Auswanderung
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Im 19. Jahrhundert gab es in Deutschland drei Auswanderungswellen. Die erste große Übersee-Auswanderung fand in den Jahren von 1846 bis 1857 statt, die zweite von 1864 bis 1873 und die dritte von 1880 bis 1893. Wie bereits zur Zeit der ersten beiden Auswanderungswellen waren auch während der dritten die Vereinigten Staaten von Amerika das Hauptziel der Auswanderer. In Baden sind in den Jahren zwischen 1810 und 1900 rund 500.000 Menschen nach den USA ausgewandert. Umgekehrt sind in den Vereinigten Staaten im 19. Jahrhundert etwa 5 Millionen Deutsche aufgenommen worden. Es ist deshalb nicht verwunderlich, dass heute allein 60 Millionen Amerikaner deutscher Abstammung sind. Dies ist rund ein Fünftel aller US-Bürger, nach den Engländern und noch vor den Iren die zweitgrößte ethnische Gruppe in den Vereinigten Staaten. Zu der gewaltigen Auswanderungsbewegung im 19. Jahrhundert trug auch das obere Schuttertal einen im Verhältnis zur Einwohnerzahl beachtlichen Anteil bei. Nicht weniger als rund dreißig Prozent der Bevölkerung von Schuttertal, Dörlinbach und Schweighausen (circa 900 Personen) haben ihre Heimat verlassen, um sich in Nordamerika eine neue Existenz aufzubauen. Welche Ursachen haben nun dazu geführt, dass so viele Schuttertäler ihre Zukunft jenseits des Atlantiks suchten?
Um 1985 hat das Ausländer- und Staatsangehörigkeitsamt des Ortenaukreises ca. 3.000 ältere Verfahrensakten an das Kreisarchiv Ortenaukreis abgegeben. Die Akten wurden vorwiegend zwischen 1870 und 1939 von den Landratsämtern Lahr und Offenburg geführt und nach der Kreisreform vom Ortenaukreis übernommen. Inhaltlich behandeln sie Vorgänge über die Verleihung (Einbürgerung) bzw. die Aufhebung (Ausbürgerung) der badischen Staatsangehörigkeit. Die Akten sind badisch geheftet und wurden alphabetisch nach den Nachnamen abgelegt. Eine formelle Unterscheidung zwischen Aus- oder Einwandererakten wurde von den Behörden damals nicht vorgenommen. Den größten Teil des Bestands machen die Einzelfallakten über die Aufnahme in den badischen Staatsverband aus. Ein geringerer Teil behandelt auch die Entlassung im Rahmen von Auswanderungen. Daneben bestehen mehrere Sammelakten über die Ausstellung von Heimatscheinen in den Gemeinden der früheren Landkreise Lahr und Offenburg, die für einen Aufenthalt im Ausland bzw. für die dortige Einbürgerung benötigt wurden. Die Akten lagerten zunächst mehrere Jahre unbeachtet in den Archivmagazinen. Erst im Laufe des Jahres 2003 wurden sie im Rahmen eines Verzeichnungsprojektes erschlossen und damit der historischen Forschung zugänglich gemacht. Bereits bei der ersten Sichtung des Archivbestandes wurde dessen bleibender Wert festgestellt. Die historische Bedeutung der Einwandererfälle steht den Auswandererschicksalen in nichts nach. Während die Auswanderer im Ausland ihr Glück versuchten, so haben umgekehrt auch die Einwanderer bei uns ein neues Leben begonnen. Sie haben hier sich beruflich und mitunter auch gesellschaftlich engagiert. Ihre Nachkommen leben heute unter uns und belegen die Integration von Immigranten innerhalb eines Gemeinwesens. Die Einbürgerungsakten enthalten dabei wichtige Informationen über Herkunft, Beruf, Alter und familiäre Verhältnisse dieser Neubürger. Familienforscher können anhand der Einwandererakten die Herkunft bzw. den Weg einer Familie nachvollziehen. Heimatforscher können außerdem die Zuwanderung in den Orten und den Einfluss der Neubürger auf die Entwicklung unserer Städte und Gemeinden untersuchen. Dadurch werden die Staatsangehörigkeitsakten zu wichtigen Quellen zur Orts- und Sozialgeschichte. Der folgende Aufsatz wird dies an Beispielen erläutern und zugleich das Einbürgerungsverfahren beschreiben, wie es vor allem im Kaiserreich und in der Weimarer Republik üblich war.
Vom Ruster Amerika
(2007)
Denkt man an den Begriff „Amerika“, so verbindet man mit ihm einen Erdteil und sucht diesen auf einem Globus oder einer Weltkarte. Nur wenige Menschen kämen auf den Gedanken, auf einer Flurkarte der Gemeinde Rust nachzusehen. Aber genau dort am nördlichen Rand der Gemarkung, an die von Kappel grenzend, liegt das Gewann „Amerika“. Zur Herkunft und Bedeutung dieses Flurnamens gibt es im Ort verschiedene Erklärungsversuche. So wird beispielsweise gesagt, dass dort die Auswanderer des 19. Jahrhunderts nach Amerika die Boote bestiegen hätten, um auf dem Taubergießen über den Rhein nach Holland zu gelangen, von wo aus die Reise in die neue Heimat beginnen sollte. Doch ein Blick auf eine zeitgenössische Karte zeigt, dass dieser Erklärungsversuch wenig tauglich ist, denn es gibt Einstiegsstellen, die näher am Dorf liegen. Warum sollte man also an das Ende der Gemarkung fahren, wenn man es näher und bequemer haben konnte. Allerdings gibt uns die Verbindung zu den Auswanderern einen Hinweis. Er führt uns jedoch nicht zu jenen Menschen, die im Zuge der großen Auswanderungswelle Mitte des 19. Jahrhunderts ihre Heimat verlassen haben, denn bereits auf einer 1828 erschienenen Rheinlaufkarte lässt sich die Bezeichnung „Nord-Amerika“ finden. Wenn also ein Zusammenhang zwischen dem Flurnamen und Auswanderungen besteht, dann weist er auf die Jahre 1816/17 hin.
Im Landesarchiv Baden-Württemberg/Staatsarchiv Freiburg lagern zwei insgesamt 44 beschriebene Seiten umfassende, in sachlicher Hinsicht unmittelbar zusammengehörige Auswanderungsakten, in denen sich im Wesentlichen verschiedene amtliche Vorgänge des Jahres 1832 dokumentiert finden. Die beiden ehemals im Generallandesarchiv Karlsruhe aufbewahrten Dossiers, die, soweit erkennbar, in der einschlägigen Forschungsliteratur bislang weitgehend unbeachtet geblieben sind, verdienten bezüglich ihrer – zumindest auf den ersten Blick – doch eher banalen Inhalte wohl kaum eingehendere Aufmerksamkeit, lieferten sie im Rahmen übergeordneter Zusammenhänge nicht weiterführende Hinweise zur Lösung eines nachweislich seit Ende 1890 bestehenden genealogischen Problems, das den aus Boston (Massachusetts) stammenden Kunstmaler Jean Paul (eigentlich John Paul) Selinger über einen längeren Zeitraum hinweg regelrecht umgetrieben zu haben scheint, ohne doch jemals grundlegend angegangen und definitiv behoben werden zu können. Mehr noch: Die schon seit längerem in den „Smithsonian Archives of American Art“ in Washington (District of Columbia) archivierten Teile der Privatkorrespondenz des genannten Künstlers, die unter anderem auch eine Vielzahl von Briefen von dessen „cousin“ Joseph Selinger (1859-1938) umfassen, lassen die vermeintlich engen verwandtschaftlichen Beziehungen zwischen den beiden besagten Personen vor dem Hintergrund der im Folgenden behandelten Auswanderungsakten in unerwartet neuem Licht erscheinen. Worum geht es im Einzelnen? Da sich die soeben skizzierten Zusammenhänge am besten in chronologischer Reihenfolge erschließen lassen, scheint es zunächst naheliegend, die eingangs ins Feld geführten Archivalien einer kursorischen Durchsicht zu unterziehen.
In der Mitte des 19. Jahrhunderts wanderten viele Menschen aus dem Schwarzwald, dem Breisgau und dem Markgräflerland nach Amerika aus. Nach einer Statistik waren es allein in den Jahren 1850 bis 1859 annähernd eine Million Deutsche, die den Weg in andere Welt antraten. Zum Ende des 19. Jahrhunderts gab es gar sechs Millionen deutsche Siedler in dem großen Land dort über dem weiten Meer. Nach den Engländern bildeten die Deutschen noch vor den Iren und den Schotten die zweitgrößte Gruppe in der neuen Welt. Viele der Auswanderer wurden schon bereits in der zweiten Generation zu echten Amerikanern und haben auch innerhalb kurzer Zeit ihre Namen der Sprache angepaßt. Es gibt aber noch eine ganze Reihe von Städten und Dörfern, in denen das Deutschtum bis in die heutige Zeit hinein gepflegt, sogar die deutsche Sprache noch gesprochen wird und die ursprünglichen Familiennamen in der deutschen Schreibweise noch erhalten sind. Im Jahre 1983 wurde des Tages gedacht, als erstmals deutsche Siedler den amerikanischen Erdteil betraten. Es wurden Feiern abgehalten und einige Dokumentationen veröffentlicht. Es waren dreizehn Familien aus Krefeld, die dem Ruf eines englischen Adligen folgten um in Amerika ein „heiliges Experiment" durchzuführen. Die Männer waren meist Handwerker, Zimmerer, Weber, Schneider und Schuhmacher. Nach einer 75-tägigen Schiffsreise landeten sie in Philadelphia.
200 Jahre Neuschwetzingen
(2004)
Nur wenige Kilometer von der ehemaligen Residenzstadt des Herzogtums Neuburg a. d. Donau entfernt, liegt in einem früheren Moorgebiet, dem Donaumoos, das Dorf Neuschwetzingen, das im Jahre 2002 den 200. Jahrestag seiner Gründung feiern konnte. Bereits im Jahre 1778 beauftragte Kurfürst Carl Theodor erstmals eine eigens gebildete Hofkommission, einen Plan zur Trockenlegung des größten Niedermoors Süddeutschlands zu erarbeiten. Möglich wurde dies durch das ihm 1777 zugefallene Erbe, des Kurfürstentums Bayern, dessen Landesgrenze zum Herzogtum Pfalz-Neuburg mitten durch das Donaumoos führte und die nun bedeutungslos geworden war. Die Umsetzung der Planung gestaltete sich jedoch schwieriger als erwartet, wobei widrige Umstände der damaligen Zeit, wie z. B. der Bayerische Erbfolgekrieg, aber auch die zu erwartenden hohen Kosten eine schnelle Realisierung unmöglich machten.
»Die Universitätsbibliothek Freiburg hat sich angesichts ihres Alleinbesitzes an
den über 150 Jahrgängen der Freiburger Zeitung aufgerufen gesehen, der
Geschichtswissenschaft den Zugang zu dieser elementaren und ergiebigen
Quelle, die zudem auf das Engste mit Stadt und Region, aber auch Universität
verbunden ist, zu erleichtern und durch die Digitalisierung der Freiburger Zeitung den weltweiten Zugriff über das Internet zu ermöglichen. So soll nicht nur
der entfernt wohnende Historiker, sondern auch der hier ansässige Lokalforscher, über das Internet in den Artikeln, amtlichen Bekanntmachungen,
Annoncen und sonstigen Beiträgen der Freiburger Zeitung recherchieren.« [1]
Bei der Verzeichnung des Pfarrarchivs Grunbach, Dekanat Schorndorf, Rems-Murr Kreis sind wir auf Briefe und Postkarten von 2 Nachkommen ehemaliger Grunbacher Auswanderer aus den Jahren 1931–1933 gestoßen, die betroffen machen. So schreibt ein Wilhelm Knauer am 28.12.1931 an den damaligen
Ortspfarrer.[1]
Im Strom der Amerika-Auswanderer tauchen Träger des Namens Bunz (Namensvarianten sind Buntz, Bontz, Bonz) erst ab den 1830er Jahren in größerer
Zahl auf. Wir wissen von rund 50 Namensträgern, die im 19. und beginnenden
20. Jahrhundert parallel zu den von Deutschland ausgehenden Auswanderungswellen nach Nordamerika emigrierten und sich in den – von deutschen
Siedlern damals generell bevorzugten – Staaten der mittleren Atlantikküste
(New York, New Jersey, Pennsylvania) und des mittleren Westens (Ohio,
Indiana, Illinois, Wisconsin, Michigan, Iowa, Missouri) niedergelassen haben. [1]
Es gibt allerdings den – weder von Bonz noch der Auswanderer-Datenbank
des baden-württembergischen Landesarchivs erfassten – Ausnahmefall einer
Amerika-Emigration von Bunz-Namensträgern schon um die Mitte des
18. Jahrhunderts, als drei Brüder aus Niederstotzingen sich auf den Weg in die
damals noch ganz junge britische Kolonie Georgia machten. Ihre Geschichte
und die ihrer Nachkommen soll hier erzählt werden. [2]
In den vergangenen Jahrhunderten lockte Amerika Hunderttausende von
Europäern. Die Vereinigten Staaten galten als das Land der Freiheit und der
ungeahnten wirtschaftlichen Möglichkeiten. Wenig bekannt ist sowohl in der
Öffentlichkeit als auch in der deutschen Forschung, dass Großbritannien
ebenfalls ein Einwanderungsland für viele Europäer war. Zwar bewegte sich
Großbritannien als Einwanderungsland stets im Schatten Amerikas, doch bot
es für viele europäische Einwanderer reizvolle politische und wirtschaftliche
Perspektiven. Spätestens seit dem 18. Jahrhundert war Großbritannien ein
Land, in dem selbst der einfache Mann wirtschaftliche und soziale Freiheiten
genoss, die ihm in der kontinentaleuropäischen Heimat verschlossen waren.
Zeitgenössische Reisende, die England besuchten, sprachen voll Hochachtung
vom »Geist der Freiheit« und der »Idee der Gleichheit« in England.