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Die Arbeit "Der Drache und das wilde Weib aus dem Wigalois - Beispielhafte Veränderungen in zwei Adaptionen" von Kira Epple untersucht die Veränderungen der Drachen- und Ruel-Episoden im Artusroman Wigalois in verschiedenen Adaptionen. Der ursprüngliche mittelhochdeutsche Versroman des Wirnt von Grafenberg aus dem frühen 13. Jahrhundert wird mit der Prosaversion Wigalois vom Rade aus dem Jahr 1493 sowie einer modernen Comicadaption aus dem Jahr 2011 verglichen. Insbesondere wird analysiert, wie sich die Darstellung des Drachen Pfetan und des "wilden Weibes" Ruel im Laufe der Jahrhunderte verändert hat. Dabei werden sowohl stilistische als auch inhaltliche Anpassungen betrachtet, die durch den Wechsel des Mediums und die veränderten Erwartungen der jeweiligen Rezipient*innen bedingt sind. Themen wie die Funktion der Dunkelheit, die Passivität des Helden, sein Erkenntnisgewinn und die religiöse Dimension des Erzählstoffes stehen im Mittelpunkt der Analyse. Die Arbeit zeigt, dass sich die Adaptionen zunehmend auf eine verdichtete, stärker handlungsorientierte Erzählweise konzentrieren, wobei insbesondere die prosaische Version von 1493 den mittelalterlichen Text in seiner Komplexität reduziert und stärker auf einen christlichen Heilsweg ausrichtet. Der Comic hingegen interpretiert die Geschichte mit modernen Erzähltechniken neu und nutzt die visuelle Ebene zur Verstärkung narrativer Elemente.
In vier Teilprojekten konnten bis März 2021 mit Unterstützung der Stiftung Kulturgut Baden-Württemberg die Donaueschinger Musikhandschriften im Umfang von ca. 230 000 Images digitalisiert und somit für die Forschung zur Verfügung gestellt werden. Damit ist die Digitalisierung des Gesamtbestandes an Musikhandschriften aus der Provenienz Donaueschingen zu einem erfolgreichen Abschluss gekommen. Der Beitrag gibt einen Überblick über den Bestand, den Projektverlauf und dessen Ergebnisse.
The German National Library and the state and regional libraries each collect, catalogue and archive a legal deposit copy of all media published within their respective territorial jurisdiction. In its National Recommendations for Actionthe Coordination Office for the Preservation of Written Cultural Heritage (KEK) recommends that the legal deposit libraries be tasked with safeguarding written matter printed since 1851 in accordance with their current responsibilities in the German states. Regardless of the deposit regulations that were in place historically, these libraries should assume a duty of preservation for printed matter published in the territory for which they are responsible today. Because in many cases multiple copies have survived the deposit copies must first be identified in the libraries’ catalogue systems and be designated as the archival copies to be preserved in all circumstances. These legal deposit copies should then be given priority for deacidification. The discussion about the permanent archiving or the discarding of printed literature has gained momentum in recent years, both internationally and in Germany. The main models discussed are those that aim for ‘systematic, rule- and data- based cooperation’ and follow the tradition of ‘cooperative or division of la-bour solutions’ in the German library system. A model of this kind was implemented at the Baden State Library in 2020–2021 as part of the bwLastCopies project in Baden-Württemberg which has created a reference for a cooperative preservation and mass deacidification strategy based on the regional legal deposit copy.
Die Handschriften des ehemaligen Benediktinerklosters auf der Insel Reichenau stehen beispielhaft für das kulturelle Leben in abendländischen Klöstern im frühen Mittelalter. Am Ende einer langen Zeit großer Umwälzungen und Instabilität in West- und Mitteleuropa spielte die Klosterkultur eine wichtige Rolle für die Bewahrung und Weitergabe alten Wissens in eine sich neu ordnende Gesellschaft. Während Wissen – ob technisch-mathematisches, sprachliches, philosophisches, literarisches oder religiöses – hauptsächlich mündlich von Generation zu Generation weitergegeben
wurde, blieben die schriftlichen Dokumente doch häufig die langfristigeren Träger von Überlieferung. Da im Mittelalter nur wenige Menschen lesen
und schreiben konnten, fiel die Rolle des Bewahrens und Erhaltens von Wissen in hohem Maße den Klöstern zu – oder vielmehr ihren schreib- und lesekundigen Bewohnern. In den Klöstern wurden Texte gesammelt, gelesen, abgeschrieben und das in ihnen enthaltene Wissen weiterentwickelt.
Das, was die Bewohner der Klöster nicht interessierte, lief somit Gefahr, in Vergessenheit zu geraten. Was in Italien und Frankreich, England oder Irland schon früher begonnen hatte, nahm auf dem Kontinent nördlich der Alpen erst seit dem 7. Jahrhundert sichtbaren Aufschwung: Klostergründungen in immer größerer Zahl machten diese eigentlich aus der Abwendung von der Welt geborene Lebensform zu einem wichtigen gesellschaftlichen, kulturellen
und auch politischen Einflussfaktor.
Inspiration für künstlerische Projekte finden Kunstschaffende in den unterschiedlichsten Situationen. Neben der freien Auseinandersetzung mit der Umwelt und die sich schon hierdurch ergebende Motivation bieten unter anderem Kunst-am-Bau-Wettbewerbe mit klar definierten Regelwerken, Bewerbungen für themenbezogene Stipendien oder konkrete Auftragsarbeiten einen zielgerichteteren Rahmen. Als impulsgebend fungieren weiterhin Institutionen, die Künstlerinnen und Künstler einladen, neue Werke zu erschaffen. In dieses Spektrum fügt sich das Ausstellungsprojekt der Badischen Landesbibliothek mit der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Karlsruhe ein: Auf Initiative der Bibliothek entstand eine Zusammenarbeit, die neue Perspektiven auf die Bestände der umfangreichen Sammlungen bietet und zugleich den künstlerischen Nachwuchs fördert.
Kunst trifft Schrift
(2024)
Verbindungen zwischen der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Karlsruhe und der Badischen Landesbibliothek sind immer auf erstaunliche Weise fruchtbar. Hiervon zeugte zuletzt 2015 die Ausstellung „Zwischen den Seiten“ bei uns im Foyer. Unter der Leitung von Ernst Caramelle, damals Rektor der Akademie, wurden studentische Arbeiten präsentiert, die sich dem Thema Buch als Medium in der Kunst widmeten. Fast zehn Jahre später zeigen wir nun erneut studentische Arbeiten in der Bibliothek, diesmal in einem gänzlich anderen Kontext, in größerem Umfang und im ganzen Haus.
Verbindungen zwischen der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Karlsruhe und der Badischen Landesbibliothek sind immer auf erstaunliche Weise fruchtbar. Hiervon zeugte zuletzt 2015 die Ausstellung „Zwischen den Seiten“ bei uns im Foyer. Unter der Leitung von Ernst Caramelle, damals Rektor der Akademie, wurden studentische Arbeiten präsentiert, die sich dem Thema Buch als Medium in der Kunst widmeten. Fast zehn Jahre später zeigen wir nun erneut studentische Arbeiten in der Bibliothek, diesmal in einem gänzlich anderen Kontext, in größerem Umfang und im ganzen Haus.
Anlass ist das 1.300-jährige Bestehen des Klosters auf der Insel Reichenau. Um 724 gründete der Wandermönch Pirmin in noch ganz heidnischem Umfeld das Benediktinerkloster auf der Bodensee-Insel, das sich rasch zu einem religiösen und kulturellen Zentrum des Fränkischen Reiches und zu einer Hochburg der Gelehrsamkeit entwickelte. In ottonischer Zeit erlebte das Kloster eine zweite Blütezeit; im Auftrag geistlicher und weltlicher Fürsten verfertigte das Reichenauer Skriptorium kostbare Handschriften auf Spitzenniveau der Buchmalerei, die die Meisterschaft der Malschule und den Ruhm des Reichenauer Klosters in ganz Europa verbreiteten. Sie gehören heute zum UNESCO-Weltdokumentenerbe – ebenso wie die Klosterinsel selbst mit ihrem Ensemble aus drei romanischen Kirchen seit dem Jahr 2000 zum UNESCO-Welterbe zählt. Das Jubiläum wird im Rahmen der Großen Landesausstellung „Welterbe des Mittelalters. 1.300 Jahre Klosterinsel Reichenau“ vom 20. April bis zum 20. Oktober 2024 im Archäologischen Landesmuseum Baden-Württemberg in Konstanz und auf der Reichenau gefeiert. Die Badische Landesbibliothek ist Projektpartnerin, denn sie besitzt die Handschriften der Reichenauer Klosterbibliothek, die bei der Säkularisation 1805 vollzählig nach Karlsruhe kamen. Insgesamt 267 Pergamenthandschriften, 162 Papierhandschriften und 212 Fragmente bilden diesen kulturgeschichtlich hochbedeutsamen Bestand, der mit seiner Fülle an Zeugnissen aus der Blütezeit des Klosters im Früh- und Hochmittelalter einen unschätzbaren Wert besitzt und aus dem zentrale Stücke jetzt in Konstanz zu bestaunen sind. Die vorwiegend für wissenschaftliche Zwecke beanspruchten Reichenauer Handschriften der Badischen Landesbibliothek stellen wir schon seit fünfzehn Jahren als Digitalisate zur Verfügung. Auch die 242 Inkunabeln der Reichenauer
Klosterbibliothek präsentieren wir zeit- und ortsunabhängig in unseren Digitalen Sammlungen – in einem ehrgeizigen Pilotprojekt aktueller KI-Technologie haben wir diese Drucke aus dem 15. Jahrhundert jetzt zudem maschinenlesbar bereitgestellt. Das Projekt, in dem wir neue Maßstäbe für die computergestützte Volltexterschließung von Frühdrucken gesetzt haben, ist eines unserer Geschenke an 1.300 Jahre Klosterinsel Reichenau.
Das andere, das wir zusammen mit der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Karlsruhe darreichen, ist die Korrespondenzausstellung, die wir in
Karlsruhe parallel zur Großen Landesausstellung am Bodensee zeigen. Unsere Reichenauer Buchbestände waren Ausgangspunkt für eine ganz neue
Auseinandersetzung mit diesen alten Schriftzeugnissen: Auf Einladung der Badischen Landesbibliothek haben sich dreizehn junge Künstlerinnen und
Künstler im Rahmen eines Seminars ein Jahr lang mit dem Reichenauer Bestand beschäftigt. Entstanden sind künstlerische Antworten, die sich den
mittelalterlichen Originalen ganz unterschiedlich annähern und aktueller nicht sein könnten. Die Ergebnisse sind in der hier vorliegenden Begleitpublikation dokumentiert. Unsere Kooperation rückt die Handschriften und Inkunabeln aus dem Reichenauer Bestand auf ungewohnte
Weise ins öffentliche Bewusstsein, vermittelt und gesteigert durch den schöpferischen Blick und den experimentellen Zugriff junger Künstlerinnen und Künstler.
Die Badische Landesbibliothek hat Ende September 2024 ein von der Stiftung Kulturgut Baden-Württemberg gefördertes Projekt zur vollständigen Digitalisierung, Handschriftenerkennung und Normdatenidentifizierung im Volltext des Nachlasses von Joseph von Laßberg (1770 bis 1855) abgeschlossen. Der Teilnachlass Joseph von Laßbergs befindet sich seit 1969 in der Badischen Landesbibliothek. Laßbergs Nachlass umfasste ursprünglich 141 Briefe von und 50 Briefe an Laßberg sowie Tagebuch-Notizen, Kalender, Verträge, Rechnungen, dazu Bücherverzeichnisse und
Subskriptionslisten, Leihscheine und Buchbinderaufträge aus Laßbergs Bibliothek, insbesondere aber auch Notizen, Exzerpte und zahlreiche Abschriften mittelalterlicher Texte aus ihm vorliegenden Codices, die sich in seinem Besitz befanden und heute teilweise verloren sind, so dass Laßbergs Abschriften in diesen Fällen die einzigen Überlieferungszeugen geworden sind. Der Nachlass wurde in der Vergangenheit durch
Einzelerwerbungen, insbesondere von Briefen, ergänzt. Zuletzt kamen 2011 vier eigenhändige Abschriften Laßbergs aus seinen mittelalterlichen Liederhandschriften hinzu sowie fünf Briefe an den damaligen Studenten Emil Braun aus dem Jahr 1831. Wichtige Neuzugänge, die das Interesse der Wissenschaft gerade erst wieder auf den LaßbergNachlass lenkten, waren 2023 zwei Briefe Jacob Grimms und ein Brief Wilhelm Grimms an Laßberg sowie ein Brief Laßbergs an Friedrich Heinrich von der Hagen, den ersten Übersetzer des Nibelungenliedes ins Neuhochdeutsche. Im Jahr 2024 konnte die Badische Landesbibliothek mit Unterstützung der Kulturstiftung der Länder und der Wüstenrot Stiftung sowie mit Mitteln des Ministeriums für Wissenschaft, Forschung und Kunst den Nachlass um weitere 30 Briefe ergänzen. Diese Neuerwerbungen konnten kurzfristig noch in das Projekt integriert werden. Der für das Projekt vorgesehene Bestand zeichnet sich also durch die typische Heterogenität von Nachlassmaterial aus, was für das Projekt an verschiedenen Stellen von Bedeutung war.
Mit großzügiger Unterstützung der Kulturstiftung der Länder und der Wüstenrot Stiftung sowie mit Mitteln des Ministeriums für Wissenschaft, Forschung und Kunst Baden-Württemberg konnte die Badische Landesbibliothek im April 2024 dreißig Briefe bedeutender Zeitgenossen an den Handschriftensammler Joseph von Laßberg (1770–1855) ersteigern. Diese Briefe werden der Öffentlichkeit nun bis zum 1. Februar 2025 in der Ausstellung "Joseph von Laßberg – ein Netzwerk in Briefen" präsentiert. Zur feierlichen Eröffnung mit Präsentation der Autographen am 30. Oktober 2024 sprachen Staatssekretär Arne Braun für das Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst Baden-Württemberg, Prof. Dr. Frank Druffner für die Kulturstiftung der Länder und Prof. Philip Kurz für die Wüstenrot Stiftung.
Lebensspuren der NS-Zeit
(2024)
In der sechsteiligen Vortragsreihe "Lebensspuren der NS-Zeit" der Badischen Landesbibliothek stellen wir im Winterhalbjahr 2024/25 Persönlichkeiten vor, die in den Jahren 1933 bis 1945 von den Verfolgungsmaßnahmen des NS-Regimes persönlich betroffen waren oder aber auf der anderen Seite Akteure dieses Regimes gewesen sind und die alle auf die eine oder andere Weise mit uns, der Badischen Landesbibliothek, in Beziehung stehen. Zum Personal der Badischen Landesbibliothek gehörten Dr. Ferdinand Rieser, als Direktor im April 1933 aus dem Amt gejagt und später in Südfrankreich in der Lagerhaft gestorben, aber auch Kurt Knittel, SS-Oberscharführer in Auschwitz, der nach dem Zweiten Weltkrieg wieder im Schuldienst Anstellung fand, aber während des Auschwitz-Prozesses aufflog und 1962 gegen den Widerstand von Direktor Franz Anselm Schmitt an die Badische Landesbibliothek versetzt wurde, wo er vermeintlich keinen Schaden anrichten konnte. Im Bestand der Badischen Landesbibliothek gibt es Bücherschätze, die ihren Vorbesitzern Marie Curjel und Wilhelm Rosenberg, deren Schicksalen wir nachgehen, im Rahmen der Ausplünderung jüdischer Bürger zwangsenteignet wurden. Wir besitzen aber mit dem von Franz Moraller als Chefredakteur verantworteten Führer auch das zentrale Presseorgan der NS-Zeit in Baden und andererseits mit den nachgelassenen Briefen der Karlsruher Rabbinertochter und schon 1933 emigrierten Ärztin Rahel Straus hochinteressante Zeitzeugnisse aus Palästina. Den Anfang machen wir mit Marie Curjel (1872-1940), Witwe des Karlsruher Architekten Robert Curjel (1859-1925), der mit seinem Kollegen Karl Moser zusammen zwischen 1888 und 1915 so ziemlich alle bedeutenden Neubauten in Karlsruhe entwarf; das Büro Curjel & Moser war über die Stadtgrenzen hinaus auch weiträumig im süddeutschen Raum und in der Schweiz tätig. Marie Curjel veräußerte Ende 1938 das Stammbuch des badischen Hofmalers Friedrich Helmsdorf an die Badische Landesbibliothek zwecks Finanzierung der sogenannten "Judenvermögensabgabe". Als sie Anfang 1940 noch in die Schweiz emigrieren wollte, gab es ein Strafverfahren gegen sie wegen unterlassener Anmeldung von Schmuckbesitz im Ausland. Aufgrund strafrechtlicher Verurteilung bestand für sie
keine Chance mehr, das Deutsche Reich zu verlassen und der Shoah zu entkommen. So wählte sie den Weg in den Freitod und beging am 27. April 1940 in ihrer Wohnung in der Riefstahlstraße 4 Suizid. Die Akten der verschiedenen Wiedergutmachungs-, Rückerstattungs- und Berufungsverfahren, die die Familie Curjel später führte, dokumentieren viele Einzelheiten der Verfolgung.