Heft 4
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Es gäbe manche inhaltliche oder biographische Rechtfertigung dafür, sich dem Werk von Uta Ohndorf Rösiger über Hans Thomas „Rätseldrachen“ zu nähern, über das spielende Kind im aufgesperrten Drachenmaul. Alle Versuche wären aber nicht so überzeugend wie die völlig unwissenschaftliche Methode des Märchens, nämlich des an unvermuteter Stelle aufgefundenen „Schlüssels“, mit dessen Hilfe etwas Rätselhaftes sich plötzlich erschließen kann. Die Welt des Märchens ist für Uta Ohndorf Rösiger so wichtig, daß sie unmöglich etwas gegen eine Märchenmethode haben kann. Märchen sind für sie nicht eine feenhaft schöne Gegenwelt, sondern eine tiefgründig verschlüsselte Form der Auseinandersetzung mit der Rätselhaftigkeit oder auch mit der Härte des Daseins. So wie z. B. der Tiefenpsychologe und Theologe Eugen Drewermann nachdenkliche Bücher über Märchen schreibt, um damit zur Bewältigung des realen Lebens beizutragen. Es ist das Märchen als Grundmuster des Daseins, das für Uta Ohndorf Rösiger von der Kindheit an bis heute eine zentrale Rolle spielt. Natürlich
hat sie sich auch mit den orientalischen Märchen vertraut gemacht, und eine begeisternde Entdeckung für sie war die Hörspielfassung von Tolkiens Hobbits-Märchen in mehr als 30 grandiosen Fortsetzungen, wo die Hobbits z. B. einmal auf ihrer abenteuerlichen Fahrt in einer finsteren Höhle auf einer Wand plötzlich eine Edelsteinschrift leuchten sehen, ... und sie
können sie nicht entziffern.
Christian Meichelt
(2000)
Christian Meichelt. geb. 1776 in Nürnberg, gest. nach 1830, wird erstmals in einem Bayerischen Künstlerlexikon des Jahres 1810 genannt. Aber schon damals waren wohl die genauen Geburtsdaten nicht mehr zu ermitteln. Weitere Handbücher übernehmen und ergänzen Daten. Es wird auch auf seine Jugendzeit eingegangen, in der er ein begabter und fleißiger Schüler gewesen sein soll. Nagler berichtet ausführlich darüber. Im Künstlerverzeichnis Thieme/Becker wird schließlich alles stark verkürzend und nur in wenigen Worten unter der Überschrift Kupferstecher und Miniaturmaler Christian Meichelt zusammengefasst.
Nahe bei Zarten, Kirchzarten, Hinterzarten - dem alten Tarodunum, der schon vom römisch-ägyptischen Geographen Ptolemaios auf seiner Weltkarte ca. 120 Jahre nach Christus genannten Fluchtburg der Kelten - liegt, wunderschön eingebettet zwischen den nahen Bergen des Dreisamtales, die kleine Kapelle der alten Buchhändler-Familie Herder. Eines der Familienmitglieder, Dr. Theophil Herder-Dorneich ließ die Gebetsstätte 1968 - nach glücklich überstandenem 2. Weltkrieg - als Grablege für sich und andere Familienmitglieder errichten. Die Kapelle ist voller Symbolik, dient mehreren Konfessionen als Raum für den Gottesdienst, - im Volksmund trägt sie den Namen „Vaterunser-Kapelle“. So steht es auch groß an der Eingangstür. Die Kapelle will den Menschen „ein Zeichen am Wege sein, wie es einst die Feldkreuze waren“.
Johannes Kaiser
(2000)
Am 15. Mai 1976 im Kolpingsaal in Freiburg lernte ich Johannes Kaiser kennen. Er trug neben seinem allerersten Gedicht „Z’Obe an de Wiese“ dieses „Abschid“ vor, mit dem er den 1. Preis beim Wettbewerb „Jungi Mundart“ in der Sparte Lyrik errungen hatte. Ich war hin- und hergerissen. Hingerissen von diesem Gedicht, das Gefühle genauso zum Ausdruck bringen konnte, wie ich sie gerne ausgedrückt hätte, es aber nicht konnte. Diese ersten beiden Strophen: hinreißend. Und dann
dieses Jüngelchen da vorne, sanft wie ein Engel, lang gewelltes Haar, genauso wie ich es auch in meiner schon lange zurückliegenden Jugend getragen hatte. Ich war ja schon 21 geworden, und er war ganze vier Jahre jünger, ein absoluter Jungspund also, und dann so ein reifes Gedicht! Gerade deswegen war ich auch so hergerissen, neidisch auf dieses gelungene Gedicht, wo doch alle meine Versuche bisher im bloßen Benennen großer Gefühle stecken geblieben waren. Neidisch auch auf das Alter und den Erfolg des soviel Jüngeren und auf was weiß ich noch alles mehr. Das setzte sich
eine ganze Weile so fort. Er war der Igel, immer schon da, wohin ich mich gerade erst aufmachte. Er las vor mir in Hausen, kam im Radio, im Fernsehen, veröffentlichte seinen ersten Gedichtband: „Singe vo dir und Abraxas“, 1980, in einem richtigen Verlag, im Verlag Moritz Schauenburg, Lahr. Ich wollte, wenn ich schon nicht schneller sein konnte, wenigstens schnellstens nachziehen, schrieb ich inzwischen doch auch gute Gedichte, und zwar in einer ganz anderen Art. Aber mein Vater bremste mich wohlweislich. Du hast Zeit. Hast du überhaupt schon genug Gedichte, zu denen du voll stehen kannst?
Naturpark Südschwarzwald
(2000)
Nach den Ausführungen in der baden-württembergischen Naturschutzgesetzgebung handelt es sich bei einem Naturpark in erster Linie um ein großräumiges Gebiet, das als vorbildliche Erholungslandschaft entwickelt und gepflegt werden soll. Dieses Gebiet sollte sich überwiegend durch seine Vielfalt, Eigenart und Schönheit von Natur und Landschaft auszeichnen. Im Naturpark Südschwarzwald stehen daneben, und dies ist eine völlig neue Variante der Auslegung des ursprünglichen Naturparkgedankens, vor allem die Bemühungen um die nachhaltige und naturverträgliche Entwicklung des ländlichen Raumes im Vordergrund. In dieser Absicht wurde am ersten Februar 1999 in Titisee der Trägerverein des mit knapp 322 000 Hektar größten deutschen Naturparks, der Naturpark Südschwarzwald e. V. gegründet. Der Naturpark Südschwarzwald wurde damit von den fünf Landkreisen Breisgau-Hochschwarzwald, Emmendingen, Lörrach, Waldshut-Tiengen, dem Schwarzwald-Baar-Kreis und dem Stadtkreis Freiburg sowie von rund 100 Städten und Gemeinden, Verbänden und Vereinen, Wirtschaftsbetrieben und Privatpersonen aus der Taufe gehoben.
Ereignisse im „Makrokosmos“ der großen politischen Abläufe finden ihren Niederschlag im Geschehen des „Mikrokosmos“ der kleinsten Zelle des Staates, der Kommune, wo sie zumeist unregistriert, teils vergessen in den Ecken und Speichern gebündelt lagern, aus denen man sie nur trickreich und bei der Administration insistierend herausluxieren kann. So geschehen hier und dies ist die Voraussetzung zu einer „späten Nachlese“ als Ergänzung bzw. unter Zugrundelegung einer bereits an anderer Stelle unter Verwendung anderen Archivmaterials von außerhalb erfolgten Mitteilung zur „48er“ Revolution im Amtsbezirk Triberg.
Vor Ort lagern in Triberg über die Ereignisse der „48er“ VII Faszikel handschriftlicher, vorwiegend diskontinuierlicher inkohärenter, fragmentarischer Dokumente, die deshalb ähnlich einem Puzzlespiel zum näheren Verständnis der Ereignisse zusammengesetzt werden mußten.
"Theologen, Maler, Musiker"
(2000)
Anläßlich einer der jährlichen Routinefahrten in den „traumhaft-sonnigen Blütenfrühling“ nach Weinheim an der Bergstraße -
das wie ein „Stadtmärchen“ aus Franken imponiert und als „wunderschönes altes Städtchen“ von K. Demmel besungen wird,- von „den Göttern herrlich bedacht mit jedem Gut“ , - wo froh bewegtes Leben der Corpsburschen auf der Wachenburg oder Burg Windeck (ehemalige Lorscher Klosterfeste, sagenumwoben) und mit lustigem studentischen Treiben in den engen Fachwerkgassen zur Pfingstzeit das „Städtchen“ jährlich romantisiert - sendete der SWR im Autoradio Kammermusik von Ermanno Wolf-Ferrari -; apropos kam dabei noch der Hinweis auf väterliche Wurzeln des Komponisten in Weinheim. Ein new look! - , der spätestens dann zur Evidenz wurde, als man im Weinheimer Stadtarchiv genealogische Hinweise im Text- und Bildband vom Leben des Malers und Komponistenvaters August Wolf fand, dessen Vorfahren Theologen und fürstliche
Bedienstete waren (2A).
In Karlsruhe, der Residenz des Großherzogtums Baden, waren im 19. Jahrhundert zahlreiche bedeutende Druckereien angesiedelt, unter denen die Hasper’sche, was den Fortschritt - nicht die Größe - anbelangt, eindeutig herausragt. Der Druck des ersten badischen Papiergeldes, aller badischen Briefmarken sowie vieler anderer fälschungssicherer Druckerzeugnisse stammen von Wilhelm Hasper. F. Wilhelm Hasper wurde am 31. Juli 1796 in Annaberg in Sachsen geboren, wo bereits sein Vater eine kleine Druckerei betrieb. Er besuchte vier Klassen des dortigen Lyzeums und mußte seinem unbemittelten Vater nach Beendigung der Schulstunden schon ab dem zehnten Lebensjahr bei der Arbeit zur Hand gehen. Seine Lehre trat er
1810 bei dem Buchdrucker C. Tauchnitz in Leipzig an, den Hasper später selbst als „Vater der teutschen Typographie“ bezeichnet.
Manfred Markus Jung
(2000)
Seine Handschrift, nach vorn strebend, mit weichen Zügen, in warmen, runden Schwüngen füllt sie das Papier. Da ist nichts Flüchtiges, Verwischendes. Die Anfangsbuchstaben seines Namens sind aus der Tiefe geholt, so als ob er zuerst Luft holt, bevor er loslegt. Als ob er zuerst eine Schreibstrecke des Nachdenkens bräuchte, um anzufangen. Die kleinen ns sind
gerade an der Kippe. Sie schließen sich nicht, wie es vorgeschrieben wäre, sie sind leicht dem u zugeformt. Eine behutsame Offenheit, nicht mit der Tür ins Haus fallend, aber auch nicht verschlossen. Spätestens wenn die Gedichte Stimme werden, sich vom Geschriebenen in den Raum lösen, dann liegt alles offen. Er wählt fast immer schwarze Stifte, ob Kuli oder Feder. Schwarz. Was man schwarz auf weiß... Es hat etwas Gesetztes. Vielleicht auch er. Vor allem aber, man muß diese Texte auch immer wieder sehen. Mundart wird bei ihm zu Lesart.
Geht man die Bergstraße in Breisach hinauf, so steht auf der halben Höhe zum Münster, auf der linken Seite, ein in rot-braun gehaltenes Haus mit der Hausnummer 11, das im Rahmen des Wiederaufbaus entstand. Rechts davon geht es die Schänzletreppe hinauf zur Oberstadt. Erbaut wurde das Haus von einem Breisacher Bauunternehmer mit dem Vornamen Gervas (Gervasius). Auf der Ostwand dieses Hauses ist ein Sgraffito angebracht. Auf dessen linken Seite ist dargestellt, wie auf einem Schiff (Weidling) der Schrein mit den Reliquien des hl. Gervasius und Protasius gebracht werden. Auf der rechten Seite davon wird der Schrein in feierlicher Prozession zum Münster getragen. Vor dieser Darstellung ist ein Bischof in vollem
Ornat zu sehen. Darunter steht der Name dieses Bischofs, Reinald von Dassel. Wer immer die Bergstraße hinauf geht, wird durch das Sgraffito an die Überbringung der Reliquien im Jahr 1164 durch Reinald erinnert. Wer war nun dieser Reinald von Dassel, der nicht nur Breisach sondern auch Remagen und Köln mit Reliquien aus Mailand beehrte. Das Leben Reinalds liegt leider nur in lückenhaften Berichten vor, so daß selbst bei aller Ausbeute an geschichtlichem Stoffe die Darstellung seines Lebens nur bruchstückhaft sein kann.