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Heidelberg ist an überlieferten Wappen, Handwerkszeichen und Marken so reich, dass sich damit ein ganzes Buch füllen ließ. Allerdings sind Handwerkszeichen der Weißgerber nur selten überliefert, in Heidelberg ein einziges: es ist der Hausstein der Heidelberger Weißgerber Georg Hieronimus Hettebach und Johann Engelhart Hettebach von 1749 im Lapidarium des Kurpfälzischen Museums, dessen Inschrift wie folgt lautet: HAD ... ERBAVT GEORG/ HIERONIMUS HETTEBACH 1719/ RENNOFYRT 1749/ JOHANN ENGELHART HETTEBACH/ MARIA BARBARA HETTEBACHIN/ Alle Großbuchstaben N sind spiegelbildlich gehauen. Unter der Inschrift ist das historische Weißgerberzeichen angeordnet: die beiden sich diagonal kreuzenden Werkzeuge für die Hautbearbeitung auf dem Schabebaum (Abb. 2 und Abb. 8 links unten).
Es war in der Sorge um kirchliche Kunstwerke in Heidelberg, ab 1978 die Verwirklichung eines Museums für Sakrale Kunst anzustreben. Kein leichter Weg, wie sich bald herausstellte. Am 2. und 3. September 1978 zeigte aber das große Interesse an einer kurzzeitigen Ausstellung der wichtigsten sakralen Kunstschätze im Besitz Heidelberger Kirchen die Sinnhaftigkeit einer solchen Institution. Das noch erhaltene Kunstgut in Heidelberg musste gesichert, inventarisiert, zum Teil restauriert und der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden. Gerade die Veränderungen in der Liturgie in der Folge des zweiten vatikanischen Konzils führten dazu, dass viele Theologen ohne kunsthistorischen Sachverstand Kunstwerke achtlos zur Seite legten und dem Zerfall preisgaben. Und Heidelberg und die Kurpfalz hatten im Verlaufe der Jahrhunderte eh schon immense Verluste an sakraler Kunst zu verzeichnen.
Der Gedanke, im Stadtteil Rohrbach ein Heimatmuseum zu gründen, wurde bereits 1950 aufgegriffen, als nach den Wirren des 2. Weltkriegs und nach der Währungsreform das öffentliche Leben allmählich wieder in geordnete Bahnen geriet, und sich die Bewohner des Stadtteils rückblickend und vorausschauend mit angenehmeren Dingen des täglichen Lebens beschäftigten und sich pflegerischen Maßnahmen überlieferten Kulturguts widmen konnten. Spätestens seit den Rohrbacher Heimattagen 1952 und 1957, inszeniert von dem Eichendorff- und Heimatforscher Pfarrer a. D. Karl Otto Frey
(† 1954), verstärkte sich der Wunsch der Rohrbacher, alte Gebrauchsgegenstände, Fotografien, ortsbezogene Schriften und Urkunden sowie mündlich und schriftlich überlieferte wahre und sagenhafte Geschichten zusammenzutragen, um sie an geeigneter Stelle der Nachwelt zu erhalten und zeigen zu können. Es mussten aber noch einige Jahre vergehen, bis sich die Vorstandschaft des Stadtteilvereins unter ihrem 1. Vorsitzenden Karl Heinz Frauenfeld dieser Aufgabe mit größerer Hingabe annehmen und in die Tat umsetzen konnte.
Mittlerweile hat es sich zu einem weit über die Region hinaus bekannten Anziehungspunkt in dem an historischen Stätten gewiss nicht armen Heidelberg entwickelt: das Friedrich-Ebert-Haus rund um die Geburtswohnung des ersten Reichspräsidenten in der Pfaffengasse 18. Das Haus, ein Altstadtgeviert mit Innenhof, wird von der Stiftung Reichspräsident-Friedrich-Ebert-Gedenkstätte getragen, die am 19. Dezember 1986 durch Beschluss des Deutschen Bundestages, gegen die Stimmen der Grünen, errichtet wurde. Der bundesunmittelbaren Stiftung obliegt nach dem Gründungsgesetz die
Aufgabe, „das Andenken an den ersten deutschen Reichspräsidenten Friedrich Ebert zu wahren und einen Beitrag zum Verständnis der deutschen Geschichte seiner Zeit zu leisten“. Die Initiative zu einer nationalen Gedenkstätte ging von der Stadt Heidelberg und der Friedrich-Ebert-Stiftung (Bonn) aus, die 1983 eine - Anfang 1986 erweiterte - Projektgruppe ins Leben riefen. Das Vorhaben stieß bei der politischen Linken auf Kritik, gipfelnd in dem Verdikt eines GAL-Vertreters, dass Ebert „für die Demokratie eine Flasche“ gewesen sei. Ungeachtet solcher verbaler Fehltritte öffnete das Friedrich-Ebert-Haus am 11. Februar 1989, dem 70. Jahrestag der Wahl Eberts zum Reichspräsidenten, mit der Ausstellung „Friedrich Ebert - Sein Leben, sein Werk, seine Zeit“ die Tore.
Unser Weg in das Haus Cajeth
(2013)
Ende 1949 war ich aus Magnitogorsk, aus russischer Kriegsgefangenschaft, in meine Heimatstadt Leipzig entlassen worden. Im Sommer 1950 habe ich den Weg in den Westen angetreten. 1957 gründete ich in Eberbach am Neckar meine erste Buchhandlung. In meiner zweiten, der (Hinter-)Hofbuchhandlung, eröffnete ich 1965 eine Galerie mit einer Ausstellung von graphischen Arbeiten von Christoph Meckel. 1970 entdeckte
ich bei einem befreundeten Maler ein Bild einer ostpreußischen Bäuerin, das mich irritierte. Es war ein Bild von großer Schlichtheit. Minna Ennulat hatte einen Sonntagmorgen gemalt, an dem in der sommerlichen Landschaft ihrer verlorenen Heimat die Bauern unterwegs waren zur Kirche von Rogalen.
Ein Name als Programm
(2021)
Wir feiern heute den 100. Namenstag des Kurpfälzischen Museums Heidelberg, eines Hauses, das heute zum Kunst- und Kulturleben der Stadt Heidelberg ganz selbstverständlich dazu gehört. Ganz selbstverständlich gehen wir heute ins „Kurpfälzische“ Museum. Dabei ist vermutlich nur den wenigsten der vielen tausend Touristen und Heidelberger Stammgästen, die das Palais Morass über den stimmungsvollen Innenhof oder gar den Neubau betreten, bewusst, dass diese Bezeichnung eigentlich keineswegs selbstverständlich ist und dass hinter dem Namen „Kurpfälzisches Museum“ ein museumspolitisches Gesamtkonzept steht, das auf den ersten hauptamtlichen Leiter der Einrichtung Karl Lohmeyer zurückgeht – einen Mann, der zu Unrecht heute in Heidelberg weitgehend in Vergessenheit geraten ist.
In der Ausgabe 2020 dieses Jahrbuchs erschien ein Bericht zur Eröffnung des Wieblinger Ortsmuseums. Dort hieß es: „Außerdem ist eine Erweiterung des Museums geplant, durch die die Landwirtschaft stärker berücksichtigt werden soll“. Diese Erweiterung ist nun abgeschlossen. Der Landwirtschaftsraum befindet sich außerhalb des Museums – hinter dem Alten Rathaus schräg gegenüber dem Helbinghaus im ehemaligen Mannschaftsraum der Freiwilligen Feuerwehr Wieblingen. (Ähnlich ist es in Kirchheim, wo dem Museumsgebäude genau gegenüber die Landwirtschaft in einer alten Scheune untergebracht ist.) Der Grund für die besondere Berücksichtigung der Landwirtschaft ist naheliegend: Wieblingen war wie alle hiesigen Dörfer früher stark landwirtschaftlich geprägt. Eine Besonderheit wie den Weinbau in Rohrbach oder die Steinbrüche in Dossenheim kann Wieblingen nicht aufweisen. Aus einer Wandtafel in der Ausstellung geht hervor, dass 1905 hier noch 76 % der Bevölkerung in der Landwirtschaft
tätig waren; heute sind es 0,25 %! Dieser Strukturwandel ist also noch wesentlich stärker als im gewerblichen Bereich.
Es ist erstaunlich, wie viele Ortschaften heute ein eigenes örtliches Museum besitzen. Dabei fällt auf, dass in politisch selbständigen Gemeinden deutlich häufiger ein Museum vorhanden ist (z.B. Dossenheim, Oftersheim, Neckarhausen) als in eingemeindeten Orten, die zu Stadtteilen geworden sind, obwohl auch diese die weitaus längste Zeit ihres Bestehens politisch eigenständig waren. So hatten in Heidelberg lange Zeit nur das 1927 eingemeindete Rohrbach (seit 1971, am jetzigen Standort seit 1996) und das 1920 eingemeindete Kirchheim (seit 1982) örtliche Museen (jeweils „Heimatmuseum“ genannt), seit 2000 auch Neuenheim (eingemeindet 1891) seine „Geschichtsräume“. Das 1903 eingemeindete und immer noch sehr selbstbewusste Handschuhsheim, das seine Eigenart im örtlichen Brauchtum und sogar in einem regelmäßigen Jahrbuch zum Ausdruck bringt, besitzt zwar das umfangreiche „Tiefburgarchiv“, aber kein Ortsmuseum. Das bis 1975 selbständige Ziegelhausen hat zwar ein „Heimatmuseum“, doch die Überlegungen zu einem ortstypischen „Wäschereimuseum“ haben bisher noch nicht zum Erfolg geführt. Und im 1920 eingemeindeten Wieblingen war bis vor fünf Jahren von einem Museum nicht einmal die Rede.
Die Forschung über Friedrich Ebert krankt seit jeher an fehlenden Quellen. Ein Nachlass ist nicht vorhanden. Sowohl seine Witwe Louise als auch sein ältester Sohn Friedrich Ebert junior wurden während des Zweiten Weltkrieges in Berlin ausgebombt; darüber hinaus wurden wichtige Archivbestände der Reichspräsidialkanzlei während des sogenannten Dritten Reiches ausgesondert und zerstört. Während der Sammlermarkt nach wie vor mit NS-Devotionalien überschwemmt wird, werden vergleichsweise nur wenige Dokumente und Memorabilia aus dem Umfeld der Sozialdemokratie angeboten, nicht zuletzt, da ein großer Teil von ihnen zu Beginn der Hitler-Diktatur aus Angst vor Verfolgung vernichtet wurde. In der ständigen Ausstellung des Ebert-Hauses können deshalb kaum dreidimensionale Originale über den ersten Reichspräsidenten und die Geschichte der Arbeiterbewegung präsentiert werden. Umso erfreulicher war die Entdeckung, dass Anfang Juni 2016 auf der Seite des bekanntesten Internet-Auktionshauses eine große Porträtbüste des Begründers der deutschen und internationalen Sozialdemokratie, Ferdinand Lassalle, angeboten wurde. Die der Kaufanzeige beigefügten Fotos zeigten eine gut erhaltene, stattliche (rund 80 cm hohe und 50 cm breite), vermutlich aus der Zeit vor 1918 stammende Büste aus Gips. Der Startpreis der Auktion betrug lediglich einen Euro. Nach einem spannenden Bieterwettbewerb konnte die Lassalle-Büste dann am 11. Juni 2016 für 351,00 Euro plus 19,90 Euro für Porto und Verpackung, also zusammen für 370,90 Euro, vom Ebert-Haus ersteigert werden. Den heiklen Transport überstand das fragile Artefakt unbeschädigt und bestätigte beim Auspacken den Eindruck, den es bereits auf den Fotos gemacht hatte, den eines ästhetischen und ausdrucksstarken Kunstwerkes.
Am 1. Dezember 2011 wurde das Deutsche Tuberkulose-Museum im Rohrbacher Schlösschen feierlich eröffnet, an einem Ort, der für dieses Projekt prädestiniert ist. Das Schlösschen war die Keimzelle des Tuberkulosekrankenhauses Rohrbach und der jetzigen Thoraxklinik Heidelberg. In seinen Räumen wurden seit 1920 tuberkulosekranke Kriegsheimkehrer betreut, sodass das Tuberkulosemuseum gleichsam als Fortsetzung einer Tradition verstanden werden kann. Die Materialien des Museums stammen vorwiegend aus dem 2010 von Fulda nach Heidelberg verlegten Deutschen Tuberkulose-Archiv, ergänzt durch Objekte der Thoraxklinik Heidelberg. Ausschlaggebend für diesen Ortswechsel waren zwei Gründe: Zum einen waren die Bestände des Archivs, das 1996 von dem Fuldaer Pneumologen Dr. Robert Kropp gegründet wurde, so weit angewachsen, dass die dortigen beengten Räumlichkeiten eine ansprechende Präsentation nicht mehr zuließen. Zum anderen wurde die Anbindung an eine Universität angestrebt, um eine wechselseitige wissenschaftliche Nutzung zu ermöglichen, von der bisher nur eingeschränkt Gebrauch gemacht wurde.