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Während des "Dritten Reiches" wurden mehr als 300 Jüdinnen und Juden aus den einstigen jüdischen Gemeinden in den Dörfern und Städten der südlichen Ortenau umgebracht. Sehr viele weitere wurden verschleppt, vertrieben oder in die Emigration gezwungen. Annähernd die Hälfte der Opfer stammte aus den jüdischen Landgemeinden Altdorf, Diersburg, Durbach, Friesenheim, Kippenheim, Nonnenweier, Rust und Schmieheim, die bis zu ihrer Zerschlagung eine fast 250-jährige Geschichte aufzuweisen hatten. Die vollständige Zerstörung der jüdischen Gemeinden der Region hatte unter anderem zur Folge, dass sich nur noch wenige Dokumente privaten Charakters aus jüdischem Besitz erhalten haben, die für die Forschung zur Geschichte des Landjudentums als historische Quellen herangezogen werden können. Die plötzlich erfolgte Deportation der meisten jüdischen Einwohner/innen im Oktober 1940 brachte mit sich, dass viele Familiendokumente zurückgelassen werden mussten, die danach zerstört oder in alle Winde verstreut wurden. Auf diesem Hintergrund wird man insbesondere die Überlieferung fotografischer Quellen zum Ortenauer Landjudentum in jedem Einzelfall als Besonderheit bezeichnen können, handelt es sich bei Fotografien doch um das Erinnerungsmedium schlechthin. Eine diesbezügliche Bestandsaufnahme fällt hier für jedes der früheren Ortenauer "Judendörfer" verschieden aus. Einen außergewöhnlichen Quellenfund konnte man in Diersburg vermelden, wo unlängst zwei erhalten geliehene Fotoalben der Familie Bruchsaler bekannt wurden.
Karl Zuber (1830-1911)
(2023)
Venedig, diese faszinierende Stadt am Adriatischen Meer, die von allen Seiten vorn Wasser umgeben ist, war seit langen Zeiten Anziehungspunkt tüchtiger Menschen aus dem Bereich nördlich der Alpen. Bis in das 13. Jahrhundert und noch früher sind Spuren von Menschen feststellbar, die schon bald eine „deutsche Gemeinde“ bildeten. Sie integrierten sich in das Leben der Stadt und wurden so ein wichtiger Bestandteil des international geprägten Gemeinwesens. Dies ist bis auf den heutigen Tag so geblieben. Zunächst waren es Kaufleute, die sich für kürzere oder auch manchmal längere Zeit dort aufhielten, um ihre Geschäfte abzuwickeln. Es folgten Handwerker, die sich in Bruderschaften zusammenschlossen, und Dienstleistungspersonal. Sogar aus deutschsprachigen Regionen stammende Glasbläser ließen sich noch im 19. Jahrhundert in Venedig nieder, um in den Betrieben auf der Insel Murano ihre Existenzen zu sichern. Auch kam es in dieser Zeit zu mehreren Firmengründungen deutschsprachiger Unternehmer. Es waren Einzelpersonen, aber auch ganze Familien, die sich auf den Weg in diese Stadt der Sehnsüchte machten. Mitte des 19. Jahrhunderts war Venedig verhältnismäßig leicht erreichbar, da es schon die ersten Eisenbahnverbindungen in der damals so noch nicht existierenden Nation Italien gab. Die wichtige Bahnstrecke von Mailand nach Venedig wurde am 11. Januar 1846 mit der Errichtung der Lagunenbrücke „Ponte della Liberta“ durch eine habsburgische Eisenbahngesellschaft fertiggestellt. So war es für Karl Zuber, als er sich Mitte der 1850er-Jahre dorthin aufmachte, kein größeres Problem, die Stadt an der Lagune zu erreichen.
Öffentliche Bäder sind im Gespräch. In den letzten Jahren gerieten Bäder immer wieder in unterschiedlichem Kontext in die Schlagzeilen. Mal waren es Ausschreitungen wie in Kehl im Jahre 2019 oder die Debatte, ob Frauen auf die Oberteile ihres Bikinis verzichten dürfen, wie in Freiburg. In Lahr wurde darüber diskutiert, ob bei den Verlustgeschäften der Bäder sie nicht besser privatisiert oder gar ganz geschlossen werden sollen. Bäder bieten also Räume für soziale Auseinandersetzungen und sind Ausgangspunkt vieler Debatten. Dennoch, der Gedanke an ein Bad löst andere Assoziationen aus: Die einen denken an Körperhygiene, Planschen, so manch andere ans Schwimmen, um sich fit zu halten bis zum erbitterten Wettkampf der Olympioniken. Als die Lahrer Zeitung im Sommer 1952 Ein Bad! Ein Königreich für ein Bad! mit den Worten Richards III, die ihm einst William Shakespeare in den Mund legte, stöhnte, dachte sie wohl an das Abkühlen im Badewasser an einem Sommertag. Lahr hatte zu diesem Zeitpunkt kein modernes Freibad, im Gegensatz zu Ettenheim, Offenburg, Emmendingen oder Freiburg. Die Lahrer Bevölkerung - oder wenigstens ein Teil - sehnte sich danach, wie der Artikel der Lahrer Zeitung 1952 nahelegte. Lahr hatte also auch in den 50er-Jahren eine öffentliche Baddebatte, ihr Produkt war das 1957 eröffnete Terrassenbad.
Die Böcklin waren rund fünf Jahrhunderte Ortsherren in Rust, ursprünglich Bürger der Stadt Straßburg und höchst wahrscheinlich nicht-adeliger Herkunft. Ihr Aufstieg in den gesellschaftlich höheren Stand bahnte sich im 14. Jahrhundert mit der Übernahme von adeligen Lehen und mit der Anerkennung als Edelknechte an und vollendete sich im 15. Jahrhundert mit der Erlangung des Ritterschlags sowie der Anerkennung der Turnierfähigkeit der Familie 1485. Seit dem 16. Jahrhundert gehörte sie zur Reichsritterschaft. Wesentlich gefördert wurde der Aufstieg der Böcklin in der ständisch gegliederten Gesellschaft durch ihre Eheverbindungen mit dem adeligen Patriziat der Reichsstadt Straßburg und dem elsässischen Adel. Seit 1266 sind sie als Hausgenossen, das heißt als Mitglieder der mit dem Münz- und Wechselmonopol der Bischöfe von Straßburg betrauten Genossenschaft belegt und gehörten damit zur wirtschaftlichen, gesellschaftlichen und politischen Oberschicht der Reichsstadt Straßburg. Sie hatten hier nicht nur - ungeachtet ihrer anderen Residenzen beiderseits des Rheins - bis zum Ende des 18 . Jahrhunderts einen ihrer Hauptwohnsitze, sondern übernahmen auch seit 1450 insgesamt 109 mal das Amt des Stettmeisters, dem als Vertreter des Straßburger Stadtadels im Mittelalter die vornehmste Rolle zukam, seit dem 16. Jahrhundert aber fast nur noch Repräsentationspflichten oblagen und Ehrenrechte zustanden.
Michael Goldau
(2023)
In der Zeitschrift Readers Digest gab es lange Zeit die Rubrik „Menschen, die man nicht vergisst“. Immer wenn ich diese Aufsätze gelesen habe, habe ich mich gefragt, wer wohl zu den Menschen gehört, die ich nicht vergessen werde. Michael Goldau ist so ein Mensch. Er hat bis zu seinem plötzlichen und unerwarteten Tod im März 2015 sämtliche Artikel die von mir im Jahrbuch „Geroldsecker Land“ veröffentlicht wurden konstruktiv und kritisch begleitet.
Ernst Feist
(2023)
Eine bemerkenswerte Lebensgeschichte, eng mit Lahr verbunden und doch etwas in Vergessenheit geraten... Es war 1919, eine Zeit der Depression und Unruhe in Deutschland nach dem verlorenen Krieg, als durch den Versailler Vertrag das Elsass wieder französisch wurde. Dies hatte vielfältige Auswirkungen, so auch auf die Elsässische Tabakmanufaktur in Straßburg. Josef Feist und sein Sohn Ernst verloren quasi über Nacht einen Teil ihrer wirtschaftlichen Grundlage der Zigarettenfabrik und den deutschen Markt, denn in Frankreich galt nun wieder das staatliche Tabakmonopol. So machte sich der Sohn Ernst Feist auf die Suche nach einem Standort auf deutschem Boden und wurde in Lahr mit der nun leerstehenden Kaserne fündig. Er gründete die „Badische Tabakmanufaktur“ und nahm die Marke „Roth-Händle“ gleich mit. Ernst Feist blieb mit seiner Frau in Straßburg wohnen, auch als 1933 die Tochter Laura geboren wurde. Sein Fahrer Emil holte ihn jeden Morgen mit dem schwarzen „Adler“ in Straßburg ab und fuhr ihn abends wieder nach Hause, sofern der bei den Mitarbeitern hoch angesehene und beliebte Direktor nicht in der Wohnung auf dem Gelände der Fabrik nächtigte.
Seit 1972, also seit fünfzig Jahren, erklingt in der Kuhbacher Pfarrkirche eine Orgel, die mehr als hundert Jahre älter ist als die 1908 erbaute Kirche. Erbaut 1794 vom Rastatter Orgelbauer Ferdinand Stieffell für die evangelische Kirche in Liedolsheim (heute Teilort von Dettenheim, Kreis Karlsruhe), wurde sie dort Mitte der 1960er Jahre abgebaut, weil sie nicht mehr instandgesetzt werden konnte, heißt es in der Festschrift zum 250-jährigen Bestehen der Kirche 1987. Warum konnten die Kuhbacher die Orgel restaurieren und die Liedolsheimer nicht? Und wie kam die Orgel überhaupt nach Kuhbach, noch dazu in eine katholische Kirche? Das versucht dieser Beitrag nachzuvollziehen, dessen Informationen vor allem auf Zeitzeugenerzählungen, Zeitungsberichte und Unterlagen der Kirchengemeinde zurückgehen.
Am 25. Mai 1874 wurde in (Schwanau-)Nonnenweier der spätere Landtagsabgeordnete und Reichstagsabgeordnete, Rechtsanwalt Dr. jur. Ludwig Frank, geboren. Seine Eltern, der Vater Samuel Frank und die Mutter Fanny entstammten Rabbinerfamilien, und niemand ahnte damals, welch bedeutende Rolle der kleine Ludwig einmal in der deutschen und internationalen Sozialdemokratie spielen werde. Nach Schulzeit in Lahr und juristischem Studium in Freiburg leistete Ludwig Frank seinen Militärdienst in der Zeit vom vom 01. April 1894 bis zum 1. April 1895 als Einjährig-Freiwilliger beim Infanterie Regiment 113, ebenfalls in Freiburg, ab. So war es ihm möglich, auch während seiner Militärdienstzeit seine Studien fortzusetzen.
Kaum ist das Motiv auf dem originalen Papierabzug noch erkennbar. Der Zerfallsprozess des fotografischen Materials hat der Aufnahme bereits beträchtlich zugesetzt, es ist schwierig, die Einzelheiten des Bildes zu erkennen. Nur die Bearbeitungsmöglichkeiten der modernen digitalen Computertechnik lassen uns den Inhalt der Fotografie eindeutiger erkennen: Ein schon alter Mann mit langem weißem Bart sitzt auf dem großen Treppenaufgang seines Wohnhauses in Diersburg. Das Bild strahlt eine gewisse Ruhe aus. Der alte Mann ist in schlichtes Schwarz und Weiß gekleidet, trägt eine Mütze auf dem Kopf, die Kleidung wirkt festlich. In der Hand hält er eine lange Pfeife, die er zum Mund führt. Wir sehen eine Gestalt aus einer längst vergangenen Zeit. Das Bild zeigt den zum Zeitpunkt der Aufnahme hoch betagten jüdischen Bäckermeister Zadok Maier aus Diersburg. Die Fotografie (im Original: 14cm x 8,5cm) dürfte um die Jahrhundertwende, kurz davor oder kurz danach, aufgenommen worden sein, da Zadok Maier im Jahr 1910 gestorben ist. Es handelt sich demzufolge um die älteste bislang bekannte Fotografie eines Mitglieds der jüdischen Gemeinde Diersburg und gleichzeitig um eine der ältesten (möglicherweise sogar um die älteste) Personenfotografien jüdischer Bürger aus Ortenauer Landgemeinden überhaupt. Die bislang bekannte fotografische Überlieferung aus den Ortenauer Judendörfern beginnt, was Personenfotos anbelangt, mit wenigen vereinzelten Quellen im letzten Jahrzehnt des 19. Jahrhunderts, es folgen dann verschiedene Fotos aus den Jahren vor dem Ersten Weltkrieg. Eine umfangreichere fotografische Überlieferung aus den jüdischen Landgemeinden der Ortenau setzt erst mit den Bildern von jüdischen Soldaten des Ersten Weltkriegs ein, in dessen Verlauf sich die Fotoproduktion offenbar steigerte.
Ilvesheim
(2024)
Der Ort Ilvesheim stand im frühen Mittelalter in enger Beziehung mit der Gründerfamilie des Klosters Lorsch. Er ging im 12. Jahrhundert an die Pfalzgrafschaft über, wird Sitz der Erligheim, die hier ein erstes Schloss errichten. Quellenstudien erlauben einen detaillierten Blick in die Verhältnisse im 17. Jahrhundert. Mit dem Übergang der Pfälzischen Kurwürde an das Haus Pfalz-Neuburg kommen die Herren von Hundheim in den Besitz des Orts und erweitern das Schloss.