Städtebau und Ortssanierung
Filtern
Erscheinungsjahr
Dokumenttyp
Sprache
- Deutsch (24)
Gehört zur Bibliographie
- nein (24)
Schlagworte
- Städtebau (12)
- Stadtsanierung (6)
- Stadtplanung (5)
- Heidelberg (4)
- Karlsruhe (4)
- Architektur (2)
- Gründung (2)
- Mannheim (2)
- Offenburg (2)
- Rüstungskonversion (2)
Ein Platz für Menschen
(2011)
Im vergangenen Jahr (2010) fanden, in Kooperation zwischen der Arbeitsgruppe „Kunst Heidelberg“, der Architektenkammer und dem Stadtplanungsamt, verschiedene Veranstaltungen zum Thema „Kunst im Öffentlichen Raum“ statt, die fortgesetzt werden und über die theoretische Erörterung hinaus möglichst auch zu konkreten, sinnvollen und durchdachten Ergebnissen führen sollen - zweifellos eine begrüßenswerte Initiative. Manche Diskussionsbeiträge konnten freilich so verstanden werden, als hätte Heidelberg auf diesem Gebiet bislang nichts Bemerkenswertes vorzuweisen. Dass dem nicht so ist, zeigen im Bereich der Altstadt etwa Beiträge wie der - im Volksmund so benannte - „Spaghettibrunnen“ des Berliner Künstlerpaares Matschinsky-Denninghoff am Bismarckplatz oder der Sebastian-Münster-Brunnen von Michael Schoenholtz auf dem Karlsplatz. Beides Arbeiten, die durchaus Anspruch auf überregionale Beachtung erheben können, und dies gilt erst recht für die künstlerischen Beiträge im Neuklinikum und im Universitätscampus des Neuenheimer Feldes.
Der folgende „kleine Beitrag“ fiel mir bei der Vorbereitung zur Ausstellung „Mit Spaten und Feder, Johann Metzger 1789-1852“, die 2008 im Universitätsmuseum in Heidelberg stattfand, in die Hände. Er ist 1852 in der Zeitschrift „Die Natur“ in Halle erschienen und möchte dem Leser einen Ausschnitt aus der wechselvollen Geschichte des heutigen Friedrich-Ebert-Platzes vor Augen führen, den Sachzwänge und Gleichgültigkeit, gepaart mit Ignoranz und Unwissenheit immer weiter zerstört haben: Ein prächtiger Garten ist verschwunden, der mit seinem alten und seltenen Baumbestand einst zu den touristischen Attraktionen Heidelbergs zählte.
Die Grundstücksakten im Heidelberger Stadtarchiv sind gelegentlich dann von wissenschaftsgeschichtlichem Interesse, wenn es um die Lokalisierungen von Institutionen oder Wohnungen geht. In diesem Bestand jedoch auf Originalbriefe von Else Jaffé (1874-1973) und Alfred Weber (1868-1958) zu stoßen, ist nur ein Verdienst des Zufalls. Bevor zwei der Briefe im Wortlaut mitgeteilt werden, soll auf die Heidelberger Bauleitplanung der 1920er Jahre, auf die Biografien der handelnden Personen und auf das eigentliche Grundstücksgeschäft näher eingegangen werden.
Seit der jüngeren Steinzeit regiert der rechte Winkel das Bild der menschlichen Siedlungen. Das gilt für die Grundrisse der Gebäude, für die dörfliche Feldflur und für viele Stadtanlagen von der Antike bis nach Nordamerika. Die Stadtgrundrisse des Mittelalters, gekennzeichnet durch mannigfaltige Formen, sind in der Regel von vielen Winkeln, selten aber von rechten geprägt. Heidelberg scheint mit der auf Parallelität und Rippenstruktur fußenden Regelmäßigkeit seiner planmäßig angelegten Kernaltstadt eine Ausnahme zu sein. Meinrad Schaab formuliert in seinem letzten Aufsatz zu den Anfängen Heidelbergs in einer Bildunterschrift ausdrücklich: „Heidelberg, rechtwinklig von der Hauptstraße abzweigende Quergasse in der Altstadt“. Das Geodreieck auf dem Lageplan zeigt jedoch bei der abgebildeten Mittelbadgasse Winkel von 95 ° an der West- und 85 ° an der Ostecke zur Hauptstraße. Wer mit geschärftem Blick durch die Gassen der Stadt geht, wird solche schiefwinkligen Situationen in großer Zahl bemerken. Erstaunlich ist, dass die Unregelmäßigkeiten in der Geometrie des Straßen- und Grundstücksnetzes weder für Heidelberg noch in der allgemeinen Literatur beachtet und erörtert werden. Diese Untersuchung setzt sich zum Ziel, einige dieser schiefwinkligen Situationen zu beobachten und ihre Genese zu deuten. Der Grund, warum sie von Westen nach Osten und gegen die zeitliche Bebauungsfolge vorgeht, erschließt sich in ihrem Fortgang von selbst: Ihr liegt die Vermutung zugrunde, dass in dicht bebauten Arealen von der Rechtwinkligkeit abweichende Wegenetze und Grundstücksgrenzen auf ältere Strukturen verweisen, sofern die Abweichung gehäuft auftritt und eine eigene Systematik erkennen lässt.
Der Universitätsplatz
(2013)
Am Ort selbst sind es zwei Gedenktafeln, die Hinweise zur Geschichte dieses Platzes liefern. Die eine - 1983 im Boden verankert - erinnert an Martin Luther und „seinen Aufenthalt im Kloster der Augustiner und an seine Heidelberger Disputation am 26. April 1518“. Auf der anderen - eingeweiht im Jahr 2011 - findet sich das Lessing-Zitat „Was einmal gedruckt ist, gehört der ganzen Welt. Niemand hat das Recht, es zu vertilgen“. Gedacht wird damit an die auf dem Universitätsplatz durch den Nationalsozialistischen Deutschen Studentenbund im Mai 1933 organisierte und ausgeführte Bücherverbrennung.
Die Notwendigkeit zur Erweiterung der Heidelberger Innenstadt war schon in den Jahren um 1900 erwogen und diskutiert worden. So sollte u.a. der Standort des Hauptbahnhofs mehr als einen Kilometer nach Westen verlegt und der bestehende Kopfbahnhof (Areal des Menglerbaus, heute Carré) durch einen modernen Durchgangsbahnhof ersetzt werden. Anfangs nur zögerlich betrieben, wurden die Planungen während der nationalsozialistischen Herrschaft forciert und konkretisiert, man dachte an eine Prachtstraße zwischen dem neu konzipierten Bahnhofsgebäude und einem groß angelegten kulturellen Zentrum in der Stadt in direkter Achse zum Schloss, was einer ideologisch überhöhten Legitimation gleich kam.
Karlsruhe – die Fächerstadt, viel bestaunt als der Entwurf eines idealen Miteinander von Schloss und Stadt, von Fürst und Bürger, von Badenern und Fremden, von Menschen verschiedenen Glaubens. Von so traumhafter Art, wie es uns als Vision des Markgrafen Karl Wilhelm in der Legende von der Stadtgründung erzählt wird. Man wird nachdenklich und möchte fragen: In wessen Kopf entstand dieser Plan? Woher kam die brillante Idee zu dieser auf der ganzen Welt einzigartigen Gestaltung einer Hauptstadt? Woher die Kraft zu ihrer Verwirklichung? Allen Respekt der einzigartigen Leistung eines jungen Regenten, sich kurzer Hand ein neues Landes- und Lebenszentrum, seine fürstliche Residenz mit Schloss und Stadt zu erschaffen: als eine neue friedliche Heimat für ihn, den Fürsten, und für die verjagten und verarmten Menschen seines in Kriegen verelendeten Landes. Neben seinen Erfahrungen des Krieges, die seine Friedenssehnsucht stärkten, und äußeren Umständen wie der Zerstörung seines Lands und seiner Residenz Durlach sowie den Streitigkeiten mit der Durlacher Bürgerschaft, die den Gedanken einer neuen, zeitgemäßen Residenz förderten, war die Ausführung dieser Pläne offensichtlich von theologischen Reflektionen bestimmt.
Stadtplätze in Karlsruhe
(2003)
Das Karlsruher Stadtarchiv hat als Band 26 seiner Veröffentlichungen zur gleichnamigen Ausstellung „Karlsruher Stadtplätze" im Prinz-Max-Palais einen umfangreichen Band unter dem gleichen Namen herausgebracht, in dem 15 Autorinnen und Autoren 43 Stadtplätze nach Entstehen, Geschichte und gegebenenfalls ehemaliger Nutzung besprechen. Die Publikation
versteht sich nach dem Herausgeber M. Koch als „historisches Unterfutter zur aktuellen Planung". Ausstellung und Buch bilden den vorläufigen Abschluss einer mehrjährigen Bemühung um die Belebung Karlsruher Plätze. Schon 1997 hat die Arbeitsgemeinschaft Karlsruher Stadtbild in einer Veranstaltung mit dem Thema „Plätze in Karlsruhe - Geschichte - Chancen einer urbanen Gestaltung und Nutzung" auf die Vordringlichkeit einer Platzgestaltung unter urbanen Gesichtspunkten
hingewiesen. Urbanität, so die These der Veranstalter, ist vor allem platzgebunden. Will Karlsruhe „attraktiver" werden, ist bei den Plätzen anzusetzen.
Unmittelbar zu Beginn der Weimarer Republik wurde mit dem Bau der Lohfeldsiedlung (1919/20) in der Karlsruher Oststadt
ein ehrgeiziges Projekt in die Tat umgesetzt. Ziel der städtischen Baumaßnahme war es, Wohnraum für einkommensschwache und kinderreiche Familien zu schaffen. In diesen Zeiten des wirtschaftlichen Notstandes war ein
pragmatisches Konzept vonnöten. Daher wurden gleichförmige Grundrisstypen von zweigeschossigen Minimalwohnungen zu Häusergruppen seriell aneinander gereiht. Insgesamt entstanden fünfzehn Häusergruppen. Mittel für Bauornamentik standen nicht zur Verfügung, also konzentrierten sich die planenden Architekten Pfeifer & Grossmann auf ein sachlich-modernes Erscheinungsbild und eine klar strukturierte städtebauliche Disposition. Die Hauskanten der im Massivbau
erstellten Gebäude wurden entlang der Lohfeldstraße von Häusergruppe zu Häusergruppe zunehmend zurückgestuft, so dass sich das umbaute Volumen zur Mitte der Straße hin sukzessive weitet, und an den Einfahrten der Lohfeldstraße jeweils eine torähnliche Situation entsteht.
Städte sind in ihrer jeweiligen Erscheinungsform Spiegelbild der Geschichte, aber auch der jeweiligen Zeit, der Gesellschaft,
letztendlich ihrer Bürger und deren Bild von der Stadt. Schneller Wandel wirtschaftlicher und gesellschaftlicher Gegebenheiten, aber auch weltweite Vernetzung verändern diese grundsätzliche Feststellung maßgeblich und oft genug wird beklagt, dass Städte, insbesondere ihre Einkaufszonen, austauschbar werden und Identität verloren geht. Aus der Sicht der aktuellen Strategie zur Erneuerung der historischen Innenstadt von Schwetzingen soll gezeigt werden, dass es durchaus möglich ist, umfassende Erneuerung einer Innenstadt unter Bezug auf wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Wandel anzugehen ohne die Identität der ursprünglich als Idealstadt geplanten Sommerresidenz eines Kurfürsten aufzugeben.