Heft 2
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Der Name Fürstenberg hat für viele deutlich an Glanz und Ausstrahlung verloren; seit langem galt er vor allem als Programm und Garant für Kultur auf höchstem Anspruchsniveau. Durch den Ausverkauf wertvollsten Kulturgutes ist ein ungeheurer Traditionsbruch zu beklagen, Zug um Zug wird versilbert, was in Generationen gesammelt, bewahrt und gepflegt wurde. Die Sotheby's-Auktion vom Juli 1994 in London war eine spektakuläre „Glanznummer" in diesem denkwürdigen Kulturgeschacher, etliche andere bleiben in trauriger Erinnerung. Ein wenig Hoffnung und ein bißchen Genugtuung sind geblieben. Das Land Baden-Württemberg hat bereits 1993 1050 für die Landeskultur besonders bedeutsame Handschriften aus der Fürstlich-Fürstenbergischen Hofbibliothek gekauft und 1999 seltene Musikalien mit 7532 Drucken, dazu 1110 Bände aus der Laßberg-Bücherei für die Badische Landesbibliothek in Karlsruhe erworben - für insgesamt 54,3 Millionen DM. Die öffentliche Diskussion um die „Verteilung" dieses Kulturerbes war sehr erregt, viele bibliophile Kostbarkeiten aus dem alten Baden sind vor allem in der anglo-amerikanischen Welt angekommen, sicher auch mancher „antiquarische Schrott". Aber wer beurteilt dies im Detail?
Am 1. April 2001 wäre D. Dr. Otto Beuttenmüller, einer der profiliertesten und bekanntesten Vertreter der deutschen Genealogie und jahrzehntelanger rühriger Mitarbeiter im Landesverein Badische Heimat, 100 Jahre alt geworden. Mit seinen vielfältigen Beiträgen zur Heimat-, Familien- und Melanchthonforschung hat er sich bleibende Verdienste erworben, die
noch lange nachwirken werden. Am 1. April 1901 war er in der damaligen badischen Bezirksamtsstadt Bretten als Sohn
einer Fabrikantenfamilie zur Welt gekommen, die schon seit der Mitte des 19. Jahrhunderts in der Stadtgeschichte immer wieder eine bedeutende Rolle spielte. D. Dr. Beuttenmüllers Urgroßvater Joseph Beuttenmüller war in den unruhigen Revolutionszeiten der Jahre 1848/ 49 Brettener Bürgermeister. Der Großvater Christian Beuttenmüller mußte als junger
Teilnehmer an dieser demokratischen Volksbewegung gar für einige Zeit ins schweizerische Exil gehen. Nach Bretten zurückgekehrt gründete er 1862 die Blechwarenfabrik Beuttenmüller, die als wohl erste Produktionsstätte der damals technisch revolutionären Petroleumlampen in Deutschland gilt. Es war gerade diese, mit der politischen und wirtschaftlichen
Geschichte der Stadt eng verbundene Familientradition, die für Otto Beuttenmüller bereits von Kindheit an einen wichtigen Anreiz darstellte, sich mit der Geschichte seiner Familie zu befassen. Zugleich wirkten auch, wie er in einem Gespräch noch im Oktober 1998 mitteilte, frühe Anregungen von Seiten seines genealogisch gleichfalls hochinteressierten Vaters
wesentlich mit.
Im April 2001 wird im Badischen Landesmuseum Karlsruhe (BLM) die Ausstellung zur badischen Landes- und Kulturgeschichte in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts auf ca. 700 qm Ausstellungsfläche eröffnet. Mit dieser Neueinrichtung unter dem Titel „Baden zwischen den Revolutionen 1789-1848" werden die Anfänge der badischen Geschichte als Großherzogtum an historischem Ort, dem Karlsruher Schloss, lebendig. In vier Abschnitten will die Ausstellung den Besucherinnen und Besuchern einen Überblick geben über die Entwicklung in der Zeit von der Französischen Revolution und den Erhebungen von 1848. Dabei wird die besondere Rolle Badens im Rahmen der gesamteuropäischen Geschichte reflektiert. Dazu steht die umfangreiche kulturgeschichtliche und kunsthistorische Sammlung des Hauses zur Verfügung. Der größte Komplex an Objekten sind traditionell volkskundliche Sammlungsgegenstände. Diese werden nicht, wie dies in früheren Präsentationen der Fall war, nach Objektgruppen ausgestellt. Vielmehr wird die Neueinrichtung auf der Basis eines kulturwissenschaftlichen Konzepts erfolgen. Daher werden die Bestände - ergänzt durch einige Ankäufe sowie langfristige Leihgaben - unter dem Aspekt ihrer Aussage zur Landes- und Kulturgeschichte Badens in den narrativen Kontext der Ausstellung integriert.
Unnötig zu sagen, daß es vermessen von mir war, Albert Baumgarten, der mich mit schonungsvoller, fast zarter Bestimmtheit darum gebeten hat, zuzusagen, hier, wenngleich nur kurz, aufzutreten. Aber drei Dinge reizten mich sogleich: die Schwierigkeit, zunächst, der Aufgabe für mich, dann der Umstand, daß Du, lieber Christoph, mir würdest zuhören müssen,
schließlich, Du weißt es, ich muß es ganz laienhaft sagen, gefallen mir Deine Sachen, die geschriebenen und die gezeichneten, seit langem - sie sprechen mich an, sie reden mit mir. Es gibt ein schönes, vielleicht etwas braves von Hans H. Hofstätter 1995 herausgegebenes Buch „Kunst und Künstler in Baden. Das 19. und 20. Jahrhundert." Da kommt im Personenregister Christoph Meckel nicht vor. Man muß wohl sagen - zu Recht, denn ein Künstler in Baden ist er wirklich nicht. Er lebt wenig oder gar nicht hier, und er hat auch einmal darüber geschrieben, warum er dies nicht tut. Kindheit
und frühe Jugend waren nicht nur in Freiburg, sondern auch in Erfurt und in Berlin; in Berlin wurde er geboren, und dort ist er, wenn er nicht woanders, zum Beispiel in der Provence, ist, noch immer. Doch, um zu dem genannten Buch
zurückzukehren: Rudolf Dischinger kommt in ihm vor, und bei dem hat Christoph Meckel studiert. Meckel selbst schreibt in einem kurzen, besser gesagt prägnanten Abriß: ,,Zeichnungen seit Ende des Krieges [da war er neun]. Realgymnasium bis Unterprima, danach zwei Semester Kunstakademie Freiburg in der Zeichenklasse bei Rudolf Dischinger, der hart und herzlich auf Arbeit bestand, womit Erkenntnis, Wissen, Sitzkraft gemeint war".
Untrennbar mit der Geschichte des Rastatter Residenzschlosses verbunden ist die historische Vergangenheit der Jagd- und Lustschlösser, die der Türkenlouis und seine Gemahlin in der wildreichen Ebene um Rastatt haben erbauen lassen. Die Jagd war nicht nur für die Markgrafen von Baden-Baden fester Bestandteil des höfischen Lebens. Als ausschließlich dem Adel vorbehaltene Beschäftigung diente sie vor allem der Repräsentation fürstlicher Ansprüche. Am eindringlichsten spiegelt sich dies am Bau des Jagdschlosses wider, der dem Rastatter Residenzbau vorausgegangen war. Denn vor dem Entschluß zum Bau einer neuen Residenz wollte Markgraf Ludwig Wilhelm ein Jagdschloß in der heimatlichen Markgrafschaft errichten.
Ich bin im August 1937 in Bruchsal geboren und wohnte bis zur Zerstörung der Stadt am ersten März 1945 in einem großen L-förmigen Mietshaus, mit zwölf Wohnungen und zwei Eingängen. Der eine Eingang mündete auf die Wilderichstraße und der andere auf die Schloßstraße. Der geräumige Hinterhof mit seinen Teppichstangen und kleinen Gärten war allen gemeinsam. Und die Kinder vom Eingang Wilderichstraße und vom Eingang Schloßstraße kannten sich und spielten miteinander. Für
mich kam vom Eingang Wilderichstraße altersgemäß nur der gutmütige „Hauserklaus" in Frage. In meinem Eingang wohnten Winfried und Gisela, die ein Jahr älter waren, und als stolze Erstkläßler auf mich herabsahen. Als Besitzerin eines - mit einer Kerze betriebenen - Puppenherds, auf dem man nicht nur Brotsuppe kochen konnte, wußte ich mich aber unentbehrlich zu machen.
Ein Beispiel dafür, daß man den größten Teil seines Lebens abseits seines Geburtslandes verbringen und dennoch mit seiner
badischen Heimat zeitlebens verbunden bleiben kann, ist Professor Dr. Horst Ferdinand, der am 4. April dieses Jahres seinen 80. Geburtstag feiern konnte. Seine Wiege stand in Ettenheim, und er entstammte väterlicher- wie mütterlicherseits
einer in Baden verwurzelten Familie. Seinen ersten Lebensabschnitt verbrachte er hauptsächlich in Ettenheim, Freiburg und Karlsruhe, doch seit mehr als 50 Jahren hat er seinen familiären und beruflichen Mittelpunkt in Bonn.
Die Besatzungszeit 1945-1949 brachte in ganz Deutschland große Veränderungen mit sich und bedeutete für die Menschen enorme Belastungen. Dabei ist allerdings die Entwicklung nicht überall gleich verlaufen, sondern war gekennzeichnet durch die Unterschiede zwischen den verschiedenen Besatzungsmächten. Auch Baden, das im Süden zur französischen Besatzungszone und im Norden zur amerikanischen Zone gehörte, erfuhr eine unterschiedliche Entwicklung. Anhand des Ortes Hemsbach an der Bergstraße soll in diesem Beitrag aufgezeigt werden, welche Probleme, Sorgen und Herausforderungen auf die Bevölkerung in Nordbaden zukamen. Hier ist Hemsbach sicher keine Besonderheit, sondern vielmehr exemplarisch für kleine Orte in Nordbaden zu sehen.
Im Archiv der Familie Schönborn zu Wiesentheid wird ein Brief verwahrt, den Damian Hugo von Schönborn am 9. März 1720 an seinen Bruder Rudolf Franz Erwein geschrieben hat. In diesem Brief findet sich der Satz „Ich habe nun den ort ausgelesen, wohe meine residentz hinkommen solle, ich habe mein lag kein schönere situation von allem gesehen, es ist zu Bruchsal, ein statt, viel größer als Aschaffenburg, rechdt schön wieder gebauet." Wie kam es dazu, daß Schönborn seinen Sitz in Bruchsal und nicht in der Stadt Speyer, die dem Fürstbistum den Namen gab, nehmen wollte? Um diese Frage zu beantworten, muß man in der Geschichte etwas zurückblicken. Damian Hugo von Schönborn war nicht von Geburt an für den geistlichen Stand bestimmt. Nach einer wissenschaftlichen Ausbildung bei den Jesuiten und mehreren Studienaufenthalten im benachbarten Ausland trat er in die Dienste Kaiser Karls VI. Für diesen war er mehrere Jahre als Diplomat tätig und wurde auch auf dessen Vorschlag hin in Rom zum Kardinal ernannt. Schließlich wählte man ihn im Jahre 1716 zum Nachfolger des Speyerer Fürstbischofs und somit war sein weiterer Lebensweg festgelegt.
Es ist eine weithin recht wenig bekannte und daher auch wenig beachtete Tatsache, daß gerade im Mittleren Schwarzwald, und ganz besonders im Kinzigtal und dessen Nebentälern, auch heute noch eine ungeheuer große Zahl an Bergbauspuren vorhanden sind. Leider werden es von Jahr zu Jahr immer weniger. Viele dieser Spuren werden oft gar nicht als solche erkannt und fallen daher der Zerstörung anheim, sei es durch land- oder forstwirtschaftlichen Betrieb, sei es durch den Straßenbau oder auch durch die Siedlungstätigkeit allgemein. Im folgenden möchte ich in geraffter Form auf dieses Problem näher eingehen. Zunächst müssen wir uns fragen, welche Bedeutung diese Spuren für uns haben. In erster Linie sind sie Zeugen vergangener menschlicher Tätigkeiten, die manchmal nicht einmal durch schriftliche Quellen belegt werden können. Sie sind daher im besten Sinne als Urkunden, sog. Bodenurkunden, zu bezeichnen. Je mehr von ihnen verschwinden, desto ärmer wird unsere Kenntnis über frühere Erwerbstätigkeiten unserer Vorfahren. In zweiter Linie vervollständigen sie unser Wissen über geschichtliche Vorgänger und um unsere Heimat. Und schließlich hilft unsere Kenntnis von diesen teils uralten Spuren dazu mit, etwas sorgsamer mit Bodenurkunden insgesamt umzugehen.