Heft 3
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Im Sommer 1959 gab Erzbischof Weber
von Straßburg einen Empfang für katholische
Studenten aus Freiburg im Breisgau. Ich war
eine der eingeladenen Studentinnen. Es war
noch nicht selbstverständlich, dass man nach
Frankreich eingeladen wurde, und wir empfanden
es als ein großes Ereignis. Zuerst hielt
Erzbischof Weber eine kurze Rede. Ich muss
gestehen, dass ich vergessen habe, was er
gesagt hatte. Es ist davon auszugehen, dass es
mit der deutsch – französischen Aussöhnung
zu tun hatte. Dann haben wir uns der Reihe
nach persönlich dem Oberhirten von Straßburg
vorgestellt, und wie es zu jener Zeit
üblich war, ist jeder vor ihm niedergekniet und
hat den Bischofsring geküsst. Er wechselte mit
jedem der Gäste einige persönliche Worte. Ich
war ziemlich in der hintersten Reihe und, als
für mich der aufregende Augenblick kam, ich
den Bischofsring küssen durfte und meinen
Namen nannte, verließ Bischof Weber seine
vornehme Zurückhaltung.
Staatspräsident Leo Wohleb als besonnener Partner und Kritiker der französischen Besatzungsmacht
(2008)
Im Rahmen einer deutsch-französischen
Schulwoche weilte der Hohe Kommissar André
François-Poncet1 am 22. Mai 1951 in Freiburg.
Bei einem Empfang der Staatsregierung im
„Europäischen Hof“ spendete er dem Lande
Baden und seinem Staatspräsidenten – wie
einem Bericht des „Schwarzwälder Boten“ zu
entnehmen ist – ein hohes Lob „für die
Mäßigung, die Zurückhaltung und die Klugheit,
die diese stets gezeigt hatten. Er lege
besonderen Wert darauf, diese Wertschätzung
für die geistigen und moralischen Errungenschaften
des Staatspräsidenten Wohleb offen
zu bekunden. Der Mut, den dieser an den Tag
gelegt habe, verdiene unbedingte Achtung.
(…)
Am 25. November 2008 jährt sich der
Todestag des Kultur- und Religionsphilosophen
Leopold Ziegler zum 50. mal. Ziegler,
1881 in Karlsruhe als Sohn eines Rahmenhändlers
und -vergolders geboren, war einer
der großen Einzelgänger und Außenseiter
seiner Zunft. Nie habilitiert, vollzog sich seine
literarische und wissenschaftliche Karriere
außerhalb des akademischen Lehrbetriebs –
mehr noch: er trotzte einer mühseligen
Existenz als Privatgelehrter und einer stets
gefährdeten Gesundheit ein beeindruckendes
Lebenswerk ab. Daß ihm dies gelang, begründete
Ziegler selbst mit der Energie, die ihm aus
der Opposition gegen seine Zeit und ihre
innere Verfassung zugewachsen sei. Sein Werk
kann als bedeutender Beitrag zum Versuch
gelten, neuzeitliches Denken mit vorwissenschaftlichen
Erkenntnissen zu verbinden, die
Existenz des heutigen Menschen durch umfassende
Rückgriffe auf die gesamte menschheitliche
Überlieferung zu erneuern.
Hier sind die starken Wurzeln deiner Kraft.
Friedrich Schiller, Wilhelm Tell (II,1)
Am 15. Oktober 1958 – also vor 50 Jahren –
ist Johannes R. Becher in Berlin gestorben. Er
war Kulturminister der damaligen DDR, Präsident
der Deutschen Akademie der Künste,
Ehrenbürger, Ehrendoktor, Ehrensenator,
hatte den Leninpreis und gleich zweimal den
Nationalpreis Erster Klasse erhalten; Grund
genug, ihn und sein Werk in der damaligen
BRD zu ignorieren. Ja, sein Werk; denn vor
allem war Becher ein Dichter.
Mit schrillen, grellen Gedichten im
expressionistischen Stil hatte er früh begonnen,
und in der Lyrik zeichnete er sich weiterhin
aus, auch wenn er sich gelegentlich im
epischen und dramatischen Genre versuchte.
Sein Werk ging aus Widrigkeiten aller Art hervor
und zog ihm weitere zu: zwei Prozesse
wegen literarischen Hochverrats, schließlich
die Emigration, aus der er in eben jene DDR
zurückkehrte, deren Hymne er dann auch
dichtete: „Auferstanden aus Ruinen …“ (Sie
trug ihm, zusammen mit dem Komponisten
Hanns Eisler, den zweiten Nationalpreis ein.)
Mit dem Konzertmarsch El Matador von
Paul Wäldchen eröffnete die Hebelmusik
Hausen im Wiesental unter der Leitung von
Joachim Wendland den Festabend.
Im Mittelpunkt des heiter und besinnlich
gestalteten Hebelabends stand die Verleihung
der Johann Peter Hebel-Gedenkplakette an
Werner Störk aus Schopfheim.
Der Geehrte „hat sich über viele Jahre um
die Erforschung unserer Heimat und die Förderung
der Jugend in außerordentlichem
Maße verdient gemacht“, erklärte Hubert
Döbele in seiner Laudatio. Mit der Arbeitsgemeinschaft
(AG) Minifossi hat Werner Störk
seit mehr als 25 Jahren seine alemannische
Heimat zum Forschungs- und Studienobjekt
gemacht und dabei hervorragendes geleistet,
so Hubert Döbele.
Er scheint einem vertraut, die vier Paare in
den Doppelszenen hat man oft einzeln gesehen,
im Teppich eingerahmt von den beiden Vornamen
Anna und Johannes, und er wird doch
fremd, wenn es an die ehemalige Funktion und
an die genaue Bedeutung der bekannten
Figuren geht, denn dann stellen sich Unsicherheiten
ein. Die Forschung hat sich schon über
hundert Jahre lang mit den Figuren beschäftigt
und widerspricht sich im Einzelnen, wenn es
auch um die Gesamtplanung kaum Probleme
gäbe, wäre da nicht das letzte Paar. Was hat
Iwein mit den anderen Figuren gemeinsam und
mit welcher Berechtigung kommt er auf den
Teppich? Auch beim Titel des Gewebes ist man
sich uneins, dabei sieht es so aus, als ob es nur
eine Mode wäre, wie man ihn bezeichnen will.
Sind es Minnesklaven oder Frauensklaven, die
da dargestellt sind, „Böse Weiber“ oder „Weiberlisten“,
wie man früher zu sagen pflegte,
misogyn, wie man nun einmal war. Wir wollen
am Schluss auf das Bezeichnungsproblem
wieder zurückkommen und versuchen, zunächst
durch fortlaufende Bildlektüre einen
Eindruck vom Ganzen zu gewinnen.
Doktoren, Faust, Hanswurst, Shakespeare, Molière, Lederhändler, alle herauf aus der Versenkung!
(2008)
Ein Wunderdoktor war der Geburtshelfer
des Karlsruher Hofschauspiels. Vielleicht gab
die Komödie vom Dr. Faust, womit der reisende
Medizinmann am 28. Februar 1725 im
theatralen Beiprogramm zu seiner Heilpraxis
Furore machte, ja letztlich den Ausschlag.
Neben seinem Allroundstar, Hanswurst Johann
David Meyer (Mayer), wurde nämlich jener
famose Faust-Darsteller, hauptberuflich Trompeter,
vom Fleck weg in markgräfliche Dienste
engagiert.
Alemannisch – grenzenlos! Unter diesem
Titel veranstaltete das Alemannische Institut
Freiburg i. Br. e. V. im Wintersemester 2007 in
Freiburg eine Vorlesungsreihe mit den neuesten
Ergebnissen zur Dialektforschung im alemannischen
Raum. Der Titel – insbesondere
sein Ausrufezeichen – wirkte provokativ und
wurde in den Redebeiträgen auch kontrovers
diskutiert, denn der alemannische Raum weist
ja bekanntermaßen eine Vielzahl unterschiedlicher
Grenzen auf.
Das Arbeitsgebiet des Alemannischen Instituts
umfasst Teile von insgesamt fünf europäischen
Staaten und bezieht alle wissenschaftlichen
Fachrichtungen mit ein, die sich
im weitesten Sinne mit Landeskunde beschäftigen.
Es setzt sich zusammen aus dem größten
Teil Baden-Württembergs, Bayerisch-
Schwaben, dem Elsass, der deutschsprachigen
Schweiz, dem Fürstentum Liechtenstein und
dem österreichischen Bundesland Vorarlberg.
Auf den Spuren Böhmens
(2008)
Nur auf dem ersten Blick mag es erstaunlich
erscheinen, im Südwesten Deutschlands
böhmische Spuren und Gemeinsamkeiten entdecken
zu wollen. Aber der aufmerksame Wanderer,
der den Schwarzwald und die umliegenden
Gebiete durchstreift und die Geschichte
des Landes ein wenig studiert, wird zu seiner
Überraschung bald eine Anzahl von Erinnerungen
an einzelne Persönlichkeiten wie auch
eine Fülle von landschaftlichen und historischen
Übereinstimmungen und Parallelen
finden, denen nachzugehen es sich lohnt.
Karlsruher Kindheit im Krieg
(2008)
Unser Gedächtnis kann Erinnerungen
nicht völlig unverändert aufbewahren. Es beruht
auf einem komplexen System von Neuronen,
das seine Inhalte immer wieder aufruft,
durcharbeitet und mit neuem Wissen verbindet.
Die frühesten Erinnerungen sind diesem
Vorgang im Laufe des Lebens am häufigsten
unterworfen worden. Da sie aber in der Regel
besonders einprägsam waren, können sie einer
Verwandlung auch besonders gut widerstehen,
zumal dann, wenn es sich um stark emotional
besetzte Erfahrungen gehandelt hat.