Heft 4
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Badener und Badenser
(2013)
Der Badener gerate "in Wallungen", "wenn er sich als Badenser titulieren lassen muss", heißt es in einem Kommentar des "Badischen Tagblatts" vom 21. April 2012, und ähnliche Äußerungen findet man öfter. So sagte kürzlich im SWR-Fernsehen der Freiburger Filmemacher Pepe Danquart, der auch in Berlin und Hamburg lebt: "Man wird ja ständig als Badenser beschimpft . […] Das kommt von den Schwaben." Öfter zitiert wird der Karlsruher
Abgeordnete Franz Gurk, der vor Jahren im Stuttgarter Landtag einem Heilbronner Abgeordneten damit gedroht habe, ihn künftig als Heilbronnser zu bezeichnen. Andere Einwohner Badens sind in dieser Beziehung gelassener, empfinden aber den Ausdruck Badenser aber doch als unzutreffendes,
als falsches Wort.
In der Orgelstadt Waldkirch im Breisgau sind nach wie vor mehrere Orgel-Werkstätten mit zusammen rund 25 Mitarbeitern äußerst aktiv. Sie tragen dazu bei, dass edle Klänge aus Südbaden weltweit zu hören sind. Das gilt besonders für die Meisterwerkstätte Waldkircher Orgelbau Jäger & Brommer, die am 15. Juli 1988 in die Handwerksrolle eingetragen wurde. Damals wagten Orgelbaumeister Wolfgang Brommer und Heinz Jäger, beide vorher unter anderem bei Fischer + Krämer in Endingen sowie Späth in March-Hugstetten, den Schritt in die Selbständigkeit und planten ihre ersten Projekte am Küchentisch. In den 25 Jahren sind fast 100 Kirchen- und Konzertorgeln entstanden, etwa für die Berghauser Kapelle am Schönberg oder das Zisterzienserinnenkloster Lichtenthal bei Baden-Baden. Hinzu kommen Drehorgeln für den häuslichen Gebrauch und den Jahrmarkt. Inzwischen haben die rührigen Unternehmer sich einen festen Markt in Asien erschlossen. Ihr größtes Werk mit 76 Registern steht in einem Konzertsaal in Quingdao (China).
Mit der am 7. Oktober 1813 beurkundeten Aufnahme des Heidelberger Buchhändlers Gottlieb Braun als Bürger von Karlsruhe und mit der "Erlaubniß zur Anlegung eines Sortiments-Buchhandels" begann die Geschichte des Medienunternehmens Braun in der badischen Residenz. Anlässlich des in diesem Jahr zu feiernden 200. Jubiläums soll im Folgenden ein kurzer Blick auf die Entwicklung des für die Stadt Karlsruhe wie für das Land Baden so wichtigen Buchhandelsbetriebs geworfen werden.
Das Collegium Academicum
(2013)
Ist es nur die faustische Unruhe der Deutschen, dass sie in einem Reformenthusiasmus an Schulen wie an Hochschulen ständig neue Wege suchen, oder zwingt die permanente Veränderungen der Gesellschaft zu neuen Antworten auf alte Fragen, so z. B. zur Bildung junger Menschen an unseren Universitäten? Im Folgenden soll auf einen Versuch nach dem II. Weltkrieg hingewiesen werden, eingebettet in die Universitätsgeschichte, dargestellt an einer Institution der 1945 wieder eröffneten Universität Heidelberg.
"Umschulung"
(2013)
Dieser Text ist in einer französischen Original-Version 2010 unter dem Titel "Umschulung. Témoignages d’instituteurs alsaciens déplacés en pays de Bade (1940–1945)" erschienen. Der Verfasser widmet diese deutsche, gekürzte Version seinen deutschen Freunden und bedankt sich bei seinem Kollegen und Freund Herrn Anton Burkard aus Merzhausen für seine Hilfe bei der Übertragung dieser Fassung ins Deutsche.
Während der deutschen Besatzung Frankreichs wurden elsässische Lehrerinnen und Lehrer in Deutschland einer sogenannten Umschlung unterzogen. Sie müssen nun nach dem deutschen Lehrplan unterrichten, der ihnen in mehrmonatigen Lehrgängen "beigebracht" wird. Deutsch ist nun Schulsprache und bis 1941 wird auch noch in Sütterlinschrift geschrieben. Es finden auch Lehrgänge für nationalsozialistisches Geschichtsdenken statt. Die mehrmonatigen Aufenthalte bei der Besatzungsmacht sind für viele der jungen Lehrerinnen und Lehrer eine schwere psychische Belastung. Zeitzeugenberichte sind die Grundlage dieses Beitrags.
Für eine rundum gelungene Restaurierung eines Kulturdenkmals – die Jury des Denkmalschutzpreises macht diese Erfahrung immer wieder – müssen glückliche Umstände eine ganze Reihe von Beteiligten zusammenführen, die in gemeinsamer Anstrengung zu einer dem jeweiligen Objekt angemessenen Lösung finden: Architekten, die sich nicht nur im Neubau verwirklichen wollen, sondern auch eine Beziehung zu alter Bausubstanz haben, fähige Handwerker, die ihr Handwerk noch beherrschen und nicht nur als Monteure industriell gelieferter Ware auftreten, Restauratoren mit der Kenntnis von Techniken und mit Fingerspitzengefühl sowie Denkmalpfleger, die ihr Wissen von gebauter Geschichte und dem Umgang damit vermitteln können. Die zentrale Figur aber ist meist der Bauherr, der mit seinen persönlichen Vorstellungen, was mit seinem Eigentum geschehen soll, und seiner Wahl der Beteiligten die entscheidenden Weichen auf dem Weg zu einem wie auch immer gearteten Ergebnis stellt. Natürlich spielen finanzielle Möglichkeiten dabei immer eine Rolle, wichtig sind aber für ein positives Sanierungsergebnis vor allem Begeisterung für die Sache, Ideenreichtum beim Finden von unkonventionellen Lösungen und Leidenschaft , etwas zur Baukultur beitragen zu wollen.
Die vom Stadtmuseum Karlsruhe 1999 veröffentlichte Publikation "Zwischen Autor und Leser. Karlsruher Verlage von der Stadtgründung bis heute" nahm zwar Bezug auf den G. Braun Verlag, seine medizinische Fachliteratur (S. 38) und auf den bedeutenden Schulbuchverlag (S. 27), verzichtete aber auf eine Darstellung der bedeutenden Zeitschrift en-Produktion von 1949 bis 2002 mit den Zeitschrift en BADEN (1949–1960), Welt am Oberrhein (1961–1971), "Baden-Württemberg" (1971–1991) und "In Baden-Württemberg" (1991–2002). Zur Einschätzung der Zeitschrift en schrieb deren Redakteur Georg Richter im Rückblick 1984: Die Periodika präsentierten "spiegelbildartig die landschaftlichen, historischen, kulturgeschichtlichen und schöpferischen Merkmale des Südwestens mit grenzüberschreitenden Beiträgen, wobei auch wirtschaftliche und ökologische Probleme und Gegebenheiten zur Darstellung gelangten." In der Ausstellung "Fortschritt und Tradition – 200 Jahre Verlag G. Braun in Karlsruhe" (2013) werden die Kulturzeitschriften des Verlags ebenfalls nicht gewürdigt. Gezeigt werden lediglich vier Exemplare der Zeitschrift "Welt am Oberrhein". Die Herausgabe von Kulturzeitschrift en über Jahrzehnte hinweg ist eine besondere verlegerische Leistung Eberhard Knittels. Die Kulturzeitschrift en im G. Braun Verlag in der Zeit von 1949–2002 können auch als Zeugnis der deutschen Mentalitätsgeschichte in der Nachkriegszeit gelesen werden.
Baden mit Augenzwinkern
(2013)
Ausgehend von der Analyse Thomas Küsters »Warum Baden weiterlebt« während der Vortagsreihe des Landesvereins und der Landesvereinigung im Gartensaal des Karlsruher Schlosses, wird nach dem 60. Jahr Baden-Württembergs versucht, eine differenzierte Außen- und Innenperspektive Badens im Jahre 2012 zu entwickeln. Es zeigt sich, dass die Deutungen Badens fortan weitgehend vom Marketing bestimmt werden. Aus der Analyse Küsters werden zwei mögliche badenbezogene Handlungsoptionen für den Landesverein abgeleitet. Eine dritte Option ergibt sich aus der Sensibilisierung der Bevölkerung für den Erhalt des »unvergleichlichen Landschaftsbildes«, wie Prinz Bernhard und Graf Douglas vorschlagen. Schließlich wird eine Politik »badischer Optionen« auf ihre Voraussetzungen überprüft .
Das Bild des Fürsten
(2013)
Der Beitrag versucht einerseits, sich dem tatsächlichen Aussehen des sogenannten "Türkenlouis" und dem Bild, das er der Öffentlichkeit von sich selbst vermitteln wollte, anzunähern. Andererseits soll gezeigt werden, wie die Öffentlichkeit den Markgrafen wahrnahm, und welcher Eindruck von ihm über Kupferstiche und Medaillen verbreitet wurde. Als gegen Ende seines Lebens die politische und militärische Bedeutung des Markgrafen zusehends abnahm, versuchte er, durch eine forcierte Selbstdarstellung nach außen über Staatsporträts und durch den Bau seines Schlosses in der befestigten Residenz und Modellstadt Rastatt seinen Ruf als Reichsfürst, Feld- und Landesherr aufrechtzuerhalten.
2012 waren es gerade 156 Jahre her, da im Neandertal bei Düsseldorf der erste Beweis eines fossilen Menschen weltweit gefunden wurde. Der nach dem Fundort benannte Neandertaler lebte nach damaligen Erkenntnissen zwischen 15 000 und 27 000 Jahren. Hinsichtlich des Alters bekam dieser erste Fund bald Konkurrenz, da immer mehr Neandertaler und fossile Menschen weltweit gefunden wurden. So auch 1907 der im badischen Mauer bei Heidelberg entdeckte Unterkieferknochen eines Menschen, der auf ein Alter von 650 000 Jahren geschätzt wurde und den man ebenfalls nach seinem Fundort homo heidelbergensis nannte. Auch wandelte sich das Bild dieser Urmenschen vom tumben Sammler und Jäger in einen der sprechen konnte, nachdem man ein Zungenbein gefunden hatte, und dem sogar eine gewisse Kunstfähigkeit zugesprochen wurde wie Tübinger Forscher um Prof. Conard berichten. Geradezu sensationell waren 2010 die Genforschungsergebnisse um den Leipziger Prof. Pääbo, dass der Neandertaler sich mit dem gleichzeitig lebenden Homo sapiens vermischt haben soll, und somit nicht untergegangen ist, sodass wir heutigen Menschen einen gewissen Prozentsatz an Neandertaler Genen in uns tragen.