Abschnitt über den Eisgang bereits 1934 in Konrad Seels "Ladenburger Geschichtsblättern" präsentiert. An dieser Stelle folgt nun das umfangreichere Original. Soweit möglich, wurde der ursprüngliche Text in
Buchstaben und Anordnung präzise wieder gegeben.
Das Gelände zwischen dem Chor der Galluskirche und der Feuerleitergasse war im Mittelalter ein Kirchhof, wo die angesehenen Leute beerdigt
wurden; das Pfarrheim St. Michael war das Beinhaus, wo die Knochen der Verstorbenen nach ihrer Exhumierung aufbewahrt wurden. Als man im
Sommer 2009 das Gebiet umgestaltete, fand man einen alten Grabstein, der mit der Inschrift nach unten als Treppenstufe verwendet worden war.
Der folgende Beitrag beschäftigt sich mit einem Haus, das im Laufe seiner langen Geschichte unter ganz verschiedenen Namen bekannt gewesen ist:
Renaissancehaus, Sackpfeife, Stichs'sches Haus, Altertumshaus und, nach seiner prominentesten Funktion, Ortsmuseum. Diese Widmung des Hauses im 20. Jahrhundert soll im Folgenden genauer betrachtet werden. Die verschiedenen genannten Bezeichnungen werden dabei, soweit überhaupt nötig, erklärt. Die Geschichte des Alten Heimatmuseums wird anhand von zeitgenössischen Quellen und Bildern geschildert. Da die Quellen hier zum ersten Mal, soweit mir bekannt, zusammengetragen worden sind, bietet sich eine chronologische Darstellung an. Die Schwerpunkte diktiert nicht zuletzt das Material selbst.
Römische Ziegel
(2010)
Die Erfindung des Ziegels reicht ins Neolithikum zurück, in die Zeit, als der Mensch sesshaft wurde und damit begann, Ackerbau und Viehzucht zu
betreiben. Die frühesten Belege für den Gebrauch des Baumaterials stammen aus der Zeit um 7300 v. Chr. aus Gebieten, die durch einen Reichtum an Ziegelrohstoffen und einen gleichzeitigen Mangel an Naturstein geprägt sind. Als Beispiele seien die Siedlung Catal Hüyük in Anatolien und Jericho in den heutigen Palästinensischen Autonomiegebieten genannt. Im warmen Klima des Nahen Ostens wurden zunächst lediglich luftgetrocknete Ziegel verwendet. Erst ab etwa 3000 v. Chr. setzte schließlich die Entwicklung zum witterungsbeständigeren gebrannten "Tonstein“ ein, der u. a. in den mesopotamischen Stadtstaaten Babylon, Nippur, Lagasch, Mari und Ur, aber auch auf der griechischen Insel Kreta nachgewiesen ist. Im ca. 2300 v. Chr. in akkadischer Keilschrift verfassten Gilgamesch-Epos sind gebrannte Ziegel bereits schriftlich bezeugt.
Dieser Artikel wäre ohne die umfassende Arbeit des verstorbenen Ehrenbürgers, Herrn Dr. Berndmark Heukemes, nicht möglich gewesen. Von ihm wären bei einer längeren Lebens- und Schaffenszeit sicher ähnliche, wohl informativere und umfassendere Artikel über die Schätze "seines“ Museums geschrieben worden. Deshalb sei dieser bescheidene Beitrag seinem Andenken gewidmet. Der Verfasser ist kein Archäologe und maßt sich auch nicht an, archäologische Aussagen zu den Inschriften zu machen. Als Philologe und Historiker bespricht er diese Inschriften nur von diesen Standpunkten her.
Es dürften mehr als tausend Menschen gewesen sein, die am Nachmittag des 13. Juni 1957 Cornel Serr das letzte Geleit gaben. Der Trauerzug bewegte sich vom Haus in der Heidelberger Straße aus durch die Kirchenstraße, verweilte eine Minute zwischen den drei Gebäuden, die ihm stets besonders am Herzen lagen – der St. Galluskirche, dem Heimatmuseum (heute Restaurant >Zur Sackpfeife<) und seinem Geburtshaus am Marktplatz, bewegte sich dann durch das Rheingauviertel, wo er jedes Haus, jeden Winkel und die meisten Familien kannte, und schließlich durch das Martinstor zum Friedhof. Mitglieder der Fechter-Riege der Lopodunia trugen den Sarg ihres Gründers zur Grabstätte, wo Stadtpfarrer Häußler und zwölf Redner das Lebenswerk Cornel Serrs, den vorbildlichen Kollegen und den engagierten Bürger würdigten.
Auf dem im 19. Jahrhundert abgerissenen Schriesheimer Tor stand noch der Name "Laudenburg“, das war der mittelalterliche Name. So steht es auch in einem Trinklied des 16. Jahrhunderts "Zu Laudenburg nit weit vom Rhin...". Im Zusammenhang mit der im 15. Jahrhundert entstehenden Kurpfälzer
Kanzleisprache, die z. T. auf dem regionalen Idiom, nämlich dem Kurpfälzer Dialekt basierte ("gewest" statt "gewesen", es hat "geregent" statt "geregnet" usw.), verwandelte sich das "au" in "a", also "Ladenburg", vgl. "glauben" >"glaabe“, "laufen" > "laafe." Im Frühmittelalter lautete der Name "Lobdenburg". Das geht zurück auf den römischen Namen "Lopodunum“, so hieß der bedeutende Hauptort der "civitas ulpia sueborum nicrensium“, des ulpischen Gaus der Neckarsueben (Ulpius war der Gentilname Kaiser Trajans, der den Gau [civitas] gegründet hat). Die Franken, die auch sonst in ihrem Reich die römischen Strukturen beibehielten, machten daraus den Lobdengau und fügten an den lateinischen Namen des zentralen Ortes noch ein "burg“, um den städtischen Charakter zu betonen; denn bis ins 12. Jahrhundert hieß ein solcher Ort "bürge“ oder "burg“ und seine Bewohner waren "Bürger“ und nicht "Städter“. Dass der Name mit "Lob“ und nicht mit "Lop“ begann, führt Hansjörg Probst auf eine romanische bzw. frühfranzösische Lautverschiebung von "p“ nach "b“ zurück und sieht darin den Beweis, dass die Bewohner mindestens noch im 7. Jahrhundert einen romanischen Dialekt gesprochen haben.