920 Biografien, Genealogie, Insignien
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Sehr geehrter Herr Professor Schreiber,
sehr geehrte Frau Schreiber, sehr geehrter
Herr Landrat Dr. Michel, sehr geehrte Herren
Bürgermeister, sehr geehrte Damen und
Herren,
mein Vortrag heute über „Problematik und
Möglichkeiten zur Offenhaltung der Landschaft“
ist zugleich Anlass, einem Referenten
dieser Veranstaltung, Herrn Prof. Schreiber, im
Auftrag des Bundespräsidenten Prof. Horst
Köhler, das Verdienstkreuz am Bande des Verdienstordens
der Bundesrepublik Deutschland
zu überreichen.
„Nun sind wir hier angelangt. Baden ist ein
wahres Paradies der Schönheit. Die gestrige
Eisenbahnfahrt war allerdings furchtbar; die
Hitze war schon des Morgens, als wir abfuhren,
sehr groß, steigerte sich aber noch …. In
Karlsruhe wurde für eine Stunde Aufenthalt
gemacht, und die Königin besuchte die Großherzogin
Mutter. Das Schloss, in dem sie
wohnt, ist sehr schön und wundervoll eingerichtet
… Um 8 Uhr ging es weiter nach
Baden, wo wir nach 9 Uhr anlangten und wo
auf dem Bahnhof großer Empfang war. Dann
fuhren wir nach dem Haus Messmer, in dem
die Königin immer wohnt. Dicht vor demselben
liegt das Konversationshaus und die
Promenade; der Blick aus den Fenstern auf die
Berge ist bezaubernd.“ Das schrieb 1862 Adele
Gräfin zu Dohna[1] in Briefen an ihre Mutter,
gesammelt in einem umfänglichen Band, den
das Generallandesarchiv Karlsruhe 1995 mit
anderen Akten, den sogenannten Augusta-
Koffern, aus markgräflichem Besitz erworben
hat.[2]
Marianne Weber
(2005)
Der Verfasser hat im Heft 3/2003 der
Badischen Heimat über die Parlamentstätigkeit
Marie Bernays als einer der ersten badischen
Parlamentarierinnen berichtet. Die erste Rednerin
im badischen Parlament in Karlsruhe
nach Einführung des Frauenwahlrechts war
aber Marianne Weber, die Frau des berühmten
Soziologen Max Weber. Sie hat am 15. Januar
1919 die Bedeutung dieses Tages herausgestellt,
weil damals zum ersten Mal Frauen in den
badischen Landtag eingezogen sind.
Reinhard Fieser
(2005)
Im Zuge des anbrechenden 19. Jahrhunderts
war der bescheidene Badeort Baden-
Baden aufgestiegen zum angesehenen Weltbad.
Wehrmauern und Stadttürme fielen, um
Parks und Promenaden Platz zu machen. Das
neue Konversationshaus, ein Theaterneubau
und die klassizistische Trinkhalle wurden erstellt,
Hotelpaläste überragten nunmehr die
Ufer der Oos. Rasch wurde es Mode, die Urlaubszeit
hier in der Schwarzwaldlandschaft
und an den heißen Quellen zu verbringen.
Bürger und Adlige, Finanzleute und Mätressen,
Künstler und Spieler aus vielen Ländern
quartierten sich während der Sommermonate
in der Stadt ein.
Im Donner der Motoren
(2005)
„Karl Kappler sei der Schumi der 1920er
Jahre“, so urteilt die Auto-Bild über den einst
so bekannten Badener. Der Ausnahme-Rennfahrer
war vor einem dreiviertel Jahrhundert
mit über 300 Siegen auf so legendären Marken
wie Mercedes, Simson Supra, Benz oder
Bugatti einer der erfolgreichsten deutschen
Rennfahrer und erzielte auch respektable
Erfolge im Ausland.
Im vergangenen Herbst war ich im Münster
St. Stephan in Breisach um dieses ehrwürdige
Bauwerk einmal näher von innen zu betrachten,
und dabei stieß ich am Zeitschriftenstand
auf eine Ausgabe der Zeitschrift „unser Münster“
des Münsterbauvereins, Ausgabe 1/96 und
auf Seite 9 war ein Artikel über 3 Wappen, am
Lettner im Breisacher
Münster abgedruckt.
Albert Konanz (1915–1993)
(2005)
Albert Konanz hatte mit seinem 1942 nach fünf Studiensemestern an der Technischen Hochschule in Karlsruhe abgeschlossenen Maschinenbaustudium das Fundament zu
seinem späteren Wirken als Erfinder und
Unternehmer gelegt. Sein Spezialwissen
gründete auf dem systematischen Besuch von
Vorlesungen und Seminaren bei den Professoren
Kirschbaum und Plank, erster Mitbegründer
der Verfahrenstechnik, zweiter
Nestor der Klimatechnik; beide Ordinarien
sollten später in ihren Disziplinen Weltruf
erlangen.
Louise Kachel-Bender
(2005)
Die Welt des Theaters muß das junge
Mädchen magisch angezogen haben. Von
früher Jugend an kannte Luise keinen anderen
Berufswunsch, als in die geheimnisvolle
Atmosphäre der Bühne, der Rampenlichter, der
Kulissen und Soffitten, in eine andere Welt
eben, einzutauchen. Dass die Eltern der am 7. 9. 1842 in Karlsruhe geborenen Luise ihren Berufswunsch lenkten, darf bezweifelt werden; der Vater Michael Bender, ein Polizeibeamter, und die Mutter Margareta geb. Metz ließen, wie es scheint, die Schwärmerei ihrer Jüngsten eher geschehen, als dass sie sie förderten. Gleichwohl, am 27. 5. 1853 betrat die Zehnjährige erstmals die weltbedeutenden Bretter.
„Die Geschichte von High-Tech in Kurorten
muss noch geschrieben werden“ stellte
1997 Hans-Erhard Lessing in einem Aufsatz
über Karl Drais fest.1 In der Tat fällt es bis
heute schwer, das „mondäne“ Baden-Baden mit
dem „Zeitalter der Revolutionen“ (Leopold von
Ranke) in Verbindung zu bringen. Das gilt
sowohl für die herausragende Rolle Baden-
Badens in der Revolution 1848/49 als auch auf
technischem Gebiet.
„Kunst muss dienen“
(2005)
Albert Finck wurde am 9. Juli 1895 in
Bretten geboren. Sein Vater hatte eine Ausbildung
an der Landesbauschule abgeschlossen,
konnte aber seinen Beruf als Baumeister
wegen der wirtschaftlichen Verhältnisse nicht
aufnehmen.
Seine schulische Ausbildung beendete
Albert Finck in Bretten und seine seminaristische
Ausbildung in Villingen und Freiburg
schloss er mit einem staatlichen Zeichenlehrerexamen
ab. In dieser Zeit erlernte er die
englische und französische Sprache. Er pflegte
das Klavierspiel und war ein begeisterter Fußballspieler.
Zwischen Sonne und Halbmond
(2005)
Am 8. April 1655, also vor genau 350
Jahren, ist Ludwig Wilhelm in Paris geboren.
Sein Taufpate war der Franzosenkönig Ludwig
XIV., eine besondere Ehre für den badischen
Erbprinzen und Sohn des Markgrafen Ferdinand
Maximilian und der Prinzessin Christina
von Savoyen-Carignano. Mit 19 Jahren begann
seine militärische Laufbahn in der Kaiserlichen
Armee. Aber 1677 musste er – gerade
22 Jahre alt – die Regierung seiner Markgrafschaft
übernehmen.
In den Morgenstunden des 13. Juli 1943 wurde ein junger Soldat der deutschen Wehrmacht zu einem Steinbruch nahe der ukrainischen Stadt Melitopol am Asowschen Meer geführt. Dem Mann stand seine Hinrichtung bevor. Ein Feldkriegsgericht
hatte ihn wegen „Fahnenflucht im Wiederholungsfall" zum Tode verurteilt. Mehr als vier Jahrzehnte später berichtete ein Augenzeuge über die nun folgenden Minuten: ,,Zur Verkündigung des Urteils mußte der Hinrichtungszug auf ein Kommando
stramm stehen und das Gewehr präsentieren und die Offiziere mußten grüßen. Eine Fahne war, glaube ich, auch dabei. Dann verlas der Schreiber-Unteroffizier mit lauter Stimme feierlich das Urteil: ,Im Namen des Volkes! Der Soldat Hermann Keller wird wegen Fahnenflucht im Wiederholungsfall und Feigheit vor dem Feind zum Tode verurteilt!"
,,Kraichtal hat einen Verlust erlitten, dessen Tragweite wir kaum erahnen können." Dieser Satz aus dem Nachruf von Bürgermeister-Stellvertreter Bernward Hemberger zum überraschenden Tod des überaus beliebten Kraichtaler Bürgermeisters
Horst Kochendörfer Ende November 2004 hat auch heute, über ein Jahr nach diesem für die Stadt und die gesamte Region schockierenden Ereignis, nichts von seiner Gültigkeit verloren. Horst Kochendörfer hinterlässt eine Lücke in vielen Bereichen - die heimatgeschichtliche und museale Arbeit nicht ausgenommen.
Inhalt dieser Veröffentlichung sind Korrekturen und Ergänzungen zu den im Sippenbuch Hüfingen genannten Namensträgern Ruf, und zwar zu denen unter den Nummern 3521 bis 3525, für die sich eine Scharfrichterabstammung nachweisen lässt. Die dort für sie auch angeführte Berufsbezeichnung Metzger trifft in keinem Falle zu, denn den Scharfrichtern wie den Abdeckern war der Zugang zu zünftigen Gewerben verwehrt. Sie galten mehr oder weniger als „unehrlich", wurden einerseits von der Bevölkerung gemieden, andererseits aber von ihr als Heilkundige für Mensch und Vieh begehrt. Ihr Heiratskreis war eingeschränkt, da sie sich meistens nur mit ihresgleichen verehelichen konnten, was zu regelrechten Scharfrichterdynastien führte.
Wilhelm Baur
(2005)
Zu den wichtigen Botanikern des 19. Jahrhunderts in Baden gehört Wilhelm Baur. Er kam am 29. September 1839 in Salem zur Welt; sein Vater Franz-Xaver Baur war dort badisch-markgräflicher Hofapotheker. Vater Baur war selbst auch floristisch aktiv und verfasste eine Pflanzenliste des Überlinger Gebietes, die 565 Arten enthielt. 1845 siedelte die Familie nach lchenheim bei Offenburg über; Vater Baur gründete dort eine neue Apotheke. Wilhelm Baur begann nach dem Schulbesuch in lchenheim und Besuch des Gymnasiums in Offenburg mit der Apothekerausbildung, zunächst in der väterlichen Apotheke in
lchenheim, dann bei F.X. Leiner in Konstanz und schließlich in Hallein bei Salzburg.
Adolf Schmitthenner
(2005)
Kindheit und Jugend
Am Ende des Jahres 1850 bezog in Neckarbischofsheim eine junge Pfarrfamilie das
Haus des zweiten Pfarrers, das gegenüber dem Turm der Stadtkirche steht. Heinrich
Schmitthenner, der neue Pfarrer, kam von Kälbertshausen'. Das „Dörflein, das
fernab von aller Welt liegt", wie Adolf Schmitthenner später dessen Lage am Rande
des Kraichgaus in der Erzählung „Friede auf Erden" beschreibt2
, war fünf Jahre
lang die erste Pfarrstelle von Heinrich Schmitthenner gewesen.
Seine Frau Mathilde Luise war eine Tochter des Pfarrers Christian Philipp Herbst,
der zuletzt Pfarrer in Mundingen, im Kirchenbezirk Emmendingen war. Das Ehepaar
Schmitthenner zog mit zwei Kindern in das zweite Pfarrhaus ein, mit Auguste,
der älteren und dem knapp einjährigen Heinrich, der später einmal einer der
Nachfolger seines Vaters in Kälbertshausen werden sollte. Ein drittes Kind, Theodor,
war nach drei Monaten gestorben und ruhte auf dem Friedhof in Kälbertshausen.
Als im September 2003 anlässlich der Neueröffnung der restaurierten ehemaligen Synagoge in Kippenheim als Gedenk-, Lern- und Begegnungsstätte zahlreiche frühere jüdische Bürgerinnen und Bürger Kippenheims eingeladen waren, war beim Blick auf die Namensliste der jüdischen Gäste eine Lücke feststellbar. Während bei diesem feierlichen Anlass eine Reihe von
Mitgliedern der jüdischen Familien Auerbacher, Maier, Wachenheimer und Wertheimer bzw. deren Verwandte oder Nachkommen anwesend sein konnten, suchte man den Namen der früheren Kippenheimer Kaufmannsfamilie Durlacher vergeblich. Zwei Gründe sind dafür verantwortlich: Zum einen fielen die letzten in Kippenheim verbliebenen Angehörigen der Familie der nationalsozialistischen Vernichtungspolitik zum Opfer. Die Namen von fünf Familienmitgliedern befinden sich auf der Gedenktafel für die Kippenheimer Opfer des Nationalsozialismus, die 1998 in der Vorhalle der ehemaligen Synagoge angebracht wurde. Demzufolge sind heute keine Mitglieder aus der Familie Durlacher mehr am Leben, die das Leben in
Kippenheim noch aus eigener Anschauung kennen und darüber berichten könnten. Ein zweiter Aspekt ist die Abwanderung eines größeren Zweiges der Familie in die Großstadt Hamburg gegen Ende des 19. Jahrhunderts, wo es den Durlachers gelang, sich neue ökonomische Möglichkeiten im Weinhandel zu erschließen. Dieser Wegzug trug mit dazu bei, dass die Familie Durlacher im Vergleich zu den anderen genannten jüdischen Familien Kippenheims im 20. Jahrhundert weitaus weniger Mitglieder im Ort umfasste. Der folgende Beitrag versucht, die Entwicklungsgeschichte dieser „vergessenen" Kippenheimer Familie anhand schon bekannter sowie neu entdeckter Quellen in ihren Grundzügen zu rekonstruieren. Da der nach Hamburg umgesiedelte Familienzweig zudem exemplarisch für den seit langem als Desiderat angesprochenen, bislang aber noch immer nur ansatzweise erforschten Urbanisierungsprozess der oberrheinischen Landjuden steht, soll diesem Punkt ein besonderes Augenmerk verliehen werden. Hier werden Hinweise darauf gesucht, welche Bedeutung der ursprüngliche Heimatort für die Identitätsbildung der verbürgerlichten einstigen Landjuden hatte bzw. es wird der von Heiko Haumann eingebrachten Frage nachgegangen, welche diesbezüglichen Einschätzungen und Ansichten bei den Juden vorherrschten, die die Landgemeinden hinter sich gelassen und ihr Glück in den größeren Städten gesucht hatten.
,,Ich als geborener Badener"
(2005)
Der Anruf aus Bonn kam ungelegen. Denn jetzt, im März 1950, wollte Wilhelm Hausenstein endlich in Ruhe gelassen werden; wollte nur noch lesen, schreiben, auch reisen, kurz: sein eigenes Leben leben, das ohnehin zur Neige ging. Und dass er sich diese Ruhe redlich verdient hatte, konnte keiner bestreiten. Am 17. Juni 1882 war er in Hornberg im Schwarzwald geboren worden; hatte das Gymnasium in Karlsruhe und die Universitäten in Heidelberg, Tübingen und München besucht; und hatte, nach einer glanzvollen Promotion in mittlerer und neuerer Geschichte, Nationalökonomie und Paläographie, in Paris der ehemaligen Königin von Sizilien als Vorleser gedient und sich dann noch einmal in München in den Hörsaal gesetzt, um Kunstgeschichte zu studieren. Dann war er einer der bedeutendsten Kunsthistoriker, Kunstkritiker, Kunstschriftsteller, auch Reiseschriftsteller seiner Zeit geworden: mit zahllosen Artikeln und Aufsätzen und mit rund 40 Büchern etwa über barocke, expressionistische und exotische Kunst; über Fra Angelico, Giotto, Carpaccio, Rembrandt; über Paul Klee und andere zeitgenössische Künstler, mit denen er bekannt und befreundet war. Dann, nach 1933, hatte er keine Bücher mehr schreiben dürfen, aber als Redakteur der berühmten ,Frankfurter Zeitung' noch eine Weile überwintern können - aber ohne den Machthabern irgendeine Konzession zu machen; war schließlich doch entlassen worden und dadurch in große Not
geraten, auch weil Margot Hausenstein, die er 1919, mit Rilke und Preetorius als Trauzeugen, geheiratet hatte, eine belgische Jüdin war. Die einzige Tochter Renee-Marie hatte mit dem letzten Schiff noch nach Brasilien flüchten können.
In Memoriam Charles Hermand
(2005)
Wo der Ort dieses schrecklichen Verbrechens vom 12. April 1945 war, ist merkwürdigerweise lange Zeit unklar gewesen. Merkwürdig deshalb, weil ein Zeitzeuge eindeutig die Artilleriekaserne in der Prinz-Eugen-Straße als Lager der Gefangenen benannt hatte. Auch der Historiker Uwe Schellinger schrieb 1998 in seiner Arbeit über die Ihlenfeld-Kaserne, das Massaker
sei „aller Wahrscheinlichkeit nach nicht in der Ihlenfeldkaserne, sondern in der 1939-1941 erbauten Artilleriekaserne verübt worden". Doch in der Öffentlichkeit standen zwei Kasernen zur Diskussion, die Ihlenfeld- und die Artilleriekaserne: 41 Kriegsgefangene, Juden, Katholiken, Orthodoxe, Protestanten aus Polen, Belgien, Frankreich und anderen Nationen sind damals, drei Tage vor dem Einmarsch der französischen Truppen in die Stadt, also kurz vor der endgültigen Befreiung, in einem Kasernenkeller bestialisch erschlagen worden.
Wer die großen Marien-Wallfahrts-Orte im deutschsprachigen Raum - etwa Altötting in Bayern oder Mariazell in Österreich - besucht, ist sicher auch beeindruckt von den vielen Votiv-Tafeln, den Votiv-Gaben und den schriftlichen Bekenntnissen über erhaltene Hilfe in jeder Not. Deshalb ist es erstaunlich, dass man in der bedeutenden Wallfahrtskirche zu Lautenbach vergeblich nach solchen Beweisen der Volksfrömmigkeit sucht. Aber dies war nicht immer so. Im Archiv der Pfarrei Lautenbach befindet sich ein Manuskript, welches uns wertvolle Aufschlüsse liefert. Pater Adalbert Hardt, von 1740 bis zu
seinem Tode am 28. Dezember 1754 Rektor der Wallfahrtskapelle Unserer Lieben Frau zu Lautenbach, hat in seinem Werk „Kurzer doch gründlicher Bericht von der alten und berühmten Wallfahrth zu Maria in Lautenbach, so eine kleine stundt oberhalb Oberkirch im Breysgau gelegen, und denen Regulierten Chorherren Praemonstratenser Ordens in dem löblichen Gotteshaus Allerheiligen gehörig ist" im 17. Kapitel eine Vielzahl von „miraculosen Begebenheiten" überliefert. Er beschreibt darin zahlreiche Votiv-Tafeln und Votiv-Gaben und übermittelt uns die umfangreichen ursprünglichen Texte. Durch diese Fleißarbeit ist es möglich, das Einzugsgebiet der Lautenbacher Wallfahrt und die ganze Bandbreite der unterschiedlichsten Anliegen der Pilger kennen zu lernen.
Das Leben des Johann Gottfried Tulla, Pfarrerssohn und Ingenieur, war nicht spektakulär. Und ebensowenig spektakulär ist sein Lebenswerk, die Rektifikation, die Begradigung des Oberrheins. Der fließt heute so selbstverständlich durch die Landschaft, als wenn er schon immer so geflossen wäre. Wasserbau war ein eher unauffälliges Geschäft, nicht zu vergleichen mit prächtigen Kirchen, neugotischen Brauereien oder wuchtigen Fabrikhallen, wie sie das 19. Jahrhundert liebte. Dennoch: die Kunst oder die Technik des Wasserbaus hat - und sicher nicht zufällig exakt in der Zeit Tullas - einen beredten Fürsprecher gefunden, der dem nüchternen Schaufeln in der Erde, dem Buddeln im Schlamm seine menschliche Würde und seinen poetischen Glanz verliehen hat. Faust, zweiter Teil, fünfter Akt. Ein gewaltiger Dammbau soll neues Land gewinnen. ,,Wie das Geklirr der Spaten mich ergetzt! Es ist die Menge, die mir frönet, Die Erde mit sich selbst versöhnet, Den Wellen ihre Grenze setzt, Das Meer mit strengem Band umzieht."
Pfarrer Ludwig Müller von Bad-Peterstal war der erste Priester, der aus der Pfarrei Sankt Peter und Paul, Bad Peterstal, hervorging. Schon als Kind verspürte er den Wunsch, Priester zu werden. Der Weg zum Priester war hart, denn die Eltern waren arm und die finanziellen Sorgen groß. Pfarrer Ludwig Müller war ein frommer, gütiger und eifriger Priester. Besonders verehrte er den Heiligen Geist, die Dritte göttliche Person. Der am 1. Juli 1896 zum Priester geweihte Ludwig Müller starb am hochheiligen Dreifaltigkeitsfest, dem 27. Mai 1945. Pfarrer Ludwig Müller lebte in politisch schwerer Zeit. Er ist Vorbild, auch dann für die Wahrheit einzutreten, wenn damit Leid und Opfer verbunden sind.
Kein Glück war ihm beschieden, dem Erbauer des neuromantischen Schlösschens
Remseck. Die nach ihm kamen, stammten aus einem friesischen Grafengeschlecht
und luden gern sich Gäste ein. Bleistiftskizzen und Aquarelle, Gedichte und eher zufällige Bemerkungen schildern das gastfreundliche Treiben hoch über der Remsmündung als ein Idyll, auf weite Strecken ungetrübt vom Lauf der Welt. Zu Anfang
indes war jener Bergsporn alles andere als ein beschaulicher Landsitz. Von einem
Raubnest namens Rems ist gar die Rede, das Philipp von Schwaben anno 1204 hier
ausgehoben habe. Eine Urkunde aus dem Jahre 1286 nennt dann erstmals auch eine
Burg mit Namen Rems.
Die Burg Rems dürfte bereits für den Grafen Ulrich I. eine strategisch wichtige
Rolle gespielt haben, als er nach dem Ende der Staufer die Gunst der Stunde nutzte
und sich Teile des Reichsgutes aneignete. Im Konflikt mit dem Habsburgerkönig Rudolf!. musste Graf Eberhard I. dann freilich klein beigeben und seine beiden stärksten Festen bis 1298 zum Faustpfand geben: die Burgen Rems und Wittlingen. Doch
Eberhard hielt nicht still, so dass sich insbesondere die Reichsstädte in Gefahr wähnten und gegen ihn zu Felde zogen. Über die Burg Rems fielen im Jahre 1311 vermutlich die Esslinger her, um sie dem Erdboden gleich zu machen.
Erst Eberhard II. gelang es, die Macht des Schwäbischen Städtebundes zu brechen.
Zu diesem Zweck ließ er 1360 auch die Burg Rems eilends wieder aufbauen. Als nun
aber die Württemberger nach der Schlacht bei Döffingen 1388 fest im Sattel saßen,
verlor die Burg Rems ihre Funktion als Stützpunkt der gräflichen Macht. Mitsamt
dem dazugehörigen Flecken Neckarrems wird sie nun mehrfach verpfändet. 1436
noch einmal notdürftig in Stand gesetzt, war sie in der Folgezeit offenbar so weit heruntergekommen, dass man ihre Steine 1576 auf den Abbruch verkaufte. Nur der 17
Meter hohe Bergfried mit seinen mehr als klafterdicken Mauern blieb stehen, bis er
1792 in sich zusammenfiel.
Es war ohne Zweifel ein eindrucksvolles Schauspiel mit hochrangigen Teilnehmern,
das am Tag der Kreuzerhebung im Herbst, also am 14. September, vor genau 600
Jahren in dem gräflich-württembergischen Amtsstädtchen Marbach am Neckar stattfand. Erzbischof Johann II. von Mainz, Erzkanzler des Heiligen Römischen Reichs
in deutschen Landen und als solcher ein Kurfürst, stand da in großer Runde »mit
unser hande uff unser hertze geleit«. Anwesend bei der Zeremonie waren zwei weitere hochadelige Territorialherren, Markgraf Bernhard I. von Baden und Graf Eberhard III. von Württemberg, sowie zahlreiche Vertreter von Bürgermeistern, Räten
und Bürgern von Straßburg und 17 weiteren Reichsstädten, nämlich Ulm, Reutlingen, Überlingen, Memmingen, Ravensburg, Biberach, Schwäbisch Gmünd, Kempten, Dinkelsbühl, Kaufbeuren, Pfullendorf, Isny, Leutkirch, Giengen, Aalen, Bopfingen und Buchhorn. Diese Herren hatten ihre Finger zum Schwur erhoben (»mit
uffgebotten vingern«) und gemeinsam wurde »gelopt und gesworen«, eine am selben
Tag urkundlich abgefasste Vereinbarung »getriulich, war und stäte« zu halten.
Diese Vereinbarung ist unter der Bezeichnung »Marbacher Bund« bekannt
Anlässlich des Todes von Herzog Carl Eugen von Württemberg, dem Gründer, Eigner und langjährigen Förderer der Ludwigsburger Porzellan-Manufaktur, wurde im
Rahmen einer aufwendigen landesweiten Inventur auch in diesem Betrieb der Stichtagsbestand für alle Waren und Produktionsmittel ermittelt. Dabei wurden neben
einer Vielzahl damals erstellter Inventare für Rohmaterialien, Halb- und Fertigwaren
in einer separaten Liste die noch vorhandenen »Bossier-Formen und Modelle« aufgenommen, die für eine Porzellan-Manufaktur ein wesentlicher Aktivposten waren.
Sie wurde auf drei eng beschriebenen Seiten zum 24. Oktober 1793 zusammengestellt, vom Kassierer Eberhard Johann Friedrich Wider bewertet und vom damaligen
Direktor der Manufaktur, Joseph Jakob Ringler, gegengezeichnet.
Als 52. Zeile dieser Liste findet man etwa in der Mitte der Einzelposten: »6 zu
Gruppen, alß Leda, Diana, Juno und dergleichen«, was bedeutet, dass die Modellhohlformen zu sechs, leider nur teilweise aufgezählten Themen gefunden und erfasst
worden waren. Die Zeilen des Inventariums sind wohl geordnet; ihre Inhalte sind
nach Themen oder Größen zusammengefasst. Ausnahmen hierzu bilden nur die
Schlusszeilen, die bezeichnet wurden mit »unterschiedlichen Galanten Kindern«
oder »unterschiedlichen Historischen Fygurn«.
Schon seit langem waren die Verfasser der Vereinsgeschichte auf der Suche nach einem Porträt des Mitbegründers und - nach Schreckensteins Tod - zweiten Direktors der „Gesellschaft der Freunde vaterländischer Geschichte und Naturgeschichte an den Quellen der Donau". Weder im Baarvereins-Archiv, noch im FF. Archiv existiert ein Bildnis dieser
interessanten Persönlichkeit. Auch die Recherchen in den Bildarchiven von Wolfenbüttel (Porträtsammlung der Herzog-August-Bibliothek) und Wien (Österreichische Nationalbibliothek) sowie in medizingeschichtlichen Fachlexika blieben ohne Erfolg.
Im Jahre 1991 wies Professor Hermann Brommer die Autorin auf den Riegeler Bildhauer Anton Anreith hin, der in Kapstadt (Südafrika) Karriere machte und dessen Wirken noch heute an vielen Stellen in der Stadt und der Kapregion zu sehen ist.
Auch die Suche nach Anton Anreith im Internet führt schnell nach Kapstadt. Während er in seiner Heimat nahezu unbekannt ist, findet er in der afrikanischen Kunstgeschichte Beachtung.
Im Chor der ehemaligen Franziskanerkirche ist eines der größten Exponate des Franziskanermuseums ausgestellt: die Verkleidung eines Heiligen Grabes aus dem Münster. Bei Konzerten bilden ihre scherenschnittartigen Umrisslinien einen außergewöhnlichen Hintergrund. Sie ist aber auch häufig durch eine Schalwand verdeckt. So führt dieses Kunstwerk ein relativ bescheidenes und unauffälliges Dasein, nur dem aufmerksamen Museums- und Konzertbesucher gibt es Rätsel auf: Um was handelt es sich bei diesem merkwürdigen Exponat? Gehört es zur ursprünglichen Ausstattung der Franziskanerkirche? Wurde es das ganze Jahr in einer Kirche präsentiert? Wie genau wurde es genutzt? Was ist dargestellt? Alle diese Fragen werden im Altertümerrepertorium, also dem ersten Verzeichnis der Altertümersammlung der Stadt Villingen (um 1876), beantwortet.
Karl Hirth wurde am 23. März 1869 in Villingen als „ehelicher Sohn des Schusters Fridolin Hirth und der Franziska Konstanzer“ geboren. Er hatte acht Geschwister. Sein Vater hatte seine Werkstatt in der Rietstraße heutige Nummer 21 und war ein begeisterter Krippensammler. Der mündlichen Familienüberlieferung folgend besaß er mehrere Krippen. Mit dem Aufbau seiner Hauskrippe war Fridolin Hirth Wochen vor Weihnachten beschäftigt, wobei er die Hälfte seines Wohnzimmers vom Fenster bis zur Tür für seine Krippe ausgeräumt hat. Die Krippenlandschaft baute er jedes Jahr neu auf. In Wandnischen seiner Wohnung richtete er kleinere Krippen ein. Eine Krippe war im Wandschrank des Wohnzimmers das ganze Jahr über aufgestellt.
Nach seinem Tod 1890 soll seine Witwe Teile dieser Krippensammlung „an Herren aus der Schweiz“ verkauft haben, ein anderer Teil ging später an Karl Kornhaas.
„Diße ding hon ich nitt vß fürwiz geschriben sunder vs bitt ettlicher andächttiger schwestern. War sölches listt oder hörtt, der bitt gott och für mich arms schwesterle, ich sy lebendig oder tod.“ Diese ausdrucksstarken Worte Sr. Euphrosinas zeigen in knapper Form einen wesentlichen Teil ihres Ordenslebens. Sie schrieb nicht aus Neugierde, sondern aus Demut und Pflichterfüllung ihren Mitschwestern gegenüber und bittet Gott um das Gebet der Lesenden. Es sind vor allem zwei Aufgaben, die das Leben eines Ordensmitglieds bestimmen. Die Zwiesprache mit Gott im Gebet und die selbstlose Arbeit im Geist der Evangelien.
Erinnern sie sich noch?
(2005)
1903 als Sohn des Weinhändlers Nepomuk Roth geboren, wuchs er am Oberen Tor auf. Schon früh zeigte er malerisches Talent. Es wird erzählt, ein Malkasten, den er zu Weihnachten erhielt, war ihm wichtiger als alle anderen Geschenke. Später sammelte er Kunstpostkarten. Seine ganze Liebe galt den Impressionisten. Dem Wunsch der Eltern entsprechend, in das
elterliche Geschäft einzutreten, machte er eine Banklehre und arbeitete auch kurz in der Weinhandlung. Aber Fernweh und der Wunsch zu malen trieben ihn bis Südamerika. Dort sah er in den zwanziger Jahren Ausstellungen mit Werken der Impressionisten. Zurückgekehrt stand sein Entschluss fest, Maler zu werden. 1934 ging er für zwei Jahre auf die Akademie nach Karlsruhe um sich das technische Können anzueignen. Der zweite Weltkrieg verhinderte vorerst seine Pläne.
Zu Beginn der 30er Jahre des 20. Jahrhunderts, als Familienforschung unter Bürgerlichen noch selten war, hatte Studienrat Helmuth Sehellenberg, der Vater der in Kork lebenden Diakonissenschwester Irmtraut, die Familienchronik der Sehellenbergs zusammengestellt. Darin brachte er auch Auszüge aus den „Lebenserinnerungen" seiner Tante Ida Crecelius geb. Sehellenberg (1854-1934). Die gesamten Aufzeichnungen, welche Ida Crecelius etwa 1925 auf einer alten Schreibmaschine niedergeschrieben hat, sind heute im Besitz von Schwester Irmtraut Sehellenberg. Ida Sehellenberg wurde 1854 in Deutschneureuth - heute Neureut - bei Karlsruhe geboren, wo ihr Vater Theodor Pfarrer war. Ida war die älteste von vier Geschwistern. Ihr Bruder Theodor, der am 9. Februar 1857 geboren wurde, starb bereits am 18. September desselben Jahres. Ihr Bruder Gotthold (1860) und ihre Schwester Luise (1861) kamen in Hesselhurst zur Welt. 1858 erhielt Theodor Sehellenberg die Pfarrstelle in Hesselhurst, 1869 wurde er in Kork Pfarrer und Dekan. lda erhielt eine gute Ausbildung in Freiburg am Institut Meyer, das von einer Freundin ihrer Mutter geleitet wurde. 1882 wurde sie in der Korker Kirche von ihrem Vater mit Albert Crecelius getraut. lda lebte mit ihrem Mann in Meersburg, Konstanz und bis 1916 in Freiburg, wo Albert Crecelius zum Domänenrat ernannt wurde. Beide erzogen ihre vier Kinder, drei Söhne und eine Tochter, in „gleichmäßiger Pflege von Körper, Geist und Gemüt". Zwei ihrer Söhne fielen im Ersten Weltkrieg, die ledige Tochter wurde Professorin in Heidelberg. Als Albert Crecelius pensioniert wurde, zogen er und seine Frau Ida nach Heidelberg. Nach dem Tod ihres Mannes 1924 lebte lda Crecelius bis zu ihrem Tod 1934 bei ihrer Tochter in Heidelberg, besuchte häufig Bekannte im Hanauerland und schrieb ihre Erinnerungen nieder.
In der Obhut des um das Allgemeinwohl sehr verdienstvollen Geheimen Commerzienrates Ferdinand Reiß und seiner Gemahlin Pauline, Besitzer des weithin bekannten Gutshofes Hechtsberg in der damaligen Gemeinde Sulzbach bei Hausach, wuchsen vier Töchter und sechs Söhne auf. Von der mütterlichen Seite, einer Adligen von Seutter geprägt, gehörte es zur Familientradition, dass die Söhne dem Vaterland als Soldaten bzw. als Offiziere dienten. Nur einer sprengte diese Regel, Rudolf Archibald, der deshalb als ,,Schwarzes Schaf der Familie" immerhin als „Kommissar im weißen Mantel", als Kriminologe, weltweit Anerkennung fand. Alle anderen fünf Söhne folgten der Tradition.
Der Kaiser vor Meersburg
(2005)
Ich uni ze ainem affen werden, als ich ze Merspurg wart. Diese Worte legte Mitte der
1340er Jahre ein anonym er Dichter Ludwig dem Bayern in den Mund und spielte damit
auf die Niederlage des kaiserlichen Heers bei der Belagerung Meersburgs an. Der Wittelsbacher, der nach einer Doppelwahl Albrecht von Hohenberg den Konstanzer Bischofsstuhl verschaffen wollte, hatte im Sommer 1334 drei Monate lang erfolglos die
Stadt berannt, in die sich Anhänger des Gegenkandidaten Albrechts zurückgezogen
hatten. Der längste Aufenthalt des Kaisers im Südwesten des Reichs brachte ihm am Ende nur Spott ein.
Die Forschung zu Ludwig dem Bayern hat diese Belagerung seit Carl Müller im
Jahr 1879, der noch einen Satz dazu verlor, in ihren Darstellungen nicht einmal mehr
erwähnt, auch die Standardwerke zur südwestdeutschen Landesgeschichte gehen nicht
auf diese Ereignisse ein. Die Regionalforschung glaubte, ohne sich eigens mit der
Belagerung zu beschäftigen, bislang im m er den Schilderungen der Chroniken, sie differenzierte nicht zwischen den Überlieferungssträngen und vermischte diese kritiklos.
Dabei kann gerade dieses Ereignis und dessen Wahrnehmung durch die Zeitgenossen
in der Frage nach dem politischen Handlungsspielraum des Wittelsbachers erhellend
wirken.
Graf Johann II. von Montfort-Rothenfels, bekannt als der »Kammerrichter«, ist
bis heute biographisch nur sehr unzureichend erfasst. Wie kaum ein anderes Mitglied
des Hauses Montfort war Graf Johann II. nicht nur persönlich durch seine Ehe mit der
Gräfin Johanna von Arenberg, sondern auch beruflich als kaiserlicher Kämmerer und
Rat mit der großen Welt im Reich Karls V., in dem die Sonne nicht unterging, mit den
Niederlanden und Spanien verbunden. Über die Heirat seiner Stieftochter Margaretha
knüpfte Johann II. ein familiäres Band zu dem niederländischen Adelsgeschlecht van
Montfoort. Graf Johanns Porträt bewahrt die National Gallery of Ireland in Dublin. Mit
großer Liebe hing er aber auch an seiner schwäbischen Heimat, besonders am Schloss
Rothenfels, wohin er immer wieder zurückgekehrt ist. Der Schüler des großen Juristen
Ulrich Zasius pflegte den Umgang mit den Humanisten, u. a. mit dem gelehrten polnischen Diplomaten Johannes Dantiscus. Und wie alle Mitglieder des Hauses Montfort
hielt auch Graf Johann II. unbeirrt an der katholischen Lehre fest.
Südöstlich der Stadt Radolfzell erstreckt sich die 3,5 km lange, bis zu 800 m breite
Bodenseehalbinsel Mettnau, einer der in der Region häufigen Moränenrücken. Die
Mettnau teilt den nordwestlichen Untersee in den Zeller See und den Gnadensee. »Die
>Au in der Mitte< des Sees [so wurde der Name Mettnau u. a. gedeutet hat sich von der
Viehweide im Mittelalter über den Reb- und Obstbau zum bevorzugten Wohngebiet, zur
Erholungslandschaft mit Bädern und Sportanlagen sowie zum Kulturzentrum gewandelt.«
Inmitten einer Parklandschaft erhebt sich nahe der Spitze der Halbinsel das Scheffelschlössle mit seinem von einer hohen, gestaffelten Haube gekrönten dreistöckigen
Turm, das - um geben von Badeanlagen und modernen Kurbauten - längst nicht m ehr das
dominierende Bauwerk auf der Mettnau ist, als das es einst errichtet wurde: Das Schloss
entstand 1878 durch den Umbau eines Gutshauses für den seinerzeit äußerst populären
und geschätzten Dichter Joseph Victor (von) Scheffel, der fünf Jahre zuvor bereits die
>Villa Seehalde< auf der Mettnau hatte erbauen lassen. Was veranlasste nun den »Dichterfürsten« der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts, innerhalb von nur fünf Jahren zwei
herrschaftliche Wohnsitze zu erbauen, die nur 1,5 km voneinander entfernt liegen und
zudem beide von bedeutenden Architekten entworfen wurden? Die Beantwortung dieser
Frage ist das Anliegen m eines Beitrages. Doch zuvor sei der Bauherr, der heute nur noch
wenigen Menschen bekannt ist, kurz vorgestellt.
Jacob Burckhardt am Bodensee
(2005)
Der bedeutendste Schweizer Historiker des 19. Jahrhunderts, der Basler Jacob
Burckhardt (1818-1897), verfasste ein Werk über »Die Zeit Konstantins des Grossen«, den
»Cicerone« und ein Buch über »Die Kultur der Renaissance in Italien«; unser Jahrhundert
kennt ihn als den Verfasser der »Weltgeschichdichen Betrachtungen«.
Burckhardts Biograph Werner Kaegi schrieb: »Es war ein besonderer Augenblick
in seinem Leben, als er sich entschloß, den Text auszuarbeiten, den er in der Folgezeit
dreimal als Vorlesung gehalten und dann wieder fallen gelassen hat. Erst nach seinem
Tode sollte das Werk, zu dem er jetzt die Feder ansetzte, den Weg über die Welt hin antreten. [...] Burckhardt war inzwischen fünfzigjährig geworden. Er muß das Gefühl gehabt
haben, es sei jetzt an der Zeit, die bisherige Weltentwicklung, wie er sie als Gelehrter
kannte, zusammen mit den Dingen, die er selbst erlebt hatte, als Ganzes zu überschauen
und darüber vor den Studenten zu sprechen. Er tat es im Winter 1868/69 vor 3° Zuhörern in einer einstündigen Vorlesung, die er angekündigt hatte: Über das Studium der
Geschichte« Diese Vorlesung gab Jakob Oeri 1905 als »Weltgeschichtliche Betrachtungen« heraus.
In der Todesanzeige der Schüler und Freunde des Verstorbenen ist als Motto ein Zitat von Augustinus (Conf. IX, 10) gewählt worden, das aus dem Abschiedsgespräch mit der Mutter Monnica genommen ist: die Nähe zum Ewigen, als der Tag nahte, da sie aus diesem Leben scheiden sollte. Mutter und Sohn standen in Ostia am Tiber allein, gelehnt ans Fenster, von wo man in den inneren Garten des Hauses sah. „Et dum loquimur et inhiamus illi, attingimus eam toto ictu cordis — Und da wir also davon sprachen und danach verlangten, berührten wir das Ewige leise und wie mit einem vollen Schlag des Herzens“. Eine bewegende, ja erschütternde Metapher. Auf diese Weise ist das Wesen von Karl Suso Frank im Zentrum erfaßt und seine Gründung in den großartigen Texten der Kirchenväter und den Quellen der alten Kirchengeschichte, die er über Jahrzehnte gelehrt und erschlossen hat. Denn sein besonderes wissenschaftliches Interesse galt der Erforschung der Ursprünge der christlichen Askese und der Geschichte des Mönchtums. Dieses Wissen hat er in zwei wichtigen Werken versammelt:„Grundzüge des christlichen Mönchtums“ und „Lehrbuch der Geschichte der Alten Kirche“ — in viele Sprachen übersetzt. Geborgen in einer großen Familie war er mit sieben Geschwistern aufgewachsen in der Bescheidenheit und Einfachheit der Eltern, die als Korbmacher das Brot verdienten.
Wenn der Vorhang fällt
(2005)
Häuser erzählen Geschichte: Familiengeschichte, Alltagsgeschichte, Wirtschaftsgeschichte - all dies verbirgt sich zwischen alten Mauern und zwischen den Zeilen alter Grundbuch- und Liegenschaftsunterlagen. Die Geschichte des in Diedelsheim mehr als 200 Jahre mit „Realwirthsgerechtigkeit“, „Schildgerechtigkeit“ und „Saalwirthsgerechtigkeit“ betriebenen Gasthauses „Zum Löwen“ ist ein gutes Beispiel dafür.
Auf den ersten Blick wird man sich fragen, was ein Bericht mit dieser Überschrift im Brettener Jahrbuch zu suchen und was dieser Werner Gerich mit Bretten zu tun hat. Im folgenden Aufsatz möchte ich dazu beitragen, an die Person Werner Gerich zu erinnern, der in seinem Brettener Lebensabschnitt einer der erfolgreichsten Firmensanierer in China gewesen ist, genauer gesagt in der ca. 8,45 Mio. Einwohner großen Stadt Wuhan am Jangtse.
Im Alter von 90 Jahren verstarb am 25. Juni 2005 in Bretten Prof. Dr.-Ing. Erwin Huxhold. Mit ihm verlor nicht nur der Heimatverein Kraichgau ein verdienstvolles Ehren- und Beiratsmitglied, sondern der Kraichgau insgesamt einen sowohl in der Fachwelt wie auch bei den interessierten Laien gleichermaßen anerkannten und geschätzten Hausforscher. Erwin Huxhold wurde am 9. Dezember 1914 in der damals zu Preußen gehörenden schlesischen Metropole Breslau geboren. Der
mittelalterliche Stadtkern dieser Großstadt weckte schon sehr früh sein Interesse für die historischen Gebäude, insbesondere für den Fachwerkbau, aber auch für modernes Bauen. So war es fast selbstverständlich, dass er nach dem Abitur an der
Technischen Hochschule Architektur studierte. Wegen des Einzugs zum zweijährigen Wehrdienst im Jahre 1937 und der anschließenden Kriegsteilnahme von 1939 bis 1945 musste er das Studium unterbrechen.
Am 25. Juni 2005 hat Erwin Huxhold nach einem außergewöhnlich erfolgreichen Berufsleben die Bühne dieser Welt verlassen. Die Fundamente seiner beruflichen Karriere hat er in seiner Geburtsstadt, in Breslau gelegt. Am 9. Dezember 1914 geboren - der Erste Weltkrieg hatte gerade erst begonnen -, besuchte er die Volksschule in Breslau in den Jahren 1921 bis 1924 und wechselte anschließend an die Bender-Oberrealschule am gleichen Ort, wo er die Reifeprüfung im Frühjahr 1933 ablegte. Ohne Zweifel am beruflichen Ziel, erfolgte gleich danach die Hinwendung zum Bauwesen, im Besonderen zur Architektur. Im Wintersemester 1933/34 begann er nach zweimonatiger Tätigkeit auf dem Bau seine Fachausbildung in der Hochbauabteilung der Höheren Technischen Staatslehranstalt für Hochbau und Tiefbau in Breslau und nahm drei Jahre später an der
Abschlussprüfung teil. „Aufgrund des Ausfalles der abgehaltenen Prüfung“ hat ihm der Prüfungsausschuss das Prädikat „Mit Auszeichnung bestanden“ erteilt (25.7.1937).
Am 9. Dezember 1914 wurde Erwin Huxhold als Sohn des Werkmeisters Richard Huxhold und dessen Ehefrau Martha, geborene Klammt, in Breslau/Schlesien geboren. Schwierige Jahre des Ersten Weltkrieges und die anschließenden
Notzeiten prägten seine Kindheit und Jugend. Von 1921-1933 besuchte er zunächst die Volksschule in Breslau und später die
Oberrealschule, wo er 1933 die Reifeprüfung ablegte. Noch zum Sommersemester schrieb er sich in seiner Heimatstadt
für das Architekturstudium ein, das er 1937 vorläufig beendete.
Am 2. Januar 1909 wurde dem Großherzoglichen Ministerium der Justiz, des Kultus und Unterrichts in Karlsruhe offiziell mitgeteilt, dass tags zuvor in Freiburg ein neuer Verein gegründet worden war, der „Landesverein Badische Heimat" - unter dem einstweiligen Vorsitzenden Prof. Dr. Fridrich Pfaff. Die erste Landesversammlung wurde für Juli 1909 in das zentral gelegene Achern einberufen. Dort wurde Pfaff satzungsgemäß bestätigt, sein Stellvertreter wurde (später auch sein Nachfolger) der Mediziner Prof. Dr. Eugen Fischer. Ehrenmitglieder wurden u. a. Dr. Heinrich Hansjakob und Prof. Hans Thoma. In den ,,Arbeitsausschüssen" stellten sich dem neuen Verein prominente Persönlichkeiten zur Verfügung: Bürgermeister, Pfarrer, Lehrer, Künstler, Unternehmer.
An dieser Stelle wird ein kurzer Abriss über den Stand der Geschichte der Weichtierkunde im deutschsprachigen Raum und
speziell in Baden vorgelegt. Es folgt eine Beschreibung der verschiedenen Rechercheansätze zur Aufklärung des Lebenslaufes des badischen Malakozoologen Hermann Seibert. Sein Lebenslauf und sein wissenschaftliches Werk werden dokumentiert. Anhand von Überresten wird der Umfang seiner Sammlung erörtert.
Erinnern Sie sich noch?
(2004)
Wie sich Villingen im Laufe der Zeit verändert hat,
wird dieses Jahr im grafischen Werk von Richard
Ackermann (1892 - 1968) gezeigt.
Die Bilder stammen aus drei Zyklen:
Von 1920 Kreidezeichnungen mit dem Titel ,,AltVillingen ",
von 1924 Zehn Lithographien „Villingen" und
von 1968 „Villingen, die Stadt der schönen Türme
und Tore".
Wandel auch im künstlerischen Werk von Richard
Ackermann:
Die Bilder von 1920 noch düster, romantisch, realistisch, ausgearbeitet, abgeschlossen.
Die von 1924 zeigen schon deutlich den Zeitgeist
des Expressionismus. Sie sind hell, skizzenhaft, lassen Überschüssiges weg, sind durch Verzicht
eigentlich viel wesentlicher.
Ende Mai 1935 lag an den Zeitungsständen außerhalb Deutschlands wieder die wöchentliche Illustrierte für Arbeiter, seit 1925 unter dem Namen AIZ bekannt, die seit 1933 nicht mehr in Deutschland erscheinen durfte - wie so viele Zeitungen und Zeitschriften. Nun erschien sie in Prag, mittlerweile im 14. Jahrgang. Die Nummer 21 vom 23. Mai 1935 hatte für ein kommunistisches Blatt ein ungewöhnliches Titelbild: Das ganze Blatt füllte ein SS-Mann in voller Montur, daneben waren zwei seiner Ausweise abgebildet. Daraus war zu erkennen, dass er aus Offenburg stammte und ein zwar sehr junger, doch schon „alter Kämpfer" war: „Der SS-Sturmbann II/86 bescheinigt hiermit dem SS-Mann Hans Bächle, daß er während der Kampfzeit 1931/32 als Angehöriger der H.J. während seiner Freizeit als Gehilfe auf der Geschäftsstelle der Ortsgruppe Offenburg der NSDAP (Völkische Buchhandlung) dem damaligen Geschäftsführer Otto Sorge wertvolle Dienste durch sein
stets hilfsbereites Einspringen bei dringenden Arbeiten geleistet hat. Bächle konnte trotz seiner Jugend zu wichtigen Arbeiten für die Bewegung herangezogen werden und hat sich stets als durchaus zuverlässig bewiesen. (. .. ) 8.9.34 Sorge, SS-Truppführer im Stabe II/86, s.Zt. Geschäftsführer der Ortsgruppe Offenburg der NSDAP. Der Führer des Sturmbanns II/80, m.d.F b. Göring, SS-Sturmführer." Die Schlagzeilen darunter - Das Geständnis eines SS-Mannes - ,,Ich war Wächter im Gestapo-Gefängnis Columbiahaus!" - Grosser Bildbericht im Innern dieses Blattes. - verwiesen auf den längeren Beitrag im Heft. Auch er war mit Fotos anschaulich gestaltet. Die Originale dieser Fotos sind jetzt, 2004, wieder aufgetaucht - im Nachlass jenes schwarz uniformierten einstigen Jünglings. Sie lagen jahrzehntelang in einer Nähmaschine am Rande Offenburgs, in einer Blechdose.
Die Sparkasse Haslach i. K. und Zell a. H. feierte im Oktober 2003 ihr 150-jähriges Bestehen - und bot zu diesem Jubiläum einen einzigartigen Kunstgenuss im Rahmen einer Ausstellung der Kunstwerke von Bruno Lenz: Gemälde, Aquarelle, Zeichnungen, Skulpturen. Bruno Lenz feierte im November 2001 seinen 90. Geburtstag. Trotz seines hohen Alters und physischer Beeinträchtigung ist er noch immer künstlerisch tätig und erfolgreich, noch immer kreativ und vital - eine ganz
außergewöhnliche Künstlerpersönlichkeit, die wie nur wenige die Tüchtigkeit des Musikers und das Talent des bildenden Künstlers in sich vereint. Der Lehrersohn Bruno Lenz, geboren am 8. November 1911 in Bollenbach bei Haslach im Kinzigtal, erhielt schon sehr früh Geigenstunden bei seinem Vater, den er freilich bald an Meisterschaft übertraf. 1924 zog die Familie Lenz um nach Zarten ins Dreisamtal.
Im Jahr 1837 wurde der englische Postmeister Rowland Hill (1795 bis 1879) beauftragt, eine Studie über Reformmöglichkeiten des königlichen Postdienstes zu erarbeiten. Sein Vorschlag war, die Beförderungsgebühren für einen Brief bereits vom Absender bezahlen zu lassen - belegt durch Briefmarken, ,,kleine auf der Rückseite mit Leim bestrichene Papiere". Das war notwendig, weil seit der Einführung regelmäßiger Postdienste Ende des 15. Jahrhunderts das Porto für einen Brief vom Empfänger entrichtet werden musste. Konnte dieser nicht bezahlen, ging die Sendung an den Absender zurück. So erschien aufgrund der Reformvorschläge von Rowland Hill am 6. Mai 1840 in London die erste Briefmarke der Welt - die ,,One Penny Black" mit einem Porträt der englischen Königin Victoria. Damit begann der Siegeszug der Briefmarke.
Unter den 80.000 Badenern, die nach Niederschlagung der badischen Revolution in die USA auswanderten, waren acht Haslacher, die 1849 und 1850 nach Amerika gingen, weil sie die politischen Verhältnisse daheim als unerträglich empfanden. Mit Recht stellte Heinrich Hansjakob fest: „Die Revolution hat manche von Hasle nach der neuen Welt getrieben, die einen aus Furcht, die anderen, weil die Freiheit ihren Tod gefunden." Es waren dies der Seifensieder Ignaz Fritz, der Nagelschmied Franz Xaver Bührer, der Metzger Josef Geiger, der Bäcker Arbogast Fackler, der Färber Bernhard Hansjakob, der Bäcker Fidel Hansjakob (beides Vettern von Heinrich Hansjakob), der Drechsler Georg Baumgart sowie der Arzt Dr. Magnus Brucker.
Zu Beginn des 16. Jahrhunderts wurde das Schwarzwälder Benediktinerkloster St. Blasien mehrfach von aufständischen Bauern angegriffen. Die um ihr Recht und um Freiheit kämpfenden Männer haben die Gebäude der Mönche in Brand gesetzt, das wertvolle Mobiliar und ein Teil der Sammlungen, wie die Bibliothek, zerstört. Auch wütete zu jener Zeit im Schwarzwald die Pest, viele Menschen dieser Region sind an dieser ansteckenden Krankheit gestorben. Unter den Opfern waren einige Klosterangehörige. In dieser schweren Zeit hat das Konvent den bisherigen Großkeller Pater Caspar Müller zum Klostervorsteher gewählt und dem noch jungen Angehörigen der Gemeinschaft ein große Verantwortung auferlegt.
Am 1. Juni 2003 setzte er zuversichtlich den Schritt
ins 93. Lebensjahr: Rudolf Heck, unser langjähriges Vereinsmitglied. Er ist vielleicht nicht mehr
ganz so vital wie in den Jahren, als der passionierte
Bergsteiger, Mitglied des Alpenvereins, noch im
Hochgebirge unterwegs war und von weit oben auf
zerklüftete Berglandschaften oder in idyllische
Täler blickte. Aber ein Stubenhocker ist Rudolf
Heck nie geworden. Das hat er bei Exkursionen
und Besichtigungen des Geschichts- und Heimatvereins immer wieder unter Beweis gestellt. Und
wenn's nicht gar so anstrengend ist, dann ist er auch
noch dabei wenn es darum geht, Neues kennen zu
lernen oder etwas Vertrautes wieder zu besuchen.
Von seinen zahlreichen Touren hat er viele wertvolle Erinnerungen mitgebracht. Eindrücke, die ihn
angesprochen und sich ihm besonders eingeprägt
haben, wurden auf Papier oder Malkarton „konserviert". Wer Rudolf Heck einmal zu Hause besucht,
glaubt, in eine Gemäldegalerie zu kommen.
André Weckmann ist am 30. November 1924 in Steinburg im Zorntal bei Zabern/Saverne geboren. Seine Eltern, einfach und bescheiden und katholisch, betrieben dort die „Dorfwirtschaft''; in der Familie und mit den Gästen redeten sie ganz natürlich ihren traditionellen Dialekt. Im elterlichen Wirtshaus bekam so der kleine André vielerlei Varianten der heimischen elsässischen Mundart zu hören. Und der Junge war sehr aufmerksam, hatte beste Sensoren für die Kraft, die Vielfalt, den Reichtum seiner
alemannischen Muttersprache.
Auch nach 1933 war, wenigstens in Deutschland, nichts mehr so, wie es vorher gewesen war. Zahllose Lebensläufe, auch
bisher geradlinige, bogen plötzlich in andere Richtungen ab, brachen ab, verloren sich im Ungefähren und, im Ungewissen. Menschen tauchten unter, oder auch erst auf. Das Leben ging zwar weiter, aber wie?
Die Enzyklopädie mit dem Titel Margarita philosophica ist das wissenschaftliche Hauptwerk des Freiburger Universitätslehrers und Kartäuserpriors Gregor Reisch. Das umfangreiche und weit verbreitete studentische Lehrbuch wurde erstmals 1503 in Freiburg gedruckt. Seit der zweiten, erweiterten Ausgabe vom 16. März 1504 enthält es einen Holzschnitt mit der ältesten
Abbildung von Freiburg. Nach den Ergebnissen der neueren Forschungen ist diese zweite Ausgabe der Margarita philosophica nicht - wie bisher meist vermutet - in Straßburg, sondern ebenfalls in Freiburg gedruckt worden, und zwar wie die erste Ausgabe in der Freiburger Offizin des aus Straßburg stammenden Druckers Johann Schott. Wie es dazu kam und welche
Bedeutung diese Enzyklopädie vor genau 500 Jahren hatte, soll hier dargelegt werden.
Der Ruster „Musikbaron"
(2004)
Nicht sehr schmeichelhaft ist es, was über den „Musikbaron" Franz Friedrich Sigismund August Böcklin von Böcklinsau in der 1812 bis 1814 erschienenen zweiten Auflage von Franz Ludwig Gerbers „Lexikon der Tonkünstler" steht. Umgekehrt hat „The New Grove", eines der bedeutendsten Musiklexika unserer Zeit, dem Musikbaron einen in positivem Grundton gehaltenen Artikel von deutlich mehr als einer halben Spalte gewidmet - und somit den Schluss nahegelegt, dass er nicht ganz unbedeutend gewesen sein dürfte.
Die Auseinandersetzungen um die Pläne, in Rastatt ein Denkmal für die 1849 erschossenen Aufständischen zu errichten, sind bekannt und ausreichend dokumentiert. Seit der standrechtlichen Erschießung von neunzehn Revolutionären in Rastatt im Zeitraum zwischen August und Oktober 1849 bemühten sich Bürger aus Rastatt, Verwandte und Freunde der Verurteilten, die Gräber der ohne Sarg und Gedenkzeichen auf dem Friedhof Rastatts Verscharrten zu erhalten und zu pflegen. Ab etwa 1873, im Kaiserreich, setzten Bestrebungen politischer Gesinnungsfreunde und Nachkommen der Erschossenen ein, eine Gedenkstätte und ein Denkmal zu errichten. Sie blieben, obgleich hartnäckig verfolgt, über fast fünfundzwanzig Jahre hinweg ohne Erfolg. Vor allem Militärbehörden, der preußische Festungskommandant von Rastatt, später das großherzogliche Innenministerium widersetzten sich den immer wieder aufgenommenen Bemühungen. Erst 1899 war es möglich, auf dem Friedhof von Rastatt, nicht allzu weit vom Ort der ursprünglichen Beerdigung, einen Gedenkstein, einen Monolithen, mit den Namen der Verurteilten zu errichten - auch im Kaiserreich nun ohne eine Feier oder auch nur eine Ansprache. Ein öffentliches Gedenken und damit eine Ehrung fand erst 1909 unter gewichtigen polizeilichen
Sicherungsmaßnahmen auf Betreiben von Sozialdemokraten statt. Die hier sehr gerafft dargestellten Vorgänge, die erst nach rund sechzig Jahren zum Erfolg führten, sind exemplarisch für alle Bemühungen, an Orten in Baden die Erinnerung an Ereignisse der Revolution von 1848-49 und an die daran Beteiligten wach zu halten. Das großherzogliche Haus, die preußische Militärverwaltung und die badische Ministerialbürokratie suchten systematisch ein Gedenken zu verhindern.
Schutterns letzter Abt, Placidus III., entstammte dem Renchtal. Am 1. Mai 1745 wurde er in Oberkirch mit dem Taufnamen Philippus Jakobus geboren, die Eltern waren Franz Heinrich Bacheberle, Bürger und Kaufmann in Oberkirch, und Maria Eva Curtin. Philippus besuchte das Gymnasium des Klosters Schuttem, trat dort als Novize ein und erhielt am 17. März 1768 die Priesterweihe. Viele klösterliche Aufgaben wurden ihm übertragen, er war Professor der Sprachen und der Geschichte, Subprior, dann Prior bis zu seiner Wahl zum Abt, und Propst in Wippertskirch, einer dem Kloster gehörenden Propstei am Kaiserstuhl. Mit dem Benediktiner und Historiker Gallus Metzler vom Stift St. Gallen war er befreundet. Am 27. Juni 1786 trat der bisherige Abt Schuttems, Carolus Vogel, der seit 1751 regiert hatte, von seinem Amt zurück. Ihm folgte Placidus III.
Bacheberle, einstimmig vom gesamten Konvent zum neuen Klostervorsteher gewählt.
Man kann es kaum noch glauben, dass dies einmal möglich war: dass es damals, unter Hitler, jeden treffen konnte, jederzeit, und ohne jeden Grund. Und besonders schnell traf es die, die den Herrschenden ohnehin ein Dom im Auge waren; nämlich die, die sich, statt dem neuen Staat, der Kirche widmen und weihen wollten. Niemand wird je wissen, wie viele von ihnen ihr Leben lassen mussten; ihre Zahl geht in die Tausende. Allein ins KZ Dachau wurden, allein aus der Erzdiözese Freiburg, 21 Priester eingewiesen, von denen 16 überlebten. Aber ihnen, den Geretteten, hatte es oft die Sprache verschlagen; zu sagen, was sie erlebt und erlitten hatten, war gewiss nicht leicht, und wer wollte es hören? So nahmen sie ihre Erinnerungen mit ins Grab. Um so wertvoller sind die, die sich erhalten haben - wie die einer im Kinzigtal geborenen, in Bühl eingetretenen und eingekleideten Ordensschwester, die als Schutzhäftling Nr. 25150 im KZ Ravensbrück gefangen saß; Erinnerungen, die in dieser Form bisher unbekannt waren und in ihr hier zum ersten Mal bekannt gemacht werden.
Sklavenarbeit in Offenburg
(2004)
Am 25. oder 26. März 1945 kam der 18-jährige Marko Moskowitz als KZ-Häftling und Sklavenarbeiter in die Stadt Offenburg. Er gehörte einem Transport mit etwa 580 bis 650 Häftlingen an, der wenige Tage zuvor im oberpfälzischen Konzentrationslager Flossenbürg zusammengestellt und daraufhin nach Offenburg überführt wurde. Das Häftlingskommando, jetzt der Kommandantur des KZ Natzweiler unterstellt, war in die Stadt verlegt worden, um auf dem Bahngelände Blindgänger abgeworfener Bomben zu entschärfen sowie Aufräum- und Reparaturarbeiten durchzuführen. Die
Geschehnisse um diesen Flossenbürger Häftlingstrupp wurden schon mehrfach beschrieben, zumal damit eines der bedrückendsten Ereignisse der NS-Geschichte in der Stadt Offenburg verbunden ist: das Massaker an 41 KZ-Gefangenen am 12. April 1945 durch SS-Wachpersonal. Marko Moskowitz überlebte die Wochen als Sklavenarbeiter in Offenburg und
konnte am 20. April 1945 während eines Evakuierungstransports in Freiheit gelangen. Die Umstände des Arbeitseinsatzes der Flossenbürger KZHäftlinge in Offenburg sind inzwischen weitgehend bekannt. Noch immer fehlen jedoch genaue Angaben über die Zahl der nach Offenburg transportierten Gefangenen sowie nähere Kenntnisse über deren individuelle Einzelschicksale. Nur ein Bruchteil der Häftlingsnamen sind bislang dokumentiert, zu fast keinem der Gefangenen sind darüber hinaus gehende Informationen bekannt. Ein Dokument aus dem Holocaust Memorial Museum in Washington macht diesbezüglich auf das Schicksal eines der Offenburger Häftlinge, des ungarischen Juden Marko Moskowitz, aufmerksam.
Die Anfänge einer neuhochdeutschen Schriftsprache gehen zurück auf eine Kanzleisprache, die ab Mitte des 14. Jahrhunderts durch Einflussnahme der Kaiser Karl IV., Sigismund und Maximilian Eingang in die Schreibstuben der Reichstage, Kammergerichte, Reichsstädte und Fürstenhöfe fand und die mundartlichen Besonderheiten allmählich zurücktreten ließ. Gegen Ende des 15. Jahrhunderts hatte sich, dieser Entwicklung folgend, auch die Verwaltungs- und Beamtensprache des kurfürstlich-sächsischen Hofes, im Gebiet des Mitteldeutschen gelegen, der kaiserlichen Kanzleisprache angenähert. Das war die Situation, als Luther 1521 mit der Übersetzung der Bibel begann. Im Verlauf dieser bis zu seinem Lebensende dauernden Arbeit schuf er auf der Grundlage der obersächsischen Kanzleisprache und durch
Verwendung des Meißener Wortschatzes - gepaart mit der ihm eigenen, großen, künstlerischen Gestaltungskraft - eine farbige, volkstümliche, ausdrucksvolle Sprache, die bestimmt sein sollte, die Dialektgrenzen zu überwinden. Dabei stellte sich als glückliche Fügung heraus, dass das Mitteldeutsch dazu ausersehen war, das niederdeutsche und das oberdeutsche
Sprachgebiet miteinander zu verbinden. Luthers Sprache verbreitete sich dank der neuen Buchdruckkunst mit enormer Schnelligkeit über ganz Deutschland; ihre Bedeutung als wichtigste Grundlage der hochdeutschen Schriftsprache steht außer Zweifel.
Es ist der 20. September 1697. Der Friede von Rijswijk wird unterzeichnet. Der neunjährige Krieg ist zu Ende. Er wird auch pfälzischer Erbfolgekrieg genannt, wurde doch um die Rechtsnachfolge des verstorbenen Kurfürsten Karl von der Pfalz gestritten. In seiner 47-jährigen Regierungszeit ist es für Kaiser Leopold I. von Habsburg ein schwerer Tag. Er anerkennt die Herrschaft Frankreichs über das Elsass, verzichtet auf Straßburg. Immerhin werden ihm Freiburg i. Br. und Philippsburg, sowie die Festungen am Rhein, Breisach und Kehl, zurückgegeben, welche Ludwig XIV. sich nach dem Westfälischen Frieden, der 1648 dem 30-jährigen Krieg ein Ende gesetzt hatte, angeeignet hatte. Auch die rechtsufrigen Festungen Hüningen und Fort Louis waren Gegenstand des Streites gewesen. Dem deutschen Kaiser verbleibt das linksufrige Fricktal mit „Kaiseraugst", Rheinfelden und Laufenburg.
Im Jahr 1979 ging das Haus des alemannischen Landschaftsmalers und Mundartdichters Eugen Falk-Breitenbach mit seinem gesamten Inventar in den Besitz der Stadt Hausach im Kinzigtal über. Bis zum heutigen Tage unverändert, scheint es noch die Atmosphäre des früheren Bewohners zu atmen. Nur selten bleibt ein solches Ensemble ohne schwerwiegende Eingriffe bestehen. Zum 25. Todestag des Malers Eugen Falk-Breitenbach eröffnete die Stadt Hausach am Samstag, 21. August 2004, in der ehemaligen Bahnmeisterei (Eisenbahnstr. 9) eine Ausstellung zu Leben und Werk des badischen „Malerpoeten".
Beim Nominierungsparteitag der baden-württembergischen CDU 1953 in Freudenstadt schlug der Vorsitzende der südbadischen CDU, Anton Dichtel, den Freiburger Juraprofessor und Rechtsanwalt Hans Furler für einen relativ aussichtslosen Listenplatz auf der Landesliste vor. Sein Weggefährte, der spätere Bundeskanzler Kiesinger, erinnerte sich später daran, dass
Furler gar nicht ernsthaft den Wunsch hatte, gewählt zu werden, sondern nur der „guten Sache dienen " wollte. Da die Christdemokraten mehr als 45 % der Wählerstimmen erhielten, zog Furler über die Landesliste in den Bundestag ein. Als homo novus machte er als Berichterstatter des Auswärtigen Ausschusses bei der Debatte des Parlamentes über die Pariser Verträge 1955 auf sich aufmerksam. Dem Bonner Beobachter Walter Henkels fiel an Furler nicht nur dessen Äußeres - sein schöner Kopf mit der hohen Stirn und die grau melierte Künstlermähne auf, sondern seine überragenden Fähigkeiten, mit der er in kürzester Zeit in die Spitzengruppe der Fraktion vorgestoßen war. Seit 1957 vertrat er den Wahlkreis Offenburg.
,,Der badische Silcher", so wurde der Komponist des bekannten Volksliedes „0 Schwarzwald o Heimat", der in Gengenbach am 29. April 1837 geboren wurde, schon zu Lebzeiten genannt. Das alte alemannische Geschlecht der Isenmanns wurde schon 1588 in den Kirchenbücher von Gengenbach urkundlich erwähnt. Sie haben sich in der ganzen Ortenau niedergelassen. Die Urgroßeltern des Komponisten waren Bürger in Nordrach, die sich um die Landwirtschaft verdient gemacht haben. Christoph Isenmann, der in Zell geboren wurde, kaufte sich mit seiner Frau Verena geb. Herrmann aus Nordrach einen Hof um 1753, der lange als Isenmannhof bekannt war. Der Großvater Josef, der 1768 in Nordrach geboren wurde, erlernte das Bäckerhandwerk. Er zog nach Gengenbach und gründete mit seiner Frau Karotine geb. Vetter, eine Bäckerei. Er ist bei der Geburt seiner Kinder als Klosterbeck im Taufregister eingetragen. Von seinen neun Kindern sollte Sohn Josef Bäcker lernen und das Geschäft weiterführen. Er war der Vater des Komponisten Carl Isenmann. Verheiratet war er mit Magdalena Kopp aus Friesenheim.
Am 15. August 1740 kam die Gruppe in Leipzig an, um von dort aus nach Bayreuth, sozusagen zu einem Verwandtenbesuch, weiterzureisen. Am 17. August dort angekommen, reiste man über Würzburg und Frankfurt am Main, Durlach und Rastatt weiter nach Kehl, wo die Reisenden am 23. August 1740 eintrafen und von hier aus Strasbourg einen Besuch abstatteten. Dort stieg Graf Dufour im Gasthof „Zum Heiligen Kreuz" ab, Graf Schaffgotsch im Gasthof „Zum Raben". In ihrer Begleitung befand sich auch ein Herr von Pfuhl, welcher eigentlich Algarotti hieß und zum engsten Kreis um den preußischen König Friedrich II. gehörte. Auch Prinz Leopold von Anhalt-Dessau soll den Abstecher nach Frankreich mitgemacht haben. Unbekannt ist, wie groß das Gefolge der reisenden Grafen ansonsten noch war.
Zur Sonderausstellung im Franziskanermuseum in Villingen-Schwenningen "Schwarzwälder Geigenbau" (16.5. bis 18.7.2004) war auch ein Beitrag über die Geigenbauer des Hochschwarzwaldes erwünscht, der die bis dahin vorliegenden Kenntnisse verwerten sollte. Wie sich nach einer Sichtung des in der Geigenmacher-Fachliteratur und in orts- und heimatgeschichtlichen Arbeiten vorhandenen Materials bald herausstellte, ließ sich damit eine auch bescheidensten Ansprüchen genügende Abhandlung zum Thema nicht zustande bringen. Zu widersprüchlich, unvollständig und oft unzutreffend waren dort die enthaltenen Aussagen. Deshalb wurden zu bereits vorhandenen eigenen neuen Belegen
und Hinweisen zur Familiengeschichte und Genealogie, hauptsächlich der Geigenmacher-Sippe Straub, umfangreiche Nachforschungen in pfarr- und anderen Archiven notwendig. Daraus ließ sich dann eine Darstellung erarbeiten in welcher die aus den Quellen nachweisbaren Erkenntnisse über Herkunft, Lebensdaten, Aufenthaltsorte und Geigenmacher-Nachweise der in diesem Zeitraum insgesamt erfassbaren dreißig Geigenmacher im Hochschwarzwaldgebiet belegt und dargestellt werden konnten.
Vor 100 Jahren wurde der Jesuit und Theologe Karl Rahner in Freiburg i. Br. geboren. Seiner Geburtsstadt blieb Rahner, der häufig als der bedeutendste katholische Theologe des 20. Jahrhunderts bezeichnet wird und dessen umfangreiches und weitgespanntes Werk bis heute die Gestalt der katholischen Theologie prägt, zeitlebens verbunden. Noch kurz vor seinem Tod am 30. März 1984 in Innsbruck erreichte ihn die Nachricht, die Stadt Freiburg habe beschlossen, ihn zum Ehrenbürger zu ernennen. Ein nach ihm benannter Platz im Freiburger Universitätszentrum erinnert heute an diesen großen Sohn der Stadt an der Dreisam. Dennoch lässt sich die Frage, ob Rahner ein „Freiburger Theologe" genannt werden könne, nicht einfach beantworten. Denn Rahners Lebens- und Arbeitsschwerpunkte lagen nicht in Freiburg, sondern in Innsbruck, Wien, Rom, München und Münster. Als der Abiturient im Jahr 1922 seine Heimatstadt verließ, um in Feldkirch in Vorarlberg in das
Noviziat des Jesuitenordens einzutreten, sollte dies ein Abschied für lange Zeit bedeuten. Und abgesehen von seiner Promotionszeit ist Rahner auch nie mehr für längere Zeit nach Freiburg zurückgekehrt. Dennoch haben Freiburg und die Erlebnisse und Erfahrungen seiner Freiburger Zeit Rahners Denken und Wirken zeitlebens begleitet und auch geprägt. Dies lässt sich nicht nur an den Stationen seines Lebenslaufs aufzeigen, sondern auch aus einzelnen Äußerungen des Theologen
entnehmen.
Tiengen feiert jedes Jahr am ersten Sonntag im Juli sein großes Heimatfest, den „Schwyzertag", und erinnert sich dabei an die Rettung der Stadt aus großer Not im Jahre 1415. Im Festgottesdienstes des diesjährigen Schwyzertages, am 7. Juli 2002, wurde durch den Erzbischöflichen Oberrechtsdirektor Dr. Bernd Mathias Kremer die silberne Herzkapsel des letzten
Landgrafen von Sulz feierlich der Pfarrgemeinde Mariä Himmelfahrt übergeben. Zuvor befand sich die Kapsel in der Sammlung des Erzbischöflichen Archivs in Freiburg. Die Übergabe erfolgte an dem Ort, an dem der Leichnam des Grafen einst beigesetzt worden war. Die nun folgende Darstellung gibt einen Einblick in das Leben des letzten Sulzer Landgrafen und besonders in die Geschichte der Herzkapsel.
Die Vita eines Staatsdieners des 19. Jahrhunderts beansprucht besonders dann gesteigertes Interesse, wenn Kohärenz und Kontinuität der Aktenlage und zugleich autografische Belege den Nachvollzug attraktiv machen. Entsprechend vorliegender persönlicher Erkenntnisse finden Persönlichkeiten der Geschichte des Forstgewerbes zumeist nur marginales Interesse und die Biografien schwimmen unter Daten, Zahlen, Anmerkungen und Statistiken versteckt im ,,Meer der Geschichte". Typisch fanden so die Stationen des Lebens des am 13. 7. 1813 in Wertheim geborenen Georg Christof - ein Sohn des Johann Christof Bach, Handelsmann und Bürger von Wertheim und der Katharina Apollonia Platz - bisher weder in Triberg noch in Wolfach, Ettlingen, Kandern, Gerlachsheim, Langensteinbach, Pforzheim irgendwelche Aufmerksamkeit.
Weit über die regionalen Grenzen hinaus geniesst Schwetzingen neben seinem Markenzeichen als „Spargelstadt" vor allem den Ruf eines „Arkadien der Musik"!, und so lässt sich diese 21 000-Seelen-Gemeinde wegen der hier schon vor dem Kriege begonnenen Aufführungen mit Fug und einigem Recht als das .,Bayreuth Baden-Württembergs" bezeichnen. In der Tat beginnt die Geschichte örtlicher Festspiele nicht erst 1952 - diese gleichwohl als „Schwetzinger Festspiele" des Süddeutschen Rundfunks vom 24. Mai bis zum 29. Juni jenes Jahres! - , sondern „Rokoko-Spiele" gab es anlässlich der Wiedereröffnung des Theaters zur „Gaukulturwoche" Nordwestbadens bereits ab dem 10. Oktober 1937. Darüber hinaus lässt sich eine „Schwetzinger Festspielwoche" für die erste Junihälfte des Jahres 1939 nachweisen.
Es sind viele Tausende, die 1918 das Elsaß und Lothringen verließen, verlassen mussten, ausgewiesen, vertrieben, "expatriiert" aus dem Land, in dem sie geboren, groß geworden waren - Menschen wie die Architekten Paul Bonatz und Paul Schmitthenner, wie die Schriftsteller Otto Flake und Karl Willy Straub, wie der Philosoph und Pädagoge Georg Picht,
wie der Jurist Wolfgang Hoffmann (der 1945 Freiburgs Oberbürgermeister wurde). Sicher ein ganz besonders gelagerter Fall: Elly Knapp, Tochter des Professors für Nationalökonomie an der Universität Straßburg, 1908 von Albert Schweitzer - damals Vikar in der St. Nikolaus-Kirche in Straßburg - getraut mit dem schwäbischen Journalisten Theodor Heuß (dem späteren deutschen Bundespräsidenten); sie folgte ihrem Mann bereits 1912 nach Heilbronn und 1918 nach Berlin. Einer von diesen Tausenden, denen die politischen Umwälzungen und militärischen Ereignisse die Heimat nahmen, war Dr. Franz Büchler.
Um die vorletzte Jahrhundertwende (1908) wurde in Freiburg das Ergebnis eines Preisausschreibens der Freiburger Volkszeitung (,,Freiburger Pfennigblatt") veröffentlicht. Gefragt war: ,,Welches sind die zehn berühmtesten Männer in Freiburg?" Unter diesen renommierten Persönlichkeiten waren natürlich zu finden: OB Otto Winterer, der Stadtpfarrer von St. Martin Heinrich Hansjakob, Erzbischof Nörber, Verleger Hermann Herder, der Reichstagabgeordnete Konstantin Fehrenbach (der spätere Reichskanzler) - und Fritz Geiges.
Die Bismarcks in Baden
(2004)
Beim Gang über den Friedhof der alten
spätgotischen Vitus-Kapelle in Wasenweiler
nahe beim „Lilienhof im Kaiserstuhl" stutzt
man vor einem an exponierter Stelle aufgerichteten Hochkreuz ohne Korpus und liest
unter dem Wappen mit 3 Eichenblättern: Graf
August von Bismarck *5.4.1849 zu Konstanz
[gestorben] 14.3.1920 zu Stegen und darunter: Clara
Gräfin von Bismarck geb. Achenbach *1851
[gestorben] 31.3.1890. Zwei schlichte Steinplatten am
Boden rechts und links vom Kreuz tragen die
Namen Achenbach und v. Redlich. Ein Graf Bismarck in Wasenweiler am
Kaiserstuhl? Möglicherweise Verwandtschaft
zum ehemaligen deutschen Reichskanzler
Fürst Otto v. Bismarck? Wie kommt der auf
diesen Dorf-Friedhof bei Wasenweiler? In Konstanz geboren und im kleinen Schloß Weiler
der Grafen von Kageneck in Stegen bei
Freiburg gestorben?
Zugegeben: Der Name „von Bismarck" ist in
Baden nicht besonders beliebt, und eine
Erinnerung an „die Preußen" und den „Kartätschenprinz" weckt zunächst ungute Gefühle.
„Badischer Geniewinkel" - gerne schmückt man sich in Meßkirch seit bald einem halben Jahrhundert mit diesem Prädikat. Wer wann das Diktum in die Welt gesetzt hat, ist in Vergessenheit geraten. Seit drei Jahren jedenfalls ist „Badischer Geniewinkel" nun sogar der offizielle Werbeslogan der Stadt, was allerdings nicht alle Meßkircher freut. So sei von jetzt an doch sehr zu hoffen, meinte ein Leserbriefschreiber, dass ein Fremder, der die Stadt besuche, nicht schon gleich bei der ersten Begegnung mit Einheimischen auf einen „Simpel" treffe. Wie auch immer, unbestreitbar bleibt, dass das heute gerade einmal 8000 Einwohner zählende Städtchen eine außergewöhnlich große Zahl an bedeutenden Persönlichkeiten hervorgebracht hat.
Wie Menschen unterschiedlicher Herkunft unter denselben Wertvorstellungen und Zeitbedingungen sich in ihren Lebensläufen annähern können, soll in dieser Studie gezeigt werden. Beide Männer, der schwäbische Ritter Joseph von Laßberg (1770-1855) und der westfälische Freiherr Werner von Haxthausen (1780- 1842) haben in ihrer Zeit eine nicht unbedeutende Rolle gespielt, so daß die Nachwelt sich ihrer erinnern sollte, wenn es auch das menschliche Schicksal ist, daß alles nach und nach der Vergessenheit anheimfällt. In ihrem Wirken weisen beide eine Übereinstimmung auf, die nicht immer zufällig ist, sondern durch Aktivitäten, Bestrebungen aus gemeinsamer Wurzel, auch da, wo die beiden getrennt sind, zustande kommt. Daher der Plutarchische Titel. Wie der antike Geschichtsschreiber Plutarch jeweils einen Römer einem Griechen, also beispielsweise Caesar dem großen Alexander gegenüberstellt, so soll es hier mit dem Donaueschinger und dem westfälischen Freiherrn geschehen. Der Unterschied gegenüber Plutarch ist freilich der, daß sie sich gekannt haben.
In Schulen nichts Neues?
(2004)
Als einen „kommenden Mann" hatte Willy Hellpach, badischer Minister für Kultus und Unterricht 1922-24, den Leiter des Goethe-Gymnasiums Karlsruhe Karl Ott bezeichnet, „ein junger, zukunftsträchtiger, von reichen Gesichtern erfüllter Erzieher". In der Tat lohnt auch heute noch eine Begegnung mit Otts Schriften angesichts des neuen Bildungsplans des baden-württembergischen Ministeriums für Kultus, Jugend und Sport, von dem es im Vorwort heißt, es sei „ein pädagogischer
Meilenstein in der Entwicklung unserer Schulen".
Der Ausgangspunkt der Ausstellung „Verstöhntder mi?" ist folgende These: Die Weisheiten, die man beim Lesen der Alemannischen Gedichte eingeflößt bekommt, sind für die Seele des Menschen so wirksam wie vor 200 Jahren. Die Heilmittel, die Hebel seinen Landsleuten (nicht nur aus dem Wiesental) verabreichte, um sie von den Auswüchsen der
Modeme (Stichwort: Dialektik der Aufklärung) zu kurieren. stammten aus einer vormodernen, also klassischen Seelenapotheke.
Erinnerungen an Clas Naumann
(2004)
Am 15. Februar 2004 starb im Alter von 64 Jahren Clas Michael Naumann zu Königsbrück, Professor für Zoologie an der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität und Direktor des Forschungsinstituts und Museums Alexander Koenig in Bonn. Mit ihm haben wir einen der bedeutendsten Entomologen des 20. Jahrhunderts verloren. Im deutschsprachigen Raum war er der führende Vertreter der Lepidopterologie, der wie kein anderer viele der auf diesem Wissenschaftssektor erarbeiteten Ergebnisse initiiert, kommentiert, oft auch koordiniert und auf internationaler Ebene vorgetragen und bekannt gemacht hat. Inzwischen sind bereits mehrere Nachrufe erschienen, die das Leben und den beruflichen Werdegang des allzu früh Verstorbenen gewürdigt haben.
Der Lepidopterologe Günter Ebert, langjähriger Mitarbeiter der Entomologischen Abteilung des Karlsruher Naturkundemuseums, wurde mit dem Ernst-Jünger-Preis für Entomologie 2004 geehrt. Auf einer Feierstunde am 26. Mai 2004 im Schloss des Freiherrn von Stauffenberg in Langenenslingen-Wilflingen, dem ehemaligen Wohnort Ernst Jüngers, überreichte Wissenschafts-Staatssekretär Michael Sieber den mit 5.000 Euro dotierten Preis. Die hohe Auszeichnung
wurde bereits an anderer Stelle ausführlich gewürdigt (Trusch in Entomologische Zeitschrift 114: 182ff. und SEL News 38: 7f., 16f., 26f.; Klausnitzer in Entomologische Nachrichten und Berichte 48: 88.), so dass an dieser Stelle nur einige Punkte nochmals erwähnt werden sollen.
Das Haus Württemberg hat keine überragenden Militärs hervorgebracht. Eine Ausnahme scheint aber Herzog Eberhard Ludwig I zu sein, der es 1713 zum Reichsgeneralfeldmarschall, dem höchsten militärischen Rang in der Reichsarmee, brachte.
Allerdings muss man gleich hinzufügen, dass er der evangelische Reichsgeneralfeldmarschall war - daneben gab es noch einen katholischen Reichsgeneralfeldmarschall
und das war Prinz Eugen von Savoyen, immerhin der bedeutendste österreichische
General seiner Zeit. Eberhard Ludwig war also sein ranggleicher Kollege im Reich.
Nachdenklich muss aber die Tatsache machen, dass 1713 die Seemächte Frieden mit
Frankreich schlossen und Kaiser und Reich 1714 ihrerseits den Spanischen Erbfolgekrieg beendeten: Eberhard Ludwig kam also kaum in die Lage, militärische
Aktivitäten zu entwickeln, die seinem Rang entsprachen. Bis zu seinem Tode 1733
herrschte Frieden im Reich. Die beiden Reichsgeneralfeldmarschälle traten daher
nicht mehr in Aktivität.
Etwas erfolgreicher, da früher, verlief demgegenüber die militärische Karriere
Eberhard Ludwigs auf Kreisebene. Das Reichsheer setzte sich aus den Kontingenten
der Reichskreise zusammen. Hier wurde Eberhard Ludwig 1707, also mitten im Krieg,
zum Generalfeldmarschall des Schwäbischen Kreises ernannt, dem ranghöchsten militärischen Grad, den der Schwäbische Kreis zu vergeben hatte. Nach dem Friedensschluss 1714 war dieser Titel nicht funktionslos. So war Eberhard Ludwig z. B. zuständig für die Reichsfestung Kehl, die Frankreich an das Reich bzw. den
Schwäbischen Kreis zurückgegeben hatte.
Eberhard Ludwig (1676-1733) war neun Monate alt, als sein Vater Herzog Wilhelm
Ludwig (1647-1677) starb. Die Vormundschaft für ihn übernahm sein Onkel Friedrich
Carl (1652-1698) aus der Linie Württemberg-Winnental als Herzog-Administrator,
die Herzoginmutter Magdalena Sibylla geb. von Hessen-Darmstadt (1652-1712) fungierte als Mitvormund. Die Erziehung Herzog Eberhard Ludwigs lag von 1684 bis
1693 in den Händen des Hofmeisters Johann Friedrich von Staffhorst, und Informator von 1687 bis 1693 war der Durlacher Rat Johann Rudolf Seubert.
Zur Erziehung eines jungen Prinzen gehörten insbesondere Schreiben, Lesen,
Rechnen, Gottesfurcht, Ethik, Geographie, Geschichte, französische, lateinische und
italienische Sprache, Kriegskunst, Staats- und Lehensrecht, Reiten, Fechten, Ballspiele. Friedrich Carl und Magdalena Sibylla waren den schönen Künsten sehr zugetan und Eberhard Ludwig genoss auch Unterricht in Musik und Tanz.
Im Jahre 1681 wurde im Landtag Klage darüber geführt, dass die Prinzessinnen
und der junge Herzog von einer französischen Dame als Landhofmeisterin in der
französischen Sprache und von einem französischen Tanzmeister unterrichtet werden. Diese Leute, die der papistischen (katholischen) Religion zugetan seien, würden
die fürstlichen Kinder »gar ernstlich in ihrer zarten Jugend verführen und corumpieren« (verderben). Der Prälat von Blaubeuren wird beauftragt, bei Hofe vorstellig
zu werden, »dass ihr künftiger Regent, dieser ihr junger Landesfürst, wie auch die gesamte fürstliche Familie in wahrer Gottesfurcht und einer Lehre des heil. Evangeliums als recht christlich und fürstlich und nicht eben allamodisch [nach der Mode]
und französisch auferzogen werde«. Man möge doch diese papistischen Leute entfernen, an ihrer Stelle sollen andere, der evangelischen Religion mit Mund und Herzen zugetane Leute angenommen werden. Der Landtag konnte sich nicht durchsetzen. Der Tanzmeister Courtel blieb bei Hofe.
Noch heute kann man wohl kaum das weitläufige Barockschloss Ludwigsburg und
seinen Park besuchen, ohne sich vorzustellen, wie es wohl ausgesehen haben mag,
als hier noch der württembergische Landesherr seine Residenz unterhielt. Überblickt
man die gesamte Geschichte des Schlosses bis zum Ende der Monarchie im Jahr 1918,
so geht man allgemein von drei wichtigen Phasen seiner Residenzfunktion aus. Gleich
nach der Erbauung des Schlosses unterhielt Herzog Eberhard Ludwig von Württemberg einen glänzenden Hof, der wesentlich durch seine Mätresse Christiane Wilhelmine von Grävenitz mit geprägt wurde. Bislang ist über das Hofleben während
der Regierungszeit des Schlossgründers wenig bekannt. Falls es einschlägige Q!uellen
gibt, sind diese noch nicht ausgewertet worden.
Fast noch prachtvoller ging es zu, als der junge Herzog Carl Eugen nach 1744 einen
der glänzendsten Höfe in Europa unterhielt, was ihm zeitweise unter Einsatz großer
finanzieller Mittel gelang. Dazu gibt es eindrückliche Beschreibungen, beispielsweise die panegyrischen Berichte des Hofdichters Joseph Uriot. Die im Archiv des Hauses Württemberg erhaltenen Hofdiarien setzen in der Zeit nach 1750 ein, bleiben
aber freilich für das 18. Jahrhundert lückenhaft. Trotzdem könnte man bei Hinzuziehung aller Quellen wahrscheinlich ein relativ dichtes Bild des Hoflebens gewinnen.
Bei der Vorbereitung zum 200jährigcn Jubiläum des "Baarvereins" fand der Verfasser im Vereinsarchiv ein Handschreiben der Fürstin Elisabeth zu Fürstenberg vom 20. Oktober 1806, welches an die neu gegründete "Gesellschaft vaterländischer Freunde der Geschichte und Naturgeschichte an den Quellen der Donau" gerichtet und mit einem kostbaren Geschenk verbunden war. Die Gesellschaft wurde 1842 in "Verein für Geschichte und Naturgeschichte" umbenannt und 1870 mit dem Zusatz "der Baar" versehen. Das Dokument verdient es, aus den grauen Archivkästen ans Licht der Öffentlichkeit gehoben zu werden.
In der Öffentlichkeit spielten Flugschriften neben anderen Printmedien während der Revolution von 1848/49 eine wichtige Rolle. Sie informierten über das revolutionäre Geschehen und versuchten es kommentierend zu beeinflussen. Dadurch artikulierten und erzeugten sie die öffentliche Meinung und wurden zum Auslöser für den öffentlichen Meinungsaustausch.
Die Flugschriften der 48er-Revolution als solche wurden bis anhin in der Literatur recht stiefmütterlich behandelt. In historischen Arbeiten dienten sie vorwiegend als historische Dokumente und Anschauungsmaterial und fungierten als Zeugnisse der lebendigen Geschichte. Dabei wurden vorwiegend solche Flugschriften benutzt, welche eindeutige Informationen über Ereignisse, Verordnungen und Forderungen enthielten.
Im 13. Kapitel des ersten Buches seiner gesta Karoli berichtet Notker von Sankt Gallen,
Karl der Große habe nach dem Tod seiner Gemahlin Hildegard dem Bruder der Königin mit
Namen Udalrich, aufgrund eines Vergehens alle Ämter entzogen. Daraufhin habe ein Spielmann vor dem gutmütigen Karl ausgerufen: »Jetzt hat Udalrich seine gesamten Lehen verloren im Osten wie auch im Westen, jetzt, da seine Schwester nicht mehr lebt.« Aufgrund dieser
Worte, so Notker weiter, sei der König schließlich derart zu Tränen gerührt gewesen, dass er
dem Grafen die konfiszierten honores sofort zurückgegeben habe1. Ob die Episode, so wie Notker sie schildert, sich tatsächlich ereignete, ist nicht auszumachen. Gleichwohl erscheint sie
in mehrfacher Hinsicht aufschlussreich, vermag doch das personale Netzwerk, das in ihr aufscheint, einmal mehr zu demonstrieren, welche handlungsleitenden Vorstellungen und Normen dem Funktionieren der politischen Ordnung im frühen Mittelalter zugrunde lagen: Sie
zeigt, dass Einfluss und Macht frühmittelalterlicher Führungsschichten in besonderem Maße
abhingen von der persönlichen Nähe ihrer Exponenten zum König. Königsnähe bedeutete
soziales Prestige und bot - damit verbunden - die Möglichkeit, die Geschicke einer Adelsfamilie positiv zu beeinflussen, wie umgekehrt bei ihrem Verlust die Gefahr bestand, zugunsten
anderer politische Wirkungsmöglichkeiten einzubüßen. Deutlich wird aber auch, dass der
Herrscher offenbar keineswegs frei war in seiner Entscheidung, wem er seine Huld gewährte
oder entzog. Denn immerhin war der in Ungnade Gefallene, wie Notker an gleicher Stelle ausführt, zuvor ceteris causis mit mehreren Komitaten ausgestattet worden, was durchaus nicht der
ansonsten zu beobachtenden Herrschaftspraxis des späteren Kaisers entsprochen habe.
In Sachen Benedikt Gillmann
(2004)
Im 122. Jahresheft der Zeitschrift des Breisgau-Geschichtsvereins »Schau-ins-Land«
erschien kürzlich ein Aufsatz, in dessen Mittelpunkt Benedikt Gillmann (1823-1897), ein in
den Jahren 1871 bis 1874 als Verwalter (>Verweser<) der Schwarzwaldpfarrei Wittichen (nordöstlich von Haslach i.K.) nachweisbarer Priesterkollege des Kinzigtäler Volksschriftstellers
Heinrich Hansjakob (1837-1916), stand. Die im Rahmen dieses Beitrags referierten Forschungsergebnisse konfrontierten uns unter anderem mit dem Problem, ob ein Hinweis dieses über Jahre hinweg auch am Bodensee tätigen Heimatdichters, der sich in seiner im Todesjahr Gillmanns veröffentlichten Erzählung >Der Fürst vom Teufelstein< findet, unabhängig
von der schon seit geraumer Zeit kontrovers diskutierten Frage nach den illegitimen Nachkommen des Autors zu interpretieren ist oder aber Bezüge erahnen läßt, die, recht besehen,
neue Aspekte dieser berühmt-berüchtigten »wunden Stelle« im Leben Heinrich Hansjakobs
zu Tage fordern könnten. Vor allem die im Erzbischöflichen Archiv Freiburg lagernde Personalakte Benedikt Gillmanns erwies sich nun bei der fortgesetzten Spurensuche als außergewöhnlich ergiebig, so daß ich mich im Anschluß an die weitere Durchsicht dieses in jeder
Hinsicht als gewichtig zu bezeichnenden Konvoluts nun in die glückliche Lage versetzt sehe,
das bewegte - um nicht zu sagen: spektakuläre - >Vorleben< des Witticher Pfarrverwalters, den
Hansjakob in seiner Erzählung >Der Vogtsbur< an markanter Stelle in Erscheinung treten läßt,
eingehender würdigen zu können, als dies auf der Basis der bislang bekannt gewordenen
Quellenzeugnisse möglich war.
Mit seinem nun in zwei Bänden vorliegenden Werk über die um 1800 getroffenen Maßnahmen zur Stadterweiterung von Karlsruhe hat Gottfried Leiber einen wichtigen Beitrag zur Weinbrennerforschung geliefert. Allen, die sich so gewissenhaft wie er mit dem Werk des klassizistischen Architekten beschäftigen, will sagen, es aus den Quellen aufzuarbeiten suchen, gebührt Respekt; denn sich auf Weinbrenner einzulassen, erfordert Mut und Ausdauer. Zu verwoben sind die werkimmanenten Zusammenhänge, als daß sie auf Anhieb ein sicheres Urteil erlauben.
Der in den 1920er Jahren wiedererstarkende Realismus in der Bildenden Kunst entwickelte im deutschen Südwesten, und hier vor allem an der Karlsruher Akademie ein Zentrum mit großer Ausstrahlung. Karl Hubbuch, Wilhelm Schnarrenberger und Georg Scholz hießen die dominierenden Künstler. Ihr Einfluß, aber auch andernorts herrührende Tendenzen des künstlerischen Realismus spiegeln sich in den Werken von vier Offenburger Malern und Graphikern: Tell Geck, Grete! Haas-Gerber, Albert Henselmann und Hermann Sprauer. Sie alle gehörten zu einer Generation, deren Leben durch zwei Weltkriege und vor allem durch den Nationalsozialismus tief geprägt und gravierend verändert wurde. Wenn man die Biographien vergleicht, gibt es Gemeinsamkeiten, aber auch bedeutende Unterschiede. Geboren sind alle in Offenburg im Zeitraum von 1890 bis 1905, Studienorte waren Karlsruhe und München sowie Stuttgart und Düsseldorf. Hermann Sprauer kehrte nach dem Studium nach Offenburg zurück, wo er, nur unterbrochen durch den Kriegsdienst, bis ans Ende seines langen Lebens wirkte. Gretel Haas-Gerber lebte ebenfalls bis zu ihrem Tod in ihrer Heimatstadt, hatte allerdings neben der
ersten Studienzeit eine fast zwei Jahrzehnte währende Zeit in Düsseldorf. Tell Geck war bereits vor dem Krieg nach Stuttgart übergesiedelt, wo er bis an sein Lebensende tätig war. Albert Henselmann blieb Offenburg von allen am wenigsten verbunden, lebte nach der Studienzeit lange in Mannheim, bevor er in die Schweiz und später in die USA auswanderte.
Im Zusammenhang mit dem Vorhaben der Gestaltung eines Prospektes habe ich im Jahre 2003 für die Regionalgruppe Karlsruhe Statements des Landesvorsitzenden zu Profil und Politik der BADISCHEN HEIMAT (Heftjahrgänge 1998-2002) gesichtet und nach Schwerpunkten zu ordnen versucht. Die Zeitschrift BADISCHE HEIMAT versteht sich als Organ für
Landes- und Volkskunde, Natur-, Umwelt- und Denkmalschutz. Das sind große und differenzierte Themenfelder und Arbeitsbereiche, die aber allein noch nichts aussagen, über Methode und Politik diesen Zielen zu dienen. Meist blieb es auch, so will mir scheinen, bei der Bekräftigung, diesen Vorhaben dienen zu wollen. Wer Interessen vertritt, muss sie auch ausformulieren, Kontroversen wagen und sie mit Zähigkeit durchzusetzen versuchen. Da der seit 1998 amtierende Vorsitzende sich mehrfach zu grundsätzlichen Positionen seines Verständnisses von „badischer Heimat" geäußert hat, scheint mir eine zusammenhängende Darstellung der Schwerpunkte seiner Politik für den Verein sinnvoll. Gleichzeitig mag der Aufsatz als
eine Hommage zu seinem 70. Geburtstag gelten.
August Bartholdi
(2004)
Wer kennt nicht die Freiheitsstatue an der Hafeneinfahrt von New York? Jenes 46 Meter hohe Standbild, einer antiken Göttin gleichend, mit der Fackel in der hoch aufgereckten rechten Hand versinnbildlicht nach der Idee seines Schöpfers das Licht der Freiheit, welches die Welt erleuchtet (La Liberte eclairant le monde). Wer war jener August Bartholdi, der dieses
Monument geschaffen hat? Wie kam er zu seinem Kunstwerk und warum feiert die Stadt Colmar im Elsaß im Jahre 2004 sein Andenken?
Besucher der österreichischen Hauptstadt Wien werden immer wieder mit der Geschichte der legendären Kaiserin Sisi konfrontiert. Sisi wurde zu einem besonderen Symbol, gar zu einem Aushängeschild für die Stadt. Über das Leben der österreichischen Kaiserin wurden Filme gedreht, es gibt viele Publikationen über ihr Leben, in vielen Ausstellungen werden
Bilder der berühmten Frau gezeigt, ja es gibt sogar ein Musical über das Leben der legendären Sisi. Prospekte, Bildbände und
Zeitschriften zeigen noch über hundert Jahre nach ihrem Tod auf den Titelseiten Bilder der schönen Kaiserin. Das bekannteste und beliebteste dieser Gemälde ist das mit dem Titel „Kaiserin Elisabeth im Sternenkleid". Es zeigt Sisi in einem langen weißen Kleid, das mit Sternen besetzt ist, auch ihre langen Haare sind mit silbernen Sternen geschmückt. Der Schöpfer dieses Gemäldes war der weltberühmte Künstler Franz Xaver Winterhalter, er wird als der bedeutendste Fürstenmaler Europas im 19. Jahrhundert bezeichnet. In den großen Galerien der Weltstädte, in Schlössern und Kunstsammlungen sind seine Werke ausgestellt. In der einschlägigen Literatur werden Franz Xaver Winterhalter und sein nicht ganz so berühmten Bruder Hermann Fidel angeführt.
Aus dem zweifachen Anlaß eines Schuljubiläums (Goldenes Abitur 1954/2004) und seines 100. Geburtstags wurde in einer Feierstunde am Bismarck-Gymnasium Karlsruhe an K. J. Fluck erinnert. Er war die längste Zeit seines Lebens Lehrer an dieser Schule, und zwar einer, der die Schule für ihre Schüler unvergeßlich machte wie kaum ein anderer. In seinen letzten neun Jahren (vom 13. Dezember 1959 bis zu seinem Tod am 2. Januar 1969) war er Prälat und Stadtdekan auf St. Stephan.
Heroische Ethik
(2004)
Die Bischöfe von Freiburg, Strasbourg und Basel besprechen regelmäßig Herausforderungen der Gegenwart am Oberrhein. In dieser Verantwortung haben die Bischöfe im Jahr 1982 zum Verhalten der Christen im Konflikt um die Atomenergie Stellung bezogen. Im Jahr 2002 widmeten sich die Bischöfe Saier, Dore, Koch unter dem Gesichtspunkt „Leben am Oberrhein“ Fragen des menschlichen Lebens, das in vielfältiger Weise bedroht ist. (LaO, S. 3) Sie verweisen im Zusammenhang damit auf Einrichtungen, die in dieser zentralen Region Europas angesiedelt sind. Hier befindet sich der Europarat in Strasbourg, das Europäische Parlament und der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte. Karlsruhe ist Sitz der beiden höchsten deutschen Gerichte. In der Region sind auch wichtige chemische, biologische und medizinische Forschungsinstitute und Universitätskliniken mit grundlegenden bioethischen Fragen konfrontiert. Es kommen die großen Pharmaunternehmen vor allem in Basel hinzu, die mit der Gentechnologie neue Produkte und Medikamente entwickeln und sich davon wirtschaftlichen Gewinn erhoffen. In dem besonderen Wort 2002, das die Bischöfe in die Region am Oberrhein
hinein sprechen, verweisen sie „dankbar auf die große humanistische Tradition dieser Region, die sich in Gestalten wie Erasmus von Rotterdam und Albert Schweitzer verkörpert hat, und auf ihre Prägung durch das Christentum über
Jahrhunderte hinweg". (LaO, S. 4) Die Verfasserin ist seit einiger Zeit dabei, dem berühmten protestantischen elsässischen Ethiker Albert Schweitzer den katholischen badischen Ethiker Reinhold Schneider zur Seite zu stellen. Beide zusammen vermögen das Leben am Oberrhein aus neuerem ethischen Denken vertieft zu beleuchten. Sie sind auf verschiedenen Wegen — doch gab es auch einige persönliche Begegnungen — zu einer „heroischen Ethik“ gelangt, wie in der folgenden Abhandlung dargelegt wird.
Kurt Georg Kiesinger - Kindheit und Jugend im gemischtkonfessionellen und gemischtdiözesanen Umfeld
(2004)
Der Kaufmann Christian Kiesinger, geboren am 11. September 1876 in Michelfeld, Gemeinde Oberdigisheim lernte Dominika Grimm, geboren am 16. Juli 1878 in Bubsheim in Ebingen kennen, wohin seine Eltern arbeitsbedingt gezogen waren. Dort arbeitete Dominika im Hause seines Arbeitgebers, um den städtischen Haushalt kennenzulernen. Michelfeld und die umliegenden Gemeinden waren seit Jahrhunderten württembergisch und damit evangelisch geprägt, Bubsheim ebensolange vorderösterreichisch und somit katholisch. Christian Kiesinger und Dominika Grimm waren beide von ihrem Glauben zutiefst geprägt und standen vor einer schmerzhaften Entscheidung sich für die Trauung und Erziehung der Kinder in einer Konfession entscheiden zu müssen. Dominika war klar, eine nichtkatholislche Trauung bedeutet den Verlust von Heimat und Familie, so gut wie den Ausschluß aus der Gemeinschaft der Kirche, in deren Geflecht Familie und Verwandtschaft lebte.
"Ein badischer Aloisius"
(2004)
Im Jahr 1950 erschien ein Büchlein mit dem Titel „Leuchtende Schar. Ein kleines Heiligenbrevier für junge Menschen“ von Albert Krautheimer und Karl Becker. Unter dem 21. Juni findet sich ein Brief an den heiligen Aloysius von Gonzaga. Darin klagt der Verfasser dem Heiligen sein Leid: Er sei durch seine Erzieher frühzeitig auf ihn aufmerksam gemacht worden, habe an den Aloysianischen Sonntagen teilgenommen und ihn so kennen, aber nicht lieben gelernt. Sechsmal habe er angefangen, die Lebensbeschreibung zu lesen, sei aber nie über das erste Fünftel hinausgekommen, denn: „Wenn man sich gerade einmal
freuen wollte, dass du auch ein ‚Mensch aus Erde' warst, dann wurde diese Tatsache vom Verfasser umgehend bedauert. Deine harmlosesten Bubenstreiche wurden als beweinenswerte Sünden hingestellt. Hätten wir dem Autor geglaubt, dann wären wir Buben insgesamt schon damals Schwerverbrecher gewesen. [...] Hätte man uns die Freude über dein echt jungenhaftes Verhalten im Feldlager gelassen, wir wären bestimmt deine besten Kameraden geworden. [...] Aber man ließ uns nicht Kameraden werden [...] man paukte uns ,die Moral von der Geschicht' ein, bis wir nicht mehr wussten, ob du oder wir oder unsere Erzieher einen Knacks hätten. Kurzum: man trieb einen Keil zwischen uns, anstatt uns zusammenzuführen.‘“ Und später heißt es in dem fiktiven Brief: „Überhaupt, man wollte aus dir einen Schmachtlappen machen, einen Trottel,
der weltflüchtig wurde, weil er mit der Welt nicht fertig wurde.“ Der Verfasser des Briefs solidarisiert sich also mit Aloysius.
Die Erzabtei St. Martin in Beuron zog mit ihrer Liturgie in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts unzählige Menschen in ihren religiösen Bann, darunter Schriftsteller und Philosophen wie Romana Guardini, Max Scheler, Martin Heidegger und Edith Stein. Selbst Edmund Husserl, der Begründer der Phänomenologie, äußerte 1934 einmal den Wunsch, nach Beuron zu fahren. Bei den Mönchen trafen sie auf aufgeschlossene Gesprächspartner. Erwähnt seien nur die Mitbrüder, die sich durch eine besondere philosophische Begabung auszeichneten: P. Placidus Pflumm, P. Anselm Manser, P. Alois Mager und P. Daniel Feuling. Pater Daniel lebte für die Philosophie, aus der wiederum seine Liebe zur Theologie und sein Eifer für die Seelsorge erwuchsen. Wer war Prof. P. Dr. Daniel Feuling OSB?
„Freiburg hat, was alle suchen“. Mit diesem nicht gerade zurückhaltenden Slogan machte die Stadt Freiburg vor einigen Jahren Tourismuswerbung. Ich weiß nicht, ob der Spruch noch offiziell in Gebrauch ist, aber mit seiner Anwendung auf die Freiburger Musikgeschichte gäbe es ohnehin gewisse Schwierigkeiten. Was Freiburg nämlich, anders als von dieser Werbung verheißen, nicht zu bieten hat, sind die ganz bedeutenden Ereignisse oder die ganz großen Namen in seiner Musikgeschichte. Allerdings dürften hiernach wohl auch kaum alle suchen, sondern höchstens ein paar Spezialisten — was die Glaubwürdigkeit des zitierten Werbespruchs zusätzlich in Frage stellt. Daß es in dieser ansonsten in vielerlei Hinsicht sehr begünstigten Stadt an großen Musikerpersönlichkeiten und bedeutenden Ereignissen mangelt, hat die örtliche Geschichtsschreibung schon längst dazu veranlaßt, ihr Augenmerk auf die „sekundären Bedeutsamkeitsmerkmale“ zu richten. Und hier gibt es denn doch manches Interessante zu erzählen. Zum Beispiel, daß Felix Mendelssohn Bartholdy im Jahr 1837 auf seiner Hochzeitsreise ein paar Tage in Freiburg logierte — in einem Hotel am Münsterplatz, nur ein paar Schritte von hier — und sogar ein bißchen komponiert hat.