Schauspiel, Oper, Operette und Ballett
Filtern
Erscheinungsjahr
Dokumenttyp
Sprache
- Deutsch (27)
Gehört zur Bibliographie
- nein (27)
Schlagworte
- Theater (9)
- Schultheater (6)
- Geschichte (5)
- Heidelberg (5)
- Oper (3)
- Villingen im Schwarzwald (3)
- Badisches Staatstheater Karlsruhe (2)
- Benediktiner (2)
- Franziskaner-Museum 〈Villingen-Schwenningen〉 (2)
- Freilichttheater (2)
In der frühen Neuzeit gab es eine ausgeprägte geistliche Theaterkultur. In vielen Abteien, Klöstern und geistlichen Schulen kamen jährlich mehrere Dramen zur Aufführung. Sie dienten der Unterweisung der Schüler in der lateinischen Sprache, aber auch der Repräsentation der geistlichen Institutionen, die sie zur Aufführung brachten. Vor allem aber waren sie ausgerichtet auf die Gewinnung der Zuschauer und Mitwirkenden für den katholischen Glauben bzw. auf die Festigung dieses Glaubens. In der Überlieferung der Reichsabtei Marchtal hat sich eine umfangreiche Sammlung derartiger Dramen, Periochen und Libretti erhalten. Die Stücke stammen aus den verschiedensten geistlichen Einrichtungen des süddeutschen Raumes
und der angrenzenden Gebiete. Sie werden hier erstmals umfassend präsentiert und analysiert. Diese Gesamtschau verbindet interdisziplinär geschichtliche, kirchengeschichtliche und literaturgeschichtliche Aspekte und vermittelt damit einen umfassenden Einblick in einen zu Unrecht bislang wenig beachteten Teil der deutschen Kulturgeschichte.
„Wir haben auch commedianten hir, den Hans Ernst mit seiner bande; sie haben gestern 'pfuidian hinaus hinaus mit dir, pfui pfui o pfuidian hinaus und [all, die] solche seyn' gespillet“, meldet am 5. Dezember 1667 ein Brief der 15-jährigen Liselotte von der Pfalz, bestimmt für „Madame de Harling E Luneburg“. Fünf Jahre zuvor war die Kurprinzessin aus der Obhut ihrer hannoverschen Tante Sophie nach Heidelberg zurückgekehrt und verrät inzwischen im launigen Schriftverkehr mit „ma Tante“ und ihrer ehemaligen Erzieherin Anna Katharina von Harling schon viel von dem geistvollen Plaudertalent, das sie für die Nachwelt berühmt gemacht hat.
Heidelberg ist eine Musikstadt mit reicher Tradition. Wer bei Musik aber an Musiktheater denkt, wird, das darf man behaupten, sicher zuletzt an Heidelberg denken. Heidelberg als Musikstadt, das waren Hofkapelle und Hofkantorei Friedrichs I. und seiner Nachfolger im 15. und 16. Jahrhundert, das war und ist seit 1885 der Heidelberger Bachverein, das ist ein nach wie vor faszinierendes Musikleben, das sich aus einer Fülle von Einzelinitiativen vor allem im Chor- und Kammermusikbereich speist. Heidelberg als Theaterstadt, um nur ein paar Rahmendaten zu benennen, das ist das Hoftheater seit der Zeit des prachtliebenden Kurfürsten Friedrich IV. an der Wende zum 17. Jahrhundert, das ist Heinrich George auf dem Schloss, das sind aber auch Aufführungen wie Faust I und II im Goethejahr 1999 am Taeter-Theater. Heidelbergs Musiktheater hingegen war schon immer und über alle lntendantenwechsel hinweg Provinz. Provinztheater - das kann man durchaus verstehen auch ohne pejorativen Beiklang: Hinterland zwar, aber nicht
hinterwäldlerisch, vielmehr, fern des Glanzes des Einmaligen, für das Kulturleben repräsentativ. Auf das Repräsentative ist also hinzuweisen, im
Rundblick auf das Stadttheater der Jahre zwischen um 1830 und um 1930. Und in einzelnen Schlaglichtern soll Individuelles beleuchtet werden.
Theater auf Aktien
(2001)
Zuletzt wurde 1953 in Heidelberg ein Theaterjubiläum begangen: 100 Jahre städtische Bühne. 2003 ist mit einem Anschlussfest zu rechnen. Aber ist die bauliche Fertigstellung eines Theaters ein geeigneter Erinnerungstermin? Organisationsgeschichtlich bieten sich zwei andere Daten an: Ab 1837 fanden im Prinz Max in der Marstallstraße regelmäßige Theateraufführungen statt, die seit 1843 unter dem Namen „Heidelberger Stadttheater“ dargeboten wurden. Diese Vorgeschichte war freilich allen früheren Theaterjubiläen bekannt, auch schon 1878. Das Heidelberger Bürgertum hat immer
an dem Baujubiläum festgehalten, weil es sich am Bau so intensiv wie bisher sonst nicht am Theater beteiligt hatte. So wird es 2003 wieder ein
großes Fest geben, an dem das Heidelberger Bürgertum sein Theater und sich selbst feiert. Für den Stadthistoriker bleibt es dagegen eine gute Erfahrung, ein Thema ohne Jubiläumsdruck bearbeiten zu können.
Die im Titel gestellte Frage, ob die Heidelberger Schlossfestspiele ein Salzburg des deutschen Südwestens seien, mag mit Blick auf die gegenwärtig
jeden Sommer stattfindende Veranstaltungsreihe zunächst einmal überraschen. Nichts gegen das abwechslungsreiche Programm vor attraktiver
Schlosskulisse und auch gar nichts gegen den alljährlich dort aufgeführten „Student Prince“, der eigentlich weitaus besser ist als sein schlechter Ruf.
Aber was soll das mit dem hohen künstlerischen Anspruch der Festspielinszenierungen in der Österreichischen Mozartstadt zu tun haben, was mit
deren Aufgebot an Stars aus der internationalen Theater- und Musikbranche? Und selbst die Champagner schlürfende Prominenz aus Politik, Wirtschaft und Kultur - offenbar ebenfalls unverzichtbare Begleiterscheinung hoher Festspielkultur - wird hier nicht in teuren Limousinen vorgefahren, um für die Boulevard-Presse zu posieren. Anders formuliert: Zwischen dem „Castle-Festival“ Heidelberg, das sich eines großen Zuspruchs nicht zuletzt seitens der Touristen erfreut, und den „Salzburger Festspielen“, die zur Pflichtstation hehrer Kunstpilgerschaft gehören, liegen Welten. Die traditionsreichen Festspiele im Salzkammergut als Vergleichsmaßstab für Heidelberg? Eigentlich ein abwegiger Gedanke.
Zimmertheater vor 500 Jahren
(2001)
Fünfzig Jahre sind keine geringe Zeit, auch nicht für ein Haus wie das Heidelberger Zimmertheater. Es ist gerühmt und gewürdigt worden; alle Glückwünsche und Hoffnungen ruhen auf ihm. Das Thema dieses Beitrags möchte Sie über eine zehnfache Zeitspanne, über 500 Jahre also, in die Zeit um 1500, genauer vor 1500, eigentlich nur zu zwei Tagen in den Jahren 1480 und 1497 geleiten, an denen im Wormser Hof in unmittelbarer Nähe des heutigen Zimmertheaters Theater gespielt worden ist.
Vorsprechen
(2001)
Das Theater, immer schon da gewesen, von Anfang an in meinem Leben wirksam, wie der Wind hier, Westwind, Regenwind meistens, der am Laden
rüttelt, immer schon da war, der aufstöhnende Nussbaum oder der fette Brummer, der gegen das gleißende Fensterviereck anrennt; im Treppenhaus täglich das Schnarren des Milchmanns, Heilhitler! Diese Ruhe auf den leeren Straßen und vom Garten her, der mit seinem Grün hereinschwappt, doch im Flureck knackt es bereits am späten Nachmittag, das sind die Geister, die Gespenster, die unbeerdigten Toten, die im Kleiderschrank hausen, anhängliche Tiere. Wie sie ihre Stimme verstellen und zierlich machen, wie sie die Köpfe durch den Türspalt zwängen, durch die Vorhangöffnung, einer über dem anderen, welche Fratzen. Immer gegenwärtig das Märchen vom toten Kind, das nicht richtig tot sein kann, weil es ein paar Münzen
gestohlen und in den Ritzen des Holzbodens vergraben hat, und nun scharrt es jede Nacht mit den gekrümmten Fingernägeln nach den Geldstücken, ich höre es deutlich. Ich soll, heißt es, von früh auf nur mit Puppen gespielt haben, nicht mit Eisenbahn, Panzern, Märklin-Baukasten, sondern nur mit Puppen, meinen Gesprächsfreunden im Kinderheim, im Krankenhaus und später auch zu Hause. Anfangs waren es Püppchen, die ich aus der Wolle formte, welche ich den Bettdecken, die stets auf mir lagen, ausriss. Später waren die Puppen aus Stoff, mit Sägemehl gefüllt oder mit Sand, der bald stetig hervorrieselte, auch mit Lumpen, Puppen aus Gips, Zelluloid, Porzellan (die feinen kühlen Gesichter; der auf dem Steinfußboden der Küche zerbrechende Puppenkopf, ein entsetzliches Geräusch, ein Unglück), besonders Puppen aus Holz, flachem bemaltem Holz.
Wenn man von einer Verbindung zwischen Oberschwaben und dem Stuttgarter
Musiktheater spricht, so wird der kundige Opernfreund wahrscheinlich zunächst
an den aus Ravensburg stammenden Karl Erb (1877-1958) denken. Dieser hatte
1907 am hiesigen Königlichen Hoftheater seine Laufbahn als Opernsänger begonnen und war - nach einem kurzen Intermezzo am Stadttheater in Lübeck (1908-1910) - für zwei weitere Spielzeiten an die Stätte seiner ersten Erfolge zurückgekehrt. Anschließend setzte er seine Karriere in München fort, bis er sich nach einem schweren Unfall 1930 von der Bühne zurückziehen musste und dafür als
Liedinterpret eine neue Laufbahn begann. - Dass die Stuttgarter Hofoper während der Intendanz von Baron Putlitz um 1900 mehrfach ins Ravensburger Konzerthaus zu Gesamtgastspielen gekommen ist, dürfte schon weniger bekannt sein.
Dagegen wird man sich gewiss nicht mehr an die Oper »Astorre« des inzwischen
nahezu in Vergessenheit geratenen oberschwäbischen Komponisten Joseph Krug-Waldsee (1858-1915) erinnern, die am 25. Februar 1896 zur Feier des Allerhöchsten Geburtstages Seiner Majestät des Königs bei festlich beleuchtetem Hause in
Stuttgart uraufgeführt worden ist.
Das Leben des Schauspielers Willy Schürmann-Horster (1900-1943) ist bis auf die
12 Monate seines Aufenthalts in Konstanz eigentlich ganz gut bekannt. Nach Schulzeit
und Besuch der Schauspielschule von Luise Dumont in Düsseldorf, an der auch Gustav
Gründgens Schüler war, spielte und inszenierte er ab 1920 im Rheinland politisch-revolutionäres Theater mit zeitgenössischen Autoren wie Maxim Gorki, Ernst Toller, Georg
Kaiser, Erich Mühsam, Bert Brecht und Friedrich Wolf, aber auch Georg Büchner. Daneben befasste er sich stets mit den Klassikern. Vorübergehend war er 1923 sogar Mitglied
der KPD, wurde aber nach seinen Aussagen im Prozess von 1943 wegen politischen Differenzen ausgeschlossen. Seine Theatergruppen trugen Namen wie »Jungaktivistenbund«
(1920), »Junge Aktion«, »Freie Volksbühne«, »Notgemeinschaft Düsseldorfer Schauspieler« und besonders erfolgreich die »Truppe im Westen«, ein 1930 entstandenes Schauspielerkollektiv. Die Witwe erinnerte sich später an ihn: Deutlich sehe ich Willy Schürmann
noch vor mir, den mitreißenden Regisseur bei der Gestaltung eines Aktschlusses: Die revolutionären Arbeitersehen dem Tode entgegen, schließen sich eng zusammen und singen: "Brüder in eins nun..."
Seit dem Zeitalter des Barock spielte an der Weingartener Klosterschule das Theaterspiel eine bedeutende Rolle. Um den Erfolg der schulischen Arbeit zu demonstrieren, gab es jährlich mehrere, in der Regel lateinische Aufführungen. Die Texte wurden
zunächst handschriftlich festgehalten und gesammelt, zum Teil wurden sie durch Abschreiben weitergegeben und verbreitet1. Für den Zeitraum von 1540 bis 1665 finden
wir vereinzelt Hinweise in Briefen, Büchern und Rechnungen. Im 16. Jahrhundert gab
es noch religiöse Schauspiele, die von fahrenden Komödianten aufgeführt wurden. So
lassen sich zum Beispiel Passionsspiele am Fronleichnamsfest für die Jahre 1540, 1557,
1560 und 1561 nachweisen. Unter Abt Georg Wegelin (1587-1627), einem Schüler der
Jesuiten-Universität in Dillingen, wurde der Konvent durch »jesuitische Inspiration« reformiert. Dabei kam auch das Schultheater der Gesellschaft Jesu nach Weingarten.