6.2001
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Die Stadt steht zur Zeit im Mittelpunkt des Interesses. In Berlin befasst sich die Weltkonferenz der Städte - Urban 21 - mit den Problemen der Stadtentwicklung an der Schwelle zum 21. Jahrhundert. Die Lokale Agenda 21 verlangt von uns Bürgern Engagement für eine nachhaltige und zukunftsfähige Stadtentwicklung. Ich zitiere aus dem Vorwort der Oberbürgermeisterin Beate Weber im Veranstaltungskalender Das Bild der Stadt (Heidelberg 2000): „Diese Rückbesinnung auf die Civitas unterstützt die Stadt Heidelberg, indem Sie eine Stadtentwicklung anstrebt, die Kommunikations- und Begegnungsmöglichkeiten schafft. Sie bilden den optimalen Hintergrund für kulturelle Aktivitäten, die aus einer engen Beziehung zwischen Bürgern und ihrer Stadt entstehen.“ Es lohnt sich, in diesem Rahmen einmal zurückzuschauen, wie sich wenige Monate nach Kriegsende das kulturelle Leben in der nahezu unzerstörten Stadt Heidelberg und ganz besonders hier in Handschuhsheim mit dem Bachlenztheater, später Volkstheater, entwickelt hat.
Heidelberg ist eine Musikstadt mit reicher Tradition. Wer bei Musik aber an Musiktheater denkt, wird, das darf man behaupten, sicher zuletzt an Heidelberg denken. Heidelberg als Musikstadt, das waren Hofkapelle und Hofkantorei Friedrichs I. und seiner Nachfolger im 15. und 16. Jahrhundert, das war und ist seit 1885 der Heidelberger Bachverein, das ist ein nach wie vor faszinierendes Musikleben, das sich aus einer Fülle von Einzelinitiativen vor allem im Chor- und Kammermusikbereich speist. Heidelberg als Theaterstadt, um nur ein paar Rahmendaten zu benennen, das ist das Hoftheater seit der Zeit des prachtliebenden Kurfürsten Friedrich IV. an der Wende zum 17. Jahrhundert, das ist Heinrich George auf dem Schloss, das sind aber auch Aufführungen wie Faust I und II im Goethejahr 1999 am Taeter-Theater. Heidelbergs Musiktheater hingegen war schon immer und über alle lntendantenwechsel hinweg Provinz. Provinztheater - das kann man durchaus verstehen auch ohne pejorativen Beiklang: Hinterland zwar, aber nicht
hinterwäldlerisch, vielmehr, fern des Glanzes des Einmaligen, für das Kulturleben repräsentativ. Auf das Repräsentative ist also hinzuweisen, im
Rundblick auf das Stadttheater der Jahre zwischen um 1830 und um 1930. Und in einzelnen Schlaglichtern soll Individuelles beleuchtet werden.
Nur noch wenige Zeitzeugen werden sich an William T. Neel erinnern, der in den Jahren 1948 bis 1952 in Heidelberg ein sehr einflussreiches Amt bekleidete. Man muss schon intensiv die Akten des Stadtarchivs und die Lokalzeitungen dieser Jahre durchforsten, um Neel und sein Wirken in und für Heidelberg dem historischen Vergessen zu entreißen. Die Tatsache, dass er nahezu völlig in Vergessenheit geraten ist, erstaunt um so mehr, als er nicht nur viel für die Deutschen wollte, wie das Heidelberger Tageblatt aus Anlass seiner Verabschiedung im Juni 1952 formulierte, sondern für Stadt und Landkreis auch tatsächlich viel erreicht hat.
Als der Heidelberger Bürger und Bierbrauer Georg Caspar Betz 1797 die Wirtschaft Zum Goldenen Engel in der Hauptstraße erwarb, konnte er nicht ahnen, dass er den Grundstein für eine der erfolgreichsten und langlebigsten Heidelberger Brauereien gelegt hatte. Das Gasthaus blickte zu diesem Zeitpunkt schon auf eine längere Vorgeschichte zurück. Als Wirtschaft „Zum Engel“ wird es 1661 erwähnt, den Namen „Goldener Engel“ soll das Haus 1731 erhalten haben, weil sein Käufer eine horrende Summe dafür bezahlte, sodass ihm das Anwesen vergoldet vorkam. Heute existiert das Haus Hauptstraße 67 nicht mehr, an seiner Stelle befindet sich das Kaufhaus C&A.
"Nacht über Heidelberg."
(2001)
Barbara Schütz-Sevin, geboren am 4. März 1912 in Berlin, studierte 1932 und 1933/34 an der staatswissenschaftlichen Fakultät der Heidelberger
Universität. Im Sommersemester 1932 erlebte sie an der Ruperto Carola eine liberale und diskursfreudige akademische Welt. Nach einem USA-Aufenthalt findet sie zu Anfang des Wintersemesters 1933/4 eine radikal veränderte Universität vor. Der Alltag der Studierenden und Hochschullehrer ist nationalsozialistisch überformt. Sie selbst, liberal gesonnen, bewegt sich zwischen schwer erträglichen, z.T. absurden Widersprüchen. 1940 - im britischen Exil - schreibt sie ihre Erfahrungen und Erinnerungen an Studienzeit, studentischen Arbeitsdienst und den Wandel der Universität seit 1933 auf. Sie reicht das 357 Seiten starke Typoskript unter dem Titel „Nacht über Deutschland“ bei einem Wettbewerb der Harvard University (USA) ein.
Theater auf Aktien
(2001)
Zuletzt wurde 1953 in Heidelberg ein Theaterjubiläum begangen: 100 Jahre städtische Bühne. 2003 ist mit einem Anschlussfest zu rechnen. Aber ist die bauliche Fertigstellung eines Theaters ein geeigneter Erinnerungstermin? Organisationsgeschichtlich bieten sich zwei andere Daten an: Ab 1837 fanden im Prinz Max in der Marstallstraße regelmäßige Theateraufführungen statt, die seit 1843 unter dem Namen „Heidelberger Stadttheater“ dargeboten wurden. Diese Vorgeschichte war freilich allen früheren Theaterjubiläen bekannt, auch schon 1878. Das Heidelberger Bürgertum hat immer
an dem Baujubiläum festgehalten, weil es sich am Bau so intensiv wie bisher sonst nicht am Theater beteiligt hatte. So wird es 2003 wieder ein
großes Fest geben, an dem das Heidelberger Bürgertum sein Theater und sich selbst feiert. Für den Stadthistoriker bleibt es dagegen eine gute Erfahrung, ein Thema ohne Jubiläumsdruck bearbeiten zu können.
Seit der jüngeren Steinzeit regiert der rechte Winkel das Bild der menschlichen Siedlungen. Das gilt für die Grundrisse der Gebäude, für die dörfliche Feldflur und für viele Stadtanlagen von der Antike bis nach Nordamerika. Die Stadtgrundrisse des Mittelalters, gekennzeichnet durch mannigfaltige Formen, sind in der Regel von vielen Winkeln, selten aber von rechten geprägt. Heidelberg scheint mit der auf Parallelität und Rippenstruktur fußenden Regelmäßigkeit seiner planmäßig angelegten Kernaltstadt eine Ausnahme zu sein. Meinrad Schaab formuliert in seinem letzten Aufsatz zu den Anfängen Heidelbergs in einer Bildunterschrift ausdrücklich: „Heidelberg, rechtwinklig von der Hauptstraße abzweigende Quergasse in der Altstadt“. Das Geodreieck auf dem Lageplan zeigt jedoch bei der abgebildeten Mittelbadgasse Winkel von 95 ° an der West- und 85 ° an der Ostecke zur Hauptstraße. Wer mit geschärftem Blick durch die Gassen der Stadt geht, wird solche schiefwinkligen Situationen in großer Zahl bemerken. Erstaunlich ist, dass die Unregelmäßigkeiten in der Geometrie des Straßen- und Grundstücksnetzes weder für Heidelberg noch in der allgemeinen Literatur beachtet und erörtert werden. Diese Untersuchung setzt sich zum Ziel, einige dieser schiefwinkligen Situationen zu beobachten und ihre Genese zu deuten. Der Grund, warum sie von Westen nach Osten und gegen die zeitliche Bebauungsfolge vorgeht, erschließt sich in ihrem Fortgang von selbst: Ihr liegt die Vermutung zugrunde, dass in dicht bebauten Arealen von der Rechtwinkligkeit abweichende Wegenetze und Grundstücksgrenzen auf ältere Strukturen verweisen, sofern die Abweichung gehäuft auftritt und eine eigene Systematik erkennen lässt.
Vorbemerkung: Seit Abfassung dieses Textes wurde entdeckt, dass Karl von Drais während der badischen Revolution durch öffentliche Anzeige in
der „Karlsruher Zeitung“ seine Adelstitel niedergelegt hat, unterschrieben: „Drais, Professor, Bürger und Mitglied des souveränen deutschen Volkes."
Der Demokrat musste diesen unerschrockenen Schritt in vieler Hinsicht büßen, denn die gewollte Lächerlich- und Verächtlichmachung der Revolutionsanhänger seitens der nachfolgenden Generation war schmerzlich. Alles, was wir über ihn an Negativem zu wissen glaubten, muss nun noch einmal auf den Prüfstand. Denn seine Probleme mit der Umwelt hatten schon im Vormärz eigenartigerweise genau dann angefangen, als er sich in Mannheim zum imperativen Mandat äußerte. Erst recht von 1849 bis 1918 profilierten sich badische Monarchisten durch eine Hetzkampagne - vom alten Offizier Betz über den Gewerbehallenleiter Meidinger bis zum Heidelberger Mathematikhistoriker Cantor (in der Allgemeinen Deutschen Biographie). Eine kommende neue Biographie des Verfassers zum 150. Todestag (10.12.2001) wird diese Arbeit leisten. Aber schon jetzt soll der
Wunsch des Demokraten Drais respektiert werden, nicht mehr als Mitglied des Beamtenadels zu gelten, deshalb soll er im folgenden wie proklamiert
genannt werden: Karl Drais.
Der Gedanke, im Stadtteil Rohrbach ein Heimatmuseum zu gründen, wurde bereits 1950 aufgegriffen, als nach den Wirren des 2. Weltkriegs und nach der Währungsreform das öffentliche Leben allmählich wieder in geordnete Bahnen geriet, und sich die Bewohner des Stadtteils rückblickend und vorausschauend mit angenehmeren Dingen des täglichen Lebens beschäftigten und sich pflegerischen Maßnahmen überlieferten Kulturguts widmen konnten. Spätestens seit den Rohrbacher Heimattagen 1952 und 1957, inszeniert von dem Eichendorff- und Heimatforscher Pfarrer a. D. Karl Otto Frey
(† 1954), verstärkte sich der Wunsch der Rohrbacher, alte Gebrauchsgegenstände, Fotografien, ortsbezogene Schriften und Urkunden sowie mündlich und schriftlich überlieferte wahre und sagenhafte Geschichten zusammenzutragen, um sie an geeigneter Stelle der Nachwelt zu erhalten und zeigen zu können. Es mussten aber noch einige Jahre vergehen, bis sich die Vorstandschaft des Stadtteilvereins unter ihrem 1. Vorsitzenden Karl Heinz Frauenfeld dieser Aufgabe mit größerer Hingabe annehmen und in die Tat umsetzen konnte.