630 Landwirtschaft und verwandte Bereiche
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Als »früheste eindeutige und ausführliche Erwähnung der besonderen Verhältnisse in der Hart« hat bereits Rudolf Kieß eine Urkunde herangezogen, die erstmals Licht auf Struktur und Organisation einer mittelalterlichen »Waldbesitzergemeinschaft« wirft, die von sieben im Umkreis der Murrmündung gelegenen Orten gebildet wurde. Die Orte, die das nordöstlich von Steinheim gelegene Waldgebiet vom Mittelalter bis zu seiner endgültigen Aufteilung im Jahre 1840 in gemeinschaftlichem Grund- und Nutzungsbesitz hatten, sind bekannt: Marbach, Erdmannhausen, Steinheim, Murr, Pleidelsheim, Beihingen und Benningen. Auf die auffällige Tatsache, dass nur einer der genannten Orte, nämlich Steinheim, mit seiner Markung an die Hart angrenzt, alle anderen aber mehr oder weniger weit davon entfernt liegen, Benningen und Beihingen sogar jenseits des Neckars, hingegen unmittelbare Anrainer der Hart wie Rielingshausen oder Kleinaspach hier aber keinen Waldbesitz hatten, wurde bereits mehrfach hingewiesen.
Im südbadischen Grenzgebiet zur Schweiz werden seit einiger Zeit Autoaufkleber
angeboten, auf denen folgendes zu lesen steht: ,,Wir wollen keine EG
mehr! Die Landbevölkerung wünscht Schweizer Staatsbürger zu werden."
Bei einer agrarpolitischen Debatte in Stühlingen, Landkreis Waldshut, äußerte
der Ortsvorsitzende einer Partei, daß den Bauern bald nichts anderes mehr
übrigbleibe, als an die benachbarte Schweiz mit der Bitte um Eingemeindung
heranzutreten.
Solche mehr oder minder ernstgemeinten Wünsche spiegeln die weitverbreitete
Resignation wider, welche die Landwirte im deutschen Hochrheingebiet
erfaßt hat. Existenzangst und Unsicherheit verbinden sich hier mit der Kenntnis
über die „paradiesischen" Verhältnisse bei den Berufskollegen jenseits der
Grenze; mit diesen steht man seit langem in Kontakt, denn zahlreiche Eidgenossen
bewirtschaften traditionell Felder auf deutschem Boden.
Im Elsaß nimmt der Rebbau in bezug auf Tradition, wirtschaftliche Bedeutung
und kulturlandschaftliche Prägekraft seit Jahrhunderten eine herausragende
Stellung ein. Das Produktionsvolumen beläuft sich gegenwärtig auf rund 1 Mio.
hl Wein pro Jahr (ca. 125 Mio. Flaschen), dies entspricht einem Umsatz von etwa
1,8 Mrd. FF. Auf einer Fläche, die 1,3 % der französischen Rebfläche umfaßt,
erzeugt das Elsaß 7 % der französischen Qualitätsweine. Von den im französischen
Weinrecht unterschiedenen Qualitätsstufen spielen nur die „Qualitätsweine
mit kontrollierter Ursprungsbezeichnung" (Vins a appellation d'origine controlee
- V AOC) im Elsaß eine Rolle. Es ist das größte französische Weißweingebiet
(20 % der nationalen Qualitätsweißweinproduktion), denn Weißweine haben an
der regionalen Erzeugung einen Anteil von 93 %. Weiterhin unterscheidet sich
das Elsaß von allen anderen französischen Weinbaugebieten (außer der Champagne)
darin , daß seit 1972 der Wein das Anbaugebiet nur in Flaschen, nicht
aber als Halbfertigware (in Fässern) verlassen darf.
Der Weinbau im Elsaß
(1991)
Von der einstigen Bedeutung des Weinbaus und Weinhandels zeugen heute noch
die dichte Kette der ehemaligen Ackerbürgerstädtchen am Vogesenrand sowie
deren Reichtum an reizvollen alten Fachwerk- oder Steinhäusern und anderen
Baudenkmälern. Zu den mittelbaren Folgen gehören auch die starke Bevölkerungsverdichtung
sowie die Zersplitterung des Grundbesitzes.[...]Der Rebbau nimmt im Elsaß in bezug auf Tradition, wirtschaftliche Bedeutung
und kulturlandschaftliche Prägekraft seit Jahrhunderten eine herausragende
Stellung ein. Zwar liegt sein Anteil an der landwirtschaftlichen Nutzfläche nur
bei 5 %, darauf wird jedoch rund ein Viertel des gesamten agrarischen Produktionswertes
des Elsaß erwirtschaftet (bzw. 35 % der pflanzlichen Erzeugung).
In dieser Publikation werden wissenschaftliche Ergebnisse und Projekte, die an der Forstlichen Versuchs- und Forschungsanstalt (FVA) durchgeführt wurden, vorgestellt. Fünf Themengebiete, den Einfluss von Pilzen auf die Holzqualität betreffend, wurden bearbeitet: 1. Bei der Epidemiologie des Buchenkrebses (Erreger: Neonectria ditissima) spielt der Gesundheitszustand der Überschirmung eine wesentliche Rolle. Buchennaturverjüngungen mit Kontakt zu infiziertem Altholz wiesen einen dreifach höheren Befallsgrad auf als bei gesunder Überschirmung. In einem Buchenprovenienzversuch konnte keine Abhängigkeit des Befallsgrads von der Provenienz nachgewiesen werden. Jedoch waren Parzellen im Umkreis von 20 m um infizierte Überschirmung signifikant am stärksten infiziert. Es zeigte sich auch ein Zusammenhang zwischen Befallsgrad und dem Abstand der Parzellen auf der Lee-Seite von infizierten Altbuchen. 2. Die Grünästung der Fichte wird sowohl in weitständigen Reinbeständen als auch in stufigen Mischbeständen zur Erziehung von Wertholz empfohlen. Sechs
Jahre nach einer sorgfältig durchgeführten Grünästung waren Fäulen und holzzerstörende Pilze kaum nachweisbar. Geringe Verfärbungen traten ausschließlich im asthaltigen Reifholz von wenigen Bäumen auf. Neo nectria fuckeliana wurde aus den Aststummeln von geästeten Bäumen, insbesondere nach Ästung im Herbst, am häufigsten isoliert. 3. Fichten-Erstaufforstungen auf der Schwäbischen Alb wurden auf Stockfäulen untersucht, die von Heterobasidion annosum s.l. verursacht wurden. Sieben Bestände, deren Stubben aus der Erstdurchforstung etwa zwölf Jahre zuvor mit Natriumnitrit behandelt worden waren, zeigten einen um 71 % niedrigeren Befall als unbehandelt gebliebene Bestände. Wenngleich
auch mittlerweile andere Mittel verwendet werden, zeigt dieses Ergebnis doch, dass die Übertragung des Pilzes von den frischen Stubben zu den Wurzeln der Nachbarbäume vermindert werden kann. 4. Trotz fachgerechter Beregnung war es in Nasslagern mit berindetem Fichten/Tannen-Stammholz zu umfangreichen Mantelfäulen gekommen. Es konnte gezeigt werden, dass Hallimasch-Arten (Armillaria spp.) in der Lage sind, in wassergesättigtem Holz Luftkanäle zu erzeugen, welche die Sauerstoffversorgung für den Abbau von Lignin (Weißfäule) ermöglichen. Basierend auf diesen Untersuchungen wurden Maßnahmen entwickelt, welche diese Art von Fäulnis weitgehend ausschließen. 5. Im Rahmen eines Versuchs zur Lagerung von berindetem Fichtenrundholz unter sauerstoffarmer Atmosphäre wurde die Pilzentwicklung im Holz untersucht. Die Holzzersetzung durch Pilze war bei etwa 1 % Sauerstoff weitgehend ausgeschlossen. Dagegen dominierten potentiell antagonistisch wirkende Pilze: Clonostachys solani an der Oberfläche, Ascocoryne sarcoides und Acremomum butyri (jetzt eine von mehreren Arten in Cosmospora) im Inneren des Holzes. In Poltern mit einem höheren Restsauerstoffgehalt von
ca. 10 % kam es zu einer schwachen Entwicklung von Stereum sanguinolentum und von Amylostereum areolatum. Über den gleichen Zeitraum im Freien gelagertes Holz war stark von Holzzerstörern durchsetzt, während Frischholz fast vollkommen frei von Pilzen war.
Der Bierhelderhof
(2013)
Er ist einer der Lieblingsorte der Heidelberger. Seit alters liegt er auf einer Rodungsinsel nordöstlich über dem ehemaligen Dorf Rohrbach inmitten seiner Wiesen und Felder. Noch ist er rings von Wald umgeben, und von seiner Terrasse aus kann man, unter hohen Platanen und Kastanien sitzend, den schwarzen Angusrindern beim Weiden zusehen, das preiswerte Angebot des Wirtes nutzen und sich mitten in Heidelberger Gemarkung auf dem Lande fühlen.
Der Sektor Landwirtschaft hat auch auf der Baar einen gewaltigen Strukturwandel
mitgemacht. G. Reichelt weist nach (Tabelle 1), dass beispielsweise auf
der Gemarkung Schwenningen die Zahl der landwirtschaftlichen Betriebe zwischen
1949 und 1991 von 345 auf 30, das sind 91 %, abgenommen hat. Die
Zahl der Landwirtschaftsfläche ging durch Inanspruchnahme für Siedlung und
Verkehr von 992 auf 496 ha, das sind 50 %, zurück.
Heute bewirtschaften 1.127 Betriebe mit umgerechnet 1.145 Voll-
Arbeitskräften (Tabelle 2) die Felder der Baar.
Ein Drittel der Betriebe werden im Hauptenverb bewirtschaftet, zwei Drittel
im Nebenerwerb (Tabelle 3). Der Anteil der Haupterwerbsbetriebe liegt um 2,5
% Punkte über dem Landesdurchschnitt.
Bei den Betriebsformen dominieren mit 69 % Anteil die Futterbaubetriebe,
einen kleineren Schwerpunkt bilden die Marktfruchtbetriebe. Veredelungsbetriebe
und Gemischtbetriebe treten weit dahinter zurück.
Im Bauland kannte man einst folgenden Spruch mit Bezug auf die für den 24, 25. und 26. Juli stehenden Heiligen: Christine, Jagowi, Sankt Anne is Ern! Schneid’t mer kee Korn, so schneid’t mer doch Keern. War das Korn zu diesem Zeitpunkt also witterungsbedingt noch nicht erntereif, so gingen die Bauern dennoch aufs Feld, um den vorzeitig zu schneidenden Grünkern („Keern“) spätestens jetzt einzubringen. Das bedeutete „Keernmachen“ und hatte seine Blütezeit um die Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert, als das Bauland mit großem Personal- und Arbeitsaufwand gewissermaßen im Weltmonopol den Markt mit der schmackhaften „Suppenfrucht“ versorgte. Der glanzvollste Teil der Geschichte des Grünkerns, die im folgenden Beitrag in Erinnerung gerufen werden soll. Gewiss kein neues Thema in dieser Zeitschrift, hat sie doch grundlegende Arbeiten darüber von Heiner Heimberger (1900-1977) veröffentlicht. Die im Zeichen gestiegenen Ernährungsbewusstseins seit Jahren spürbare „Renaissance“ von Dinkel und Grünkern einerseits und die Eröffnung eines Museums in Walldürn-Altheim andererseits geben jedoch Anlass genug für diese kleine Betrachtung, die auch eine vernachlässigte Landschaft etwas ins Blickfeld rücken will.
Wald im Wandel
(2007)
Seit dem frühen 19. Jahrhundert wurden die Wälder des Vorderen Renchtales von der Großherzoglich Badischen Bezirksforstei Renchen betreut, die nach der Aufhebung der Monarchie die Bezeichnung „Badisches Forstamt Renchen" führte. Der Zuständigkeitsbereich umfasste alle Gemeinden, die heute zu den kommunalen Einheiten Oberkirch, Renchen und Lautenbach gehören, sowie einige Gemeinden der heutigen Stadt Achern wie Wagshurst, Gamshurst, Önsbach und Mösbach. Dies blieb so bis zum 1. Juli 1937, als der Dienstsitz von Renchen nach Oberkirch verlegt wurde. Damals kam es zur Aufhebung des „Badischen Bezirksamtes Oberkirch", einer funktional einem heutigen Landratsamt entsprechenden Behörde, und einer Vereinigung mit dem damaligen Bezirksamt Offenburg. Somit suchte man eine neue Verwendung für das freiwerdende stattliche Gebäude in der Oberkircher Hauptstraße, das erst in den 1920er-Jahren unter dem bekannten Regierungsbaumeister Vögele für die Dienststellen des Bezirksamts und die Dienstwohnung des Bezirksamtmanns Gädecke errichtet worden war. In Anbetracht der geografischen Verteilung der Waldflächen und der bisherigen exzentrischen Lage des Dienstsitzes Renchen lag es nahe, diese Chance zu nutzen und das Forstamt nach Oberkirch zu verlegen. Zum genannten Zeitpunkt zog daraufhin Forstmeister Fritsch mit seinem Stab hierher um und bezog auch die freigewordene Dienstwohnung.
Nach ihrer Ausrottung gab es seit Mitte des 19. Jahrhunderts im Schwarzwald keine Wölfe, Bären oder Luchse mehr. Seit einigen Jahren sind aber vereinzelt wieder Wolf und Luchs in der Region anzutreffen. Was vor allem die Rückkehr des Wolfes konkret bedeutet und welche Konsequenzen sich daraus ergeben, darüber hat sich Kathleen Mönicke mit Achim Laber,
Feldberg-Ranger am Naturschutzzentrum Südschwarzwald, unterhalten. Da das Thema sehr kontrovers diskutiert wird, vermeidet das Interview bewusst (weitere) Polarisierungen. Stattdessen sollen dem Leser sachliche Informationen an die Hand gegeben werden, so dass er sich selbst eine Meinung bilden kann. Die Fragepassagen sind kursiv, die Antworten in normalem
Schriftgrad abgedruckt.
Die Böden der Baar
(2002)
Aufgrund ihrer geologisch-geomorphologischen Gegebenheiten bietet die Baar auf engem Raum einen Überblick über Bodenbildungen auf grundlegenden Elementen der Schichtstufenlandschaft. Die vorliegenden Böden sind vielfach auch Bestandteil des Bodenmusters in anderen Teilen Südwestdeutschlands. Eine auf die Baar beschränkte Besonderheit ist dagegen in ihrem Zentralbereich die ausgedehnte Feuchtzone der Riedbaar, die in anderen Schichtstufengebieten so keine Entsprechung findet.
„Kappel ist die Hex, und die Hex ist Kappel", so ein Zitat von Kappelrodecks Bürgermeister Stefan Hattenbach vor den Mitgliedern des Winzerkeller Hex vom Dasenstein. ,,Kappelrodeck, die Heimat der Hex vom Dasenstein", lautet einer der Kappler Werbeslogans, und schließlich: ,,Ludder Kappler Hexe", ist der bekannte Schlachtruf anlässlich der fünften Jahreszeit in der Fasnachts-Hochburg Kappelrodeck. Das sind nur einige Beispiele dafür, welchen regionaltypischen Stellenwert die Sagengestalt ,,Hexe" im Achertal einnimmt. Dabei hat die eine Hexe - Wein - mit der anderen, der fasnächtlichen Hexe, gar nichts zu tun. Die wechselvolle und interessante Geschichte im Erscheinungsbild der „Hex vom Dasenstein" steht im Folgenden im Mittelpunkt meiner Betrachtungen. Zunächst gilt es doch den Urheber des Namens „Hex vom Dasenstein" für den Kappler Wein zu würdigen. Es war der erste Vorsitzende der 1934 gegründeten Kappelrodecker Winzergenossenschaft, Hermann Jülg vom Freiamt, der nach der Genossenschaftsgründung die geniale Marketing-Idee hatte, aus der Sage der Hex vom Dasenstein heraus den hiesigen Weinen einen Namen zu geben. Er hat sich einem weiteren „Namenspfund" in der Gemeinde, dem „Schloss Rodeck", das als Namensgeber analog dem französischen „Chateau" ebenfalls im Gespräch war, nicht gebeugt und schuf mit der „Hex vom Dasenstein" etwas, was man heute als Name mit einem hohen „Alleinstellungsmerkmal" bezeichnet.
Der legendäre Name „Hex vom Dasenstein" war geboren und
dafür sind ihm die nachfolgenden Generationen ewig dankbar.
Der Jahrhundertorkan von 1999, der von den Meteorologen den Namen ,,Lothar" erhalten hatte, hat in Baden-Württemberg seine stärkste verwüstende Wirkung in der Ortenau hinterlassen. Am 26.12.1999 wurden in Baden-Württemberg in etwa drei Stunden 30 Millionen Festmeter (Kubikmeter) Holz geworfen. Noch größer war die Sturmholzmenge an diesem Tag im Osten von Frankreich mit fast 60 Millionen Festmetern. Die Schweiz mit fast 13 Millionen und Bayern mit 4,3 Millionen kamen glimpflicher davon. Im Jahr 1990 waren dazu im Vergleich in Baden-Württemberg 15 Millionen Festmeter Holz durch zwei Orkanereignisse angefallen. Das Orkantief vom Dezember 1999 entstand an der Grenze zwischen kalter und warmer Luft. Die Temperaturunterschiede der Luftmassen erzeugten durch Druckausgleich hohe Windgeschwindigkeiten. Ein stark fallender Luftdruck im Zentrum des Tiefs entwickelte einen Orkanwirbel, der in unseren Breiten seit Jahrzehnten nicht zu beobachten war. Spitzenböen wurden bis über 200 km/h gemessen. Das entspricht einer Windstärke von 17 nach Beaufort (über 500 Meter/10 Sek.).
Weit über 700 Seiten der bisher erschienenen Bände der „Ortenau" sind dem Thema Wald gewidmet. Ausgangspunkt eines Beitrags ist häufig die Geschichte eines Waldes, die sich widerspiegelt in dem Umgang mit seiner Nutzung, dann mit den aufkommenden holzgewerblichen Tätigkeiten unterschiedlicher Art. Sichtbar werden auch sozialgeschichtliche Entwicklungen, häufig erkennbar an den Beziehungen der Herrschenden gegenüber ihren Untertanen. Ein großer Teil der Beiträge nimmt die Darstellung der ehemaligen Genossenschaftswälder ein. Die gesamte Ortenau wird als das Gebiet mit der größten Verbreitung dieser speziellen Eigentumsform angesehen. Die Entstehung des jeweiligen frühen Eigentums an einer Waldung kann nicht generell geklärt werden. Die Vielfalt hoheitlicher Rechte im Mittelalter führte zu Jahrzehnte andauernden Zwistigkeiten - ,,Spänne und Irrungen" -, die in Fehden auf lokaler Ebene oder in Prozessen bis vor höchsten Gerichten ausgetragen wurden. Leidtragende der Streitigkeiten waren letztlich die Untertanen, etwa die Waldbauern, wenn ihnen zustehende Rechte oder gar Lebensnotwendiges verwehrt wurden. Für Waldgenossenschaft wird auch synonym der Begriff Markgenossenschaft verwendet, was in der Regel einem Kirchspiel entspricht. Die immer wiederkehrenden Streitigkeiten der Markgenossen gaben schließlich Ende des 18. Jahrhunderts Anlass zur Aufteilung der meisten Genossenschaftswälder und Neufestlegung des Eigentums am Wald. Bis dahin war die Nutzung des Waldes, also vorwiegend für das Gewinnen von Bau- und Brennholz und als Viehweide, in Waldordnungen, auch Waldbriefen, festgelegt.
Sie mussten über die Jahrhunderte hinweg immer wieder „erneuert" werden.
Agroforstsysteme im engeren Sinne sind Nutzungssysteme, die aus mindestens zwei gleichzeitig
auf der gleichen Fläche vorkommenden Komponenten bestehen. Mindestens eine dieser Komponenten wird von Holzpflanzen gebildet, und mindestens eine dient der Erzeugung von Lebensmitteln oder Futter. So mischen sich langlebige mit kurzlebigen Kulturen (wenn man auch
Grasland als kurzlebig bezeichnen will) sowie kurzfristige und langfristige Nutzungsfrequenzen. Es handelt sich um mehrschichtige Kulturen, in denen die Schichten ökologisch interagieren und ökonomisch eine unterschiedliche Bedeutung haben können. Besonders in historischen
Agroforstsystemen erfüllten dabei Bäume meist mehr als einen Zweck; die unterschiedlichen
Nutzungsformen brachten ganz spezifische Baumgestalten hervor.
Jeder, der in Karlsruhe und Umgebung lebt, kennt den Hardtwald. Doch wer kennt schon die Geschichte dieses für den Oberrhein so wichtigen Waldgebiets? Wer weiß schon, dass große Teile des Hardtwaldes bis 1918 eingezäunt waren? Wem ist bekannt, dass hier während des Zweiten Weltkrieges eine ,,Attrappenstadt" errichtet wurde, mit der man versuchte, die alliierten Bomberpiloten zu täuschen? Oder dass nach dem Zweiten Weltkrieg der Wald von den Amerikanern als Munitionslager und Manövergebiet benutzt wurde? Wem ist bewusst, dass der Hardtwald eine wichtige Funktion als Luftfilter für Stadt und Land besitzt? Wer kennt schon die Kunst, für die der Wald Inspiration und Projektionsfläche war?
Diese und viele weitere Merk-Würdigkeiten finden sich in einer kürzlich erschienenen Publikation, die nach der 1933 erschienenen Arbeit von Gustav Rommel die Forschung um wesentliche Aspekte erweitert. An dieser Stelle soll ein kurzer Abriss der Geschichte, Natur und Kultur des Hardtwaldes versucht und seine Bedeutung für das heutige Leben in der
Rheinebene zwischen Rastatt und Mannheim, besonders in der Region Karlsruhe, herausgestellt werden.
Durch die Gemeindereform der Jahre 1972-1975 wurden mit den Ortschaften auch die Gemeindewaldungen von Friesenheim, Heiligenzell, Oberschopfheim, Oberweier und Schuttern zu einem Waldverband vereinigt. Die Waldbewirtschaftung erfolgte nunmehr aus einer Hand unter dem Namen: Revier Friesenheim. Der Friesenheimer Gemeindewald ist, unter Beibehaltung der vorhandenen historischen Grenzen, in insgesamt fünf Distrikte aufgeteilt: Distrikt I Oberschopfheimer Wald mit 20 Abteilungen, Distrikt II Friesenheimer Wald mit 28 Abteilungen, Distrikt III Oberweierer Wald mit 16 Abteilungen, Distrikt IV Schutterner Wald mit 17 Abteilungen und Distrikt V Heiligenzeller Wald mit 14 Abteilungen. Alle Abteilungen haben neben Nummern auch Namen, die sich meistens nach der Lage, Überlieferungen oder Ereignissen richten. Auch die Wege im Wald haben alle Namen, die sich meistens auf die Abteilungsnamen beziehen. Im Friesenheimer Wald gibt es sogar einen „Katastrophenweg“. Der Name stammt aus der Zeit nach 1945 und wurde als Ersatznamen für den „Adolf-Hitler-Weg“ genommen. Von der Gesamtwaldfläche mit 1.637,7 ha werden von der Gesamtgemeinde Friesenheim 1.424,7 ha als Eigentümerin selbst bewirtschaftet. Die Restfläche ist Staatswald.
Wie so viele andere Dörfer des nördlichen Kraichgaus waren auch die Angelbachtaler Ortsteile Eichtersheim und Michelfeld in dem Dreiviertel Jahrhundert zwischen den 1880er- und 1950er-Jahren ausgesprochene Zigarren- und Tabakbauerndörfer. Bis in die 1960er-Jahre schlossen fast alle Zigarrenfabriken im Kraichgau ihre Tore. Die Zigarrenfabrik von Landfried in Dielheim stellte 2010 ihre Produktion ein. Von den vielen Dutzend Tabakfabriken im Kraichgau ist nur noch die 1916 in Rettigheim gegründete und seit 1941 in Obergrombach ansässige Zigarrenfabrik Kleinlagel übrig geblieben. Der Zigarrenfabrikant Philipp Jacob Landfried war es, der 1846 in Rauenberg die erste ländliche Filiale Nordbadens auf einem Anwesen der ehemaligen fürstbischöflich-speyerischen Verwaltung gründete (Pich 1991, S. 36). Wegen der billigen Arbeitskräfte entstanden in der Folgezeit zahlreiche Tabakfabriken in den Dörfern des nördlichen Kraichgaus. Auf Grund der durch die Landwirtschaft bedingten Ortsgebundenheit kamen die Menschen nicht zur Fabrik, sondern die Fabrik zu den Menschen. Diese erste Industrialisierungswelle des ländlichen nördlichen Kraichgaus hat auch zur Eindämmung der Auswanderung beigetragen. Die Zigarrenindustrie bildete gleichsam „das wirtschaftliche Rückgrat vieler Dörfer" (Dörr 1994, S. 9). Von den vielen Hundert Kraichgauer Tabakbauern ist mit Werner Schwab im Angelbachtaler Ortsteil Eichtersheim nur ein einziger übrig geblieben. Am Beispiel der letzten Tabakbauern in Angelbachtal dokumentiert dieser Beitrag den Wandel und Niedergang des Tabakanbaus im nördlichen Kraichgau.
Der nachfolgende Aufsatz über die Hof- und Familiengeschichte des Klosterhofs in Gundelfingen fasst die wichtigsten Ergebnisse der historischen Recherche zur Hofchronik dieses traditionellen landwirtschaftlichen Familienbetriebes im Breisgau zusammen. Im Sommer 1997 wurde hier eine historische Ausstellung zur Hofgeschichte gezeigt, die auf großes Interesse und eine überaus positive Resonanz in der Öffentlichkeit stieß. Das Ausstellungskonzept basierte neben der historischen Herleitung der Hof- und Familiengeschichte auch auf der geschichtlichen Gegenüberstellung der landwirtschaftlichen Arbeit von früher zu heute sowie auf der Entwicklung vom abgabenpflichtigen Selbstversorgungsbetrieb zum für den freien Verkauf produzierenden landwirtschaftlichen Betrieb. Dabei wurde auch die aktuelle marktwirtschaftliche Situation des Hofes, der seit Beginn der 90er Jahre nach den Richtlinien des ökologischen Landbaus wirtschaftet und sein Hauptgewicht auf den Gemüse- und Getreideanbau verlagert hat, thematisiert. Das Konzept mit dem Ziel, historische Fakten in Form von Texten, Fotos, Urkunden und Originalgegenständen der Öffentlichkeit möglichst anschaulich und publikumswirksam zugänglich zu machen, bewährte sich als überaus erfolgreich. Und es trug dazu bei, regionale Vergangenheit ein Stück weit lebendig zu erhalten.
Saatgut ist die Grundlage jeglicher pflanzlicher Produktion und somit auch Grundlage für die menschliche und tierische Ernährung. Die Verwendung von qualitativ hochwertigem Saatgut garantiert den Anbauerfolg. Für zahlreiche pathogene Pilze ist die samenbürtige Übertragung ein wichtiger Verbreitungsweg, sodass es bei der Nutzung von befallenem Saatgut zu beträchtlichen Ertrags- und Qualitätseinbußen kommen kann. Am LTZ Augustenberg befasst sich die Saatgutprüfstelle seit ihrer Gründung mit Fragen zu samenbürtigen Krankheiten. Regelmäßig werden Erhebungen zur Befallssituation von Fusarium- und Drechslera-Arten vorgenommen. Mit zunehmender Saatgutproduktion für den ökologischen Pflanzenbau stieg auch die Anfrage nach Gesundheitsprüfungen. Im Referat Saatgutuntersuchung sind mittlerweile Untersuchungsmethoden für 41 verschiedene Kulturpflanzenarten auf etwa 150 verschiedene pilzliche Schaderreger etabliert.