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Die Spiegelmanufaktur (SAINT-GOBAIN GLASS DEUTSCHLAND GMBH) im Mannheimer Stadtteil Waldhof kann in diesem Jahr auf ein 150jähriges Bestehen zurückblicken. Ein Ereignis das aus mehreren Gründen gewürdigt werden soll. Ihre Errichtung auf einem von den Erben des Hofgerichtsrats und Hofbibliothekars Karl Theodor von Traitteur erworbenen Gelände auf dem Luzenberg leitete die Industrialisierung im Norden Mannheims ein. Luzenberg und Waldhof, es waren nur
kleine Ökonomiegüter, gehörten zur Gemarkung Käfertal und lagen weit vor den Toren der Stadt. Bis zu ihren Eingemeindungen 1897 bzw. 1913 lagen die selbständigen Gemeinden Käfertal und Sandhofen zwischen Mannheim
und der Landesgrenze zu Hessen. Die Gemeinde Käfertal hatte eine Gesamtfläche von über 1776 Hektar mit recht unterschiedlichen Bodenqualitäten, aber 1852 bevölkerten nur 1748 Einwohner das große Gebiet. Das sollte sich ab 1853 rasch ändern.
Das »Strohgäu« ist heute in aller Munde. Die Stuttgarter Zeitung nennt ihre Lokalausgabe »Strohgäu Extra« und deckt damit die Berichterstattung über die Orte
Ditzingen, Gerlingen, Korntal-Münchingen und Hemmingen ab. Auch die Ludwigsburger Kreiszeitung widmet der Berichterstattung über das westliche Kreisgebiet
täglich eine Seite unter der Überschrift »Strohgäu«.
Im jüngst erschienen Buch mit dem Titel »Die Region Ludwigsburg« sind unreflektiert so viele Orte unter dem Begriff »Strohgäu« versammelt, dass zur Orientierung
das Strohgäu in einen nördlichen und südlichen Teil aufgeteilt wird. Mancher Ort
nennt sich »Perle des Strohgäus«. Ditzingen versteht sich munter als »Hauptstadt des
Strohgäus«. Es gab vor einigen Jahren eine Initiative »Grünes Strohgäu«, durch das
Strohgäu dampft und fährt die »Strohgäubahn«. Wasser liefert die »Strohgäuwasserversorgung«, und Geld verwaltet die »Volksbank Strohgäu«. Es gibt ein »Strohgäu-Sinfonieorchester«, Strohgäuhotels und Strohgäuapotheken, und in Hemmingen
sind die »Strohgäunarren« unterwegs. Es ließe sich noch vieles auflisten, was unter
dem Begriff »Strohgäu« dahinsegelt. Strohgäu ist also »in«. Genau verorten kann das
Strohgäu über die vielen Nutzungen des Begriffs aber nicht. Sucht man die Schnittmenge der Orte, die mit dem Begriff »Strohgäu« heute über die genannten Einrichtungen verbunden sind, bleibt ein Kernbereich mit den Orten Ditzingen mit seinen
Stadtteilen, Korntal-Münchingen und ein Randbereich mit Hemmingen, Schwieberdingen, Höfingen und Gerlingen.
In das Nest der mittelalterlichen Stadt
Weinheim, im Barock sogar zeitweilige
Residenzstadt, wurde im 19. Jahrhundert das
Ei des industriellen Kuckucks gelegt, das
größer war als alle zuvor gelegten gewöhnlichen
Eier, aber es wurde dennoch nach
anfänglichem Widerstreben von den Weinheimern
so behandelt, als gehöre es zur
eigenen Brut. Die Umstände, wie das Ei des
industriellen Kuckucks nach Weinheim kam,
entsprachen völlig den Gewohnheiten der Zeit
und waren in ihr Gewand gekleidet.