Sozialkultur
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Hofmühlen im Schuttertal
(2006)
Hofmühlen sind im Schuttertal selten geworden. Von den ehemals zahlreichen Bauernmühlen entlang der Schutter und entlang der Bachläufe in den Seitentälern stehen nur noch wenige. Die Landwirtschaft hat durch Rationalisierung, Technisierung und Umstrukturierung neue agrarstrukturelle Formen angenommen und die Wassermühlen überflüssig gemacht. Oft versteckt zwischen Sträuchern, Erlen, Weiden und Eschen stehen bzw. standen die Mühlen abseits vom Hofgebäude, unterhalb des Spannweihers oder am Bach im Talgrund. Die gebündelte Kraft des im gestelzten Kähner lautlos dahinströmenden Wassers, das eigenartige Knarren des sich rasch drehenden Wasserrades oder das geräuschvolle, gleichmäßige Plätschern des ungenutzten Wassers im Radkasten hatte etwas Faszinierendes an sich. Nicht umsonst waren die Wassermühlen für die Menschen schon immer von guten und bösen Geistern bewohnt, von Sagen umwoben und in Liedern besungen. Selbst für die Maler und Dichter waren die Mühlen stets ein romantischer, märchenhafter, ja mystischer Ort, dessen Zauber sie in vielen Bilder, Gedichten und Balladen festgehalten haben.
Baden und Nassau, die gemeinschaftlichen Herrscher Lahr-Mahlbergs, beschlossen im Jahre 1567 auf dem „Gemeinstag zu Lar“, fortan in ihrer Herrschaft nur noch evangelische Pfarrer zu dulden. Nach dem Willen der Herrschaft wurde Hugsweier damit endgültig evangelisch. Erster evangelischer Pfarrer in Hugsweier soll Johann Seiß gewesen sein. Dem letzten katholischen Pfarrer in Hugsweier hatte man das Einkommen gesperrt. Ihm blieb nichts anderes übrig, als die Gemeinde zu verlassen. Die Herrschaft forderte anschließend, dass ein lutherischer Prädikant [Hilfsprediger] angestellt werde. Diese Forderung stieß auf den Protest des Patronatsherrn, des „Commenthurs“ Johann Holl in Straßburg, der für die Besetzung der Pfarrstelle zuständig war. Holls Protest hatte zur Folge, dass den Johannitern die ihnen im Lahr-Mahlbergischen Gebiet zustehenden Zinsen und Renten gesperrt wurden, bis man sich 1564 in einem in Offenburg geschlossenen Vergleich einigte. Darin verpflichteten sich die Johanniter, in Hugsweier einen Pfarrer Augsburgischer Konfession, der vorher in Straßburg sein Examen abgelegt hatte, anzustellen. Da der Vertrag aber nicht gleich unterzeichnet wurde, gab es immer wieder Schwierigkeiten.
Das Dorf im Wandel
(2010)
Jedes Dorf hat sein unverwechselbares Erscheinungsbild, seinen Reiz und seinen individuellen Charakter. Über viele Jahrhunderte waren Land- und Forstwirtschaft, Handel, Handwerk und Gewerbe die Grundlage für den Lebensunterhalt der Dorfbewohner. Die Haus-, Hof- und Siedlungsformen ergaben sich aus der landwirtschaftlich und handwerklich geprägten Wirtschaftsweise und bildeten die Keimzellen unserer sozialen Gemeinschaft. Geprägt war dieses Landschaftsbild von der harten Arbeit des Menschen, die fast ausschließlich in der Bewirtschaftung des Bodens bestand und seit Ausgang des Mittelalters nahezu unverändert geblieben war. Hier hat man seit alters her zusammen gewohnt, gelebt und gearbeitet. Deshalb wurden das Alltagsleben sowie die Lebensformen der Menschen neben der täglichen Arbeit vor allem durch zahlreiche altüberlieferte Sitten und Gebräuche bestimmt. Für alle Lebensereignisse gab es bestimmte und feste Verhaltensregeln. Durch sie waren Alltag und Festtag, Geburt und Begräbnis, Arbeit und Ruhe so geordnet, dass kein Lebensbereich ausgelassen wurde. Alles hatte im dörflichen Alltag seine feste Ordnung. Bis in die Nachkriegszeit des Zweiten Weltkrieges war diese Überschaubarkeit das Merkmal aller Dörfer sowohl im Ried wie auch im Tal. Alle hatten sie eine kompakte Struktur, eine klare innere Gliederung, wobei die jeweiligen ländlichen Faktoren das Gesicht der Dörfer prägten.
Einer Arbeit über den mittelalterlichen Hof stellt sich zunächst das Problem einer Definition dieses zentralen, aber schon für die mittelalterlichen Zeitgenossen kaum fassbaren Phänomens. Die vorliegende Arbeit folgt weitgehend dem Ansatz Peter Moraws, der den Hof als „das Medium, durch welches der Herrscher seine Existenz verwirklicht“ bezeichnet. Den Hof bildete demnach diejenige Menschengruppe, die, sei es materiell oder politisch, für die Aufrechterhaltung und Sicherung der fürstlichen Herrschaft zu sorgen hatte. Der Wächter gehörte ihm grundsätzlich genauso an wie der Küchenmeister, der Notar oder auch der adlige Rat.
Bis weit in das 18. Jahrhundert hinein spielten Zeit und Zeitmessung im täglichen Leben eine eher untergeordnete Rolle. Man richtete sich nach den
natürlichen Gegebenheiten von Tag und Nacht, von Sommer und Winter und orientierte sich hauptsächlich am Kulminationspunkt des Tages, dem
höchsten Sonnenstand, der Mittagszeit - vormittags oder nachmittags waren die entscheidenden Unterkriterien, Stunden oder gar Minuten spielten
eine kaum wahrnehmbare Rolle. Nicht nur das gesellschaftliche Leben spielte sich im wahrsten Sinne des Wortes ,im Laufe der Zeit' ab, ebenso
das gewerbliche Leben, die handwerkliche oder gar vorindustrielle Produktion. Der ,Lauf der Zeit' kennt keine Wiederholung, keinen unveränderlichen Takt der einzelnen Abläufe, der zur Wiederholung einlädt. Wohl gab es wasserbetriebene Hammerwerke und ähnliche Maschinen, die die Rotation des Antriebs in Takte umsetzten, doch reichte die Kraft des Wassers nicht aus, um sie als Energieträger industriell nutzen zu können.
Dem Heidelberger Geschichtsverein sind aus Privatbesitz zwei handschriftliche Chronikbücher der geselligen Vereinigung „Arminia“ übergeben worden. Der erste Band reicht von der Gründung 1884 bis Oktober 1898, der andere von Mai 1907 bis August 1918. Über den Verbleib des 1907 erwähnten zweiten Bandes für die Jahre 1899 bis 1906 und späterer Chroniken war bislang nichts herauszufinden. Die beiden Bücher werden bei Erscheinen dieses Beitrags dem Stadtarchiv Heidelberg übergeben worden sein.
Apfelkiste und Wellblech
(2013)
Das Geroldsecker Land ist reich an ehrwürdigen Baudenkmälern, von deren Baumeistern wir nicht immer eine gesicherte Nachricht besitzen. Von den mittelalterlichen Architekten wissen wir, dass sie ihre Arbeit an den Kirchen unserer Heimat in Demut vor Gott verrichtet haben; diesen Bauleuten war der Gedanke fremd, sich mit ihrem opus ein Denkmal setzen zu wollen. Fremd war ihnen auch der Gedanke, hinter einer blendenden Fassade schlechte Arbeit zu verrichten - Gott sieht in jeden Winkel! Auch die Architekten der Barockzeit, deren Berufsauffassung schon an den modernen Architekten erinnert, waren tiefgläubige Menschen; wenn sie für die Ausschmückung einer Barockkirche zu den gewagten Tricks eines Theaterdekorateurs greifen mussten - omnia ad majorem Dei gloria! Als Generalunternehmer hatten sie stets den drohenden Ruin vor Augen, und viele Baumeister sind völlig verarmt im Elend gestorben. In der vorhergehenden Ausgabe des „Geroldsecker Landes“ (Nr. 54, S. 151 ff. ) ist bereits über jene dörfliche, liebenswerte Fest-Architektur geschrieben worden, durch deren Ausführung niemand in den Bankrott getrieben wurde, eben weil sie als Gemeinschaftsarbeit von vielen anonymen Helfern mit persönlichem Einsatz und wenig Geld, aber mit viel Phantasie und Liebe errichtet wurde (und vielleicht auch manchmal mit demutsvoller Einsicht in die eigenen Fähigkeiten). An dieser Stelle soll nun von einer weiteren Architektur des dörflichen Lebenswelt berichtet werden, die ebenfalls von kurzen Lebensdauer war, aber immer wieder zu allen Jahreszeiten wunderbarerweise aus ihren Ruinen auferstand, und so geschieht es bis heute: die Bauwerke der Kinder.
"Wir wollen Gerechtigkeit!"
(2017)
Im Jahr 2017 jährten sich zwei wichtige Ereignisse in der Geschichte der Bürgerrechtsbewegung deutscher Sinti und Roma: Vor 35 Jahren gründete sich der Zentralrat Deutscher Sinti und Roma mit Sitz in Heidelberg und vor 20 Jahren wurde die weltweit erste Dauerausstellung zum Völkermord an der Minderheit feierlich im Dokumentations- und Kulturzentrum Deutscher Sinti und Roma eröffnet. Diese Ergebnisse bürgerrechtlicher Initiativen mussten von Sinti und Roma selbst hart erkämpft werden: Nachdem die Minderheit der deutschen Sinti und Roma nach 1945 weiter ausgegrenzt, entrechtet und marginalisiert worden war, trat die nach der NS-Verfolgung geborene Generation seit den 1970er-Jahren den Kontinuitäten antiziganistischer Diskriminierungsstrukturen in bundesrepublikanischen Behörden und der westdeutschen Gesellschaft entschlossen entgegen. In den 1980er-Jahren institutionalisierte sich die Bürgerrechtsarbeit von hier aus zunächst auf Bundesebene, später auch im internationalen Rahmen. Dieser Beitrag wirft einen Blick auf die Anfänge dieser Entwicklung, die maßgeblich in Heidelberg entstanden und bislang in der Stadtgeschichte kaum präsent sind.
Für die Generationen derjenigen Deutschen, die nach Ende des II. Weltkrieges geboren sind, sind die Schrecken, Ängste und Sorgen der Weltkriege unvorstellbar. Bei denjenigen, die den II. Weltkrieg noch erleiden mussten, dominiert verständlicherweise diese Erinnerung. Erinnerungen, welche allerdings anders sind als jene Erfahrungen, welche die Opfer des I. Weltkrieges gemacht haben. Manche der Denk- und Merkwürdigkeiten des I. Weltkrieges muten uns heute - mehr als eigenartig, oft geradezu kurios an.
Wahrscheinlich im Sommer 1465 schrieb der in Heidelberg weilende Humanist Petrus Antonius de Clapis einen lateinischen Brief an den 16- oder 17-jährigen Pfalzgrafen Philipp. In diesem lobte Petrus den Lehrer des zukünftigen Kurfürsten: „So hat man es nun, in Vertrauen auf das Vorbild des Königs Philipps [von Makedonien], der festlegte, dass seinem Sohn Alexander Sokrates zur Unterweisung in der Wissenschaft zugeordnet sein sollte, gewollt, dass man den hochgelehrtesten Mann Peter Brechtel, der mit einzigartiger Klugheit versehen und im römischen Recht gebildet ist, zu Deinem Lehrer machte, auf dass nach dessem allervortrefflichsten Vorbild an Gewähltheit und höchstem Wissen in den litterae dein Geist, der in deinem adligen Körper hervortritt, noch edler und edelmütiger gemacht werde.“ Abgesehen davon, dass Petrus Antonius Sokrates mit Aristoteles verwechselt, wird in dem Brief des im Umfeld des Heidelberger Hofs wirkenden Italieners der humanistische Anspruch deutlich, Fürsten durch die Unterweisung in den „litterae“, das heißt vor allem in der lateinischen Sprache und Literatur, zu besseren Menschen und Herrschern zu erziehen. Es muss allerdings beachtet werden, dass der Adressat des Schreibens zwar Pfalzgraf Philipp war, es aber fraglich ist, ob der Fürst überhaupt genug Latein beherrschte, um den Brief lesen zu können. Tatsächlich dürfte es dem Humanisten vor allem darum gegangen sein, das Interesse des am Hof gut vernetzten Peter Brechtel zu wecken. Zudem muss die Darstellung des weisen, überaus gelehrten Lehrers, kritisch hinterfragt werden. Die im Umfeld des Heidelberger Hofs während der Regierungszeit von Pfalzgraf Philipps Adoptivvater Friedrich I. „dem Siegreichen“ entstandenen historiographischen Werke, Fürstenspiegel, Gedichte und andere Texte tendieren dazu, fürstliche Bildungsbestrebungen, sei es als Mäzene oder Rezipienten gelehrten Wissens, topisch überhöht darzustellen. Wie Fürsten tatsächlich zu gelehrtem Wissen standen, wird im Fall des Heidelberger Hofs von einer Mauer aus Panegyrik verdeckt. Eine der Möglichkeiten, hinter diese zu schauen, ist, einen Blick auf jene Personen zu werfen, die dieses Wissen an die Fürsten vermittelten. Es handelt sich um die gelehrten Erzieher, die in den zeitgenössischen Quellen meist als Präzeptoren oder Zuchtmeister bezeichnet werden. Ihre Rolle am spätmittelalterlichen Heidelberger Hof steht im Mittelpunkt dieses Beitrags.