50.2008
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Arthur Strebler
(2008)
Sonnenauf- und -untergänge, Fachwerkhäuser, Landschaftsaufnahmen, Gewitterstimmungen, Blumen, Tiere und vor allem immer wieder Personen, egal ob es nun Aufnahmen vom Alltag der einfachen Menschen waren oder Portraits prominenter Zeitgenossen - Arthur Strebler hat alles fotografiert und dokumentiert. Im Laufe der Jahre wurde seine Fotosammlung so zu einer einmaligen historischen Dokumentation. Am 23. Juni ist Arthur Strebler 87jährig im Lahrer Klinikum, nahe seines Wohnhauses in der Lahrer Amtmann-Stein-Straße verstorben. Neben seiner Familie und den ungezählten Menschen, die Arthur Strebler mit seinen Fotografien erfreut hat, trauert auch das „Geroldsecker Land“ zusammen mit zahllosen Heimatfreunden um einen Menschen, der diesem Jahrbuch über viele Jahre hinweg wie kein anderer mit seinen mit viel Liebe zum Detail gemachten Fotografien das Gesicht gegeben hat. Von 1974 an hat er den Zauber der Landschaft von den Höhen des Schwarzwaldes bis hinunter zum Rhein eingefangen und hat damit dem Almanach seine fotografische Ausstrahlung und bildhaften Charakter verliehen. Durch sein fotografisches Können verbunden mit seiner Liebe zur Landschaft und den Menschen, die darin wohnen, leben und arbeiten, gestaltete er das Jahrbuch immer wieder mit zu einem kleinen Kunstwerk.
SteinDruckSachen
(2008)
Lahr wurde und wird zum Teil immer noch als „Schächtilistadt“ bezeichnet. Das hat allerdings nichts damit zu tun, dass hier alles in ein „Schächtili“, eine kleine Schachtel, passen würde. Es ist auch kein Hinweis auf eine besondere Stadtarchitektur. Gemeint ist vielmehr die im 19. Jahrhundert in Blüte stehende und neben der Tabak- und Zichorienverarbeitung prägende Kartonagenindustrie, die Herstellung der Schächtili eben. Doch wer etwas verpackt, muss auch angeben, was in der Verpackung steckt. Und so ist es nicht verwunderlich, dass auch das Druckgewerbe beinahe zeitgleich in Lahr seinen Aufschwung nahm. Denn nicht nur der Buchdruck, der mit Johann Heinrich Geiger schon im ausgehenden 18. Jahrhundert in Lahr seine Grundlagen bildete, sondern gerade der Merkantildruck wurde im 19. Jahrhundert in Lahr zu einem wichtigen Wirtschaftsfaktor. Voraussetzung dafür war aber die Erfindung der Lithographie.
Seit dem Erscheinen des von Werner Volke zusammengestellten und sehr detailliert kommentierten Dokumentebandes ist es um Gotthold Stäudlin wieder still geworden. Dabei bietet doch gerade dieser Band erstmals eine breite, unverzichtbare Grundlage zur Erforschung von Stäudlins Leben und Werk. Wie dem Vorwort Volkes zu entnehmen ist, blieben Versuche durch Wilhelm Hemsen und Willy Bauer, eine Monographie zu Stäudlin abzufassen, entweder unausgeführt oder wenigstens unveröffentlicht. Auch das in der von Walter Grab bei Metzler herausgegebenen Reihe „Deutsche revolutionäre Demokraten“ für Herbst 1972 angekündigte Buch mit dem Titel „Oberdeutsche Jakobiner; Cotta, Posselt, Stäudlin“ von Michael-Peter Werlein ist nicht erschienen. Die jüngsten, auf das Elsass und die Schweiz bezogenen Forschungsarbeiten zur jakobinischen Publizistik nähren die Hoffnung, dass bald auch eine auf Baden und Württemberg konzentrierte Arbeit hervorgebracht werden könnte, in der Stäudlin der ihm gebührende Platz eingeräumt sein würde, zumal er als politischer Schriftsteller in beiden Landesteilen tätig war.
Hüwe un Drüwe vum Bächel
(2008)
Dieses sich als Selbstläufer entwickelnde Projekt sieht sich als Versuch, die Geschichte des Westwalls sowie der Maginotlinie im Spiegel der badischen und elsässischen Zeitzeugen aufzuarbeiten. Grenzüberschreitende Themen unserer jüngeren Vergangenheit unterliegen natürlicherweise emotionalen Stimmungen, besonders im Rahmen einer auf Zeitzeugen basierenden Dokumentation. Oft sind es bittere Wahrheiten, die Jahrzehnte unter der Oberfläche schlummerten und bei einer solchen Aufarbeitung ans Tageslicht dringen. Das gleichberechtigte Miteinander in Form einer produktiven Symbiose von wissenschaftlicher Geschichte und Heimatforschung halte ich aus diesem Grunde für mehr als geboten, um das „Ganze“ nicht in eine tendenziöse Bahn gleiten zu lassen. Dieses vertraute Gefühl des gegenseitigen Verstehens und Verbundenseins der „Rieddörfler“ vom linken und rechten Oberrheinufer stellte jene Sicherheit und Basis dar, um sich auf ein solches Projekt einlassen zu können. Ein Blick in die diversen Dorfsippenbücher oder das Studieren der Rheinverläufe vor Tulla verdeutlicht uns ganz dezidiert, dass mehr Verbindendes als Trennendes für unsere Region und deren Menschen steht. Badener und Elsässer verfügen über eine facettenreiche gemeinsame Geschichte.
Grundlage für die Untersuchung heutiger ortstypischer Familiennamen in Lahr ist das Bürgerbuch von 2007. Es werden vor allem diejenigen Namen untersucht, die etwa mindestens 60- bis 70-mal im Bürgerbuch verzeichnet sind. Die relative Namendichte ist der Prozentanteil eines Namens an der Gesamtzahl innerhalb eines bestimmten Bereichs. In der "Kleinregion Stadt Lahr" wird jeweils auf die ortsteil-bezogene Häufigkeit innerhalb der Gesamtbevölkerung der acht Gemarkungen von Lahr eingegangen. Hierdurch lassen sich ortstypische Namenfelder erkennen. Dazu werden die in dem Familiennamen-Atlas von Baden-Württemberg niedergelegten Ergebnisse mit herangezogen. Die Stadt Lahr hat über 43.000 Einwohner, zwei Drittel davon leben in der alten Stadtgemarkung Lahr (einschließlich Dinglingen). Von den weiteren sieben Stadtteilen, die bis 1971 selbständige Gemeinden waren, ist Sulz mit 8 % die bevölkerungsreichste Ortschaft. Ein Sonderfall ist die seit 1969 neu entstandene Gemarkung Langenwinkel, die sich nach der Umsiedlung von etwa 200 Einwohnern aus "Alt"-Langenwinkel an einem andern Standort entwickelt hat. Die jetzige verzehnfachte Einwohnerzahl von Langenwinkel lässt keine Schlüsse auf ortstypische Namen zu.
In meinem Werkstattbericht "Lahrs Bevölkerung im 18. Jahrhundert" habe ich die Rekonstruktion der bislang nicht bekannten Einwohnerzahl der Stadt in der Zeit von 1684 bis 1804 dargelegt. Danach hatte Lahr zu Beginn des 18. Jahrhunderts etwa 1.500 bis 2.000 Einwohner, an dessen Ende waren es zwischen 4.400 und 4.800. Durch die Einträge in den Kirchenbüchern sind die meisten von ihnen namentlich bekannt. Ihr Wirken wird in der Geschichtsschreibung als recht beachtlich dargestellt. Lahr hatte in diesem Jahrhundert "seine große Zeit". Schauen wir die zahlreichen Namen näher an, fällt uns bald deutlich ein Aspekt des Lebens im 18. Jahrhundert auf, im Unterschied zu unserem 21. Jahrhundert: In sich geschlossen war dieses evangelisch geprägte System der Stadt Lahr mit seinen Familien, deren Namengebung und Berufstradition. Diese Geschlossenheit wurde auch nicht aufgebrochen durch die vielfältigen wirtschaftlichen Beziehungen - besonders stark nach Straßburg - und durch die Zuwanderungen, vor allem aus den evangelischen Nachbarregionen. Die Beamten der badischen und der nassauischen Herrschaft und der Kirche erscheinen zwar ebenfalls in den Kirchenbüchern, sie waren aber nicht in die Bürgerschaft integriert.
Der alte Brauch des Scheibenschlagens in Ettenheimweiler, über den Robert Furtwängler schon irn "Geroldsecker Land" 1982 ausführlich berichtete, hat sich in dem zu Ettenheim gehörendem Dorf bis heute erhalten. Den Zeitpunkt, zu dem die jungen Männer des schon 926 als colonia Wilo" erwähnten Ortes zum ersten Mal am Sonntag nach Fastnacht ihre runden geschnitzten Scheiben über einen "Schiewebock" ins Tal geschleudert haben, kennen wir jedoch nicht. So bleibt nur ein Blick auf die Nachbargemeinde Altdorf, wo zwar heute kein Scheibenschlagen mehr stattfindet, ein solcher Brauch aber schon im letzten Drittel des 18. Jahrhunderts durch Flurnamen nachweisbar ist. Die entsprechenden Funde hat Albert Geppert 1976 im Altdorfer Ortssippenbuch veröffentlicht: "auf dem Schiebenbühlberg" und "auf dem Schiebenbühl" (1773 ), "auf dem Scheibenberg" (1780) und "auf dem Schiebenberg" (1791 ). So leistet in Ermangelung anderer Quellen die Flurnamensforschung willkommene Hilfe bei der Frage, wann der Brauch des Scheibenschlagens in unserer unmittelbaren Heimat schon ausgeübt wurde.
Geschichtliches Wissen ist in der Regel ein Ergebnis fleißiger Quellenforschung, sorgfältiger Darstellung und - endloser Diskussionen. Und es ist dennoch - oder gerade deshalb - offen für neue Sichtweisen, kann und darf widerlegt werden. Das wichtigste an historischen Arbeiten können sogar die fragwürdigen Passagen sein, die Lücken oder auch Fehler: denn hier knüpfen die Nachfolgenden an, und wenn das ursprüngliche Werk schon längst vergessen ist, hat es doch weiterhin seinen Wert, weil es einen neuen Weg oder neue Fragestellungen wies. Kurz: Nicht Fakten stehen im Mittelpunkt historischen Wissens, sondern Interpretationen und die Einordnung in kollegiale Diskussionen. Aus dieser Sicht wäre es zunächst einmal zu begrüßen, wenn Max Isele die Frage der Herkunft Heilika von Mahlbergs, der Frau Walther von Geroldsecks, erneut aufwirft und das bislang Erreichte in Frage stellt.
Im Lahrer Kirchenbuch von 1680 ist zu lesen: "Zu anno 1648. nach geendigtem 30. jährigem Krieg kam zu allhiesiger Kirchen als Stadtpfarrer Christoph Caroli von Hilpershausen aus Franken gebürtig, welcher vorher unter der schwedischen Guarnison zu Benfelden Feldprediger gewesen. Ist auch allhier in anno 1673. selig gestorben, estatis [des Alters] 65. Jahr". Christoph Caroli, lutherischer Pfarrer an der St. Jakobs-Pfarrkirche (Stiftskirche) in Lahr, hat in den Jahren seines Wirkens (von 1650-1673) für Furore gesorgt. Dieser couragierte und auch unbequeme Pfarrer hat sich wegen seiner dezidierten Stellungnahmen und seines unerschrockenen Vorgehens im Rahmen seines steten Einsatzes für Gerechtigkeit und christliche Lebensführung nicht nur Freunde bei der nassauischen Herrschaft und in Lahr gemacht. Bis zum Hass dürften sich die Empfindungen im Hinblick auf seine Person zumindest bei einigen Lahrer Beamten und bei seinem Hilfspfarrer, Diakon Georg Voit, gesteigert haben, wie wir gleich sehen werden. Die ausführliche Beschreibung des Lebensweges Pfarrer Carolis ist dem im März 2008 im Verlag Kaufmann erscheinenden Buch lieb vndt leid theilen - die Carolis in fünf Jahrhunderten" zu entnehmen.