Kulturdenkmalpflege
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Wie in den vergangenen Jahren erwies sich auch der sechste Mannheimer Auftritt bei dem europaweit durchgeführten „Tag des offenen Denkmals“ als Zugpferd im spätsommerlichen Veranstaltungskalender. „Alte Bauten - neue Chancen“ hatte die „Deutsche Stiftung Denkmalschutz“ auf ihre Fahnen geschrieben und hierzu wurde in Mannheim eine ganze Reihe von Beispielen der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Elf Stationen mit fachkundigen kostenlosen Führungen umfaßte die historische Tour, die an diesem strahlend schönen Sonntag einige Hundertschaften von Interessenten mobilisierte.
Das Bühler Friedenskreuz
(2003)
Dem dunklen Saum der Schwarzwaldberge entlang erstrecken sich weithin das saftige Grün sonnenseitiger Rebenhänge, vielfältige Obstkulturen und das wohlgeordnete und gepflegte Braun und Gelb fruchtbarer Ackerfluren: Die goldene Au. Ein wohltuendes Bild der Fruchtbarkeit, des Wohlstandes, des Friedens vor der reizvollen Silhouette unserer schönen Heimatstadt
Bühl. Hoch ragt, wenn man von Süden auf die Stadt zukommt, die elegante Spitze des neugotischen Filigrans der Stadtkirche und das spätgotische Meisterwerk des Rathauses. Bald daneben erscheinen am Horizont der feine Turm der Klosterkirche und dann vor den dunklen Bergeshängen, in barocker Schönheit sich harmonisch in die Landschaft einfügend, die Kirche von Kappelwindeck.
Ich begrüße Sie herzlich zum Symposium „Erinnerungskultur und Erinnerungsorte im deutschen Südwesten" im Neuen Ständehaus der Stadt Karlsruhe, in einem der herausragenden Erinnerungsorte an die demokratischen Traditionen unseres Landes. Das Badische Ständehaus, das hier an dieser Stelle gebaut wurde und in dem der badische Landtag erstmals am 4. November 1822, also vor fast genau 181 Jahren, tagte, dieses Ständehaus gilt zu Recht als ein Wegbereiter der Demokratie in Deutschland. Daran erinnert seit 1993 die „Erinnerungsstätte Ständehaus". Diese präsentiert die facettenreiche badische Landtagsgeschichte in einer Dauerausstellung und einem multimedialen Informationssystem. Die Stadt Karlsruhe hat hier mit Unterstützung des Landes Baden-Württemberg einen lebendigen Ort der Auseinandersetzung mit ihrer Geschichte und mit der des Landes Baden geschaffen. Aus Anlass der Eröffnung der Erinnerungsstätte Ständehaus vor zehn Jahren haben wir Sie heute zu diesem Symposium eingeladen, und ich freue mich, dass Sie dieser Einladung gefolgt sind.
Der Salmen in Offenburg
(2004)
„Wir leben in einer Zeit, in der nicht nur die jungen Menschen, sondern auch wir Älteren diese Demokratie hinnehmen, als sei sie eine Selbstverständlichkeit. Erst wenn wir uns vergewissern, dass Menschen dafür ihr Leben gegeben haben, erst dann wird uns deutlich, was auf dem Spiel steht, wenn die Demokratie gefährdet ist, und darum meine ich, ein solcher Ort wie der Salmen kann uns das deutlich machen." Diese Sätze entstammen dem Grußwort, das Bundespräsident Johannes Rau am 20. September 2002 anlässlich der Eröffnung des „Salmen" als Kultur- und Veranstaltungszentrum in Offenburg sprach. Schon im Januar 2002 hatte der Beauftragte der Bundesregierung für Angelegenheiten der Kultur und Medien den Salmen zum ,,Kulturdenkmal von nationaler Bedeutung" erklärt. Das sind Denkmäler, die „Zeugnis ablegen über kulturelle, politische, geschichtliche, architektonische, städtebauliche oder wissenschaftliche Leistungen, die zur Entwicklung oder Darstellung des Gesamtstaates als Kulturnation maßgeblich beigetragen haben oder die für die kulturelle oder historische Entwicklung einer Kulturlandschaft von herausragender Bedeutung sind."
Notlagen, Unglücksfälle, Schicksale, Seuchen oder auch tiefe Frömmigkeit waren in den vergangenen Jahrhunderten oft
Anlass für Gelöbnisse oder zur Errichtung von Feldkreuzen, Bildstöcklen oder gar Kapellen. In Zeiten der „Corona-Pandemie“ haben viele Menschen den Wunsch auf den Lippen: „Lass diese Krankheit an mir und meinen Lieben vorübergehen!“ Welche „Versprechen“ die Menschen, die Politik oder die Wirtschaft in dieser Zeit machen, das kann der moderne Bürger täglich in der Zeitung oder vielleicht auf seinem Handy lesen. Für den Baron Zorn von Bulach war um das Jahr 1855 der drohende Absturz seines Kindes vom Fenster des Wasserschlosses Grohl Anlass für ein besonderes Versprechen. Nach der Überlieferung weilte der Baron mit seiner Frau im Hof des Schlosses, als unvermittelt sein kleines Kind auf den Fenstersims im zweiten Stock geklettert war. Unverletzt kam das Kind wieder aus der Gefahrenzone, und die frommen und erleichterten Eltern machten aus diesem Anlass das Versprechen zur Errichtung von vier Kreuzen auf ihren Gütern.
Seit vielen Jahrhunderten führte ein Feldweg von der Stadt Eppingen über die
Ölmühle zur 1334 zum ersten Mal erwähnten Raußmühle. Zeitzeugen, die diesen
Weg vor einem halben Jahrhundert noch
gegangen sind, erzählen schwärmerisch
von der Schönheit dieser Strecke. Links des
alten Mühlkanals führte ein Weg mit seinen
vielen Schlaglöchern, in denen sich Goldbauchunken tummelten, vorbei an artenreichen Feuchtwiesen über die zwei alten
Mühlen hinaus nach Mühlbach, Sulzfeld
und zum sagenumwobenen Brunnenhäusle
(beim heutigen Modellflugplatz). Der Kanal
war von zahlreichen knorrigen alten Weidenbäumen gesäumt, die im Dämmerlicht
wie gespenstische Figuren aussahen.
Unsere Vorfahren sahen darin Dämonen- und Hexengestalten, die sie mieden oder
denen sie Opfer brachten. Dazwischen
leuchteten weiße und rosa Wildrosen, deren
Früchte im Winter den Vögeln als Nahrung
dienten. Viele Eppinger Bauern sind diesen
Weg immer wieder gegangen oder mit den
Pferdegespannen gefahren, um ihr Korn in
den zwei abgelegenen Mühlen mahlen zu
lassen.
Die Grabdenkmäler auf dem im Jahre 1572 auf Kappler Gemarkung neu angelegten Bühler Friedhof sind nicht nur Zeugnisse frommen Gedenkens für die Verstorbenen, sondern haben auch seit langem als wertvolle steinerne Urkunden das Interesse der Historiker und Kunstgeschichtler geweckt. Im Jahre 1900 ließ der Mooser Pfarrer und Bühler Historiker Karl Reinfried im Acher- und Bühler Boten eine Artikelserie unter dem Titel „Der Bühler Friedhof und die Friedhofkapelle" in den Nummern 248-253 erscheinen. Fast ein Jahrhundert später im Jahre 1995 verfasste Sascha Falk im Auftrag des Stadtgeschichtlichen Instituts eine umfangreiche Bestandsaufnahme der kunsthistorisch bedeutsamen Zeugnisse: ,,Grab- und Gedenksteine des Bühler Friedhofs". Eine Dokumentation der Grabinschriften bis zum Jahr 1650 wird zur Zeit von der Inschriftenkommission der Heidelberger Akademie der Wissenschaften erstellt.
Seit einigen Jahren ist das Projekt der landesweiten systematischen Erfassung der Kleindenkmale in Baden-Württemberg angelaufen. Von drei großen Vereinen (Schwarzwaldverein, Schwäbischer Albverein, Schwäbischer Heimatbund) mit Unterstützung der Gesellschaft zur Erhaltung und Erforschung der Kleindenkmale in Baden-Württemberg (GEEK) wurde das Vorhaben zusammen mit dem Landesdenkmalamt ins Leben gerufen. Die Kulturwissenschaftlerin Martina Blaschka betreut seither als Landeskoordinatorin das Projekt, über das sie in der „Denkmalpflege in Baden-Württemberg" ausführlich berichtet hat. Im Ortenaukreis hat die Erfassung bemerkenswerte Ergebnisse erbracht. Etwa 180 Personen haben tatkräftig dazu beigetragen, dass flächendeckend weit über 5600 Kleindenkmale in Wort und Bild dokumentiert werden konnten. Mitglieder von Vereinen, z. B. vom Historischen Verein für Mittelbaden oder vom Schwarzwaldverein, wie auch Personen, die außerhalb von Vereinen gewonnen werden konnten, haben sich ehrenamtlich eingebracht. Die Schirmherrschaft hat der
Landrat übernommen. Hervorzuheben ist die Unterstützung, die von behördlicher Seite aus erfolgte - wie etwa von den Verwaltungsspitzen (Bürgermeister, Ortsvorsteher), vom Forst oder der Vermessung. Letztlich war es die Bereitschaft eines jeden Einzelnen, seine eigene Zeit - umgerechnet in Stunden, Tage und Wochen - für das Projekt einzusetzen.
Der Jahrhundertorkan von 1999, der von den Meteorologen den Namen ,,Lothar" erhalten hatte, hat in Baden-Württemberg seine stärkste verwüstende Wirkung in der Ortenau hinterlassen. Am 26.12.1999 wurden in Baden-Württemberg in etwa drei Stunden 30 Millionen Festmeter (Kubikmeter) Holz geworfen. Noch größer war die Sturmholzmenge an diesem Tag im Osten von Frankreich mit fast 60 Millionen Festmetern. Die Schweiz mit fast 13 Millionen und Bayern mit 4,3 Millionen kamen glimpflicher davon. Im Jahr 1990 waren dazu im Vergleich in Baden-Württemberg 15 Millionen Festmeter Holz durch zwei Orkanereignisse angefallen. Das Orkantief vom Dezember 1999 entstand an der Grenze zwischen kalter und warmer Luft. Die Temperaturunterschiede der Luftmassen erzeugten durch Druckausgleich hohe Windgeschwindigkeiten. Ein stark fallender Luftdruck im Zentrum des Tiefs entwickelte einen Orkanwirbel, der in unseren Breiten seit Jahrzehnten nicht zu beobachten war. Spitzenböen wurden bis über 200 km/h gemessen. Das entspricht einer Windstärke von 17 nach Beaufort (über 500 Meter/10 Sek.).
Historische Parkanlagen und Gärten sind Ausdruck der Gartenkunst ihrer Zeit. Die Natur liefert nur die Zutaten aus denen ein Park oder ein Garten gestaltet werden: Die Pflanzen, die Landschaft, die Bodenmodulation, das Wasser, das Substrat, die Felsen, das Licht, die Farben, den Naturstein usw. Um das Kunstwerk Garten langfristig zu erhalten, bedarf es der Pflege des Menschen und der Gunst der Natur. Ungepflegte Natur ist Wildnis. Die Gartenkunst hat wie keine andere Kunstgattung Zeitströmungen, politische Veränderungen und Entwicklungen ausgedrückt und dokumentiert. In der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts haben die Aufklärung, die Hinwendung zum Leben auf dem Lande, der Drang nach Freiheit und Unabhängigkeit bis hin zur Französischen Revolution, auch eine Revolution in der Gartengestaltung bewirkt. Es gibt kaum einen größeren Gegensatz als den zwischen einem formalen französischen Garten oder Barockgarten und einem englischen Landschaftspark.
Kreuze sind seit jeher Zeichen und Zeugnisse christlicher Kultur, Symbol der Passion Jesu Christi und seines Erlösungswerkes. Das Kreuz gilt als das Zeichen des Christentums schlechthin. Die Geschichte der Stadt Villingen ist immer christlich geprägt gewesen und so ist es wohl eine Selbstverständlichkeit, dass die Bürger das auch öffentlich zum Ausdruck gebracht haben. Zum Beispiel durch Kreuze und andere religiöse Bilder und Symbole an Straßen und Wegen.
Was ist ein Kulturdenkmal?
(2019)
Unter einem Denkmal stellt man sich gemeinhin eine Skulptur auf einem Sockel vor. Der Sockel trägt eine Inschrift, die uns erklärt, welche berühmte Persönlichkeit dargestellt ist; wem das Denkmal gesetzt wurde. Die meisten dieser Denkmäler wurden im 19. Jahrhundert in städtischen Grünanlagen aufgestellt. Wie Nationaldenkmäler, Krieger- oder Gefallenendenkmäler, Grabsteine oder Grabplatten sind es bewusst gesetzte Erinnerungsmale oder Gedenkmale an eine Person bzw. an ein historisches Ereignis. Doch sind diese Denkmäler nicht automatisch auch gleichzeitig Kulturdenkmale. Aber sie können durchaus die Kriterien eines Kulturdenkmales erfüllen und damit im Sinne eines Denkmalschutzgesetzes denkmalfähig und denkmalwürdig sein.
Sanierung der Trockenmauern und Steintreppen
am Castellberg, dem weinbaulichen
Wahrzeichen der Winzergemeinde und der
Rebanlage des Mundweins des Markgrafen und
späteren Großherzogs
Die terrassierte Weinberganlage am Dottinger
Castellberg ist eines der wenigen gut
erhaltenen Beispiele dieser Art in Südbaden
und daher als Kulturdenkmal ausgewiesen.
Seine Geschichte, Ausführung und Form
machen den Castellberg zu einem hochrangigen
Denkmal historischer Landnutzung,
die heute noch lebendig ist. Der Weinberg
wurde ab 1784 im Zusammenhang mit der
Förderung des Weinbaus und der Einführung
der Gutedel-Traube durch den Markgrafen
Karl-Friedrich angelegt. Die kulturhistorisch
gewachsenen Rebterrassen an den steilen
Hängen sind in harter, körperlicher Arbeit von
den Winzern errichtet worden und bilden ein
besonders eindrucksvolles Zeugnis des historischen
Weinbaus. Sie gliedern die Steillagen
in stufenförmige Strukturen, welche die Arbeit
am Rebstock erleichtern bzw. die Begehbarkeit
verbessern und Abschwemmungen bei Starkregen
abmindern. Mit großem handwerklichem
Können und mit viel Einfühlungsvermögen
haben sich die Winzer diese Extremlagen
als Wiege für Spitzenweine erschlossen.
Wer sich aus südlicher Richtung auf der Badischen Weinstraße (L 125) oder auf Wanderwegen dem Wein- und Erholungsort Ballrechten-Dottingen nähert, der erblickt spätestens nach Verlassen des Weindorfes Britzingen zwei markante Erhebungen am Schwarzwaldrand. Der linke Bergkegel ist der Fohrenberg und rechts davon steht der Castellberg. Diese beiden Erhebungen sind nicht vulkanischen Ursprungs, sondern durch Verkippung hängen gebliebene Schollen am Rande der östlichen Rheingrabenabsenkung.