48.2006
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Am 25. Mai 1874 wurde in (Schwanau-)Nonnenweier der spätere Landtagsabgeordnete und Reichstagsabgeordnete, Rechtsanwalt Dr. jur. Ludwig Frank, geboren. Seine Eltern, der Vater Samuel Frank und die Mutter Fanny entstammten Rabbinerfamilien, und niemand ahnte damals, welch bedeutende Rolle der kleine Ludwig einmal in der deutschen und internationalen Sozialdemokratie spielen werde. Nach Schulzeit in Lahr und juristischem Studium in Freiburg leistete Ludwig Frank seinen Militärdienst in der Zeit vom vom 01. April 1894 bis zum 1. April 1895 als Einjährig-Freiwilliger beim Infanterie Regiment 113, ebenfalls in Freiburg, ab. So war es ihm möglich, auch während seiner Militärdienstzeit seine Studien fortzusetzen.
Kaum ist das Motiv auf dem originalen Papierabzug noch erkennbar. Der Zerfallsprozess des fotografischen Materials hat der Aufnahme bereits beträchtlich zugesetzt, es ist schwierig, die Einzelheiten des Bildes zu erkennen. Nur die Bearbeitungsmöglichkeiten der modernen digitalen Computertechnik lassen uns den Inhalt der Fotografie eindeutiger erkennen: Ein schon alter Mann mit langem weißem Bart sitzt auf dem großen Treppenaufgang seines Wohnhauses in Diersburg. Das Bild strahlt eine gewisse Ruhe aus. Der alte Mann ist in schlichtes Schwarz und Weiß gekleidet, trägt eine Mütze auf dem Kopf, die Kleidung wirkt festlich. In der Hand hält er eine lange Pfeife, die er zum Mund führt. Wir sehen eine Gestalt aus einer längst vergangenen Zeit. Das Bild zeigt den zum Zeitpunkt der Aufnahme hoch betagten jüdischen Bäckermeister Zadok Maier aus Diersburg. Die Fotografie (im Original: 14cm x 8,5cm) dürfte um die Jahrhundertwende, kurz davor oder kurz danach, aufgenommen worden sein, da Zadok Maier im Jahr 1910 gestorben ist. Es handelt sich demzufolge um die älteste bislang bekannte Fotografie eines Mitglieds der jüdischen Gemeinde Diersburg und gleichzeitig um eine der ältesten (möglicherweise sogar um die älteste) Personenfotografien jüdischer Bürger aus Ortenauer Landgemeinden überhaupt. Die bislang bekannte fotografische Überlieferung aus den Ortenauer Judendörfern beginnt, was Personenfotos anbelangt, mit wenigen vereinzelten Quellen im letzten Jahrzehnt des 19. Jahrhunderts, es folgen dann verschiedene Fotos aus den Jahren vor dem Ersten Weltkrieg. Eine umfangreichere fotografische Überlieferung aus den jüdischen Landgemeinden der Ortenau setzt erst mit den Bildern von jüdischen Soldaten des Ersten Weltkriegs ein, in dessen Verlauf sich die Fotoproduktion offenbar steigerte.
Hofmühlen im Schuttertal
(2006)
Hofmühlen sind im Schuttertal selten geworden. Von den ehemals zahlreichen Bauernmühlen entlang der Schutter und entlang der Bachläufe in den Seitentälern stehen nur noch wenige. Die Landwirtschaft hat durch Rationalisierung, Technisierung und Umstrukturierung neue agrarstrukturelle Formen angenommen und die Wassermühlen überflüssig gemacht. Oft versteckt zwischen Sträuchern, Erlen, Weiden und Eschen stehen bzw. standen die Mühlen abseits vom Hofgebäude, unterhalb des Spannweihers oder am Bach im Talgrund. Die gebündelte Kraft des im gestelzten Kähner lautlos dahinströmenden Wassers, das eigenartige Knarren des sich rasch drehenden Wasserrades oder das geräuschvolle, gleichmäßige Plätschern des ungenutzten Wassers im Radkasten hatte etwas Faszinierendes an sich. Nicht umsonst waren die Wassermühlen für die Menschen schon immer von guten und bösen Geistern bewohnt, von Sagen umwoben und in Liedern besungen. Selbst für die Maler und Dichter waren die Mühlen stets ein romantischer, märchenhafter, ja mystischer Ort, dessen Zauber sie in vielen Bilder, Gedichten und Balladen festgehalten haben.
Heute liefern Wettersatelliten, die in 36.000 Kilometer Höhe die Erde umkreisen, zuverlässige Wetterdaten. Das Wunderwerk der Technik heißt Meteosat-7 und Meteosat-8. Gesteuert und kontrolliert werden die Satelliten von der für Erdbeobachtung, Wetter, Klima- und Umweltschutz zuständigen europäischen Organisation Eumetsat in Darmstadt. Die Daten, die die Satelliten alle 15 Minuten zur Erde senden, fließen dann ein in die Prognosen vom Deutschen Wetterdienst in Offenbach. Vor 60 Jahren, als das Wetter noch in Seelbach „gemacht“ wurde, war dagegen alles ganz anders. Erinnern wir uns! Am 1. März 1946 zog die letzte französische Besatzung von Seelbach ab. Die von der Besatzungsbehörde beschlagnahmten Zimmer und Wohnungen wurden freigegeben, jedoch gleich wieder belegt. Zum 1. April 1946 erfolgte nämlich die Verlegung einer deutschen Wetterwarte nach Seelbach. Die Kontrollmächte hatten beschlossen, in der amerikanischen, britischen, russischen und französischen Zone für die militärische und zivile Luftfahrt Wetterdienste einzurichten. Als „wetterbestimmende“ Zentrale für die französische Besatzungszone wurde Seelbach ausgewählt. Obwohl der Standort im Schuttertal aus Sicht der Meteorologen nicht ideal war, wurde das „Zentralamt des Deutschen Wetterdienstes in der französischen Besatzungszone“ in Seelbach etabliert und im ehemaligen Gasthaus „Zum Ochsen“, im Haus von Zigarrenfabrikant Otto Krämer am Klosterplatz untergebracht.
Vor- und frühgeschichtliche Siedlungsspuren im oberen Schuttertal - und eine rätselhafte Skulptur
(2006)
Lange Zeit waren die Lokal- und Regionalhistoriker der Meinung, dass das Schuttertal erst im 11. Jahrhundert erschlossen und besiedelt wurde. Sowohl kelto-romanische Flurnamen im oberen Schuttertal als auch die jüngsten Entdeckungen von möglicherweise vor- und frühgeschichtlichen Megalithanlagen und Kultstätten legen jedoch die Vermutung nahe, dass die Höhen des Schuttertals bereits lange vor der Zeitenwende besiedelt gewesen sein dürften. So werden die Ringanlagen auf dem Heubühl (534,6 m ü.d.M.), Gemarkung Dörlinbach, und die Viereckschanze auf dem Ringheidenbühl beim Streitberg (430 m ü.d.M.), Gemarkung Schweighausen, von den Forschern der regionalen Archäologie der spätkeltischen Zeit zugeordnet. Welche Bedeutung einem Mauerwerk mit den ungewöhnlichen Ausmaßen von 48 x 96 m und einer Mauerstärke von 80 cm im Dörlinbacher Wald, Gewann Schwiebing, beigemessen werden muss, ist noch offen. Die im Grundriss rechteckige Anlage mit sorgfältig gesetzten Steinen liegt ungewöhnlicherweise am Hang. Inmitten der ummauerten Fläche entspringt eine Quelle. Diese Quelle ist in dem quellarmen Sandsteinhang des Heubühls die einzige, die auch in trockenen Jahreszeiten Wasser führt.
Das Ausmaß, in dem die militärische Aufrüstung für den Zweiten Weltkrieg in das Landschaftsgefüge und in die natürliche Umwelt der südlichen Ortenau eingegriffen hat und welche Folgeschäden die Städte, Dörfer und Kommunen der Region durch die Truppenbewegungen der Wehrmacht zu tragen hatten, ist bislang nur unzureichend dokumentiert. Mit dieser Schnittstelle zwischen Umweltgeschichte und Militärgeschichte liegt ein noch kaum erforschtes Terrain der Ortenauer regionalgeschichtlichen Forschung vor. Da deren Fokus in den letzten Jahren überwiegend auf der Forschung zum Kriegsende lag, gibt es insbesondere zu den verschiedenen Bau- und Landschaftsarbeiten der Wehrmacht, die im Zusammenhang mit der umfangreichen Kriegsrüstung des nationalsozialistischen Staates im Vorfeld des Angriffs auf Polen 1939 sowie für den Westfeldzug im Frühjahr 1940 standen, wenig genaue Kenntnisse. Lediglich zu dem landschaftsverändernden Großprojekt der Erbauung des sogenannten Westwalls in den Jahren 1936 bis 1939 liegen vereinzelte Beschreibungen für den Bereich der Ortenau vor. Hier hat inzwischen eine intensive Diskussion über den gegenwärtigen Umgang mit den noch übrig gebliebenen sichtbaren Spuren dieses militärischen Bollwerkes eingesetzt. Der Bau des Westwalls wurde seit 1938 logistisch von der „Organisation Todt“ koordiniert, die die Arbeiten großen Baufirmen als Subunternehmen übertrug. Für den Westwall-Bau waren in großem Umfang Einheiten des Reichsarbeitsdienstes (RAD) sowie Kolonnen von Bauarbeitern hinzugezogen worden, deren Versorgung und Unterbringung die „Deutsche Arbeitsfront“ (DAF) übernommen hatte. Seit Kriegsbeginn waren dann in der Ortenau für weitere Aufrüstungsarbeiten Baueinheiten der Wehrmacht im Einsatz.
Caroline Mattmüller heißt die neue Breisgauer Weinprinzessin. Die junge Winzertochter wird den badischen Wein ab dem Herbst 2005 für die Dauer eines Jahres im In- und Ausland repräsentieren. Zur guten Gewohnheit gehört es jedoch auch, dass die Breisgauer Weinprinzessin es sich nicht nehmen lässt, alljährlich im Weinort Friesenheim das Bürgerfest zu eröffnen. Die NOVA mit Sternenbergmarkt kann im Jahr 2005 bereits auf eine 25jährige Tradition zurückblicken. Mit 15.346 Hektar Rebfläche ist Baden das drittgrößte von 13 Weinanbaugebieten in Deutschland. Unser Badner Land ist durch die südliche Lage "von der Sonne verwöhnt" und dadurch für den Weinbau prädestiniert. In den insgesamt neun badischen Weinanbaugebieten Badische Bergstraße, Kraichgau, Tauberfranken, Bodensee, Markgräflerland, Kaiserstuhl, Tuniberg, Breisgau und Ortenau wurden im Jahre 2003 insgesamt 1.069.740 hl Wein produziert. Der Mostertrag pro Hektar lag bei 69, 7 hl. Die größten Weinanbaugebiete finden sich in Südbaden; nach dem Anbaugebiet Kaiserstuhl und dem Markgräflerland folgen an dritter Stelle in Baden die Ortenau mit 2.647 ha und an vierter Stelle der Breisgau mit 1.643 ha Weinanbaufläche. Die Gemeinde Friesenheim gehört politisch und geographisch zum Ortenaukreis, weinbaumäßig besteht jedoch die Zugehörigkeit zum Breisgau; in die Zentralkellerei nach Breisach wird auch die größte Menge des Friesenheimer Weines abgeliefert. Die in Friesenheim beheimateten Winzergenossenschaften Friesenheim und Oberschopfheim sind im Bereich Breisgau die nördlichsten Winzergenossenschaften. Das Weinbaugebiet Breisgau bezieht sich auf das Anbaugebiet zwischen Freiburg und Lahr mit dem Glottertal und einigen Gemeinden des nordöstlichen Kaiserstuhls.
Auf den ersten Blick erscheint es fast überflüssig, sich mit dem Thema Offenhaltung auseinander zu setzen. Scheint es doch so, als ob sich alle einig seien. In der öffentlichen Diskussion sind eigentlich alle für die Offenhaltung der Landschaft. Der Erhalt unserer (Kultur-)Landschaft genießt Aufmerksamkeit. Dennoch muss bei allen Bekenntnissen zur Offenhaltung eine starke Macht am Werke sein, die den Wald wachsen lässt und vormals offene Flächen mit stetig wachsendem Wald bedeckt. Was geschieht also? Zunächst bedarf der Begriff "Offenhaltung" der Landschaft einer etwas genaueren Betrachtung. Er suggeriert nämlich etwas, was gar nicht gemeint ist. Offenhaltung klingt nach einer bewusst vorgenommenen Handlung, dem offen Halten der Landschaft. Es muss aber bei einer realistischen Betrachtung festgestellt werden, dass die Offenhaltung nicht etwas ist, das so und zum Selbstzweck durchgeführt wird, sondern sie ist lediglich das Abfallprodukt der landwirtschaftlichen Nutzung. Es mag Ausnahmen geben, die diese Regel bestätigen, aber: Niemand hält Fläche offen, damit diese offen bleibt, sondern Fläche bleibt offen, weil sie landwirtschaftlich genutzt wird. Hier beginnen auch schon die Probleme.
"Biodiversität" oder "Biologische Vielfalt" ist zu einem der Schlüsselbegriffe des Naturschutzes geworden. Die Bundesrepublik Deutschland hat sich 1992, wie 181 andere Staaten auch, mit Unterzeichnung des "Übereinkommens über die Biologische Vielfalt" auf dem Umweltgipfel in Rio de Janeiro völkerrechtlich verbindlich zu ihrer Erhaltung verpflichtet, "denn sie ist schlichtweg die Überlebensstrategie auf unserem Planeten". Biodiversität wird oft mit "Artenvielfalt" wiedergegeben, was aber zu stark verkürzt ist. Wenn im folgenden Beitrag Tier- und Pflanzenarten im Mittelpunkt stehen, so sind diese immer im Zusammenhang mit der Biozönose (Lebensgemeinschaft) der naturräumlichen Einheit Mittlerer Schwarzwald (auch: Mittlerer Talschwarzwald) zu sehen. Hierbei handelt es sich nirgendwo um eine Natur-, sondern immer um eine Kulturlandschaft, die der Mensch geschaffen hat, weiterhin gestaltet und verändert. Der folgende Überblick über ausgewählte, für das Schuttertal typische oder wichtige Tier- und Pflanzenarten basiert auf meinen nunmehr über 30jährigen, nicht systematischen Beobachtungen und auf Ergänzungen von weiteren Beobachtern, die jeweils im Anhang genannt sind. Die faunistische und floristische Arbeit, lange Zeit Selbstzweck, später in erster Linie Grundlagenforschung für naturschutzpolitische Forderungen, konzentrierte sich wegen des größeren Gefährdungspotentials und wegen des Vorkommens spektakulärer Arten lange Zeit vor allem auf die Rheinebene oder die höchsten Schwarzwaldlagen. Das Schuttertal stand und steht noch, wie der gesamte "niedere" Schwarzwald, etwas im Schatten der Beobachtungstätigkeit, die aber in den letzten Jahren intensiviert wurde. Systematische Untersuchungen fehlen weitgehend oder sind noch nicht abgeschlossen bzw. ausgewertet. Auch die verschiedenen amtlichen Kartierungen enthalten oft nur Momentaufnahmen, geben aber dennoch manche wertvollen Hinweise.