Verarbeitendes Gewerbe
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Im Jahre 1832 wurde in Schramberg als Armenbeschäftigung die Strohflechterei eingeführt. Die Bevölkerung hatte stark zugenommen und die Erwerbsmöglichkeiten waren gering. Gleichzeitig waren die Ansprüche der Menschen gestiegen. Neue „Luxusgüter“, wie Kaffee und Tabak, waren auf den Markt gekommen. Um der Verarmung zu entgehen, sind in dieser Zeit 117 Menschen aus Dunningen ausgewandert. Deshalb waren die Gemeinde und die Bürgerinnen und Bürger dankbar, dass Bernhard Mauch 1854 sein Strohhutgeschäft von Hausach nach Dunningen verlegte. Er beschäftigte bald 10-12 Personen und brachte zusätzlich Heimarbeit in bis zu 80 Häuser. Zur Zeit der Gründung herrschte in Württemberg und auch im Schwarzwald eine bittere Armut. Missernten führten immer wieder zu Hungersnöten. König Wilhelm I. von Württemberg, der ein großes Herz insbesondere für den Bauernstand hatte, stellte ein hohes Staatsdarlehen für die Einführung der Hausflechterei zur Verfügung. So wurden Flechtschulen gegründet, u.a. auch in Seedorf.
Im Oktober dieses Jahres konnten zwei verdiente Handwerksmeister den <Goldenen Meisterbrief>, der von der Handwerkskammer Konstanz für 40-jährige Tätigkeit verliehen wird, in Empfang nehmen: Herbert Scholder, Bäckermeister, und Herbert Spengler, Schmiedemeister. Beide legten im Jahre 1961 die Meisterprüfung ab, um dann in den folgenden Jahren den Betrieb des Vaters zu übernehmen und diesen weiterzuführen.
Der Abzug der kanadischen Streitkräfte und ihrer Angehörigen ab dem Jahr 1992 und der darauf folgende verstärkte Zuzug von Spätaussiedlern aus den Staaten der ehemaligen Sowjetunion hatten für Lahr gravierende Auswirkungen in ökonomischer und gesellschaftlicher Hinsicht. Innerhalb von zehn Jahren stieg ihr Anteil auf glatte 20 Prozent der Einwohnerschaft. Von den 43.000 Einwohnern der Stadt sind heute fast 9.000 Spätaussiedler. Dass dieser Umbruch nicht reibungslos und ohne Probleme vonstatten ging, versteht sich von selbst. Doch nach anfänglichen Schwierigkeiten und nachdem akzeptiert wird, dass der Integrationsprozess über Generationen geht, kommen mehr und mehr die Stärken und Qualitäten der Neubürger zum Vorschein.
SteinDruckSachen
(2008)
Lahr wurde und wird zum Teil immer noch als „Schächtilistadt“ bezeichnet. Das hat allerdings nichts damit zu tun, dass hier alles in ein „Schächtili“, eine kleine Schachtel, passen würde. Es ist auch kein Hinweis auf eine besondere Stadtarchitektur. Gemeint ist vielmehr die im 19. Jahrhundert in Blüte stehende und neben der Tabak- und Zichorienverarbeitung prägende Kartonagenindustrie, die Herstellung der Schächtili eben. Doch wer etwas verpackt, muss auch angeben, was in der Verpackung steckt. Und so ist es nicht verwunderlich, dass auch das Druckgewerbe beinahe zeitgleich in Lahr seinen Aufschwung nahm. Denn nicht nur der Buchdruck, der mit Johann Heinrich Geiger schon im ausgehenden 18. Jahrhundert in Lahr seine Grundlagen bildete, sondern gerade der Merkantildruck wurde im 19. Jahrhundert in Lahr zu einem wichtigen Wirtschaftsfaktor. Voraussetzung dafür war aber die Erfindung der Lithographie.
Die Hiobs-Botschaften kommen in verlässlichen Abständen: Egal, ob Strom, Öl oder Gas - die Preise steigen unaufhörlich. Neben dem wachsenden Umweltbewusstsein der Menschen ein Grund, warum erneuerbare Energien immer beliebter werden. Die Erdwärme, die Geothermie genannt wird, ist eine von ihnen. Sie dringt vom schmelzflüssigen Kern im Erdinneren laufend an die Erdoberfläche und erhitzt dabei die auf dem Weg nach oben liegenden Gesteinsschichten und unterirdischen Wasserlager. Deutlich sichtbar wird dieser Vorgang an vielen Stellen auf der Erde, wo in Form von heißen Quellen oder Geysiren heißes Wasser oder Dampf direkt bis an die Oberfläche dringt. Je tiefer man in das Innere der Erde vordringt, desto wärmer wird es. Die Geothermische Vereinigung hat berechnet, dass in Mitteleuropa die Temperatur um etwa drei Grad Celsius pro 100 Meter Tiefe zunimmt. Deshalb sehen Experten in der Nutzung dieser Wärme nicht nur ein riesiges Potenzial, sondern auch die Energiequelle der Zukunft. Zumal die im Untergrund vorhandenen Heißwasserressourcen nach menschlichen Maßstäben unerschöpflich sind. Hinzu kommt, dass die Geothermie keine Treibhausgase verursacht und deshalb absolut umwelt- und klimafreundlich ist. Ein weiterer nicht zu unterschätzender Vorteil der Erdwärme ist ihre „Grundlastfähigkeit“. Das bedeutet, dass diese Energie unabhängig von Wind und Sonne, Jahreszeiten, Wetter oder Klimabedingungen überall und jederzeit zur Produktion von Strom und Wärme eingesetzt werden kann.
75 Jahre "Gläserner Zug"
(2010)
Die These von der grundsätzlich „industriefeindlichen“ Kommunalpolitik Heidelbergs ist schon vor längerer Zeit widerlegt worden. Die vergleichsweise schlechte Industrialisierung Heidelbergs um 1900 (Heidelberg rangierte unter den badischen Städten mit über 20 000 Einwohnern an vorletzter Stelle) ist weniger einer absichtlich industriefeindlichen Gesinnung zuzuschreiben als vielmehr strukturellen Problemen, die sich aus der geographischen Lage der Stadt und den damit verbundenen jahrzehntelangen Auseinandersetzungen um die Verlegung des Bahnhofs ergaben. Aufstrebende Industriebetriebe, wie sie sich Ende des 19. Jahrhunderts auch in Heidelberg entwickelten, verließen die Stadt vor allem deshalb, weil sie anderswo die für ihre Entwicklung zwingend notwendigen Eisenbahnanbindungen fanden. Bestes Beispiel dafür sind die beiden Weltfirmen, die noch heute den Namen Heidelbergs tragen: Heidelberger Zement und Heidelberger Druckmaschinen. Sie fanden südlich von Heidelberg in Leimen bzw. Wiesloch die Infrastruktur und die Möglichkeiten, die sie in Heidelberg vergeblich gesucht hatten, solange hier der stadtnahe Bahnhof am Ausgang des engen Talkessels ihre direkte Anbindung und damit ihre Expansionsbestrebungen verhinderte.
Der Längste im ganzen Reich!
(2004)
Bei Recherchen für eine Geschichte der H. Fuchs Waggonfabrik AG in Heidelberg-Rohrbach, deren Anfänge in der von Heinrich Fuchs 1862 übernommenen Waggonmanufaktur des Heinrich Schäfer bestanden und deren Ende 1957 mit dem Verkauf durch den Letztbetreiber Dillinger Hütte kam, wurden Einkaufsakten und ein bislang unveröffentlichtes Photoalbum des Hofsalonwagens „Karlsruhe 1“ für Großherzog Friedrich II. und Großherzogin Hilda (Abb. 1) gefunden. Die Suche nach weiteren Informationen darüber blieb zunächst ergebnislos bis auf die in der Eisenbahnliteratur erwähnte Tatsache, dass es sich bei dem letzten badischen Hofsalonwagen offenbar um das längste Exemplar dieser Gattung unter den deutschen Länderbahnen handelte. Ganz im Gegensatz zu Kaiser Wilhelm II. war der badische und auch der württembergische Hof unterwegs im Hofsalonwagen jedoch eher photoscheu, denn es sind keine Fotos der Herrscher vor ihren Prestigewaggons gefunden worden. Zum Glück sind jedoch die ungedruckten, 1947 verfassten Erinnerungen des Geheimen Oberbaurats Dr. h. c. Alexander Courtin (1861-1956, Abb. 2) erhalten geblieben, der seinerzeit als Vorstand der Betriebsabteilung der Großherzoglichen Generaldirektion der Badischen Staatseisenbahnen für die Anschaffung der Lokomotiven, Personen- und Güterwagen zuständig war. Ohne diese Quelle hätte das Folgende nicht geschrieben werden können, das ein erstes Mosaik aus weiteren Informationspartikeln versucht. Im Nachlass des Oberingenieurs und Designers Georg Mechtersheimer (1880-1972) fanden sich
nämlich die noch unveröffentlichten, kompletten Aufrisse und Querschnitte des Wagens in Bleistift. Über die Motive, warum zum vorhandenen Salonwagen gleich noch einer gebaut werden musste, kann man nur spekulieren. Wahrscheinlich steckte eine Großherzogin dahinter.
Am Anfang stand die „Kohlenkatastrophe“. Unter dieser Überschrift meldete die Heidelberger „Volkszeitung“ im Oktober 1919: „Die Beleuchtung der Schaufenster muß unterbleiben. Hotels und Gastwirtschaften dürfen morgens vor Tag nicht öffnen, abends muß eine frühere Feierabendstunde festgesetzt werden. Auch die Läden dürfen erst bei Tag geöffnet werden. Schulen und Universität erhalten kein Licht. Der Unterricht muß in die Zeit von 8 bis 1 oder 2 Uhr gelegt werden. Die Krankenanstalten müssen selbstverständlich Licht haben .... Die Industrie muß die Arbeitszeit so legen, daß man bereits ohne Licht auskommt. Wir treten in den Winter ohne jeglichen Bestand an Kohlen. Die Katastrophe steht bevor.“ Die wenigsten der mit diesen Schreckensmeldungen konfrontierten Heidelberger Zeitungsleser dürften hierüber wirklich überrascht gewesen sein. Nicht nur der kriegsbedingte Arbeitskräftemangel hatte die deutsche Kohlenförderung verringert. Auch die Tatsache, dass deutsches Militär Kohlengruben in Nordfrankreich und Belgien bei seinem Rückzug im Jahr 1918 geflutet und damit unbrauchbar gemacht hatte, trug zur Kohlenkatastrophe bei. Die Stadtverwaltung setzte ihre Hoffnung auf eine kommunale Verteilerstelle, die „Ortskohlenstelle“, geleitet von dem als tatkräftig bekannten Emil Maier (1876-1932). Durch den Direkteinkauf beim Produzenten sollte der Zwischenhandel ausgeschaltet und so der Bedarf der Verwaltung und bedürftiger Heidelberger an Kohlen und Brennholz zu günstigeren Preisen gedeckt werden.
Es ist Bertolt Brechts „lesender Arbeiter“ (1935), der mit der Frage, ob Caesar, als er die Gallier schlug, nicht „wenigstens einen Koch“ dabei gehabt habe, darauf pocht, dass Geschichte nicht allein von den „Großen“ gemacht wird. Trotzdem befassen sich historische Betrachtungen immer noch gern mit herausragenden Ereignissen und mit solchen Personen, die ihre bis in die Moderne sichtbaren Spuren hinterlassen haben oder über die geschrieben worden ist und die selbst geschrieben haben – Briefe oder Tagebücher zum Beispiel. Dagegen gehen diejenigen, von denen nichts Vergleichbares blieb und die lediglich die Statisten in jener Geschichte der anderen waren, dem Blick des Betrachters leicht verloren. Deshalb ist es interessant, einmal wenigstens ansatzweise nachzuzeichnen, welchen Part die Mitglieder einer alteingesessenen Familie aus dem großen Heer der „kleinen Leute“ in der Heidelberger Stadtgeschichte spielten, zumal – anders als bei vielen Adligen oder Industriellen – über die Genealogien einfacher Handwerker oft nur wenig bekannt ist. Letzteres gilt nicht für die Familie der Heidelberger Zuckerbäcker – heute heißt es im Allgemeinen: Konditoren – Loos.
Die vorliegende Studie widmet sich der Entwicklung der Heidelberger Chemiefirma Teroson von einem kleinen Familienbetrieb zu einem mittelständischen Industrieunternehmen. Geprägt wurde dieser Aufstieg zwischen 1930 und dem Beginn der 1950er Jahre von Erich Ross, dem Firmenchef der 2. Generation. Welche Haltung nahm er gegenüber der NS-Ideologie und dem NS-Staat ein? War er ein überzeugter Anhänger des Nationalsozialismus oder ein tüchtiger Unternehmer, der sein Verhalten im Interesse der Firma dem NS-System anpasste? In welchem Maße begünstigten der Wirtschaftsaufschwung der 1930er Jahre, die Aufrüstung und die Kriegswirtschaft den wirtschaftlichen Erfolg des Unternehmens? Wie überstand Ross die Zeit der amerikanischen Besatzung und wie führte er den Ausbau der Firma in der frühen Bundesrepublik fort?