10.2005/2006
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„Dieses Haus wurde von einem Glaubensflüchtling aus Frankreich erbaut." „Am rechten Erker unten sehen Sie das Doppelrelief der Kinder des Bauherrn Charles Belier.“ „Das Haus wurde 1693 verschont, weil es der Sitz des französischen Kommandanten war.“ „Hier übernachtete 1838 Victor Hugo.“ Wer sich täglich am Haus zum Ritter, Hauptstraße 178, durch die Besucherpulks zwängt, stört sich nicht mehr an derlei Gästeführungsmythen und ist eher belustigt über den Sach- und Sprachschnitzer vom häuserarmen Heidelberg, mit dem aktuell die Fußballweltmeisterschaft 2006 beworben wird: „Der Ritter ... überlebte als eines der wenigen Häuser Heidelbergs die Zerstörung im Pfälzischen Erbfolgekrieg.“ Ganz anders ist das bei einer eigenen Führung: 2004 waren sich Michael Buselmeier und ich bei der Position vor dem ,Ritter‘ über viele Details nicht einig, insbesondere über die Deutung der beiden unteren Reliefs am rechten Erker. Aus der Nacharbeit dazu
ist der folgende Beitrag entstanden.
Seit 1950 gibt es auf dem Heidelberger Bergfriedhof ein Ehrengrab für dort bestattete 27 Personen, die Opfer der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft geworden waren. Ein damals gestalteter Gedenkstein war allerdings anonym formuliert: „Den hier ruhenden Opfern der nationalsozialistischen Justiz zum ehrenden Gedenken“. Nur wer die Akten kannte, wusste, dass hier auch die Asche von Max Karl Prinz zu Hohenlohe-Langenburg ruhte, ein Name, mit dessen Leben und Schicksal in Heidelberg niemand etwas verband. 1968 wurden auf einer ergänzenden Namenstafel die Namen von sieben hingerichteten französischen Widerstandskämpfern genannt, und seit 2001 gibt es eine ergänzende Tafel mit den weiteren bislang nicht genannten Namen von zwei Frauen und 18 Männern. Eine Stele aus schwarzem Granit, nach einem Wettbewerb der Stadt Heidelberg von dem Bildhauer Günter Braun aus Eppelheim gearbeitet, gibt dem Ehrengrab nun die künstlerisch gestaltete Form einer Gedenkstätte. Zeitgleich wurde versucht, die Schicksale der dort begrabenen Widerstandskämpfer aufzuklären.
In dem folgenden Textauszug geht es um eine Kutschfahrt von Mannheim über Heidelberg nach Neckargemünd, danach wird auf ein Schiff umgestiegen. Der Ich-Erzähler benutzt eine
Dienstreise, um das Neckartal bis Neckarelz und den Odenwald zwischen Erbach und Eberbach zu beschreiben. Es dürfte sich um eine der frühesten Reisebeschreibungen des oberen
Neckars und des südlichen Odenwalds handeln. Der Abschnitt ist folgender Veröffentlichung entnommen: J. G. Rieger: Vaterländische Wanderungen. Einige Kapitelchen für meinen Freund. Didaskalia oder Blätter für Geist, Gemüth und Publicität, Januar 1824, Nr. 6 und 7. Du wirst Dich noch erinnern, daß Kutscher Schmitts kleiner Josephel wie der Sonnengott mit uns aus der Stadt flog. O, was das für ein bescheidener sanfter Mensch ist! Du magst ihn fragen, was, so oft und so viel Du immer willst, er - spricht nichts. Warum mußte ich doch bei der letzten Stadtdeputirtenwahl gerade den Schnupfen haben!
Einer Arbeit über den mittelalterlichen Hof stellt sich zunächst das Problem einer Definition dieses zentralen, aber schon für die mittelalterlichen Zeitgenossen kaum fassbaren Phänomens. Die vorliegende Arbeit folgt weitgehend dem Ansatz Peter Moraws, der den Hof als „das Medium, durch welches der Herrscher seine Existenz verwirklicht“ bezeichnet. Den Hof bildete demnach diejenige Menschengruppe, die, sei es materiell oder politisch, für die Aufrechterhaltung und Sicherung der fürstlichen Herrschaft zu sorgen hatte. Der Wächter gehörte ihm grundsätzlich genauso an wie der Küchenmeister, der Notar oder auch der adlige Rat.
Am Ende des Dreißigjährigen Krieges standen sich die Konfessionen „als klar und hart geprägte Typen gegenüber. Als Ergebnis des langen Streites, aber auch der erzieherischen Tätigkeit der Obrigkeiten, hatte sich ein geschärftes konfessionelles Bewusstsein entwickelt, ein von Abwehrbereitschaft, Hass, Misstrauen, Verbitterung und Verkennung diktiertes Verhältnis der verschiedenen Kirchengruppen zueinander.“ Der pfälzische Kurfürst Karl Ludwig passt nicht in dieses Bild. Er war der zweite Sohn des Kurfürsten Friedrich V., des „Winterkönigs“, und seiner Gattin Elisabeth von England und erhielt erst 1648 die Pfalz und „führte in kurzer Zeit das verwaiste Erbe zu neuer Blüte.“ In das entvölkerte Land rief er Einwanderer. „Alle drei christlichen Konfessionen erhielten volle Freiheit, ja, in der Kirche zur ,Heiligen Einheit‘ wurden abwechselnd katholische, calvinistische und lutherische Gottesdienste abgehalten. Auch die wiedereröffnete Universität Heidelberg sollte im Geist der Toleranz arbeiten.“ Hier wurde bei der Restitution der Universität 1652 der jüdische Stadtarzt von Heidelberg Jacob Israel
zum Professor für Physiologie, Anatomie und Chirurgie berufen, jedoch anfangs unter Verzicht auf eine Besoldung. Er fungierte zwischen 1658 und 1673 viermal als Rektor der Universität, bevor er 1674 starb. Im Feb. 1673, Israels letztem Rektorat, erhielt der Heidelberger Theologieprofessor Hans Ludwig Fabritius „von Kurfürsten Karl Ludwig den Auftrag, den niederländischen Philosophen Baruch Spinoza (1632-1677) zur Annahme des Rufes auf den Heidelberger Lehrstuhl für Philosophie zu bewegen.“ Allerdings lehnte Spinoza ab, und als 1685 mit dem Tod des Kurfürsten Karl, Karl Ludwigs Sohn, die Linie Pfalz-Simmern erlosch, versank die Pfalz in den Zerstörungen des Orleanschen Erbfolgekriegs. Sie wurde noch schlimmer verwüstet als im Dreißigjährigen Krieg, und mit den neuen Herren setzte bald auch die Gegenreformation ein. Es dauerte bis 1799, bis durch die Religionsdeklaration des Ministers Montgelas die Toleranz wenigstens für die christlichen Kirchen in der Pfalz wieder eingeführt wurde.
Willy Hellpach war vor allem in der Weimarer Republik ein bekannter Völker-, Arbeits- und Organisationspsychologe, dessen Werke z. T. zahlreiche Auflagen erlebten. Seine Forschungen und seine Person sind im Studium heutiger Psychologiestudenten trotzdem nicht mehr unbedingt Gegenstand, auch wenn die Völkerpsychologie wieder zunehmend das Interesse der Forschung findet. Die wissenschaftliche Arbeit Willy Hellpachs war schon Gegenstand von zwei wissenschaftlichen Untersuchungen. Bisher fehlte jedoch die Würdigung des vielseitigen Intellektuellen in einer wissenschaftlichen Biografie, die auch den wichtigen Teil seines politischen Engagements und seiner politischen Ämter einschließt. Wichtige Stationen seines Lebens führten Hellpach nach Heidelberg, seit 1926 lebte er fast 30 Jahre dort und wurde 1955 auch auf dem Bergfriedhof beigesetzt. Hellpachs wesentliche Leistungen als badischer Kultusminister in der Weimarer Republik sind Gegenstand dieses Beitrags. Zu den vielfältigen Aufgabengebieten seines Amtes gehörten neben der Bildungspolitik auch die drei badischen Hochschulen, also auch die Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg. Nach einem Überblick über Hellpachs Werdegang sollen daher seine Leistungen als Kultusminister zur Sprache kommen. Der Schwerpunkt liegt auf Hellpachs Wirken auf politischer Ebene und seine Vorgehensweise bei Disziplinarfällen mit politischem Bezug. Es zeigen sich hierbei die Anfeindungen, denen die Weimarer Republik vom rechten, aber auch vom linken Spektrum ausgesetzt war, und die Haltung des Kultusministers zu diesen Vorfällen.
Am 9. November 2004 übergab Beate Weber, die Oberbürgermeisterin der Stadt Heidelberg, im Rahmen einer Feier auf dem Synagogenplatz die an der Nordwand des ehemaligen Rabbinerhauses in der Großen Mantelgasse angebrachten Gedenktafeln an die jüdischen Opfer von Deportation und Ausweisung der Öffentlichkeit. Ein Zitat aus Jesaia 56,5 und ein schlichter Text verweisen darauf, dass die Tafeln die Namen jüdischer Bürger und Bürgerinnen enthalten, die in der NS-Zeit von 1933 bis 1945 ausgewiesen, deportiert und ermordet wurden oder als Reaktion auf Terrormaßnamen des Regimes „in den Tod getrieben“ wurden, d. h. sich selbst das Leben nahmen. Zusammen mit einer Informationstafel zur jüdischen Geschichte Heidelbergs, der farblich abgesetzte Pflastermarkierung des Grundrisses der Synagoge und dem lange Zeit auf dem neuen jüdischen Friedhof aufgestellten Gedenkstein ist ein Gedenkort gestaltet worden, der auf über 200 Jahre religiöses jüdischen Lebens in Heidelberg verweist.