306 Kultur und Institutionen
Filtern
Erscheinungsjahr
Dokumenttyp
Sprache
- Deutsch (20)
Gehört zur Bibliographie
- nein (20)
Schlagworte
- Kultur (5)
- Ausstellung (4)
- Geschichte (4)
- Heidelberg (4)
- Geschichtsbewusstsein (3)
- Karlsruhe (3)
- Kollektives Gedächtnis (3)
- Deutsch (2)
- Elsass (2)
- Entlehnung (2)
Bevor der Gemeinderat am 15. April 2010 einen Antrag auf Zulassung des Projekts Stolpersteine annahm, hatte er am 19. März 2009 zunächst die Verwaltung beauftragt, ein Konzept zur „Allgemeinen Kultur des Erinnerns“ vorzulegen. Ein erster Entwurf des Gutachtens wurde bei einer Anhörung zum Thema „Erinnern“ am 28. September 2009 im Großen Rathaussaal den Vertreter/inne/n von Institutionen, Vereinen und Initiativen, die sich in Heidelberg mit dem Thema befassen, vorgestellt. Das Gutachten wurde auf Grundlage der Ergebnisse der Anhörung überarbeitet und als Verwaltungsvorlage den Gemeinderatsgremien vorgelegt. In die hier abgedruckte Version sind nun auch die Ergebnisse der Beratungen und Beschlüsse des Gemeinderats vom 15. April 2010 eingearbeitet.
Woran erinnern sich Menschen, als Individuen, als Gruppe, als Nation? In welcher Form äußern sie diese Erinnerung? In welchen Jahrestagen und Orten konkretisiert sich die Erinnerung? Wie benutzt das politische System die Erinnerung? Individuelles und kollektives Gedächtnis, Erinnerungskultur, Erinnerungsritual, Gedächtnisort, Geschichtskultur, Geschichtspolitik - diese Begriffe haben seit Mitte der 1990er Jahre Eingang in die Kultur-und Geschichtswissenschaften gefunden. Nicht das erinnerte Ereignis steht im Mittelpunkt der Betrachtung, sondern seine Interpretation und Bewertung, seine Bedeutung für das politisch-historische Bewusstsein. Dabei erweisen sich die Studien von Aleida Assmann, Ute Frevert, Peter Reichel und Edgar Wolfrum als besonders erhellend.
Bis weit in das 18. Jahrhundert hinein spielten Zeit und Zeitmessung im täglichen Leben eine eher untergeordnete Rolle. Man richtete sich nach den
natürlichen Gegebenheiten von Tag und Nacht, von Sommer und Winter und orientierte sich hauptsächlich am Kulminationspunkt des Tages, dem
höchsten Sonnenstand, der Mittagszeit - vormittags oder nachmittags waren die entscheidenden Unterkriterien, Stunden oder gar Minuten spielten
eine kaum wahrnehmbare Rolle. Nicht nur das gesellschaftliche Leben spielte sich im wahrsten Sinne des Wortes ,im Laufe der Zeit' ab, ebenso
das gewerbliche Leben, die handwerkliche oder gar vorindustrielle Produktion. Der ,Lauf der Zeit' kennt keine Wiederholung, keinen unveränderlichen Takt der einzelnen Abläufe, der zur Wiederholung einlädt. Wohl gab es wasserbetriebene Hammerwerke und ähnliche Maschinen, die die Rotation des Antriebs in Takte umsetzten, doch reichte die Kraft des Wassers nicht aus, um sie als Energieträger industriell nutzen zu können.
Dem Heidelberger Geschichtsverein sind aus Privatbesitz zwei handschriftliche Chronikbücher der geselligen Vereinigung „Arminia“ übergeben worden. Der erste Band reicht von der Gründung 1884 bis Oktober 1898, der andere von Mai 1907 bis August 1918. Über den Verbleib des 1907 erwähnten zweiten Bandes für die Jahre 1899 bis 1906 und späterer Chroniken war bislang nichts herauszufinden. Die beiden Bücher werden bei Erscheinen dieses Beitrags dem Stadtarchiv Heidelberg übergeben worden sein.
Der Beginn des 18. Jahrhunderts war eine stürmische Zeit. Von 1701 - 1714 tobte in Europa der Spanische Erbfolgekrieg, von dessen Auswirkungen auch unsere engere Heimat nicht verschont blieb. Am 31. August 1704 strömten die Reste des französischen Heeres, das in der Schlacht von Höchstädt am 13. August durch die Truppen des Prinzen Eugen und des Herzogs von Marlborough eine bittere Niederlage erlitten hatten, durch das Kinzigtal und brannten die fürstenbergische Stadt Haslach, warum auch immer, bis auf die Grundmauern nieder. Und ein Jahr später baute ein Schwarzwälder Bauer an der alten Schönberger Straße, kurz unterhalb der Passhöhe, ein stolzes Schwarzwälder Bauernhaus. Der Name des Erbauers ist uns nicht bekannt, seine Initialen JHW und die Jahreszahl 1705 sind, umgeben von einem Herz, im Eckständer des Hauses eingeschnitzt. Wir können nur erahnen, wie viel Mut, wie viel Zuversicht und natürlich welche wirtschaftlichen Anstrengungen notwendig waren, um in Sichtweite der Burgruine Hohengeroldseck - die altehrwürdige Burg war 1689, rund 430 Jahre nach ihrer Erbauung, von französischen Truppen zerstört worden - das große „Wohn-/Stall-/Scheunenhaus" zu errichten.
Seit der Errichtung dieses Denkmals sind 33 Jahre vergangen, und doch steht das Monument aus poliertem Edelstahl in der Nähe des Schwanenweihers strahlend vor uns, als sei es gestern errichtet worden. Die Initiative ging von Roland Mall aus. Fürst Joachim zu Fürstenberg stellte den Platz zur Verfügung. Die beiden Initiatoren teilten sich die Kosten. Ausführender Künstler war der Mundelfinger Maler und Bildhauer Hans Koppenhöfer. Die festliche Enthüllung des Denkmals fand am 14. Oktober 1988 statt. Der Festakt im Museumssaal (heute Museum Art.Plus) wurde umrahmt mit dem Streichquartett op. 16 von Paul Hindemith, das 75 Jahre zuvor bei den ersten Kammermusikaufführungen uraufgeführt worden war.
Da ist zunächst das Stichwort LEVI. Es steht für „Lernen, Entwickeln, Vereinbaren, Inspirieren“ und ist eines der Leitworte, die die Entwicklung unserer Pastoral und unserer Diözese bestimmen. Wenn es gut geht, bedeutet das: Wir reflektieren unsere Prozesse, um sie zielorientiert zu gestalten und zu erneuern. Dazu gehört Vieles. Notwendig ist auf jeden Fall: einen gewissen Abstand zu dem zu gewinnen, was gerade geschieht, um uns in ein Verhältnis zu unseren Entwicklungen zu setzen. Dazu können die Beschäftigung mit der Geschichte, die Entwicklung des geschichtlichen Bewusstseins und die Erinnerungskultur einen wichtigen Beitrag leisten. Geschichte kann helfen, Verirrungen zu verhüten und Neues anzu- stoßen. Geschichte kann zu neuen Fragen und Antworten inspirieren.
Oskar von Wolkenstein beschrieb Konstanz während des Konzils von 1414-1418 als „Paradies am Bodensee“: „Wer wär’ in dieser Stadt nicht froh! Ja, Lust und Freude findet man in Kostnitz viel und mannigfalt.“ Tatsächlich erlebte die Stadt in diesen Jahren eine beeindruckende Blütezeit. Konstanz lag damals im Schnittpunkt der Handelsstraßen nach Oberitalien, Frankreich und Osteuropa und avancierte zu einem wichtigen Handelsplatz für Pelze, Leinen und Gewürze. Die Bedeutung der Stadt
zeigt sich auch darin, daß sie als Austragungsort des Konzils ausgewählt wurde, in dem Kirchenvertreter aus allen europäischen Ländern hier tagten. Noch bis zum Jahre 1827 war Konstanz Bischofssitz des größten deutschen Bistums. Aus dieser Blütezeit der Stadt gibt es heute noch viele Zeugnisse. Konstanz hat eine schöne historische Altstadt mit vielen Erinnerungen an die Vergangenheit, die jährlich tausende Touristen aus Nah und Fern anlockt und viel zu ihrer Beliebtheit als internationaler Tagungsort beiträgt. Dies verdanken wir dem glücklichen Umstand, daß die Stadt in den Kriegen der Vergangenheit immer vor größeren Zerstörungen bewahrt wurde.
Es freut mich, heute in die Ausstellung „Die Kultur der Abtei St. Gallen" einführen zu können. St. Gallen bildet gleichsam das Paradigma eines mittelalterlichen Klosters. Immer wieder haben seine Kultur und Ausstrahlung Historiker und Schriftsteller in ihren Bann gezogen, etwa Joseph Viktor von Scheffel in seinem ,,Ekkehard" (1855), Gustav Freytag in den „Bildern aus der deutschen Vergangenheit" (1859) oder den Schotten James Midgley Clark in „The Abbey of St. Gall as a Centre of Literature and Art" (1926) sowie Umberto Eco in „Der Name der Rose" (1982). Die heute zu eröffnende Ausstellung versucht erstmals einen musealen Einblick in die Kultur der Abtei Sankt Gallen zu geben. Selbstverständlich kann dies nur bruchstückhaft und
unvollkommen geschehen. Das Thema musste in wenige Kapitel aufgeteilt werden. Indes erlaubt es unsere Schau dem Betrachter immerhin, eine Übersicht über den Gegenstand zu gewinnen. Es sind sieben Kapitel oder Teile, in denen verschiedene Facetten dieser Kultur vorgestellt werden.
Wie wir in dem Dezemberheft der „Badischen Heimat" lesen können, sprach Marc
Twain, eigentlich Mister Samuel Langhorne
Clemens, von der „awful German language",
der schrecklichen deutschen Sprache. Aber was
für Marc Twain „awful" war, das waren einmal
die langen Wortungeheuer, d. h. Wortzusammenfügungen wie z. B. ,,Waffenstillstandsunterhandlungen" u.ä. und zum anderen die Tatsache, daß die Sprache so schwer zu erlernen
war. Deshalb macht er Vorschläge zur Vereinfachung unserer deutschen Sprache, damit man
sie „in weniger als 30 Jahren" erlernen könne.
Was würde ein Marc Twain wohl sagen,
wenn er heute nach Deutschland, nach Freiburg käme? Er müßte ja gar nicht mehr so viel
lernen, da er überall Englisch (bisweilen allerdings ein falsches) lesen und hören könnte.