920 Biografien, Genealogie, Insignien
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Johann Georg Schultheiß
(2020)
Johann Georg Schultheiß (1809–1872), ein in seiner Heimatstadt St. Georgen im
Schwarzwald wegen seines vielfältigen öffentlichen Wirkens bis heute bekannter
Bürger, dessen Name in einer Straßenbezeichnung verewigt ist, gehörte in den
1830er Jahren als Student zu den nicht wenigen „Individuen, welche sich politischer Umtriebe“ hingaben. Deshalb geriet er gemeinsam mit anderen, heute ungleich bekannteren Opfern der damaligen „Demagogenverfolgung“ wie Georg
Büchner oder Philipp Jakob Siebenpfeiffer, mit denen zusammen er auf einer
Fahndungsliste der Zentralbehörde für politische Untersuchungen in Frankfurt
a. M. stand, ins Visier der Obrigkeit und erfuhr strafrechtliche Verfolgung, Exil
und polizeiliche Überwachung, wie sich aus archivalischem Material in den
Beständen des Generallandesarchivs Karlsruhe (GLA) und des Staatsarchivs
Freiburg (StAF) rekonstruiert lässt.
Dr. med. Hans Foerster (Förster) (5. Juni 1894–30. April 1970), geboren in Barmen, Wuppertal, als Sohn des Chemikers und Dendrologen Dr. phil. Hans Foerster (1864– 1917) und seiner Frau Elise Mayer (1871–1963). Aufgewachsen und Abitur in Barmen. 1914 freiwillige Meldung zum Kriegsdienst, Feldhilfsarzt 1918. Auszeichnungen: EK II (1916), Verwundetenabzeichen in Schwarz (1915). Nach 1918 Mitglied des Stahlhelm, Bund der Frontsoldaten und Parteimitglied der Deutschnationalen Volkspartei (DNVP). 1912 Beginn des Studiums der Humanmedizin in Heidelberg und Marburg. Im Sommersemester 1920 ärztliche Hauptprüfung (Examen) in Heidelberg, Approbation 1920; Promotion zum Dr. med. bei Prof. Carl Menge, Universitätsfrauenklinik Heidelberg. 1922 Eheschließung, Umzug von Heidelberg nach Radolfzell und Gründung einer Arztpraxis, seit 1926 Wohnräume und Praxis in der Seestraße 57. In zweiter Ehe 1928 verheiratet mit Charlotte Peters (1903–1980) aus Abtlöbnitz, Kreis Naumburg a. d. Saale. Am 5. Dezember 1928 Geburt des Sohnes Wolf-Dietrich Foerster in Radolfzell; bis 1944 bekommt das Paar sechs weitere Kinder. 1934 Bezug des eigenen Hauses in der Walther-Köhler-Str. (heute: Mettnaustr.) 23; 1938 Erwerb des angrenzenden Baugrundstücks Scheffelstr. 42. Arztpraxis weiter in der Seestr. 57 (seit 1933, nach Umbenennung und Neunummerierung, Schlageterstr. 27). Ab 1. Mai 1933 Mitglied der NSDAP, seit 1933 auch im Nationalsozialistischen Deutschen Ärztebund (NSDÄB).
Zu Beginn der 1820er-Jahre wanderte der in Hilsbach bei Heidelberg geborene protestantische Pastor Oswald Sauerbronn mit nahezu einem Drittel seiner Gemeinde Becherbach bei Kirn nach Brasilien aus, wo sie in Nova Friburgo im Staat Rio de Janeiro die erste evangelische Gemeinde gründeten. Vertragsbrüche brachten den Pastor in eine katastrophale Lebenssituation.
Briefe an Freunde und Bittschriften an den Kaiser belegen die äußerst prekären Verhältnisse während langer Jahre seines Berufslebens.
Von Jägern und Gejagten
(2020)
Im Jahr 1828 veröffentlichte der württembergische Kameralbeamte und leidenschaftliche Wanderer Friedrich Ludwig Bührlen (1777–1850) sein Buch „Bilder aus demSchwarzwald“. Unter anderem schilderte er darin die Eindrücke und Beobachtungen einer 1825 in Begleitung seines Sohnes unternommenen Wanderung. Sie führte ihn von Sindelfingen nach Straßburg und von dort aus zurück bis Freudenstadt. Am 27. September 1825 passierte Bührlen das Dorf Besenfeld im Murgtal und hielt dazu später fest, dass er und sein Sohn vor dieser Gegend „einige Schauer gehegt [hätten], weil erst neulich in der Nähe von hier der berüchtigte Wilderer und Räuber Rothenbühler aufgegriffen worden“ sei. Die „Schauer“ scheinen allerdings mit einem gerüttelt Maß Sensationslust und Neugierde durchmischt gewesen zu sein: Bührlen bedauerte ausdrücklich, dass er wegen der späten Stunde keine Gelegenheit fand, den Sonnenwirt Berger aus Besenfeld, dem die Festnahme gelungen war, aufzusuchen, „um die näheren Umstände aus seinem eigenen Mund zu hören“.
Hans Jacob Christoffel von Grimmelshausen ging als Autor des „Simplicissimus“ in das allgemeine Bewusstsein ein; sein sonstiges, umfangreiches Werk ist dagegen weithin in Vergessenheit geraten. (Eine der wenigen Ausnahmen stellt die von Bertolt Brecht wieder aufgegriffene „Landstörzerin Courasche“ dar.) Dabei wäre da und dort noch manches zu entdecken. Im letzten Band der Gesamtausgabe, und in ihm fast an letzter Stelle, findet sich ein im Jahre 1667 erstmals erschienener „Anhang / Etlicher wunderlicher Antiquitäten / so der fliegende Wandersmann zeit seiner wehrenden Reiß / in einer abgelegenen Vestung an dem Meer gelegen / und von den Türcken bewohnet / gesehen und verzeichnet“. Anders als die eigentliche Erzählung vom Wandersmann, die aus dem Französischen übersetzt wurde, scheint dieser Anhang von Grimmelshausen selber zu stammen (der in jenem Jahr erst als Wirt „Zum Silbernen Sternen“ in Gaisbach bei Oberkirch und dann als Schultheiß in Renchen amtierte). In ihm kritisiert er auf nahezu beispiellose Weise den zu seiner Zeit florierenden Reliquienkult: indem er ihn lächerlich macht.
Am 9. Dezember 1933 brach Patrick Leigh Fermor, 18 Jahre alt, in London zu einer Reise auf, die ihn bis nach Istanbul führen und deren Beschreibung ihn viele Jahre später berühmt machen sollte; es gibt kaum etwas, was mit ihr zu vergleichen wäre. Auf seinem Weg kehrte der Reisende für einen Tag in Bruchsal ein, wo ihn das ehemals fürstbischöfliche Schloss mehr beeindruckte als alles davor und vieles danach.
Es ist Bertolt Brechts „lesender Arbeiter“ (1935), der mit der Frage, ob Caesar, als er die Gallier schlug, nicht „wenigstens einen Koch“ dabei gehabt habe, darauf pocht, dass Geschichte nicht allein von den „Großen“ gemacht wird. Trotzdem befassen sich historische Betrachtungen immer noch gern mit herausragenden Ereignissen und mit solchen Personen, die ihre bis in die Moderne sichtbaren Spuren hinterlassen haben oder über die geschrieben worden ist und die selbst geschrieben haben – Briefe oder Tagebücher zum Beispiel. Dagegen gehen diejenigen, von denen nichts Vergleichbares blieb und die lediglich die Statisten in jener Geschichte der anderen waren, dem Blick des Betrachters leicht verloren. Deshalb ist es interessant, einmal wenigstens ansatzweise nachzuzeichnen, welchen Part die Mitglieder einer alteingesessenen Familie aus dem großen Heer der „kleinen Leute“ in der Heidelberger Stadtgeschichte spielten, zumal – anders als bei vielen Adligen oder Industriellen – über die Genealogien einfacher Handwerker oft nur wenig bekannt ist. Letzteres gilt nicht für die Familie der Heidelberger Zuckerbäcker – heute heißt es im Allgemeinen: Konditoren – Loos.
Heinrich Riehm (1927–2020)
(2020)
Am 3. Februar 2020 verstarb Heinrich Riehm in Heidelberg in seinem 93. Lebensjahr. Mit ihm verliert die Landeskirche einen herausragenden Liturgiker und Hymnologen, einen einfühlsamen Pfarrer und zugewandten Lehrer, der bis ins hohe Alter mit stets wachem Interesse die neuen Entwicklungen in Hymnologie und Liturgik begleitete. In der internationalen ökumenischen Community der Hymnologen genoss Riehm ein hohes Ansehen und hat die Akzeptanz des ökumenischen Liedgutes nicht nur in Deutschland maßgeblich mit befördert. Am 22. August 1927 wurde Heinrich Riehm in dem Schifferort Haßmersheim am Neckar in eine Pfarrfamilie hinein geboren. Sein Vater Friedrich Otto Riehm (Meersburg 1891–1978 Karlsruhe), Spross einer Familie, die bereits seit mehreren Generationen den Pfarrberuf gewählt hatte, war selbst Pfarrer in Sulzfeld und wurde 1933 nach Ispringen bei Pforzheim versetzt, ehe er 1948 in Hoffenheim seine letzte Wirkungsstätte fand. Als Pfarrer in Ispringen war Otto Riehm als Mitglied der Bekennenden Kirche ein aktiver Unterstützer der sog. Pfarrhauskette, in der über die Landesgrenzen nach Württemberg hinweg verfolgte und mit dem Leben bedrohte jüdische Menschen versteckt und versorgt wurden. Auch in Ispringen wurde eine jüdische Familie, das Ehepaar Max und Ines Krakauer, 1944 für zwei Wochen im Pfarrhaus versteckt.
Das hier gezeigte Bild von Ettenheim wurde schon mehrfach in Büchern abgedruckt, ohne dass der Maler genannt wurde. Auch über die Datierung gibt es verschiedene Meinungen. Als ich ein altes Bild von unserem Nachbarort Schweighausen sah, fiel mir eine große Ähnlichkeit mit dem Ettenheimer Bild auf. Das in Temperafarben gemalte Bild von Schweighausen stammt nachweisbar vom Überlinger Maler Joseph von Haubert. Vom Ettenheimer Bild gibt es leider nur noch ein altes schwarz/weiß-Foto, das die verstorbene Frau Maria Harden-Rauch geb. Henninger besaß und schon früher zu Kopierzwecken zur Verfügung stellte. Sie konnte sich noch an das Originalbild, eine Gouache (Maltechnik mit Wasserfarben) erinnern, das sie bei Verwandten in Stuttgart-Bad Cannstatt gesehen hatte, bevor es dort im 2. Weltkrieg vernichtet wurde. Es sei überwiegend grau (dunkelgrün?) und braun koloriert gewesen (Größe ca. 30 x 40cm). Sie vermutete, dass es aus dem Besitz der mütterlichen Vorfahren Märcklin ihres Stuttgarter Onkels Eugen Henninger stammt. Ein heute noch bekannter Vorfahre dieses Onkels ist der frühere Apotheker und Gründer des hiesigen Gesangvereins MGV 1843, Eduard Märcklin (1813-1883) gewesen.
Der Titel des Aufsatzes mag den Leser überraschen, sind doch die Herren von Wolfach gewöhnlich für ihr insgesamt geschlossenes Territorium im mittleren bis oberen Kinzigtal bekannt. Dennoch gab es eine Zeitlang eine Beziehung auf die
Schwäbische Alb, ganz in den Osten des heutigen Baden-Württemberg. Darauf hat schon 1992 Hans Harter aufgrund seiner
umfangreichen Quellenstudien zum Adel und zur Besiedlungsgeschichte im Kinzigtal hingewiesen.
Philipp Jakob Spener (1635–1705), Senior des lutherischen Predigerministeriums in Frankfurt am Main (1666–1686), Oberhofprediger am kursächsischen Hof in Dresden (1686–1691) und Propst in Berlin (1691–1705), kann als einer der wirkmächtigsten Theologen in der Frühen Neuzeit bezeichnet werden. Neben seinen zahlreichen Veröffentlichungen, vornehmlich in Form von Predigtbänden, unterhielt er eine umfangreiche Korrespondenz in alle Gebiete Mitteleuropas mit
Vertretern aus allen Gesellschaftsschichten und auch aus verschiedenen wissenschaftlichen Disziplinen. Eine bedeutende Nachwirkung zeitigte diese Korrespondenz durch den Umstand, dass sie teilweise von ihm selbst, teilweise postum
veröffentlicht und wie Responsenliteratur bis weit ins nächste Jahrhundert regelmäßig genutzt wurde.
Vermutlich haben kleine Landgemeinden ein Problem damit, einzelne Persönlichkeiten aus ihren Reihen durch Ehrungen herzuvorheben. Für Überauchen,
heute ein Teilort der Gemeinde Brigachtal, trifft dies jedenfalls zu. Wie sonst ließe
es sich erklären, dass man in ganz Überauchen vergeblich nach öffentlichen
Zeichen sucht, die in irgendeiner Form auf den wohl größten Sohn aus diesem
Ort hinweisen? Es könnte daran liegen, dass in kleinen Gemeinden ein Personenkult deshalb verpönt ist, weil man einfach zu eng miteinander verbunden ist
und niemand für etwas „Besseres“ gehalten wird. Überauchen hatte im 18. Jahrhundert, also zu Lebzeiten von Johann Baptist Krebs, gerade einmal 200 Einwohner, die sich auf weniger als 30 Familien verteilten. Herrschaftlich war es
Villingen unterstellt, rein katholisch und agrarisch geprägt. Möglicherweise lag
es auch daran, dass die Eltern nicht zu den wenigen privilegierten Grundbesitzern gehörten, sondern Taglöhner waren. Nicht auszuschließen ist, dass jener
Johann Baptist Krebs einfach zu viele Besonderheiten hatte, die für seine
Mitmenschen eher suspekt waren, sodass man darüber lieber schwieg, was zur
Folge hatte, dass das Ausnahmetalent einfach in Vergessenheit geriet. Dies wurde
wahrscheinlich noch dadurch begünstigt, dass dieser Sohn armer Leute aus Überauchen vom katholischen Vorderösterreich, wo er eigentlich als Pfarrer wirken
sollte, in das protestantische Stuttgart gezogen war, um dort an der herzoglichen,
später königlichen Oper zu singen. Noch schwerer sollte wiegen, dass er sich zur
Freimaurerei hingezogen sah und über 30 noch heute gehandelte Bücher mit mystischen, auch okkulten und esoterischen Inhalten schrieb. Dieser Umstand war
in kirchlichen Kreisen zur damaligen Zeit ein Tabu. Dies tat er zwar unter
diversen Pseudonymen. Es dürfte jedoch der katholischen Geistlichkeit nicht völlig verborgen geblieben sein, dass sich hinter den Namen Kerning oder Gneiding
jener Johann Baptist Krebs aus Überauchen verbarg.
Karl Schmider
(2020)
Es war im Herbst des Jahres 1993, als ich mich als 15-jähriger, schüchterner Bub auf den Weg von meinem Elternhaus über
die Kinzig auf die andere Seite meiner Heimatstadt Hausach machte. Ich stand kurz vor Beginn meiner kirchenmusikalischen C-Ausbildung und mein zukünftiger Lehrer, Bezirkskantor Matthias Degott in Gengenbach, hatte mir geraten, Kontakt mit einem gewissen Karl Schmider aufzunehmen, seinerzeit Kirchenmusiker an der Kirche St. Arbogast in Haslach. Während der dreijährigen Ausbildung zum nebenberuflichen Kirchenmusiker wird den Absolventen nämlich empfohlen, aktiv an einem Kirchenchor teilzunehmen, um dessen Aufgabenbereiche innerhalb der Liturgie und die wöchentliche Arbeitsweise mit solch einem Chor kennenzulernen
Karl Ratzel †
(2020)
Der ehrenamtliche Mitarbeiter des Staatlichen
Museums für Naturkunde Karlsruhe (SMNK),
Karl Ratzel aus Linkenheim-Hochstetten, von
1974 bis 2014 wohnhaft in der Karlsruher Waldstadt, verstarb am 1. November 2020 im Alter
von 92 Jahren in Linkenheim-Hochstetten. Er hat
für das Karlsruher Naturkundemuseum jahrelang
ehrenamtlich durch Präparation von getrockneten Faltern aus Altausbeuten und seine Mitarbeit
bei der Aufstellung der Hauptsammlung, insbesondere für die Gattung Eupithecia, Bleibendes
hinterlassen.
Wie lange waren Sie Lehrer am DFG? Von 1989 bis 2012 war ich als französische, verbeamtete Lehrkraf am DFG tätig. Meine
Fächer sind Geographie, Geschichte und Politik, eine unteilbare Kombination in Frankreich. 2012 wurde ich pensioniert, blieb aber weiterhin der Schule verbunden und wurde gelegentlich für Vertretungen »reaktiviert«.
Im Sommer 1895 lud Freiburgs Oberbürgermeister Otto Winterer seinen »Nachbarn« Heinrich Hansjakob, der seit 1884 als Pfarrer von St. Martin amtierte, dazu ein, mit ihm die Kartause, die »neueste Erwerbung der Stadt« zu besuchen. Im ehemaligen Kartäuserkloster wollte die »Heilig-Geist-Spital-Stiftung« ein neues Altersheim einrichten. Die Räume, die Hansjakob dort sah, waren in noch verwahrlostem Zustand, aber »ihre lichte Höhe und ihre Lage mitten im Wald« ergriffen ihn mit Macht. »Als ich gar«, berichtet Hansjakob, »die Zimmer im östlichen Flügel betrat, die der Prior Kolb für sich und seine Nachfolger bestimmt hatte, und zu den Fenstern hinaus das Dreisamthal mit seinen herrlichen Waldbergen bis hinauf zum ›Feldberg‹ sah, da bat ich, entzückt, meinen Begleiter, mir doch die Räume abzutreten.« Hier habe er Ruhe, schöne Natur, gute Luft, ein Asyl, in das er sich aus der Stadt flüchten könne. Winterer sagte Hansjakob seine Fürsprache beim städtischen Stiftungsrat zu, dessen Vorsitzender er war. Nach Umbau und umfangreicher Restaurierung – Arbeiten, die zwei Jahre dauerten – konnte Hansjakob einen Mietvertrag mit dem Stiftungsrat abschließen. Am 6. Juni 1897, es war ein Pfingstsonntag, »bezog ich das erstemal das Priorat der Karthause St. Johannis Baptistenberg«. Hansjakob hatte die »drei fürstlichen Räume« mit tannenen Möbeln im Stil der »Tyroler Bauerngotik« ausstatten lassen; viele Bilder aus seiner Bildersammlung schmückten die Wände. Er nutzte die Räume bis er zu seiner endgültigen Niederlassung im Haslacher
»Freihof«, den er sich als Alterssitz hatte errichten lassen. Das geschah im Laufe des Winters 1913/14. Zum 1. Oktober 1913 war er pensioniert worden. Seine Erinnerungen an die Kartause finden sich in den Bänden »In der Karthause« und »Stille Stunden«.
Wie schwierig ist es doch beides zu sein, deutsch und französisch. Dies zu verstehen und zu akzeptieren, damit kann man sich schwertun. Albert Schweitzer war von der festen Absicht und einem tiefgehenden Verlangen beseelt, den Zwiespalt zwischen den beiden Nationen und den beiden Kulturwelten zu überwinden und zu überbrücken. Sein humanitäres Engagement in
Lambarene gilt es auch in dieser Perspektive zu sehen. Als deutscher Staatsbürger entschied er sich bewusst dafür, sein Lebenswerk in Gabun, einer französischen Kolonie, ins Werk zu setzen. Der folgende Beitrag versucht einige Aspekte dieser besonderen Zweierbeziehung, dieser Doppelkultur nachzuzeichnen, die letztendlich Ausdruck einer zutiefst humanitär geprägten Herzens- und Weltoffenheit war.
In diesem Aufsatz wird die Zeit vor der Union seit 1803 geschildert; es werden dabei weniger die theologisch-kirchlichen Vorbereitungen der Union behandelt, die bereits verschiedentlich dargestellt wurden. Neu ist vielmehr, dass das zeitgleiche gesellschaftliche Leben in Karlsruhe neben die Vorbereitungen der Kirchenvereinigung in den Blick genommen wird, wobei vier Hauptpersonen im Mittelpunkt stehen. Dadurch ergeben sich Gegensätzlichkeiten bei Gleichzeitigkeit aber auch bisher kaum
beachtete Gleichbehandlungen der beiden Konfessionen schon in diesen Jahren. Neu herangezogene Quellen lassen immer wieder neue Entdeckungen machen, die im Blick auf Hebel und Ewald fast so etwas wie Entmythologisierungen darstellen.
Überhaupt stellt sich heraus, wie wenig die Kirchenvereinigung in diesen Jahren ein Thema war, selbst bei den mit der Vorbereitung Beauftragten, wohl nur mit einer Ausnahme, Sander. – Das internationale Geschehen als weiterer zeithistorischer Hintergrund bleibt unberücksichtigt.
Johann Schilter hatte sich seit 1672 nicht nur als Hofrat in den Diensten der Ernestiner, sondern auch als Privatdozent an der Universität Jena einen Namen gemacht. Berichte über seinen geplanten Umzug von Jena nach Frankfurt am Main und seinen damit verbundenen Rückzug ins Privatleben zu Beginn des Jahres 1685 riefen daher gemischte Reaktionen bei seinen Korrespondenzpartnern hervor. Während sich die einen bestürzt über seine Pläne äußerten, beglückwünschten ihn die anderen zur neu gewonnen freien Zeit, die ein Dasein als Privatgelehrter mit sich bringe. Der Rückzug von Gelehrten – sei es ins ruhige Studierzimmer oder in die Geistesabwesenheit – war ein gängiges Element des frühneuzeitlichen Gelehrtenhabitus. Was bewog aber einen Gelehrten wie Schilter im fortgeschrittenen Alter von 40 Jahren dazu, seine Familie und Teile seiner
Bibliothek in Jena zurück zu lassen?