060 Allgemeine Organisationen, Museumswissenschaft
Filtern
Erscheinungsjahr
Dokumenttyp
Gehört zur Bibliographie
- nein (211)
Schlagworte
- Karlsruhe (40)
- Staatliches Museum für Naturkunde Karlsruhe (30)
- Ausstellung (27)
- Ausstellungskatalog (20)
- Museum (20)
- Geschichte (19)
- Heidelberg (17)
- Heimatmuseum (17)
- Badisches Landesmuseum Karlsruhe (11)
- Franziskaner-Museum 〈Villingen-Schwenningen〉 (11)
Nie wieder Krieg
(2020)
Staffort Amt und Schloss der Markgrafschaft Baden Durlach sowie Grenzdorf zum Bistum Speyer und der früheren Kurpfalz war über Jahrhunderte Ort der Auseinandersetzung von Besitzrechten und Grenzziehungen der Nachbarn. Während Schloss und Dorf 1689 letztmals völlig zerstört wurden, blieb die Bevölkerung bis zum Beginn des Zweiten Weltkrieges weitgehend von kriegerischen Einflüssen unberührt, wenngleich Bürger der Gemeinde aktiv an verschiedenen Kriegen teilnahmen bzw. teilnehmen mussten. Am 2. Februar 1945 kam es jedoch in Staffort zur Nacht des Grauens als eine
britische Bomberflotte Tod und Zerstörung in das Dorf brachte. Dass diese Bombenfracht für Karlsruhe gedacht war und eine Revanche für deutsche
Angriffe in England war, sei zumindest erwähnt. Die beiden mörderischen Weltkriege, die in allen beteiligten Ländern Tod, Leid, Verwüstung hinterließen, sollten uns Mahnung sein und die Einsicht wecken, dass kriegerische Auseinandersetzungen keine Sieger kennen. Die Stafforter Ausstellung "Nie wieder Krieg" und die Veranstaltungen rund um die 75-jährige Wiederkehr des Bombardements thematisieren die regionale Einbindung der Bevölkerung in die verschiedenen Kriege. Das Leid, die Suche nach Toten und Vermissten, die Flucht Vertreibung und die gelungene
Integration von Neubürgern in unserer Gemeindeleben. Mit welch großem Einsatz die Neubürger, die Haus und Hof verloren hatten, sich in unseren Gemeinden wieder eine Existenz aufgebaut und auch die Voraussetzungen für die Praktizierung ihres Glaubens geschafft haben ist aller Ehre wert.
Sowohl die Ausstellung als auch das Begleitbuch können einer umfassenden Darstellung der Ereignisse nicht gerecht werden. Sie können lediglich bestimmte Aspekte schlaglichtartig ins Bewusstsein rücken und interessierte Leser und Besucher motivieren, sich mit den damaligen Geschehnissen intensiver zu beschäftigen. Die zitierten Quellen und weitere Literaturhinweise befinden sich im Anhang des Büchleins, diese wurden der leichteren Lesbarkeit halber nur insgesamt genannt.
Der folgende Beitrag beschäftigt sich mit einem Haus, das im Laufe seiner langen Geschichte unter ganz verschiedenen Namen bekannt gewesen ist:
Renaissancehaus, Sackpfeife, Stichs'sches Haus, Altertumshaus und, nach seiner prominentesten Funktion, Ortsmuseum. Diese Widmung des Hauses im 20. Jahrhundert soll im Folgenden genauer betrachtet werden. Die verschiedenen genannten Bezeichnungen werden dabei, soweit überhaupt nötig, erklärt. Die Geschichte des Alten Heimatmuseums wird anhand von zeitgenössischen Quellen und Bildern geschildert. Da die Quellen hier zum ersten Mal, soweit mir bekannt, zusammengetragen worden sind, bietet sich eine chronologische Darstellung an. Die Schwerpunkte diktiert nicht zuletzt das Material selbst.
Dieser Artikel wäre ohne die umfassende Arbeit des verstorbenen Ehrenbürgers, Herrn Dr. Berndmark Heukemes, nicht möglich gewesen. Von ihm wären bei einer längeren Lebens- und Schaffenszeit sicher ähnliche, wohl informativere und umfassendere Artikel über die Schätze "seines“ Museums geschrieben worden. Deshalb sei dieser bescheidene Beitrag seinem Andenken gewidmet. Der Verfasser ist kein Archäologe und maßt sich auch nicht an, archäologische Aussagen zu den Inschriften zu machen. Als Philologe und Historiker bespricht er diese Inschriften nur von diesen Standpunkten her.
Im vormals Stichs'sche Haus in der Kirchenstraße richtete Karl Wollenschläger während und nach der Restaurierung (1906 bis 1910) eine Altertümersammlung ein, die sich im Laufe der folgenden Jahrzehnte deutlich vergrößerte. Ein Inventar, das aus dem Nachlass von Dr. Berndmark Heukemes im Jahr 2009 ins Stadtarchiv gekommen ist, beschreibt die musealen Gegenstände Anfang der Dreißiger Jahre. Es zeigt damit zugleich auf, was sich nach dem Zweiten Weltkrieg infolge von Diebstahl und/oder Plünderung geändert hat. In diesen Jahren entstand dem Museum der bis heute größte Verlust an Kunstschätzen und Geschichtsdokumenten.
Im Ladenburger Jahrbuch 2010 wurde das Alte Heimatmuseum in der Kirchenstraße vorgestellt. Daran schließt dieser Beitrag an, der die Geschichte des Museums im Bischofshof, dem ehemaligen Amtshof, bis in die heutige Zeit darstellt. Die Hauptquelle für die chronologische Darstellung ist die mediale Berichterstattung. Am 28.01.1962 beantragte der Heimatbund Ladenburg e. V. im Gemeinderat, Gelder bereitzustellen, damit Dr. Berndmark Heukemes in Zusammenarbeit mit dem Landesdenkmalamt Baden-Württemberg die Planungen für ein neues Museum beginnen konnte. Das Stadtparlament bewilligte im außerordentlichen Haushalt 100000 DM für die Außeninstandsetzung des Gebäudes. Für die Instandsetzung der Innenräume sollte Geld im ordentlichen Haushalt vorgesehen werden.
Uffem Bääkli
(2015)
Man sieht sie heute im Ort eher selten, aber früher, noch vor 25 bis 30 Jahren, war das ganz anders. Da stand im Städtli nahezu vor jedem Haus ein "Bääkli”, eine Bank, sie gehörten ganz selbstverständlich zum Erscheinungsbild der Stadt. Man traf sich dort im Sommer und Herbst fast allabendlich nach getaner Arbeit, die Männer brachten ihr Bierfläschle mit, die Frauen oft "d’Schtrickata”. Man saß zusammen, genoss den Feierabend und "vrkartete“ (diskutierte) alles, was im Ort so passiert war. Ob das alles so gestimmt hat, wie es geredet wurde, ist die andere Frage, aber immerhin
hat man sich noch viel Zeit genommen, um zusammenzusitzen und miteinander zu reden. "A Bäakli” ist also nicht nur Heimattümelei, Nostalgie oder Folklore, es ist vielmehr Kulturgeschichte, Sozialgeschichte und Kommunikationsgeschichte — und ein wichtiger Teil der "Heimat“. Heimat ist ein vielschichtiger Begriff, der vieles umfasst. Der Rahmen für den Begriff Heimat ist gefühlsmäßig — und damit sehr unterschiedlich - gesteckt. Er beinhaltet für uns den Stiegeli, den Kirchturm, Menschen die uns vertraut sind, bis hin zur unverkennbaren Landluft, die viele von uns heute stört, und
zum charakteristischen Klappern der großen Milchkannen, wenn sie abends zur Molke gebracht wurden.
Meine Damen und Herren, so wie jeder Mensch über ein Wachstum, eine Entwicklung, über eine Biographie verfügt, so hat auch jeder Ort, jedes Dorf, jedes städtische Gemeinwesen ein kollektives Wachstum, eine jahrhundertelange Entwicklung und das heißt: eine Geschichte. Der Unterschied besteht allerdings darin, dass sich ein Einzelner in der Regel zwar seiner eigenen Lebensgeschichte erinnern kann und bewusst ist, während wir uns der Geschichte unserer generationenüberschreitenden kollektiven Lebensgemeinschaft nicht unmittelbar bewusst sind. Wir müssen uns das Wissen um unsere kollektive Geschichte erst lernend aneignen. Man kann sich nun dieser Geschichte prinzipiell auf zweierlei Weise annähern. Entweder man sucht in den Archiven und Registraturen die schriftliche Überlieferung zu einem Ort auf und filtert aus den dort erhaltenen Quellen die zentralen Ereignisse und wichtigen Entwicklungsstufen heraus. Das wäre sozusagen der klassische Weg, den der Historiker geht, wenn er eine Orts- oder Stadtgeschichte zu
schreiben hat.
Man stelle sich einmal vor, da befördert ein schöner Zufall einen alten, bis dahin völlig unbekannten und dazu noch sehr wertvollen Münzschatz nach gut drei Jahrhunderten wieder aus dem Boden. Kommune, Land und Landesmuseum freuen sich und nur wenige Jahre später ist der gesamte Goldschatz wieder verschollen und danach nun, wie es bis heute scheint, endgültig verloren. Wie gewonnen, so zerronnen, könnte man dazu wohl nur sagen. So geschehen hier in Fridingen vor 75 Jahren. Die Fridinger scheinen es schon früher immer irgendwie im Blut gehabt zu haben, wo sie auf ihrer Gemarkung anfangen müssen zu graben, um auf interessante und bedeutende geschichtliche Spuren zu stoßen. Dass Fridingen auf geschichtsträchtigem Boden steht, beweist eine sehr umfangreiche Anzahl von interessanten und bedeutenden Bodenfunden aus allen vor- und frühgeschichtlichen Epochen. Die in den Jahren 1964 bis 1967 entdeckten Funde in der Jägerhaushöhle im Donautal waren sogar von entscheidender Bedeutung für die Erforschung und Einteilung der gesamten europäischen Vor- und Frühgeschichte. Auch die Entdeckung des umfangreichen Alamannenfriedhofes im Flurgebiet Spital im Frühjahr 1971 war von überregionaler Bedeutung. Immer wenn hier vom Lehenbühl, von der Schlosshalde, von Altfridingen oder von der Schelmenhalde - in deren geheimnisvollen Namen ohnehin schon viel Geschichte mitschwingt - die Rede ist, wird gleichzeitig an diesen Plätzen auch Fundgut vermutet.
1150 Jahre Fridingen — welches Ausstellungsthema könnte im Jubiläumsjahr nahe liegender und passender sein, als "Fridinger Ansichten" des vielleicht bekanntesten Fridinger Künstlers. Während im Heimatmuseum dieses Jahr an einen anderen wichtigen Fridinger Maler, Alfons Epple, erinnert wird, hat Hans Bucher hier im Scharf Eck ja ohnehin sein eigenes Museum erhalten. Fridinger Ansichten waren von Anfang an fester Bestandteil der Dauerausstellung im Künstlerhaus; die diesjährige Sonderausstellung zeigt weitere ortsbezogene Motive aus dem Fundus der Hans-Bucher-Stiftung, aber auch aus Privatbesitz. Die ausgestellten Bilder werden teilweise zum ersten Mal öffentlich präsentiert.
Zu den Prunkstücken der Sammlung im Museum Oberes Donautal im Iffiinger Schloss zählt eine holzvertäfelte Renaissancestube, zugleich das älteste erhaltene Fridinger Wohninterieur. Diese Täfelstube besteht aus einer vierseitigen hölzernen Wandverkleidung, einer Kassettendecke und einer Außentürumrahmung für zwei nebeneinander liegende Türen, von denen die rechte in die Stube führt. Die manieristischen Stilformen des Täfelwerks legen eine Datierung der Stube auf das ausgehende 16. Jahrhundert nahe. Holzvertäfelte Stuben waren vom 15. bis 18. Jahrhundert in Deutschland weit verbreitet; die bis heute erhalten gebliebenen vergleichbaren Beispiele beschränken sich allerdings weitgehend auf adlige oder städtisch-bürgerliche Milieus. Die Tatsache, dass sich auch in Fridingen ein relativ altes Exemplar erhalten hat, wirft interessante Fragen auf: Wer war der Auftraggeber dieser aufwendig gestalteten Stube, in welchem Gebäude befand sie sich ursprünglich?