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Denkt man an die „Goldenen Jahre des Kinos", so fallen einem sofort die Fünfziger Jahre ein. Millionenerfolge wie die drei „Sissi-Filme" und „Grün ist die Heide" stehen neben Skandal-Filmen wie „Die Sünderin" (1951), „Das Mädchen Rosemarie" und „Die Halbstarken" (1958). Für das Bewusstsein der jungen Bundesrepublik spielte die Filmproduktion eine große Rolle - sowohl in dem, was sie zeigte, wie in dem, was sie verschwieg. Bereits in „Film ohne Titel" (Rudolf Jugert, 1949) berät ein Drehbuch-Team, wie ein zeitgemäßer Film jenseits der Trümmer-Ästhetik aussehen könnte. Dass in diesem Film-Projekt die junge Hildegard Knef die Hauptrolle spielen sollte, passte, denn das junge, unverbrauchte Gesicht ließ bereits den künftigen Welt-Star ahnen. Tatsächlich prägte sie neben Romy Schneider, Sonja Ziemann, Ruth Leuwerik und Liselotte Pulver als junge Hauptdarstellerin das Bild des deutschen Kinos in den Fünfziger und Sechziger Jahren.
"Sündig und süß"
(2009)
Um das Ende der Stummfilmzeit in Heidelberg zu verstehen, muss man zunächst die Situation in der Stabilisierungsphase nach der Inflation (1923) betrachten: Es gab zwei „Monopol-Filmtheater“ (Erstaufführungskinos mit Monopolstatus), das „Odeon“ (Hauptstr. 37, mit 350 Plätzen) von Friedrich Schulten 1911 als Kinopalast mit Kellerlokal und Konzert-Cafe erbaut und die „Kammer“-Lichtspiele (Hauptstr. 88, 375 PI.) der Gebrüder Bayer. Daneben gab es noch das „Neue Theater“ des Holländers Drukker in der Hauptstr. 42 ( heute „Schloß“-Kino, 250 Pl.) - ein mehr oder weniger schlecht beleumundetes Kintopp minderer Güte, das sich jedoch regen Publikumszuspruchs erfreute. Und es gab- seit Mai 1924 - die „Kulturfilmbühne“ (heute „Gloria“-Kino, 190 PI.), ein gemeinnütziges, ja kommunales Kino, dem der Vorsitzende des örtlichen Zensurausschusses, Dr. Karl Ammann, als Geschäftsführer vorstand. Das Ende der Stummfilmära bescherte Heidelberg jedoch noch einen Knalleffekt, der sozusagen der krönende Abschluss jener Entwicklung bildete und zugleich auf künftige Entwicklungen voraus wies.
Man erkennt, etwa bei Lubitschens amerikanischen Filmen, trotz Bindung an schematische Themen, in jeder Szene den guten Regisseur („Alt-Heidelberg“!). Rudolf Arnheim (1929) MGM-Produktionschef Irving Thalberg neigte wohl eher zum Klotzen als zum Kleckern. Und Ernst Lubitsch, der gerade mit seinem bisherigen Auftraggeber Warner Bros. haderte und mit Paramount Pictures verhandelte, dürfte zufrieden einen tiefen Zug aus seiner Zigarre genossen haben, als Thalbergs Firma um ihn mit einer high-budget-Produktion warb, die der deutsche Regisseur in einem Interview sich bereits sehnlichst gewünscht hatte. Die Aufgabe lautete: Lubitsch solle für Metro Goldwyn Mayer „The Student Prince In Heidelberg“ verfilmen - eine Operette von Sigmund Romberg, die seit 1924 für ein stets ausverkauftes „Jolson-Theater" am New Yorker Broadway sorgte.
Das Glashaus am Neckar
(2002)
Hollywood am Neckar? Hier in Heidelberg? Was zunächst wie eine maßlose Übertreibung klingt, gewinnt unter historischen Gesichtspunkten Gewicht, scheint als reale Entwicklungsmöglichkeit auf, die nur leider durch die Zeitläufte unterbunden wurde. Das Filmstudio am Neckar, kurz „Glashaus“ genannt, war 1913 bis 1924 Produktionsstätte für Stummfilme, bis es in den Wirren der Inflation Konkurs machte und 1935 beim Ausbau der Schlierbacher Landstraße abgerissen wurde. Revolutionär für seine Zeit war am Glashaus, zunächst Lindausche Knopffabrik, später Schulmöbelfabrik Däschner an der Nordseite der Schlierbacher Landstraße 13-15, dass hier erstmals ein Studio für Filmproduktion speziell eingerichtet wurde (daher „Glashaus"), mit angeschlossenen Werkstätten für Bühnenbild, Filmfabrikation, Titelherstellung usw.
Vor dem Krieg gab es in der Heidelberger Altstadt und in Bergheim fünf Kinos: Das „Capitol“, das „Schloß“-Filmtheater der Erbengemeinschaft Kaiser (lnh. Artur Kusch), die „Kammer“ in der Hauptstraße (lnh. August Schwarze), das „Odeon“, betrieben von Clara Blank und schließlich das „Gloria“, betrieben von Erika Götz. Etwas abseits, in Kirchheim, gab es noch das „Atrium“ der Johanna Moock, bereits seit 1934. Die Stadt war nach dem zweiten Weltkrieg nahezu unzerstört, die Kinos waren geschlossen. Die großen Theater dienten der Truppenbetreuung der Amerikaner, die kleineren Häuser nahmen den Spielbetrieb wieder auf, nachdem von der Film Control Branch unbelastete kommissarische Leiter gefunden worden waren. Als erstes Kino spielte das „Odeon“ wieder, ihm folgte das „Gloria“, im September 1945 dann das „Schloß“ und die „Kammer-Lichtspiele“. Das größte aber, das „Capitol“, blieb am längsten von den Amerikanern beschlagnahmt und wurde 1951 zunächst an einen unbelasteten Kinoleiter namens Dr. Vröchte verpachtet. Die Verhandlungen um die endgültige Rückerstattung an das Ehepaar Romahnyi zogen sich noch länger hin und kamen erst Mitte der fünfziger Jahre zum Abschluss.
Als Kind nahm mich eine Mutter 1953 ins Buchhorn-Kino in Friedrichshafen mit. Dort wurde an einem Sonntag ein Film über die Krönung Elisabeths II. gezeigt. Meine Leidenschaft für den Film war entbrannt. Die Kinos signalisierten durch ihre Namen eine andere Welt in dieser kleinbürgerlichen Stadt: Scala, Rex, Capitol. Aber da war noch ein besonderes: das Cinéma. Da Friedrichshafen nach Ende des Zweiten Weltkriegs in der französischen Besatzungszone lag, war es Garnisonsstadt mit einigen Tausend Soldaten und eigener Infrastruktur: Supermärkte, Wohnblocks - und ein Kino: das
Cinema. Für uns Jugendliche gab es schon seit den 6oer Jahren die wunderbare Einrichtung „Jugendfilm“, besondere Filme donnerstags im Rex. Und wir schlichen uns ins Cinéma und sahen mit großem Erstaunen Filme der Nouvelle Vague (Jean-Luc Godard, Franc;ois Truffaut und die anderen). Als ich im Wintersemester 1967 zum Studium nach Heidelberg kam, war das GloriaKino noch kein „Cinéma d'art et d'essai", sondern dort spielte man Itala-Western ab. Das Gloriette war noch nicht wieder zum Kino geworden. Anfang der 70er veränderte das Gloria seine Programmstruktur. Der Pächter, Hans Fritsche aus Leutershausen, hatte erkannt, dass mit anspruchsvollen Filmen in einer Studentenstadt Geld zu verdienen ist. Die Sponti-Bewegung entstand, und mit ihr die Zeitschrift „Carlo Sponti“, gegründet 1973 bei den Germanisten-Spontis aus dem Arbeitskreis Sozialistischer Hochschulgruppen und dem Collegium Academicum (CA) heraus.
„Mensch, höre meine Worte: kämpfe und vertraue!“ Blickt man auf die Geschichte der knapp ein halbes Jahrhundert in Heidelberg beheimateten und damals fest im kulturellen Erlebnisraum der Stadtgesellschaft verankerten Familie Romhányi, ist es dieser Schlussvers aus dem von Goethes „Faust“ beeinflussten und berühmten Werk „Die Tragödie des Menschen“ des ungarischen Dichters und Dramatikers Imre Madách (1823–1864), welches sich als mögliches Credo dieser Familie betrachten ließe. Es war die Liebe zu den Künsten, welche den Juden Jenő Reich und die Christin Erna Sauer, zwei Menschen ungleicher nationaler, ethnischer, sprachlicher sowie religiöser Zugehörigkeit, zusammenführte. Ihre Verbindung sollte durch die Vermählung 1910 und die damit verbundene Konversion Jenős bekräftigt werden. Es folgten Jahre der familiären Harmonie und des beruflichen Erfolgs an ihrem neugewählten Lebensmittelpunkt in der Universitätsstadt am Neckar. Über 23 Jahre hinweg konsolidierte die Familie in Heidelberg ihre auf viel Geschick und Fleiß beruhende Stellung als erfolgreiche Unternehmer – zunächst in der Möbelfabrikation, später in der Kino-Branche – bis sie schließlich 1933 nach der „Machtergreifung“ der Nationalsozialisten im Zuge der systematischen Zwangsenteignungen und Verdrängung jüdischer Bürger aus dem deutschen Wirtschaftsleben sowie des gezielten Boykotts ihrer Geschäfte („Arisierung“) schlagartig der gewohnten Lebenswelt entrissen wurden. Knapp ein ganzes Jahrzehnt war die kleine, zwischenzeitlich auseinandergerissene und sich erst 1935 in Romhányi umbenannte Familie den nicht enden wollenden Verfolgungen und Repressalien des NS-Regimes ausgesetzt. Diesem Druck konnte sie letzten Endes nicht mehr standhalten. Es folgte die unwiderrufliche Ausweisung nach Ungarn im Frühjahr 1943, welche im tragischen Höhepunkt jener verhängnisvollen Jahre endete, dem durch das Zwangsexil verursachten, gewaltsamen Verlust der beiden Söhne Rudolf und Ludo. Doch auch der Lebensabend des Ehepaares Romhányi, welches das Kriegsende in Budapest erlebte, sollte im Deutschland der Nachkriegszeit von abermaligen Schwierigkeiten und Konflikten nicht verschont bleiben.
Bretten schaut in die Welt
(2005)
Filme sterben schneller. Aus der Blütezeit des Stummfilms sind selbst Schlüsselwerke wie Fritz Langs „Metropolis" nur fragmentarisch erhalten. Von den Filmen vor dem ersten Weltkrieg kennt man oft nur noch die Titel. So wurde diese Epoche des „Frühen Films“ lange unterschätzt und kaum wahrgenommen. Doch gerade in den ersten beiden Jahrzehnten des 20.
Jahrhunderts hat sich der Kinofilm zu einer neuen Kunstform und zu einer machtvollen Industrie entwickelt. Eine Legende der Geschichtsschreibung verlegt den Ort dieser Entwicklung in die Großstädte. Zweifellos fanden dort die ersten Filmvorstellungen statt, gab es dort das meiste Publikum, und es kann nicht überraschen, daß in den Städten um 1905 die ersten Kinozweckbauten entstanden. So ist auch die städtische Entwicklung des neuen Mediums besser dokumentiert; das frühe Kino auf dem Land hingegen ist sogar vor Ort oft vergessen.
Heimat auf Rädern
(2020)
Nachdem Manfred Kranz 1947 aus einem englischen Internierungslager in Norddeutschland entlassen worden war, fand er für einige Zeit Arbeit als Leiter und Vorführer eines Filmtheaters in Hamburg. Als gelernter Kameramann aus der Schule des badischen Chefkameramanns Sepp Allgeier (tätig für die Filmproduktionen von Dr. Arnold Fanck, Luis Trenker und Leni Riefenstahl) und als gelegentlicher Aushilfs-Filmvorführer im Unterhaltungsprogramm der deutschen Wehrmacht konnte er nun in Friedenszeiten auf die ihm wohlvertrauten Filmprojektoren und die Tontechnik der bekannten Ernemannn-Werke (Zeiss-Ikon), Dresden, zurückgreifen, die schon tausendfach von den NS-Gaufilmstellen für ihre damals hochmoderne mediale Propaganda eingesetzt worden waren.
Der Projektor steht seit fast drei Jahrzehnten still, als der Technische Ausschuss des
Eppinger Gemeinderats in den Rössle-Lichtspielen die Regie übernimmt und
diese ein letztes Mal in Szene setzt. Am 25.
November 2008 beschließt das Gremium
einstimmig, das Kino abzureißen. Das
Dach ist undicht, das Gebäude marode.
Der rückwärtige Teil der Gaststätte Rössle
in der Rappenauer Straße ist nicht mehr zu
halten. Damit startet der endgültige
Abspann der Eppinger Kinogeschichte in
der Altstadt, die fast 90 Jahre zuvor begonnen hat.
Im Februar 1912 rüstet sich das Ministerium des Innern in Karlsruhe für die bewegten Bilder. An die Bezirksämter richtet es
sein Schreiben Nummer 187: „Wie uns mitgeteilt wird, finden neuerdings die Kinematrographen auch in kleineren Stadt- und
Landgemeinden ausgedehntere Verbreitung.” Ziel des Briefs ist, die lokalen Behörden auf den Umgang mit der neuen, aufstrebenden Form der Unterhaltung vorzubereiten. Die Bürgermeisterämter müssen
beispielsweise verlangen, dass die Kinochefs jedes neue Programm vorlegen -
„soweit erforderlich unter Inhaltsangabe der
einzelnen Stücke”. Werke, „die schon nach
ihrer Bezeichnung und Inhaltsangabe zu
Bedenken Anlass geben”, sind zu verbieten. Zurückgenommen werden darf das
Verbot nur, wenn der Streifen in einer nicht
öffentlichen Vorführung die Bedenken zerstreut.