5.2000
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"Alte Hüte"?
(2000)
Die im Titel des Beitrags zitierte Metapher soll hier nicht als nostalgische Dreingabe historischen Zeitkolorits die Adressatenfreundlichkeit eines nicht allzu populären Themas heben. Der Gegenstand, von dem im folgenden zu handeln ist, bedarf dessen nicht: Das Heidelberger Schloss erscheint vielmehr als Garant für romantisierte Empfindsamkeiten und aufregende Wissenschafts-Kontroversen, um die außergewöhnliche Wirkungsmacht der weltbekannten Ruine auf die ihr eigentümliche Doppelpoligkeit zu reduzieren. Erinnert sei an die Stilisierung zum Sinnbild früher Ruinenromantik, die Vereinnahmung zur nationalen Identitätsfindung im 19. Jahrhundert und an die Konstituierung des modernen Denkmalpflege-Gedankens in der berüchtigten Wiederaufbau-Kontroverse.
Georg Hermann ist am 7. Oktober 1871 in Berlin geboren. Seit dem I. Weltkrieg und bis zu Hitlers Machtergreifung hat er am Unteren Neckarlauf gelebt und gewirkt - in Neckargemünd und Schlierbach sind die Spuren dieses Schriftstellers noch nicht ganz verwischt. Wir wollen ihnen nachgehen und verstehen dies als Beginn einer literaturhistorischen Reise. Wir würden uns auch auf die Unterstützung von Seiten unserer Leser freuen; deswegen die „römische Eins“ im Titel.
Vor dem Krieg gab es in der Heidelberger Altstadt und in Bergheim fünf Kinos: Das „Capitol“, das „Schloß“-Filmtheater der Erbengemeinschaft Kaiser (lnh. Artur Kusch), die „Kammer“ in der Hauptstraße (lnh. August Schwarze), das „Odeon“, betrieben von Clara Blank und schließlich das „Gloria“, betrieben von Erika Götz. Etwas abseits, in Kirchheim, gab es noch das „Atrium“ der Johanna Moock, bereits seit 1934. Die Stadt war nach dem zweiten Weltkrieg nahezu unzerstört, die Kinos waren geschlossen. Die großen Theater dienten der Truppenbetreuung der Amerikaner, die kleineren Häuser nahmen den Spielbetrieb wieder auf, nachdem von der Film Control Branch unbelastete kommissarische Leiter gefunden worden waren. Als erstes Kino spielte das „Odeon“ wieder, ihm folgte das „Gloria“, im September 1945 dann das „Schloß“ und die „Kammer-Lichtspiele“. Das größte aber, das „Capitol“, blieb am längsten von den Amerikanern beschlagnahmt und wurde 1951 zunächst an einen unbelasteten Kinoleiter namens Dr. Vröchte verpachtet. Die Verhandlungen um die endgültige Rückerstattung an das Ehepaar Romahnyi zogen sich noch länger hin und kamen erst Mitte der fünfziger Jahre zum Abschluss.
Es ist das meistgesungene Kirchenlied, bekannt in allen Konfessionen, geliebt auf der ganzen Welt: „Lobe den Herren, den mächtigen König der Ehren“ von Joachim Neander. Es war das Lieblingslied von Kaiser Wilhelm I. und seines Bruders König Friedrich Wilhelm IV. Schon seit 1722 erklang es stündlich im Glockenspiel der Potsdamer Garnisonkirche, die 1945 während eines englischen Luftangriffs zerstört wurde. Seit April 1991 ist das Lied - zusammen mit der Mozart-Weise „Üb immer Treu und Redlichkeit“ - im neuen Glockenspiel auf dem Platz der ehemaligen Garnisonkirche regelmäßig zu hören. Und in Europas größtem Carillon (68 Glocken), das im Berliner Stadtteil Tiergarten steht, ertönt es seit Oktober 1987. Als frühes Morgenlob spielen es die Glöckchen vom Dachreiter der evangelischen Stadtkirche in Michelstadt/Odenwald. Dem Besucher des Neandertal-Museums in Mettmann bei Düsseldorf schallt es aus Lautsprechern entgegen. Man nennt es das „beste Loblied deutscher Zunge“. Es fehlt heute bei kaum einer kirchlichen Trauung. Selbst in den Wedding Chapels in Las Vegas kann man es sich als „Praise to the Lord, ehe Almighty, the King of Creation“ wünschen. J. S. Bach hat es in seiner festlichen Kantate mit Pauken und Trompeten vertont. Viele Komponisten des In- und Auslandes haben das Neanderlied musikalisch interpretiert. Aus der Feder zweier Heidelberger Universitätsmusikdirektoren, Philipp Wolfrum und Siegfried Hermelink, stammen eine Choralbearbeitung und ein Chorsatz. Texter des weltbekannten „Lobe den Herren“ ist ein Hanseat, der Bremer Joachim Neander (1650-1680). Der reformierte Theologe, Hauslehrer, Schulrektor, Liederdichter und Tonkünstler hat im Jahr 2000 seinen 350. Geburtstag.
In der Geschichte der Erbohrung der Bergheimer Thermalquelle und des Baus des Radium-Solbads verbinden sich Überlegungen zur Stadtentwicklung mit einem Grundstücksproblem und mit dem Fortschritt der Geologie. Das Projekt eines Heidelberger Heilbads hatte drei Voraussetzungen: das Interesse der Stadt an Einrichtungen zur Förderung des Fremdenverkehrs, die geologischen Gegebenheiten am Rand des Oberrheingrabens und die Schwierigkeit, das Grundstück des ehemaligen Zementwerks in Bergheim zu verwerten. Die folgenlose Grundsteinlegung von 1924 und die Zahlungsunfähigkeit der „Bad Heidelberg AG“ 1926 haben die wirtschaftliche Depression der zwanziger Jahre zum allgemeinen Hintergrund, sind aber doch eher ein Lehrstück für die Risiken im Grenzbereich zwischen kommunalen und privatwirtschaftlichen Unternehmungen. Nur die Besinnung auf die Tugend der kommunalen Führung brachte das Projekt 1928 zum Erfolg.
Nikolaus Lenau
(2000)
In einem Brief vom 2. Mai 1832 an David Zimmern schildert Nikolaus Lenau einen Tag, den er in Begleitung seines Freundes Jan Matuszynski bei
Regine Jolberg, geborene Zimmern, in Berg bei Stuttgart verbracht hatte. Obwohl Martin Gottlob Wilhelm Brandt wesentliche Passagen dieses Briefes in die Biografie seiner Schwiegermutter, verfasst 1871/72, aufnahm, hat er keinen Eingang in die Gesamtausgabe der Werke und Briefe Lenaus gefunden. Darum ist der Text hier erneut wiedergegeben (Dok. A), ergänzt um einen Auszug aus einem Brief Regine Jolbergs, der dieselbe Begegnung beschreibt (Dok. B), und um einen Auszug aus ihren Tagebüchern, der über einen Besuch Matuszynskis im Oktober 1832 in Heidelberg berichtet (Dok. C). Auch diese Dokumente wurden in Brandts Jolberg-Biografie veröffentlicht. Zum Universitätsjubiläum 1886 veröffentlichte Samuel Brandt, ein Sohn von M. G. W. Brandt, einen weiteren Brief Lenaus an Zimmern vom 16. September 1833, der der Lenauforschung bekannt ist. Unerwähnt lässt er dabei die Veröffentlichung des ersten Briefs an David Zimmern durch seinen Vater 15 Jahre zuvor. Der Verbleib der Originale beider Briefe ist unbekannt. Die Texte am Ende dieses Beitrags folgen dem Druck der Biografie von 1871/72; die Ergänzungen in eckigen Klammern gehen auf den Verfasser dieses Beitrags zurück. Zunächst aber sollen im Vorspann die Stationen der Beziehung Lenaus zur Familie Zimmern nachgezeichnet werden.
Dem Heidelberger Geschichtsverein sind aus Privatbesitz zwei handschriftliche Chronikbücher der geselligen Vereinigung „Arminia“ übergeben worden. Der erste Band reicht von der Gründung 1884 bis Oktober 1898, der andere von Mai 1907 bis August 1918. Über den Verbleib des 1907 erwähnten zweiten Bandes für die Jahre 1899 bis 1906 und späterer Chroniken war bislang nichts herauszufinden. Die beiden Bücher werden bei Erscheinen dieses Beitrags dem Stadtarchiv Heidelberg übergeben worden sein.
Bei Aushubarbeiten konnten 6 Gruben einer jungsteinzeitlichen Siedlung beobachtet und dokumentiert werden. Die stark verdichtete Einfüllung war mit etwas Keramik und in einem Fall mit wenig Holzkohle und kleinen Sandsteinbruchstücken durchsetzt. Die bislang unbekannte Fundstelle liegt in der zur Jungsteinzeit dicht besiedelten hochwassergeschützten Uferzone.
Georg Gottfried Gervinus
(2000)
Georg Gottfried Gervinus war wohl der bedeutendste Historiker, der je an der Universität Heidelberg lehrte. Dies ist Anlass genug, ihm im fünften Jahrgang des Jahrbuchs zur Geschichte der Stadt Heidelberg einen Beitrag zu widmen, auch wenn in diesem Jahr (noch) kein Gervinus-Jubiläum zu feiern ist. Da der Historiker am 20. Mai 1805 in Darmstadt geboren wurde, wird jedoch in fünf Jahren sein 200. Geburtstag zu feiern sein. Es stände
der Universität Heidelberg gut an, wenn sie dies zum Anlass nähme, ihren wichtigsten Historiker, der zugleich sein ganzes, den gesamten Zeitraum
der Nationalstaatsbildung in Deutschland umspannendes Leben hindurch, politisch aktiv gewesen ist, zu ehren. Denn eine Würdigung seines Lebens,
seines Oeuvres und seines politischen Wirkens durch neuere Forschungen steht noch weitgehend aus. Gervinus, der symbolträchtig am 18. März 1871, also am Jahrestag der Berliner Revolution von 1848 und wenige Wochen nach der Gründung des Deutschen Reichs, in Heidelberg gestorben ist, war zeitlebens ein Radikaler, ein Oppositioneller und politischer Außenseiter. Er wurde wegen seines politisches Engagements zweimal von deutschen Universitäten entlassen, in Göttingen im Dezember 1837 als einer der „Göttinger Sieben“ und in Heidelberg im Juli 1853, am Ende der Periode, die im Mittelpunkt der folgenden Briefcollage steht. Diese doppelte Entlassung belegt eine Unabhängigkeit und Zivilcourage, wie sie nicht vielen deutschen Professoren eigen gewesen sind. In den Jahren 2003 und 2005 - zum 150. Jahrestag der Entziehung seiner Lehrberechtigung und zum 200. Geburtstag - besteht also reichlich Anlass, sich in der Person Gervinus einer Traditionslinie bewusst zu werden, die erst in jüngster Zeit in Deutschland angemessen gewürdigt wird.