920 Biografien, Genealogie, Insignien
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Eduard Schlegel
(2011)
Während zur Geschichte der ehemals Freien Reichsstadt Isny umfassende Darstellungen vorliegen, stehen Untersuchungen zu einzelnen Personen, welche die Geschicke
der Stadt mitbestimmten, aus. Der Isnyer Handelsherr Leonhard Schlegel, der zunächst
Zimmermann war, legte Ende des 18. Jahrhunderts den Grundstein für ein erfolgreiches
Unternehmen zur Leinwandherstellung und des Seidenhandels. Bis 1830 führte sein
Sohn Eduard das Unternehmen weiter.
1834 ging die Schlegelsche Fabrik in den
Besitz der Isnyer Seidenzwirnerei und
-färberei Christoph Ulrich Springer über.
Sowohl Leonhard Schlegel als auch sein
Sohn engagierten sich durch finanzielle
Zuwendungen und Stiftungen in der Armenfürsorge der Stadt Isny.
Nach einem kurzen biografischen
Überblick über Leonhard und Eduard
Schlegel sollen in diesem Beitrag erste
Erkenntnisse zur Geschichte der Schulstiftung E. Schlegels im Mittelpunkt stehen.
Erst lange nachdem ich zugesagt hatte, im Rahmen dieser heutigen Veranstaltung über Erik Wolf zu sprechen, ist der Gedanke aufgekommen, dieser Vortrag könnte zugleich die lectio aurea aus Anlass meines goldenen Doktorjubiläums sein, auch
wenn dessen exakter Termin erst der 12. Juli ist. Diese Verknüpfung ist von der Sache her nicht unpassend. Sie hat durchaus ihren Sinn, ja sie unterstreicht einen notwendigen Zusammenhang, ist doch Erik Wolf mein Doktorvater. Er hat es mir ermöglicht, mich mit einer Dissertation zu qualifizieren.
Der Obertitel meines Vortrags – „Zeitgeschichte in Lebensbildern“ – ist nicht meine Erfindung. Er stammt vielmehr von einer
wertvollen, mittlerweile auf elf Bände angewachsenen Publikationsreihe, herausgegeben von Jürgen Aretz, Rudolf Morsey und Anton Rauscher. Sie hat noch einen Untertitel: „Aus dem deutschen Katholizismus des neunzehnten und zwanzigsten Jahrhunderts“. Dieser Untertitel trifft auch für den Gegenstand des heutigen Vortrags zu, betrifft allerdings nur eine Perspektive. Die Hauptperspektive ist, da wir es mit Juristen zu tun haben, der Bereich des Rechts, und zwar seiner Wissenschaft sowohl als auch seiner Praxis. Nicht unwichtig ist aber noch ein dritter Aspekt: Karl Siegfried Bader und Julius Federer sind badische Juristen, um genau zu sein: sie sind alemannisch-badische Juristen. Als fränkischer Badener lege ich Wert auf diese Spezifizierung.
Im Dorf- und Uhrenmuseum in Gütenbach befindet sich eine Flötenspieluhr mit der Signatur „Mathias Siedle“. Die Uhr hat 48
Pfeifen, zwei Zugregister und ein 24-Stundenwerk; auf einer Walze sind acht Melodien gespeichert. Das Besondere an dieser Flötenspieluhr ist die Reinheit des Klangs, ein warmer und weicher Ton, die exakte Präsentation der Stücke ohne Nebengeräusche, eine „mechanisch und musikalisch gute Spieluhr […]“.
Pfarrer Georg Anton Fritsch vermochte die Notwendigkeit, sein spätgotisches
Kirchlein aus dem 14. Jahrhundert abzubrechen, nicht erkennen und musste
1747 freiwillig auf die Pfarrei Gütenbach verzichten. Am 10. August 1748
wurde in Gütenbach ein neues Gotteshaus geweiht, das 1763 einen Altar mit
Figuren von Matthias Faller erhielt und 1890 als Barockkirche in die Liste
der „Badischen Kunstdenkmäler“ aufgenommen wurde.
1963 wurde das Kirchlein abgerissen. Der wertvolle Altar konnte nach
30-jähriger Irrfahrt noch gerettet werden. Am 17. Oktober 1965 fand die
Benediktion der heutigen römisch-katholischen Pfarrkirche Sankt Katharina
statt. Das erzbischöfliche Bauamt in Freiburg hatte nach den Plänen der
Architekten Heinz Triller und Lothar Schmidt das Bauwerk verwirklicht.
Eva Eisenlohr wurde am 25. April 1891 in Freiburg geboren, und sie verstarb dort am 26. September 1977. Ihr Leben währte 86 Jahre, fünf Monate und einen Tag. Es war keine einfache Zeit für eine gewissenhafte, kunstschaffende Frau. Eva Eisenlohr war das dritte von fünf Kindern der Eheleute Marie und Heinrich Eisenlohr. Ihr Vater war Landgerichtsdirektor in Freiburg. Er stammte aus Pforzheim, ihre Mutter, eine geborene Schindler, kam aus Breisach. Die Familie empfand sich als eine der Badischen Familien, die durch ihre Leistung und die ihrer Kinder am Aufbau und an der Gestaltung ihres noch jungen Landes teilhaben wollten. Heinrich Eisenlohr bemühte sich, dass seine Kinder eine gute Ausbildung erhielten, ging aber auf Berufswünsche der Kinder ein.
Für die Darstellung der Biographie von Wilhelm Holzwarth kann nicht nur auf die überlieferte Spruchkammerakte zurückgegriffen werden, sondern auch auf persönliche Dokumente, die sowohl das Privatleben als auch die Parteifunktionen
widerspiegeln. Diese Dokumente gelangten bei Kriegsende im Zuge einer Hausdurchsuchung vor der Verhaftung von Wilhelm Holzwarth am 8. September 1945 an die amerikanische Besatzungsmacht und wurden später an die zuständige Spruchkammer Ludwigsburg übergeben. Nach der Aufösung der Spruchkammer wurden die Unterlagen dem Staatsarchiv Ludwigsburg
abgeliefert und stehen dort heute der Forschung zur Verfügung. Wilhelm Holzwarth wurde am 27. März 1889 in Oberderdingen geboren, wuchs dort unter »kleinbäuerlichen Verhältnissen« auf und besuchte die Volksschule. Das eigene Elternhaus beschrieb er als »pflichtgetreu« und »vaterländisch gesinnt«.
Als Pauline Stutz, geb. Rummel, das Wentzingerhaus 1905 an die Stadt Freiburg zum Preis von 165.000 Mark verkaufte, hatte es sich bereits mehr als 100 Jahre im Besitz der Familie Stutz befunden (Abb. 1). Der Vorgängerbau des später „Wentzingerhaus“ oder „Stutzsches Haus“ genannten Anwesens wurde 1755 von dem Bildhauer und Maler Johann Christian Wentzinger erworben. Er bestand ursprünglich aus zwei gleich großen Häusern und einem kleineren Teil, die in der
zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts zu einer Einheit zusammengefügt wurden und bereits 1325 urkundlich erwähnt sind. Ursprünglich „Zum Rohr“ genannt, kam gegen Ende des 15. Jahrhunderts der Name „Zum schönen Eck“ auf. Die meisten der vorhergenannten Eigentümer sind bekannt, unter ihnen Kaspar Baldung, ein Bruder des bekannten Malers und Holzschnitzers
Hans Baldung Grien. Das Wentzingerhaus blieb, ebenso wie das Münster, von dem britischen Luftangriff auf Freiburg am 27. November 1944 verschont.
Dieser Beitrag befasst sich mit der Person Richard Kuenzers, eines eher weniger bekannten Beteiligten des aktiven Widerstands gegen das nationalsozialistische Unrechtsregime. Ausgewertet wurde dabei seine umfangreiche Privatkorrespondenz aus den Jahren 1888 bis 1945, die die Familie dankenswerterweise zur Verfügung gestellt hat. Beim Lesen dieses schriftlichen Nachlasses ist ein Bild entstanden, das seine herausragende Persönlichkeit verdeutlicht. Nach einem unter verschiedenen thematischen Gesichtspunkten gewährten Einblick in die Briefe Kuenzers insbesondere aus der Haftzeit wird allgemein der Frage nachgegangen, wie der Widerstand gegen das NS-Regime aus christlicher Überzeugung zu verstehen ist, wie er sich in die Gesamtbetrachtung über den Widerstand einordnet, welche Beweggründe die Betreffenden zu ihrem Handeln motiviert haben, ja auch, welche Rolle das Verhalten dieser christlichen Männer und Frauen für die Beurteilung der Rolle der Kirche in der Zeit des NS spielt. Im Anschluss hieran soll in einem weiteren Abschnitt der christliche Widerstand unter juristischen Gesichtspunkten vertiefend betrachtet werden. Dabei wird der Anklageschrift gegen Richard Kuenzer in dem Verfahren vor dem Volksgerichtshof besondere Aufmerksamkeit gewidmet.
In einer Liste werden 81 Wanzen (Heteroptera), von Panzer in dem Werk „Faunae Insectorum Germanicae ...“ mit handkolorierten Kupferstichen abgebildet und beschrieben, mit den lateinischen und deutschen Namen, Erscheinungsjahr und Angaben zur Qualität der Abbildung zusammengestellt. Die heutige Nomenklatur wird ermittelt und vorangestellt. Fehler, Ungenauigkeiten und Fragliches werden diskutiert.
Das Sinfonieorchester Villingen-Schwenningen hat längst seinen Platz als hochklassiges, bodenständiges Orchester gefunden, das aus musizierbegeisterten Menschen besteht, die aus der Region stammen, für die Region spielen und sich ihre
Offenheit für immer neue Impulse und gemeinsame Projekte mit kreativen Kräften vor der eigenen Haustür bewahrt haben. Dies ist vor allem einem Mann zu verdanken: Jörg Iwer, der Musikalische Leiter des Orchesters, der den Klangkörper in knapp 20 Jahren zu dem geformt hat, was er heute ist. Jetzt legt er den Taktstock nieder, die Wege des Orchesters und seines langjährigen Dirigenten trennen sich Ende 2017. Die Tätigkeit von Jörg Iwer in der Doppelstadt war von einer langen Pause unterbrochen: Er war als Musikalischer Leiter von 1991 bis 2001 tätig, dann stellte er andere Tätigkeiten in den Fokus, kehrte aber 2009 wieder zurück.
Im Jahre 1232 teilte sich das Grafenhaus der Habsburger in zwei Linien, die albertinische, später herzoglich-österreichische und zu Macht und Ansehen aufsteigende und die weniger erfolgreiche, die rudolfinische oder Laufenburger Linie. Die unterschiedliche Entwicklung wurde eingeleitet durch die überragende Persönlichkeit des späteren Königs Rudolf I. von der älteren albertinischen Linie, dem es gelang, sich und seinen Nachkommen eine dominierende neue Basis im Südosten und an der Spitze des Reiches zu sichern. Obwohl auch Phasen kontroverser und gegensätzlicher Beziehungen zwischen beiden
Habsburg-Stämmen bestanden, ist ihr Verhältnis lange Zeit durch ein Empfinden der Familieneinheit bestimmt. Dazu muß auch die bisher nicht als solche erkannte Übertragung der Landgrafenfunktion und der Klostervogtei über das Rheininselkloster Rheinau durch König Rudolf an einen Vertreter der Nebenlinie der Grafen von Habsburg-Laufenburg im Jahre 1288 gezählt werden. König Rudolf fällte diese Entscheidung im Zuge seiner Revindikationspolitik zur Wiedergewinnung der im Interregnum dem Reich verloren gegangenen Gebiete und Rechte. Darunter zählt auch die Schaffung neuer Rechtsbezirke, in denen in königlichem Auftrag ein Landgraf die Hochgerichtsbarkeit auszuüben
hat, welche seit dem Verschwinden der alten Gaugrafschaftsverfassung vielfach ungeregelt praktiziert worden war. So ist die Entstehung der seit Ende des 13. Jahrh. in Erscheinung tretenden Landgrafschaften Nellenburg (Hegau), Stühlingen und Klettgau zu erklären. Die in zwei Teile getrennte frühere Baar wurde durch Verzicht des Grafen Hermann von Sulz und
nachfolgender Belehnung des Grafen Heinrich von Fürstenberg mit der ganzen Landgrafschaft durch König Rudolf von Habsburg am 13. Jan. 1283 vereinigt, bzw. neu geschaffen. Dieser Vorgang geschah aufgrund des vorausgehenden
Ehnheimer Reichsspruches vom Dez. 1282, wonach keine Grafschaft geteilt oder veräußert werden durfte.
Zur Sonderausstellung im Franziskanermuseum in Villingen-Schwenningen "Schwarzwälder Geigenbau" (16.5. bis 18.7.2004) war auch ein Beitrag über die Geigenbauer des Hochschwarzwaldes erwünscht, der die bis dahin vorliegenden Kenntnisse verwerten sollte. Wie sich nach einer Sichtung des in der Geigenmacher-Fachliteratur und in orts- und heimatgeschichtlichen Arbeiten vorhandenen Materials bald herausstellte, ließ sich damit eine auch bescheidensten Ansprüchen genügende Abhandlung zum Thema nicht zustande bringen. Zu widersprüchlich, unvollständig und oft unzutreffend waren dort die enthaltenen Aussagen. Deshalb wurden zu bereits vorhandenen eigenen neuen Belegen
und Hinweisen zur Familiengeschichte und Genealogie, hauptsächlich der Geigenmacher-Sippe Straub, umfangreiche Nachforschungen in pfarr- und anderen Archiven notwendig. Daraus ließ sich dann eine Darstellung erarbeiten in welcher die aus den Quellen nachweisbaren Erkenntnisse über Herkunft, Lebensdaten, Aufenthaltsorte und Geigenmacher-Nachweise der in diesem Zeitraum insgesamt erfassbaren dreißig Geigenmacher im Hochschwarzwaldgebiet belegt und dargestellt werden konnten.
Unter den nicht sehr zahlreichen bedeutenden Persönlichkeiten in der Geschichte des Schwarzwaldortes Lenzkirch hat allein ein einziger die Ehre einer eigenen Straßenbenennung erhalten: der fürstlich fürstenbergische Jäger Kolumban Kaiser, dessen Verdienst sich auf die Tat eines einzigen Tages konzentrierte. Am 4. April 1799 stellte er sich im 2. Koalitionskrieg aus eigenem Entschluß und Antrieb den österreichischen Soldaten als wegekundiger Führer zur Verfügung, welche gegen die am
südlichen Hochfirsthang bei Lenzkirch und Kappel lagernden französischen Truppen vorgingen. Er nahm auch an den sich dabei entwickelnden Kämpfen in österreichischer Soldatenmontur teil und führte schließlich eine aus 4 Offizieren und 135 Mann bestehende Infanterieabteilung der Österreicher ohne Verluste aus der entstandenen französischen Einschließung heraus und wieder vor die Front der Franzosen.
Maxim Gorki im Schwarzwald
(2013)
Am 12. Dezember 1887 sah Alexej Maximowitsch Peschkow keinen Sinn mehr darin, sein
Leben fortzusetzen und schoss sich in die Brust. Die Kugel traf jedoch nicht das Herz, der 19-Jährige überlebte. Der Lungenverletzung gab man später die Schuld an der Tuberkulose, die
sich erstmals 1896 bemerkbar machte. Alexejs Mutter hatte unter der gleichen Krankheit gelitten und war daran mit 35 Jahren gestorben. Nach einer Kindheit unter widrigsten Verhältnissen
(eindringlich geschildert im ersten seiner autobiografischen Romane) wurde Alexej Gelegenheitsarbeiter, er kam in Kontakt mit illegalen Studentenkreisen und wanderte mit den „Barfüßigen" durch Russland. Seine erste Erzählung schrieb er unter dem Pseudonym „Maxim Gorki" (,,der Bittere") und behielt diesen Namen für die Zukunft. Als Journalist konnte er endlich
vom Schreiben leben, seine Erzählungen wurden bald ein großer Publikumserfolg, zur Sensation geriet 1902 in Moskau die Premiere seines Bühnenstücks „Nachtasyl".
Der vergessene Philosoph
(2018)
Als vor einiger Zeit das Grab des Ehepaars Husserl auf dem Friedhof in Freiburg-Günterstal in den Blick der Öffentlichkeit geriet, blieb eine nur wenige Meter entfernte andere Grabstätte unerwähnt und wohl auch unbemerkt: Diejenige des Philosophen, Psychologen und Pädagogen Jonas Cohn und seiner Ehefrau Elise. Wie der zehn Jahre früher (1859) geborene Edmund Husserl war Jonas Cohn (Abb. 1) jüdischer Herkunft. Er wuchs in Görlitz auf und studierte in Berlin Botanik. In diesem Fach wurde er auch 1892 promoviert und beschloss, sich zunächst (1892-1894) in der experimentellen Psychologie auszubilden. Ab 1896 studierte er bei Heinrich Rickert in Freiburg. Wilhelm Windelband und Rickert waren die Hauptvertreter der südwestdeutschen (bzw. badischen), werttheoretischen Richtung des Neukantianismus. Mit den „Beiträgen zu der Lehre von den Wertungen” war Cohn 1897 der erste Habilitand Rickerts. Seither lehrte er in Freiburg als Privatdozent. 1901 wurde er nichtbeamteter, außerordentlicher planmäßiger Professor für Philosophie und Psychologie. Im gleichen Jahr erschien als erste größere Veröffentlichung seine „Allgemeine Ästhetik”, aufbauend auf „kritischer Wertwissenschaft”. Cohn nutzt in diesem Werk seine umfassende Kenntnis der Kunst- und Literaturgeschichte. Allerdings muss er einräumen, dass er die Musik weit seltener zu Beispielen herangezogen hat als die übrige Kultur, da er völlig unmusikalisch sei.
Die Julikrise stürzte die Sozialdemokraten in ein argumentatives Dilemma. Dem nationalistischen Taumel, der fast alle europäischen Gesellschaften erfasste, stand die traditionell internationalistisch ausgerichtete europäische Arbeiterbewegung wie gelähmt gegenüber. Bis wenige Tage vor Kriegsausbruch hielt auch die deutsche Arbeiterbewegung an ihrer bisherigen Friedenspolitik unbeirrt fest. Noch am 25. Juli 1914 verkündete der SPD-Parteivorstand: ,,Wir wollen keinen Krieg! Nieder mit dem Kriege! Hoch die internationale Völkerverbrüderung!" Gleichzeitig herrschte allgemeines Verständnis auch in den Reihen der Genossen für eine lokal begrenzte Strafaktion Österreich-Ungarns an Serbien, dem die Verantwortung für das Attentat auf den österreichischen Thronfolger zugeschrieben wurde. Die Gefahr, dass dabei die Logik der Bündnisverpflichtungen innerhalb der europäischen Staaten eintreten und damit der Weg zum Krieg beschritten werden würde, wurde allgemein als sehr gering eingeschätzt. Weitgehend Einigkeit bestand schon vor 1914 in den Reihen der Sozialdemokraten, dass sie im Falle eines Angriffskrieges gegen Deutschland uneingeschränkt ihrer patriotischen Pflicht nachkommen werden. Schon der Übervater der Partei, August Bebel, hatte dies in der sog. ,,Flintenrede" 1904 im Reichstag ausgesprochen: ,, ... aber wenn der Krieg ein Angriffskrieg werden sollte, ein Krieg, in dem es sich dann um die Existenz Deutschlands handelte, dann - ich gebe Ihnen mein Wort - sind wir bis zum letzten Mann und selbst die Ältesten unter uns bereit, die Flinte auf die Schulter zu nehmen und unseren deutschen Boden zu verteidigen".
Im Nachlass von Pfarrer Jakob Ebner, vielen heimatgeschichtlich Interessierten bekannt aus zahlreichen Veröffentlichungen zur Geschichte des Hotzenwaldes und seiner Gemeinden, finden sich neben seinen oft im Selbstverlag erschienenen Ortschroniken auch drei Bände, die einer besonderen Betrachtung Wert scheinen. Die drei in Leder gebundenen, insgesamt
876 Seiten DIN A4 umfassenden Bände sind betitelt: „Meine Kriegserlebnisse. Jakob Ebner, Pfarrer in Bietingen bei Messkirch, jetzt Oberpfarrer an den Strafanstalten in Bruchsal/Baden“. Die Einträge beginnen mit dem 1. August 1914, dem Tag, an dem Deutschland Russland den Krieg erklärte und enden mit dem Tag der Entlassung Pfarrer Ebners aus der Armee am 14. Januar 1919. Sie werden ergänzt durch die Manuskripte von vier Reden, die er aus Anlass von Regimentstagen in den Jahren 1922 bis 1924 gehalten hat.
Erinnern Sie sich noch?
(2003)
Villingen im Wandel der
Zeit“ nennt der Geschichts-und Heimatverein sein Jahrbuch. Der Maler Hans Georg
Müller-Hanssen, 1908 in
Schwenningen geboren, hat
uns in seinen Bildern viele
vertraute Fleckchen unserer
Heimat von einst erhalten.
Ob vom verschneiten Marktplatz – den viele Bürger leider immer wieder als „Latschariplatz“ bezeichnen, ob
beim Blick in die Bärengasse
Richtung Bickenstraße, in
stille Winkel der oberen
Goldgrubengasse oder ins
Riet, immer begegnet uns ein
Stück Heimat. In der rustikalen Marktszene mit Pferdefuhrwerk auf dem Münsterplatz oder im Bild vom alten Wasserturm beim Bahnhof – das Schwarzwaldbahn-Romantik wach werden lässt,
immer wird ein Stück Villinger Geschichte lebendig.