Allgemeines
Filtern
Erscheinungsjahr
Dokumenttyp
Sprache
- Deutsch (758)
Gehört zur Bibliographie
- nein (758)
Schlagworte
- Zeitschrift (633)
- Geschichte (627)
- Bodensee (137)
- Bodensee-Gebiet (137)
- Freiburg im Breisgau (126)
- Breisgau (123)
- Ortenau (96)
- Ludwigsburg (79)
- Landkreis Ludwigsburg (75)
- Baar (66)
Das Jahr 1806 findet zur Zeit eine außergewöhnliche Beachtung in der Öffentlichkeit: bundesweit, aber auch im deutschen Südwesten erinnern zahlreiche Gedenkartikel in den Medien und weithin beachtete Ausstellungen (Berlin, Magdeburg, Karlsruhe, Rastatt, Sigmaringen usw.) sowohl an das Ende des „Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation“ als auch an die Gründung des Rheinbundes am 12. Juli 1806, eines Zusammenschlusses von meist süddeutschen Klein- und Mittelstaaten unter dem Schutz von Napoleon Bonaparte. Die Rheinbundstaaten waren wenige Wochen zuvor aus dem Staatsverband des Reiches ausgetreten und hatten sich von Kaiser und Reich losgesagt. Zu den 16 Gründungsmitgliedern zählten im deutschen Südwesten neben den Häusern Baden, Württemberg, Hohenzollern-Hechingen, Hohenzollern-Sigmaringen und Hessen-Darmstadt auch das Haus von der Leyen. Der Graf von der Leyen stand nun dem kleinsten Rheinbundstaat vor, einem Miniterritorium von ca. 4.000 Einwohnern in sieben Dörfern und trug von nun an den Titel: „Wir von Gottes Gnaden Fürst von der Leyen, Graf von Hohengeroldseck, Herr zu Ahrenfeld usw.“. Seelbach wurde somit Residenz, das Schloss Dautenstein gleichsam Residenzschloss.
Die Geschichte Badens ist über Jahrhunderte gut dokumentiert. Die Archive sind gefüllt, Personen und Ereignisse sind teilweise bis ins Kleinste erforscht. Eine Gestalt aus der badischen Geschichte aber gibt der historischen Forschung bis heute Rätsel auf. Es ist der tollpatschige junge Mann, der an Pfingsten 1828 in Nürnberg auftauchte, nur schwerfällig sprechen, aber flüssig seinen Namen aufschreiben konnte: Kaspar Hauser. Wer sich näher mit Kaspar Hauser beschäftigt, wird auf zwei Schwierigkeiten stoßen: auf ungewöhnliche Lücken in den Beständen der Historiker und auf die Weigerung, verfügbare Daten zugänglich zu machen. Einer Antwort auf die seit über eineinhalb Jahrhunderten ungeklärte Frage, wer Kaspar Hauser war - ein Betrüger oder der badische Erbprinz - kann man daher nur näherkommen, wenn man die zugänglichen Indizien und Daten genau untersucht und sie neu auswertet.
Der Anfang und das Ende des Lebens sowie die Hoffnung auf ein Weiterleben nach dem Tode bestimmen die kultischen Handlungen in allen Religionen. Nicht umsonst werden Verstorbene von den Anfängen der Menschheit bis zur heutigen hochtechnisierten Gesellschaft unter rituellen Handlungen an ganz besonderen Orten bestattet. Die Bezeichnung der Begräbnisstätten variiert nach Zeit und Ort: „Gottesacker“, „Kirchhof“, „Totenhof“ oder „Friedhof“. In fast allen Religionen sind die Grabstätten die Wohnungen der Toten. Sie sind Erinnerungsstätten, sie verknüpfen nicht nur das Schicksal der lebenden und der verstorbenen Familienangehörigen, sondern auch die gegenwärtige mit der vergangenen Kultur. Die Wissenschaft, die sich mit der Entwicklungsgeschichte des Menschen beschäftigt, hat bei ihren Forschungen herausgefunden, dass überall dort, wo Tote nicht achtlos liegen gelassen, sondern bestattet werden, menschliche Kultur beginnt. Deshalb lässt die Art und Weise der Bestattung für die Altertumsforschung wichtige Rückschlüsse auf die jeweilige Gesellschaftsform und die Geschichte menschlichen Zusammenlebens insgesamt zu. Nicht nur, dass Gräber Zeichen gelebten Lebens sind, die Geschichte eines Friedhofes ist auch immer eng mit der Geschichte der jeweiligen Stadt oder des jeweiligen Dorfes verbunden. Nirgendwo sonst stehen auf engstem Raum Vergangenheit und Gegenwart so intensiv nebeneinander. Nirgendwo sonst wird Geschichte so facettenreich und lebendig aufgeblättert wie auf einem Friedhof. Hinzu kommt, dass bei den Begräbnisstätten alte Bäume und dichte Hecken zur inneren Einkehr und auch zum Philosophieren einladen. Deshalb sind Friedhöfe auch Orte des Gedenkens, der Pietät und der Geschichte. Bis ins 19. Jahrhundert wurden die Toten neben den Kirchen bestattet. Das Wort „Kirchhof“ für den Friedhof deutet noch darauf hin. Durch Gesetzgebung wurde seinerzeit bestimmt, dass die Toten außerhalb der bewohnten Umgebung bestattet werden. So wurden dann „Friedhöfe“ angelegt. Damit war zwar der Ort der Bestattung „ausgegrenzt“, nicht aber das Gedenken an die Verstorbenen. Denn, es mag zwar seltsam klingen, ein Friedhof ist heute durchaus auch ein Ort des Lebens. Viele Begegnungen finden hier statt. Angehörige besuchen die Gräber ihrer Verstorbenen und schätzen die Ruhe und Beschaulichkeit des Ortes. Natürlich wird hier auch gearbeitet; Gräber werden gepflegt; die Anlagen werden instand gehalten; neue Gräber werden vorbereitet. Leben und Tod begegnen sich hier unmittelbar.
Auch ein Lahrer Prozess
(2011)
Wer heute auf halber Höhe der Lahrer Marktstraße Halt macht und vor dem „Wolkenkratzer“ sich ein Bierchen, einen Kaffee oder sonst was gönnt, ahnt nicht, dass an eben dieser Stelle vor guten 200 Jahren aus einem Schweinestall friedliches Gegrunze tönte und dem zugehörigen „Dungplätzle“ strenge Gerüche entströmten. Schweineställe innerhalb der Mauern von Lahr gehörten damals durchaus zur Ausstattung eines Anwesens. Kleinstadtidylle, gute alte Zeit - könnte man meinen, doch genau an dieser Stelle entstand im Jahre 1808 ein Streit, und da die Parteien sich nicht einigen konnten, kam es zu einem Prozess. Schweinestall und Dungplätzle hatten sich in einen Zankapfel verwandelt, und wo man jahrzehntelang mit Handschlag und gutnachbarlichen Gefühlen Gemeinschaftsrechte am Hofareal praktizierte, waren Zank und Hader eingekehrt.
Mit dem Westfälischen Frieden trat die Reichsstadt Biberach, um deren Religion lange gerungen worden war, in ein neues Stadium ihrer Konfessionalisierung. Die Parität zeitigte konträre Sichtweisen, war sie doch für die Protestanten Hort des Friedens und der Gewissensfreiheit, für die Katholiken Inbegriff ihres verlorenen Kampfes um politische Vormacht und religiöse Homogenität – eines Kampfes, der zuletzt mit allen Mitteln, auch dem der Hexenverfolgung, geführt wurde. Die Stadt als Ganzes war sich ihrer Sonderrolle jederzeit bewußt, ebenso die Konfessionen, die ihre Identitäten innerhalb sich verfestigender Bezugsrahmen wie Pfarrgemeinden und Schulen in einem Prozess gegenseitiger Abgrenzung ausbildeten, in dem Tabus wie Konversionen und Mischehen essenziell waren. Die Studie, deren Rückgrat die Verfassungskämpfe seit 1649 sind, zeigt, dass kaum ein Lebensbereich von konfessioneller Durchdringung verschont blieb, wenngleich es unvermutete politische Koalitionen, überraschende Interaktionen im Alltagsleben sowie eine elitäre Gegenbewegung in der Spätaufklärung gab. „Diese so oft beseufzte Parität“, ein Diktum des Biberacher Zeitzeugen und Aufklärers Christoph Martin Wieland, endete 1825 mit ihrer Aufhebung durch das Königreich Württemberg, das politische Parallelgemeinden nicht länger duldete.
Bevor der Gemeinderat am 15. April 2010 einen Antrag auf Zulassung des Projekts Stolpersteine annahm, hatte er am 19. März 2009 zunächst die Verwaltung beauftragt, ein Konzept zur „Allgemeinen Kultur des Erinnerns“ vorzulegen. Ein erster Entwurf des Gutachtens wurde bei einer Anhörung zum Thema „Erinnern“ am 28. September 2009 im Großen Rathaussaal den Vertreter/inne/n von Institutionen, Vereinen und Initiativen, die sich in Heidelberg mit dem Thema befassen, vorgestellt. Das Gutachten wurde auf Grundlage der Ergebnisse der Anhörung überarbeitet und als Verwaltungsvorlage den Gemeinderatsgremien vorgelegt. In die hier abgedruckte Version sind nun auch die Ergebnisse der Beratungen und Beschlüsse des Gemeinderats vom 15. April 2010 eingearbeitet.