Spätmittelalter
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Verblichener Glanz
(2008)
Die Reichenau war eine der berühmtesten Benediktinerabteien Deutschlands. Ihre Blütezeit im frühen und hohen Mittelalter ist gut erforscht. Stiefmütterlich behandelt wurde hingegen bislang die Entwicklung der Reichsabtei im Spätmittelalter. Dieser Abschnitt ihrer Geschichte wird meist nur unter den Schlagwörtern ‚Verfall‘ und ‚Niedergang‘ subsumiert. Die vorliegende Studie geht hier neue Wege. Erstmals wird die Zeit vom Beginn des 14. bis zum Beginn des 16. Jahrhunderts unter dem Konzept des ‚Wandels‘ betrachtet. Die damals vorgenommenen Anpassungsprozesse an eine sich stark verändernde Umwelt mit zahlreichen Reformen und Reformversuchen werden so ohne den Blick verstellende Wertungen analysiert. Dies geschieht mittels der Untersuchung der inneren Organisation der Reichenau, der Zusammensetzung des Konvents sowie der Beziehungen der Abtei zu weltlichen und geistlichen Herrschaftsträgern. Beleuchtet wird außerdem die Bedeutung des Klosters als religiöse und wissenschaftliche Institution. Dem darstellenden Teil schließt sich ein umfangreicher prosopographischer Anhang zu sämtlichen bekannten Reichenauer Äbten und Konventualen des Untersuchungszeitraumes an.
Der kurze, aber ausgesprochen heftige Krieg von 1499 zwischen der Eidgenossenschaft und König Maximilian I., je nach Sichtweise Schweizerkrieg oder Schwabenkrieg genannt, fand in der zeitgenössischen Chronistik einen raschen und breiten Widerhall. Da er als eine wichtige Etappe im Prozess der Lösung der Eidgenossenschaft vom Reich gilt, wurde die damalige Geschichtsschreibung auch rückblickend stark beachtet. Eine bislang nur als anonym bekannte und zugleich als nachrangig geltende Chronik aus der Thurgauischen Kantonsbibliothek Frauenfeld kann nun Kaspar Frey zugewiesen werden, der den Krieg als Schultheiß von Baden im Aargau und ab Sommer 1499 als Diplomat in Diensten des Abtes von St. Gallen erlebte. Durch umfassende Textvergleiche wird gezeigt, dass Freys Chronik tatsächlich eine der frühesten Überlieferungen zum Schwabenkrieg ist und direkt oder indirekt zur Grundlage mehrerer jüngerer Chronikwerke wurde, insbesondere von Niklaus Schradin, Heinrich Brennwald, und Valerius Anshelm, die ihrerseits eine größere Verbreitung fanden. Neben den Untersuchungen zur eidgenössischen Chronistik des frühen 16. Jahrhunderts und besonders zu dem Chronisten Kaspar Frey wird eine wissenschaftliche Edition seiner bislang ungedruckten Chronik geboten.
Der kurze, aber ausgesprochen heftige Krieg von 1499 zwischen der Eidgenossenschaft und König Maximilian I., je nach Sichtweise Schweizerkrieg oder Schwabenkrieg genannt, fand in der zeitgenössischen Chronistik einen raschen und breiten Widerhall. Da er als eine wichtige Etappe im Prozess der Lösung der Eidgenossenschaft vom Reich gilt, wurde die damalige Geschichtsschreibung auch rückblickend stark beachtet. Eine bislang nur als anonym bekannte und zugleich als nachrangig geltende Chronik aus der Thurgauischen Kantonsbibliothek Frauenfeld kann nun Kaspar Frey zugewiesen werden, der den Krieg als Schultheiß von Baden im Aargau und ab Sommer 1499 als Diplomat in Diensten des Abtes von St. Gallen erlebte. Durch umfassende Textvergleiche wird gezeigt, dass Freys Chronik tatsächlich eine der frühesten Überlieferungen zum Schwabenkrieg ist und direkt oder indirekt zur Grundlage mehrerer jüngerer Chronikwerke wurde, insbesondere von Niklaus Schradin, Heinrich Brennwald, und Valerius Anshelm, die ihrerseits eine größere Verbreitung fanden. Neben den Untersuchungen zur eidgenössischen Chronistik des frühen 16. Jahrhunderts und besonders zu dem Chronisten Kaspar Frey wird eine wissenschaftliche Edition seiner bislang ungedruckten Chronik geboten.
Ursprung und Gegenwart
(2016)
Beatus Widmer arbeitete als Notar am Konstanzer Bischofshof. Parallel zu seiner dortigen Tätigkeit verfasste er eine bislang kaum beachtete Chronik, die nicht allein die Geschichte des Bistums bzw. seiner Bischöfe behandelt, sondern auch die der Stadt Konstanz und des Reichs. Daher war Widmers Werk weder eindeutig der städtischen Chronistik noch der Bistumsgeschichtsschreibung zuzuordnen und wurde in älteren Studien, die entweder der einen oder anderen dieser beiden Gattungen galten, außer Acht gelassen. Die Chronik war als Zeitgeschichte für den Druck vorgesehen und sollte die Regierungszeiten der Kaiser Maximilian I. und Karl V. bis in die frühe Phase der Reformation darstellen, wobei der Chronist altgläubige und konservative Positionen bezog. Als zu Beginn der Reformation das seit jeher spannungsreiche Verhältnis zwischen Stadt und Bischof durch die Glaubensfragen eine zusätzliche Komponente erhielt – der Bischofshof blieb altgläubig, die Stadt neigte der Reformation zu –, gewann die Frage nach den Ursprüngen von Stadt und Bistum eine neue Brisanz. Dies schlug sich auch in Widmers Chronik nieder, der aus einer reichen Texttradition heraus ein eigenes Geschichtsbild der Konstanzer Ursprünge entwickelte. Die Studie untersucht auf Grundlage textgenetischer und -geschichtlicher Analysen die vielschichtigen Prozesse des Geschichte Schreibens in einer spätmittelalterlichen Bischofsstadt.
Existenz, Freiheit und Rang
(2019)
Diese Studie befasst sich mit der spätmittelalterlichen Geschichte des Niederadels in einer bislang kaum beachteten Region in Mittelbaden: der Ortenau. Es werden neue Deutungen für die Gruppenbildung des Niederadels entwickelt und Korrekturen am Bild der Niederadelsforschung als Ganzes vorgenommen. Schwerpunkt der Untersuchung sind die Verhaltensweisen und Handlungsmuster dieser Gruppe in der Zeit von der Ortenauer Einung von 1474 bis zum Augsburger Religionsfrieden 1555, um sich Existenz, Freiheit und Rang zu sichern und auszubauen. Wo nötig, geht der Autor über die Ortenau hinaus und bezieht Straßburg und die Markgrafschaft Baden mit ein. Es werden Korrekturen an Generalisierungen der Reformationsforschung ebenso vorgenommen wie an Interpretationen mittelalterlicher Einungen und Bünde.
Vor 750 Jahren stand Kappel am Rhein für einen kurzen Augenblick im Mittelpunkt des politischen Geschehens am Oberrhein: Am 23. Juli 1266 schlossen hier die Geroldsecker mit ihren Helfern auf der einen Seite und die Straßburger Bürgerschaft mit ihren Verbündeten auf der anderen Seite im Beisein des Straßburger Bischofs Heinrich IV. einen Friedensvertrag. Dieser Friedensschluss beendete formal den von Heinrichs Vorgänger auf dem Bischofsstuhl, Walther von Geroldseck, und seiner Familie verlustreich gegen die Stadt Straßburg geführten sogenannten „Waltherianischen Krieg“. Die Bürgerschaft von Straßburg ging aus diesem Krieg gestärkt hervor: Die Stadt konnte sich endgültig aus der bischöflichen Macht lösen, und es begann Straßburgs goldenes Zeitalter als freie Reichsstadt. Der Bischof verlor nicht nur die Oberhand über Straßburg sondern musste auch auf alle den untergehenden Staufern entrissenen Hausgüter und Reichslehen wieder verzichten. Für die Geroldsecker war dieser verlorene Krieg faktisch das Ende ihrer Bestrebungen, vereint mit der bischöflichen Macht zu einer regionalen Vormachtstellung am Oberrhein zu gelangen. Wie kam es zu dieser
Auseinandersetzung?
Landsknechte in Bretten
(2003)
Als die Stadt Bretten, das damalige Brettheim, während des Landshuter Erbfolgekrieges im Frühsommer des Jahres 1504 durch das Heer des württembergisehen Herzogs Ulrich belagert wurde, kam neben den bewaffneten Bürgern und den in der Stadt versammelten Angehörigen der Kraichgauer Ritterschaft vor allem den von Kurfürst Philipp, dem kurpfälzischen Landesherren, entsandten Landsknechten eine tragende Rolle bei der Verteidigung zu. In ausführlicher Weise und mit zahlreichen detaillierten
Angaben berichtet darüber die wichtigste noch erhaltene zeitgenössische Quelle zum Verlauf der Belagerung: die von Melanchthons Bruder Georg Schwartzerdt aufgrund der Erinnerung von Augenzeugen verfasste Chronik.
Die Belagerung Brettens (des damaligen „Brettheim“) durch das Heer Herzog Ulrichs von Württemberg im Rahmen
des Landshuter Erbfolgekrieges von 1504 stellt eines der einschneidendsten Ereignisse der Stadtgeschichte dar und wirkt (keineswegs nur in der Erinnerung) auf vielfältige Weise bis heute fort. Allerdings sind die seinerzeitigen lokalen Ereignisse, derer 2004 im Rahmen von verschiedenen Jubiläumsaktivitäten gedacht wird, kaum in ihrer gesamten Dimension und Tragweite zu verstehen, wenn man bei einer rein stadtgeschichtlichen Sichtweise und Interpretation verharrt. Die Belagerung der kurpfälzischen Amtsstadt im Frühsommer 1504 war viel mehr ein Mosaikstein im Muster sehr viel größerer und weiter reichender Konflikte, die sich bereits in den beiden vorangegangenen Jahrhunderten allmählich angebahnt hatten
und die nach Ausbruch des Krieges ihre Entladung auf zahlreichen Schauplätzen im gesamten süd- und südwestdeutschen Raum fanden. Das in vielerlei Hinsicht folgenreiche Brettener Geschehen jener Zeit, das in seinen Einzelvon am ausführlichsten in der Chronik von Melanchthons Bruder Georg Schwartzerdt überliefert ist, lässt sich daher - insbesondere auch hinsichtlich seiner längerfristigen Auswirkungen - nur im Kontext der Gesamtereignisse jener Zeit erklären und bewerten.
Für das Badische Landesmuseum und die Staatliche Kunsthalle ist es eine große Freude, dass Sie so zahlreich unserer Einladung gefolgt sind. Es ist ein ganz außergewöhnliches Ereignis, das uns heute in Karlsruhe zusammenführt. Erstmals haben das Badische Landesmuseum und die Staatliche Kunsthalle die Kräfte verbunden, um gemeinsam unter unterschiedlichen
Gesichtspunkten die wieder als geheimnisvoll empfundene Epoche des Spätmittelalters durch die Zusammenführung großartiger Kunstwerke darzustellen und erneut zu befragen.
Das Badische Landesmuseum darf heute, gemeinsam mit der Staatlichen Kunsthalle Karlsruhe, die Große Landesausstellung 2001 des Landes Baden-Württemberg eröffnen, wie wir dies bereits 1998 (mit der 48er Revolution) und 1999 (mit den Jahrhundertwenden) tun durften. Im Jahre 1970 hat das Badische Landesmuseum unter meinem Vorvorgänger Prof.
Dr. Ernst Petrasch, den ich sehr herzlich unter uns begrüßen möchte, eine grundlegende und bis heute wegweisende Ausstellung „Spätgotik am Oberrhein“ veranstaltet, in der eine Vielzahl der bedeutendsten Werke der Skulptur, der
Goldschmiedekunst, des Textil, der Glasmalerei und der Grafik aus jener Zeit des Spätmittelalters zusammengeführt war. Eine solche Ausstellung wäre heute, 30 Jahre danach, vor allem aus konservatorischen Gründen nicht mehr wiederholbar. Für das Badische Landesmuseum stellte sich daher die Frage, wie unser Haus das Thema dieser Landesausstellung formulieren und sich damit an dem trinationalen Projekt der oberrheinischen Museen in der Schweiz, in Frankreich und in Deutschland „Um 1500: Epochenumbruch am Oberrhein“ beteiligen könne.