75.2021
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Um 90 n. Chr. besetzte Rom den Mittleren Neckarraum und schob seine Grenze bis ans Ostufer des Flusses vor. Von den um diese Zeit zur Grenzsicherung und Erschließung des Hinterlandes errichteten Kohortenkastellen sind für den Bietigheimer Raum die Kastelle Walheim und Benningen die nächstgelegenen. Eroberungskämpfe sind im Zusammenhang mit dieser Expansion vom Rhein zum Neckar weder in schriftlichen Quellen erwähnt noch durch die Archäologie greifbar. Zum einen war die vorrömisch-keltische Bevölkerung in jener Region sehr gering und zum anderen erkannte diese wohl auch rasch die Vorteile, welche die Zugehörigkeit zum Imperium Romanum mit sich brachte. Vor allem der Schutz durch die an der Grenze stationierten Soldaten, die gleichzeitig Abnehmer der landwirtschaftlichen Überschüsse waren, sowie der nun erleichterte Kauf von Waren aus dem Mittelmeerraum, wie etwa Olivenöl oder Wein, dürften die Menschen schnell Rom gegenüber gewogen gemacht haben.
Noch heute sieht man den erhaltenen Festungen im Zentrum Baden-Württembergs und der ehemals württembergischen Festung Hohentwiel
in der Nähe des Bodensees auf den ersten Blick ihre einstige überragende Bedeutung an. Einige dieser großen Anlagen wie der Hohentwiel, der Hohenurach oder der Hohenneuffen beherrschen als markante Punkte in der Landschaft das weitere Umland. Andere Festungen wie Hohentübingen oder Hohenasperg wurden umgebaut, um sie einer neuen Nutzung zuzuführen. Die imposanten Ausmaße und die erhaltenen Befestigungsanlagen vermitteln aber noch eine gute Vorstellung vom einstigen militärischen Zweck dieser Anlagen. Ihre Geschichte während des Dreißigjährigen Krieges kann man nur im größeren Zusammenhang betrachten. Deshalb muss man bei einer Studie über die Festung Hohenasperg im Dreißigjährigen Krieg auch andere württembergische Festungen in die Betrachtung einbeziehen.
Nach der langen Regentschaft Herzog Carl Eugens (1737–1793) waren ihm seine Brüder Ludwig Eugen (1793–1795) und Friedrich Eugen (1795–1797) in der Herrschaft in Württemberg gefolgt. Nach Friedrich Eugens Tod im Dezember 1797 konnte dessen Sohn Friedrich Wilhelm Karl von Württemberg eine längere Regierungszeit als seine beiden Vorgänger antreten. In einer Epoche grundlegender politischer und gesellschaftlicher Umbrüche lenkte er nahezu zwei Jahrzehnte lang die Geschicke seines Landes. Friedrich, geboren 1754 in Pommern, war ab 1780 verheiratet gewesen mit Prinzessin
Auguste Karoline von Braunschweig-Wolfenbüttel, die jedoch 1788 nach unglücklicher Ehe starb. 1795 nahm der 41 Jahre alte Witwer Kontakt auf zu der 29-jährigen Kronprinzessin Charlotte Auguste Mathilde von Großbritannien. Im Mai 1797 wurde in London die Hochzeit gefeiert. Das Paar blieb kinderlos.
John F. Ballier (1815-1893)
(2021)
Der in Philadelphia erscheinende »Schwäbische Merkur« verkündete am 17. Oktober 1885: »Eine Lebensgeschichte des Generals Ballier zu schreiben, heiße ein Stück der amerikanischen Geschichte zu schreiben.« Höhepunkte aus seinem Leben erzählen, warum die Zeitung zu dieser Einschätzung kam: John F. Ballier schützte 1844 eine Kirche vor der Zerstörung in den antikatholischen Ausschreitungen in Philadelphia. Er rettete 1864 das US-Kapitol in Washington vor einem Anschlag der Armee der Südstaatler. Er gewann die Aufmerksamkeit Abraham Lincolns, wurde zum
General befördert und gründete 1873 das Cannstatter Volksfest Philadelphias. Ballier erlebte einen kometenhaften Aufstieg beim amerikanischen Militär. Er beeinflusste nicht nur Philadelphias Geschichte, sondern auch den amerikanischen Bürgerkrieg und sogar das internationale Strafrecht. Der Spannungsbogen seines Lebens reicht bis in die Gegenwart: Balliers Papiere enthalten einen möglichen Fingerabdruck von Abraham Lincoln, der aktuell überprüft wird. Trotzdem wurde nur wenig über ihn in Deutschland veröffentlicht.
"Fasse dich kurz!"
(2021)
Die Erfindung des Telefons und dessen konsequente Weiterentwicklung bis zur Praxistauglichkeit veränderte ausgangs des 19. Jahrhunderts das wirtschaftliche und gesellschaftliche Leben in einem damals nicht vorhersehbaren Ausmaß. Endlich ist es möglich geworden, mit einem Geschäftspartner oder einem Freund ohne zeitlichen Versatz, also »live«, in Kontakt zu treten, was bislang mit Briefen oder Telegrammen nicht möglich war. Gewerbetreibende erkannten die neuen Möglichkeiten, die ihnen das Telefon bot, recht schnell. Sie waren die ersten, die diese Vorteile für sich nutzen wollten, während Privatpersonen, teils aus Kostengründen, aber auch aus Zurückhaltung allem Neuen gegenüber, eher verhalten reagierten. Ludwigsburg machte da keine Ausnahme. Mitte 1886, nur rund fünf Jahre nachdem in Deutschland die ersten Telefonnetze eingerichtet wurden, »klingelte« auch hier das erste Telefon. Ein guter Anlass, die Entwicklung dieser in der Stadtgeschichte bisher immer nur am Rand gestreiften bedeutenden technischen Errungenschaft ausführlich darzustellen, wobei auf die nähere Erläuterung technischer Geräte und deren Funktionen verständlicherweise verzichtet wird.
Ein Opfer des NS-Regimes?
(2021)
Vor einiger Zeit übernahm das Kreisarchiv aus der Hauptregistratur des Landratsamts einen größeren Bestand an Altakten der Kommunalaufsicht. Darunter befanden sich auch Personalakten über verstorbene ehemalige Bürgermeister der Kreisgemeinden. Eine erste kursorische Durchsicht ließ vermuten, dass es sich ausschließlich um Akten aus dem Zeitraum nach 1945 handelt. Bei der Verzeichnung des Bestands stellte sich dann jedoch heraus, dass vereinzelt die Akten auch Bürgermeister betrafen, die vor 1945 amtiert hatten. Dies machte neugierig, insbesondere in den drei Fällen, wo die Amtszeit laut Beschriftung des Aktendeckels in den Jahren 1933/34 endete. Der erste und vermutlich auch naheliegendste Gedanke war, dass diese drei Bürgermeister in der Anfangszeit der NS-Herrschaft ihr Amt aus politischen Gründen verloren hatten. Doch bei näherem Hinschauen zeigte sich, dass die Verhältnisse nicht ganz so einfach lagen und – wie im Folgenden am Beispiel des Bürgermeisters Paul Eberle verdeutlicht werden soll – schon gar nicht eindeutig waren.
Am 28. April 1948 sandte das Amtsgericht Münsingen ein Schreiben an sämtliche württembergische Gesundheitsämter wegen der »Voruntersuchung gegen Dr. med. Stähle u.a. wg. Mords; hier: Kindereuthanasie in sogenannten Kinderfachabteilungen«. Das Amtsgericht führte seit Juli 1947 die Voruntersuchungen zum württembergischen Grafeneck-Prozess durch, mit dem Anspruch, den Tatkomplex der nationalsozialistischen »Euthanasie« mit den Vorgängen und Verantwortlichkeiten um die Tötungsanstalt Grafeneck möglichst umfassend aufzuklären. Dieser Anspruch umfasste somit auch
die Aufklärung über die Tatbeteiligung der Angeklagten an der Ermordung von Kindern im Rahmen der zentral gesteuerten Kinder-»Euthanasie« in Württemberg in sogenannten »Kinderfachabteilungen«. Die Angeklagten aus dem württembergischen Innenministerium, Eugen Stähle und Otto Mauthe, waren in ihrer Position mitverantwortlich für die Durchführung von Kinder-»Euthanasie« und »Aktion T4«.
Kontinuität und Neubeginn
(2021)
Mit der Eingliederung in die Stadt Ditzingen am 1. Juli bzw. 1. Dezember 1971 endete die kommunale Eigenständigkeit der Strohgäu-Gemeinden Schöckingen und Heimerdingen. Dieser Schritt, beschlossen durch die beiden Gemeinderäte unter großer Zustimmung der Bürgerschaft, war Teil
der umfassendsten Verwaltungsreform der Nachkriegszeit in Baden-Württemberg. Für die betroffenen Kommunen war es eine historische Zäsur. Es sei »ein großes Anliegen, dass auch nach vollzogener Eingliederung in die Stadt Ditzingen die besondere Eigenart dieses Gemeinwesens mit großer Tradition beibehalten und gepflegt wird. Dafür hatte und hat man in Ditzingen größtes Verständnis und es wird eine unserer vornehmsten Aufgaben sein, dies im Rahmen des Ganzen auch ständig sicherzustellen«, versprach der Ditzinger Bürgermeister Hans Scholder in einer Grußbotschaft im Mitteilungsblatt für den Stadtteil Heimerdingen – und tatsächlich haben sich Heimerdingen und Schöckingen bis heute ein hohes Maß an Unabhängigkeit und eine eigene Identität bewahrt. Dennoch fiel die Aufgabe der rechtlichen Eigenständigkeit und der ausschließlichen Bestimmung über die eigenen Angelegenheiten vielen Bürgern nicht leicht. Was die Beweggründe für das entscheidende Votum waren, welche Alternativen sich boten und welche unmittelbaren Folgen sich für die betroffenen Ortschaften ergaben: Mit diesen und anderen Fragen soll sich der nachfolgende Aufsatz beschäftigen.
Anlässlich des Tags der Archive 2016 zeigte das Stadtarchiv Ludwigsburg eine Fotoausstellung zum Leben der Helene Guttman (1895–1985), die in
Ludwigsburg als Helene Seitz geboren wurde. Das Thema des bundesweiten Tags der Archive lautete »Mobilität im Wandel«. Das Leben Helene Guttmans verdeutlicht beispielhaft den außergewöhnlich hohen Mobilitätsgrad dieser weltoffenen Frau, der mit Sicherheit weit über dem vergleichbarer Personen der damaligen Zeit liegt. Im Mittelpunkt des Lebens von Helene Guttman steht die Auswanderung aus der schwäbischen Heimat in die Vereinigten Staaten. Eine Reise, die das Leben von Helene Guttman nachhaltig veränderte und gleichzeitig ein Beleg für ihre große Neugier und Flexibilität ist. Hinzu kommen aber auch die familienbedingten Aufenthalte in Ludwigsburg sowie die zahlreichen Urlaubsreisen und Wochenendausflüge,
die Helene zeit ihres Lebens unternommen hat.