Wissenschaftliches Bibliothekswesen
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Bei einer Umfrage nach deutschen Texten der St. Ursula-Legende wurde ich von
Frau Dr. G. Koberg von der Leopold-Sophien-Bibliothek in Überlingen auf das
zweiseitige Fragment einer Legendarhandschrift aufmerksam gemacht. Bei näherem
Zusehen stellte sich heraus, daß Teile der Antonius- und Prisca-Legende (17 .
und 18. Januar) aus Hermanns von Fritzlar ,Heiligenleben' vorlagen. Allerdings ist
damit nun keine Drittüberlieferung des Werkes, das heute nur durch cpg 113 und
114 vollständig geboten wird, gegeben. Vielmehr gehören die beiden Überlinger
Blätter zur selben Handschrift, von welcher unter der Signatur Cod. Sal. 8 . 112
seit 1826 zwei Doppelblätter in der Universitätsbibliothek Heidelberg liegen;
WILFRIED WERNER hat die Bruchstücke 1969 bekanntgemacht. - Bedeutung
und Wert des jetzigen Fundes liegen darin, daß die Textbasis erweitert wird, daß
wir ferner eine etwas bessere Anschauung der Salemer Handschrift gewinnen.
In vier Teilprojekten konnten bis März 2021 mit Unterstützung der Stiftung Kulturgut Baden-Württemberg die Donaueschinger Musikhandschriften im Umfang von ca. 230 000 Images digitalisiert und somit für die Forschung zur Verfügung gestellt werden. Damit ist die Digitalisierung des Gesamtbestandes an Musikhandschriften aus der Provenienz Donaueschingen zu einem erfolgreichen Abschluss gekommen. Der Beitrag gibt einen Überblick über den Bestand, den Projektverlauf und dessen Ergebnisse.
The German National Library and the state and regional libraries each collect, catalogue and archive a legal deposit copy of all media published within their respective territorial jurisdiction. In its National Recommendations for Actionthe Coordination Office for the Preservation of Written Cultural Heritage (KEK) recommends that the legal deposit libraries be tasked with safeguarding written matter printed since 1851 in accordance with their current responsibilities in the German states. Regardless of the deposit regulations that were in place historically, these libraries should assume a duty of preservation for printed matter published in the territory for which they are responsible today. Because in many cases multiple copies have survived the deposit copies must first be identified in the libraries’ catalogue systems and be designated as the archival copies to be preserved in all circumstances. These legal deposit copies should then be given priority for deacidification. The discussion about the permanent archiving or the discarding of printed literature has gained momentum in recent years, both internationally and in Germany. The main models discussed are those that aim for ‘systematic, rule- and data- based cooperation’ and follow the tradition of ‘cooperative or division of la-bour solutions’ in the German library system. A model of this kind was implemented at the Baden State Library in 2020–2021 as part of the bwLastCopies project in Baden-Württemberg which has created a reference for a cooperative preservation and mass deacidification strategy based on the regional legal deposit copy.
Die Badische Landesbibliothek hat Ende September 2024 ein von der Stiftung Kulturgut Baden-Württemberg gefördertes Projekt zur vollständigen Digitalisierung, Handschriftenerkennung und Normdatenidentifizierung im Volltext des Nachlasses von Joseph von Laßberg (1770 bis 1855) abgeschlossen. Der Teilnachlass Joseph von Laßbergs befindet sich seit 1969 in der Badischen Landesbibliothek. Laßbergs Nachlass umfasste ursprünglich 141 Briefe von und 50 Briefe an Laßberg sowie Tagebuch-Notizen, Kalender, Verträge, Rechnungen, dazu Bücherverzeichnisse und
Subskriptionslisten, Leihscheine und Buchbinderaufträge aus Laßbergs Bibliothek, insbesondere aber auch Notizen, Exzerpte und zahlreiche Abschriften mittelalterlicher Texte aus ihm vorliegenden Codices, die sich in seinem Besitz befanden und heute teilweise verloren sind, so dass Laßbergs Abschriften in diesen Fällen die einzigen Überlieferungszeugen geworden sind. Der Nachlass wurde in der Vergangenheit durch
Einzelerwerbungen, insbesondere von Briefen, ergänzt. Zuletzt kamen 2011 vier eigenhändige Abschriften Laßbergs aus seinen mittelalterlichen Liederhandschriften hinzu sowie fünf Briefe an den damaligen Studenten Emil Braun aus dem Jahr 1831. Wichtige Neuzugänge, die das Interesse der Wissenschaft gerade erst wieder auf den LaßbergNachlass lenkten, waren 2023 zwei Briefe Jacob Grimms und ein Brief Wilhelm Grimms an Laßberg sowie ein Brief Laßbergs an Friedrich Heinrich von der Hagen, den ersten Übersetzer des Nibelungenliedes ins Neuhochdeutsche. Im Jahr 2024 konnte die Badische Landesbibliothek mit Unterstützung der Kulturstiftung der Länder und der Wüstenrot Stiftung sowie mit Mitteln des Ministeriums für Wissenschaft, Forschung und Kunst den Nachlass um weitere 30 Briefe ergänzen. Diese Neuerwerbungen konnten kurzfristig noch in das Projekt integriert werden. Der für das Projekt vorgesehene Bestand zeichnet sich also durch die typische Heterogenität von Nachlassmaterial aus, was für das Projekt an verschiedenen Stellen von Bedeutung war.
Mit großzügiger Unterstützung der Kulturstiftung der Länder und der Wüstenrot Stiftung sowie mit Mitteln des Ministeriums für Wissenschaft, Forschung und Kunst Baden-Württemberg konnte die Badische Landesbibliothek im April 2024 dreißig Briefe bedeutender Zeitgenossen an den Handschriftensammler Joseph von Laßberg (1770–1855) ersteigern. Diese Briefe werden der Öffentlichkeit nun bis zum 1. Februar 2025 in der Ausstellung "Joseph von Laßberg – ein Netzwerk in Briefen" präsentiert. Zur feierlichen Eröffnung mit Präsentation der Autographen am 30. Oktober 2024 sprachen Staatssekretär Arne Braun für das Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst Baden-Württemberg, Prof. Dr. Frank Druffner für die Kulturstiftung der Länder und Prof. Philip Kurz für die Wüstenrot Stiftung.
Lebensspuren der NS-Zeit
(2024)
In der sechsteiligen Vortragsreihe "Lebensspuren der NS-Zeit" der Badischen Landesbibliothek stellen wir im Winterhalbjahr 2024/25 Persönlichkeiten vor, die in den Jahren 1933 bis 1945 von den Verfolgungsmaßnahmen des NS-Regimes persönlich betroffen waren oder aber auf der anderen Seite Akteure dieses Regimes gewesen sind und die alle auf die eine oder andere Weise mit uns, der Badischen Landesbibliothek, in Beziehung stehen. Zum Personal der Badischen Landesbibliothek gehörten Dr. Ferdinand Rieser, als Direktor im April 1933 aus dem Amt gejagt und später in Südfrankreich in der Lagerhaft gestorben, aber auch Kurt Knittel, SS-Oberscharführer in Auschwitz, der nach dem Zweiten Weltkrieg wieder im Schuldienst Anstellung fand, aber während des Auschwitz-Prozesses aufflog und 1962 gegen den Widerstand von Direktor Franz Anselm Schmitt an die Badische Landesbibliothek versetzt wurde, wo er vermeintlich keinen Schaden anrichten konnte. Im Bestand der Badischen Landesbibliothek gibt es Bücherschätze, die ihren Vorbesitzern Marie Curjel und Wilhelm Rosenberg, deren Schicksalen wir nachgehen, im Rahmen der Ausplünderung jüdischer Bürger zwangsenteignet wurden. Wir besitzen aber mit dem von Franz Moraller als Chefredakteur verantworteten Führer auch das zentrale Presseorgan der NS-Zeit in Baden und andererseits mit den nachgelassenen Briefen der Karlsruher Rabbinertochter und schon 1933 emigrierten Ärztin Rahel Straus hochinteressante Zeitzeugnisse aus Palästina. Den Anfang machen wir mit Marie Curjel (1872-1940), Witwe des Karlsruher Architekten Robert Curjel (1859-1925), der mit seinem Kollegen Karl Moser zusammen zwischen 1888 und 1915 so ziemlich alle bedeutenden Neubauten in Karlsruhe entwarf; das Büro Curjel & Moser war über die Stadtgrenzen hinaus auch weiträumig im süddeutschen Raum und in der Schweiz tätig. Marie Curjel veräußerte Ende 1938 das Stammbuch des badischen Hofmalers Friedrich Helmsdorf an die Badische Landesbibliothek zwecks Finanzierung der sogenannten "Judenvermögensabgabe". Als sie Anfang 1940 noch in die Schweiz emigrieren wollte, gab es ein Strafverfahren gegen sie wegen unterlassener Anmeldung von Schmuckbesitz im Ausland. Aufgrund strafrechtlicher Verurteilung bestand für sie
keine Chance mehr, das Deutsche Reich zu verlassen und der Shoah zu entkommen. So wählte sie den Weg in den Freitod und beging am 27. April 1940 in ihrer Wohnung in der Riefstahlstraße 4 Suizid. Die Akten der verschiedenen Wiedergutmachungs-, Rückerstattungs- und Berufungsverfahren, die die Familie Curjel später führte, dokumentieren viele Einzelheiten der Verfolgung.
In den Jahren 1797 bis 1816 hat der spätere badische Hofmaler Friedrich Helmsdorf ein Stammbuch geführt. Ende des Jahres 1938 hat die Karlsruherin Marie Curjel dieses Stammbuch zwecks Finanzierung der „Judenvermögensabgabe“ an die Badische Landesbibliothek verkauft. Es wurde im November 2020 an ihre Erben restituiert. Diese haben es dankenswerterweise als Leihgabe in der Badischen Landesbibliothek belassen. Damit haben sie ermöglicht, das Stammbuch gründlich weiter zu erforschen und alles zusammenzutragen, was sich über Friedrich Helmsdorf als Stammbucheigner, über sein Stammbuch als historisches Objekt und über Marie Curjel als diejenige herausfinden lässt, die es unter Zwang veräußert hat. Die Recherche nach den Lebensumständen der beiden Vorbesitzer hat nicht aufklären können, welchen Weg das Stammbuch zwischen 1816 und 1938 genommen hat. Erschlossen aber wurden zwei durch das Stammbuch verbundene Biographien, die unterschiedlicher nicht sein können.
„Infolge der räuberischen Ausplünderung, die die derzeitige deutsche Gewalt-Herrschaft - nach meiner verbrecherischen Verschleppung ins entlegendste Frankreich - an mir begangen hat, ist mein gesamtes Vermögen, ja sind sogar alle meine persönlichsten Handschriften, Aufzeichnungen, Briefe, die sich in meiner Wohnung in Heidelberg befanden, für mich verloren. Eine Nachwelt wird dieses schamlos feige Verbrechen an einem deutschen Dichter brandmarken.“ Mit diesen Worten überschrieb der jüdische Schriftsteller Alfred Mombert, geboren am 6. Februar 1872 in Karlsruhe, im Dezember 1941 kurz vor seinem Tod im Schweizer Exil sein Testament. Alfred Mombert lebte mit Unterbrechungen von 1892 an in Heidelberg, bis er am 22. Oktober 1940 zusammen mit seiner Schwester Ella Gutman und weiteren 279 jüdischen Bürgern der Stadt von der Gestapo in das südfranzösische Internierungslager Gurs in den Pyrenäen verschleppt
wurde. Außer 100 RM und zwei Koffern musste er all seinen Besitz in seiner Wohnung im Klingenteich zurücklassen - darunter auch seine Bibliothek. Im April 1941 gelang es seinem Schweizer Freund und Förderer Hans Reinhart, ihn und seine Schwester aus dem Internierungslager freizukaufen. Reinhart nahm die beiden in sein Haus in Winterthur auf und ermöglichte es Mombert, sein letztes Werk „Sphaira der Alte II“ zu vollenden.
Eine 2014 aus den USA in das Universitätsarchiv Heidelberg rückgeführte Papsturkunde aus dem Jahr 1387 löste nicht nur ein beachtliches Presse-Echo aus, sondern hatte auch eine intensivere Beschäftigung mit dem Urkundenbestand des Universitätsarchivs zur Folge, zumal dieser zeitgleich Gegenstand einer Pilotstudie zum Thema Papier- und Pergamentgebrauch in einer Publikation des Heidelberger Sonderforschungsbereichs „Materiale Textkulturen“ war. Dabei fiel die unzureichende Erschließung der Urkunden ebenso ins Auge wie deren fehlende Digitalisierung. In der Folge wurde vom Universitätsarchiv ein auf zwei Jahre angelegtes und von der Stiftung Kulturgut Baden-Württemberg mit knapp 160.000 Euro gefördertes Digitalisierungs- und Erschließungsprojekt initiiert, das im November 2016 mit der Aufarbeitung der urkundlichen Überlieferung begann. 2017 waren zudem eine Reihe von Originalen in der Ausstellung „Päpste – Kurfürsten – Professoren – Reformatoren. Heidelberg und der Heilige Stuhl von den Reformkonzilien des Mittelalters bis zur Reformation“ im Kurpfälzischen Museum der Stadt Heidelberg zu sehen.
Ihre Entführung im Jahre 1623 war der wohl größte Kulturverlust der Kurpfalz. Rund 3700 mittelalterliche und frühneuzeitliche Handschriften und etwa 13.000 Inkunabeln und Druckschriften aus der Heidelberger Heiliggeistkirche gelangten als Kriegsbeute der Katholischen Liga in die päpstliche Bibliothek. Diese Schätze sind heute unter der allgemein üblichen Bezeichnung Bibliotheca Palatina bekannt. Diese ist ein Sammelbegriff für die ursprünglich separaten Bestände der Heidelberger Universität, des Heidelberger Schlosses und der von Ulrich Fugger (1526–1584) übernommenen Bibliothek, die nach und nach, aber nie ganz vollständig, auf den Emporen der Heiliggeistkirchen vereinigt worden waren. Es handelt sich hauptsächlich um deutsche und lateinische Handschriften, aber auch um griechische, hebräische, arabische und türkische. Mit den 845 deutschsprachigen Handschriften kehrte 1816 ein wesentlicher Bestandteil der Bibliotheca Palatina nach Heidelberg zurück. Dort kam als Aufbewahrungsort solcher
Schätze – nach dem Ausscheiden von Hof und Kirche als Kulturträger – nur noch die aufblühende Universität infrage.