Städte und Agglomerationen
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Tore, Türme, Tiere, Tafeln
(2007)
1460 war das einzige Exemplar der Zunftordnung der pfälzischen Holzschuhbruderschaft bei der Belagerung von Mainz verloren gegangen. In der 1478 erneuerten Fassung steht neben anderen die Bestimmung: „ltem die bruderschafft solle alle jare zu Heydelberg uff Montag nach sant Michelstag begangen werden mit messen für die dotten und lebendigen.“ Die Zunft der Holzschuhmacher war nicht örtlich verfasst, sondern territorial. Die jährlichen Versammlungen hatten außer der Abhaltung von Gottesdiensten die Aufgabe, die Zunftordnung vorlesen zu lassen. Der Montag nach St. Michael ( 29. September) bot im übrigen Gelegenheit zu Beratungen und Geselligkeit. Ein Quellenbefund wie dieser eignet sich in höchst unterschiedlicher Weise als Gegenstand von Deutungen. Organisationsgeschichtlich wäre zu fragen nach dem Verhältnis der städtischen zu den territorialen Zunftverfassungen; die Tarifbestimmung, „ein knecht der knechtlone nympt, solle sinem meister hauwen siebenhundert par
holtzschue für ein Gulden“, wäre sozialgeschichtlich auszuwerten; mediengeschichtlich wäre der Zwang zur persönlichen Anwesenheit bei der Tradierung von Gesetzestexten zu betonen; ritualgeschichtlich ließe sich die Bedeutung solcher Zunfttage für das Leben im späten Mittelalter herausarbeiten. Mir ist diese Quelle wieder eingefallen, als ich im Zusammenhang eines rezenten ,Event-Marketings' immer wieder auf den Terminus ,Ereignisse schaffen‘ gestoßen bin, zumal der Montag nach St. Michael sehr nahe am heutigen Heidelberger Herbst liegt.
Seit der jüngeren Steinzeit regiert der rechte Winkel das Bild der menschlichen Siedlungen. Das gilt für die Grundrisse der Gebäude, für die dörfliche Feldflur und für viele Stadtanlagen von der Antike bis nach Nordamerika. Die Stadtgrundrisse des Mittelalters, gekennzeichnet durch mannigfaltige Formen, sind in der Regel von vielen Winkeln, selten aber von rechten geprägt. Heidelberg scheint mit der auf Parallelität und Rippenstruktur fußenden Regelmäßigkeit seiner planmäßig angelegten Kernaltstadt eine Ausnahme zu sein. Meinrad Schaab formuliert in seinem letzten Aufsatz zu den Anfängen Heidelbergs in einer Bildunterschrift ausdrücklich: „Heidelberg, rechtwinklig von der Hauptstraße abzweigende Quergasse in der Altstadt“. Das Geodreieck auf dem Lageplan zeigt jedoch bei der abgebildeten Mittelbadgasse Winkel von 95 ° an der West- und 85 ° an der Ostecke zur Hauptstraße. Wer mit geschärftem Blick durch die Gassen der Stadt geht, wird solche schiefwinkligen Situationen in großer Zahl bemerken. Erstaunlich ist, dass die Unregelmäßigkeiten in der Geometrie des Straßen- und Grundstücksnetzes weder für Heidelberg noch in der allgemeinen Literatur beachtet und erörtert werden. Diese Untersuchung setzt sich zum Ziel, einige dieser schiefwinkligen Situationen zu beobachten und ihre Genese zu deuten. Der Grund, warum sie von Westen nach Osten und gegen die zeitliche Bebauungsfolge vorgeht, erschließt sich in ihrem Fortgang von selbst: Ihr liegt die Vermutung zugrunde, dass in dicht bebauten Arealen von der Rechtwinkligkeit abweichende Wegenetze und Grundstücksgrenzen auf ältere Strukturen verweisen, sofern die Abweichung gehäuft auftritt und eine eigene Systematik erkennen lässt.
Die Rohrbacher Villenkolonie
(2013)
Wer die Heidelberger Adressbücher aufschlägt, wird dort ab 1909 (S.144) einen Anhang „Gemeinde Rohrbach“ finden, der aber nicht den ganzen Ort, sondern nur einen Teil der damals noch selbständigen Gemeinde Rohrbach verzeichnet: das sog. „Villenviertel“. Es erstreckt sich von der St. Peter-Straße nordwärts den Hang entlang bis zur Heidelberger Ortsgrenze (heute: Markscheide) und umfasst sieben Straßen mit 57 Häusern.
Peter Anselm Riedl war ein international angesehener Kunsthistoriker und ein streitbarer Geist, der es klug verstand, die Finger an den richtigen Stellen in die Wunden zu legen. Bewegte er sich in seinen ersten Schaffensjahren auf, seiner Zunft entsprechend, „sicherem“ wissenschaftlichem Terrain – er nahm sich historischen Kirchenbauten, vor allem derer in Siena an − so „weitete“ sich sein Blick mit zunehmender Erfahrung, indem er die „Objekte kunsthistorischer Begierde“ in einen Alltagskontext setzte. In der Sehnsucht nach Italien liegen die Städtebauer und die Kunsthistoriker in ihrer Suche nach den Wurzeln des „Wahren und Guten“ gar nicht so weit auseinander. Auch wir wurden während unseres Studiums nicht nur zum Zeichnen nach Italien geschickt, galten uns die Italiener, wenn es um das Entwerfen ging, als Vorbilder, gleich ob die großen Baumeister der Renaissance, wie Brunelleschi, Alberti oder Palladio, ob umstrittene Architekten der Moderne wie Adalberto Libera oder Giuseppe Terragni oder ob Zeitgenossen wie Vittorio Gregotti oder Georgio Grassi. Wir studierten deren Schriften und „kopierten“ ihre Entwürfe.
„Das ist kein Null-acht-fünfzehn-Baugebiet, das ist ein Stück Heidelberger Geschichte“, erinnerte im März 2003 Oberbürgermeisterin Beate Weber bei der Grundsteinlegung zum neuen Wohnquartier an die 1853 gegründete Fuchs Waggonfabrik, die seit 1902 ihren Standort in Rohrbach hatte. „Wir haben darauf bestanden, dass das Quartier ein Stück von seinem Charakter bewahrt. Wenn Mauern und Giebel zu sehen sind, bekommt man eine Ahnung davon, was sich da abgespielt hat.“ Auch bei der Namensgebung der Straßen wurde ein deutlicher Bezug zur Waggonfabrik gewünscht. So hatte
der Gemeinderat bereits im Dezember 2002 beschlossen, die industrielle Technikgeschichte des Baugebiets in den Vordergrund zu stellen. Namensgeber für die neuen Erschließungsstraßen wurden deshalb bedeutende Techniker, Erfinder und Ingenieure wie Felix Wankel, Franz Kruckenberg, Konrad Zuse, Georg Mechtersheimer, Rudolf Hell und Freiherr Karl von Drais. Zur Verdeutlichung ihrer jeweiligen Bedeutung tragen die Straßenschilder neben dem Namen auch die dazu gehörenden Kurzbiografien. Hier werden die jeweils wichtigsten Heidelberger Leistungen auf dem Gebiet der Eisenbahnentwicklung vorgestellt.
„In der Tat kann nur eine gewissenhaft durchgeführte echte Parität [...] auf die Dauer die Zusammenfassung in einem Land sichern. [...] Es darf nicht der preußische Fehler einer Überzentralisation in kleinem Maßstab in Stuttgart wiederholt werden." Dies ist nicht etwa ein Zitat aus der in unseren Tagen geführten Auseinandersetzung über die Behördenverlagerung in die Landeshauptstadt. Die Feststellung stammt aus einem Schreiben vom 15. Juli 1946 an den Ministerpräsidenten in Stuttgart. Der dies schrieb, war der Oberbürgermeister der Stadt Karlsruhe und spätere langjährige Wirtschaftsminister des Landes Baden-Württemberg, Hermann Veit. Damals ging es um die Verteilung der Behörden in dem von der US-Militärregierung im September 1945 geschaffenen Land (Nord)Württemberg-(Nord)Baden. Konkreter Anlass für Veits Demarche an den
Ministerpräsidenten war die Ansiedlung des Landesrechnungshofes. Veit war äußerst besorgt darüber, dass durch den Verlust der Hauptstadtfunktion und dem damit verbundenen Abzug der zentralen Landesbehörden, Karlsruhe „auf eine dritte oder vierte Städtestufe heruntergedrückt werde." Die Landesregierung gab in Falle des Rechnungshofes nach und machte Karlsruhe zu dessen Sitz, beließ jedoch eine Außenstelle in Stuttgart.
Schwetzingen wird gerne und natürlich auch zu recht mit seiner in kurfürstlicher Zeit begründeten historischen Bedeutung in Verbindung gebracht. Als ehemalige Sommerresidenz der Kurfürsten von der Pfalz verfügt Schwetzingen mit dem Schloss, dem Schlossgarten und dem barocken Stadtgrundriss über touristische Attraktionen, die jährlich viele Besucher in die Stadt locken.
Wie ein Rund umgibt die Eppinger
Altstadt den Kirchhügel, auf dem sich
die Stadtpfarrkirche „Unsere Lieben
Frau“ erhebt. Obwohl immer wieder
Brände die Stadt heimgesucht haben,
sind die mittelalterlichen Straßenführungen bis heute weitgehend erhalten.
Dieser Beitrag, der ursprünglich als Vortrag gehalten wurde, beschäftigt sich
mit der wechselvollen Geschichte der
Bebauung auf und um den Kirchhügel
sowie mit der Funktion von Gebäuden,
soweit mir davon Nachrichten zugänglich waren. Bei der Bemühung von
Originalquellen stößt man immer wieder
auf Überraschungen, und man wird
gezwungen, liebgewonnene bisherige
Auffassungen in Frage zu stellen. Viele
Fragen können auch nicht endgültig
beantwortet werden.
Konstanz "Am Gries"
(2001)
Ausgangspunkt der folgenden Studie war eine archäologische Untersuchung auf
einem etwa 2 600 m2 großen Areal, das von der Dammgasse, der Sigismundstraße und der Raueneckgasse umgeben ist. Nach einer Sondierung 1991 erfolgte eine einjährige Grabung in den Jahren 1995 und 1996. Sie ging einer Neubebauung des Quartiers voraus, bei der durch eine Tiefgarage die archäologischen
Kulturdenkmäler vollständig vernichtet wurden. Die dort erzielten Ergebnisse erbrachten erstaunliche Neuigkeiten zur frühen Geschichte der Stadt Konstanz, insbesondere zur Wirtschaftsgeschichte und zur Sozialtopographie, die in diesem in
der Neuzeit eher abgelegenen Quartier nicht zu erwarten waren. Es erschien daher sinnvoll, zusätzlich die Schriftquellen zu sichten, dann die jeweiligen Daten abzugleichen und zu überprüfen, um so auf gemeinsamer Quellenbasis ein Maximum an Informationen zu erreichen. Ziel der folgenden interdisziplinären Studie
ist es, einen Beitrag zur Entstehung und Entwicklung des Quartiers von den Anfängen bis ins späte 19. Jahrhundert zu liefern. Um 1900 setzte eine intensive
Neubebauung ein, die ältere Strukturen weitgehend ignorierte und damit den bis
dahin in der Parzelleneinteilung festgehaltenen historischen Überlieferungsstrang
abtrennte.
Karl Heitz (1909–1977)
(2020)
Am 20. Dezember 1948 wählte der Offenburger Gemeinderat ein neues Stadtoberhaupt, die beiden aussichtsreichsten Bewerber waren dabei Walther Blumenstock und Karl Heitz als Kandidaten der Sozialdemokraten bzw. der CDU. Karl Heitz
hatte den Vorteil, gebürtiger Offenburger zu sein und bislang beruflich, außer in Karlsruhe und in Straßburg, vor allem in
seiner Heimatstadt gewirkt zu haben. Blumenstock war dagegen schon während der Weimarer Zeit Beigeordneter gewesen. Im März 1933 hatte er den Mut besessen, öffentlich gegen das Aufziehen der NS-Fahne auf den Gebäuden der Stadtverwaltung zu protestieren. Als Reaktion hierauf hatten ihn die Nationalsozialisten aus dem Amt bzw. in die Niederlande ins Exil gedrängt. Noch immer lebte Blumenstock in Haarlem und musste von dort seine Kandidatur betreiben. – Gleichwohl sah es zunächst so aus, als könnte Blumenstock für sich eine Mehrheit erreichen, denn die ersten vier ausgezählten Stimmen entfielen auf ihn. Am Ende setzte sich jedoch Heitz mit einer Stimme Mehrheit durch.